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QM- Handbuch Pflege - AWO Kreisverband Roth-Schwabach

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KV <strong>Roth</strong>- <strong>Schwabach</strong><br />

<strong>AWO</strong> <strong>Pflege</strong>heim<br />

Petersgmünd<br />

<strong>QM</strong>- <strong>Handbuch</strong> <strong>Pflege</strong><br />

Stationäre <strong>Pflege</strong><br />

<strong>Pflege</strong> und Betreuung<br />

IV – 03.03.1 <strong>Pflege</strong>konzept Gerontopsychiatrischer Wohnbereich<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhalt Seite<br />

Vorwort 1<br />

Einleitung 1<br />

1. Allgemeines zum Gerontopsychiatrischen Wohnbereich 2<br />

1.1. Zielgruppe 2<br />

1.2. Zielsetzung 2<br />

1.3. Aufnahmekriterien 3<br />

2. Beschreibung der Abteilung 4<br />

2.1. Bewohnerzimmer 4<br />

2.2. öffentlicher Bereich 4<br />

2.3. Garten / Außenanlage 5<br />

2.4. Personalstruktur 5<br />

3. <strong>Pflege</strong>modelle 7<br />

3.1. <strong>Pflege</strong>modell der fördernden Prozesspflege nach Monika Krohwinkel 7<br />

3.2. Psychobiographisches <strong>Pflege</strong>modell nach Erwin Böhm 7<br />

3.2.1. Normalitätsprinzip 8<br />

3.2.2. Biographie 8<br />

3.2.3. Milieugestaltung 9<br />

3.2.4. Tagesstruktur 11<br />

3.2.5. Impulse 13<br />

3.2.6. Dokumentation 13<br />

4. Aktivierungsarbeit 14<br />

4.1. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten 14<br />

4.2. Handwerkliches Arbeiten 14<br />

4.3. Gartenarbeit 15<br />

4.4. Gruppenaktivierung 16<br />

4.5. Einzelaktivierung 17<br />

5. Kooperation mit externen Berufsgruppen 18<br />

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<strong>Pflege</strong> und Betreuung<br />

IV – 03.03.1 <strong>Pflege</strong>konzept Gerontopsychiatrischer Wohnbereich<br />

6. Zusammenarbeit mit Berufsgruppen im Haus 19<br />

7. Ehrenamtliche Mitarbeiter 20<br />

8. Angehörigenarbeit 21<br />

Schlusswort 22<br />

Literaturverzeichnis 23<br />

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<strong>Pflege</strong> und Betreuung<br />

IV – 03.03.1 <strong>Pflege</strong>konzept Gerontopsychiatrischer Wohnbereich<br />

Konzept des Gerontopsychiatrischen Wohnbereiches unter<br />

Einbeziehung des Psychobiographischen <strong>Pflege</strong>modell nach<br />

E. Böhm<br />

Vorwort<br />

Im <strong>Pflege</strong>heim Petersgmünd befinden sich drei Wohnbereiche. Im Laufe der Zeit stellte sich<br />

heraus, dass es nötig ist im beschützenden Wohnbereich ein eigenes Konzept zu erarbeiten,<br />

da sich hier die Arbeitsweise in einigen Punkten von der <strong>Pflege</strong> der anderen Wohnbereiche<br />

unterschied. Dieses Konzept wurde im März 2005 erstellt und bisher eingesetzt. Im Jahre<br />

2007 gab es im beschützenden Wohnbereich eine Änderung bzw. Erweiterung des<br />

bisherigen <strong>Pflege</strong>modells. Das Modell nach Monika Krohwinkel wurde durch das<br />

Psychobiographische <strong>Pflege</strong>modell nach Erwin Böhm ergänzt und Mitarbeiter geschult.<br />

Daher ist es notwendig, dass Konzept zu überarbeiten und die neuen Schwerpunkte mit<br />

einfließen zu lassen.<br />

Einleitung<br />

Die Lebenserwartung in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und wird die<br />

kommenden Jahre weiter ansteigen. Dadurch haben sich Krankheitsverläufe entwickelt, die<br />

es in diesem Ausmaß und vor allem in der Häufigkeit so nicht gegeben hat.<br />

In Deutschland leben derzeit etwa eine Million Menschen, die an mittelschwerer und<br />

schwerer Demenz erkrankt sind, Tendenz weiter steigend.<br />

Weitere häufige Erkrankungen jenseits des 50. Lebensjahres sind Depressionen, paranoide<br />

Störungen sowie Schizophrene Erkrankungen einhergehend mit Wahnideen. Zwar sind diese<br />

mit unter banal, aber alltagsnah und beziehen sich auf Beeinträchtigungen oder<br />

Bedrohungen in der unmittelbaren Lebensumgebung des Betroffenen.<br />

1. Allgemeines zum Gerontopsychiatrischen Wohnbereich<br />

1.1. Zielgruppe<br />

Aufgrund der Zunahme der beschriebenen Krankheitsbilder ist die Betreuung dieser<br />

Personengruppe im <strong>Pflege</strong>heim Petersgmünd deutlich in den Vordergrund gerückt. Unser<br />

Angebot auf dem Gerontopsychiatrischen Wohnbereich richtet sich an ältere Menschen ab<br />

dem 60. Lebensjahr mit allen Formen einer Demenz und psychiatrischen Erkrankungen, die<br />

aus gesundheitlichen Gründen nicht im häuslichen Umfeld leben oder betreut werden<br />

können.<br />

Schwerpunkt in der Versorgung ist die Betreuung von Menschen die an herausforderndem<br />

Verhalten, wie Weglauftendenzen, aggressiven Durchbrüchen, wahnhaften Erleben,<br />

nächtlicher Verwirrtheit etc. leiden.<br />

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1.2 Zielsetzung<br />

Der beschützende Wohnbereich befindet sich im Erdgeschoß und ist ein geschlossener<br />

gerontopsychiatrischer Bereich mit therapeutisch-reaktivierendem Charakter. Hier können 20<br />

Bewohner aufgenommen werden. Durch eine akute psychiatrische Erkrankung ist eine<br />

Anpassung an die Umwelt nur noch schwer möglich. Deshalb muss sich die Umwelt an den<br />

Erkrankten anpassen, dabei wollen wir eine Balance zwischen aktivierenden/stimulierenden<br />

und schützenden Elementen anstreben.<br />

Ziele aus unserem <strong>Pflege</strong>leitbild sind, den uns anvertrauten Menschen, die eigene Identität<br />

und ihre Selbstbestimmtheit zu erhalten und ihnen die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung<br />

zu geben. Dies bedeutet für uns den Menschen als ein einheitliches Ganzes unter<br />

Berücksichtigung von Körper, Geist und Seele sowie seinem sozialen Umfeld zu sehen.<br />

Um dieser Ganzheitlichkeit gerecht zu werden, planen wir die <strong>Pflege</strong> nach dem <strong>Pflege</strong>modell<br />

nach Monika Krohwinkel. Die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung erhalten und<br />

fördern wir nach dem Psychobiographischen <strong>Pflege</strong>modell von Erwin Böhm.<br />

1.3 Aufnahmekriterien<br />

Aufgenommen werden hauptsächlich mittel- bis hochgradig desorientierte und verwirrte<br />

betagte Menschen mit Weglauftendenz und / oder Selbst- bzw. Fremdgefährdung. Für die<br />

Aufnahme ist ein aktueller richterlicher Beschluss notwendig.<br />

Nicht aufgenommen werden insbesondere Personen mit extrem sozial unverträglichen<br />

Verhaltensweisen z. B. extreme Gewalttätigkeit. Menschen mit Zerstörungssymptomatik,<br />

Suchtproblematik vor allem Alkohol- und Drogenabhängigkeit, extremes Sexualverhalten<br />

sowie jüngere, psychisch erkrankte Menschen können ebenfalls nicht aufgenommen werden,<br />

da hierbei aus therapeutischen Gründen verschiedene Zielsetzungen aufeinander stoßen.<br />

2. Beschreibung der Abteilung<br />

2.1. Bewohnerzimmer<br />

Alle Bewohnerzimmer sind als Zweibettzimmer ausgelegt. Die Möbel sind aus hellem<br />

Buchenholz gefertigt, so können die Zimmer in Ergänzung mit eigenen Möbeln, Bildern und<br />

persönlichen Gegenständen sehr wohnlich nach den Wünschen der einzelnen Bewohner<br />

eingerichtet werden.<br />

Die Standardeinrichtung eines Zimmers besteht aus einem <strong>Pflege</strong>bett, Nachtschrank,<br />

Sideboard und Kleiderschrank. Telefon- und Fernsehanschluss sowie Zimmernotruf sind<br />

selbstverständlich integriert. In der Regel teilen sich je zwei Doppelzimmer eine Nasszelle mit<br />

zwei Waschbecken, Toilette und Dusche. Ausnahmen sind die jeweiligen Eckzimmer sowie<br />

Zimmer 0.28 und 0.29. Diese verfügen über eine eigene Nasszelle.<br />

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2.2 Öffentlicher Bereich<br />

Der öffentliche Bereich gliedert sich in Stationsgang, Küche und Wohnzimmer. Auf dem<br />

Gang befinden sich Sitzmöglichkeiten, mehrere Tische sowie Einrichtungsgegenstände aus<br />

den vierziger Jahren.<br />

In der Küche stehen drei Tische an denen insgesamt 12 Personen Platz finden. Weitere<br />

Tischgruppen befinden sich im Wohnzimmer und im hinteren Bereich des Flures.<br />

Im Wohnzimmer stehen ein Sofa und mehrere Sessel sowie ein Fernseher. Alle öffentlichen<br />

Zimmer sind zu jeder Tages- und Nachtzeit für die Bewohner zugänglich.<br />

Im Wohnbereich sind außerdem verschiedene Funktionsräume wie Fäkalienraum,<br />

Stationszimmer, Teeküche und Stationsbad mit Badewanne integriert.<br />

2.3 Garten / Außenanlage<br />

Eine Besonderheit dieses Wohnbereiches ist der angegliederte Garten, der von den<br />

Bewohnern durch den direkten Zugang nach außen jederzeit genutzt werden kann. Der<br />

Garten verfügt über einen Rundweg, eine Terrasse mit Sitzgelegenheiten und Pergola sowie<br />

einen Therapieweg mit verschiedenartigen Bodenbelägen. Die Glasüberdachung direkt am<br />

Gartenzugang bietet die Möglichkeit auch bei schlechtem Wetter draußen zu sitzen.<br />

Im Garten befindet sich außerdem ein Hochbeet mit saisonaler Bepflanzung sowie eine<br />

Kräuterecke mit mehreren Kräutern und Gewürzen.<br />

Zudem steht ein gemauerter Grill für Grillabende zur Verfügung.<br />

2.4 Personalstruktur<br />

Das Personal setzt sich aus folgenden Berufsgruppen zusammen:<br />

- Altenpflegerinnen<br />

- Krankenschwestern<br />

- Krankenpfleger<br />

- <strong>Pflege</strong>helfer<br />

- Betreuungsassistent<br />

- Auszubildende<br />

Die Wohnbereichsleitung hat zusätzlich die Qualifikation zur Gerontofachkraft. Eine weitere<br />

Fachkraft macht zudem die Gerontopsychiatrische Weiterbildung.<br />

Den Grundkurs <strong>Pflege</strong>modell nach Erwin Böhm haben 80 % des Personals absolviert.<br />

Eine Sozialpädagogin mit Böhm-Grundkurs unterstützt das <strong>Pflege</strong>team.<br />

Das <strong>Pflege</strong>personal ist verpflichtet sich ständig fort- und weiterzubilden, so dass jederzeit<br />

eine <strong>Pflege</strong> und Betreuung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

gewährleistet ist.<br />

Die <strong>Pflege</strong>person ist angehalten sich selbst und ihre Arbeit fortwährend zu reflektieren, nicht<br />

zu somatisieren und den Menschen so sein lassen wie er ist, ihn in dem was er braucht zu<br />

unterstützen. Das <strong>Pflege</strong>personal muss in der Lage sein zu Aktivieren und Reaktivieren und<br />

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den Klienten in den Mittelpunkt seines Handelns zu stellen. Es ist unbedingt erforderlich,<br />

dass sich jeder Mitarbeiter als Teil des Teams versteht und sich nach seinen Fähigkeiten<br />

entsprechend einbringt.<br />

Durch monatliche Teamgespräche wird der Prozess gefördert und unterstützt, Probleme<br />

können dadurch konstruktiv besprochen werden.<br />

3. <strong>Pflege</strong>modelle<br />

3.1 <strong>Pflege</strong>modell der fördernden Prozesspflege nach Monika Krohwinkel<br />

Die Schlüsselkonzepte des Modells sind der Mensch, die Umgebung, Gesundheit und<br />

Krankheit sowie die <strong>Pflege</strong>. Die <strong>Pflege</strong> wird vom <strong>Pflege</strong>team individuell für den Bewohner<br />

geplant. Die <strong>Pflege</strong>planung erfolgt nach den Aktivitäten und existentielle Erfahrungen des<br />

Lebens, den so genannten AEDL`s (13 Aktivitäten und existentielle Erfahrungen des<br />

Lebens).<br />

Trotz der Unterteilung der einzelnen AEDL´s ist immer die Ganzheit des zu <strong>Pflege</strong>nden zu<br />

beachten. Alle Bereiche der AEDL´s gehören zu einem Menschen und beeinflussen sich<br />

wechselseitig. Ressourcen und Hilfebedürftigkeit in einem Bereich haben unmittelbare<br />

Auswirkungen auf andere Bereiche.<br />

Die <strong>Pflege</strong>organisation gliedert sich in drei Bezugspflegebereiche der je eine<br />

Bezugspflegefachkraft zugeordnet ist. Diese erstellt eine ausführliche <strong>Pflege</strong>planung, ist<br />

verantwortlich für die Erhebung der Informationen, der Evaluation und der Umsetzung<br />

sämtlicher Expertenstandards. Zudem steht die Bezugspflegefachkraft im engen Kontakt mit<br />

den Angehörigen bzw. Betreuern und den behandelten Ärzten.<br />

3.2 Psychobiographisches <strong>Pflege</strong>modell nach Erwin Böhm<br />

Die Anwendung des Psychobiographischen <strong>Pflege</strong>modells lässt grundsätzlich eine<br />

Reaktivierung d. h. eine deutliche Verbesserung des psychischen Zustandes des dementen<br />

Menschen zu, indem sie die Demenz nicht als organische, sondern als psychobiographisch<br />

interpretierbares Problem sieht. Der Demenzkranke Mensch bleibt in seinem Gefühl, also<br />

seiner Thymopsyche erreichbar. Durch Schlüsselreize die aus der individuellen und<br />

kollektiven Biographie ersichtlich sind, kann die Lebensenergie wieder entfacht werden.<br />

Eine systemische Anwendung des Modells führt mindestens zu folgenden Verbesserungen<br />

für Bewohner und Personal:<br />

- eine Reaktivierung bei Klienten im Destruktionstrieb und Rückzug<br />

- eine Symptomlinderung ohne Einsatz von Psychopharmaka<br />

- eine Erhöhung des Selbstwertgefühls beim alten Menschen<br />

- eine Verbesserung der <strong>Pflege</strong>qualität durch "seelische <strong>Pflege</strong>"<br />

- eine deutliche Erhöhung der Arbeitszufriedenheit<br />

- eine Senkung der Krankenstände<br />

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3.2.1 Normalitätsprinzip<br />

Daheim ist ein Gefühl!<br />

Und weil das so ist, und wir uns Zu Hause am wohlsten fühlen, wollen wir auch für unsere<br />

Bewohner das individuelle Daheim-Gefühl schaffen. Das ist die Basis unserer Betreuung und<br />

wird erreicht durch das sog. Normalitätsprinzip. Prof. Erwin Böhm spricht vom<br />

Normalitätsprinzip und meint damit, dass wir uns immer wieder fragen müssen, was in der<br />

Kindheit, Jugend oder im frühen Erwachsenenalter der heutigen alten Menschen "normal"<br />

oder "üblich" war. Gemeint sind moralische Wertvorstellungen ebenso wie ganz banale<br />

Alltagsgewohnheiten, die das Leben einstmals bestimmten. Man muss bedenken: Der alte<br />

Mensch lebt zunehmend in der Normalität von Gestern. Und was gestern vielleicht "normal"<br />

war, kann heute zum Teil sehr befremdlich wirken.<br />

3.2.2 Biographie (Lebensgeschichte)<br />

Um zu erfahren um welche "Normalität" es sich beim Bewohner handelt, erstellen wir eine<br />

Gefühlsbiographie. Diese beinhaltet nicht nur markante Eckdaten, wie Geburts- und<br />

Heiratsdaten, sondern vor allem Storys, Lebensschicksale und Folklore die den einzelnen<br />

prägten und ihn als Menschen ausmachen. Prägungen können sowohl positiv als auch<br />

negativ sein. Außerdem ist zu bedenken, aus welchem Milieu der Bewohner stammt und<br />

welche regionalen Gegebenheiten wichtig waren. Die Biographie gibt zudem Auskunft über<br />

Schlüsselreize, Emotionen und Copings des Betagten.<br />

Man spricht hier von der Böhm´schen Formel: Prägung + Schlüsselreiz + Emotion =<br />

Coping<br />

3.2.3 Milieugestaltung<br />

Demente Menschen leben im Altzeitgedächtnis und ein alt vertrautes Milieu gibt dem<br />

Bewohner Sicherheit und unterstützt das "Daheim-Gefühl". Das heißt die Umgebung wird<br />

dem Dementen angepasst und nicht umgekehrt. Hierbei wird die individuelle Biographie, der<br />

Zeitgeist, Herkunft und die Brauchtümer (Religion) berücksichtigt.<br />

3.2.3.1 öffentlicher Bereich<br />

Der Flur wird durch verschiedene Farbgebungen und Wandgestaltungen in mehrere<br />

Bereiche unterteilt. Es gibt sowohl Ruhezonen mit Sesseln und Sofas, als auch Gegenstände<br />

mit Aufforderungscharakter zum Beispiel eine Garderobe mit Hüten, Jacken, Schirmen und<br />

Spazierstöcke. Die Farben sind hell und einladend, und mit verschiedenen Mustern aus den<br />

vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts versehen. Die Eingangstür ist<br />

mit Fachwerk verkleidet und ist somit nicht mehr als Tür zu erkennen, was die<br />

Weglauftendenz erheblich reduziert. Neben der Fachwerkwand hängen zwei Briefkästen, in<br />

die das Personal die Privatpost der Bewohner einwirft und später mit ihnen gemeinsam leert.<br />

Die Zimmertüren sind unter Berücksichtigung der emotionalen Erreichbarkeit und der<br />

Interaktionsstufe mit Bildern gekennzeichnet. Das bedeutet, Bewohner erkennen sich<br />

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entweder auf den Bildern selbst, oder haben eine starken Bezug zu dem, was auf den<br />

Bildern zu erkennen ist. Namen sind groß und bei Bedarf auch in Alter Schrift geschrieben.<br />

Das Ess- und Wohnzimmer sind ebenfalls im Stil der vierziger und fünfziger Jahre des<br />

Neunzehntenjahrhunderts eingerichtet. Das Esszimmer ist zugleich Küche in der gekocht,<br />

gearbeitet und gegessen wird. Die Alltagsgegenstände, wie Handtuchhalter und Kaffeemühle<br />

laden zum aktiven Tun ein und erinnern an die gute alte Zeit, wecken Emotionen und rufen<br />

Erinnerungen wach. Im Esszimmer finden 12 Bewohner an drei Tischen platz. Einer dieser<br />

Tische ist ein Spültisch bei dem, nach Bedarf, die Spülvorrichtung ausgezogen und gespült<br />

werden kann. Im Küchenbüffet steht verschiedenes Geschirr zur Benutzung bereit. Auf dem<br />

alten Ofen kann mit Hilfe einer Induktionskochplatte gekocht werden.<br />

Im Wohnzimmer fördern ein altes Sofa und zwei Sessel das gemütliche beisammen sein. Ein<br />

Wohnzimmerbüffet und ein alter Regulator, der zur vollen Stunde schlägt, erinnern an die<br />

gute Stube von früher. Um die heimelige Atmosphäre noch zu unterstreichen, hängen alte<br />

Bilder an den Wänden und am Boden liegt sich ein Teppich. Wer möchte, kann hier seinen<br />

Abend gemeinsam mit anderen Bewohnern vor dem Fernseher verbringen.<br />

Die Toilettentüren sind mit Herz gekennzeichnet, da dies ein bekanntes Symbol von früher<br />

ist, und auch Bewohner welche nicht mehr lesen können, dieses Zeichen erkennen. Die<br />

Toilette hat eine schwarze Klobrille, um besser im weißen Bad sichtbar zu sein.<br />

3.2.3.2 Bewohnerzimmer<br />

Damit sich die Bewohner schon vom ersten Tag an bei uns wohl fühlen, ist es sehr wichtig,<br />

dass sie auch in ihrem privaten Bereich vertraute und lieb gewonnene Gegenstände wieder<br />

finden. Es ist daher nicht nur möglich, sondern ausdrücklich erwünscht, das Zimmer nach<br />

den Bedürfnissen des Bewohners zu gestalten. So kann ein vertrautes Bild und der<br />

Ruhesessel von zu Hause Geborgenheit vermitteln und die Eingewöhnung im neuen<br />

Zuhause deutlich erleichtern.<br />

Die Angehörigen werden im Vorfeld mit einbezogen. Ziel ist es jedoch, den Bewohner in<br />

seinem häuslichen Umfeld zu Hause noch vor dem Einzug kennen zu lernen. Deshalb bieten<br />

wir vorab Hausbesuche an, um uns dem zukünftigen Bewohner vorzustellen und etwas über<br />

seine Lebensgewohnheiten zu erfahren. Diese Informationen können später in der<br />

Milieugestaltung passend umgesetzt werden.<br />

3.2.4. Tagesstruktur<br />

Ein strukturierter Tagesablauf ist notwendig um den Bewohnern, die oft das Gefühl für Zeit<br />

und Raum verlieren Sicherheit und feste Anhaltspunkte zu geben. Außer den vorgegebenen<br />

Zeiten für gemeinsames Essen und Rahmenprogramm des Sozialdienstes richtet sich der<br />

Tagesablauf nach der Normalität des einzelnen Bewohners. Am Vormittag werden<br />

gemeinsam hauswirtschaftliche Tätigkeiten erledigt. Es werden hier Bewohner mit<br />

einbezogen bei denen diese "normalen" und sinnvollen Beschäftigungen Alltag waren. Die<br />

Biographie des Bewohners gibt über die individuelle Alltagsnormalität Auskunft und das<br />

Erledigen von bekannten Aufgaben trägt zur Erhöhung der Ich-Wichtigkeit bei.<br />

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Wichtig ist es bei der Tagesstruktur auf Kontinuität zu achten, damit sich die Abläufe im<br />

Tertiärgedächtnis der Klienten verankern können.<br />

Um der Individualität gerecht zu werden richtet sich der Tagesablauf nach dem Bewohner<br />

und nicht umgekehrt. Aufsteh- und Schlafenszeiten können von ihm selbst gewählt werden.<br />

Nach dem Aufstehen und der Grundpflege wird der Morgen gemeinschaftlich in der Küche<br />

begonnen. Zusammen Kaffee kochen und Frühstücken stärkt das Gemeinschaftsgefühl und<br />

gibt zeitliche Orientierung. Nach dem Frühstück wird das Geschirr gespült und abgetrocknet.<br />

Insgesamt bietet die Küche vielerlei Möglichkeiten der Impulssetzung. Sowohl<br />

hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Zeitungslesen und andere Gruppenaktivitäten finden am<br />

Vormittag hier statt. Dreimal wöchentlich wird zusätzlich ein Teil des Mittagessens z.B.<br />

Nachtisch, Suppe oder Kartoffeln zubereitet.<br />

Vor dem Essen werden, mit einigen Bewohnern zusammen, die Tische gedeckt, um dann<br />

gemeinsam in familiärer Atmosphäre die Mahlzeiten einzunehmen. Unterstützt wird dies vor<br />

allem durch gleich bleibende Tischgruppen, die sich nach Interaktionsstufen und<br />

Herkunftsmilieu zusammensetzen. Damit die Bewohner die Möglichkeit haben sich nach<br />

ihren Bedürfnissen zu bedienen und die Menge selbst zu bestimmen stehen verschiedene<br />

Schüsseln auf dem Tisch. <strong>Pflege</strong>kräfte begleiten die Mahlzeiten nicht als Zuschauer sondern<br />

als Teil der Gruppe, indem sie sich zu den Bewohnern setzen und mit ihnen essen.<br />

Nach dem Mittagessen ist bis 14.00 Uhr Mittagsruhe. Hier wird den Bewohnern angeboten<br />

sich etwas hinzulegen oder in bequemen Sitzmöglichkeiten auszuruhen.<br />

Am Nachmittag findet ausgedehntes Kaffeetrinken statt, das vielerlei gestaltet werden kann,<br />

z.B. Kaffeemahlen mit der Mühle und frisches Aufbrühen des Kaffees oder benutzen von<br />

Sonntagsgeschirr. Der Schwerpunkt hier ist die Kommunikation zwischen <strong>Pflege</strong>personal und<br />

Bewohner sowie die Förderung des Kontaktes der Bewohner untereinander. Anschließend ist<br />

Raum für gezielte Aktivitäten und Einzelbeschäftigungen.<br />

Das Abendessen gestaltet sich ähnlich wie das Frühstück. Es wird hierbei der<br />

Tagesausklang in den Mittelpunkt gestellt, da viele demenzkranke alte Menschen in den<br />

Abendstunden vermehrt Unruhe zeigen und instabil werden. Die Abendpflege im Anschluss<br />

ist deshalb individuell gestaltet und richtet sich nach den Bedürfnissen und der Biographie<br />

jedes Einzelnen, z.B. Gebet, Wärmflasche oder ein Glas warme Milch tragen zur<br />

Geborgenheit bei und erleichtern das Ein- und Durchschlafen.<br />

3.2.5. Impulse<br />

Neben der Tagesstruktur werden, für den Bewohner wichtige, Impulse gesetzt. Da jeder<br />

prägungsbedingt andere Ressourcen mitbringt, ist es wichtig diese zu kennen und unter<br />

Umständen zu Reaktivieren. Impulse werden aus der Biographie ermittelt und in den<br />

Tagesablauf integriert. (Impuls: Etwas in Bewegung bringen) Ziel ist es ein Wiederaufleben<br />

und eine Steigerung des Selbstwertgefühls zu erreichen. Denn "Vor den Beinen muss die<br />

Seele bewegt werden" (Böhm 2009, 24) das geht nur, indem man für eine Tätigkeit<br />

zunächst einen Anreiz/Motiv schafft.<br />

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3.2.6. Dokumentation<br />

Die tägliche, ausführliche Böhm-Dokumentation ist notwendig um den emotionalen Zustand<br />

des Bewohners zu erfassen und Probleme zu erkennen. Im Berichtsblatt wird erfasst was er<br />

tut, wie er es macht, wie er dabei aussieht (Gestik, Mimik, Sprache, Blickkontakt) und wie es<br />

ihm dabei geht (wirkt/scheint).<br />

An der wöchentlichen Böhm-Visite nehmen mindestens vier Mitarbeiter teil. Hierbei wird nach<br />

dem Böhm´schen Regelkreis vorgegangen.<br />

4. Aktivierungsarbeit<br />

Nicht unterfordern, nicht überfordern, aber belasten, ist Grundsatz der Aktivierungsarbeit<br />

nach Böhm um eine gezielte Aktivierung und Reaktivierung zu erreichen. Wichtig ist dabei,<br />

dass die Biographie und Ressourcen des Einzelnen berücksichtigen werden.<br />

4.1 Hauswirtschaftliche Tätigkeiten<br />

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten sind unter anderem Kochen, Backen, Spülen, Abtrocknen,<br />

Bügeln und Blumenpflege usw.<br />

Ziele:<br />

- Erhaltung von Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

- Schaffung von Erfolgserlebnissen<br />

- Gleichzeitige Förderung der manuellen Feinmotorik<br />

Mit hauswirtschaftlichen Tätigkeiten können sich auch schwer verwirrte Bewohner<br />

identifizieren. Altvertrautes Können und Wissen wird reaktiviert und führen zu sichtbaren<br />

Erfolgserlebnissen.<br />

4.2. Handwerkliches Arbeiten<br />

Unter handwerkliches Arbeiten fallen alle Aktivierungen die biographisch mit dem erlerntem<br />

Beruf, hausfraulichen Tätigkeiten oder Hobbys zu tun haben wie z. B. Stopfen, Nähen,<br />

Häkeln, Stricken, Schuhe putzen, Gehweg kehren, Bilder aufhängen, kaputte Gegenstände<br />

reparieren, kleine Holzarbeiten usw.<br />

Ziele:<br />

- Erhaltung manueller Geschicklichkeit<br />

- Freude am sinnvollen Tun<br />

4.3. Gartenarbeit<br />

Da demente Menschen oft zeitlich desorientiert sind, bietet der Garten, eine gute Möglichkeit<br />

die Jahreszeiten aktiv zu erfahren und mitzuerleben wie sich die Natur jahreszeitlich<br />

entsprechend verändert. Deshalb steht den Bewohnern der Garten das ganze Jahr zur<br />

Verfügung.<br />

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<strong>Pflege</strong> und Betreuung<br />

IV – 03.03.1 <strong>Pflege</strong>konzept Gerontopsychiatrischer Wohnbereich<br />

Frühjahr: - Hochbeet und Kräutergarten wird bepflanzt<br />

- Sträucher werden geschnitten und in Form gebracht<br />

Sommer: - Ernte je nach Reife der verschiedenen Bepflanzungen, z.B.<br />

Erdbeeren, Kohlrabi, Salat, Tomaten usw.<br />

Herbst: - Laubkehren und beseitigen der Blätter aus den Beeten<br />

- Ernten von Nüssen und den letzten Früchten<br />

Winter: - Schnee räumen<br />

Die Gartenarbeit wird vom <strong>Pflege</strong>personal angeleitet, z.B. Blumengießen, Bepflanzen und<br />

Ernten. Der Bewohner hat jedoch jederzeit die Möglichkeit aus eigener Motivation heraus<br />

sich an den Früchten und Kräutern zu bedienen, das Beet zu harken, die Wege zu kehren<br />

oder sich auch nur als Beobachter im Garten aufzuhalten und genießen.<br />

4.4. Gruppenaktivierung<br />

Ziele:<br />

- Förderung des Gefühls der Zugehörigkeit und Eingebundenheit<br />

- Förderung sozialer Kontakte<br />

Die Gruppenaktivierung findet meist an den Nachmittagen statt und richtet sich nach den<br />

Jahreszeiten, orientiert sich aber auch am gesamten Wochenplan im Haus. Der Bewohner<br />

soll hierbei die Möglichkeit haben mit anderen Bewohnern in Kontakt zu treten und<br />

Angehörige können leicht mit einbezogen werden. Das Altzeitgedächtnis wird aktiviert,<br />

Lebensfreude wird vermittelt und erhalten.<br />

Gruppenaktivitäten können sein:<br />

- singen (Einsatz von Musik aus den 20 er bis 50 er Jahren)<br />

- tanzen<br />

- Zeitung (vor)-lesen<br />

- Geburtstage feiern<br />

- Geschichten vorlesen<br />

- Gesellschaftsspiele, Sprichwörter raten<br />

- Gymnastik<br />

- Fernsehabende<br />

- Grillabende<br />

- Gesprächskreis<br />

- Kaffeerunde<br />

- Zehn-Minuten-Aktivierung<br />

- Ausflüge<br />

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4.5. Einzelaktivierung<br />

Ziele:<br />

- eine individuelle Impulssetzung ermöglichen<br />

- Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zur <strong>Pflege</strong>kraft<br />

- gezieltes Eingehen auf Emotionen und besondere Bedürfnisse des einzelnen<br />

Bewohners, die durch eine Gruppenaktivität unter- bzw. überfordert sind.<br />

Einzelaktivitäten können sein:<br />

- Basale Stimulation<br />

- Besuch von Therapiepuppen<br />

- Einkaufsfahrten<br />

- Biographiegespräch, Erinnerungsarbeit<br />

- Entlastungsgespräch<br />

- Konfliktgespräch<br />

- Bewegungsübungen<br />

- Spaziergänge<br />

- Kontakte zu Angehörigen unterstützen durch z.B. Briefe schreiben, Telefonate<br />

5. Kooperation mit externen Berufsgruppen<br />

Die <strong>Pflege</strong> arbeitet eng mit folgenden Berufsgruppen zusammen:<br />

- Hausärzte: Der Bewohner hat grundsätzlich die Möglichkeit sich seinen Hausarzt frei<br />

zu wählen. Viele Ärzte kommen jedoch nicht zur Visite ins Haus und mit<br />

zunehmendem Krankheitsverlauf ist es oftmals schwierig zu den einzelnen Ärzten zu<br />

gelangen und die lange Wartezeit zu überbrücken. Aus diesem Grund arbeiten wir<br />

vorwiegend mit ortsansässigen Ärzten zusammen, die regelmäßig zur Visite in den<br />

Wohnbereich kommen, damit Probleme und Veränderungen zeitnah besprochen<br />

werden können.<br />

- Fachärzte: Gelegentlich werden bei spezifischen Problemen zusätzlich Fachärzte<br />

hinzugezogen. Neurologenvisite erfolgt zweimal monatlich. Hier werden Probleme<br />

besprochen, aber im Wesentlichen auch die Dosierung der Psychopharmaka überprüft<br />

und kontinuierlich reduziert. Der Neurologe ist über die Grundzüge des<br />

Psychobiographischen <strong>Pflege</strong>modells informiert und unterstützt die <strong>Pflege</strong>kräfte darin.<br />

- Augen-, HNO- und Zahnärzte sowie Urologen machen auf Anfrage Hausbesuche.<br />

Bei Bedarf einer Behandlung durch einen weiteren Facharzt werden für die<br />

Bewohner Termine in der Praxis bzw. Klinik vereinbart, und die <strong>Pflege</strong>kräfte<br />

koordinieren den Transport und begleiten sie wenn nötig<br />

- Weitere externe Berufsgruppen mit denen jede <strong>Pflege</strong>kraft zusammen arbeitet sind<br />

Seelsorger, Sanitätshäuser, Krankengymnasten, Apotheken, Vormundschaftsgericht,<br />

Gesundheitsamt, MDK, Krankenhäuser und Bezirkskliniken.<br />

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6. Zusammenarbeit mit Berufsgruppen im Haus<br />

Jeder Mitarbeiter im Haus, der in diesem Wohnbereich mit den Bewohnern in Kontakt tritt<br />

sollte das <strong>Pflege</strong>modell kennen und mit ihm umgehen können! Das bedeutet<br />

beispielsweise, dass sich zu den Mahlzeiten gemeinsam zum Essen gesetzt wird. Dies<br />

betrifft jeden Mitarbeiter der sich zu dem Zeitpunkt auf der Station aufhält, also auch<br />

Raumpflege und Betreuungsassistenten. Mitarbeiter der Wäscherei verteilen regelmäßig<br />

die frisch gewaschene Bewohnerkleidung und sind angehalten dies mit den Bewohnern<br />

gemeinsam zu tun. Aufgaben der Raumpflege wie etwa Blumengießen sollen mit einem<br />

oder mehrerer Bewohner erledigt werden. Das Gemeinschaftsgefühl wird dadurch<br />

gefördert, die Raumpflege wird als Teil des Teams wahrgenommen und die<br />

Alltagsnormalität wird somit optimal unterstützt.<br />

Der Wohnbereich arbeitet zudem noch mit den anderen Wohnbereichen, der Küche, der<br />

Wäscherei, der Verwaltung, dem technischen Dienst und dem Sozialdienst zusammen.<br />

Heimleitung und <strong>Pflege</strong>dienstleitung unterstützen die Umsetzung des<br />

Psychobiographischen <strong>Pflege</strong>modells im Wohnbereich und arbeiten eng mit den<br />

<strong>Pflege</strong>kräften zusammen. Um die Zusammenarbeit zu optimieren finden täglich<br />

Besprechungen statt, in denen das Tagesgeschehen zusammengefasst, Abläufe<br />

koordiniert und Veranstaltungen geplant werden.<br />

7. Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Das Haus verfügt über einige ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich je nach persönlicher<br />

Ressource in die Einrichtung einbringen. So finden beispielsweise Singgruppen,<br />

Spaziergänge oder auch Gesprächsrunden statt, die von den ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

durchgeführt werden. Für die Organisation und Logistik ist der Sozialdienst verantwortlich<br />

und wird hierbei von den <strong>Pflege</strong>kräften unterstützt.<br />

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter werden zu allen Festen und Ausflügen eingeladen. Meist<br />

unterstützen sie dann die angestellten Mitarbeiter bei der Betreuung der Bewohner.<br />

8. Angehörigenarbeit<br />

Wenn der Ehepartner, die Mutter oder der Vater an Demenz erkrankt, beginnt für die<br />

betroffenen Angehörigen eine schwierige Zeit. Sie müssen zusehen, wie Menschen die<br />

sie lieben oder für sie Respektspersonen waren, sich auf eine Weise verändern, die alles<br />

Vorhergehende in Frage stellt. Oft fühlen sie sich in dieser Situation allein gelassen, bzw.<br />

wissen nicht, wo sie Hilfe erfahren können. Das <strong>Pflege</strong>personal des Wohnbereiches steht<br />

daher schon vor dem eigentlichen Einzug den Angehörigen beratend zur Seite und gibt<br />

Hilfestellung wo sie benötigt wird. Darüber hinaus hält die Bezugspflegefachkraft des<br />

jeweiligen Bewohners stets engen Kontakt zu dessen Angehörigen.<br />

Wir wissen, dass Angehörige für uns wichtige Partner sind, denn sie sind diejenigen, die<br />

unsere Bewohner seit Jahren kennen und uns Auskunft über die Biographie geben<br />

können, sofern wir von den Bewohnern selber nicht ausreichend erfahren. Unser<br />

Wohnbereich steht für Angehörige immer offen und sie sind zu jeder Zeit willkommen. Wir<br />

ermuntern sie, sich bei uns einzubringen und am Leben im Wohnbereich teilzunehmen.<br />

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Das <strong>Pflege</strong>personal hat stets ein offenes Ohr für Probleme, Wünsche und Anregungen<br />

seitens der Angehörigen und bespricht mit ihnen die Umsetzung in den<br />

<strong>Pflege</strong>planungsprozess.<br />

Wir wissen auch, dass es für Angehörige von demenzkranken Personen manchmal<br />

notwendig ist, Abstand von der Situation zu bekommen. Daher wird es vom<br />

<strong>Pflege</strong>personal akzeptiert, wenn Angehörige eventuell eine Zeitlang nicht zu Besuch<br />

kommen und wird auch nicht in Frage gestellt. Damit es dennoch möglich ist mit anderen<br />

Angehörigen in Kontakt zu treten, sich auszutauschen und die Bewohner vielleicht von<br />

einer anderen Seite zu erleben finden regelmäßig Feste und Feiern im Haus statt zu<br />

denen Angehörige eingeladen und ausdrücklich erwünscht sind.<br />

Um sich näher über unseren Wohnbereich und das <strong>Pflege</strong>konzept zu informieren stehen<br />

den Angehörigen mehrere Möglichkeiten offen. Der Wohnbereich verfügt über einen<br />

Flyer, sowie über eine Kurzinformation in der die wesentlichen Inhalte des Konzeptes<br />

einfach beschrieben sind. Zudem bietet der Wohnbereich alle drei Monate eine<br />

Angehörigensprechstunde an.<br />

Schlusswort<br />

<strong>Pflege</strong> ist ein Prozess und somit keine starre Einheit sondern bedarf einer stetigen<br />

Weiterentwicklung. Alle Mitarbeiter des Wohnbereiches tragen dazu bei, die Qualität und die<br />

Entwicklung voran zu treiben und dabei die Würde und Selbstständigkeit des Einzelnen zu<br />

berücksichtigen. Daher kann dieses Konzept nur als Richtschnur verstanden werden und<br />

unterliegt einer regelmäßigen Kontrolle. Bei Bedarf wird dieses Konzept nach neuesten<br />

wissenschaftlichen und pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen überarbeitet.<br />

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