05.12.2016 Aufrufe

Hallesche-Immobilienzeitung-Ausgabe59-2016-12

Viele Menschen interessieren sich für Immobilienangebote in ihrer eigenen Stadt, insbesondere für Mieten und Kaufen, Wohn- und Gewerbeobjekte in ihrem näheren Umfeld. Die Hallesche Immobilien Zeitung ist die erste, kostenfreie, immobilienspezifische Angebots-Zeitung für die Region Halle. An jedem 1. Samstag im Monat werden private Haushalte und Gewerbetreibende in dieser Region über aktuelle Immobilienangebote und interessante Themen rund um die Immobilie informiert.

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5<br />

Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Fotos Gunar Preuß<br />

Besucher Ehrfurcht hervorrufen soll.<br />

Was auch in Halle unzweifelhaft<br />

gelungen ist.<br />

Vor allem Architekt Karl Illert hat in<br />

Halle den seinerzeit aufwendigsten<br />

und architekturgeschichtlich bedeutendsten<br />

Justizpalast Preußens<br />

geschaffen. Unter anderem waren<br />

die Türme von Paul Thoemer nur<br />

16 Meter hoch geplant, es wurden<br />

dann 50 Meter. Spektakulär ist indes<br />

vor allem die enorme Farbigkeit. Ein<br />

buntes Inneres ist zwar typisch für<br />

die historistische Architektur, in Halle<br />

wurde aber erstmals auch außen sehr<br />

bunt gestrichen. „Es gibt kein anderes<br />

vergleichbares Gerichtsgebäude<br />

mit dieser farblichen Opulenz“, stellt<br />

Kunsthistorikerin Sabine Meinel vom<br />

Landesamt für Denkmalpflege und<br />

Archäologie fest. Beeindruckend ist<br />

vor allem die Mittelhalle mit dem<br />

Treppenhaus. Die Geländer mit grünen<br />

oder goldenen floralen Motiven<br />

begleiten die Treppenläufe. Unterschiedlich<br />

farbige Stützen tragen das<br />

Gewölbe mit seiner luftigen floralen<br />

Ausmalung und mit den Wappen der<br />

Städte des damaligen Gerichtsbezirkes<br />

Halle.<br />

Außen wie innen wurde am Schmuck<br />

nicht gespart. Sogenannte „Wilde<br />

Männer“ dienen als Wappenhalter,<br />

auch das das Bild des preußischen<br />

Adlers findet sich oft, und Schriftzüge<br />

gibt es viele. „Rache ist neues<br />

Unrecht!“, ist etwa an einem Erker<br />

außen zu lesen. An den beiden<br />

Fenstervorsprüngen unterhalb der<br />

Ecktürme finden sich sogar jeweils<br />

drei Porträtbüsten: links Herr Svarez,<br />

der Vater eines allgemeinen Gesetzbuches<br />

in der Regierungszeit des<br />

alten Fritz, daneben der hallesche<br />

Universitätsmitbegründer und Justizreformer<br />

Christian Thomasius und<br />

schließlich Jakob Grimm, geläufig als<br />

Märchenbewahrer und nicht weniger<br />

wichtig durch seine Erforschung<br />

von Rechtsaltertümern. Die rechte<br />

Häuserfront ist offenbar dem Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch zugedacht. Man<br />

sieht Büsten von Heinrich Eduard<br />

Pape, der der Kommission zur<br />

Endfassung des Gesetzeswerkes<br />

vorstand, von einem Herrn Ministerialrat<br />

Küntzel, sowie das Porträt<br />

des Gelehrten Gottlieb Planck.<br />

Dass das Gebäude außen und innen in<br />

dieser ausdrucksvollen Farbopulenz<br />

erstrahlte und so reich ausgeschmückt<br />

war, dafür nennt Kunsthistorikerin<br />

Sabine Meinel zwei Gründe: Dies<br />

sei erstens dem Zeitgeschmack und<br />

dem Engagement Karl Illerts für die<br />

Wiederverwendung der Polychrome<br />

als Gestaltungsmittel geschuldet,<br />

zweitens, so der ausführende Architekt<br />

selbst, „dank der damals etwas flauen<br />

Zeit im Baugeschäft nicht unwesentliche<br />

Ersparnisse, gegen den Kostenvoranschlag<br />

zu verzeichnen waren.“<br />

Das heißt: Es wurde billiger gebaut als<br />

gedacht - und so war genug Geld da!<br />

Paul Thoemer (1851 bis 1918)<br />

Paul Thoemer wurde im pommerschen Köslin am 20. Juni 1851 geboren<br />

und starb am 6. Juni 1918 in Berlin. Seine Berufstätigkeit begann er<br />

im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten zunächst im<br />

Dezernat für Eisenbahnhochbauten. Nach seinen Entwürfen - und<br />

denen Eduard Fürstenaus - wurde bis 1902 in Halle beispielsweise<br />

das schlossgleiche Gebäude der Eisenbahndirektion Halle gebaut,<br />

heute Sitz des Landesverwaltungsamtes in der Ernst-Kamieth-Straße.<br />

Später war er im Dezernat für Justizbauten tätig. Thoemer stieg in<br />

der Beamtenhierarchie bis zum Wirklichen Geheimen Rat auf. Da die<br />

Dezernate des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten eine zentrale<br />

Funktion im staatlichen Bauwesen Preußens hatten, waren Thoemer<br />

und andere Mitarbeiter an der Planung aller größeren Neu- und<br />

Umbauprojekte im jeweiligen Zuständigkeitsbereich beteiligt. In<br />

dieser Abteilung wurden zu seiner Zeit 51 große und 300 kleine und<br />

mittlere Gerichtsgebäude entworfen. Wie groß dabei der Anteil<br />

Einzelner an der baukünstlerischen Gestaltung war, lässt sich kaum<br />

genauer nachvollziehen. Die vorhandenen stilistischen Ähnlichkeiten<br />

der Bauten deuten aber auf eine zentrale Prägung durch die in den<br />

Dezernaten entstandenen Entwürfe oder Vorentwürfe hin. So wie bei<br />

den zahlreichen preußischen Gerichtsbauten, eben auch des heutigen<br />

Landgerichts in Halle. Vor allem in Berlin stehen die Justizgebäude,<br />

an denen er mitwirkte. Dazu zählen mehrere Amtsgerichte. Darunter<br />

auch das Amtsgericht Wedding, dessen Gebäudekomplex als eines der<br />

imposantesten Berliner Gerichtsgebäude gilt.<br />

Karl Illert (1844 bis 1908)<br />

Der in Kassel geborene Karl Jacob Illert studierte an der Berliner<br />

Bauakademie als einer der ersten Schüler des Architekten Carl Schäfers<br />

(1844 bis 1908). Diesem assistierte er neben seiner Anstellung im<br />

Technischen Büro des preußischen Ministeriums für öffentliche Bauten<br />

auch. Vier Jahre war Illert zudem als Baubeamter und Zeichenlehrer an der<br />

Landesschule Pforta bei Naumburg tätig, ehe er zum Landbauinspektor<br />

ernannt wurde und die halleschen Gerichtsgebäude ausführte.<br />

Im mitteldeutschen Raum bekannte Objekte des Architekten sind<br />

beispielsweise die steinerne Bogenbrücke mit Brückenhäuschen über<br />

die Saale in Bad Kösen oder die Kirche in Taugwitz im Burgenlandkreis.<br />

Quellen:<br />

Landgericht Halle - Kleinod der Jahrhundertwende; Landesamt für Denkmalpflege<br />

und Archäologie Sachsen-Anhalt, Text: Sabine Meinel, Halle (Saale) 2013<br />

Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, Landesamt für Denkmalpflege und<br />

Archäologie Sachsen-Anhalt, 2005 - Heft 1, Text: Sabine Meinel<br />

Mitteldeutsche Zeitung vom 24.01.1991, Text: Wolfgang Boeckh<br />

Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Fotos Andrea Hörentrup<br />

Albert (1851 - 1944) &<br />

Ernst Giese (1853 - 1944)<br />

Knoch (1854 - 1930)<br />

& Kallmayer<br />

(1853 - 1929)<br />

Richard Riemerschmid<br />

(1868 - 1957)<br />

Wilhelm Jost<br />

(1874 - 1944)<br />

Hermann Frede<br />

(1883 - 1965)<br />

Martin Knauthe<br />

(1889 - 1942)<br />

1850 1855 1860 1865 1870 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1950 2000<br />

| | | | | | | | | | | | |<br />

Klassizismus (1770-1850)<br />

Historismus (1830-1900)<br />

Jugendstil (1890–1910)<br />

Moderne (seit 1900)

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