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saar-scene März 03/11

Das total umsonste Popkulturmagazin.

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Skinzone<br />

28<br />

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Nur was für<br />

die Harten<br />

Historische Körpermodifikationen<br />

Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich, tätowiert und gepierct<br />

zu sein. Auch zählt man dadurch nicht mehr automatisch zu den<br />

ganz harten Typen oder Kampfweibern. Im Gegenteil: Dieser<br />

Körperkult ist vielmehr ein spezieller Ausdruck von Ästhetik und steht<br />

nicht im Widerspruch zu Grazie. Auch in vielen Berufssparten ist man<br />

trotz üppiger Körperkunst zunehmend gesellschaftsfähig. Bevor man<br />

sich jedoch für extreme Formen der Bodymodification, wie z. B. Zungenspaltung,<br />

Subinzision oder Gesichtstattoos entscheidet, sollte<br />

man sich Gedanken darüber machen, ob dies mit der späteren Lebensplanung<br />

zu vereinbaren ist.<br />

Wer denkt, unsere heutige Körperkunst sei besonders krass oder<br />

eine moderne Begleiterscheinung unserer hoch zivilisierten Welt,<br />

der irrt. Die Tätowier- und Piercingkunst wird in Europa schon<br />

seit Jahrhunderten praktiziert. Dabei hat sie verschiedene Höhen<br />

und Tiefen erlebt und seit den 70er Jahren wieder vermehrt Anhänger<br />

gefunden. Der gegenwärtige Boom begann ca. in den<br />

90er Jahren. Aber es gibt auch andere Formen der Body Modification,<br />

die bei vielen Naturvölkern beliebt sind oder früher auch<br />

bei uns voll hip waren. Wenn man sich etwas umschaut, stellt man<br />

fest, dass diese Körpermodifikationen vor allem bei Frauen angewendet<br />

werden. Starke Schmerzen nehmen z. B. junge afrikanische<br />

Frauen aus dem Volk der Mursi auf sich. Sie lassen sich einige Zähne<br />

ausschlagen, die Unterlippe aufschneiden und diese dann mit Hilfe von<br />

Tontellern zu einer Tellerlippe mit bis zu 15 cm Durchmesser dehnen.<br />

Eine seltsame und beklemmende Vorstellung ist es auch, sich<br />

mit Hilfe einer engen Messing-Spirale einen Giraffenhals wie die<br />

Padaung-Frauen wachsen zu lassen. In China verfolgten die Frauen<br />

etwa 1000 Jahre lang das Schönheitsideal der Lotos- oder Lilienfüße.<br />

Dabei wurden die Füße durch extremes Zusammenbinden<br />

und Knochenbrechen regelrecht verkrüppelt. In Akzeptanz der<br />

Behinderung wurden die Füße so auf 13-14 cm, idealerweise<br />

sogar auf 10 cm, verkürzt. 19<strong>11</strong> wurde diese Praxis verboten,<br />

hat sich aber tatsächlich noch bei in die 30er Jahre gehalten.<br />

Die Wespentaille gilt ja auch heute noch bei uns als Schönheitsideal<br />

und es gibt immer noch Frauen, die versuchen, mit<br />

entsprechenden Hilfsmitteln wie engen Corsagen, Gürteln,<br />

Korsetts etc. um jeden Preis eine extreme Wespentaille zu erreichen.<br />

Dabei nehmen sie sogar Organschäden in Kauf. Einfache<br />

Nebenwirkungen sind lediglich Kurzatmigkeit und Ohnmachtsanfälle,<br />

siehe Elisabeth, alias Keira Knightly, in Fluch der<br />

Karibik 1. Was wäre wohl gewesen, wenn Jack Sparrow sie nicht<br />

gerettet hätte …<br />

Text: <strong>saar</strong>-<strong>scene</strong> Bild: Uros Ravbar<br />

Magazin-<strong>März</strong>-18.indd 28 24.02.<strong>11</strong> 18:00

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