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Skinzone<br />
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Nur was für<br />
die Harten<br />
Historische Körpermodifikationen<br />
Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich, tätowiert und gepierct<br />
zu sein. Auch zählt man dadurch nicht mehr automatisch zu den<br />
ganz harten Typen oder Kampfweibern. Im Gegenteil: Dieser<br />
Körperkult ist vielmehr ein spezieller Ausdruck von Ästhetik und steht<br />
nicht im Widerspruch zu Grazie. Auch in vielen Berufssparten ist man<br />
trotz üppiger Körperkunst zunehmend gesellschaftsfähig. Bevor man<br />
sich jedoch für extreme Formen der Bodymodification, wie z. B. Zungenspaltung,<br />
Subinzision oder Gesichtstattoos entscheidet, sollte<br />
man sich Gedanken darüber machen, ob dies mit der späteren Lebensplanung<br />
zu vereinbaren ist.<br />
Wer denkt, unsere heutige Körperkunst sei besonders krass oder<br />
eine moderne Begleiterscheinung unserer hoch zivilisierten Welt,<br />
der irrt. Die Tätowier- und Piercingkunst wird in Europa schon<br />
seit Jahrhunderten praktiziert. Dabei hat sie verschiedene Höhen<br />
und Tiefen erlebt und seit den 70er Jahren wieder vermehrt Anhänger<br />
gefunden. Der gegenwärtige Boom begann ca. in den<br />
90er Jahren. Aber es gibt auch andere Formen der Body Modification,<br />
die bei vielen Naturvölkern beliebt sind oder früher auch<br />
bei uns voll hip waren. Wenn man sich etwas umschaut, stellt man<br />
fest, dass diese Körpermodifikationen vor allem bei Frauen angewendet<br />
werden. Starke Schmerzen nehmen z. B. junge afrikanische<br />
Frauen aus dem Volk der Mursi auf sich. Sie lassen sich einige Zähne<br />
ausschlagen, die Unterlippe aufschneiden und diese dann mit Hilfe von<br />
Tontellern zu einer Tellerlippe mit bis zu 15 cm Durchmesser dehnen.<br />
Eine seltsame und beklemmende Vorstellung ist es auch, sich<br />
mit Hilfe einer engen Messing-Spirale einen Giraffenhals wie die<br />
Padaung-Frauen wachsen zu lassen. In China verfolgten die Frauen<br />
etwa 1000 Jahre lang das Schönheitsideal der Lotos- oder Lilienfüße.<br />
Dabei wurden die Füße durch extremes Zusammenbinden<br />
und Knochenbrechen regelrecht verkrüppelt. In Akzeptanz der<br />
Behinderung wurden die Füße so auf 13-14 cm, idealerweise<br />
sogar auf 10 cm, verkürzt. 19<strong>11</strong> wurde diese Praxis verboten,<br />
hat sich aber tatsächlich noch bei in die 30er Jahre gehalten.<br />
Die Wespentaille gilt ja auch heute noch bei uns als Schönheitsideal<br />
und es gibt immer noch Frauen, die versuchen, mit<br />
entsprechenden Hilfsmitteln wie engen Corsagen, Gürteln,<br />
Korsetts etc. um jeden Preis eine extreme Wespentaille zu erreichen.<br />
Dabei nehmen sie sogar Organschäden in Kauf. Einfache<br />
Nebenwirkungen sind lediglich Kurzatmigkeit und Ohnmachtsanfälle,<br />
siehe Elisabeth, alias Keira Knightly, in Fluch der<br />
Karibik 1. Was wäre wohl gewesen, wenn Jack Sparrow sie nicht<br />
gerettet hätte …<br />
Text: <strong>saar</strong>-<strong>scene</strong> Bild: Uros Ravbar<br />
Magazin-<strong>März</strong>-18.indd 28 24.02.<strong>11</strong> 18:00