F E S T S C H R I F T Zwanzig Jahre Literarischer Gesprächskreis ...
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Dass der Vierbeiner zu allem Überfluss „aufjaulend<br />
davonstob“, ließe die Organisation der Haushundehalter<br />
und den Schutzbund der Mieter wahrscheinlich vereint<br />
auf die Barrikaden hopsen. Die einen verlangten, ein<br />
Schwanzwedler müsse so erzogen sein, dass er nicht bei<br />
der erstbesten Bestrafung abhaue, die anderen empfänden<br />
das Aufjaulen als unerträgliche Beeinträchtigung<br />
nachbarlichen Wohnfriedens.<br />
Was ist zu tun? Ganz ohne Anfangssatz kann eine<br />
Geschichte nicht beginnen. Unter Berücksichtigung<br />
sämtlicher Einwände bringt man deshalb zu Papier:<br />
„Senior X (sollte wider Erwarten einer X heißen, wird<br />
ihm Abänderung in Aussicht gestellt) erhob sich lächelnd<br />
vom Fitnessgerät (Gegner englischer Ausdrücke werden<br />
hier aufstöhnen) und streichelte mit einem Freizeitschuh<br />
seinen Hund, der daraufhin mieterfreundlich schwieg und<br />
verbandsgehorsam sitzen blieb.“<br />
Kaum ist das notiert, stößt man auf weitere Bedenken,<br />
diesmal auf die eigenen („So ’n Quatsch!“). Man<br />
zerknüllt den Zettel und wirft ihn weg. Einfach so weg?<br />
Wenn das der Umweltschutz wüsste! Von nun an plagt<br />
einen das Gewissen, wertvollen Rohstoff vergeudet zu<br />
haben. Und man beschließt, vom Schreiben – in dem<br />
schon Goethe einen „Missbrauch der Sprache“ gesehen<br />
hat – ganz zu lassen.<br />
Wobei es natürlich durchaus möglich ist, dass Opa<br />
Müller nun erst recht fluchend aus dem Lehnstuhl springt<br />
und mit dem Filzlatschen nach seinem Hund schlägt, weil<br />
der ihm nämlich nichts mehr zum Lesen anschleppt.<br />
(Aus: „Ein Lächeln im Vorübergeh’n.“)<br />
*