ChemisChe Reaktion - GEA Group
ChemisChe Reaktion - GEA Group
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DAS INTERNATIONALE MAGAZIN DER <strong>GEA</strong> GROUP AUSGABE 14 MäRZ 2012<br />
Die Welt Der Chemie<br />
Ökologische energie<br />
Milch auf deM catwalk
generate wird herausgegeben von der<br />
gea group aktiengesellschaft, einem der<br />
größten systemanbieter für die erzeugung<br />
von nahrungsmitteln und energie mit einem<br />
konzernumsatz von rund 5,4 milliarden<br />
euro in 2011.<br />
Die im mDax gelistete gea group konzentriert<br />
sich als international tätiger technologiekonzern<br />
auf Prozesstechnik und komponenten für<br />
die anspruchsvollen Produktionsprozesse in<br />
unterschiedlichen endmärkten. Der konzern<br />
generiert etwa 70 Prozent seines umsatzes<br />
aus den langfristig wachsenden industrien für<br />
nahrungsmittel und energie.<br />
Zum 31. Dezember 2011 beschäftigte das<br />
unternehmen mehr als 23.000 mitarbeiter.<br />
in ihren geschäftsfeldern zählt die gea group<br />
zu den markt- und technologieführern.<br />
gea ConvenienCe-fooD teChnologies<br />
gea farm teChnologies<br />
gea heat exChangers<br />
gea meChaniCal equiPment<br />
gea ProCess engineering<br />
gea refrigeration teChnologies<br />
Kontakt<br />
gea group aktiengesellschaft<br />
Peter-müller-str. 12<br />
40468 Düsseldorf<br />
tel. +49 211 9136-0<br />
generate@geagroup.com<br />
www.geagroup.com<br />
Willkommen zur vierzehnten ausgabe<br />
von generate, dem magazin der gea<br />
group aktiengesellschaft.<br />
liebe leser,<br />
können sie sich unsere moderne Zivilisation<br />
noch ohne Chemikalien vorstellen?<br />
Wohl kaum. nahezu alles, was wir<br />
im alltäglichen leben benötigen – von<br />
nahrungsmitteln, Wasser und energie<br />
bis hin zu arzneimitteln, kleidung oder<br />
transport – hängt von der chemischen<br />
industrie ab.<br />
unsere titelgeschichte beschäftigt sich<br />
damit, wie diese bedeutende industrie<br />
unsere Welt gestaltet hat und welche<br />
rolle sie beim meistern künftiger<br />
herausforderungen, wie etwa der erschließung<br />
nachhaltiger nahrungs- und<br />
energiequellen, spielt. gea unterstützt<br />
diese industrie mit modernsten<br />
verfahrenstechnischen lösungen.<br />
ein schönes Beispiel für unseren<br />
Beitrag zur erschließung neuer energiequellen<br />
sehen sie in dem artikel<br />
über ein Windkraftwerkprojekt, das<br />
als erstes seiner art hundertprozentig<br />
reinen strom erzeugt.<br />
viele von uns nutzen recycling-Papier<br />
und Papier aus nachhaltigen quellen –<br />
dieses magazin ist ein Beispiel dafür.<br />
aber auch der Druckvorgang selbst<br />
ist ein energieintensiver Prozess. in<br />
dieser ausgabe wird beschrieben, wie<br />
Druckereien mit einer lösung von gea<br />
refrigeration technologies ressourcenschonend<br />
arbeiten können.<br />
ebenfalls in dieser ausgabe finden sie<br />
ein interview mit einer jungen mode-<br />
designerin, die kleidung aus milchfasern<br />
entwirft. unsere rubrik „frage<br />
und antwort“ beschäftigt sich damit,<br />
wie die wachsende nachfrage nach<br />
Chemikalien in China erfüllt<br />
werden kann.<br />
und schließlich beschreibt der Beitrag<br />
auf seite 2, wie gea Process<br />
engineering mit seinen innovativen<br />
technischen entwicklungen die pharmazeutische<br />
industrie dafür rüstet, ihre<br />
heutigen fertigungsherausforderungen<br />
zu bewältigen.<br />
Durch unser engagement in traditionellen<br />
wie auch neu entstehenden<br />
industrien tragen wir dazu bei, entscheidendes<br />
im leben der menschen<br />
weltweit zu bewegen.<br />
Jürg oleas<br />
vorsitzender des vorstands<br />
gea group aktiengesellschaft
MEDIKAMENTE INNOVATIV<br />
tabletten schneller hergestellt<br />
wINDKrAFT<br />
saubere energie in der Karibik<br />
FrAgE uND ANTwOrT<br />
Antwort auf Chinas<br />
Chemikalien-hunger<br />
EIN TAg IM LEbEN<br />
um die Welt mit Peter Kluijtmans<br />
TiTelThema<br />
<strong>ChemisChe</strong> <strong>Reaktion</strong><br />
Wie Chemie unser tägliChes<br />
leben beherrsCht<br />
LIFESTYLE<br />
Wohlgefühl mit Probiotika<br />
TITELThEMA<br />
Chemische reaktion<br />
FIX STATT FETT<br />
gesunde Fertiggerichte<br />
KuNSTwErK TEchNIK<br />
brauen im heißverfahren<br />
SO wIrD’S gEMAchT<br />
mikrobielle Kulturen für lebensmittel<br />
MILchFASEr<br />
neuer modetrend<br />
DrucKLAuF<br />
Druckereien werden ökologisch<br />
DAS LETzTE wOrT<br />
Weltweit neues von geA<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 1
2<br />
Wie technische innovationen<br />
für die Pharmaindustrie den<br />
Weg vom Pulver zur fertigen<br />
tablette revolutionieren.
ie meisten fertigungsindustrien, die<br />
unseren alltagsbedarf abdecken – ob<br />
lebensmittel, Petrochemikalien oder<br />
elektronik – arbeiten nach dem continuous-<br />
Processing-ansatz, einer standardmethode<br />
für die umwandlung von ausgangsmaterial<br />
in fertigerzeugnisse.<br />
Wegen der besonderen anforderungen im<br />
gesundheitswesen könnte man vermuten,<br />
dass auch die arzneimittelproduktion kontinuierliche<br />
fertigungsprozesse einsetzt, die<br />
zeit- und kostensparend sind. bis vor kurzem<br />
zählte jedoch die Pharmaindustrie noch nicht<br />
zu den nutzern dieser methode.<br />
dies hängt mit den strengen vorschriften und<br />
Qualitätskontrollen für diesen industriezweig<br />
zusammen. Weil die gesamte Produktion<br />
bei nichteinhaltung dieser vorgaben zur<br />
ausschussware wird, fertigt man arzneimittel<br />
traditionell in chargen.<br />
bei der herstellung von tabletten, der<br />
beliebtesten verabreichungsform, wird das<br />
aus dem Wirkstoff bestehende Pulver mit<br />
einem bindemittel vermischt, mit zudosierter<br />
flüssigkeit zu einem granulat verarbeitet,<br />
getrocknet und dann einer tablettenpresse<br />
zugeführt.<br />
Mehrere Stufen<br />
Während die tablettierung selbst kontinuierlich<br />
erfolgt, werden die inhaltsstoffe<br />
vorher üblicherweise in mehreren Phasen,<br />
oft sogar an unterschiedlichen standorten,<br />
vorbereitet. die Produktion wird häufig<br />
unterbrochen, gestaltet sich extrem zeitaufwändig,<br />
erzeugt viel abfall und verbraucht<br />
reichlich energie.<br />
schon 2004 erkannte die us food and<br />
drug administration (fda) den bedarf der<br />
Pharmazieunternehmen, ihre Produktionsleistung<br />
zu steigern und dabei gleichzeitig<br />
ihre kosten zu reduzieren sowie Qualitätsstandards<br />
aufrechtzuerhalten. in den von der<br />
fda damals veröffentlichten Process-<br />
„ die anlage rePräsentiert einen blue-<br />
sky-ansatz für eine vollständige<br />
Produktionslinie, vom Pulver bis zur<br />
fertigen tablette.”<br />
analytical-technology-richtlinien (Pat)<br />
wurde den Pharmazieunternehmen deshalb<br />
die einführung der kontinuierlichen<br />
fertigung empfohlen.<br />
trotz offizieller unterstützung und fürsprache<br />
durch branchenexperten waren<br />
die Pharmazieunternehmen wegen der<br />
umstellung auf die kontinuierliche Produktion<br />
beunruhigt, weil die bestehende<br />
technik auf spezielle Produkte ausgerichtet<br />
war. die hersteller waren auf die flexibilität<br />
angewiesen, zwischen Produkten und<br />
fertigungskapazitäten für kleine und große<br />
volumen wechseln zu können.<br />
consigma TM<br />
2008 stellte gea Process engineering für<br />
diese anforderung die kontinuierliche<br />
tablettierlinie consigma von gea Pharma<br />
systems vor. consigma ist eine highshear-granulations-<br />
und trocknungsanlage,<br />
die kontinuierlich granulate herstellen kann –<br />
ohne ausschussprodukte bei an- und abschaltvorgängen.<br />
die Qualität wird kontinuierlich<br />
analysiert. und die anlage verbraucht<br />
50 Prozent weniger energie pro tablette.<br />
„mit dieser technik können verschiedene<br />
mengen und größen flexibel hergestellt<br />
werden”, erläutert kris schoeters, Produktmanager<br />
continuous Processing bei gea<br />
Process engineering. „sie eignet sich<br />
deshalb sowohl für die Produktion kleiner als<br />
auch großer serien, ist kompakter als übliche<br />
linien und kommt mit weniger Platz aus.”<br />
zunächst gab es die consigma in einer<br />
einzigen größe für chargen von 500 g<br />
bis zu mehreren tonnen und einer<br />
fertigungsgeschwindigkeit von 25 kg<br />
pro stunde. damit ließen sich neue<br />
arzneimittel während der entwicklung<br />
ebenso produzieren wie blockbuster in<br />
großserie.<br />
die inzwischen weiterentwickelten modelle<br />
produzieren 50 bis 100 kg pro stunde.<br />
darüber hinaus hat gea Process engineering<br />
ein fortschrittliches „in-line Pat” für seine<br />
courtoy tablettenpressen entwickelt.<br />
„die anlage repräsentiert einen blue-skyansatz<br />
für eine vollständige Produktionslinie,<br />
vom Pulver bis zur fertigen tablette”, erklärt<br />
schoeters. „Wir bieten einen stabilen Prozess,<br />
der alle wichtigen Qualitätsparameter<br />
für eine feste orale dosierung (osd-herstellung)<br />
adressiert. sie umfasst erweiterte Patsysteme<br />
für die online-Prozessüberwachung<br />
und Qualitätskontrolle für<br />
weniger tests danach.”<br />
2011 wurde die laborversion<br />
consigma-1 vorgestellt, mit<br />
der die pharmazeutische<br />
industrie kleine Probemengen<br />
fertigen kann – in dieser Phase stehen<br />
oft nur geringe Wirkstoffmengen zur verfügung.<br />
die für die consigma-1 entwickelten<br />
Prozessparameter lassen sich direkt auf die<br />
große consigma-anlage übertragen. gea<br />
Process engineering hat in seinem center of<br />
excellence für die kontinuierliche fertigung<br />
im belgischen Wommelgem einen reinraum<br />
eingerichtet, in dem consigma-anlagen<br />
getestet werden können.<br />
mit der Weiterentwicklung von kontinuierlichen<br />
fertigungen für osd-formen verfügt<br />
gea über technische lösungen, um die<br />
pharmazeutische industrie bei der bewältigung<br />
ihrer gegenwärtigen und zukünftigen<br />
schlanken fertigungsherausforderungen<br />
optimal zu unterstützen.<br />
Zu Testzwecken wurde die <strong>GEA</strong> Pharma Systems<br />
Tablettierlinie ConsiGma im Kompetenzzentrum für<br />
kontinuierliche Fertigung im belgischen Wommelgem<br />
aufgebaut.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 3
4<br />
der mit Probiotischen sPeisen<br />
und getränken verbundene<br />
Wohlfühlfaktor belebt den markt<br />
für diese Produkte. DOch wIE<br />
gESuND SIND SIE wIrKLIch?
er markt für probiotische nahrungsmittel<br />
entstand aus dem nichts. yakult, das<br />
„originale“ probiotische getränk, gibt es<br />
in Japan schon seit 1935 – nach europa kam<br />
es aber erst mitte der 90er-Jahre (zusammen<br />
mit seinem hauptkonkurrenten actimel<br />
von danone). Weite teile amerikas erreichte<br />
es erst ein weiteres Jahrzehnt später.<br />
in den vergangenen zehn Jahren jedoch<br />
kamen über 500 probiotische speisen und<br />
getränke auf den markt – von der schokolade<br />
bis zum frühstücksmüsli.<br />
der gesamte Probiotik-markt – einschließlich<br />
nahrungsergänzungsmittel – wird bis 2014<br />
voraussichtlich um etwa 12,5 Prozent jährlich<br />
auf 32,6 mrd. usd anwachsen. europa und<br />
asien sind mit marktanteilen von 42 bzw. 30<br />
Prozent für fast drei viertel des weltweiten<br />
verkaufs verantwortlich. allein der Weltmarkt<br />
für probiotische milchprodukte soll bis 2014<br />
einen Wert von fast 24 mrd. usd erreichen.<br />
was aber ist „Probiotik?“<br />
nach einer verbreiteten definition der<br />
Weltgesundheitsorganisation sind Probiotika<br />
„lebende mikroorganismen, die – in<br />
angemessener menge verabreicht – dem<br />
Wirtsorganismus einen gesundheitlichen<br />
nutzen bringen.“ es handelt sich um winzige<br />
lebendige zellen wie bakterien, viren<br />
und hefen.<br />
die hinter dem möglichen nutzen der<br />
Probiotika stehende theorie stammt aus dem<br />
beginn des 20. Jahrhunderts. sie geht auf<br />
den russischen biologen elie<br />
metchnikoff zurück.<br />
marketings – es könnte aber auch daran liegen,<br />
dass die verbraucher tatsächlich einen<br />
nutzen spüren.<br />
metchnikoff, der 1908 den medizin-<br />
nobelpreis erhielt, behauptete, dass der<br />
alterungsprozess teilweise von toxischen<br />
bakterien im darm verursacht wird. es sei<br />
möglich, das leben dadurch zu verlängern,<br />
dass man diese schädlichen mikroben gegen<br />
die nützlichen austauscht, die sich in<br />
milchsäure befinden.<br />
hinweise auf den therapeutischen nutzen<br />
von Probiotika gibt es etwa bei der<br />
allergieprävention und bei der Prävention<br />
und behandlung von durchfallerkrankungen.<br />
ein medizinischer nutzen ergab sich jedoch<br />
meistens erst bei hohen dosen der bakterien.<br />
eine im Jahr 1920 durchgeführte untersuchung<br />
deutet darauf hin, dass die bakterien,<br />
die metchnikoff selbst in form von sauermilch<br />
zu sich nahm, in menschlichen eingeweiden<br />
nicht überleben konnten. seitdem<br />
wird heftig darum gestritten, ob Probiotika<br />
tatsächlich echte gesundheitliche<br />
vorteile bieten.<br />
die „dosierung“ in nahrungs- und nahrungsergänzungsmitteln<br />
schwankt beträchtlich.<br />
ein becher yakult enthält zum<br />
beispiel 6,5 mrd. bakterien, während<br />
ein 4,4 gramm schwerer beutel des ergän-<br />
zungsmittels vsl3 450 mrd. aufweist.<br />
diskutiert wird über die dutzenden<br />
probiotischen bakterienstämme – ob einige<br />
effektiver sind als andere und ob ihre<br />
kombinierte anwendung vorzuziehen ist.<br />
davon unbeeindruckt kaufen mittlerweile<br />
fast 60 Prozent der britischen haushalte<br />
regelmäßig probiotische getränke. vielleicht<br />
zeigt sich hier nur die kraft des modernen<br />
außerdem bringen die bakterien nur<br />
dann etwas, wenn sie leben. ihr überleben in<br />
nahrungsmitteln ist ein schwieriges thema:<br />
unter anderem geht es um die chemische<br />
zusammensetzung (säure- und sauerstoffgehalt)<br />
und um die lagerungsbedingungen<br />
(etwa die temperatur) des Produktes, dem<br />
sie zugesetzt werden.<br />
wissenschaftliche beweise<br />
immerhin gibt es einen bereich, in dem<br />
ein nutzen nachgewiesen ist, nämlich bei<br />
probiotischen zusätzen in der nahrung für<br />
haus- und nutztiere.<br />
UMSATzVOlUMEn DES PROBIOTIKA-<br />
MARKTES wElTwEIT<br />
28%<br />
hunde, katzen und Pferde, deren verdauungstrakt<br />
dem des menschen ähnelt, sollen<br />
davon profitieren, wenn man ihrer nah-<br />
rung „gute bakterien“ zusetzt – insbe-<br />
sondere sollen dadurch die nebenwirkungen<br />
von antibiotika (die „gute“ bakterien ebenso<br />
töten wie „böse“) reduziert werden.<br />
die Wirkung der zusätze ist bei schweinen<br />
und hühnern noch eindrucksvoller. es gibt<br />
hinweise darauf, dass sie die rate der<br />
gewichtszunahme um bis zu 24<br />
Prozent erhöhen.<br />
DER AUFSTIEG DER PROBIOTIKA<br />
Bis 2014 erreicht der Probiotika-<br />
Markt voraussichtlich ein Volumen<br />
von 32,6 Mrd. USD.<br />
das dürfte landwirten gefallen. in einer Werbekampagne<br />
für Joghurt wird man auf diesen<br />
hinweis vergeblich warten!<br />
REST DER wElT<br />
72% EUROPA UnD ASIEn<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 5
6<br />
STArTErKuLTur<br />
Die hersteller wollen häufig mikrobielle<br />
einzelstämme produzieren. Doch in der<br />
Produktion gibt es hunderte Arten von<br />
probiotischen Kulturen und starterkulturen –<br />
da ist es wichtig, dass mit den zum einsatz<br />
kommenden geräten Kreuzkontaminationen<br />
verhindert werden. Am beginn der<br />
Produktion steht normalerweise eine hoch-<br />
konzentrierte, tiefgekühlte starterkultur.<br />
herstellung mikrobieller<br />
Kulturen für<br />
lebensmittel<br />
mikrobielle kulturen für lebensmittel<br />
(microbial food cultures, mfc) sind lebende<br />
bakterien, hefen und schimmelpilze,<br />
die bei der herstellung zahlreicher<br />
nahrungsmittel für mensch und tier<br />
verwendet werden, etwa bei käse und<br />
Joghurt. Probiotische kulturen werden<br />
als lebende mikroorganismen für die<br />
verbesserung der gesundheit eingesetzt.<br />
so werden milliarden von mikroorganismen<br />
lebendig und aktiv erhalten:<br />
SEPArATION<br />
FErMENTATION<br />
im labor wird mit diesem Konzentrat eine<br />
Vorkulturlösung hergestellt, die mittels<br />
eines Kultivierungsfermenters und eines<br />
Vorfermenters bei einer betriebskapazität<br />
von mehreren tausend litern zu einer vollen<br />
Fermentationsstufe gezüchtet und<br />
vergrößert wird.<br />
nach der Kultivierung im Fermenter<br />
muss die biomasse unter aseptischen<br />
bedingungen behutsam von der<br />
Fermentationslösung, in der sie sich<br />
vermehrt hat, getrennt werden. Dieser<br />
schritt erfordert große sorgfalt – die<br />
mikroben sind nur dann effektiv,<br />
wenn sie am leben bleiben. in der<br />
separationsphase auftretende zu große<br />
mechanische belastungen können<br />
schäden hervorrufen. Die konzentrierte<br />
Zellsuspension kann durch gefrier- oder<br />
sprühtrocknung und anschließender<br />
Pelletierung weiterverarbeitet werden.
gEFrIErTrOcKNEN<br />
Der nächste schritt für starterkulturen<br />
ist meistens das gefriertrocknen.<br />
hierdurch können die Kulturen lange<br />
haltbarkeitszeiten erreichen. so<br />
können einzelkulturen später vor der<br />
endverpackung nach bestimmten rezepten<br />
für starterkulturen gemischt werden.<br />
<strong>GEA</strong> UnD MFCs<br />
Die Herstellung von MFCs erfordert behutsames<br />
Vorgehen unter hygienischen und kühlen<br />
Bedingungen. Außerdem ist es wichtig, Kreuzkontaminationen<br />
zwischen verschiedenen Chargen<br />
zu vermeiden. <strong>GEA</strong> Unternehmen sorgen dafür, dass<br />
der Kunde diese Anforderungen durch moderne<br />
Separations-, Fermentations-, Wärmetausch-,<br />
Trocknungs- und Kühltechniken erfüllen kann.<br />
<strong>GEA</strong> Mechanical Equipment verfügt über ein<br />
Sortiment dampfsterilisierbarer Separatoren, die<br />
Kulturen zuverlässig und effizient verarbeiten.<br />
Die dampfsterilisierbare Zentrifuge CFE 300<br />
ist die weltweit größte ihrer Art mit einer<br />
Produktionskapazität von 10.000 bis 20.000 Litern<br />
pro Stunde. Die Kulturseparatoren ermöglichen<br />
automatische „Clean in Place“- und „Sterilization<br />
in Place“-Verfahren zur Verhinderung von<br />
Kreuzkontaminationen zwischen verschiedenen<br />
Produkten. Das Konzentrat wird nahe am<br />
Rotationszentrum nach oben abgeführt, weshalb die<br />
separierten Zellen niedrigeren Scherkräften als in<br />
herkömmlichen Anlagen ausgesetzt sind.<br />
Für die Fermentationsphase verfügt <strong>GEA</strong> Process<br />
Engineering über ein umfassendes Sortiment<br />
von eigens zur Behandlung dieser empfindlichen<br />
Bakterienstämme unter gleichmäßig sterilen<br />
Bedingungen entwickelten Komponenten bei der<br />
Flüssigverarbeitung. Die Fermenter erlauben<br />
typischerweise Chargenvolumina von 100 bis zu<br />
100.000 Litern. Das fermentierte Produkt wird dann<br />
mithilfe von <strong>GEA</strong> Prozesstechnik unter sterilen<br />
Bedingungen bei milden Temperaturen gefrier- oder<br />
sprühgetrocknet, um eine maximale Überlebensrate<br />
sicherzustellen.<br />
<strong>GEA</strong> Heat Exchangers produziert und liefert<br />
marktführende Wärmetauscher und Kühltechnik für<br />
PELLETIEruNg<br />
Für milchprodukte können konzentrierte<br />
Kulturen direkt vom separator als<br />
tropfen in flüssigen stickstoff geleitet<br />
und damit sofort tiefgekühlt werden. so<br />
entstehen kleine Pellets, die tiefgekühlt<br />
verpackt und gelagert werden.<br />
SPrühTrOcKNEN<br />
bei probiotischen Kulturen entscheiden<br />
sich die hersteller normalerweise für eine<br />
sprühtrocknung mit nachgeschalteter<br />
Fließbetttrocknung. Je niedriger der<br />
Wassergehalt der bakterien, desto größer<br />
ist ihre Überlebensrate.<br />
eine breite Palette von Anwendungen, etwa für<br />
die Wärmebehandlung probiotischer Produkte.<br />
<strong>GEA</strong> Refrigeration Technologies entwickelt,<br />
plant, installiert und wartet innovative<br />
Kühl- und Gefriertechnik, die in der gesamten<br />
Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommt.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 7
lektrizität ist unverzichtbar im modernen<br />
alltag und entscheidende grundlage<br />
für die wirtschaftliche entwicklung<br />
von ländern wie china oder indien.<br />
zwei drittel des weltweiten stroms<br />
werden aus fossilen energieträgern<br />
gewonnen. und 37 Prozent der weltweit<br />
von menschen verursachten kohlendioxidemissionen<br />
sind nach schätzungen der<br />
international energy association folge<br />
der stromerzeugung. das treibhausgas<br />
kohlenstoffdioxid gilt als einer der hauptverursacher<br />
des klimawandels.<br />
strom kann durch die nutzung weniger<br />
schädlicher, erneuerbarer ressourcen<br />
erzeugt werden. so beziehen länder wie<br />
island und Paraguay bereits ihren<br />
gesamten strom aus erneuerbaren<br />
energien, in erster linie über große<br />
Wasserkraftwerke. Weltweit entfallen<br />
inzwischen 19 Prozent der stromversorgung<br />
auf erneuerbare energien.<br />
8<br />
hohe ÖlPreise soWie die angst vor den<br />
folgen des klimaWandels haben zu einem<br />
Wachsenden interesse an der nutzung<br />
erneuerbarer energieQuellen geführt.<br />
eine kleine insel in der karibik hat das<br />
WeltWeit grÖsste kraftWerk seiner<br />
art errichtet, das hundertProzentig<br />
sauberen strom erzeugt.<br />
ein wirklicher Wachstumssektor sind<br />
allerdings die sogenannten „neuen erneuerbaren<br />
energien“ wie sonne und Wind.<br />
die Windkraft, bereits heute zweitwichtigste<br />
Quelle erneuerbarer energien, wächst<br />
um rund 30 Prozent pro Jahr. 2010 war<br />
bereits eine installierte kapazität von 198<br />
gW weltweit erreicht. und erstmals<br />
entstand über die hälfte der neuen<br />
kapazitäten außerhalb der traditionellen<br />
märkte europas und nordamerikas.<br />
Enormes Potenzial<br />
Windenergie wird in über 80 ländern kommerziell<br />
genutzt und hat in vielen nationen<br />
bereits eine relativ hohe strommarktdurchdringung<br />
erreicht. so werden etwa in<br />
dänemark über 20 Prozent des stroms aus<br />
Wind erzeugt, während Portugal, spanien<br />
und irland ebenfalls Windstromanteile im<br />
zweistelligen bereich ausweisen.<br />
das langfristige Potenzial ist enorm. es<br />
wurde errechnet, dass sich über Windkraft<br />
mehr als das vierzigfache des heutigen<br />
weltweiten strombedarfs erzeugen ließe –<br />
allerdings müssten dazu Windturbinen auf<br />
großflächigen arealen installiert werden.<br />
Während viele Projekte für erneuerbare<br />
energien als großanlagen betrieben werden,<br />
eignen sich technologien mit neuen er-<br />
neuerbaren energien auch für kleine Projekte<br />
in ländlichen und abgelegenen regionen.<br />
gea hat jetzt an einem bemerkenswerten<br />
Projekt in der karibik, dem weltweit größten<br />
Wind-diesel-kraftwerk auf der insel<br />
bonaire, mitgewirkt.<br />
die kleine insel bonaire (294 km²) gehört<br />
zwar politisch zu den niederlanden, liegt<br />
aber geografisch gerade einmal 80 kilometer<br />
von der nördlichen küste venezuelas<br />
entfernt.<br />
mit ihren weißen stränden, dem türkisblauen<br />
meer und den korallenriffen zählt die insel,<br />
auf der rund 15.000 einwohnern leben, zu<br />
den weltweit beliebtesten urlaubszielen für<br />
taucher, schnorchler und Windsurfer.
die rund 75.000 touristen pro Jahr tragen<br />
zum enorm wachsenden strombedarf auf der<br />
insel bei.<br />
bonaire ist nur eine von über 7.000 inseln –<br />
und 36 millionen menschen – in der karibik.<br />
oft lohnen sich in dieser region aufgrund<br />
der kleinen einwohnerzahlen keine großen<br />
Wasserkraftprojekte. außerdem fehlen<br />
einrichtungen für den import von flüssiggas,<br />
sodass die region auf dieselgeneratoren<br />
angewiesen ist. steigende Ölpreise haben für<br />
steigende strompreise gesorgt.<br />
hybrid-Lösung<br />
nachdem das einzige kraftwerk von bonaire<br />
2004 abgebrannt war, entschied sich die<br />
inselregierung für eine stromerzeugung aus<br />
hundertprozentig erneuerbaren energien.<br />
die neue anlage kombiniert einen Windpark<br />
mit einem dieselkraftwerk, das ab 2015 mit<br />
vor ort produziertem biodiesel betrieben<br />
werden soll.<br />
eines der Probleme der windbasierten<br />
stromerzeugung ist das schwankende<br />
1 2 3<br />
Strom für zu Hause Anschluss an das<br />
Stromversorgungsnetz<br />
„Windangebot“. dieses Problem wird mit-<br />
hilfe von hybridanlagen überwunden. so<br />
nutzen beispielsweise Wind-Wasserstoff-<br />
systeme Windkraft zur erzeugung von<br />
Wasserstoff durch Wasserelektrolyse.<br />
der Wasserstoff wird dann unter einsatz der<br />
brennstoffzellentechnik zur stromerzeugung<br />
genutzt. andere hybridsysteme kombinieren<br />
Windkraft mit solar-, druckluftspeicher-<br />
oder hydroelektrischen systemen.<br />
Wind-diesel-kraftwerke zählen in abgelegenen<br />
gemeinschaften, von der antarktis<br />
über die galapogos-inseln und alaska bis<br />
eritrea, wegen ihrer zunehmend zuverlässigen<br />
technik und ihres geringen bedarfs an<br />
technischem support zu den am weitesten<br />
verbreiteten hybridversionen.<br />
mit den zwölf Windturbinen auf bonaire<br />
sollten durchschnittlich 40 bis 45 Prozent des<br />
gesamten strombedarfs der insel erzeugt<br />
werden. seit inbetriebnahme der anlage<br />
im august 2010 lag der Windkraftanteil in<br />
der spitze bei über 80 Prozent. in ruhigeren<br />
zeiten schaltet die anlage auf fünf man-<br />
dieselmotoren um. vorteil dieser quasi auf<br />
knopfdruck zur verfügung stehenden anlage<br />
ist ihre sehr kurze anlaufzeit.<br />
gea mechanical equipment hat für dieses<br />
Projekt eine schweröl- und schmierölaufbereitungsanlage<br />
geliefert, die zum problemlosen<br />
betrieb der motoren beiträgt.<br />
außerdem sorgt eine viscoboosterunit für<br />
die feinabstimmung von viskosität,<br />
temperatur und druck des kraftstoffes.<br />
derzeit werden die motoren noch mit<br />
schweröl betrieben. ab 2015 soll eine<br />
biodieselanlage jährlich rund 10.000 tonnen<br />
eines auf algen basierenden kraftstoffes für<br />
das kraftwerk erzeugen.<br />
so wird bonaire in vier Jahren zu einer handvoll<br />
von nationen mit einer hundertprozentig<br />
sauberen energieversorgung zählen.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 9
nichts hat die art und Weise unseres<br />
lebens und unserer arbeit so grundlegend<br />
verändert, Wie die chemische industrie. egal<br />
ob lebensmittel, kraftstoffe und medizin<br />
oder kleidung, autos und reinigungsmittel:<br />
chemikalien regieren die Welt.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 11
12<br />
old zählt zu den kostbarsten gütern<br />
der erde. und gold, schon immer mit<br />
großem reichtum assoziiert, ist zu einem<br />
synonym für besondere leistungen und<br />
Ansprüche geworden. Der begriff „goldstandard“<br />
etwa, der zu Zeiten geprägt wurde,<br />
als gold die basis für die Währung war, ist<br />
oft ein maßstab für ausgezeichnete Qualität.<br />
eine längere Periode von Wohlstand und<br />
Produktivität wird als „goldenes Zeitalter“<br />
beschrieben und ein außergewöhnlicher<br />
mensch ist „gold wert“.<br />
Der schönheit des goldes steht seine<br />
Vielseitigkeit in nichts nach. ursprünglich für<br />
münzen, Ornamente, Juwelen oder Vergoldungen<br />
verwendet, sind die einsatzmöglichkeiten<br />
für das metall mit zunehmender<br />
industrieller entwicklung noch vielfältiger<br />
geworden. gold ist ein guter Wärme- und<br />
stromleiter. gold läuft nicht an und korrodiert<br />
nicht, weshalb die strahlenschutzschicht von<br />
raumfahrzeugen aus einer goldplattierung<br />
besteht. und gold kann man sogar essen:<br />
Kuchen oder spezielle speisen werden mit<br />
goldblättern verziert.<br />
satz dazu entdeckten Wissenschaftler durch<br />
das bombardieren von radioaktiven elementen<br />
des Periodensystems mit neutronen<br />
immer wieder neue elemente, die allerdings<br />
teilweise unstabil sind.<br />
Wenn auch die Versuche der Alchemisten<br />
ihr eigentliches Ziel verfehlten, so entdeckten<br />
sie doch ein gold anderer Art. in ihrem<br />
bestreben, der erde ihre geheimnisse zu<br />
entlocken, mischten sie in ihren labors<br />
verschiedene elemente miteinander und<br />
machten dabei quasi zufällig bahnbrechende<br />
entdeckungen. Diese waren das Funda-<br />
ment für die entwicklung der weltweiten<br />
chemischen industrie, ohne die die moderne<br />
Welt wohl kaum existieren würde.<br />
Chemische reaktionen und Prozesse spielen<br />
bei der herstellung einer Vielzahl von Feststoffen,<br />
Flüssigkeiten und gasen eine rolle,<br />
die wiederum oft den rohstoff für andere<br />
industrien liefern. egal ob lebensmittel,<br />
Arzneimittel oder Kraftstoffe, ob Kleidung,<br />
Farben oder CDs: Fast alle hergestellten<br />
und extrahierten Produkte, die aus unserem<br />
Alltag nicht mehr wegzudenken sind, haben<br />
mit Chemie zu tun.<br />
gold lässt sich allerdings nicht synthetisch<br />
herstellen. Jahrhundertelang lang haben<br />
Gold zählt zu den kostbarsten Gütern der Erde.<br />
Alchemisten, die Vorgänger der Chemiker,<br />
den Versuch unternommen, grundmetalle in<br />
gold zu verwandeln. Diese frühen Wissenschaftler<br />
glaubten wie Aristoteles daran, die<br />
erde bestehe aus den vier elementen erde,<br />
luft, Feuer und Wasser. spätere entdeckungen<br />
sollten offenbaren, dass gold eines von 92<br />
reinen elementen ist, die gemeinsam die bausteine<br />
des universums darstellen und sich<br />
nicht künstlich herstellen lassen. im gegen
Die chemische Revolution<br />
Das internationale Jahr der Chemie 2011<br />
fiel mit dem 100. Jahrestag der nobel-<br />
preisverleihung für Chemie an marie Curie,<br />
die für ihre entdeckung von radium und Polonium<br />
ausgezeichnet wurde, zusammen. sie<br />
ist nur eine von vielen Wissenschaftlern, die<br />
einen Platz in der ruhmeshalle der Chemie<br />
verdient haben.<br />
eine weitere schlüsselfigur ist Antoine<br />
lavoisier, dessen experimente ende des 18.<br />
Jahrhunderts eine chemische revolution<br />
einläuteten und ihm den titel „Vater der<br />
Chemie“ einbrachten. lavoisiers „gesetz der<br />
massenerhaltung“, das davon ausgeht, dass<br />
masse weder geschaffen noch zerstört werden<br />
kann, inspirierte andere, insbesondere<br />
John Dalton, der 1803 die erste Atomtheorie<br />
einführte. Dalton errechnete als erster die<br />
relativen gewichte von Atomen und Verbindungen<br />
und wies nach, dass Verbindungen<br />
Kombinationen aus elementen darstellen.<br />
Die entdeckungen von lavoisier, Dalton und<br />
anderen waren der Zündfunke für die kommerzielle<br />
nutzung von Chemikalien in Form<br />
vieler nützlicher Produkte. 1856 versuchte<br />
William Perkin als 18-jähriger student<br />
am royal College of Chemistry in london,<br />
künstlich Chinin zur behandlung der malaria<br />
herzustellen. seine experimente führten zum<br />
ersten synthetischen Farbstoff, den er wegen<br />
seiner lila Farbe „mauvein“ nannte und der<br />
sich als goldmine erwies. Der Farbstoff<br />
wurde nicht nur ein riesiger kommerzieller<br />
erfolg, sondern legte auch den grundstein<br />
für die industrielle organische Chemie.<br />
zEITlEISTE DER ChEMISChEn REVOlUTIOn<br />
1803<br />
John Dalton präsentiert<br />
die erste Atomtheorie<br />
ursprünglich war england führend in der<br />
chemischen industrie, wurde aber später<br />
von Deutschland überholt, das massiv in<br />
Forschung und Fertigung investiert hatte. Da<br />
die aus Deutschland gelieferten Farbstoffvorräte<br />
der usA während des ersten Weltkrieges<br />
versiegten, wurde dort eine eigene che-<br />
mische industrie aufgebaut, insbesondere<br />
zur mineralölverarbeitung.<br />
1960 bis heute<br />
USA, Europa und Japan<br />
dominieren die Chemieproduktion<br />
in den letzten Jahren haben die usA, europa<br />
und Japan die Chemieproduktion mit ihrem<br />
rapiden Aufstieg dominiert. unternehmen<br />
wie bAsF, bayer, mitsubishi oder shell sind<br />
1856<br />
William Perkin stellt den<br />
ersten synthetischen<br />
Farbstoff her<br />
riesige multinationale Konzerne. exxonmobil<br />
gilt nicht nur als gigant im Öl- und gassektor,<br />
sondern ist auch das weltweit größte<br />
unternehmen überhaupt.<br />
Die aktuelle Wirtschaftskrise hat zu einer<br />
Verschiebung dieser Dynamik geführt und die<br />
industrie in den usA und europa<br />
schwer getroffen. Viele Werke mussten<br />
schließen. gleichzeitig steigt die nachfrage<br />
nach Chemikalien in China, indien, Korea,<br />
südostasien, brasilien und nahost rasant<br />
an. Die Prognosen gehen davon aus, dass bis<br />
2015 50 Prozent des Weltbedarfs an<br />
Chemikalien auf Asien entfallen, davon<br />
allein 25 Prozent auf China.<br />
1911<br />
Marie Curie erhält den<br />
Nobelpreis für Chemie<br />
1914<br />
Aufbau der chemischen<br />
Industrie in den USA beginnt<br />
Zwischenzeitlich werden die petrochemischen<br />
Kapazitäten in nahost durch neue<br />
raffinerien und Werke ausgeweitet. 2010<br />
konnte borouge (ein Joint Venture zwischen<br />
Abu Dhabi national Oil Company und dem<br />
österreichischen Chemie- und Kunststoffhersteller<br />
borealis) seine Jahresproduktion<br />
für Polyolefine auf zwei millionen tonnen<br />
verdreifachen. Polyolefine sind der sammelbegriff<br />
für Kunststoffarten, die zur herstel-<br />
lung von rohren, Kabeln oder Verpackungen<br />
verwendet werden. bis 2014 will Abu Dhabi<br />
der weltweit größte Produzent von inte-<br />
grierten Polyolefinen sein.<br />
Von den ersten Anfängen in behelfsmäßigen<br />
labors hat sich die Chemie zu einem<br />
gigantischen betätigungsfeld von anorganischer<br />
und organischer Chemie, biochemie,<br />
biotechnik, biotechnologie, elektrochemie,<br />
analytischer und physikalischer Chemie<br />
entwickelt – Disziplinen, die sich zum teil<br />
überlappen. ganz egal, ob es um die entwicklung<br />
neuer Arzneimittel und Fasern oder<br />
substanzen für forensische untersuchungen<br />
geht: Alle bereiche haben mit chemischen<br />
reaktionen zu tun. Oder wie es Professor<br />
John t. moore in seinem buch „Chemie für<br />
Dummies“ so schön zusammenfasst: „egal,<br />
ob man kocht, sauber macht oder einfach<br />
existiert: man lebt immer in der Welt<br />
der Chemie.“<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 13
14<br />
schwarzes Gold<br />
Die organische Chemie, in deren Zentrum<br />
der Kohlenstoff steht, ist mit Abstand das<br />
größte teilgebiet der chemischen<br />
Wissenschaften. Der Kohlenstoff gilt, mit<br />
mehr bekannten Verbindungen als jedes<br />
andere element, als König seiner Zunft.<br />
und Chemiker entdecken eine Vielzahl<br />
von möglichkeiten, Kohlenstoff in<br />
geld umzuwandeln.<br />
Öl, oft als „schwarzes gold“ bezeichnet, ist<br />
neben anderen fossilen brennstoffen, wie<br />
Kohle oder gas, eine primäre energiequelle<br />
für die industrialisierte Welt. Öl liefert<br />
zudem wichtige rohstoffe für die meisten<br />
Prozesse der chemischen industrie. Öl ist<br />
das resultat einer chemischen reaktion,<br />
die durch die Zersetzung von Organismen<br />
über hunderte von millionen Jahren<br />
verursacht wird.<br />
eine erste wichtige Verwendung fand<br />
erdöl in der neuzeit als ersatz für Walöl in<br />
lampen. Als schmiermittel sorgte Öl später<br />
dafür, dass sich die räder der industrie<br />
drehten. Die Automobilindustrie trieb die<br />
nachfrage nach Öl enorm in die höhe.<br />
Verbesserte raffinerieprozesse haben<br />
schließlich zu einer Vielzahl von neuen<br />
Produkten, wie lösungsmittel, Kunststoffe,<br />
textilien und Düngemittel, geführt.<br />
Öl besteht aus einer komplexen reihe von<br />
Kohlenwasserstoffverbindungen, die sich<br />
durch Destillation in benzin, Kerosin, gasöl,<br />
schmieröl, schweres heizöl, Asphalt und<br />
Paraffin trennen lassen.<br />
einer der bedeutendsten Durchbrüche des<br />
20. Jahrhunderts war jedoch die Verarbeitung<br />
der Kohlenwasserstoffe in Öl, Kohle<br />
und erdgas zur herstellung von Polymeren,<br />
die dann in Kunststoffe, Fasern und gummi<br />
geformt werden können.<br />
ÖlABSChEIDUnG<br />
Erdöl ist ein hauptsächlich aus<br />
Kohlenwasserstoffverbindungen bestehendes Gemisch,<br />
das durch Destillation aufgespalten werden kann in:<br />
Asphalt<br />
Paraffin<br />
Restheizöl<br />
Kunststoff<br />
Schmieröl<br />
Benzin<br />
Kerosin<br />
Dieselkraftstoff<br />
Fantastisch plastisch<br />
Die idee der Polymerisation übernahmen<br />
Chemiker aus der natur. Proteine, baumwolle,<br />
Wolle und Zellulose sind beispiele<br />
für natürlich vorkommende Polymere.<br />
Diese substanzen bestehen aus sehr<br />
großen molekülen (makromoleküle) mit<br />
als monomeren bezeichneten einheiten,<br />
die sich zu einer Kette zusammenfügen.<br />
Chemiker übernahmen das Prinzip der<br />
Verbindung kleiner einheiten erfolgreich<br />
bei den Kohlenwasserstoffen.<br />
Dieser synthetische Polymerisationsprozess<br />
wird zur herstellung vieler Kunststoffe<br />
und weiterer materialien eingesetzt, die in<br />
der herstellung von Alltagsprodukten wie<br />
Flaschen, schaumstoffkissen, beschichteten<br />
Pfannen, spielzeug oder Computergehäusen<br />
zum einsatz kommen. Die entwicklung<br />
der chemischen Verfahrenstechnik<br />
ermöglicht heute die preisgünstige herstellung<br />
von Kunststoffen in großen mengen.<br />
Auf Kunststoffe und Polymere, wie Polyethylen,<br />
PVC, Polyprophylen und Polystyren,<br />
entfallen heute schätzungsweise 80 Prozent<br />
der weltweiten Produktionsleistung der<br />
chemischen industrie. Aber das goldkind<br />
der Kunststofffamilie ist Polycarbonat,<br />
das sich aufgrund seiner haltbarkeit und<br />
Wärmebeständigkeit ideal für ein zunehmendes<br />
spektrum an Anwendungen eignet,<br />
einschließlich baumaterialien, Auto- und<br />
Flugzeugteile oder brillengläser. seinen<br />
ruhm verdiente sich Polycarbonat über CDs.<br />
sein erfolg als Datenspeichermedium setzt<br />
sich heute im DVD- und blu-ray-markt fort.<br />
ein weiterer Zweig der chemischen Wis<br />
senschaften ist die elektrochemie, die sich<br />
mit der untersuchung von elektroche<br />
mischen reaktionen beschäftigt. sie hat<br />
sich entscheidend auf industrielle, technologische<br />
und medizinische entwicklungen<br />
ausgewirkt. batterien, die den strom für<br />
taschenlampen und uhren, Fahrzeuge und<br />
mobiltelefone liefern, funktionieren durch<br />
die erzeugung einer elektrochemischen<br />
reaktion.<br />
Wegen seiner<br />
reichtümer oft<br />
als „schWarzes<br />
gold“ bezeichnet
TEChnIK FüR DIE wElT DER ChEMIE<br />
Die chemische Industrie stellt aus den Rohstoffen der<br />
Erde viele Tausende Produkte her. Ohne den Einsatz<br />
von Präzisionstechnik wäre das nicht möglich. Ob es<br />
um die Bereitstellung kompletter Verarbeitungslinien,<br />
Separation, Trocknung, Wärmeübertragung, Kältetechnik<br />
oder einfach darum geht, Kühe sauber<br />
zu halten: <strong>GEA</strong> Unternehmen bieten erstklassige<br />
Verfahrenstechnologien an.<br />
Eines der begehrtesten Materialien ist Polysilizium<br />
(oder Polykristallin-Silizium), das sowohl für die<br />
IT-Industrie als auch im wachsenden Solarenergiesektor<br />
eine große Rolle spielt. In den letzten Jahren<br />
hat China seine Fertigungskapazitäten für dieses<br />
begehrte Material massiv erweitert. <strong>GEA</strong> Refrigeration<br />
Technologies liefert die für den Herstellungsprozess<br />
von Polysilizium erforderliche Kältetechnik.<br />
Polysilizium wird aus Chlorsilan hergestellt, das<br />
zum Teil als Abgas entweicht, aber durch Kühlung<br />
zurückgewonnen werden kann. Mit der Lösung von<br />
<strong>GEA</strong> Refrigeration Technologies wird diese Rückgewinnung<br />
optimiert.<br />
Bei der Verarbeitung von Chemikalien, Petrochemikalien<br />
und Gas entsteht üblicherweise Wärme. Kühltechnik<br />
sorgt für eine Absenkung der Temperaturen. <strong>GEA</strong><br />
Refrigeration Technologies bietet ein breites Spektrum<br />
an Schraubenverdichteraggregaten, Flüssigkeitskühlsätzen<br />
und maßgeschneiderten industriellen<br />
kältetechnischen Systemen für die chemische Industrie.<br />
Ihre Kompressoren werden beispielsweise<br />
in Gasverflüssigungsanlagen in Australien oder<br />
Malaysia eingesetzt.<br />
<strong>GEA</strong> Heat Exchangers beliefert die weltweiten<br />
Strom- und Chemieindustrien mit industriellen<br />
Luftkühlungs- und Wärmeübertragungslösungen. Zu<br />
ihrem breiten, marktführenden Produktangebot gehören<br />
Wärmetauscher für jede denkbare Anwendung,<br />
Heller-Systeme, luftgekühlte Kondensatoren, Nasskühltürme,<br />
komplett geschweißte und abgedichtete<br />
Plattenwärmertauscher sowie Kälte- und Klimaanlagen.<br />
Kühlgeräte von <strong>GEA</strong> Heat Exchangers tragen<br />
dazu bei, den Wasserverbrauch bei der Kühlung<br />
von chemischen und petrochemischen Prozessen zu<br />
reduzieren. Als Pionier der industriellen Luftkühlung<br />
(das erste elliptische Rippenrohr wurde 1920 vom<br />
<strong>GEA</strong> Gründer Dr. Otto Happel erfunden) ist <strong>GEA</strong> Heat<br />
Exchangers ein führender Lieferant von luftgekühlten<br />
Kondensatoren und Rippenrohrwärmetauschern<br />
für Kraftwerke, Raffinieren, chemische Werke und<br />
petrochemische Einrichtungen sowie LNG-Stationen und<br />
Gaspipelines weltweit. <strong>GEA</strong> Heat Exchangers hat als<br />
Erster in Katar ein Luftkühlerwerk aufgebaut.<br />
Die <strong>GEA</strong> Renzmann & Grünewald Wärmetauscher mit<br />
ihrer Doppelrohrsicherheitstechnik spielen eine bedeutende<br />
Rolle bei der Verarbeitung von Chlorsilanen für die<br />
Polysiliziumproduktion und tragen zur Verbesserung von<br />
Sicherheit und Qualität bei.<br />
Die <strong>GEA</strong> Luftkühler PSA-Switch-Kondensatoren, die Gas-<br />
Kat-Kühler und die Flüssigkondensatoren sind wichtige<br />
Bestandteile bei der Herstellung von Phtalsäure, einem<br />
Katalysator bei der Herstellung von Weichmachern für<br />
Kunststoffe. Ohne Phtalsäure hätten sich die modernen<br />
Kunststoffe nie über die Qualität des spröden Bakelits<br />
der 1920er-Jahre hinaus entwickeln können.<br />
<strong>GEA</strong> Process Engineering liefert ganz unterschiedliche<br />
Technologien für die chemische Industrie. Die Sprüh- und<br />
Flüssigbetttrockner von <strong>GEA</strong> Niro werden in der Produktion<br />
von fortschrittlichen chemischen Verbindungen<br />
sowie für chemische Massengüter eingesetzt. Dazu<br />
zählen Ausgangsmaterial für Li-Ion-Batterien, moderne<br />
Keramik und andere Produkte für Elektronikgeräte.<br />
Beispiele für solche Grundprodukte sind Sodaasche,<br />
HDPE oder PVC.<br />
Schnelltrockner, Flüssigbetttrockner, Ringtrockner und<br />
Trommeltrockner von <strong>GEA</strong> Barr-Rosin entziehen chemischen<br />
Massenprodukten, wie industriellen Mineralen,<br />
PET-Chips oder Agrochemikalien, die Flüssigkeit.<br />
Bei der Herstellung der Synthetikfaser Polyamid 6 fallen<br />
enorme Abwassermengen an, die mit Eindampfanlagen<br />
von <strong>GEA</strong> Wiegand aufbereitet werden können.<br />
Ein weiterer bedeutender Fertigungsschritt in der<br />
chemischen Industrie ist die Membranfiltration. Die<br />
Filtrationstechnik von <strong>GEA</strong> wird in diesem Sektor in<br />
zahlreichen Anwendungen, etwa der Rückgewinnung<br />
von Titanoxid, der Beseitigung von Natriumazetat aus<br />
Druckerfarbe, der Polymer- und Pigmentproduktion sowie<br />
der Aufbereitung von Abwasser, eingesetzt.<br />
Verdampfungs- und Kristallisationsanlagen von <strong>GEA</strong><br />
Kestner sind in verschiedenen Märkten zu finden – von<br />
Säuren und Aluminium bis hin zu Papier und Textilien.<br />
Die Verdampfer und Kristallisatoren von <strong>GEA</strong> Messo PT<br />
sind Bestandteil der Produktionsanlagen für verschiedene<br />
anorganische Produkte und organische Verbindungen,<br />
beispielsweise Kaliumchlorid oder Natriumcarbonat.<br />
Die Homogenisierer, Ventile, Pumpen, Separatoren und<br />
Dekanter von <strong>GEA</strong> Mechanical Equipment werden nach<br />
höchsten Standards gefertigt und betrieben. Mit den<br />
Ventilen, Pumpen und Reinigungsanlagen von <strong>GEA</strong><br />
Mechanical Equipment werden optimale Qualität und<br />
Produktivität erreicht. Die Produktserie VESTA® Sterilventile<br />
wurde mit dem Ziel entwickelt, die Effektivität<br />
und Zuverlässigkeit weiter zu verbessern.<br />
In der chemischen und petrochemischen Industrie sorgen<br />
<strong>GEA</strong> Homogenisierer und Hochdruckpumpen für eine<br />
effektive Mischung des Einsatzmaterials und steuern<br />
die Viskosität, damit die gewünschte Partikelgröße für<br />
die unterschiedlich verarbeiteten Produkte entsteht.<br />
Hochdruck verbessert den Extraktionsprozess und kann<br />
die Farbe vieler Pigmente und Glasuren intensivieren.<br />
Die Homogenisiertechnik von <strong>GEA</strong> fließt in die Herstellung<br />
von Produkten wie Klebstoffe, Lacke, Reini-<br />
gungsmittel, Brennöl, Wachs, Silikon, Latex, Paraffin<br />
oder Polymeremulsionen ein.<br />
Separatoren und Dekanter von <strong>GEA</strong> Mechanical Equipment<br />
begleiten die chemische Industrie seit Jahrzehnten.<br />
Ihre Hochgeschwindigkeitszentrifugen liefern einen<br />
wertvollen Beitrag für die Exploration, Förderung und<br />
Behandlung von Rohöl und Erdgas. Separator-, Dekanter-<br />
und Membranfiltrationsanlagen von <strong>GEA</strong> Mechanical<br />
Equipment wurden entwickelt, um die Anforderungen<br />
der chemischen Industrie an Sicherheit, Hygiene und<br />
Produktqualität zu erfüllen. Sie kommen bei der Verarbeitung<br />
von Petrochemikalien und Mineralien, biotechnologischen<br />
Produkten, Polycarbonat und Alkaloiden zum<br />
Einsatz – um nur einige zu nennen.<br />
Und schließlich ist auch <strong>GEA</strong> Farm Technologies im chemischen<br />
Sektor aktiv. Denn auch in Milchviehbetrieben<br />
geht es um wesentlich mehr als darum, Kühe zu melken.<br />
Sowohl für die Tiere als auch für die Melkstände hat<br />
Hygiene höchste Priorität. <strong>GEA</strong> Farm Technologies bietet<br />
ein komplettes Sortiment an sauren und alkalischen<br />
Reinigern für die Desinfizierung und Entzunderung<br />
von Melkmaschinen und Tanks sowie Mittel für die<br />
Euterhygiene an.<br />
Darüber hinaus liefert das Unternehmen<br />
Spezialreinigungsmittel für die Hufreinigung sowie<br />
Einstreumittel für Stallungen, die Feuchtigkeit<br />
aufnehmen und bakterielles Wachstum unterdrücken<br />
können. Diese Reinigungsmittel werden in einem speziell<br />
dafür in Plainfeld (Österreich) errichteten Werk mithilfe<br />
eines umweltfreundlichen Prozesses hergestellt.<br />
Dabei kommt nur wenig Wasser zum Einsatz.<br />
Und die gesamte Abluft wird gefiltert.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 15
ChEMIEFAChMESSE<br />
Im Juni 2012 werden Tausende von Menschen aus<br />
aller Welt zur größten Chemiemesse weltweit nach<br />
Frankfurt reisen.<br />
Die alle drei Jahre stattfindende ACHEMA ist das<br />
Weltforum für die chemische Technik und die<br />
Pro-zessindustrie. Über 4.000 Aussteller aus 50<br />
Ländern werden dort ihre verfahrenstechnischen<br />
Innovationen und ihr Know-how präsentieren und<br />
das begleitende Vortragsprogramm über neue<br />
Entwicklungen in der Biologie, Prozesstechnik und<br />
bei Materialien verfolgen.<br />
Als einer der führenden Anlagenlieferanten für die<br />
chemische Industrie ist auch die <strong>GEA</strong> <strong>Group</strong> mit<br />
einer Ausstellungsfläche von 1.300 Quadratmetern<br />
und Vertretern der Segmente <strong>GEA</strong> Heat Exchangers,<br />
<strong>GEA</strong> Mechanical Equipment und <strong>GEA</strong> Process<br />
Engineering anwesend.<br />
Die ACHEMA bietet ein Ausstellungsforum für <strong>GEA</strong><br />
Technologien.<br />
16<br />
Biotechnologie-Boom<br />
Als Francis Crick und James Watson 1953<br />
die struktur der biomolekularen DnA<br />
(Desoxyribonukleinsäure) identifizierten,<br />
machten sie die wahrscheinlich wichtigste<br />
medizinische entdeckung aller Zeiten. sie<br />
ließ uns verstehen, wie genetisches material<br />
von Zelle zu Zelle und über generationen<br />
hinweg weitergegeben wird.<br />
1990 riefen Wissenschaftler das humangenom-Projekt<br />
zur entschlüsselung des<br />
humangenetischen Codes ins leben.<br />
innerhalb von dreizehn Jahren identifizierte<br />
das Projekt bis zu 25.000 gene und<br />
sequenzen der drei milliarden chemischen<br />
basenpaare in der menschlichen DnA.<br />
mit diesem Wissen lassen sich bestimmte<br />
Krankheiten wesentlich schneller diagnostizieren<br />
und behandlungen effektiv individualisieren.<br />
ein DnA-Profiling unterstützt die<br />
Feststellung der biologischen Abstammung<br />
eines menschen ebenso wie strafrechtliche<br />
ermittlungen.<br />
Die genetiker haben die biotechnologie<br />
über ihre traditionellen methoden der<br />
physikalischen manipulation lebender<br />
Organismen hinaus zum nutzen der<br />
menschlichen gesundheit und des<br />
menschlichen lebensstils vorangebracht.<br />
heute wird das erbgut auf molekülebene<br />
manipuliert oder verbessert. mit biotechnologischen<br />
methoden wurden erfolgreich<br />
tiere geklont. Als nächstes werden wohl<br />
menschen geklont – ein stark umstrittenes<br />
thema. Das gilt auch für die Verwendung<br />
von stammzellen zur behandlung von<br />
Krankheiten. im Oktober 2011 verbot der<br />
europäische gerichtshof europaweit die<br />
Patentierung von stammzellenerfindungen<br />
aus menschlichen embryonen.<br />
neben der pharmazeutischen biotechnologie<br />
ist noch die weiße biotechnologie<br />
erwähnenswert, die lebende Zellen und<br />
enzyme zur industriellen herstellung<br />
biobasierter Produkte nutzt.<br />
mit biotechnischen<br />
verfahren Wurden<br />
bereits erfolgreich<br />
tiere geklont. doch<br />
die forschung hat<br />
noch einen langen<br />
Weg vor sich.<br />
Wissenschaftler haben mithilfe der Biotechnologie<br />
erfolgreich Tiere geklont.
Chemie der Zukunft<br />
Die chemische industrie ist an kontroverse<br />
Debatten gewohnt – nicht zuletzt, weil sie als<br />
umweltverschmutzerin gilt. Aber genauso<br />
wie die Chemie unsere Welt in den letzten<br />
beiden Jahrhunderten durch innovationen<br />
verändert hat, kann sie auch in Zukunft zur<br />
lösung von Problemen wie dem Klimawandel<br />
beitragen. und auch bei der suche nach<br />
nachhaltigen lebensmittel- und energiequellen<br />
für die weiter wachsende und<br />
anspruchsvolle Weltbevölkerung wird sie<br />
eine entscheidende rolle spielen.<br />
Weil Öl und gas zur neige gehen, untersuchen<br />
Chemiker heute das Potenzial zur<br />
herstellung synthetischer biokraftstoffe und<br />
gase. inzwischen gibt es schon biokunststoffe<br />
aus Pflanzenölen oder maisstärke,<br />
wobei diese noch nicht die Vielseitigkeit der<br />
Kunststoffe aus erdöl aufweisen.<br />
Die entwicklung von Fotovoltaikmodulen<br />
und Verbundmaterialien für Windturbinenpropellerblätter<br />
ist ebenfalls auf dem Weg.<br />
und auch im Fahrzeug- und Flugzeugbau<br />
bewähren sich Verbundstoffe. sie überzeugen<br />
nicht nur durch ihre hervorragende<br />
Festigkeit, sondern auch durch ihr gerin-<br />
geres gewicht und fördern somit einen<br />
geringeren Kraftstoffverbrauch. Als<br />
wesentlich preisgünstigere Alternative zu<br />
stahl oder Aluminium sind sie das neue<br />
gold in der Welt der Kunststoffe.<br />
heute praktiziert das gsi helmholtzzentrum<br />
in Deutschland mit seinem einzigartigen<br />
großbeschleuniger eine Art moderne<br />
Alchemie. Am Zentrum wurden bereits<br />
sechs neue chemische elemente entdeckt<br />
(zuletzt Kopernikum). Zudem fand man eine<br />
möglichkeit zur behandlung von tumoren<br />
mit ionenstrahlen.<br />
Für Biokunststoffe werden Pflanzenöle und<br />
Maisstärke eingesetzt.<br />
Weil Öl und gas knaPP<br />
Werden, untersuchen<br />
chemiker das Potenzial<br />
von synthetischen<br />
biokraftstoff-technologien<br />
(biomass to liQuid/btl)<br />
und synthesegasen.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 17
leopatra, die Königin des nils, soll in<br />
milch gebadet haben, um ihre haut sanft<br />
und schön zu halten. Den meisten von<br />
uns reicht es, sie zu trinken. Doch anscheinend<br />
kann die äußere Anwendung von milch<br />
in verschiedenen Formen nützlich sein –<br />
etwa zur linderung von insektenstichen<br />
oder eines sonnenbrands.<br />
Da ist die Vorstellung, sie zu tragen, nicht<br />
mehr weit. glaubt man den Prognosen, sind<br />
Kleider aus milch der neue megatrend – vor<br />
allem wegen ihrer umweltfreundlichkeit.<br />
Was genau ist milchfaser? sie entsteht,<br />
indem man dehydrierte milch entrahmt und<br />
ein bei der Käseherstellung verwendetes<br />
Protein namens Kasein extrahiert, das auch<br />
als bindemittel in Kleb- und Farbstoffen zum<br />
einsatz kommt. sodann wird das Kasein<br />
chemisch mit Akrylnitril (dem hauptbestandteil<br />
der Akrylfaser) verbunden und zur<br />
Faser gesponnen.<br />
18<br />
Das erste mal<br />
milch wurde in den späten 30er-Jahren erstmals<br />
in italien und Amerika zur herstellung<br />
von Kleidern verwendet. Als Alternative zur<br />
im Zweiten Weltkrieg dringend benötigten<br />
Wolle wurde sie im Allgemeinen mit anderen<br />
Fasern gemischt. Da sie aber weniger fest<br />
und elastisch als Wolle war, wurde sie von<br />
den beliebten neuen synthetikstoffen wie<br />
nylon überholt.<br />
heute bekommt die milchfaser dank verbesserter<br />
techniken und einer veränderten<br />
einstellung zur natur eine zweite Chance.<br />
Wie andere bio-synthetische garne (etwa<br />
bambus, banane und soja) ist sie mottensicher.<br />
sie glänzt, ist luxuriös wie seide und<br />
fester als zuvor.<br />
königin der milchfaser<br />
in Deutschland hat die milchfaser eine<br />
ungewöhnliche Vorreiterin. nach der lektüre<br />
eines Artikels war das interesse der<br />
milChFAser mACht in mODeKreisen<br />
VOn siCh reDen. eine Junge<br />
DeutsChe geWinnt Preise, Weil sie<br />
DArAus erstKlAssige gArne unD<br />
KleiDer Fertigt.<br />
28-jährigen mikrobiologin Anke Domaske<br />
geweckt. sie gründete zwei unternehmen:<br />
Qmilch zur herstellung der Faser und<br />
mCC, ein milchfaser-modelabel.<br />
Wer Anke besser kennenlernt, versteht<br />
auch die hintergründe. ihre urgroßmutter<br />
war eine modedesignerin in<br />
Ostdeutschland – zu einer Zeit, in der<br />
jeder seine Kleidung selbst nähte. und<br />
Ankes wissenschaftliche herkunft ließ sie<br />
auf die Vorzüge der Faser aufmerksam<br />
werden. Diese hat, wie die menschliche<br />
haut, einen ph-Wert von 6,8 und enthält<br />
18 Aminosäuren; deshalb ist sie antiallergisch<br />
und antibakteriell. sie ist außerdem<br />
umweltfreundlich, denn verwendet wird<br />
nur genussuntaugliche milch, die sonst<br />
weggeschüttet würde.<br />
Bahnbrechende techniken<br />
Doch Anke produziert nicht einfach nur<br />
milchfaser – sie macht dies auf eine<br />
ganz neue Art und Weise. nach zwei-
Melkerfolg: Anke Domaske (ganz oben) produziert<br />
innovative Fasern aus Kuhmilch (oben).<br />
jähriger Forschungsarbeit gemeinsam mit<br />
dem Faserinstitut bremen kann Qmilch als<br />
erstes unternehmen die Faser ohne einsatz<br />
von Chemikalien herstellen. Da somit das<br />
nassschleudern zum entfernen der Chemikalien<br />
entfällt, wird viel weniger Wasser<br />
verbraucht. Das Verfahren ist daher nicht<br />
nur umweltfreundlicher, sondern auch viel<br />
schneller und ökonomischer als das<br />
der Konkurrenten.<br />
ihr herstellungsrezept ist zwar geheim, doch<br />
Anke verrät: „Zur herstellung von einem Kilo<br />
Fasern benötigen andere Produzenten etwa<br />
20.000 liter Wasser. Der Prozess kann bis zu<br />
60 stunden dauern. Wir dagegen produzieren<br />
27 Kilo pro stunde und verbrauchen nur zwei<br />
liter Wasser. unser Ziel bis mai 2012 sind<br />
70 Kilo in der stunde.“<br />
Von der Faser zur mode<br />
Während Qmilch die Produktion forciert, entwickelt<br />
sich Ankes modelabel mCC ebenfalls<br />
prächtig. sie verkauft ihre Kollektion – in<br />
der hauptsache Kleider aus mindestens<br />
30 Prozent milchfaser – an geschäfte in<br />
der ganzen Welt. ihre immer zahlreicheren<br />
Privatkunden lassen sich von ihr zu den<br />
Vorteilen der milchfaser beraten und bestellen<br />
maßgeschneiderte Kleider. „Die Faser<br />
trägt sich sehr sanft und kratzt nicht so wie<br />
Wolle“, sagt Anke. „und sie ist sehr leicht.<br />
manche Kunden sagen, es sei ein gefühl,<br />
als hätte man gar nichts an!“<br />
Zweifellos lässt sich milchfaser auch für andere<br />
märkte wie bettwäsche, unterwäsche,<br />
sportkleidung, möbelbezüge und Autopolster<br />
nutzen. Dank ihrer antiallergischen und<br />
antibakteriellen eigenschaften eignet sie<br />
sich außerdem für medizinische textilien.<br />
Die größte herausforderung besteht darin,<br />
in der Produktion mit der schnell wachsenden<br />
beliebtheit der Faser schritt zu halten.<br />
Anke hofft, bis ende 2012 eine neue Fabrik<br />
zu bauen, 560 tonnen jährlich zu produzieren<br />
und die Zahl ihrer mitarbeiter von sechs auf<br />
20 zu erhöhen.<br />
Qmilch/MCC gewann bei der Berliner Modewoche 2011<br />
den Gründungspreis von hannoverimpuls und den<br />
Innovationspreis der Deutschen Textil-<br />
und Modeindustrie.<br />
<strong>GEA</strong> UnD KASEIn<br />
Ungefähr ein Viertel der weltweit produzierten<br />
Milch läuft durch Geräte von Unternehmen der <strong>GEA</strong><br />
<strong>Group</strong> – etwa bei der Verarbeitung verschiedener<br />
Milchprodukte wie Kasein.<br />
<strong>GEA</strong> Farm Technologies ist weltweit führender Anbieter<br />
von Lösungen und Systemen zur Milchproduktion<br />
und Viehhaltung. Angeboten wird ein Gesamtpaket –<br />
von der Planung des Stalles und Entwicklung des<br />
Geschäftskonzepts bis hin zum täglichen Herden-<br />
und Hofmanagement.<br />
<strong>GEA</strong> Mechanical Equipment stellt Prozesslinien zur<br />
Gewinnung von Kasein durch Säure- oder Labfällung<br />
bereit. Bei den Maschinen handelt es sich<br />
um Zentrifugal-Separatoren zur Entrahmung und<br />
Entkeimung von Milch und Dekanter zur Trennung<br />
von Kasein und Molke. Hierbei kommen EcoFlexgedichtete<br />
Plattenwärmeaustauscher von <strong>GEA</strong> Heat<br />
Exchangers in den verschiedenen Prozessstufen<br />
zum Einsatz, wie z. B. der Milchpasteurisation, der<br />
Magermilchanwärmung sowie bei der regenerativen<br />
Molkenrückkühlung. Auch in der nachfolgenden<br />
Molkenverarbeitung finden sie auf dem Gebiet der<br />
Molkenpasteurisation ihre Anwendung.<br />
Weiterhin konstruiert, produziert und installiert <strong>GEA</strong><br />
Heat Exchangers für allgemeine Kühlprozesse eine<br />
breite Palette von Kühltürmen für Fabriken, in denen<br />
Milchprodukte hergestellt werden.<br />
<strong>GEA</strong> Process Engineering steuert ebenfalls Geräte<br />
zur Produktion von Kasein bei, etwa Sprühtrockner<br />
von <strong>GEA</strong> Niro, Ringtrockner von <strong>GEA</strong> Barr-Rosin und<br />
Anlagen von <strong>GEA</strong> Filtration.<br />
<strong>GEA</strong> Refrigeration Technologies bietet innovative<br />
Kältetechnik für eine Vielzahl von Anwendungen in<br />
der Nahrungsmittelindustrie – darunter zum Beispiel<br />
die Lagerung, der Transport und die Weiterverarbeitung<br />
verschiedenster Molkereiprodukte.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 19
20<br />
Die <strong>ChemisChe</strong><br />
inDustrie Dehnt siCh<br />
Über ihre trADitiOnellen<br />
PrODuKtiOnsgebiete<br />
in eurOPA, Den usA unD<br />
JAPAn hinAus Aus, um Die<br />
in ChinA unD AnDeren<br />
sChWellenlänDern steigenDe<br />
nAChFrAge nACh<br />
rOhstOFFen Zu DeCKen.<br />
bAyer mAteriAlsCienCe<br />
erKAnnte Diesen trenD<br />
FrÜhZeitig, Wie teChnOlOgieVOrstAnD<br />
DR. tony<br />
Van osselaeR erKlärt.
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 21
22<br />
mit einem Umsatz von 10,2 milliarden euro im<br />
Jahr 2010 gehört bayer materialscience zu den<br />
weltweit größten Polymer-unternehmen. das<br />
im deutschen leverkusen beheimatete<br />
unternehmen beschäftigt 15.000 mitarbeiter<br />
an 30 Produktionsstätten auf der ganzen<br />
Welt. hauptkunden sind die automobil-,<br />
eletro- und elektronik-, bau- sowie sport-<br />
und freizeitbranchen. das unternehmen<br />
investierte in schanghai und an anderen<br />
strategischen standorten in china massiv<br />
in den bau von anlagen zur herstellung<br />
des Polyurethan-rohstoffs mdi und<br />
von Polykarbonaten.<br />
dr. tony van osselaer spielte für die<br />
chinesischen unternehmen von bayer<br />
materialscience eine wichtige rolle:<br />
in den Jahren 2006 und 2007 koordinierte<br />
er das investmentprogramm<br />
in schanghai. der gebürtige belgier<br />
kam im Jahr 1980 zu bayer materialscience.<br />
seit 2002 ist er als vorstand<br />
für das Polymergeschäft des<br />
unternehmens zuständig. derzeit<br />
bekleidet er die Position des<br />
technologievorstands (chief<br />
technical officer).<br />
F. Wann und wie erkannte bayer materialscience<br />
das Potenzial in China und allgemein<br />
auf dem asiatischen markt?<br />
a. Zu beginn der 90er-Jahre. Damals sahen<br />
wir uns aktiv in taiwan, singapur und südkorea<br />
um. Doch ein kühner geschäftsbereichsleiter<br />
namens Klaus steeger hatte eine<br />
langfristige Vision für das unternehmen. im<br />
Jahr 1991 unternahm er eine ausgedehnte<br />
Zugreise durch China. etwa zur gleichen Zeit<br />
wechselten einige unserer Kunden in den<br />
chinesischen markt.<br />
ich war zum ersten mal 1992 dort, um mir<br />
einige Produktlinien anzusehen. ich erinnere<br />
mich noch an all die Fahrräder und die menschen<br />
in blauen Anzügen. Das hat sich in den<br />
letzten zwei Jahrzehnten dramatisch verändert.<br />
China und Asien werden als märkte<br />
für die chemische industrie immer wichtiger;<br />
unser dortiges geschäft wächst.<br />
F. Worin lagen die schwierigkeiten bei der<br />
gründung von unternehmen in China?<br />
a. Zunächst war es nicht einfach, ein<br />
geschäft zu eröffnen. Ausländischen<br />
unternehmen war es nicht erlaubt, 100<br />
Prozent zu besitzen – sie mussten ein Joint<br />
Venture mit einem heimischen unternehmen<br />
gründen. unsere Partnerschaft mit sCAC<br />
(shanghai Chlor Alkali Company) hat bis<br />
heute bestand. Außerdem durften wir nur<br />
innerhalb Chinas produzieren und verkaufen;<br />
import und export waren verboten.<br />
Das land hat sich nach und nach geöffnet;<br />
mittlerweile ist es möglich, ein ganzes unternehmen<br />
zu besitzen. es war eine interessante<br />
reise. Die Art und Weise, wie die chinesische<br />
regierung versucht, die entwicklung<br />
des landes zu steuern und Wohlstand für das<br />
Volk zu schaffen, ist vollkommen neu. man hat<br />
interesse an ausländischen investitionen und<br />
unsere Projekte in schanghai wurden von der<br />
stadtverwaltung stark unterstützt.<br />
Die rekrutierung von mitarbeitern war eine<br />
große herausforderung – für jede stelle<br />
erhielten wir 35.000 bewerbungen! Doch unser<br />
großartiges team vor Ort ermittelte mit<br />
einem webbasierten Vorauswahl-Programm<br />
zehn potenzielle bewerber für jede stelle.<br />
China verfügte bereits über eine ziemlich<br />
große Chemieindustrie; die bewerber<br />
brachten also die passenden Fähigkeiten<br />
mit. Außerdem arbeiten sie gern für Westunternehmen;<br />
dort sehen sie größere Karriere-<br />
und entwicklungschancen.<br />
F. Wie stark unterscheidet sich China ihrer<br />
erfahrung nach von anderen ländern?<br />
a. Das land ist viel optimistischer. es<br />
herrscht das gefühl vor, dass die Dinge jeden
tag ein bisschen besser werden; deshalb<br />
blickt man zuversichtlich in die Zukunft.<br />
F. Dadurch, dass sie die Chancen in China<br />
wahrnimmt, scheint sich die chemische und<br />
petrochemische industrie von den traditionellen<br />
Produktionsgebieten in europa, den<br />
usA und Japan abzuwenden. Folgt bayer<br />
materialscience diesem trend?<br />
a. nein. unsere strategie ist es, in der region<br />
für die region zu produzieren – nicht zuletzt<br />
als garantie der Versorgungssicherheit und<br />
zum schutz vor Wechselkursschwankungen.<br />
Die Kundennähe ermöglicht uns aber auch<br />
rasche reaktionen auf nachfrageänderungen.<br />
Außerdem spart man energie und transportkosten<br />
– nur sechs Prozent unserer Produkte<br />
werden interregional transportiert.<br />
Weltweite trends wie urbanisierung und<br />
mobilität machen den ersatz von mate-<br />
rialien erforderlich, und wir müssen<br />
Kapazitäten ausbauen.<br />
F. gibt es, abgesehen von Asien, weitere<br />
bedeutende Wachstumsgebiete für die<br />
chemische industrie?<br />
a. indien, russland und der nahe Osten sind<br />
interessante märkte mit gutem Wachstum.<br />
unter dem gesichtspunkt der kritischen<br />
masse sind sie noch nicht groß genug, um<br />
hohe investitionen zu rechtfertigen. Doch<br />
sie sind teil unseres netzwerks kleinerer<br />
investitionen rund um den globus.<br />
F. Wie stark wurde die chemische industrie<br />
vom wirtschaftlichen Abschwung der letzten<br />
Jahre beeinträchtigt? und wie sind die langfristigen<br />
Aussichten?<br />
a. in Krisenzeiten können wir manche entscheidungen<br />
verschieben – etwa den Kauf<br />
eines Autos, hauses oder Kühlschranks.<br />
Diese sektoren sind deshalb unbeständiger<br />
als zum beispiel die bereiche lebensmittelverpackung<br />
oder reinigungsmittel. Die<br />
langfristige Perspektive für die branche ist<br />
positiv. so nimmt die nachfrage nach dem<br />
1953 erfundenen Polykarbonat immer noch<br />
zu. mehr und mehr wird es als ersatz für<br />
glas genutzt.<br />
F. Die chemische industrie ist stark von petrochemischen<br />
Produkten abhängig. Die rohölvorräte<br />
sind aber begrenzt – mit welchen<br />
maßnahmen sucht man nach Alternativen?<br />
a. Viele von uns produzierte materialien sind<br />
in dieser richtung hilfreich. Wir sind offizieller<br />
Partner des Projekts solar impulse<br />
unter leitung von bertrand Piccard, der<br />
als erster mensch die erde in einem ballon<br />
umkreiste. Jetzt will er als erster in einem<br />
solarflugzeug um den globus fliegen. in<br />
diesem Projekt sind 17 unserer Produkte<br />
vertreten, etwa Kohlenstoff-nanoröhren zur<br />
stärkung der Konstruktion bei gleichzeitiger<br />
minimierung des gewichts – das Cockpit<br />
wiegt nur 17 Kilogramm.<br />
initiativen wie jene zum verstärkten einsatz<br />
von Polymeren in Autos machen die Fahrzeuge<br />
leichter, weshalb sie weniger treibstoff<br />
verbrauchen.<br />
in neu-Delhi haben wir ein „ecoCommercial<br />
building“, das mehr energie produziert als<br />
es verbraucht. erreicht wird das durch eine<br />
Kombination aus Architektur, isoliermaterial<br />
und Fotovoltaik-Dach. Über ein netzwerk von<br />
bau-, Architektur- und Planungsexperten<br />
arbeiten wir weltweit mit 45 unter-nehmen<br />
zusammen.<br />
F. nachhaltigkeit und emissionsreduzierung<br />
werden immer wichtiger – was unternehmen<br />
sie zur bekämpfung des Klimawandels?<br />
a. 2007 setzte sich bayer materialscience<br />
das Ziel einer spezifischen reduzierung der<br />
CO 2-emissionen um 25 Prozent bis 2020.<br />
im Jahr 2010 haben wir dieses Ziel auf 40<br />
Prozent erhöht.<br />
einer unserer größten Prozessbereiche<br />
ist das ziemlich energieintensive Chlor. in<br />
Deutschland gehen vier Prozent des stroms<br />
in die Chlorproduktion. nach jahrzehntelanger<br />
Forschung haben wir einen Prozess<br />
namens sVK (sauerstoffverzehrkathode)<br />
entwickelt, der 30 Prozent weniger energie<br />
als die herkömmliche technologie ver-<br />
braucht. Wir beabsichtigen, diese technologie<br />
der ganzen branche anzubieten.<br />
F. innovation hat in der chemischen industrie<br />
tradition. Wie wird sie sich ihrer meinung<br />
nach im hinblick auf die Zukunftsaufgaben<br />
der Welt entwickeln?<br />
a. megatrends wie urbanisierung, mobilität<br />
und Klimawandel erfordern lösungen, die nur<br />
durch innovation gefunden werden können.<br />
unser unternehmen ist sehr stark innovationsgetrieben.<br />
Drei Prozent unseres budgets<br />
entfallen auf F&e, was in unseren Augen<br />
wichtig für die sicherung unserer Zukunft ist.<br />
unsere F&e im bereich Prozessentwicklung<br />
ist jeweils auf einen standort wie Dorma-<br />
gen oder Antwerpen konzentriert. Wir sind<br />
aber der meinung, dass die F&e im bereich<br />
Produktentwicklung unbedingt in Kundennähe<br />
stattfinden muss. unser Polymer-F&e-<br />
Zentrum schanghai wird auf das Vierfache<br />
seiner ursprünglichen größe erweitert;<br />
ähnliche Aktivitäten gibt es in indien.<br />
ich bin zuversichtlich, dass die chemische<br />
industrie immer wieder neue lösungen zur<br />
Verbesserung aller bereiche des täglichen<br />
lebens anbieten kann.<br />
<strong>GEA</strong> UnD DIE ChEMISChE InDUSTRIE<br />
Die <strong>GEA</strong> <strong>Group</strong> hat eine lange Tradition als Anbieter<br />
erstklassiger Techniklösungen für die weltweite<br />
chemische Industrie – mit Wärmeübertragungs- und<br />
Kühltechnik, kompletten Prozesslinien, Separations-<br />
und Trocknungsanlagen (siehe Seite 15).<br />
Das Portfolio innovativer Produkte und Prozesse<br />
vereint maximale Betriebseffizienz mit höchster<br />
Umweltverträglichkeit; es ist seit vielen Jahren<br />
Maßstab für Ökonomie und Ökologie. <strong>GEA</strong> hat aber<br />
nicht nur Produkte im Angebot, die den Kunden<br />
beim Umweltschutz unter die Arme greifen – auch<br />
die eigenen Aktivitäten der Gruppe übertreffen<br />
regelmäßig gesetzliche Umweltschutzanforderungen.<br />
Polymerwerkstoffe für leichtere Komponenten,<br />
wie Rollen von Inlineskates (oben links) oder<br />
Autoscheinwerfer (oben).<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 23
24<br />
fertignahrungsmittel gelten oft<br />
als ungesund. doch generate fand<br />
heraus, dass das nicht stimmen<br />
muss: schnell ist nicht<br />
gleichzusetzen mit fett.
age mir, was du isst, und ich sage dir,<br />
wer du bist“, schrieb Jean anthelme<br />
brillat-savarin in seinem buch<br />
„Physiologie des geschmacks.“<br />
das im Jahr 1825 erschienene Werk brachte<br />
ihm den ruf eines genießers und gastronomen<br />
ein. brillat-savarin war ein französischer<br />
rechtsanwalt und Politiker, doch<br />
bleibenden ruhm erwarb er sich durch seine<br />
schriften über die auswirkungen des essens<br />
auf die geistige und gesundheitliche verfassung<br />
des menschen. Weitere zitate sind: „die<br />
entdeckung eines neuen gerichtes macht die<br />
menschheit glücklicher als die entdeckung<br />
eines neuen sterns“ und „die kochkunst hat<br />
der zivilisation als eine der ältesten künste<br />
den größten dienst erwiesen.” mit seiner<br />
behauptung, dass zucker und weißes mehl<br />
dick machen, gilt er als einer der ersten, die<br />
den gesundheitlichen nutzen einer proteinreichen,<br />
kohlenhydratarmen kost erkannten.<br />
brillat-savarins Philosophie fand großen<br />
anklang und diente als inspiration für den<br />
satz „du bist, was du isst.“ damit engagiert<br />
man sich im allgemeinen für gesundes essen<br />
– implizit wird dabei unterstellt, dass der<br />
verzehr von zu vielen falschen lebensmitteln<br />
schädlich ist. die schuld für die zunahme von<br />
fettleibigkeit, diabetes und herzkrankheiten<br />
wird fast-food-anbietern sowie den herstellern<br />
von fertigmahlzeiten und anderen vorgefertigten<br />
nahrungsmitteln zugeschoben.<br />
Küchengötter<br />
doch angesichts der hektik unserer zeit<br />
sind fertiggerichte für viele ein segen. nach<br />
angaben des britischen gesundheitsministeriums<br />
verbringen die briten heute durchschnittlich<br />
20 minuten täglich mit der zubereitung<br />
von essen – 1980 waren es noch zwei<br />
stunden. fett- und zuckerhaltige lebensmittel<br />
gelten als genuss und – was wichtig ist –<br />
als arznei gegen harte zeiten.<br />
Jedenfalls ist es unfair und falsch, alle fertiggerichte<br />
in die schublade mit dem aufkleber<br />
„ungesund“ zu stecken. damit wird man<br />
dem großen nahrungsangebot nicht gerecht,<br />
das von verpacktem obst, gemüse und salat<br />
über kalorienarme mahlzeiten bis hin zu<br />
gesundheitsdrinks reicht. und die nachfrage<br />
es ist falsch und ungerecht, alle<br />
fertiggerichte automatisch in die<br />
kategorie „ungesund“ einzuordnen.<br />
steigt. ein amerikanisches marktforschungsunternehmen<br />
wagte im Jahr 2009 die<br />
Prognose, dass die kombination aus „fertig”<br />
und „gesund” in den nächsten zehn Jahren<br />
immer beliebter werden würde. in dem bericht<br />
„blick in die zukunft des essens“ wird<br />
eine 18-prozentige zunahme des verbrauchs<br />
kalorienarmer nahrung und eine 16-prozentige<br />
steigerung der nachfrage nach snackriegeln,<br />
Joghurt und obst vorhergesagt. für<br />
diesen trend macht das unternehmen die<br />
alternde bevölkerung verantwortlich: mit<br />
zunehmendem alter neigt der mensch dazu,<br />
mehr obst und gemüse zu essen. Wer unter<br />
gesundheitlichen Problemen wie diabetes,<br />
herzbeschwerden und bluthochdruck leidet,<br />
dem hat der arzt wahrscheinlich bessere<br />
essgewohnheiten verordnet.<br />
kampagnen wie die des britischen kochs<br />
Jamie oliver zur verbesserung der Qualität<br />
bei der schulverpflegung führen den feldzug<br />
für gesünderes essen an. lebensmittelhersteller<br />
geraten von staatlicher seite unter<br />
druck, in ihren Produkten weniger salz,<br />
zucker und fett zu verwenden.<br />
gesundheit auf der Speisekarte<br />
gea convenience-food technologies,<br />
als hersteller von maschinen und<br />
anlagen für das zubereiten, marinieren,<br />
verarbeiten, schneiden und verpacken von<br />
nahrungsmitteln, unterstützt seine kunden<br />
aktiv bei der erfüllung dieser forderung. Wie<br />
geschäftsbereichsleiter robert schmiehusen<br />
betont, sorgen salz, fett und zucker<br />
üblicherweise für den geschmack. er erklärt:<br />
„Wenn man sie herausnimmt, womit ersetzt<br />
man sie? Wenn man zutaten austauscht,<br />
beeinträchtigt das die art und Weise, wie die<br />
maschinen die Produkte behandeln – aber<br />
auch deren haltbarkeit und kosten.”<br />
im rahmen des kundenservices setzen<br />
die techniker von gea convenience-food<br />
technologies ihr spezialwissen über<br />
maschinen und anwendungen dafür ein,<br />
die kunden bei gesundheitsfördernden<br />
rezeptänderungen so zu unterstützen, dass<br />
die rendite erhalten bleibt.<br />
das testzentrum des unternehmens im<br />
niederländischen bakel bietet kunden<br />
und zutaten-lieferanten die möglichkeit,<br />
verschiedene Prozesse auszuprobieren.<br />
„zum beispiel haben wir einen kocher mit<br />
hochgeschwindigkeitsluftstrom, der es uns<br />
ermöglicht, lebensmittel zu braten, ohne sie<br />
wirklich zu braten“, erklärt schmiehusen.<br />
„einer unserer Paniermittel-lieferanten kann<br />
jetzt dank der unterstützung des zentrums<br />
für die beschichtung der lebensmittel einen<br />
heißluftofen anstatt der fritteuse verwenden –<br />
das ergebnis sind weniger gehaltvolle,<br />
gesündere Produkte.<br />
der langfristige trend, dass sich die<br />
menschen mit zunehmendem alter einer<br />
gesünderen lebensweise verschreiben,<br />
ist uns bekannt. durch die kontinuierliche<br />
zusammenarbeit mit kunden und zutatenlieferanten<br />
helfen wir mit, neue Produkte auf<br />
den markt zu bringen – jetzt und in<br />
der zukunft.“<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 25
26<br />
Das erste Buch: Das im Jahr 868 in China gedruckte<br />
„Diamantsutra“ ist das älteste bekannte gedruckte<br />
Buch. Die Chinesen erfanden 1041 außerdem das<br />
Drucken mittels beweglicher Typen aus Ton.<br />
bÜCher, ZeitsChriFten, Zeitungen,<br />
Pässe, VisitenKArten, bAnKnOten –<br />
geDruCKtes ist AllgegenWärtig.<br />
Aber ist es AuCh gut FÜr Die umWelt?<br />
uf einer liste der größten<br />
erfindungen aller Zeiten steht für<br />
viele gutenbergs Druckpresse<br />
ganz oben.<br />
sie wurde im Jahr 1436 von dem mainzer<br />
goldschmied Johannes gutenberg erfunden<br />
und revolutionierte die Produktion des<br />
geschriebenen Wortes. bücher und andere<br />
texte ließen sich jetzt dank der austauschbaren<br />
und beweglichen hölzernen Drucktypen<br />
einfacher und schneller drucken, was<br />
zu ihrer weiteren Verbreitung führte. Die<br />
damit verbundene Ausbreitung von Wissen<br />
förderte die entwicklung der Künste<br />
und Wissenschaften.<br />
Zuvor schnitt man beim Drucken Wörter in<br />
holz-, stein- oder metallstücke, die dann<br />
mit Druckerschwärze versehen auf Pergament<br />
gepresst wurden. Dieses mühselige<br />
Verfahren schränkte die Zahl der exemplare<br />
ein. in vielen Fällen wurden einfach<br />
Kopien von hand angefertigt.<br />
gutenbergs erfindung setzte maßstäbe – in<br />
den folgenden Jahrhunderten basierten<br />
alle drucktechnischen neuentwicklungen<br />
auf seiner maschine. Das Zeitalter der massenmedien<br />
wäre ohne sie nicht denkbar.<br />
Die industrielle revolution ermöglichte<br />
größere und leistungsfähigere Druckpressen.<br />
im Jahr 1815 erwarb die londoner<br />
„times“ eine maschine, die 1.100 Drucke<br />
pro minute fertigen konnte. nach einer<br />
Überarbeitung war sie in der lage, das<br />
Papier auf beiden seiten gleichzeitig zu bedrucken<br />
– Zeitungen wurden günstiger und<br />
somit für mehr menschen erschwinglich.
im Jahr 1886 machte gutenbergs landsmann<br />
Ottmar mergenthaler eine erfindung,<br />
die als die zweitwichtigste der Drucktechnik<br />
gilt: die Zeilensetzmaschine linotype. Für<br />
das setzen und gießen von Zeilen benötigte<br />
man jetzt nur noch eine Person.<br />
im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde die<br />
von gutenberg inspirierte technik nach und<br />
nach durch den Offsetdruck ersetzt. Wörter<br />
und bilder werden auf eine metallplatte<br />
geätzt und mit Druckerschwärze bedeckt,<br />
bevor sie auf ein gummituch oder eine<br />
Druckwalze übertragen und dann auf<br />
Papier oder ein anderes medium gedruckt<br />
werden. Die Vorteile des Offsetdrucks: er<br />
produziert kostengünstig ein gleichbleibend<br />
hochwertiges bild und eignet sich für<br />
alle Arten von Papier ebenso wie für<br />
andere materialien.<br />
Umwelteinfluss<br />
Aber es gibt auch schattenseiten. Alles<br />
spricht davon, wie wichtig es ist, recyceltes<br />
oder aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />
stammendes Papier zu verwenden, doch<br />
die umweltauswirkungen des Druckens<br />
selbst sind nur wenig bekannt. hierfür<br />
benötigt man viel energie: für die heizung,<br />
beleuchtung und die Versorgung der maschinen<br />
mit strom. man verbraucht große<br />
mengen an Wasser und erzeugt Abfall. ein<br />
großes Problem waren bisher die emissionen<br />
flüchtiger organischer Verbindungen<br />
(Volatile Organic Compounds, VOC). hierbei<br />
handelt es sich um abgegebene gase<br />
verschiedener Chemikalien – wie lacke,<br />
reinigungslösungen und mineralölfarben.<br />
heute unterliegt die Druckindustrie immer<br />
stärker dem Zwang, sich nach einer<br />
reihe von umweltmanagement-standards<br />
zertifizieren zu lassen. Viele unternehmen<br />
verbessern ihre umweltbilanz, indem sie<br />
das für die Druckpressen genutzte Wasser<br />
aufbereiten und durch den umstieg auf<br />
pflanzliche Druckfarben weniger<br />
VOC emittieren.<br />
eine der größten herausforderungen aber<br />
ist das einsparen von energie. Die Druckereien<br />
müssen eine wachsende nachfrage<br />
nach schnell und kostengünstig produzier-<br />
Von der weinpresse zum Buchdruck: Die von den Winzern<br />
im Rheinland verwendeten Schraubenpressen inspirierten<br />
Gutenberg zu seiner Druckmaschine.<br />
Express-zeitung: Eine moderne Offsetdruckmaschine<br />
kann in einer Stunde 70.000 Zeitungsexemplare drucken<br />
und zusammenlegen – atemberaubend.<br />
ten und dabei hochwertigen materialien<br />
decken. schnellere maschinen bedeuten<br />
mehr Automation und damit mehr elektrische<br />
Antriebe – die im betrieb enorm<br />
viel Wärme abgeben.<br />
Umweltfreundliche lösung<br />
ein deutsches unternehmen bietet jetzt die<br />
lösung für dieses Problem: Das ePmssystem<br />
(energie- und Prozessmanagement)<br />
system von Quint besteht aus den Komponenten<br />
AQuArius, nAutilus sowie einer<br />
Kühlung, bei der bock Verdichter von geA<br />
refrigeration technologies zum<br />
einsatz kommen.<br />
AQuArius wälzt die Feuchtmittellösung<br />
um, filtert diese und bereitet sie auf. Dabei<br />
werden weniger Chemikalien und weniger<br />
Wasser verbraucht. Die Feuchtmittellösung<br />
verhindert, dass Druckerfarbe in die leeren<br />
stellen der Druckplatten ausläuft. Das<br />
system nAutilus sammelt die Abwärme<br />
der Druckmaschinen und nutzt diese zum<br />
heizen und Klimatisieren des gebäudes.<br />
Die geA bock Kompressoren regeln die<br />
Kühlung der Feuchtmittellösung und<br />
der Abwärme.<br />
ein Kunde aus der schweiz konnte mit<br />
Quint ePms seine heiz- und betriebskosten<br />
halbieren. er steigerte die Kühleffizienz um<br />
30 Prozent und verbraucht jetzt 25 Prozent<br />
weniger Chemikalien.<br />
entwicklungen wie diese machen die bran-<br />
che so grün wie das von ihr bedruckte Papier.<br />
<strong>GEA</strong> Bock Kompressoren sind ein entscheidender<br />
Bestandteil des EPMS-Systems von Quint für<br />
umweltfreundliche Druckverfahren.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 27
Die instAllAtiOn unD inbetriebnAhme VOn<br />
mAsChinen FÜr Die lebensmittelVerArbeitung<br />
FÜhrte Peter KluiJtmAns um Die gAnZe Welt.<br />
Peter Kluijtmans bei einem Kunden in der<br />
Bretagne, wo er eine der größten Maschinen<br />
seines Unternehmens installierte.<br />
ie Funktion als leitender ingenieur<br />
für installation und inbetriebnahme bei<br />
geA Convenience-Food technologies<br />
erlaubt es Peter Kluijtmans, seine leidenschaft<br />
für maschinen und reisen miteinander<br />
zu verbinden.<br />
im Durchschnitt verbringt er 200 tage<br />
außerhalb seiner niederländischen heimat<br />
und sorgt dafür, dass Kunden auf der<br />
ganzen Welt die Vorteile der maschinen<br />
seines unternehmens bestmöglich nutzen<br />
können. geA Convenience-Food tech-<br />
nologies entwirft und baut ein umfangreiches<br />
maschinenprogramm für das Formen,<br />
Kochen, braten, Panieren und einfrieren<br />
einer Vielzahl von lebensmitteln.<br />
„es macht mir spaß, die maschinen zu<br />
installieren, in betrieb zu nehmen und an<br />
die bedürfnisse der Kunden anzupassen –<br />
es gibt mir das gefühl, etwas aufzubauen“,<br />
erklärt Kluijtmans. „und für mich ist es ein<br />
echtes Privileg, in verschiedene länder zu<br />
reisen und unterschiedliche Kulturen<br />
kennenzulernen.“<br />
Kluijtmans kam vor 14 Jahren zum unternehmen.<br />
seine ersten sechs monate bei<br />
geA Convenience-Food technologies sollte<br />
er in der Fabrik verbringen und alles über<br />
die verschiedenen maschinen und deren<br />
herstellungsweise lernen. Doch schon bald<br />
besuchte er Kunden – manchmal mit<br />
erfahreneren Kollegen.<br />
anzupassen und zu konfigurieren. sind die<br />
maschinen installiert, müssen sie getestet<br />
und die betreiber geschult werden.<br />
nach diesem bescheidenen Anfang kam<br />
Kluijtmans in den genuss einer globetrotter-Karriere,<br />
die ihn von europa in die usA,<br />
nach südamerika, Afrika, in den nahen<br />
Osten, nach Asien, Fernost und neuseeland<br />
führte. mit der Anzahl der zurückgelegten<br />
Kilometer erweiterte er auch seine Fachkenntnisse.<br />
heute ist er einer der zehn<br />
erfahrensten techniker des unternehmens.<br />
Jeder Auftrag ist anders. Der Kunde kauft<br />
vielleicht eine oder mehrere maschinen,<br />
und ein großteil der Arbeit besteht darin,<br />
sie an die spezifischen Anforderungen<br />
sein längster einsatz – drei monate in<br />
brasilien – war, wie Kluijtmans sagt, „ein<br />
höhepunkt meiner laufbahn. An drei verschiedenen<br />
standorten waren maschinen<br />
zu installieren. ich schätzte die menschen<br />
und die Kultur.“<br />
Die Wartung der maschinen, wozu auch der<br />
Austausch von Verschleißteilen zählt, wird<br />
normalerweise von servicetechnikern vor<br />
Ort erledigt. manchmal jedoch, wenn die<br />
lokalen ingenieure eine Fragestellung nicht<br />
lösen können, wird Kluijtmans als<br />
Problemlöser gerufen.<br />
Wenn er nicht auf reisen ist, plant er in<br />
seinem büro der geA Convenience-Food<br />
technologies im niederländischen bakel<br />
künftige einsätze.<br />
seit seinem dreimonatigen Arbeitsaufenthalt<br />
in brasilien hat Kluijtmans ein Faible<br />
für das land. „Über eine gelegenheit, in<br />
irgendeiner Funktion für geA nach brasilien<br />
zu ziehen, würde ich mich sehr freuen –<br />
aber nur, wenn ich auch reisen kann“,<br />
sagt er.<br />
sein hektischer terminplan färbt auf sein<br />
Privatleben ab. im Jahr 2011 bereiste er<br />
nicht nur brasilien; er machte auch urlaub<br />
in Argentinien, uruguay und Peru. Außerdem<br />
begeistert er sich für die Fotografie<br />
und Computer.<br />
„Wir leben in einer Zeit schneller technischer<br />
änderungen“, sagt er. „ich liebe es<br />
herauszufinden, wie sich neue technik<br />
mit meiner Arbeit kombinieren lässt –<br />
das macht sie noch interessanter<br />
und effizienter.“<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 29
30<br />
Dieses dramatische Foto sieht aus, als wäre es<br />
im Weltall aufgenommen worden. tatsächlich<br />
befinden wir uns im inneren einer für das<br />
brauverfahren unentbehrlichen Würzepfanne.<br />
Wird die bierwürze gekocht, setzt sie neben<br />
dem unverzichtbaren hopfenaroma eine<br />
menge unerwünschter Aromen bzw. flüchtiger<br />
bestandteile frei.<br />
Das bild zeigt einen zweilagigen leitschirm,<br />
der einen flüssigen Film mit großer Oberfläche<br />
erzeugt. Alle unerwünschten flüchtigen<br />
bestandteile verfliegen mit den Kochdämpfen<br />
und werden aus der Würzepfanne entfernt.<br />
Der zweilagige leitschirm wird an die<br />
Oberseite eines vertikalen rippen- und<br />
röhrenwärmetauschers montiert.
unter nutzung des thermosyphonprinzips<br />
wird die energie zur erhitzung und<br />
Verdampfung der Würze genutzt.<br />
GENERATE MAGAZIN AUSGABE 14 31
<strong>GEA</strong> VOn DAnOnE AlS „SUPPlIER OF ThE YEAR“<br />
AUSGEzEIChnET<br />
<strong>GEA</strong> Process Engineering Frankreich wurde von<br />
Da-none Kanada in der Kategorie „Capital<br />
Investment“ mit dem „Supplier of the Year“-<br />
Award 2011 ausgezeichnet.<br />
Beurteilt wurden Umweltverträglichkeit, Qualität und<br />
Sicherheit, Kosten, Time-to-Market-Beschleunigung<br />
für neue oder verbesserte Produkte, Verstärkung in der<br />
Innovation, Schutz des Wettbewerbvorteils und gemeinsame<br />
Wertvorstellungen in der Beziehung zu Danone.<br />
„Diese Auszeichnung bedeutet uns sehr viel”, erläutert<br />
Jean-Yves Seille, bei <strong>GEA</strong> Process Engineering<br />
Frankreich für den Bereich Flüssigkeitsverarbeitung<br />
zuständig. „Seit 2004 konnten wir für Danone Kanada<br />
mehrere Projekte erfolgreich abschließen. Und für den<br />
zuletzt durchgeführten Auftrag, die Produktionslinie<br />
für Danactive, erhielten wir diese Auszeichnung.”<br />
www.geape.fr<br />
US-AKQUISITIOn ERwEITERT FROSTER-AnGEBOT<br />
<strong>GEA</strong> Refrigeration Technologies hat durch den Zukauf<br />
der US-Firmen QPM LLC und QPM Manufacturing<br />
LLC seine Kompetenz um eine wesentliche Froster-<br />
Komponente erweitert.<br />
QPM mit Sitz in Bellevue (Washington/USA) ist ein Anbieter<br />
von Spezialförderbändern für den zuverlässigen<br />
Transport von Lebensmitteln in Öfen und Frostern.<br />
„Wir freuen uns, mit QPM ein Unternehmen mit<br />
Spezialisierung auf Förderbänder zu integrieren”,<br />
erklärt Guido Beyss, Vice President Technologies. „So<br />
verfügen wir nicht nur über das Wissen zur Wartung<br />
und Instandhaltung der speziellen QPM-Förderbänder,<br />
sondern können die wesentlichen Komponenten<br />
unserer nächsten Chiller- und Froster-Generation<br />
auch aus einer Hand entwickeln und fertigen.“<br />
www.gearefrigeration.com<br />
32<br />
AUFTRAGSEInGÄnGE AUS ChInA, RUSSlAnD, DER<br />
TüRKEI UnD DEn USA<br />
Bei <strong>GEA</strong> Heat Exchangers sind Aufträge mit einem<br />
Gesamtvolumen von 150 Mio. EUR für die Lieferung von<br />
Kühlsystemen aus China, Russland, der Türkei und den<br />
USA eingegangen.<br />
Für China entwickelt und fertigt das Unternehmen im<br />
Rahmen von vier Projekten luftgefühlte Kondensatoren<br />
für neue Kraftwerke im Gesamtwert von über 105 Mio.<br />
EUR. Eines dieser Werke wird mit einer Kapazität von 4 x<br />
1.100 MW arbeiten und die weltweit größten luftgekühlten<br />
Kraftwerksblöcke beinhalten.<br />
Aufgrund der ausgewiesenen Kompetenzen von <strong>GEA</strong> Heat<br />
Exchangers in der Herstellung von Anlagen, die auch<br />
unter extremen Umweltbedingungen betriebssicher sind,<br />
sowie der schnellen Integration der russischen Firma<br />
Mashimpeks war es möglich, einen Auftrag über rund<br />
13 Mio. EUR zur Auslegung und Herstellung von Luftkühlern<br />
für den Ausbau der Achinsk Raffinerie in Sibirien<br />
zu erhalten.<br />
Darüber hinaus konnte <strong>GEA</strong> zwei Großaufträge über<br />
insgesamt 32 Mio. EUR für ein indirektes Heller<br />
Trockenkühlsystem für ein neues Kraftwerk in der Türkei<br />
sowie für die Erneuerung eines Nasskühlturms in einer<br />
petrochemischen Anlage in den USA abschließen.<br />
www.gea-heatexchangers.com<br />
PhARMA-PRODUKTIOnSAnlAGEn BEI PhARMA-MESSE<br />
P-MEC InDIA<br />
Zwei komplette Tablettenproduktionsanlagen sind das<br />
Highlight am Stand von <strong>GEA</strong> Process Engineering bei der<br />
diesjährigen P-MEC India.<br />
Zu der Messeveranstaltung im Bombay Exhibition Centre<br />
in Mumbai werden Käufer, Unternehmensleiter und<br />
Techniker für pharmazeutische Produktionsmaschinen<br />
aus aller Welt erwartet.<br />
<strong>GEA</strong> Process Engineering demonstriert die kombinierte<br />
Granulier- und Trocknungsanlage (1.200 Liter) im Fertigungsprozess<br />
– von der Dosierung von Einsatzstoffen bis<br />
zur fertigen Tablette. Außerdem wird das abgeschlossene<br />
Granuliersystem, das für kleine Produktionsmengen<br />
gedacht ist, im Labormaßstab präsentiert.<br />
Die Anlagen beweisen, dass sich mit <strong>GEA</strong> Technik vom<br />
Labor bis zur Vollproduktion hohe Sicherheits- und<br />
Effizienzstufen erreichen lassen.<br />
www.gea-ps.com
GeNerAte ist das magazin der<br />
gea group. es erscheint zweimal<br />
im Jahr und wird weltweit verteilt.<br />
imPressum<br />
herAusGeber<br />
gea group aktiengesellschaft<br />
Peter-müller-str. 12<br />
40468 Düsseldorf<br />
V. i. s. D. P.<br />
isabel blank<br />
FotoGrAFie<br />
titelfotografie: gareth sambidge<br />
seiten 18-19: James Bell<br />
seiten 20-23: orde eliason<br />
seiten 24-25: gareth sambidge<br />
seiten 28-29: nick Dawe<br />
seiten 30-31: frank freihofer<br />
umsetzuNG<br />
merchantCantos<br />
www.merchantcantos.co.uk<br />
DesiGN<br />
JohnstonWorks<br />
www.johnstonworks.com<br />
text<br />
lang Communications<br />
www.lang-communications.co.uk<br />
gea verwendet ausschließlich Papier aus<br />
zertifiziert nachhaltiger forstwirtschaft.<br />
CoPyriGht<br />
© 2012 gea group aktiengesellschaft,<br />
Peter-müller-str. 12, 40468 Düsseldorf,<br />
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genehmigung des herausgebers.<br />
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