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Schichtbeginn oder spätestens bei Schichtende begegnen. Der glatzköpfige<br />

Securitymitarbeiter hatte nur einen freien Tag in der Woche, nur an diesem konnte er ihm<br />

entgehen. Kopfschüttelnd erkannte Raffi, dass er so nicht leben konnte. Er würde sich<br />

einen neuen Job suchen müssen und das so schnell wie möglich. Auf keinen Fall würde er<br />

das noch länger erdulden. Sein Nervenkostüm war mittlerweile so dünn, dass ihn jeder<br />

ablehnender Blick schon verletzte. Es fühlte sich an, als schnitte man mit einem<br />

imaginären Skalpell direkt durch seine Haut, bis man auf Knochen stieß.<br />

„Warum sollte ich dir sage, wo du Raffi finden kannst?“, blaffte Marc im ruhigeren<br />

Aufenthaltsraum. Gottseidank befand sich im Moment kein weiteres Personal im Zimmer<br />

und die drei Männer hatten es ganz für sich.<br />

Andreas Blick ging zu seinem Chef, doch dieser lehnte gemütlich in der Ecke des<br />

Raums und überließ das Reden seiner besseren Hälfte. Seufzend erkannte der Türsteher,<br />

dass er um eine Erklärung nicht herum kam. Resigniert schloss er die Augen und begann<br />

zu berichten: „Wenn man abserviert wird tut das Scheiße weh. Instinktiv versucht man zu<br />

vermeiden erneut in solche eine Lage zu geraten. Auf meine eigene und unnachahmliche<br />

Art versuche ich Raffi nun, schon seit ich ihn kenne, aus dem Weg zu gehen. Der Kleine<br />

zieht mich an wie die Motte das Licht, doch ich weiß, dass ich ihn nicht halten kann, also<br />

habe ich versucht mir den Trennungsschmerz zu ersparen, indem ich mich einfach<br />

weigerte überhaupt etwas mit ihm anzufangen.“<br />

Konsterniert starrte Marc den Größeren an. Spinnt der völlig? Damit konnte er den<br />

Schmerzen nicht entgehen, erkannte er dies nicht selbst? Genervt rollte er mit den Augen<br />

und erklärte: „Ist dir eigentlich bewusst, dass du einen Schmerz gegen einen anderen<br />

getauscht hast?“<br />

Was? Andreas blinzelte und fokussierte auf den Sprecher. Was meinte Marc damit?<br />

Vollkommen verständnislos sah er den Blonden an. Doch die Erklärung kam von anderer<br />

Seite.<br />

„Du bist genauso dämlich wie ich“, brummte Carsten. „Ich hab auch gedacht, dass es<br />

mir seelisches Leid ersparen würde, wenn ich mich von Marc fern hielte oder ihm einfach<br />

keine Angriffsfläche bieten würde. Indem ich meine Gefühle hinter einer dicken Mauer aus<br />

Ignoranz versteckte, verletzte ich aber im Endeffekt am meisten mich selbst. Der Schmerz<br />

der Leere ist noch schlimmer als der der Ablehnung oder gar des Verlustes. Raffi nicht an<br />

dich heranzulassen, verletzt euch beide und die tauschst nur eine Pein gegen eine andere.“<br />

Andreas schnappte nach Luft. Blinzelnd versucht er zu realisieren, was er da eben<br />

erfahren hatte. Tat er das wirklich? Bestürzt erkannte er eines. Ja, genau so machte er es.<br />

Wimmern sackte er in sich zusammen. Sein Rücken krümmte sich und ein nagender<br />

Schmerz machte sich in ihm breit. Diese Gefühl konnte man nur als eines bezeichnen:<br />

Einsamkeit! Die Zwei hatten ja sowas von Recht. Er brauchte keinen Anderen, um zu<br />

leiden, dafür genügte er selbst vollauf. Was sollte er nur tun? Hilflos sah er Marc an.<br />

Dessen Gesicht drückte Mitgefühl aus und leise erklärte er: „Immer wenn Raffi Kummer<br />

hat, flüchtet er ins Freie. Doch alles eine Freund sind heute im Gaylaxy, er kann also<br />

nirgendwo hin, wenn er nach dem Jahreswechsel nicht alleine sein will. Er wird bleiben.<br />

Versuch dein Glück auf dem Dach.“ Doch bevor Andreas sich abwenden konnte, schon<br />

Marc noch eine Frage hinterher: „Warum hast du so auf Abwehr geschaltet? Wer hat dich<br />

so verletzt?“

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