Kinder mit Fluchterfahrung in Kita und Grundschule
KiTaFT_Ritter_Albers_Flucht__2016
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<strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> <strong>in</strong> <strong>Kita</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />
von Eva Charlotte Ritter <strong>und</strong> Timm Albers<br />
lastungsstörungen zwar durchaus e<strong>in</strong>e Rolle spielen, sich Belastungslagen jedoch<br />
<strong>in</strong>sgesamt vielfältiger zeigen können. Pädagogische Fachkräfte sollten hier wachsam<br />
<strong>und</strong> fe<strong>in</strong>fühlig se<strong>in</strong>, um auch komb<strong>in</strong>ierte Problemlagen zu erkennen, professionelle<br />
Hilfe zu suchen <strong>und</strong> die <strong>K<strong>in</strong>der</strong> nicht vorschnell auf den Bereich der<br />
Traumatisierung zu reduzieren, sondern die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse konkreter<br />
<strong>in</strong> den Blick zu nehmen. Neben Beobachtungen im Alltag können natürlich auch<br />
Erzählungen oder Berichte von Eltern oder <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n hilfreich se<strong>in</strong>. Fachkräfte<br />
sollten dabei jedoch nicht die treibende Kraft se<strong>in</strong> <strong>und</strong> entsprechende Gespräche<br />
<strong>in</strong>itiieren, sondern vielmehr e<strong>in</strong>em vorhandenen Wunsch, erzählen zu wollen,<br />
von Eltern <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n Raum geben (vgl. Albers & Ritter 2016). Allerd<strong>in</strong>gs ist zu<br />
erwähnen, dass die Erlebnisse <strong>in</strong> den Beschreibungen <strong>und</strong> Erzählungen von <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n<br />
vermutlich nicht immer ihrer tatsächlichen Tragweite gerecht werden, wie<br />
e<strong>in</strong>e schwedische Studie aus den 1990iger Jahren <strong>mit</strong> iranischen Vorschulk<strong>in</strong>dern<br />
<strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> vermuten lässt (vgl. Almqist & Brandell-Forsberg 1995, 225ff).<br />
3.3 Gestaltung von pädagogischen Sett<strong>in</strong>gs<br />
Wie bereits dargestellt ist gr<strong>und</strong>legend bei der Gestaltung pädagogischer Sett<strong>in</strong>gs<br />
zu beachten, dass <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> <strong>und</strong> ihre Familien ke<strong>in</strong>e homogene<br />
Gruppe darstellen <strong>und</strong> die Arbeit deshalb immer <strong>in</strong>dividuell abzustimmen<br />
ist. H<strong>in</strong>weise zu e<strong>in</strong>igen Aspekten s<strong>in</strong>d jedoch trotzdem möglich, auch wenn<br />
diese nicht immer zwangsläufig zutreffen.<br />
Individuelle<br />
Ausgangslagen<br />
beachten<br />
Sir<strong>in</strong> <strong>und</strong> Rogers-Sir<strong>in</strong> kommen <strong>in</strong> dem Report „The Educational <strong>und</strong> Mental<br />
Health Needs of Syrian Refugee Children“ des Migration Policy Instituts, der<br />
sich auf <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>mit</strong> syrischer Herkunft bezieht, beispielsweise zu der Erkenntnis,<br />
dass kulturell sensitive sowie vielseitige Angebote unterschiedlicher Institutionen,<br />
wie Stadtteilzentren oder Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitse<strong>in</strong>richtungen, Familien<br />
unterstützen. Pädagogische Fachkräfte sollten geschult se<strong>in</strong>, um Anzeichen<br />
von Traumatisierung zu erkennen <strong>und</strong> angemessen darauf reagieren zu können.<br />
Auch sollte <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen an die Bildungsbiographie angeknüpft werden,<br />
<strong>in</strong>dem auf bestehende Wissensunterschiede e<strong>in</strong>gegangen sowie die Ausbildung<br />
von Kompetenzen unterstützt wird. <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> sollte es darüber<br />
h<strong>in</strong>aus ermöglicht werden, sich <strong>in</strong> der neuen Umgebung zu orientieren, ohne<br />
die Verb<strong>in</strong>dung zu ihrem Herkunftsland zu verlieren. Gleiches gilt auch für die<br />
neue Sprache. Hier sollte die Möglichkeit eröffnet werden, die neue Umgebungssprache<br />
zu lernen, während die Herkunftssprache beibehalten wird (vgl. Sir<strong>in</strong> &<br />
Rogers-Sir<strong>in</strong> 2015, 18).<br />
Auch wenn sich der Report konkret auf <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>mit</strong> syrischem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> bezieht,<br />
ermöglicht er generelle Rückschlüsse auf hilfreiche Strukturen <strong>und</strong> Prozesse<br />
für die Arbeit <strong>mit</strong> <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong>. Es zeigt sich, dass die Ge-<br />
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