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Kinder mit Fluchterfahrung in Kita und Grundschule

KiTaFT_Ritter_Albers_Flucht__2016

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<strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> <strong>in</strong> <strong>Kita</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

von Eva Charlotte Ritter <strong>und</strong> Timm Albers<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Viele Bildungse<strong>in</strong>richtungen setzen sich bereits schon länger <strong>in</strong>tensiv <strong>mit</strong> Themen<br />

der Arbeit <strong>mit</strong> <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> ause<strong>in</strong>ander. Fragen danach,<br />

welche Ressourcen <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>und</strong> Familien <strong>in</strong>dividuell <strong>mit</strong>br<strong>in</strong>gen, welche Unterstützung<br />

sie benötigen, gegenüber welchen Bereichen <strong>und</strong> Bedürfnissen Fachkräfte<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang pr<strong>in</strong>zipiell sensibel se<strong>in</strong> müssen, s<strong>in</strong>d dabei<br />

ebenso relevant wie Fragen nach gelungenen Strukturen, Arbeitsformen <strong>und</strong> Inhalten,<br />

um möglichst schnell e<strong>in</strong>e gelungene Partizipation der <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>und</strong> Familien<br />

<strong>in</strong> Bildungs<strong>in</strong>stitutionen <strong>und</strong> Gesellschaft zu ermöglichen. Dies kann als<br />

Voraussetzung für Inklusion betrachtet werden. Die derzeitige Aktualität der<br />

Überlegungen steht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er größeren Zuwanderungsbewegung.<br />

Seit 2007 s<strong>in</strong>d die Zugzugszahlen <strong>in</strong> Deutschland kont<strong>in</strong>uierlich gestiegen <strong>und</strong><br />

die Anzahl zugezogener <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlicher hat sich vom Jahr 2012 zum<br />

Jahr 2014 mehr als verdoppelt (vgl. Masumi et al. 2015, 18). Im Jahr 2015 wurden<br />

<strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>in</strong>sgesamt 441.899 Asylerstanträge gestellt. Darunter befanden<br />

sich 137.479 Asylerstanträge (31 Prozent) von <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

unter 18 Jahren. Die Gruppe der <strong>K<strong>in</strong>der</strong> unter elf Jahren nimmt hier e<strong>in</strong>en Anteil<br />

von 20,1 Prozent e<strong>in</strong>, alle<strong>in</strong>e 9,3 Prozent der Erstanträge stammten von <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n<br />

unter vier Jahren (vgl. B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flucht 2016(a), 19). Anhand<br />

dieser Zahlen wird deutlich, welche Aktualität das Thema für deutsche Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

besitzt. Der folgende Text geht auf spezifische gesetzliche <strong>und</strong> pädagogische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> bezieht dabei Erkenntnisse aus der <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Pädagogik, der <strong>in</strong>klusiven Pädagogik <strong>und</strong> Migrationsforschung e<strong>in</strong>. Die jeweiligen<br />

Argumentationsl<strong>in</strong>ien sollen nicht vertieft, sondern vielmehr im S<strong>in</strong>ne der<br />

Fokussierung auf die pädagogische Arbeit <strong>mit</strong> <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong> gebündelt<br />

werden.<br />

2. <strong>K<strong>in</strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>Fluchterfahrung</strong><br />

Neu zugewanderte <strong>K<strong>in</strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche<br />

Unter den Begriffen „Flüchtl<strong>in</strong>ge“, „AsylbewerberInnen“ oder „Asylberechtigte“<br />

usw. werden umgangssprachlich häufig Personengruppen subsummiert, die<br />

eigentlich bei korrekter Anwendung der Begriffe auf juristischer Gr<strong>und</strong>lage vone<strong>in</strong>ander<br />

zu unterscheiden wären. Sie bilden <strong>in</strong>nerhalb des jeweilig zugehörigen<br />

Personenkreises ke<strong>in</strong>e homogenen Gruppen ab <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d nicht synonym zu verwenden,<br />

da sie unterschiedliche Personengruppen adressieren (vgl. Tiedemann<br />

2015, 27ff). Auf der anderen Seite bedeutet dies nicht, dass e<strong>in</strong>e Ähnlichkeit <strong>in</strong><br />

manchen Eigenschaften <strong>in</strong>nerhalb der Personengruppe auszuschließen ist, trotzdem<br />

kann e<strong>in</strong>e Übertragung von Annahmen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Personenkreises<br />

auf e<strong>in</strong>en anderen falsche Schlussfolgerungen nach sich ziehen. Deshalb werden<br />

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