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Zwischen „Postdramatik“ und „Neuem Realismus"

Das deutschsprachige Drama entdeckt die poetischen Zwischentöne des Alltags (Ein kurzer Einblick in die zeitgenössische deutschsprachige Dramatik) Ein Vortrag von Christiane Neudeck anlässlich der Tage der deutschen Dramatik in Petrozavodsk 2010

Das deutschsprachige Drama entdeckt die poetischen Zwischentöne des Alltags
(Ein kurzer Einblick in die zeitgenössische deutschsprachige Dramatik)
Ein Vortrag von Christiane Neudeck anlässlich der Tage der deutschen Dramatik in Petrozavodsk 2010

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Christiane Neudeck – Vortrag in Petrozavodsk 2010<br />

Dramatiker auf den Plan, die versuchten, diesen Forderungen nach<br />

einem „Neuen Realismus“ gerecht zu werden <strong>und</strong> sich auf ihre Weise<br />

bemühten, wieder „Geschichten zu erzählen“.<br />

Neue Ausbildungsstätten <strong>und</strong> -möglichkeiten für Dramatiker sorgen für<br />

eine große Zahl an Nachwuchsdramatikern, die in der Lage sind<br />

professionell, qualitativ <strong>und</strong> künstlerisch hochwertige Dramen zu<br />

verfassen. Joachim Lux – Intendant des Thalia Theaters in Hamburg –<br />

bemerkt sogar eine „Inflation der Gegenwartsdramatik“ 4 . So gehen aus<br />

dem Studiengang „Szenisches Schreiben“ an der Hochschule der Künste<br />

in Berlin regelmäßig Erfolgsautoren wie Anja Hilling, Darja Stocker<br />

oder Marius von Mayenburg hervor.<br />

Viele Theater beschäftigen mittlerweile Hausautoren oder vergeben<br />

Stückaufträge an Nachwuchsdramatiker. Außerdem ist eine eklatante<br />

Zunahme an Dramenpreisen zu beobachten – zum einen bei den<br />

traditionellen „Stückemärkten“, wie in Berlin, Heidelberg, Mülheim oder<br />

beim „Steirischen Herbst“ in Österreich, zum anderen richten viele<br />

kleinere <strong>und</strong> größere Häuser sogenannte „Autorentage“ ein, bei denen<br />

neue Stücke präsentiert <strong>und</strong> deren Autoren prämiert werden.<br />

Diese unterschiedlichen Förderungen, die vielen kleinen Festivals neuer<br />

Stücke <strong>und</strong> die Spielortverlagerungen der renommierten Theaterhäuser,<br />

weg von der Großen Bühne, sorgen für ein Boom von Uraufführungen:<br />

gespielt auf Probebühnen, in Foyers werden neue Theaterräume durch<br />

die Aufführung neuer Stücke entdeckt <strong>und</strong> eingeweiht – <strong>und</strong> diese<br />

oftmals leider schnell <strong>und</strong> kostengünstig inszeniert. Auf diese Weise ist<br />

zwar die Förderung junger Dramatiker gewährleistet, gleichzeitig stehen<br />

diese aber unter einem enormen Produktionsdruck.<br />

Auch die junge Dramatikerin Katharina Schlender klagt: „Größere<br />

Stoffe, die mich jetzt interessieren würden, lassen sich nicht schnell<br />

bearbeiten. Theater erhoffen sich von den Autoren ‚Stückburgen‛, geben<br />

aber oft Verhältnisse vor, in denen meist nur ‚Texthütten‛ entstehen<br />

können.“ 5<br />

4 Joachim Lux, Stockhausens Schrei. – Vortrag zur Eröffnung des tt08-<br />

Stückemarkts. Auf: www.nachtkritik.de.<br />

5 Anja Dürrschmidt, Dorte Lena Eilers, Mehr als das fünfte Rad am<br />

Theaterkarren – Rolf Kemnitzer, Andreas Sauter <strong>und</strong> Katharina Schlender im<br />

Gespräch, in: Theater der Zeit 10/07. S. 24ff.<br />

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