kinder! Februar 2017
kinder!, Deutschlands große renommierte Elternzeitschrift für Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Titelthema in diesem Monat: "Loslassen lernen - So überwinden eure Kinder die Trennungsangst"
kinder!, Deutschlands große renommierte Elternzeitschrift für Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Titelthema in diesem Monat: "Loslassen lernen - So überwinden eure Kinder die Trennungsangst"
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GEMEINSAM<br />
Kindergarten: gemeinsam<br />
spielen, essen und toben. Einige<br />
möchten lieber nach Hause<br />
wichtig. Der Mensch ist von Natur aus<br />
so angelegt, dass er in Gefahr entweder<br />
flüchtet oder angreift. Da kleine Kinder<br />
weder das eine noch das andere können,<br />
müssen sie sich darauf verlassen, dass Erwachsene<br />
sie schützen. In der Steinzeit<br />
hätte ein Kind ohne den Schutz einer Gemeinschaft<br />
nicht überlebt. Erst mit dem<br />
Älterwerden merken Mädchen und Jungen<br />
langsam, dass eine Trennung nicht<br />
so schlimm ist. Dass Mama und Papa<br />
zurückkommen, auch wenn das Kind sie<br />
mal eine Zeit lang nicht sieht. Über die<br />
Ursachen und die Frage, warum manche<br />
Kinder mehr Angst haben als andere,<br />
müssen Eltern sich keine großen Gedanken<br />
machen. Jedes Kind ist anders.<br />
Eltern sollten auf ihre<br />
Gefühle hören und eigene<br />
Wege finden<br />
stark oder leise leidend dagegen protestiert,<br />
macht seine Tochter oder seinen<br />
Sohn nicht stärker. Im Gegenteil: Es<br />
werden nur die Ängste verstärkt. Wenn<br />
Mütter und Väter das Gefühl haben, dass<br />
es – zumindest eine Zeit lang – hilfreich<br />
ist, Trennungen zu vermeiden, sollten<br />
sie genau das tun, wenn es sich einrich-<br />
Gemeinsam ist man weniger allein – ein<br />
Stofftier oder der beste Freund können<br />
über die Zeit ohne Eltern hinweghelfen<br />
ten lässt. Mit Liebe und Aufmerksamkeit<br />
kann man ein Kind nicht verwöhnen.<br />
Die meisten Trennungsprobleme erledigen<br />
sich mit der Zeit von ganz allein.<br />
Das war auch bei meiner Tochter so. Sie<br />
schaffte die Eingewöhnung im Kindergarten,<br />
ging später gerne in die Schule.<br />
Nur bei der ersten Klassenfahrt kehrte<br />
ihre Angst zurück. Wir musste sie vorzeitig<br />
abholen. Inzwischen funktioniert<br />
aber auch das.<br />
Während Eltern auf Entwicklungsschritte<br />
warten, können sie schon früh<br />
einiges tun, um ihren Kindern zu helfen:<br />
Strategie der kleinen<br />
Schritte: Mut machen,<br />
nicht überfordern<br />
Am besten geht man dabei in kleinen<br />
Schritten vor, die dem Kind Mut machen,<br />
ohne es zu überfordern. Wer sein Kind<br />
aufmerksam beobachtet, merkt schnell,<br />
was es mag und was ihm zu viel ist.<br />
Die Grenze zur Überforderung ist überschritten,<br />
wenn das Kleine weint. Bleibt<br />
es aber neugierig, zugewandt und aufgeschlossen,<br />
zeigt es Freude oder gluckst es<br />
sogar vor Vergnügen – dann sind Eltern<br />
Fotos: Thinkstock<br />
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Viel wichtiger ist es, dass sie zusammen<br />
mit ihrem Kind eigene Wege finden, um<br />
das Problem so zu lösen, dass es für alle<br />
erträglich wird. Eltern sollten dabei auf<br />
ihr Gefühl hören und sich nicht von<br />
allgemeinen Aussagen irritieren lassen.<br />
Ratschläge wie „Du darfst dich von seinen<br />
Tränen nicht erpressen lassen“ oder<br />
„Du verwöhnst dein Kind zu sehr“ sind<br />
wenig hilfreich, wenn man selbst merkt,<br />
dass das Kind sehr leidet. Wer eine Trennung<br />
erzwingt, obwohl das Kind laut-