Mut zur Elektronik
Mut zur Elektronik
Mut zur Elektronik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
U n t e r n e h m e n & M ä r k t e<br />
<strong>Mut</strong> <strong>zur</strong> <strong>Elektronik</strong><br />
<strong>Elektronik</strong> am Pflug brauche ich<br />
nicht, bekommt Josef Lechner, Verkaufsleiter<br />
und Gesellschafter der<br />
LEFA Landtechnik oft zu hören. Zumindest<br />
reagieren die Kunden so, wenn er<br />
den neuen Lemken Juwel anpreist. „Da<br />
hilft es nur, Vorführungen zu fahren und<br />
vor Ort zu informieren“, sagt Lechner.<br />
Wenn er dann, ohne abzusteigen die Arbeitstiefe<br />
am Stützrad elektro-hydraulisch<br />
ändert, staunen die Kunden. Doch<br />
das ist noch nicht alles, was der neue<br />
Pflug von Lemken kann. „Wenn der<br />
Landwirt zum Verstellen der Maschine<br />
absteigen muss, wird fast immer mit ei-<br />
ner Standardeinstellung gearbeitet und<br />
nicht auf die gegebenen Bedingungen<br />
optimiert“, erklärt der Landmaschinenverkäufer.<br />
Er drückt einen Knopf und<br />
korrigiert mit dem Steuergerät, das eigentlich<br />
zum Schwenken des Pfluges ist,<br />
die Pflugneigung. Elektronisch gesteuerte<br />
Ventile und ein Drehwinkelsensor ermöglichen<br />
dies.<br />
Mit Vorführung überzeugen<br />
„Der Kunde muss die Vorteile der elektro-hydraulischen<br />
Steuerung selbst erkennen“,<br />
betont Josef Lechner. Im Endeffekt<br />
läuft die Bedienung nicht anders<br />
Vor 20 Jahren gründeten Josef Lechner (li.) und Josef Fackler die LEFA Landtechnik in Amerbach im<br />
bayerischen Landkreis Donau-Ries. Heute beschäftigen sie 13 Mitarbeiter.<br />
Sensorsteuerung am Pflug<br />
überzeugt | <strong>Elektronik</strong> ist aus<br />
der modernen Landwirtschaft<br />
nicht mehr wegzudenken. Beim<br />
Thema elektronische Bauteile<br />
in Geräten <strong>zur</strong> Bodenbearbeitung,<br />
gehen die Meinungen<br />
auseinander. Die LEFA Landtechnik<br />
aus dem bayerischen<br />
Amerbach setzt erfolgreich auf<br />
diese Technik bei Pflügen von<br />
Lemken.<br />
ab, als bei hydraulischen Modellen. Der<br />
Landwirt hat nur das entsprechende<br />
Steuergerät zu betätigen, und der Pflug<br />
schwenkt oder ändert die Arbeitsbreite.<br />
Mit diesem Argument überzeugt er auch<br />
ältere Landwirte. „Zwar sind jüngere<br />
leichter für neue Technik zu begeistern<br />
und stehen ihr offener gegenüber, aber<br />
beim Kauf spielt das Alter der Kunden<br />
letztlich keine Rolle,“ hat der Verkäufer<br />
in seiner über 20-jährigen Berufskarriere<br />
erfahren dürfen.<br />
Seit der Markteinführung der elektrohydraulisch<br />
gesteuerten Baureihe Juwel<br />
im Juli 2010 konnte er bereits drei dieser<br />
Pflüge verkaufen. Wobei die LEFA im<br />
Schnitt jährlich zwischen acht und<br />
zwölf Pflüge absetzt. Somit ist noch Potenzial<br />
für mehr elektronisch gesteuerte<br />
Maschinen gegeben.<br />
„Die Körperform muss zum Boden passen,<br />
das ist das A und O“, meint der<br />
Landtechnikverkäufer. Auf den schweren<br />
und anmoorigen Böden im Einzugsgebiet<br />
der LEFA wählen 80 Prozent der<br />
Landwirte Streifenkörper. Hier rät Lechner<br />
zu den neuen DuraMaxx Körpern.<br />
Die Streichblech-Streifen sind bei diesem<br />
Modell mit Haken eingehängt, statt<br />
geschraubt. So ließen sie sich nahezu<br />
vollständig abnutzen. Bei der Befestigung<br />
mit Schrauben sei ein Austausch<br />
nötig, wenn das Material so weit verschlissen<br />
ist, dass die Schrauben köpfe<br />
sich durch das Verschleißteil hindurch<br />
112 www.agrartechnikonline.de
ziehen. Dabei seien die Bauteile jedoch<br />
meist nur bis <strong>zur</strong> Hälfte abgenutzt. Mit<br />
dem neuen System sollen sich die Kosten<br />
für die Verschleißteile reduzieren<br />
lassen.<br />
Vom Pächter zum Eigentümer<br />
Doch nicht nur mit den Geräten von<br />
Lemken ist Josef Lechner in seinem Gebiet<br />
erfolgreich. In diesem Jahr hat er<br />
bereits 27 Traktoren verkauft. Dieser Erfolg<br />
fällt natürlich nicht vom Himmel.<br />
Seit er mit Josef Fackler zusammen vor<br />
20 Jahren die Landmaschinenwerkstatt<br />
übernahm, war noch keine Zeit für Urlaub.<br />
„Die ersten zehn Jahre hatten wir<br />
den Betrieb gepachtet,“ erklärt er. 2001<br />
haben sie die Werkstatt mit 10 000 Quadratmetern<br />
Betriebsgelände gekauft.<br />
Seitdem ist der Landmaschinenbetrieb<br />
ständig gewachsen. „Begonnen haben<br />
wir zu dritt. Heute beschäftigen wir 13<br />
Mitarbeiter“, beschreiben die Eigentümer<br />
die Betriebsentwicklung. Das<br />
Wachstum ging schneller als geplant.<br />
Als Gründe dafür nennen sie unter anderem<br />
die gute Ausbildung und das Engagement<br />
der Mitarbeiter. „In die Fortbildung<br />
unserer Mitarbeiter stecken wir<br />
jedes Jahr einige Tausend Euro“, erläutert<br />
Josef Fackler, der Werkstatt und<br />
Technik unter sich hat.<br />
Das Konzept der LEFA scheint aufzugehen,<br />
denn das Einzugsgebiet erstreckt<br />
sich über mehrere Landkreise im Umkreis<br />
von etwa 50 Kilometern. „In der<br />
Erntezeit sind wir rund um die Uhr erreichbar,“<br />
sagt der Werkstattleiter. Zu<br />
einem guten Service gehört aber noch<br />
mehr. Etwa 8 500 verschiedene Ersatzteilpositionen<br />
hat die LEFA auf Lager.<br />
Für die nächsten Jahre haben die Betriebsleiter<br />
aus dem bayerischen Amerbach<br />
im Landkreis Donau-Ries konkrete<br />
Pläne. Der komplette Hof soll befestigt<br />
und das Werkstattdach erneuert werden.<br />
Außerdem ist der Neubau einer Halle geplant.<br />
Fehlersuche per Computer<br />
Aufgrund der intensiven Händlerbetreuung<br />
und Schulung verwundert es Josef<br />
Lechner nicht, dass Lemken mit 50 Prozent<br />
Marktanteil bei Pflügen Marktführer<br />
in Deutschland ist. „Die Produkte<br />
sind wirklich gut und Lemken bringt<br />
immer etwas neues und innovatives“,<br />
sagt der Landmaschinenhändler. Als<br />
Beispiel nennt er den, <strong>zur</strong> Maschine des<br />
Jahres 2006 gewählten Hybridpflug Tansanit,<br />
die DuraMaxx-Körper sowie den<br />
elektro-hydraulisch gesteuerten Juwel.<br />
Gerade beim Juwel zeigt sich, dass neue<br />
Maschinen nicht teurer sein müssen als<br />
die Vorgängermodelle. Wie der Verkäu-<br />
AgrArtEchnik juni 2011<br />
Ein Sensor (li.) gibt am Juwel die Ventile (re.) <strong>zur</strong> Pflugdrehung erst frei, wenn das Gerät über den Rahmenschwenkzylinder<br />
zusammengefahren ist und genügen Bodenfreiheit hat. Mittels <strong>Elektronik</strong> lassen<br />
sich teuere, hydraulische Bauteile ersetzen, so dass die elektro-hydraulische Variante kaum teurer ist.<br />
Der Service-Computer von Lemken ermöglicht<br />
eine schnelle Fehlersuche an elektrischen und<br />
hydraulischen Bauteilen.<br />
fer erklärt, lassen sich mit Hilfe der <strong>Elektronik</strong><br />
teure Bauteile einsparen. Ein Memory-Zylinder,<br />
der erst die Schnittbreite<br />
verringert und dann den Pflug schwenkt,<br />
kann entfallen. Diese Funktion übernimmt<br />
ein Sensor, der die Magnetventile<br />
der Zylinder steuert.<br />
Im Kundendienst bietet Lemken nach<br />
Meinung von Josef Lechner einen vorbildlichen<br />
Service. Da jedem Verkaufsgebiet<br />
ein Kundendiensttechniker zugeteilt<br />
ist, ist dieser bei Bedarf schnell <strong>zur</strong><br />
Stelle. Mit Hilfe des neuen Service-Koffers<br />
kann er eine Drillmaschine oder den<br />
elektro-hydraulischen Pflug schnell kalibrieren<br />
und Fehler aufdecken. „So sparen<br />
wir uns langwieriges Austauschen<br />
und Ausprobieren von Teilen“, stellt<br />
Josef Fackler fest. Außerdem zeichnet<br />
die Servicebox die Anzahl der Drehvorgänge<br />
auf, was für den Handel mit Gebrauchtmaschinen<br />
interessant ist. Soll<br />
am Juwel beispielsweise ein Packerarm<br />
angebaut werden, so kann dies ebenfalls<br />
über die Service-Box im Pflug gespeichert<br />
werden.<br />
Die Betriebsleitung der LEFA überlegt<br />
bereits einen eigenen Service-Koffer anzuschaffen.<br />
Die 2 300 Euro (abzüglich<br />
Händlerrabatt) finden sie gut angelegt,<br />
da die Fehleranalyse so schnell und gezielt<br />
möglich ist. Die Werkstattmitarbeiter<br />
haben jedoch auch über einen Blinkcode<br />
die Möglichkeit Fehler am Pflug<br />
auszulesen. „Die nötigen Betriebs- und<br />
Serviceunterlagen, sowie Softwareupdates<br />
können wir im Händler<br />
Log-In auf der Seite von Lemken abrufen“,<br />
erklärt der Werkstattleiter.<br />
Schwierig ist es für die Firma ausgebildete<br />
Landmaschinenmechaniker <strong>zur</strong> Ergänzung<br />
des Serviceteams zu bekommen.<br />
Deshalb bildet der Betrieb selbst<br />
aus. Für die Zukunft sieht sich die LEFA<br />
gut gerüstet. Der Sohn von Josef Fackler<br />
ist gerade als Auszubildender zum Landmaschinenmechaniker<br />
in die Firma eingestiegen.<br />
(fm)<br />
Mit den Hauptmarken New Holland, Krone und Lemken erreicht die LEFA 80 bis 90 Prozent ihres Umsatzes.<br />
Die Kunden kommen aus über 50 Kilometer Umkreis und schätzen den Service der LEFA.<br />
Fotos: Masur<br />
113