Wirtschaftszeitung_Tabloid_20022017
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8 MODERNE LOGISTIK IM UNTERNEHMEN<br />
Anforderungen an<br />
die „letzte Meile“<br />
Zukunftsstudie zu Rahmenbedingungen und technischen Trends<br />
Die Stunde der fahrenden Zustellroboter könnte nach Ansicht der Autoren einer Zukunftsstudie<br />
schlagen –imGegensatz zu Transportdrohnen.<br />
Foto: Rolf Vennenbernd<br />
Fahrenden Zustellrobotern gehört<br />
die Zukunft, während Auslieferungsdrohnenüber<br />
ein Nischendasein<br />
nicht hinauskommen: Das<br />
sind Ergebnisse der ZF-Zukunftsstudie<br />
2016, die das Fraunhofer-<br />
Institut für Materialfl<br />
uss und LogistikIML<br />
und dieZFFriedrichshafen<br />
AG gemeinsam durchgeführt<br />
haben und die sich mit der „Logistik<br />
auf der letzten Meile“ befasst.<br />
Mit bis zu400 Millionen<br />
Paketzustellungen<br />
rechnen die an<br />
der Studie beteiligten<br />
Wissenschaftler<br />
deutschlandweit bis 2030 –ein Volumen,<br />
das Logistikdienstleister mit den<br />
heuteeingesetzten Technologien kaum<br />
stemmen können. Darum muss sich vor<br />
allem in Metropolregionen wie dem<br />
Ruhrgebiet die„letzteMeile“, die Strecke<br />
vom letzten Warenverteilzentrum<br />
bis zum Kunden, verkürzen und intelligenter<br />
genutzt werden.<br />
In der Studie haben die Wissenschaftler<br />
die Anforderungen der Endkunden,<br />
gesetzliche und räumliche Rahmenbedingungen<br />
sowie technische Trends<br />
untersucht. Vor allem die jungen, berufstätigen<br />
Bewohner der ständig zunehmenden<br />
Ein- bis Zwei-Personen-<br />
Haushalte lassen das Volumen des E-<br />
Commerce immer weiter wachsen.<br />
Nicht nur bei Frischwaren fordern Kunden<br />
eine schnelle Zustellung. Same<br />
Day Delivery ist Standard, Same Hour<br />
Delivery der Trend. Ohne kürzere Logistikwege<br />
lassen sich diese Anforderungen<br />
nicht realisieren. Lokale Distributionszentren<br />
müssen daher näher<br />
zum Kunden rücken und dezentraler<br />
organisiert sein.<br />
Hinzu kommt: Schon heute werden Belieferungsverkehreeingeschränkt,<br />
Vorgaben<br />
für die Antriebstechnik verschärft<br />
oder Gebühren für den Zugang<br />
zu bestimmten innerstädtischen Bereichen<br />
erhoben. „Der Handlungsdruck,<br />
die letzte Meile aufgrund der nachgefragten<br />
Warenmenge, aber auch zum<br />
Schutz der Gesundheit der Stadtbevölkerung<br />
umzugestalten, ist groß. Hier<br />
sind alle Beteiligten gefragt, CO -Emissionen<br />
spürbar zu reduzieren“, erklärt ²<br />
Professor Uwe Clausen, Institutsleiter<br />
am Fraunhofer IML.<br />
Wenn es darumgeht, schnellund emissionsarm<br />
beim Empfänger zu sein, und<br />
auch Hochzeiten wie das Weihnachtsgeschäft<br />
zu bewältigen, sind also kreative<br />
Lösungen gefragt. Eine solche Lösung<br />
ist den Autorender Studie zufolge<br />
etwa der 3D-Druck, der einen Teil der<br />
Transporte sogar überfl<br />
üssig machen<br />
wird. Viele Güter können mittels dieser<br />
Additiven Fertigung vorOrt hergestellt<br />
werden. So könnten sich 3D-Druck-Läden<br />
durchsetzen –ganz wie Copyshops<br />
in Zeiten, in denen noch nicht jeder<br />
Haushaltüber einen kopierfähigen Tintenstrahldrucker<br />
verfügte.<br />
Die Technologie des autonomen Fahrens<br />
könnte auf der letzten Meile zum<br />
Einsatz kommen, indem etwa ein<br />
Transportfahrzeug dem Zusteller auf<br />
seinemWeg vonHaus zu Haus automatisch<br />
folgt. Eine wichtige Rolle trauen<br />
die Wissenschaftler zudem bodengebundenen<br />
Transportrobotern zu. Weil<br />
Transportdrohnen aufgrund von Sicherheitsrisiken<br />
kaum über ein Nischendasein<br />
hinauskommen werden,<br />
könnte die Stunde der fahrenden Zustellroboter<br />
schlagen. „Sie können den<br />
lokalen Paketversand unterstützen und<br />
sind daher sowohl für den sich wandelnden<br />
Innenstadthandel als auch für<br />
Same Day Delivery interessant. Aufgrund<br />
ihrer beschränkten Einsatzradien<br />
profitieren Roboterlösungen zudem<br />
davon, dass die Kundenanforderungenauf<br />
eine Verkürzung der letzten<br />
Meiledrängen. Ihren Einsatz erwarten<br />
wir nicht in den nächsten ein bis zwei<br />
Jahren, aber im Jahr 2030 halten wir es<br />
für realistisch“, so Clausen.<br />
Darüber hinaus könnten LKW mit<br />
elektrischem Antrieb die Nachtstunden<br />
für saubere und leise Transporte auf<br />
derletzten Meile nutzen. Zumindest in<br />
Metropolregionen und Großstädten<br />
werden Elektro-Fahrzeuge den Forschern<br />
zufolgeaufgrund der Vorschriften<br />
zuLärmbelastung und Schadstoffemissionen<br />
konventionelle Fahrzeuge<br />
Stück für Stück ersetzen.