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ADAC Urlaub März-Ausgabe 2017, Baden-Württemberg

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Griechenland Inspiration<br />

genbäumen. Zugleich aber finden die<br />

Menschen Wege, die Stadt zu erneuen.<br />

Am ehesten fällt ins Auge, wie<br />

freie Flächen einfach genutzt werden.<br />

An Wänden entsteht Street-<br />

Art, Brachflächen verwandeln sich<br />

in Skateparks. Aus Ruinen werden<br />

kleine Cafés wie das Upupa<br />

Epops im Stadtteil Gazi, ausgeklügelt<br />

designte Souvenir-Shops wie Greece<br />

is for Lovers im Viertel Exarchia oder<br />

neue Redaktionsräume für Philosophie-Magazine<br />

wie das halbjährlich<br />

erscheinende „Dapper Dan“.<br />

Auch die Stadt selbst eröffnet<br />

neue Räume, investiert in Kunst und<br />

Architektur. So wird Athen ab April<br />

neben Kassel das zweite Zentrum der<br />

Documenta. Das feine Museum für<br />

Gegenwartskunst ist in die luftigen<br />

Räume einer ehemaligen Fabrik umgezogen<br />

(Kallirrois Avenue & Amvr.<br />

Frantzi Str.). Am eindrucksvollsten<br />

ist das gerade eröffnete Stavros-Niarchos-Kulturzentrum<br />

(Leof. Andrea<br />

Siggrou 364), ein sanft ansteigender<br />

Park mit eigenem Kanal und einem<br />

licht-leichten Bau von Renzo Piano,<br />

in dem die neue Oper und die Nationalbibliothek<br />

untergebracht sind.<br />

Auch im Geschäftlichen wandelt<br />

sich einiges. Blau und metallen<br />

Ort der Ruhe<br />

Das Kloster<br />

Faneromenis<br />

auf Kreta<br />

ist direkt an<br />

einem Felshang<br />

gebaut<br />

Abtauchen<br />

Elafonisi Beach<br />

im äußersten<br />

Westen der<br />

Insel Kreta<br />

leuchten in Athen Automaten, an<br />

denen man preiswert frische Milch<br />

zapfen kann – eine Idee des Start-ups<br />

ThesGala, einer Bauern-Kooperative.<br />

Über fünf Stockwerke reicht der<br />

Flagship-Store samt Restaurant und<br />

Steak-House von Yolenis (Solonos<br />

9), einem gerade mal vier Jahre alten<br />

Online-Händler, der ausgewählte<br />

griechische Produkte vertreibt, aber<br />

auch Rezepte – aus Klöstern und<br />

von den Großmüttern der Gründer.<br />

Was am Berlin-Vergleich daher<br />

zutrifft: Athen ist arm, aber sexy.<br />

Das Unveränderbare<br />

Es gibt aber auch Orte, an denen<br />

sich das griechische Leben kaum<br />

verändert hat. Jene Inseln, die<br />

nicht Kos, Lesbos oder Samos heißen.<br />

Kreta beispielsweise. Mit ihren<br />

Schluchten, der Hochwüste der Weißen<br />

Berge, den einsamen Stränden<br />

wie Glyka Nera oder dem traumhaft<br />

schönen Elafonisi-Strand, der<br />

regelmäßig zu den schönsten Europas<br />

gekürt wird, kann die größte<br />

griechische Insel ein Traumbild gestresster<br />

Menschen sein. Der uralte<br />

Hafenort Chania besticht an der<br />

Nordküste mit seiner historischen<br />

Altstadt, venezianischen Herrenhäusern<br />

und der Stadtmauer von<br />

1538. Oder Sie erholen sich auf der<br />

Insel Santorin. Der aktive Vulkan<br />

im Süden der Kykladen punktet mit<br />

Kraterspaziergängen, dem weißen<br />

Dörfchen Oia, schwarzen und roten<br />

Stränden und dem Ruf, der romantischste<br />

Platz auf Erden zu sein.<br />

Vielleicht entdecken Sie aber<br />

auch eine eher weniger bekannte<br />

<strong>Urlaub</strong>sperle. Zu Griechenland<br />

gehören rund 3000 Inseln, gut 100<br />

davon sind bewohnt. Wie wäre es<br />

mit einem Insel-Hopping zwischen<br />

Naxos und Paros oder einem <strong>Urlaub</strong><br />

auf den Sporaden. Auf den grünen<br />

Inseln Skopelos und Skiathos drehten<br />

Meryl Streep und Pierce Brosnan<br />

bereits das Abba-Musical „Mamma<br />

Mia!“. Auf dem Festland reizt die<br />

historische Zagori-Region mit uralten<br />

Steindörfern aus osmanischer<br />

Zeit und einer der schönsten Naturlandschaften<br />

Griechenlands. Im<br />

Nationalpark Vikos-Aoos können<br />

Wanderer etwa die atemberaubende<br />

Vikos-Schlucht bestaunen – mit gut<br />

1000 Metern die tiefste der Welt.<br />

Das Überraschende<br />

… ist nicht, dass die Touristenzahlen<br />

in Griechenland nach einer Flaute<br />

wieder ansteigen. Das liegt auch an<br />

der Situation in Ägypten oder der<br />

Türkei – und dass Spanien entsprechend<br />

gut gebucht ist. Das Überraschende<br />

sind die Äußerungen, die<br />

man hört, wenn man mit Griechen bei<br />

einem Kaffee plaudert. Niemand jammert,<br />

beschuldigt andere für die Krise<br />

Experten-Tipp<br />

Steffen Angelstein aus dem <strong>ADAC</strong> Reisebüro in<br />

Saarbrücken verrät seine Tipps für Rhodos<br />

Auf Rhodos sollte man unbedingt den Tempelberg in<br />

Lindos besteigen. Der Panoramablick auf die malerische<br />

Bucht und das Dorf mit seinen weißen Häusern ist wirklich<br />

grandios. Auf die Akropolis kommt man auch per Esel.<br />

Flip-Flops besser zu Hause lassen, Trinkwasser und Hut<br />

mitnehmen, oben gibt es kaum Schatten. Und keinen<br />

Kombi-Ausflug mit Rhodos-Stadt buchen, das ist zu stressig.<br />

Aber auch eine Bootstour nach Simi, der Insel der<br />

Schwammtaucher, lohnt sich. Um den Hafen gibt es tolle<br />

Restaurants (köstlich: Simi-Shrimps) und Geschäfte mit<br />

Schwämmen. Tipp: Kurz vor Abfahrt der Ausflügler gibt<br />

es oft satte Rabatte! Und probieren Sie den eisgekühlten<br />

Aperitif „Café with Ouzo“ – lecker!<br />

<strong>ADAC</strong> Reiseinfos zu Griechenland:<br />

bit.ly/2idhSJG<br />

Video „Märchen der faulen Griechen“:<br />

bit.ly/2k3w9Ft<br />

Seite<br />

scannen,<br />

mehr<br />

erfahren<br />

oder gibt auf. „Selbst wenn die ökonomischen<br />

Probleme weitergehen“,<br />

sagt Alexis Caniaris von der Kunstmesse<br />

Art Athina, „wir glauben an<br />

Kreativität und Optimismus für eine<br />

bessere Zukunft.“ Etwa Anne Kokotou,<br />

deren Weingut Ktima Kokotou<br />

nahe Athen die Traube Savatiano, ein<br />

typisches Attika-Gewächs, zu spritzigen<br />

Weißen veredelt: „Wir investieren<br />

in Qualität und sind so beinahe aus<br />

Zufall Pioniere geworden.“<br />

Ach ja, der Grund dagegen<br />

Der ist eine Frage des Gemüts. Wer<br />

zum Mitleid mit den Griechen neigt,<br />

sollte an einen anderen Ort reisen.<br />

Denn der Mitleidende ist vermutlich<br />

froh, nicht selbst in der misslichen<br />

Lage zu sein, stellt sich so – oft<br />

unbewusst – über sie, besitzt kaum<br />

Hoffnung auf Linderung und wird<br />

zuletzt selbst traurig. Kein Grieche<br />

braucht das. Kein Grieche verdient<br />

das. Mitgefühl hingegen schon: Wer<br />

in Griechenland sein Geld ausgibt,<br />

hilft Menschen vor Ort. Und wer<br />

sich eine Quittung ausstellen lässt,<br />

sogar dem Finanzministerium.<br />

In diesem Sinne: Kalo Kalokeri.<br />

Einen guten Sommer.<br />

<strong>ADAC</strong> <strong>Urlaub</strong>-Reporter Helmut<br />

Ziegler auf der Halbinsel Athos.<br />

18 2/<strong>2017</strong>

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