blick - OPUS - Universität Würzburg
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drei eindrucksvolle Folianten unter den<br />
Signaturen „Standbuch 1011, 1012 und<br />
1014“, die als drei Teile einer Hohen Registratur<br />
tituliert werden. Der erste Band<br />
umfasst 452, der zweite 579 und der<br />
dritte 128 beschriebene Papierblätter.<br />
Gegliedert sind die Einträge nach dem<br />
Alphabet, im ersten Band geht es von<br />
A - K, im zweiten von L - S und im dritten<br />
von T - Z. Die Stichworte behandeln<br />
Personen, Orte und Sachhinweise.<br />
Vorangestellt ist eine ausführliche Beschreibung<br />
der Buchere sovil derselben von<br />
alterhere bis vf dise zeit vnd stunde in der<br />
wirtzburgischen furstlichen Cantzlei gemacht<br />
vnd vorhanden sein nach Ordnung des A B C.<br />
Damit sind die Serien der Amtsbücher<br />
angesprochen, die Abschriften von Urkunden<br />
bzw. erhaltene und ausgesandte<br />
Briefe sowie Konzepte oder Überlegungen<br />
zu politischen Problemen enthalten.<br />
Sowohl die Themen wie auch<br />
das Aussehen der einzelnen Bände<br />
werden in der vorangestellten Beschreibung<br />
exakt angegeben. Es handelt sich<br />
also dabei um die für eine Registraturverwaltung<br />
des Hochstifts <strong>Würzburg</strong><br />
nötigen Folianten. Gesondert ausge- wiesen werden die Urkundenbestände,<br />
die im Randersackerer Turm der<br />
Marienburg in fünf Schränken und 119<br />
Laden hoch über der Stadt, extra gesichert,<br />
verwahrt wurden.<br />
Das Hauptbedürfnis der unbestritten<br />
grandiosen Arbeit von Fries lag in der<br />
besseren Nutzung des Archivs. Danach<br />
richteten sich die Stichwörter in<br />
der Registratur aus. Wissen bedeutet<br />
Macht – dieses Prinzip ist so neu nicht<br />
und galt auch schon in früheren Zeiten.<br />
Die Hohe Registratur repräsentierte<br />
das Wissen der bischöflichen Kanzlei,<br />
die in ihr gespeicherten Informationen<br />
waren leicht abrufbar und konnten als<br />
diplomatische „Waffe“ benutzt werden.<br />
Deshalb häufen sich Hinweise<br />
auf <strong>Würzburg</strong>er Hochstiftsrechte auf<br />
Schlösser, Städte und Ämter, auch<br />
wenn diese lange Zeit verpfändet waren.<br />
Die meisten Hinweise datieren in<br />
das 13. bis 15. Jahrhundert, das gesamte<br />
Wissensfindbuch war also gegenwartsbezogen<br />
ausgerichtet. Dieses Gedächtnis<br />
wurde im frühen 16. Jahrhundert als<br />
ein leicht Abfragbares benötigt, kaum<br />
ein Stichwort besaß also ein rein historisch-archivarisches<br />
Interesse.<br />
Das knappe Zeitkorsett des nun von<br />
der DFG bewilligten Projektes zwingt<br />
zu einer indexartigen Aufarbeitung,<br />
eine ausführliche Transkription ist<br />
BLICK 03 - 007<br />
Hannah Keß und Dr. Stefan Petersen. (Foto privat)<br />
nicht möglich. Von daher müssen in<br />
einer Datenbank alle Orte, Personen<br />
und Sachen erfasst werden, die Fries<br />
in der Registratur angesprochen hat.<br />
Jedes Stichwort wird mit Datum sowie<br />
mit einer Kurzdarstellung der entsprechenden<br />
Urkunde versehen. In einem<br />
zweiten Schritt sollen die Fries’schen<br />
Quellenhinweise aufgelöst werden. In<br />
einem weiteren Arbeitsgang sind die<br />
bereits gescannten Einträge der Registratur<br />
an die Stichworte anzuhängen.<br />
Mit dem Index wird aber in jedem Fall<br />
ein schneller und „hybrider“ Zugang<br />
zu den Daten ermöglicht, d. h. er wird<br />
unterschiedliche Abfragevarianten eröffnen.<br />
Dem Benutzer bietet sich zudem<br />
eine Kontrollmöglichkeit, indem<br />
er die ins Hochdeutsche übertragenen<br />
Zusammenfassungen der Urkunden<br />
mit dem Original vergleichen und auf<br />
gewiss nicht immer auszuschließende<br />
Fehl- bzw. Schiefdeutungen hinweisen<br />
kann.<br />
Insgesamt bietet das Forschungsvorhaben<br />
einen tiefen Ein<strong>blick</strong> in <strong>Würzburg</strong>s<br />
bischöflich-weltliche Verwaltung an der<br />
Schwelle vom Spätmittelalter zur Frühen<br />
Neuzeit.<br />
Prof. Helmut Flachenecker ist Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte<br />
an der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong><br />
forschung<br />
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