Studentat - DOMINIKANER.ORG
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Nr. 10 / 2005<br />
<strong>Studentat</strong><br />
ProvinzZeitung<br />
Seite 6<br />
Was ein solches Bemühen auslösen kann, will ich anhand<br />
der Intervention im Jahre 2002 im Fall des Mexikaners<br />
Javier Suarez Medina veranschaulichen.<br />
Dominicans for Justice and Peace kritisierte den Gebrauch<br />
und die diskriminierende Anwendung der Todesstrafe<br />
in den USA. Menschen aus der Unterschicht<br />
und Minderheiten werden in den USA überdurchschnittlich<br />
oft zum Tode verurteilt.<br />
Als Beispiel brachte der ständige Delegierte des Ordens<br />
bei der UN, LeBlanc, das Schicksal des farbigen<br />
und mittellosen Mexikaners Javier Suarez Medina auf<br />
das diplomatische Parkett. Mit 19 Jahren wurde er nach<br />
einem nicht vertrauenswürdigen und unregelmäßigen<br />
Verfahren von einem US Gerichtshof zum Tode verurteilt<br />
und wartete 13 Jahre lang auf die Exekution.<br />
Zudem wurde Medina von den US Behörden nicht in<br />
Übereinstimmung mit dem Völkerrecht in Kenntnis<br />
gesetzt, Rechtsbeistand von der mexikanischen Regierung<br />
beanspruchen zu können.<br />
Dominicans for Justice and Peace forderte in einer öffentlichen<br />
Intervention die Unterkommission auf, diesen<br />
Fall zu prüfen und vor der Exekution von Medina<br />
zu intervenieren. Noch in derselben Sitzung verabschiedete<br />
die Unterkommission einen dringenden Appell<br />
an die USA und vor allem an den Staat Texas, die<br />
Exekution zu stoppen und den Fall zu untersuchen.<br />
Auf die Bitte des Ordens hin ersuchte die UN Hochkommissarin<br />
für Menschenrechte den damaligen US<br />
Außenminister, Colin Powell, um eine Gnadenfrist.<br />
Weiters, nach einem Treffen mit der mexikanischen<br />
Delegation, schlug Dominicans for Justice and Peace<br />
vor, dass sich der mexikanische Präsident Vinzenz Fox<br />
in einer öffentlichen Erklärung zu Worte melden solle,<br />
was er auch tat. Zusätzlich sagte der Präsident seinen<br />
geplanten Staatsbesuch in den USA ab. Zudem<br />
wurde die Delegation des Heiligen Stuhls ständig informiert.<br />
Die gesamte dominikanische und<br />
franziskanische Ordensfamilie betete für Medina und<br />
schrieb Gnadengesuche an den Gouverneur von Texas.<br />
Ungeachtet des internationalen Protestes, wurde<br />
Javier in Texas noch während der Sitzung der Unterkommission<br />
hingerichtet. In seinem Abschiedsbrief bat<br />
Javier die Familie seines Opfers um Verzeihung und<br />
Philipp LeBlanc mit einem Praktikanten<br />
versprach für sie zu beten, damit sie, so wie er, Frieden<br />
und Liebe in Christus finden werden. Anschließend<br />
bedankte er sich bei allen, die ihn auf seinem<br />
Weg begleiteten und unterstützen. Zu seinem Begräbnis<br />
in Mexiko kamen 3.000 Leute. Javiers Anwälte<br />
dankten der Europäischen Union, der Inter-American<br />
Commission for the Promotion and Protection of Human<br />
Rights, dem UN Hochkommissariat für Menschenrechte,<br />
Amnesty International und dem Dominikaner-<br />
und Franziskanerorden für ihre Unterstützung.<br />
Mir persönlich hat das Praktikum aufgezeigt, wie wichtig<br />
ein Engagement auf internationaler Ebene und der<br />
Einsatz für die Schwestern und Mitbrüder in bedrohlichen<br />
Situationen sind. Die dominikanische NGO stößt<br />
während ihrer Arbeit oft an die Grenzen des Möglichen.<br />
Jedoch innerhalb diesen Grenzen ist viel Solidarität<br />
und Veränderung möglich. Mitgliedern und<br />
Freunden der dominikanischen Familie, die eine solche<br />
Erfahrung machen wollen, bietet Dominicans for<br />
Justice and Peace in den Sitzungszeiten ein Praktikum<br />
an. Englischkenntnisse, Teamfähigkeit und aktives<br />
Interesse an Menschenrechten sind Voraussetzung. Es<br />
empfiehlt sich, sechs Monate vorher anzufragen und<br />
sich in das Völker- und Menschenrecht einzulesen.<br />
Darüber hinaus ist das Ambiente wunderschön: von<br />
der UNO-Mensa genoss ich den Blick auf Genf, sei-<br />
Fortsetzung Seite 7