01.03.2017 Aufrufe

März 2017 | Bürgerspiegel

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seite 26<br />

Anzeige<br />

Aktuell<br />

Journalistenduo recherchierte für Buchprojekt: Wovor wir Deutsche Angst haben!<br />

„Wir selbst haben Angst um dieses Land“<br />

Gerdi, die Gustlow-Überlebende und ihr Lebensgefährte Karl-Heinz aus Idafehn - fotografiert von Armin<br />

Smailovic, für das Buchprojekt „Atlas der Angst“.<br />

Foto: Armin Smailovic<br />

Von HENRIE LAIB<br />

Im Sommer vergangenen Jahres<br />

bekam der BÜRGERSPIE-<br />

GEL unerwartet Besuch. Armin<br />

Smailovic, einer der besten<br />

Fotografen Deutschlands und<br />

der mehrfach ausgezeichnete<br />

Journalist Dirk Gieselmann<br />

reisten für ein Buchprojekt<br />

quer durch Deutschland. Ihre<br />

erste Station war der Seemannsort<br />

Barßel. Der Grund: Anfang<br />

der 90er Jahre war ich mit<br />

Armin - damals 23 Jahre jung<br />

- im Kriegsgebiet in Kroatien.<br />

Es war sein erster Einsatz als<br />

freier Fotograf. 25 Jahre später,<br />

im Sommer 2016, arbeiteten<br />

wir wieder zusammen. Armin<br />

ist zwischenzeitlich ein renommierter<br />

und gefragter Porträtund<br />

Reportagefotograf. Am<br />

16. <strong>März</strong> kommt ihr Buch mit<br />

dem Titel „Atlas der Angst“<br />

auf den Markt.<br />

Im Klappentext heißt es: „WIR<br />

SIND IM KRIEG! So steht es eines<br />

sonnigen Tages in der Zeitung.<br />

Und die Menschen haben<br />

Angst, sie bewaffnen sich und<br />

legen Vorräte an. Doch wie kann<br />

das sein, in einem Land, das so<br />

sicher ist und so reich? Der Fotograf<br />

Armin Smailovic und der<br />

Autor Dirk Gieselmann haben<br />

sich auf die Suche nach dem Albtraum<br />

begeben, der Wirklichkeit<br />

zu werden droht, nach dem<br />

Krieg in den Köpfen - der German<br />

Angst. Eine Reise durch das Krisengebiet<br />

Deutschland, von Bautzen<br />

bis nach Duisburg-Marxloh,<br />

von Sylt bis auf die Zugspitze.<br />

100 Orte, 100 Fotos, 100 Texte -<br />

der ATLAS DER ANGST.“<br />

Bei ihrem Besuch in Barßel<br />

stellten wir den Kontakt zu<br />

Karl-Heinz und Gerdi aus<br />

Idafehn her. Gerdi ist eine<br />

der letzten Überlebenden des<br />

ehemaligen Kreuzfahrtschiffes<br />

Gustloff. Für die jüngeren<br />

Leser: An Bord der „Wilhelm<br />

Gustloff“ herrschte am 30. Januar<br />

1945 Chaos: Auf dem ehemaligen<br />

Kreuzfahrtschiff, das<br />

eigentlich nur für 1.500 Passagiere<br />

ausgerichtet ist, drängen<br />

sich an Bord fast 10.000 Menschen<br />

– vorwiegend Flüchtlinge,<br />

die sich vor der heranrückenden<br />

Roten Armee retten<br />

wollen. Um 21.16 Uhr treffen<br />

drei Torpedos eines sowjetischen<br />

U-Boots das Flüchtlingsschiff.<br />

Die „Wilhelm Gustloff“<br />

versinkt in der eisigen Ostsee.<br />

Mehr als 9.000 Menschen sterben,<br />

rund 1.200 können gerettet<br />

werden. Gerdi aus Idafehn<br />

ist eine der letzten Überlebenden.<br />

Sie kommt in dem Buch<br />

„Atlas der Angst“ auch vor.<br />

Wir sprachen mit Dirk Gieselmann<br />

über das Buchprojekt<br />

und darüber, wie er und<br />

Armin Smailovic ihren Besuch<br />

in unserer Region erlebt<br />

haben.<br />

BÜRGERSPIEGEL: Was habt<br />

Ihr von eurem Besuch in unserer<br />

Region noch im Gedächtnis?<br />

Dirk Gieselmann: Es war irrsinnig<br />

heiß in diesen Tagen im<br />

Juli, so dass sich das Gefühl<br />

verstärkte, das wir ohnehin<br />

hatten angesichts der Nachrichtenlage:<br />

Wir befinden uns<br />

in einem Fiebertraum.<br />

BS: Was hat Euch beim Gespräch<br />

mit Gerdi, der Gustlow-Überlebenden,<br />

am meisten<br />

beeindruckt?<br />

Dirk Gieselmann: Die Erinnerung<br />

an dieses entsetzliche Erlebnis<br />

war ihr so präsent, dass<br />

sie davon erzählte, als sei es<br />

gestern geschehen. Ihre Hände<br />

zitterten noch immer von<br />

der Kälte des Wassers als sie<br />

sprach, ihre Stimme klang wieder<br />

wie die eines elfjährigen<br />

Mädchens. Das ging uns sehr<br />

nah. Und zugleich wurden wir<br />

Zeuge der großen Liebe zu ihrem<br />

Mann, der sie stützt und<br />

immer wieder rettet.<br />

BS: Bei eurer Reise durch<br />

Deutschland - gab es beim<br />

Thema „Angst“ Unterschiede<br />

zwischen Nord und Süd? Unterscheiden<br />

sich die Norddeutschen<br />

in ihrer Angst wesentlich<br />

von den Süddeutschen<br />

oder auch denen in Mitteldeutschland?<br />

Dirk Gieselmann: Ja, man

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!