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Berlin – Die Schönheit des Alltäglichen, Urbane Textur einer Großstadt

ISBN 978-3-86859-380-8

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Werkstein stammt aus dem anhaltinischen Bernburg, wo bis in die<br />

1950er Jahre auch noch andere Formate <strong>des</strong> hellgrauen Kalksteins wie<br />

die sogenannten Strecker geschlagen wurden, die als Randeinfassung<br />

verwendet werden. Seit der Stilllegung der Steinbrüche wurde das<br />

Material dann immer häufiger durch schlesischen Granit im gleichen<br />

Format, also in der „Schlagung 4/6“ Zentimeter ersetzt oder durchmischt.<br />

Im Idealfall aber ist das Pflaster durchgängig im Original erhalten<br />

bzw. fachgerecht wiederverlegt und ergibt so in der Fläche ein warmtoniges,<br />

teppichartiges Bild, wie zum Beispiel am George-Grosz-Platz<br />

in Charlottenburg.<br />

„Unter dem Pflaster liegt der Strand“ <strong>–</strong> auch das Mosaikpflaster wird<br />

traditionell in Sand verlegt. Der Pflasterteppich ist diagonal zur Bauflucht<br />

ausgerichtet <strong>–</strong> und zwar im Winkel von etwa 45 Grad <strong>–</strong> und<br />

Ganz oben: Bernburger<br />

Kalksteinpflaster (links)<br />

und Granit; auf dem Blatt<br />

eine Skizze zum System der<br />

diagonal verlegten <strong>Berlin</strong>er<br />

Kunststeinplatten<br />

Oben: <strong>Die</strong> aus der Plattenbahn<br />

entnommenen Platten<br />

zeigen plastisch die Diagonalstruktur<br />

<strong>des</strong> „modernen“<br />

<strong>Berlin</strong>er Gehwegs<br />

Rechts: Bernburger Mosaikpflaster<br />

am George-Grosz-<br />

Platz in Charlottenburg<br />

Unten: Anpflasterung an ein<br />

Fallrohr im Oberstreifen<br />

von <strong>einer</strong> Pflasterreihe, dem „Läufer“ umsäumt, der wiederum parallel<br />

zur Hauswand bzw. der Gehbahn verläuft. An diesen wiederum wird<br />

so „passend“ angepflastert, dass nach vier bis fünf Steinen die Längsfuge<br />

aufgelöst wird und ein Versatz entsteht.<br />

„Jeder Stein hat sein Gesicht“ <strong>–</strong> der Pflasterer dreht ihn bei der Arbeit<br />

so lange in der Hand, bis er es gefunden hat. Und wo der Stein nicht<br />

passt, da wird er beiseitegelegt und später an anderer Stelle eingepasst<br />

<strong>–</strong> weshalb man diesen Mosaikverband auch „Passe“ nennt.<br />

Auch wenn die Führung <strong>des</strong> Fallrohres im Bild nicht der Norm entspricht:<br />

Das Bild zeigt die Flexibilität <strong>des</strong> Mosaikpflasters. Es verweist<br />

auf die in der Regel unter dem Unterstreifen liegende Regenwasserableitung.<br />

Auch sie liegt seit ungefähr 150 Jahren <strong>–</strong> zusammen mit der<br />

Frischwasserversorgung <strong>–</strong> frosttief im märkischen Sand.<br />

Zwischen Hauswand und Gehbahn gibt es neben den charmanten<br />

Unregelmäßigkeiten in Verband und Material jede Menge zu entdecken:<br />

trotz maroder Kellerschächte, trotz manchen Stolpersteins 1<br />

und ausgespülter Fugen unter der Traufe der Hauserker drängen sich<br />

hier die Tische und Stühle der <strong>Berlin</strong>er Straßencafés.<br />

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