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Berlin – Die Schönheit des Alltäglichen, Urbane Textur einer Großstadt

ISBN 978-3-86859-380-8

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Einfluss auf die bis heute fast unverändert bestehende Form hatten.<br />

Ursprünglich wurde die Laterne auf drei Meter hohen neugotischen<br />

Vierer-Bündelpfeilermasten (Modell 1847) mit Akanthusblattkapitell<br />

montiert. Traditionell erhielt der Mast einen dunkelgrünen Schutzanstrich,<br />

heute gibt es auch andere Farben. <strong>Die</strong> Leuchte avancierte<br />

im Laufe der Zeit zum allbezirklich eingesetzten Standardmodell und<br />

bildete dadurch mehr und mehr ein gestalterisches Kontinuum innerhalb<br />

der wachsenden Stadt.<br />

<strong>Die</strong> BAMAG U7<br />

<strong>Die</strong>se vierflammige Aufsatzleuchte kam ab 1951 im Zuge der Modernisierung<br />

der <strong>Berlin</strong>er Gas-Straßenbeleuchtung in <strong>Berlin</strong>-West<br />

zum Einsatz. Sie diente vielfach als Ersatz für die s<strong>einer</strong>zeit nur zweiflammige<br />

<strong>Berlin</strong>er Laterne von 1892. <strong>Die</strong> Leuchte wurde zunächst<br />

von der Firma Pintsch-BAMAG 2 in <strong>Berlin</strong> hergestellt. Ihr Entwurf<br />

ist ab 1928 belegt. <strong>Die</strong> wellenförmige Stufenform ihrer Aluminiumdachhaube<br />

ist funktional bedingt, sie begünstigt das Ablaufen von<br />

Regenwasser. Das so entstehende Bild eines „Hütchens“ verleiht der<br />

Leuchte einen leichten, verspielten Charakter und die Gesamtwirkung<br />

von Mast und Aufsatzleuchte mit Gaslicht ist stimmig. <strong>Die</strong><br />

meisten Aufsatzleuchten befinden sich auf Gussmasten, nicht wenige<br />

sind über 100 Jahre alt und mitunter mit Inschriften auf dem Sockel<br />

versehen, die noch Auskunft über die s<strong>einer</strong>zeit aufstellende Gasgesellschaft<br />

(zum Beispiel I. C. G. A.) sowie den Masthersteller geben.<br />

Ab den 1930er Jahren lösten sie schlichte Stahlmaste ohne Zierrat<br />

ab, die noch in den 1950er Jahren im Westteil der Stadt zum Einsatz<br />

kamen. In Lankwitz gab und gibt es keine BAMAG U7, da man hier<br />

von der Ölbeleuchtung direkt zur elektrischen Beleuchtung überging.<br />

Lankwitz hatte also nie eine Gasbeleuchtung. <strong>Die</strong>se Aufsatzleuchte,<br />

gleich ob mit historischem oder modernem Mast, ist durch ihre starke<br />

Verbreitung für ganze Quartiere <strong>Berlin</strong>s gestaltprägend und identitätsstiftend.<br />

Gas und Strom: <strong>Die</strong> BAMAG<br />

U7 auf neugotischem Bündelpfeilermast<br />

passt gut zum<br />

Um spannwerk der 1920er Jahren<br />

in der Neuköllner Richardstraße<br />

<strong>–</strong> hier allerdings schon mit LED-<br />

Gaslicht imitat.<br />

<strong>Die</strong> BAMAG U13 H<br />

Seit etwa 1953 kam die Ansatzleuchte BAMAG U13 H 3 an Peitschenmasten<br />

unterschiedlicher Gestalt zunächst in Hamburg zum<br />

Einsatz. Es handelt sich um eine sogenannte Reihenleuchte, da mehrere<br />

Glühkörper in Reihe angeordnet sind und so eine Lichtleiste<br />

bilden, die sie für den Einsatz als Fahrbahnbeleuchtung prä<strong>des</strong>tinieren.<br />

Ihres relativ flächigen Lichts wegen gelten die Reihenleuchten<br />

lichttechnisch als „Breitstrahler“. In <strong>Berlin</strong> setzte die Gasag diesen<br />

Typ ab 1953/54 versuchsweise ein. Dabei wurde nicht die ältere,<br />

für <strong>Berlin</strong> entwickelte Form (BAMAG U13 B = <strong>Berlin</strong>), die durch<br />

die optische Separierung der Einzelformen <strong>des</strong> Dachgehäuses und<br />

der Glasglocke einen etwas plumperen Charakter hatte, favorisiert,<br />

sondern die beschwingt-elegante Hamburger Form, bei der die geschwungenen<br />

Konturen der Glasglocke und <strong>des</strong> Dachgehäuses har-<br />

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