Spökenkieker Ausgabe 323
Fest der Generationen in Sassenberg // Bauen & Wohnen & Renovieren // Spökenkieker-Auto-Meile // Job-Offensive = Stellenanzeigen // Neues von den Feuerwehren aus der Region // u.v.m.
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44<br />
Spökenkieker-Serie:<br />
Unser Krankenhaus<br />
Wie man sich bettet ...<br />
Die Bettenstation im Josephs-Hospital ist ein wichtiger Kernpunkt der Hygiene<br />
ist sich Maria Jüttner sicher. Sie<br />
spricht über die Patientenbetten im<br />
Warendorfer Josephs-Hospital und<br />
sie muss es wissen. Schließlich ist<br />
sie seit geschlagenen 39 Jahren und<br />
ein paar Monaten hier tätig.<br />
Die Station befindet sich im Keller,<br />
in einem Bereich, von dem die Patienten<br />
nicht viel mitbekommen.<br />
Wie so oft laufen auch hier die wichtigen<br />
Rädchen eher im Verborgenen.<br />
Die Patienten sehen nur die Ergebnisse<br />
und die sind einwandfrei. Müssen<br />
sie auch sein, denn Hygiene ist<br />
oberstes Gebot.<br />
Dafür gibt es, grob gesagt, drei Reinigungsstufen.<br />
Die umfangreichste<br />
ist für die septischen Betten vorgesehen,<br />
also jene, bei denen eine Infektionsgefahr<br />
besteht. Diese Betten<br />
werden nahezu komplett auseinandergenommen,<br />
damit sich in keinem<br />
Winkel, in keiner Ecke eine Mikrobe<br />
„verstecken“ kann. Die Desinfektion<br />
dauert bei diesen, von den<br />
anderen getrennt behandelten Betten,<br />
wesentlich länger als die<br />
knappe Stunde, die ein „normales“<br />
Bett benötigt, bei dem der Unterbau<br />
nicht auseinandergenommen werden<br />
muss.<br />
„Für die nicht septischen Betten<br />
rechnen wir 20 Minuten plus eine<br />
halbe Stunde Einwirkzeit, die elektrischen<br />
Betten brauchen wiederum<br />
länger“, sagt Maria Jüttner. „Wir“,<br />
das sind sie selbst, Renate Ruthmann,<br />
Erika Rosseck, Anja Kornezky,<br />
Romina Kasteleiner und Necla<br />
Öksüz. Sechs Mitarbeiterinnen für<br />
20 bis 70 Betten täglich, wobei 70<br />
eher selten ist. „Den Stress und die<br />
Überstunden haben wir nicht oft im<br />
Jahr“, lacht Frau Jüttner „da können<br />
wir mit leben!“ Ihr hat der Job all die<br />
langen Jahre Spaß gemacht und sie<br />
hat ihn gerne gemacht. 300 Betten<br />
sind es im Josephs-Hospital insgesamt,<br />
davon rund 150 Standardbetten.<br />
Die anderen verteilen sich auf<br />
35 Intensivspezialbetten, elektrische<br />
Betten und einige Kinderbetten.<br />
Auch bei einem nur durchschnittlichen<br />
Aufkommen haben die Frauen<br />
gut zu tun. Sie arbeiten im wöchentlichen<br />
Wechsel an den einzelnen<br />
Stationen. „Nein, wir sind nicht im<br />
Keller eingesperrt“ schmunzelt Jüttner,<br />
„wir machen ja auch den Holund<br />
Bringdienst für die Betten“. Zudem<br />
erläutert sie die einfachste Reinigungsstufe,<br />
die auf den Zimmern<br />
stattfindet. Hierbei wird das Bett<br />
ganz klassisch mit dem Lappen und<br />
Desinfektionsmittel gereinigt. „Immer<br />
noch hygienischer als jedes Hotelbett“,<br />
lacht die Fachfrau.<br />
Eine Woche dauert dieser „Außendienst“,<br />
dann arbeitet die jeweilige<br />
Mitarbeiterin wieder unten in der<br />
Bettenstation. Zunächst turnusmäßig<br />
auf der sogenannten „sauberen<br />
Seite“, wo die gereinigten Betten bezogen<br />
und für den Transport zur Station<br />
vorbereitet werden. Danach<br />
steht wieder eine Woche Bettenreinigung<br />
an, es folgt eine Woche Reinigung<br />
der Schränkchen. „Die müssen<br />
ja auch komplett hygienisch<br />
sein“, erklärt Maria Jüttner.<br />
Und was findet man bei der Reinigung<br />
so alles? Jüttner lacht. „Portemonnaies,<br />
Versichertenkarten,<br />
Sorgen für stets hygienische Reinigung der Betten und Schränkchen: Romina<br />
Kasteleiner, Erika Rosseck, Necla Öksüz und Maria Jüttner (v.li.)<br />
Kleingeld, Eheringe, Brillen, Gebisse,<br />
Rasierapparate, Unter- und<br />
Nachtwäsche“, zählt sie auf und sicher<br />
ist diese Aufzählung nicht vollständig.<br />
Die meisten Dinge können<br />
den Patienten zugeordnet werden.<br />
Für die Sicherheit der Betten gebe<br />
es zudem einen „Betten TÜV“, der<br />
jährlich die technische Kontrolle<br />
übernimmt. „Schrauben, Ölen – was<br />
so alles anfällt. Schließlich haben<br />
die Patienten einen Anspruch auf<br />
hygienische und sichere Betten!“<br />
Den hat sie selbst auch wahrgenommen,<br />
weiß also sozusagen von beiden<br />
Seiten worüber sie spricht.<br />
„Meine Kinder sind hier im Krankenhaus<br />
geboren worden und als Patientin<br />
war ich auch schon hier“,<br />
blickt sie in die Vergangenheit zurück.<br />
Dabei fällt ihr ein, dass die Reinigung<br />
damals noch maschinell ablief.<br />
„Seinerzeit waren Matratzen<br />
und Kissen ja noch nicht gummiert“,<br />
erinnert sie sich. „Die Matratzen<br />
wurden durch die Maschine geschickt<br />
und dabei auch erhitzt und<br />
waren dann absolut hygienisch – nur<br />
gingen die Flecken als solche nicht<br />
raus. Das waren dann hygienisch<br />
saubere Flecken“, lacht sie.<br />
Gutes besser machen<br />
Notdienst am Josephs-Hospital soll weiter optimiert werden<br />
Eigentlich, so könnte man meinen,<br />
ist der ärztliche Notdienst in der Region<br />
rund um die Kreisstadt bestens<br />
organisiert. Es gibt den Notruf des<br />
Rettungsdienstes 112 für schwerste<br />
und lebensbedrohliche Fälle. Für<br />
leichtere Erkrankungen die schneller<br />
Versorgung bedürfen gibt es die<br />
Zentrale Rufnummer für den Hausärztlichen<br />
Notdienst (116 117), von<br />
der viele Menschen allerdings noch<br />
nie gehört haben. Es gibt drittens<br />
die Notfallpraxis (NFP) der niedergelassenen<br />
Ärzte, die in der sprechstundenfreien<br />
Zeit für die ambulante<br />
Versorgung der Patienten zuständig<br />
ist. Sie befindet sich im Warendorfer<br />
Krankenhaus. Und es gibt die ZNA,<br />
die Zentrale Notaufnahme des Krankenhauses.<br />
Für Augen, HNO und<br />
Kinder gibt es einen zudem besonderen<br />
Notdienst.<br />
Das Josephs-Hospital und die niedergelassenen<br />
Ärzte wissen, dass<br />
manche Patienten mit dem Notdienst<br />
am Krankenhaus unzufrieden<br />
sind und haben ein Konzept erarbeitet,<br />
das Verbesserungen bringen<br />
soll. Denn viel Unzufriedenheit rührt<br />
aus den unterschiedlichen Zuständigkeiten,<br />
die vor allem abrechnungstechnisch<br />
bedingt sind. Daher<br />
ist es wichtig, dass der Notfallpatient<br />
sofort auf die richtigen Wege<br />
gebracht wird.<br />
Dr. Tim Kleffner (Leiter<br />
Zentrale Notaufnahme),<br />
Dr. Christiane Haasen,<br />
(Ärztin in Warendorf und<br />
Notfallbeauftragte der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung)<br />
sowie Tobias Dierker<br />
(Konzeptplanungsteam<br />
und Pressereferent<br />
des Josephs-Hospitals)<br />
(v.li.) stellten die neuen<br />
Pläne zur weiteren Verbesserung<br />
des Notdienstes<br />
am Krankenhaus vor<br />
„Der Patient selber kann nicht entscheiden,<br />
ob er zum hausärztlichen<br />
Notdienst oder in die ZNA muss“,<br />
sagen Dr. Tim Kleffner, Leiter der<br />
ZNA, und Dr. Christiane Haasen, niedergelassene<br />
Ärztin in Warendorf<br />
und Notfallbeauftragte der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung. „Und das<br />
Problem ist, dass die zwei Systeme<br />
nicht aufeinander abgestimmt<br />
sind“, so Kleffner. So kommt es<br />
nicht selten vor, dass Patienten die<br />
eigentlich zur NFP müssten, in die<br />
ZNA gehen, manchmal auch umgekehrt.<br />
Der Gedanke bei vielen: Die<br />
Krankenhausärzte können mich<br />
besser behandeln. Und mitunter<br />
verstopfen Patienten regelrecht die<br />
die ZNA, obwohl ihre Krankheit aus<br />
ärztlicher Sicht eine Bagatelle ist.<br />
Abgewiesen wird aber niemand, das<br />
wäre nicht zulässig.<br />
Nur wer soll den Patienten den richtigen<br />
Weg weisen? Die Empfangsmitarbeiter<br />
im Krankenhaus können<br />
das nicht – sie dürften es auch gar<br />
nicht.<br />
Die angedachte Lösung orientiert<br />
sich am Manchester Triage System,<br />
einem Modell, dass international<br />
bereits seit vielen Jahren erfolgreich<br />
angewandt wird, auch in der Zentralen<br />
Notaufnahme des Krankenhauses.<br />
Es besteht aus fünf Stufen. Die<br />
dringlichste ist Rot und bedeutet: Alles<br />
stehen und liegen lassen und<br />
das Leben dieses Patienten retten!<br />
Orange ist ähnlich dringend, denn<br />
diese Erkrankung kann unmittelbar<br />
lebensbedrohlich werden. Gelb<br />
steht für mittelgradige Beschwerden<br />
und keine akute Lebensgefahr. Grün<br />
eingestufte Patienten benötigen keinen<br />
sofortigen Arztkontakt und können<br />
nach den dringenden Fällen behandelt<br />
werden. Die harmlosesten<br />
Fälle gehören in die Kategorie Blau.<br />
Das neue Konzept sieht vor, dass<br />
ZNA und NFP räumlich zusammengelegt<br />
werden. Außerdem soll es in<br />
Zukunft eine konkrete, gut zu erkennende<br />
Anlaufstelle geben, die alle<br />
Notfallpatienten in Empfang nimmt<br />
die selbsttätig den Notdienst aufsuchen.<br />
Hier werden besonders geschulte<br />
Mitarbeiter die Ersteinschätzung<br />
nach dem gezeigten Modell<br />
vornehmen und entscheiden, zu<br />
welchem Notdienst der Patient weiterzuleiten<br />
ist. Eine gemeinsame<br />
Nutzung der apparativen Ressourcen,<br />
eine unbürokratische und sektorenübergreifende<br />
Beratung sowie<br />
die schnelle Überleitung zwischen<br />
NFP und ZNA garantiert den Patienten<br />
die bestmögliche Behandlung.<br />
Zudem werden sich Wartezeiten verringern,<br />
die derzeit noch durch die<br />
fehlende Abstimmung der Systeme<br />
entstehen. Daran sind die gesetzlich<br />
und von den Krankenkassen vorgegebenen<br />
Abrechnungsmodelle nicht<br />
ganz unschuldig.<br />
Allerdings lernt auch der Gesetzgeber<br />
dazu. Ein derartiges gemeinsames<br />
Notfall-Notdienst-Zentrum, das<br />
es so nicht oft in Deutschland gibt,<br />
gilt als Idealmodell einer politisch<br />
gewollten und zukünftig möglicherweise<br />
geförderten Zusammenarbeit.<br />
Die Patienten werden auf jeden Fall<br />
davon profitieren.<br />
Noch ist es allerdings nicht soweit.<br />
Der Start soll im April sein, bis alles<br />
wie geplant läuft wird ein halbes<br />
Jahr vergehen. Ein Jahr soll dann die<br />
Testphase dauern, in der sich das<br />
neue Konzept bewähren soll.