Ernestine Gohr Die Akte Atlan - Der Atlan-Club-Deutschland
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Formelreihen füllten die zur Verfügung stehenden Projektionsflächen, während <strong>Atlan</strong> zusätzlich die<br />
Wahrscheinlichkeit des mehrmaligen Auftretens derselben kritischen Entwicklungsschritte in die<br />
Gleichungen einband, beispielsweise planetare oder kosmische Katastrophen.<br />
Anhand der Ergebnisse wies er nach, dass die Wahrscheinlichkeit für die Gesamtevolution nicht nur<br />
mit abnehmender Evolutionszeit, sondern auch mit mehr kritischen Entwicklungsschritten mit der<br />
i−ten Potenz zurückging. <strong>Die</strong>se, für jeden auch ohne höhere Mathematik nachvollziehbare Aussage,<br />
bestätigte wiederum indirekt die Tatsache, dass es durchaus möglich war, die komplexe und<br />
eigentlich chaotische Evolution mathematisch zu erfassen.<br />
Schließlich legte er den Stift ab und wartete bis die letzten eifrigen Mitschreiber ihre Notizen<br />
vervollständigt hatten.<br />
"Ein Monolog ist weder besonders anregend noch befriedigend. Auch für mich nicht. Sie können<br />
mich unterbrechen und Fragen stellen. Da ich Sie nicht kenne, wäre es hilfreich, wenn Sie mir jeweils<br />
Ihren Namen nennen und mir verraten, woher Sie kommen."<br />
Natürlich gab es Nachfragen und augenblicklich hoben sich viele Hände. Wie wird die<br />
Wahrscheinlichkeit des ersten Entwicklungsschrittes berechnet? Auf welche Weise sind<br />
unterschiedliche Evolutionszyklen mehrerer Spezies miteinander verknüpft? Welchen Einfluss<br />
nehmen symbiotische oder kriegerische Beziehungen auf die Formeln und ab welchem<br />
Evolutionsabschnitt geht w −k gegen null oder wird für die Gleichungen vernachlässigbar?<br />
Jede Frage wurde zuerst zur Diskussion gestellt. Mit erklärenden Beispielen oder kleinen Hinweisen<br />
lenkte <strong>Atlan</strong> die Debatte geduldig und fast unmerklich zu den jeweils richtigen Lösungen.<br />
Selbst als ein Funkgerät ungeduldig zu zirpen anfing, schien das die lebhafte Erörterung nicht zu<br />
stören. Leutnant Gmuna sah auf seine Uhr und sprach leise in sein Armgerät. <strong>Die</strong> veranschlagte Zeit<br />
von einer Standardstunde war deutlich überschritten. Beruhigt stellte er fest, dass sich nur noch<br />
Wenige zu Wort meldeten.<br />
Ein Schlacks mit kurzen blonden Haaren stellte sich als Nächster vor. "Herbert R. Geric aus Port<br />
Venus, Professor. Ich will etwas anderes fragen."<br />
Es konnte kaum erstaunen, dass an dieser Samstag−Vorlesung überdurchschnittlich viele Kolonisten<br />
teilnahmen. Für sie kam ein Wochenendheimflug aus Zeit− und Kostengründen nur selten in<br />
Betracht. Einige blieben ebenso während der Semesterferien und nahmen irgendwo Jobs an, mit<br />
denen sie ihre Finanzmittel aufbesserten.<br />
"Wofür steht das R., Mr. Geric?"<br />
"Äh Ronin, Sir. Meine Eltern sind Japan−Fans." fügte er etwas verlegen hinzu. Aus einigen Ecken<br />
hörte man glucksendes Kichern und verhaltenes Lachen. Das europäische Aussehen und der zweite<br />
Name passten schlecht zusammen.<br />
<strong>Atlan</strong> dachte kurz daran, wie faszinierend die Kultur Nippons doch wahr, auch wenn er sie nie ganz<br />
begreifen würde. Aufmunternd nickte er dem Blonden zu.<br />
"Ich verstehe. Ihre Frage?"<br />
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