Ernestine Gohr Die Akte Atlan - Der Atlan-Club-Deutschland
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Terrania Citizens Transmission, kurz TCT, warb mit dem Slogan, der 'größte kleine Sender' zu sein.<br />
Und das zu Recht. Er speiste sein 24−Stunden−Programm direkt nur in die Haushalte von annähernd<br />
vierzehn Millionen Einwohnern Terranias. Doch vieles, was in der Hauptstadt des Solarten<br />
Imperiums vor sich ging, war auch für globale oder überplanetarische Broadcaster von Interesse.<br />
<strong>Die</strong>se großen Sender übernahmen nicht selten Beiträge, Reportagen und Übertragungen aus Terrania,<br />
gegen entsprechendes Entgelt natürlich.<br />
Mit diesen Einnahmen hätte sich Terranias Bürger−Sender bereits kostendeckend finanzieren<br />
können. Andererseits hielt die General Cosmic Company eine Aktienmehrheit von 51%, und Homer<br />
G. Adams gälte nicht als der Wunderknabe der Ökonomie, wenn er nicht auch mit dem TCT<br />
Gewinne machen würde, mit Werbung und finanzkräftigen Sponsoren. Reissenden Absatz fanden<br />
auch die von der Tochterfirma TCT−Edu, in Zusammenarbeit mit den Universitäten Terranias<br />
produzierten populärwissenschaftlichen 20− bis 45−Minuten−Features. Ein nicht unbeträchtlicher<br />
Teil dieser Erlöse flossen in die akademischen Einrichtungen zurück.<br />
Weniger bekannt war die Tatsache, dass das mehrstöckige Sendezentrum im Herzen der Stadt sich<br />
ebenfalls im Besitz der GCC befand, mitsamt dem kompletten technischen Equipment. Auf diese<br />
Weise wurde sichergestellt, dass die Solare Administration in Notfällen über eine leistungsfähige<br />
Sendeanlage verfügte und sich in alle Netze einschalten konnte. <strong>Die</strong> SI−weit ausgestrahlten<br />
Mitteilungen kündigten sich mit dem Logo der Terravision an.<br />
Malis Gentner befand sich nicht das erste Mal im TCT−Gebäude. Aus dem Studio C übertrug der<br />
Sender jeden Freitagabend live Diskussionen zu aktuellen Themen. Vor drei Wochen hatte sie hier<br />
die kontroverse Auseinandersetzung zu der Frage verfolgt, ob sich die Administration bei der<br />
Kolonialisierung der Venus, des Mars und einiger Jupitermonde nicht gravierende Schnitzer geleistet<br />
habe.<br />
Das heutige Thema war nicht zuletzt durch die Ereignisse an der Akademie in die Schlagzeilen<br />
geraten. Auch die mehrwöchige Fahndung nach einem 'eingesickerten' Außerirdischen war natürlich<br />
nicht unbemerkt geblieben. Schon unkten die Medien über ein Versagen der Behörden.<br />
In der Tatsache, dass dieser Gefangene der Solaren Abwehr jetzt an der Universität unterrichtete, die<br />
Bibliothek besuchte und sich in Studentenkreisen allmählich zu einer Art Idol mauserte, witterte man<br />
eine Sensation.<br />
Neben einem Vertreter der Solaren Abwehr, zwei bekannten Journalisten und einer Repräsentantin<br />
der Organisation Amnesty International, war auch der Sprecher des ACD, Herbert R. Geric, zur<br />
Diskussion eingeladen worden. Marlis hatte ihren Studiengenossen begleitet und ihm hinter den<br />
Kulissen geholfen, mit dem Lampenfieber fertig zu werden. Jetzt saß sie unter den Zuschauern und<br />
verfolgte zunächst gebannt, später verärgert, die Debatte.<br />
Das alles lief vollkommen verkehrt. Sie gewann den Eindruck, dass der Moderator, ein<br />
selbstgefälliger, Mittfünfziger Euroasiate in betont jugendlichem Outfit, den SolAb−Mann<br />
bevorzugte. Andauernd lieferte er ihm die passenden Stichwörter. Er ließ die Frau von Amnesty nicht<br />
ausreden und nahm auch Herberts Argumente nicht ernst.<br />
AlI das hatte sie schließlich dazu veranlasst, bei den Zuschauermeinungen das Wort zu ergreifen.<br />
Innerlich voller Empörung, äußerlich sachlich und gelassen, machte sie ihrem angestauten Ärger<br />
Luft: ein solcher Freiheitsentzug sei mit der Würde intelligenter Wesen nicht vereinbar. Außerdem<br />
hätte man den Arkoniden viel zu verdanken. Wer die Vorlesungen verfolgt hätte, der bekäme einen<br />
Eindruck um deren Können und Erfahrung, zum Beispiel in moderner Kolonisationspolitik. Daran<br />
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