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Gemeindekonzeption der evangelischen Matthäi-Kirchengemeinde ...

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>evangelischen</strong><br />

<strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Düsseldorf<br />

Stand: November 2011<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

A. Leitsätze <strong>der</strong> ev. <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> Düsseldorf<br />

I. Verkündigend<br />

II. Verbindend<br />

III. Stärkend<br />

IV. Offen<br />

V. Erkennbar<br />

VI. Gestaltend<br />

VII. Zukunftsorientiert<br />

B. Geschichte – Entwicklungen – Zahlen – Daten<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

1. Die Geschichte <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

2. Die bürgerliche Gemeinde<br />

3. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gemeindearbeit in den letzten 20 Jahren (1991-2011)<br />

3.1. Die Gesamtgemeinde kommt immer mehr in den Blick<br />

3.2. Pfarrstellenentwicklung – Entwicklung <strong>der</strong> Mitarbeitendenstellen<br />

3.3. Zuwachs an Ehrenamtlichkeit<br />

3.4. Stärkung von Kooperationen<br />

3.5. Ökumene<br />

4. Die finanzielle Situation <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

5. Die Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong>: Zahlen und Daten<br />

5.1. Pfarrbezirke und Straßen<br />

5.2. Statistisches<br />

5.2.1. Zahl <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong><br />

5.2.1.1. Zahl <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> auf Bezirke verteilt<br />

5.2.2. Entwicklung <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> (2001-2010)<br />

5.2.3. Altersstruktur<br />

5.2.4. Zuzug und Wegzug<br />

5.2.5. Presbyteriumswahlen (Wahlbeteiligung)<br />

5.3. Organigramm<br />

5.4. Die Gebäude und ihre Nutzung<br />

5.5. Die Mitarbeitenden <strong>der</strong> Gemeinde<br />

5.6. Das Presbyterium<br />

5.7. Die Angebote <strong>der</strong> Gemeinde<br />

5.7.1. Gottesdienste und Spiritualität<br />

5.7.2. Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene<br />

5.7.2. Kirchenmusik<br />

5.7.4. Sonstige<br />

5.7.5. Gäste / Kooperationen / Mieter<br />

Anhang: Die Geschichte <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirchengemeinde</strong> Düsseldorf – im Detail<br />

2


Vorwort<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Die Evangelische Kirche lebt aus ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Keine evangelische<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> ist wie die an<strong>der</strong>e. Die Gemeinden und <strong>evangelischen</strong> Dienste haben die<br />

Freiheit, sich ein eigenes Gesicht zu geben und es auch immer wie<strong>der</strong> zu verän<strong>der</strong>n. Doch das<br />

Gesicht einer Gemeinde, ihr Profil, muss erkennbar sein. Es soll eine Kontur haben, um die alle<br />

wissen. Die Kirchenleitung <strong>der</strong> Evangelischen Kirche im Rheinland hat aus diesem Grund alle<br />

Gemeinden und Dienste aufgefor<strong>der</strong>t, eine eigene Konzeption zu entwickeln.<br />

Die <strong>Gemeindekonzeption</strong>, die hier vorliegt, ist das Ergebnis eines langen Prozesses, an dem viele<br />

Menschen mitgewirkt haben.<br />

Zu danken ist vor allem den Mitglie<strong>der</strong> einer Projektgruppe „<strong>Gemeindekonzeption</strong>“, die das<br />

Presbyterium im November 2008 eingesetzt hat. Ihr gehörten Mitglie<strong>der</strong> aus dem Presbyterium,<br />

hauptamtlich Mitarbeitende und Gemeindemitglie<strong>der</strong> an, die unterschiedliche Perspektiven und<br />

Generationen repräsentierten. In <strong>der</strong> Gruppe waren:<br />

Peter An<strong>der</strong>sen, Pfarrer und damaliger Vorsitzen<strong>der</strong> des Presbyteriums<br />

Dr. Regine Dietrich<br />

Ulrich Dühr, Presbyter<br />

Hannah Dreher, Presbyterin<br />

Dr. Klaus Germann<br />

Petra Hanschen, Presbyterin<br />

Klaus Krüger<br />

Ute Scherffig, Presbyterin<br />

Doris Taschner, Pfarrerin und Leiterin <strong>der</strong> Projektgruppe<br />

Martina Trampert-Grieneisen, Mitarbeiterin Jugendeinrichtung<br />

Dr. Dorothea Voss-Dahm<br />

Klaudia Zepuntke, Gemeindeschwester<br />

Dr. Andreas Zucker, Presbyter<br />

In vielen Abendsitzungen hat die Projektgruppe statistisches Material und Fragebögen<br />

ausgewertet, um dem Presbyterium einen Vorschlag für eine Beschreibung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Gemeindesituation (Gemeindeanalyse) vorzulegen. In einem zweiten Schritt wurden Leitsätze für<br />

das Gemeindeverständnis <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> entwickelt. Diese hat das<br />

Presbyterium seit Herbst 2010 diskutiert und überarbeitet.<br />

Die Leitsätze sind das Kernstück <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Gemeindekonzeption</strong>, deswegen sind sie<br />

vorangestellt. Sie beschreiben die Kontur des Gesichts unserer Gemeinde und bilden die<br />

Grundsätze, nach <strong>der</strong> wir unsere Gemeindearbeit ausrichten. Sie sind auch die Basis für konkrete<br />

Ziele und Pläne, die wir nun in den jeweiligen Fachausschüssen und Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Gemeinde festgelegen und umsetzen werden.<br />

Wir möchten keine Konzeption „für die Schublade“ erstellen. Diese Konzeption ist eine<br />

bindende Grundlage für das Leben unserer Gemeinde. Sie soll immer wie<strong>der</strong> in lebendiger<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung überprüft, be- und hinterfragt und, falls erfor<strong>der</strong>lich, auch geän<strong>der</strong>t werden.<br />

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine anregende Lektüre und freuen uns über Ihre<br />

Meinungen und Rückmeldungen!<br />

3


<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

A. Leitsätze <strong>der</strong> ev. <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> Düsseldorf<br />

I. VERKÜNDIGEND<br />

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“<br />

(Matthäus 24, 35)<br />

Verkündigend: Gottesdienst<br />

Wenn wir uns als Gemeinde versammeln, vergewissern wir uns unseres Glaubens durch die<br />

Verkündigung <strong>der</strong> Verheißung Gottes. Wir glauben, dass uns dabei die Gemeinschaft stärkt und<br />

trägt. Die Verkündigung ist das Zentrum unseres Glaubens, traditionell im Sonntagsgottesdienst,<br />

aber auch durch an<strong>der</strong>e Gottesdienste: in <strong>der</strong> Schule, im Altenpflegeheim, im Kin<strong>der</strong>gottesdienst,<br />

im Gottesdienst für kleine Leute, ... Generations- und zielgruppenabhängig kann die<br />

Verkündigung sehr unterschiedlich ausfallen, die Vielfalt <strong>der</strong> Verkündigung ermöglicht einen<br />

individuellen Zuschnitt. Der Sonntagsgottesdienst soll für jede und jeden eine Quelle von<br />

Lebensenergie für den Alltag sein.<br />

Durch die Verlässlichkeit von Ort und Zeit ist <strong>der</strong> Sonntagsgottesdienst die zentrale Anlaufstelle<br />

für nahe und ferne Gemeindeglie<strong>der</strong>. Auch die Grundform des Sonntagsgottesdienstes in <strong>der</strong><br />

<strong>Matthäi</strong>kirche ist verlässlich. Das Gemeindeleben an <strong>Matthäi</strong> steht deshalb durch Ort, Zeit und<br />

Form des Sonntagsgottesdienstes auf festem Grund.<br />

Unter dem Dach des Sonntagsgottesdiensts sollen alle Gruppen <strong>der</strong> Gemeinde Platz haben.<br />

Daher verstehen wir den Sonntagsgottesdienst als das Dach <strong>der</strong> Gemeinde und den Ort, an dem<br />

durch Integration und Vernetzung von Teilen <strong>der</strong> Gemeinde <strong>der</strong> Zusammenhalt zwischen alt und<br />

jung, arm und reich, gesund und krank gestärkt wird. Der Sonntagsgottesdienst wird damit zum<br />

zentralen Ort des Gemeindeaufbaus.<br />

Verkündigend: Christlich-Jüdischer Dialog<br />

In <strong>der</strong> Präambel <strong>der</strong> Kirchenordnung <strong>der</strong> Ev. Kirche im Rheinland ist zu lesen: „Sie [unsere<br />

Landeskirche] bezeugt die Treue Gottes, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Erwählung seines Volkes Israel festhält.<br />

Mit Israel hofft sie auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ In <strong>der</strong> Verkündigung und<br />

Lehre nehmen wir die Anregungen des christlichen-jüdischen Dialogs <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte auf,<br />

die für die jüdische Wurzel unseres Glaubens sensibilisieren. Daher fühlen wir uns verpflichtet,<br />

die national-sozialistische und antijüdische Vergangenheit und Verwobenheit unserer<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> im Nationalsozialismus aufzuarbeiten und gegebenenfalls öffentlich zu<br />

machen.<br />

Verkündigend: Begleitung in beson<strong>der</strong>en Lebenssituationen<br />

Bei Kasual- (Beerdigungen, Taufen, Konfirmationen und Trauungen) und Segnungsgottesdiensten<br />

wird das Evangelium dem Anlass angemessen und den Menschen persönlich zugewandt<br />

verkündigt. Bei diesen Gottesdiensten werden Menschen in einer bestimmten Lebenssituation<br />

begleitet. Die beson<strong>der</strong>e Verantwortung liegt darin, dem Verkündigungsauftrag nachzukommen.<br />

Hierbei bemühen wir uns, diese Gottesdienste in den Zeiten einer medial bestimmten Gesellschaft<br />

als beson<strong>der</strong>e und geschützte Orte zu markieren.<br />

Verkündigend: Wort – Musik – Stille<br />

So unterschiedlich wie sich Gott seit jeher den Menschen zeigt und sich finden lässt, so vielfältig<br />

ist auch die Art und Weise unserer Verkündigung. Wir wollen immer wie<strong>der</strong> neu um eine<br />

lebendige Sprache des Glaubens ringen, die verständlich ist und dennoch das Unaussprechliche<br />

auszudrücken vermag, ohne es in Formeln zu sperren.<br />

Durch die Kirchenmusik erreicht die christliche Botschaft auch Menschen, die sonst <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Verkündigung fernbleiben, denn sie vermag auf ganz beson<strong>der</strong>e Weise Körper und Seele<br />

intuitiv und emotional zu erfassen. Sie trägt dazu bei, den öffentlichen Verkündigungsauftrag <strong>der</strong><br />

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Kirche über den sonntäglichen Gottesdienst hinaus auszuführen. Im Gottesdienst ermöglicht sie<br />

die aktive Beteiligung <strong>der</strong> ganzen Gemeinde. Darum för<strong>der</strong>n wir sie in unserer Gemeinde<br />

generationsübergreifend und in all ihrer Vielfalt.<br />

Auch in <strong>der</strong> Stille, in <strong>der</strong> wir ganz auf uns selbst geworfen sind und alles Laute einmal zur Ruhe<br />

kommen darf, kommen wir mit Gott ins Gespräch. Solche Stille und ihre Einübung ist eine<br />

weitere wichtige Säule unserer Verkündigung. Da in unserer Welt kaum noch Platz für Stille ist,<br />

bieten wir Orte zur Erfahrung <strong>der</strong> Stille und <strong>der</strong> Einkehr, zum Beispiel im Raum <strong>der</strong> Stille.<br />

II. VERBINDEND<br />

„Wo zwei o<strong>der</strong> drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“<br />

(Matthäus 18,20)<br />

Verbindend: Ehrenamt und Hauptamt<br />

In unserer Gemeinde bringen sich Menschen haupt- und ehrenamtlich ein. Die Stärken,<br />

Interessen und Möglichkeiten sind je nach Lebensphase und -situation unterschiedlich. Dabei<br />

lassen wir uns von den Grundsätzen <strong>der</strong> Barmer Erklärung leiten: „Die verschiedenen Ämter in<br />

<strong>der</strong> Kirche begründen keine Herrschaft <strong>der</strong> einen über die an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n die Ausübung des<br />

<strong>der</strong> Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.“ Wir brauchen einan<strong>der</strong>, denn wir sind „ein<br />

Leib“ (1. Kor 12, 21). Keiner ist verzichtbar. Alle Kräfte, Ämter und Gaben wirken zusammen.<br />

Diese Vielfalt in Verbundenheit gilt es zu för<strong>der</strong>n. Wir entwickeln und pflegen eine Kultur <strong>der</strong><br />

gegenseitigen Wertschätzung. Dazu gehört auch die Sorge für die Qualifizierung, Fortbildung<br />

und Begleitung, wenn die Aufgabe es verlangt.<br />

Verbindend: Generationsübergreifende Zusammenarbeit<br />

In unserer Gemeinde gibt es Angebote für alle Generationen. Wir wollen diese Beson<strong>der</strong>heit als<br />

eine Chance nutzen. Darum stärken wir die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Arbeitsfel<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> und<br />

suchen und för<strong>der</strong>n ganz beson<strong>der</strong>s das Miteinan<strong>der</strong> zwischen den Generationen. Unser<br />

Gemeindezentrum Pestalozzihaus soll ein „Haus <strong>der</strong> Generationen“ sein.<br />

Verbindend: Begegnung und Vernetzung<br />

In unserer Gemeinde leben Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen. Im konkret<br />

gelebten christlichen Glauben schaffen wir in unserer Gemeinde bewusst Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft und Begegnung zwischen den Unterschiedlichen. Wir knüpfen Beziehungsnetze<br />

über Stadtteil- und Milieugrenzen hinweg. Grundsätzlich sind alle Angebote <strong>der</strong> Gemeinde für<br />

alle angesprochenen Zielgruppen zugänglich. Dabei ist das Ziel die Schärfung <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

des An<strong>der</strong>en in seiner je eigenen Lebenssituation und des Bewusstseins, was es bedeutet, in einer<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> ein Leib mit vielen unterschiedlichen Glie<strong>der</strong>n zu sein (1. Kor 12, 21).<br />

III. STÄRKEND<br />

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“<br />

(Matthäus 11,28)<br />

Stärkend: Unterweisung<br />

Eine Glaubensprägung und -erziehung von <strong>der</strong> Wiege an ist nicht mehr selbstverständlich. Die<br />

individuelle und freie Glaubensentscheidung hat ein großes Gewicht. Dies wollen wir ernst<br />

nehmen. Wir geben Menschen bei <strong>der</strong> Entwicklung ihres Glaubens Hilfestellung und<br />

Orientierung durch eine altersgemäße Vermittlung von grundlegenden Inhalten <strong>der</strong> <strong>evangelischen</strong><br />

Theologie. Wir bieten Raum zum Glaubensgespräch, zur (kritischen) Auseinan<strong>der</strong>setzung und<br />

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

zum Einüben einer spirituellen Praxis. Eine beson<strong>der</strong>s wichtige Aufgabe sehen wir darin, Mütter,<br />

Väter, Patinnen und Paten bei ihrem Bemühen zu unterstützen, ihre Kin<strong>der</strong> im christlichen<br />

Glauben zu erziehen.<br />

Stärkend: Diakonie<br />

Diakonie ist Gottesdienst im Alltag, ist konkreter Dienst am Menschen. Dabei stehen wir<br />

Menschen in Notlagen und Krisensituationen bei. Unsere Angebote dienen auch <strong>der</strong> Prävention<br />

und Orientierung. Da wir jeden Menschen als Gottes Ebenbild begreifen, gilt unser Handeln all<br />

denen, die mit unserer Gemeinde verbunden sind durch Gemeindemitgliedschaft o<strong>der</strong><br />

Einrichtungen und all denen, die uns konkret aufsuchen – unabhängig von Religion, Wohnsitz<br />

und Glauben. Einen beson<strong>der</strong>en Schwerpunkt unseres diakonischen Dienstes vor Ort sehen wir<br />

in <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> Armut.<br />

Stärkend: Seelsorge<br />

In <strong>der</strong> Seelsorge wird die bedingungslose Liebe und umfassende Annahme Gottes erfahrbar. Die<br />

Seelsorgenden gehen dabei mit einer offenen Haltung auf ihr Gegenüber zu. Sie fühlen sich ein<br />

und bieten eine Wegbegleitung an. Dabei ist für sie maßgeblich, welchen Trost o<strong>der</strong> welche<br />

Stärkung <strong>der</strong> konkrete Mensch will und braucht und wie er dies erlangen kann. Seelsorge hilft,<br />

neue Lebens- und Glaubensperspektiven zu eröffnen.<br />

Seelsorge kann in unserer Gemeinde im Sinne des ‚Priestertums aller Gläubigen’ neben den<br />

Pfarrerinnen und Pfarrern von allen geleistet werden. Dafür bieten wir Begleitung und Zurüstung<br />

an.<br />

IV. OFFEN<br />

„Trachtet zuerst nach Gottes Reich und nach Gottes Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen.“<br />

(Matthäus 6,33)<br />

Wir übernehmen als christliche Gemeinde in <strong>der</strong> Welt Verantwortung. Damit kommen wir dem<br />

biblischen Auftrag nach, uns vor Ort für „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung <strong>der</strong><br />

Schöpfung“ einzusetzen.<br />

Offen: Gemeinde als Treffpunkt<br />

Unsere Gemeinde versteht sich als ein Knotenpunkt im nachbarschaftlichen Netzwerk <strong>der</strong><br />

Stadtteile. Wir initiieren Veranstaltungen, die unsere <strong>Kirchengemeinde</strong> als Treffpunkt und<br />

Anlaufstelle erfahrbar machen. Wir übernehmen mit unseren Angeboten und Einrichtungen auch<br />

Aufgaben in <strong>der</strong> Region. Wir übernehmen Bildungsaufgaben, leisten Beratung, Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

und -vorsorge, för<strong>der</strong>n die Integration von Migrantinnen und Migranten, unterstützen<br />

nachbarschaftliche Netzwerke und bereichern das kulturelle Angebot. Wir verfolgen mit<br />

Interesse die Entwicklungen des Gemeinwesens vor Ort, bringen unsere Position mit ein und<br />

gestalten es aktiv mit. Dabei kooperieren wir mit öffentlichen und an<strong>der</strong>en sozialen und<br />

kirchlichen Wohlfahrtsträgern. Nach unseren Möglichkeiten bieten wir Raum für Initiativen,<br />

Kulturveranstaltungen, Brauchtum und Vereine, die uns in unserem Anliegen verbunden sind.<br />

Offen: Kooperationen<br />

Kooperationen bereichern unser Gemeindeleben. Darum suchen und för<strong>der</strong>n wir die<br />

Zusammenarbeit mit den kirchlichen Diensten des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf und<br />

<strong>der</strong> Diakonie in Düsseldorf. Beson<strong>der</strong>e Schwerpunkte in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Diakonie<br />

in Düsseldorf sind z.B. die drei Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen Haus Hellweg, Pestalozzi-Kin<strong>der</strong>haus<br />

und Wichernhaus, sowie die Kooperation im zentrum plus Flingern-Düsseltal.<br />

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Offen: Evangelisch in <strong>der</strong> Region<br />

Wir unterstützen das Anliegen des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf, die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Nachbargemeinden und kirchlichen Arbeitsfel<strong>der</strong>n an beson<strong>der</strong>en Orten in<br />

<strong>der</strong> Region zu för<strong>der</strong>n und unsere Planungen und inhaltlichen Schwerpunkte in Zukunft abzustimmen.<br />

Offen: Ökumene<br />

Mit dem Katholischen Pfarrverband Flingern-Düsseltal fühlen wir uns beson<strong>der</strong>s verbunden. Wir<br />

leisten wechselseitige Nachbarschaftshilfe, suchen die ökumenische Zusammenarbeit und<br />

machen uns für das weitere Zusammenwachsen unserer Kirchen stark. Ein beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk legen wir auf die konkrete Begegnung und Beziehungspflege, die gelebte ‚Ökumene<br />

von unten’. Auch mit den fremdsprachigen Gemeinden vor Ort halten wir Kontakt.<br />

Offen: Partnerschaften<br />

Die Partnerschaft mit an<strong>der</strong>en <strong>evangelischen</strong> <strong>Kirchengemeinde</strong>n und -kreisen öffnet den Blick<br />

für die Vielfalt <strong>der</strong> gelebten Gemeinde Gottes in <strong>der</strong> Welt. Die aktive Beziehungs- und Kontaktpflege<br />

ist dabei unentbehrlich. Geschwisterliches Miteinan<strong>der</strong> verstehen wir als einen wechselseitigen<br />

Prozess. Wir sind offen für Kontakte. Wir fühlen uns im Beson<strong>der</strong>en dem Kirchenkreis<br />

Marienthal in Namibia verbunden.<br />

Offen: Interreligiöses Miteinan<strong>der</strong><br />

In unserem Stadtgebiet leben Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Wir stärken<br />

in unseren Einrichtungen dieses nachbarschaftliche Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verschiedenen und<br />

begegnen einan<strong>der</strong> mit Achtung, Respekt und Offenheit. Antisemitische, rassistische und<br />

antidemokratische Gruppierungen und Personen sind in unseren Häusern nicht erwünscht.<br />

V. ERKENNBAR<br />

„Ihr seid das Licht <strong>der</strong> Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.“<br />

(Matthäus 5, 14)<br />

Wir möchten als evangelische <strong>Kirchengemeinde</strong> erkennbar sein und öffentlich wahrgenommen<br />

werden. Innerhalb und außerhalb <strong>der</strong> Gemeinde halten wir Kontakt und informieren regelmäßig<br />

über unsere Angebote sowie wichtige Ereignisse des Gemeindelebens. Aktiv kommunizieren wir<br />

sowohl über die Presse als auch mit Hilfe neuer Medien. Wir erheben unsere Stimme dort, wo es<br />

uns notwendig erscheint, unsere Sichtweise auf Geschehnisse einzubringen.<br />

VI. GESTALTEND<br />

„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“<br />

(Matthäus 7,7)<br />

Die Lebendigkeit unserer Kirche und Gemeinde erweist sich in ihrer Fähigkeit zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

und Bereitschaft zur ständigen Reform. Wir reagieren nicht nur auf notwendige Entwicklungen,<br />

son<strong>der</strong>n gehen auf diese rechtzeitig und aktiv gestaltend zu. Bei notwendigen Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />

und neuen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen stellt die Gemeindeleitung größtmögliche<br />

Transparenz sicher und bezieht die betroffenen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen,<br />

sowie Gemeindemitglie<strong>der</strong> mit ein. Ideen, Anregungen und Angebote zur Mitgestaltung werden<br />

gehört und bei <strong>der</strong> Entscheidung mit berücksichtigt.<br />

Wir gehen aktiv auf unsere Mitglie<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e uns nahestehende Personen und<br />

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Organisationen zu, machen unsere Arbeit und Angebote bekannt und bieten den Gebenden eine<br />

Möglichkeit, Finanz- und Sachmittel o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Ressourcen in unserer Gemeinde sinnstiftend<br />

einzusetzen. Das kann z.B. über Stiftungen, Fundraising und Spenden erfolgen.<br />

VII. ZUKUNFTSORIENTIERT<br />

„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters<br />

und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen<br />

habe.“<br />

(Matthäus 28, 19-20)<br />

Wir nehmen die Herausfor<strong>der</strong>ung an, Menschen auch im beginnenden 21. Jahrhun<strong>der</strong>t für den<br />

christlichen Glauben zu gewinnen. Mission verstehen wir zunächst einmal als eine Bewegung<br />

Gottes zur Welt hin, an <strong>der</strong> die Kirche in <strong>der</strong> ganzen Breite ihres Auftrages in Gestalt von Dienst<br />

(diakonia), Gemeinschaft (koinonia) und Zeugnis (martyria) teilnimmt.<br />

Die Weitergabe des Glaubens ist Aufgabe aller Gemeindemitglie<strong>der</strong>. Sie ist geprägt vom Respekt<br />

gegenüber den Überzeugungen an<strong>der</strong>er und hat dialogischen Charakter. Je<strong>der</strong> und jede ist an<br />

seinem/ihrem Platz, im Alltag, in <strong>der</strong> Familie, im Bekannten- und Freundeskreis, im Berufsleben<br />

ein/e Botschafter/in Christi. In unserer <strong>Kirchengemeinde</strong> sollen Menschen dafür Ermutigung,<br />

Anregung und Stärkung bekommen.<br />

Wir wollen uns nicht selbst genügen. Es gilt, stets wachsam und offen zu bleiben, für an<strong>der</strong>e<br />

Lebenssituationen und neue Entwicklungen, die das Leben <strong>der</strong> Menschen allen Alters in unserer<br />

Stadt und vor Ort prägen. Dabei sind und bleiben auch wir immer wie<strong>der</strong> neu Lernende.<br />

8


B. Geschichte – Entwicklungen – Zahlen – Daten<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

1. Die Geschichte <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Die Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> ist aus <strong>der</strong> einen Evangelischen Gemeinde in<br />

Düsseldorf hervorgegangen. Zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden erste Pfarrstellen für den<br />

Düsseldorfer Osten errichtet. Neben dem Betsaal an <strong>der</strong> Ahnfeldstrasse (Achenbachstrasse)<br />

existierten sogenannte Kleinkindschulen im Wichernhaus (Weselerstrasse) und im Pestalozzihaus<br />

(damals an <strong>der</strong> Dorotheenstrasse). 1931 wurde die <strong>Matthäi</strong>kirche an <strong>der</strong> Lindemannstrasse<br />

eingeweiht.<br />

Damals war die Gemeinde eine Parochie <strong>der</strong> einen Düsseldorfer Gemeinde und umfasste neben<br />

den heutigen Stadtteilen Düsseltal und Flingern-Nord auch Mörsenbroich und Grafenberg.<br />

Bereits 1931 erreichte die Gemeindeglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> die Marke 20 000.<br />

Nach dem Krieg wurde die Großgemeinde geteilt und es entstand am 20.6.1948 die Evangelische<br />

<strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong>. Aufgrund <strong>der</strong> Größe des Gemeindegebietes – 1960 wurden 42.000<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong> gezählt – wurde die Gemeinde 1963 erneut geteilt: es entstanden die Thomas-<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> (Mörsenbroich) und die Melanchthon-<strong>Kirchengemeinde</strong> (Grafenberg), die<br />

2008 mit <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirchengemeinde</strong> Rath fusionierte und heute Oster-<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> heißt.<br />

Im Zuge dieser Verän<strong>der</strong>ung wurde für den Bereich <strong>der</strong> Gemeinde am Hellweg, wo schon das<br />

Haus Hellweg existierte, eine Kirche mit einem Gemeindezentrum geplant und gebaut: die<br />

Calvin-Kirche. 1973 wurde dann auf <strong>der</strong> Grafenberger Allee 186 das neue Pestalozzihaus als<br />

Gemeindehaus mit einer dahinterliegenden Kin<strong>der</strong>einrichtung (Kin<strong>der</strong>tagesstätte und<br />

Kin<strong>der</strong>hort) errichtet. Das alte Gebäude an <strong>der</strong> Dorotheenstrasse wurde <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf im<br />

Ringtausch für das Gelände an <strong>der</strong> Grafenberger Allee gegeben.<br />

Zu einer weitreichenden Verän<strong>der</strong>ung kam es 2001 als aufgrund einer<br />

Gemeindeumstrukturierung die Entscheidung fiel, die Calvinkirche und das Calvinzentrum zu<br />

verkaufen. Heute feiert die koreanische Full Gospel Church am Hellweg ihre Gottesdienste. Ein<br />

weiterer Einschnitt stellte die Entscheidung dar, 2009 die drei Kin<strong>der</strong>tagesstätten <strong>der</strong> Gemeinden<br />

in einen Trägerverbund <strong>der</strong> Diakonie in Düsseldorf zu überführen.<br />

2. Die Bürgerliche Gemeinde<br />

Die Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> liegt im Einzugsgebiet <strong>der</strong> Düsseldorfer Innenstadt<br />

und ist großstädtisch geprägt. Sie umfasst Teile <strong>der</strong> Stadtteile Düsseltal und Flingern-Nord, die<br />

zum Stadtbezirk 2 gehören. Im Gemeindegebiet wohnen 32 000 Menschen, die Anzahl <strong>der</strong><br />

Gemeindeglie<strong>der</strong> beträgt <strong>der</strong>zeit, im Sommer 2010, ca. 7600 Mitglie<strong>der</strong>. Die Ausdehnung über<br />

das Stadtgebiet beträgt ca. 3,7 mal 1,7 km. Die Bevölkerungsdichte ist überdurchschnittlich hoch.<br />

Sozial ist die Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> ausgesprochen heterogen geprägt.<br />

Bereiche und Straßenzüge mit beson<strong>der</strong>em Erneuerungsbedarf auf <strong>der</strong> einen Seite und durch<br />

Villen geprägte Straßen im Zooviertel auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite kennzeichnen die beiden äußersten<br />

Pole des Spannungsfeldes, das die gesamte Gemeinde durchzieht.<br />

Das ehemalige Arbeiterviertel Flingern-Nord befindet sich seit Jahren im Wandel. Hat sich <strong>der</strong><br />

nördliche Teil in den letzten 20 Jahren mehr und mehr zu einem In-Viertel (z.B. Ateliers,<br />

Geschäfte, Café- und Gastro-Szene) mit steigenden Mietpreisen in sanierten Altbauten<br />

entwickelt, wurde im südlichen Teil an <strong>der</strong> Grenze zu Gerresheim eine Gelände mit vielen<br />

Einfamilienhäusern erschlossen. Insgesamt weist dieser Teil <strong>der</strong> Gemeinde einen hohen Anteil<br />

von Migranten, Erwerbslosen und überdurchschnittlich vielen Haushalten auf, die von<br />

öffentlichen Mitteln leben.<br />

Der Stadtteil Düsseltal mit ebenfalls hoher Bevölkerungsdichte ist traditionell in weiten Teilen<br />

bürgerlich geprägt, wobei z.B. <strong>der</strong> Bereich hinter <strong>der</strong> Rethelstrasse in Richtung Mörsenbroich den<br />

Blick auf ein Viertel mit vielen ehemaligen Sozialwohnungen freilegt.<br />

9


<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Kennzeichnend für beide Stadtgebiete sind die hohe Fluktuation und <strong>der</strong> sehr hohe Anteil von<br />

Single-Haushalten (jeweils über 50 %). Gleich groß ist in beiden Stadtgebieten <strong>der</strong> evangelische<br />

Bevölkerungsanteil, <strong>der</strong> jeweils bei 20% liegt.<br />

Das Verkehrsaufkommen ist hoch. Mehrere wichtige Hauptverkehrsa<strong>der</strong>n Düsseldorfs<br />

durchziehen das Gemeindegebiet: die Grafenberger Allee, die Dorotheenstraße, die<br />

Lindemannstraße und <strong>der</strong> Hellweg. Die Mobilität ist hoch. Dazu trägt auch ein gutes öffentliches<br />

Nahverkehrsnetz bei.<br />

Die Schul-, Betreuungs- und Freizeitangebote für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche vor Ort sind groß und<br />

vielfältig. Auf dem Gemeindegebiet gibt es 11 Kin<strong>der</strong>tagestätten (darunter ein Familienzentrum),<br />

vier Grundschulen, ein Gymnasium, drei Realschulen, eine Hauptschule und eine För<strong>der</strong>schule.<br />

Zwei Jugendeinrichtungen liegen in Flingern-Nord, eine in Düsseltal. Die Möglichkeiten für<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, sich draußen im freien Spiel und Sport aufzuhalten, sind jedoch<br />

begrenzt auf die Parks, Spielplätze und offenen Schulhöfe.<br />

Auch für Senioren gibt es im Gemeindegebiet vielfältige Angebote, dazu zählen unter an<strong>der</strong>em<br />

zwei Pflegeheime, drei Zentren Plus und drei Orte des betreuten Wohnens, sowie das<br />

ökumenische Netzwerk Flingern-Düsseltal.<br />

Die räumliche Ausdehnung des katholischen Pfarrverbandes Flingern-Düsseltal ist seit 2009 mit<br />

<strong>der</strong> Evangelischen <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> fast deckungsgleich. Zum katholischen<br />

Pfarrverband gehören die Liebfrauenkirche und Elisabethkirche in Flingern, sowie die<br />

Pauluskirche in Düsseltal. Das ehemalige katholische Gemeindezentrum an <strong>der</strong> Lindenstraße ist<br />

mittlerweile vermietet an den katholischen Verein Flingern-Mobil, <strong>der</strong> wichtige soziale Arbeit im<br />

Stadtteil leistet.<br />

In Flingern treffen wir auf eine hohe Anzahl von freien <strong>evangelischen</strong> Gemeinden, fast alle sind<br />

pfingstlerisch geprägt. Dazu gehören das christliche Zentrum Düsseldorf an <strong>der</strong> Bruchstraße,<br />

eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde an <strong>der</strong> Ackerstraße, die Full-Gospel Church<br />

Koreanische Gemeinde in <strong>der</strong> ehemaligen Calvinkirche an <strong>der</strong> Daimlerstraße und an <strong>der</strong><br />

Grafenberger Allee die Jesus-Haus-Gemeinde Düsseldorf.<br />

In direkter Nachbarschaft in Flingern-Süd an <strong>der</strong> Langerstraße befindet sich seit 2009 <strong>der</strong> neue<br />

Campus <strong>der</strong> Diakonie in Düsseldorf mit vielen Beratungs- und sozialen Einrichtungen und <strong>der</strong><br />

Versöhnungskirche (Evangelische Christus-<strong>Kirchengemeinde</strong>) in ihrem Zentrum.<br />

3. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gemeindearbeit in den letzten 20 Jahren (1991-2011)<br />

3.1. Die Gesamtgemeinde kommt immer mehr in den Blick<br />

Viele Jahre war die Gemeindearbeit bezirksbezogen organisiert. Angebote und Betreuung<br />

erfolgten innerhalb <strong>der</strong> Bezirksgrenzen. Zudem waren die Bezirke jenseits des Hellweges auf die<br />

<strong>Matthäi</strong>kirche und <strong>der</strong> Bezirk am Hellweg auf die Calvinkirche bezogen. Angesichts <strong>der</strong><br />

Pfarrstellenkürzungen und des Rückgangs <strong>der</strong> Kirchensteuermittel wurde die bezirksbezogene<br />

Arbeit mehr und mehr für eine gesamtgemeindliche Arbeit aufgegeben. Einen beson<strong>der</strong>en<br />

Einschnitt erbrachte in dieser Hinsicht <strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Calvinkirche. 2001 wurde in einem<br />

Gemeindeberatungsprozess, in dem nicht nur die Öffentlichkeit Schritt für Schritt informell<br />

einbezogen worden war, son<strong>der</strong>n in dem auch Gemeindeglie<strong>der</strong> aktiv beteiligt wurden, <strong>der</strong><br />

Entschluss gefasst, die bestehenden Doppelstruktur aufzugeben und auf das Konzept „ein<br />

Zentrum und eine Kirche“ zuzugehen. Die Konsequenz war <strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Calvinkirche samt<br />

Zentrum und auch die Aufgabe des Hauses an <strong>der</strong> <strong>Matthäi</strong>kirche, das vermietet wurde. Alle<br />

Angebote wurden in das Pestalozzihaus verlegt. Aufgaben werden seitdem funktional verteilt,<br />

Konfirmandengruppen gemischt, so dass die Bezirksgrenzen in <strong>der</strong> Praxis kaum noch eine<br />

Bedeutung haben.<br />

10


<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

3.2. Pfarrstellenentwicklung – Entwicklung <strong>der</strong> Mitarbeitendenstellen<br />

In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl <strong>der</strong> Pfarrstellen aufgrund des Rückgangs <strong>der</strong><br />

Gemeindeglie<strong>der</strong>zahlen halbiert. Waren es in den siebziger Jahren noch fünf Pfarrstellen,<br />

bestehen heute noch drei Pfarrstellen, wobei die Pfarrstelle des III. Pfarrbezirkes zu 50% einen<br />

Schulanteil (Montessori-Hauptschule) besitzt.<br />

Da die Zuweisung <strong>der</strong> Kirchensteuermittel an die Gemeindeglie<strong>der</strong>zahlen gebunden ist, gingen<br />

im Zuge des Kleinerwerdens <strong>der</strong> Gemeinde und des Verkaufs <strong>der</strong> Calvinkirche<br />

Mitarbeitendenstellen – in <strong>der</strong> Regel durch nicht erfolgte Wie<strong>der</strong>besetzung – verloren. Gab es<br />

z.B. Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahre noch fünf Gemeindeschwesternstellen, existiert davon heute nur<br />

noch eine einzige. Genauso blieb von den zwei Kirchenmusikerstellen nur noch eine mit einem<br />

Stellenumfang von 80 Prozent übrig.<br />

3.3. Zuwachs an Ehrenamtlichkeit<br />

Speziell in den letzten 20 Jahren befand sich die Gemeinde noch in einer ganz an<strong>der</strong>en<br />

Verän<strong>der</strong>ung. Lange Zeit war diese Gemeinde fast ausschließlich hauptamtlich organisiert.<br />

Entsprechend gab es nur wenige Ehrenamtliche. Seit Anfang <strong>der</strong> 90er wurde gezielt versucht,<br />

Ehrenamtliche zu gewinnen. Dies ist mehr und mehr gelungen, so dass sich <strong>der</strong>zeit über 200<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong> an den verschiedensten Stellen <strong>der</strong> Gemeinde an <strong>der</strong> Arbeit beteiligen.<br />

Entsprechend hat das Presbyterium im Januar 2011 ein Konzept zur Begleitung und För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> ehrenamtlichen Arbeit beschlossen.<br />

3.4. Stärkung von Kooperationen<br />

Aus <strong>der</strong> Erfahrung, dass Finanzmittel immer knapper werden, entstand die Einsicht, nicht mehr<br />

alles selber machen zu können. So wurden in den letzten Jahren mehr und mehr Kooperationen<br />

gesucht und gefunden: im Bereich <strong>der</strong> Seniorenarbeit entstand im Pestalozzihaus ein „zentrum<br />

plus“ in Kooperation mit <strong>der</strong> Diakonie in Düsseldorf. Die Jugendarbeit intensivierte ihre<br />

Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulen und organisiert an verschiedenen Orten die<br />

Übermittagbetreuung. Zudem ist aufgrund dieses Engagements eine halbe Stelle für<br />

Schulsozialarbeit an die Jugendeinrichtung angebunden. Schließlich verweist <strong>der</strong> Übergang <strong>der</strong><br />

drei Kin<strong>der</strong>einrichtungen in den Trägerverbund <strong>der</strong> Diakonie in Düsseldorf nicht nur auf die<br />

Möglichkeit, Arbeit weiterhin zu erhalten, son<strong>der</strong>n sie auch inhaltlich weiter in das<br />

Gemeindeleben einzubinden.<br />

3.5. Ökumene<br />

Schließlich ist die Ökumene zu nennen. Es gab schon immer eine gute Nachbarschaft mit den<br />

katholischen Nachbargemeinden. Nachdem diese zum Pfarrverband Flingern-Düsseltal vereinigt<br />

wurden, hat sich die Zusammenarbeit im Laufe <strong>der</strong> Jahre intensiviert: neben einem regelmäßigen<br />

Austausch finden ökumenische Schulgottesdienste, <strong>der</strong> gemeinsame Gottesdienst am<br />

Pfingstmontag zusammen mit <strong>der</strong> Koreanischen Full Gospel Church und <strong>der</strong> New Life<br />

Fellowship, sowie an<strong>der</strong>e gemeinsame Aktivitäten statt.<br />

Es gibt aber nicht nur die Ökumene vor Ort: seit den 80er Jahren fühlt sich die <strong>Matthäi</strong>-<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> mit <strong>der</strong> schwarzen Partnerkirche in Namibia verbunden: jährliche<br />

Sammlungen, Bücherbasare und Einzelspenden markieren das ungebrochene Engagement.<br />

4. Die finanzielle Situation <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

In den letzten Jahrzehnten wurde im Evangelischen Düsseldorf ein übergemeindlicher<br />

(innersynodaler) Finanzausgleich praktiziert. Dies sollte gewährleisten, dass ärmere und reichere<br />

11


<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Gemeinden soweit es geht gleichgestellt werden. So wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit nach<br />

unterschiedlichen Schlüsseln/Kriterien die für Düsseldorf zur Verfügung stehenden<br />

Kirchensteuermittel auf die Gemeinden verteilt.<br />

Seit den neunziger Jahren ist ein Rückgang <strong>der</strong> Kirchensteuermittel zu verzeichnen, <strong>der</strong> auch die<br />

<strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> getroffen hat. In den letzten 20 Jahre gab es entsprechend <strong>der</strong><br />

zurückgehenden Mittel mehrere Sparrunden, die ihren Höhepunkt 2001 im Verkauf <strong>der</strong><br />

Calvinkirche und des dazugehörigen Zentrums und dann 2006 in <strong>der</strong> Reduzierung von<br />

Mitarbeitendenstellen bzw. Kürzung des Stundenumfangs von Mitarbeitenden gefunden haben.<br />

Diese Maßnahmen haben es <strong>der</strong> Gemeinde jahrelang ermöglicht, einen ausgeglichenen Haushalt<br />

vorzulegen, d.h. einen Haushalt in dem Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht sind. Seit<br />

2010 ist dies jedoch aus mehreren Gründen nicht mehr gelungen.<br />

Stetige Steigerungen bei den Personalkosten, die von <strong>der</strong> Landeskirche eingeführte<br />

Substanzerhaltungspauschale (SEP) für die Gebäude <strong>der</strong> Gemeinde und <strong>der</strong> hohe<br />

Sanierungsbedarf bei einer Reihe von Liegenschaften haben u. a. das Presbyterium gezwungen,<br />

den Haushalt – (Gesamtvolumen ca. 1.7 Millionen Euro) – mit Mitteln aus <strong>der</strong><br />

Gemein<strong>der</strong>ücklage auszugleichen. Auch wenn die Rücklagenentnahme zur Zeit vergleichsweise<br />

mo<strong>der</strong>at ausfällt, kann solch ein Vorgehen keine langfristige Strategie sein.<br />

Seit dem Jahr 2011 ist ein modifiziertes Zuweisungssystem <strong>der</strong> Kirchensteuern in Kraft. Dieses<br />

enthält noch immer – aber im verringerten Rahmen – einen innersynodalen Finanzausgleich,<br />

weist aber im wesentlichen allein auf Basis <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong>zahlen die <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zustehenden Kirchensteuermittel zu. Der verringerte Finanzausgleich soll mittelfristig entfallen,<br />

in welcher Weise sich dieses dann für die Gemeinde konkret in Zahlen auswirken wird, ist vom<br />

heutigen Standpunkt noch nicht eindeutig absehbar.<br />

Angesichts dieser Entwicklung wird es immer deutlicher, dass eine Gemeinde zukünftig nicht<br />

allein auf die Zuweisung von Kirchensteuermitteln setzen kann. Bereits in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

wurden für einzelne Arbeitsbereiche För<strong>der</strong>vereine gegründet (z.B. Kirchenmusik,<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Jugendarbeit), die im zum Teil erheblichen Maße die Arbeit unterstützt<br />

haben. Seit kurzem kommt nun auch <strong>der</strong> Bereich des Fundraising mehr und mehr in den Blick.<br />

Zurzeit wird eine Stiftung für die Gemeinde vorbereitet, die dazu beitragen soll, zukünftig die<br />

Arbeit in <strong>der</strong> Gemeinde nachhaltig zu stützen.<br />

Neben <strong>der</strong> Dringlichkeit Finanzmittel an<strong>der</strong>weitig einzuwerben, ergibt sich als weiterer<br />

Lösungsansatz eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb des <strong>evangelischen</strong> Düsseldorfs. Solche<br />

Kooperationen bieten die Möglichkeit in Zeiten geringer werden<strong>der</strong> Mittel, wichtige Bereiche<br />

gemeindlicher Arbeit aufrecht zu erhalten, bzw. sie sogar zu stärken. Beispiel hierzu ist die nun<br />

schon seit einigen Jahren praktizierte Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Diakonie in Düsseldorf sowohl<br />

im Bereiche <strong>der</strong> Seniorenarbeit (Zentrum Plus) als auch im Bereich <strong>der</strong> Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n<br />

(Diakonie als Trägerverbund für die <strong>evangelischen</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätten).<br />

12


<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

5. Die Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong>: Zahlen und Daten<br />

5.1. Pfarrbezirke und Straßen<br />

Pfarrbezirk I<br />

Achenbachstraße<br />

Ackerstraße 106-176 & 113-199<br />

Ahnfeldstraße<br />

Beethovenstraße<br />

Boltensternstraße<br />

Brehmstraße<br />

Düsselkämpchen<br />

Gengerstraße<br />

Goethestraße<br />

Grafenberger Allee<br />

Her<strong>der</strong>straße<br />

Hermannstraße 1-23 & 2-22a<br />

Humboldtstraße<br />

Lindemannstraße<br />

Pfarrbezirk II<br />

Ackerstraße 40-104 & 47-111 - 108- Ende &<br />

201 bis Ende<br />

Birkenstraße<br />

Bodinusstraße<br />

Brahmsplatz<br />

Chamissostraße<br />

Cranachplatz<br />

Cranachstraße<br />

Degerstraße<br />

Dorotheenstraße<br />

Engerstraße 109<br />

Faunastraße 80<br />

Flurstraße 1-39 & 2-38<br />

Fortunastraße<br />

Freytagstraße<br />

Friedrich-Springorum-Str.<br />

Goethestraße<br />

Grafenberger Allee<br />

13<br />

Lindenstraße 45-89 & 34-78<br />

Mendelssohnstraße<br />

Mülheimer Straße<br />

Nean<strong>der</strong>straße<br />

Paulusplatz<br />

Paulusstraße<br />

Rethelstraße<br />

Scheidtstraße<br />

Schillerstraße<br />

Schumannstraße<br />

Speldorfer Straße<br />

Stückerstrasse<br />

Uhlandstraße<br />

Weseler Straße<br />

Graf-Recke-Straße<br />

Hans-Sachs-Straße<br />

Hebbelstraße<br />

Hermannstraße 24-64 & 27-47<br />

Hoffeldstraße<br />

Holbeinstraße<br />

Karl-Müller-Straße<br />

Lichtstraße 1-49 & 2-60<br />

Lindenstraße 95 - Ende & 86 - Ende<br />

Peter-Janssen-Straße<br />

Platanenstraße<br />

Rembrandtstraße<br />

Rubensstraße<br />

Schumannstraße<br />

Sohnstraße<br />

Tiergartenstraße<br />

Wetterstraße<br />

Wülfrather Straße


Pfarrbezirk III<br />

Aschenbrödelweg<br />

Benzstraße<br />

Bruchstraße komplett<br />

Daelenstraße<br />

Daimlerstraße<br />

Dieselstraße<br />

Dinnendahlstraße<br />

Edisonplatz<br />

Ehrenpreisweg<br />

Eythstraße<br />

Flinger Broich<br />

Flinger Richtweg<br />

Flurstraße 41-Ende & 46- Ende<br />

Froschkönigweg<br />

Gaußstraße<br />

Hagebuttenweg<br />

Heinzelmännchenweg<br />

Hellweg<br />

5.2. Statistisches<br />

5.2.1. Zahl <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> (Stand 01.11.2010)<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

14<br />

Junkersstraße<br />

Körtingstraße<br />

Lichtstraße 63 - Ende & 70 - Ende<br />

Löwenzahnweg<br />

Lürmannstrasse<br />

Oechelhäuserstraße<br />

Porschestraße<br />

Rautendeleinweg<br />

Rosmarinstraße<br />

Rotkäppchenweg<br />

Rübezahlweg<br />

Schlüterstrasse<br />

Schneewittchenweg<br />

Schwabstraße<br />

Schwelmer Straße<br />

Sterntalerweg<br />

Struwwelpeterplatz<br />

Zum Märchenland<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> mit Haupt- o<strong>der</strong> alleiniger Wohnung beträgt 7573.<br />

5.2.1.1. Zahl <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> auf Bezirke verteilt<br />

Bezirk I: 3062<br />

Bezirk II: 3079<br />

Bezirk III: 1432


5.2.2. Entwicklung <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> (2001-2010):<br />

2010: 7573<br />

2009: 7438<br />

2008: 7600<br />

2007: 7747<br />

2006: 7738<br />

2005: 7777<br />

2004: 7829<br />

2003: 7969<br />

2002: 8165<br />

2001: 8345<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Kommentar<br />

In den letzten zehn Jahren 2001-2010 hat die Gemeinde 772 Gemeindemitglie<strong>der</strong> verloren. Das<br />

sind ungefähr 10% <strong>der</strong> Gemeindemitglie<strong>der</strong>. Im Zeitraum von 1972 bis heute hat sie 61 % <strong>der</strong><br />

Gemeindemitglie<strong>der</strong> verloren.<br />

Der Rückgang ist nicht nur auf Austritte zurückzuführen, die deutlich rückläufig ist, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf verän<strong>der</strong>te Wohnsituationen (immer mehr Singlehaushalte in großen Wohnungen, in<br />

denen früher Mehrpersonenhaushalte waren o<strong>der</strong> Umwandlung von Wohn- in Gewerberäume)<br />

und einen steigenden Anteil von Bürgern und Bürgerinnen an<strong>der</strong>er Religionen.<br />

5.2.3. Altersstruktur (Stand Januar 2011)<br />

Unter 16 Jahren: 611 (1)<br />

16-20 Jahren: 230 (2)<br />

21-40 Jahren: 2538 (3)<br />

41-59 Jahren: 1935 (4)<br />

Ab 61 Jahren: 2209 (5)<br />

Kommentar<br />

Die größten Gruppen stellen die 21-40-jährigen und die ab 61 Jährigen dar. Die Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen die kleinste.<br />

15


5.2.4. Zuzug und Wegzug<br />

Zuzug:<br />

2004: 23<br />

2005: 239<br />

2006: 302<br />

2007: 328<br />

2008: 374<br />

Wegzug:<br />

2004: 105<br />

2005: 268<br />

2006: 691<br />

2007: 449<br />

2008: 344<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Zuzüge und Wegzüge von 2004 (1) -2008 (5)<br />

Kommentar:<br />

Grundsätzlich verweist die hohe Fluktuation auf einen Charakter einer Innenstadtgemeinde.<br />

Neben <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung im Berufsleben ziehen viele Familien mit mehreren Kin<strong>der</strong>n nicht selten<br />

an den Rand Düsseldorfs.<br />

5.2.5. Presbyteriumswahlen (Wahlbeteiligung)<br />

Die vorletzten beiden Wahlen kamen mangels fehlen<strong>der</strong> Kandidatenzahl nicht zustande.<br />

Bei <strong>der</strong> letzten Wahl im Jahr 2008 betrug die Wahlbeteiligung dank allgemeiner Briefwahl<br />

12 %.<br />

5.3. Organigramm<br />

16


5.4 Die Gebäude und ihre Nutzung<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Lindemannstraße 70<br />

• <strong>Matthäi</strong>kirche<br />

• Kapelle im Untergeschoss<br />

• Gemein<strong>der</strong>äume im Untergeschoss (vermietet an das Goethe-Gymnasium)<br />

• 2 Wohnungen (privat vermietet)<br />

• Dienstwohnung Kirchenmusiker<br />

Schumannstraße 89<br />

• Zum Teil vermietet<br />

Schumannstraße 89a<br />

• Pfarrhaus (1. Bezirk)<br />

Grafenberger Allee 186<br />

• Gemeindezentrum Pestalozzihaus<br />

o Untergeschoss:<br />

� „Offene Jugendeinrichtung Pestalozzihaus“<br />

� Bistro und Büro (zentrum plus)<br />

o Erdgeschoss:<br />

� Zentrum Plus Flingern-Düsseltal (Kooperation Diakonie in Düsseldorf –<br />

<strong>Matthäi</strong>)<br />

� Großer Saal<br />

� Gemeindebüro<br />

� Schwesternbüro<br />

o 1.Etage<br />

� Gemein<strong>der</strong>äume (inkl. Kantoreisaal)<br />

• Wohnturm (an Mitarbeitende und privat vermietete Wohnungen)<br />

• Pestalozzi Kin<strong>der</strong>haus (Träger: Diakonie in Düsseldorf)<br />

Rembrandtstr. 27<br />

• 3 Wohnungen (privat vermietet)<br />

Daimlerstraße 8-10<br />

• Pfarrhaus (3. Pfarrbezirk)<br />

• 3 Wohnungen (privat vermietet)<br />

Daimlerstraße 12<br />

• Kin<strong>der</strong>tagesstätte / Familienzentrum Haus Hellweg (Träger Diakonie in Düsseldorf)<br />

Weselerstr. 47<br />

• Kin<strong>der</strong>tagesstätte Wichernhaus (Träger Diakonie in Düsseldorf)<br />

17


5.5. Die Mitarbeitenden <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Pastoraler Dienst<br />

• 1 Pfarrer (100%)<br />

• 1 Pfarrerin (100%)<br />

• 1 Pfarrerin<br />

(50% Gemeinde, 50% Schulpfarrdienst)<br />

Diakonie<br />

• 1 Seniorenmitarbeiterin zentrum plus<br />

(Teilzeit)<br />

• 1 Gemeindeschwester (Teilzeit)<br />

Kirchenmusik<br />

• 1 Kirchenmusiker (hauptamtlich A)<br />

(Teilzeit)<br />

• 1 Kirchenmusikerin (nebenamtlich C)<br />

(Teilzeit)<br />

Gemeindebüro<br />

• 1 Gemeindesekretärin (Teilzeit)<br />

5.6. Das Presbyterium (Stand Juli 2011)<br />

Herr Pfarrer Peter An<strong>der</strong>sen (Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />

Frau Pfarrerin Klaudia Berg<br />

Herr Christoph Dietrich<br />

Frau Hannah Dreher<br />

Frau Petra Dries-Schäfer<br />

Herr Ulrich Dühr (stellv. Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />

Frau Traute-Renate Feuerhake<br />

Herr Walter Garn<br />

Frau Karin Germann<br />

Frau Ulrike Gläsle<br />

Frau Petra Hanschen<br />

5.7. Die Angebote <strong>der</strong> Gemeinde<br />

5.7.1. Gottesdienste und Spiritualiät<br />

Gottesdienstliches Leben<br />

• Sonntagsgottesdienst<br />

• Familiengottesdienst<br />

• Gottesdienst im Pflegeheim Haus Phoenix, Rosmarinstraße<br />

• Gottesdienst im Herz-Jesu Heim, Mendelssohnstraße<br />

• Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

18<br />

Offene Jugendarbeit<br />

• 2 Sozialpädagoginnen (Teilzeit)<br />

• 2 Diplompädagoginnen (Teilzeit)<br />

• 1 Sozialarbeiterin im Schuldienst<br />

(Teilzeit)<br />

• 1 Erzieherin<br />

• 1 Erzieher<br />

• 1 Zivildienstleisten<strong>der</strong><br />

• 2 Reinigungskräfte (Teilzeit)<br />

• 1 Küchenhilfe (Teilzeit)<br />

Küster- und Hausmeisterbereich<br />

• 1 Hausmeister<br />

• 1 Hilfshausmeister (Teilzeit)<br />

• 1 Küsterin (Teilzeit)<br />

• 4 Reinigungskräfte (Teilzeit)<br />

Herr Peter Inger<br />

Frau Dr. Ute Reinicke (Baukirchmeisterin)<br />

Frau Christiane Schönefeld<br />

Frau Pfarrerin Doris Taschner<br />

Frau Gabriele Tschorny<br />

Frau Britta Vehmeier<br />

Frau Ursula Witzel (Finanzkirchmeisterin)<br />

Herr Dr. Carl Gert Wolfrum<br />

Frau Anna Zöbeley<br />

Herr Dr. Andreas Zucker


• Gottesdienst für kleine Leute<br />

• Kin<strong>der</strong>gartengottesdienste<br />

• Lebensthemengottesdienste<br />

• Literaturgottesdienst am Abend<br />

• Jugendgottesdienst<br />

Schulgottesdienste<br />

• Brehmschule<br />

• Montessori-Grundschule<br />

• Goethe-Gymnasium<br />

• Werner-von-Siemens-Realschule<br />

• Thomas-Edison-Realschule<br />

• Erich-Kästner-För<strong>der</strong>schule<br />

• Montessori-Hauptschule<br />

Andachten - Spiritualität<br />

• Taize-Gebet<br />

• Raum <strong>der</strong> Stille<br />

• Meditationsgruppe<br />

• Lebendiger ökumenischer Adventskalen<strong>der</strong><br />

• Meditativer Tanz<br />

Kasualien, Seelsorge, Besuchsdienst<br />

• Taufen – Trauungen – Beerdigungen<br />

• Segnungen (Kin<strong>der</strong>, Hochzeitsjubiläen etc.)<br />

• Einzelseelsorge<br />

• Besuchsdienst für ältere Menschen<br />

• Trauercafé<br />

• Trauergesprächsgruppe<br />

5.7.2. Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene<br />

Familienarbeit<br />

• Kin<strong>der</strong>klei<strong>der</strong>börse<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten Haus Hellweg /Wichernhaus/Pestalozzi Kin<strong>der</strong>haus<br />

• religionspädagogische Begleitung<br />

• Glaubenskurs für Mütter und Väter <strong>der</strong> Einrichtungen<br />

Beson<strong>der</strong>e Zusammenarbeit mit Schulen<br />

• Brehmschule (Kontaktstunde)<br />

• Erich-Kästner-För<strong>der</strong>schule (Kontaktstunde)<br />

• Montessori-Hauptschule (Schulpfarramt)<br />

19


<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Jugendeinrichtung<br />

• Ganztagsoffensive NRW Pädogisch betreute Mittagspause an Schulen und Sek. I<br />

• KOT (Kleine offene Tür) Offener Bereich<br />

• KOT: Schwerpunkt verbindl. Nachmittagsbetreuung für SchülerInnen <strong>der</strong> Sek I<br />

• KOT: Schwerpunkt Ferienprogramme, Ferienfahrten und Wochenendfreizeiten<br />

• KOT: Kleine SiT-Gruppe (Schülertreff in Tageseinrichtungen)<br />

Konfirmandenarbeit<br />

• Gruppen 1 Jahr<br />

• Wochenendfreizeiten<br />

Erwachsenenbildung u.a.<br />

• Bibelkreis<br />

• Gesprächsgruppe Lebensthemen<br />

Senioren (Diakonie)<br />

• Seniorenclub<br />

• Seniorenkonvent<br />

• Seniorenfreizeit)<br />

• Frauenhilfe<br />

• Seniorenkino)<br />

• Seniorenadventsfeiern<br />

• Kochgruppe<br />

• Ökumenisches Mittagessen<br />

• Gemeindepatenprojekt<br />

• freiwillige Seniorenbegleiterausbildung<br />

• Zukunftswerkstatt<br />

• Goldene/Diamantene Konfirmation<br />

• Ehrenamtliche Wohnungsberatung für ältere Menschen<br />

5.7.3. Kirchenmusik<br />

• Kin<strong>der</strong>chor Mini-Mäuse<br />

• 1 Kin<strong>der</strong>chor <strong>Matthäi</strong>-Mäuse<br />

• 1 Kurrende Jugendchor <strong>Matthäi</strong>-Mäuse<br />

• Kantorei an <strong>Matthäi</strong><br />

5.7.4. Sonstige<br />

• Bücherbummel für Namibia<br />

• Gepa-Stand<br />

• Gemeindefest<br />

20


5.7.5. Gäste / Kooperationen / Mieter<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

• Kin<strong>der</strong>tagesstätten Wichernhaus, Pestalozzi-Kin<strong>der</strong>haus Diakonie in Düsseldorf<br />

(Kooperation)<br />

• Familienzentrum Haus Hellweg Diakonie in Düsseldorf (Kooperation)<br />

• Ökumenisches Netzwerk Flingern Düsseltal (Kooperation)<br />

• zentrum plus Diakonie in Düsseldorf (Kooperation)<br />

• Beratungsstelle für Langzeitarbeitslose (Stammtisch u. Gesprächskreis) (Kooperation)<br />

• Verein Freundeskreis für Kirchenmusik an <strong>Matthäi</strong> e.V.<br />

• Kath. Pfarrverband Flingern-Düsseltal<br />

• Anonyme Alkoholiker / Al-Anon-Gruppen<br />

• Schnibbeltheater<br />

• Prinzengarde Rot Weiß e.V.<br />

• Kumon-Matheschule<br />

• Stadtbezirk 2 (Neujahrsempfang)<br />

• Flingern Schützenverein<br />

• Aerobic<br />

21


Anhang<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirchengemeinde</strong> – im Detail<br />

Ulrich Dühr<br />

1. Reformatorische Wurzeln in <strong>der</strong> Region<br />

<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

Das Gebiet <strong>der</strong> <strong>Matthäi</strong>kirchengemeinde gehört bereits seit 1384 zur Stadt Düsseldorf, es war<br />

aber nur dünn besiedelt und wies Dörfer wie Flingern und einzelne Gehöfte auf, dazu das<br />

Trappistenkloster Düsselthal. Die Gläubigen mussten die Pfarrkirchen in <strong>der</strong> Stadtmitte besuchen.<br />

Daher ist für die Kirchengeschichte unserer Gemeinde die Entwicklung <strong>der</strong> Konfessionen<br />

in Alt-Düsseldorf maßgeblich.<br />

Durch die Heirat des Herzogs Johann III. von Kleve-Mark mit Maria von Jülich-Berg-<br />

Ravensberg 1510 kam es im Jahre 1521 zur Vereinigung dieser beiden Herzogtümer. Residenzen<br />

waren Düsseldorf und Kleve. Herzog Johann zeigte sich in seiner Kirchenordung von 1532<br />

durchaus reformfreundlich. Bereits 1527 hatte <strong>der</strong> Gothaer Superintendent Friedrich Myconius<br />

anlässlich <strong>der</strong> Hochzeit von Johanns Tochter Sybille mit dem sächsischen Kurprinzen Johann<br />

Friedrich mehrere Predigten in <strong>der</strong> Schlosskapelle im lutherischen Sinne und eine öffentliche<br />

Disputation mit dem Kölner Franziskaner J. Korbach gehalten. Johanns Sohn, Herzog Wilhelm<br />

(1539-1593) blieb zwar katholisch, tolerierte jedoch weitgehend die evangelische Lehre. Der<br />

Katechismus, den 1560 <strong>der</strong> Rektor Johannes Monheim in Düsseldorf veröffentlichte, wurde<br />

jedoch verboten. In <strong>der</strong> Schlosskirche und teilweise auch in <strong>der</strong> Lambertuskirche wurde bis 1570<br />

evangelischer Gottesdienst mit dem Abendmahl gefeiert. Die Geisteskrankheit Herzog Wilhelms<br />

ließ die gegenreformatorischen Räte erstarken und die Bestimmungen des Trienter Konzils<br />

wurden strenger durchgeführt. Die Evangelischen konnten sich nur noch im Geheimen versammeln<br />

und wurden durch Wan<strong>der</strong>prediger versorgt; die Reformierten fanden seit 1573 Anschluss<br />

an die Gemeinden des Jülicher Landes, die damals ihre Synoden zu halten begannen; seit<br />

1593 gehörten sie zur Bergischen Klasse. Auch die lutherische Gemeinde, die 1567 bezeugt ist,<br />

musste sich fortan im Verborgenen versammeln.<br />

Der letzte Herzog, Johann Wilhelm (seit 1592), verstarb 1609 kin<strong>der</strong>los. Sein Erbe traten die<br />

beiden Lutheraner Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Pfalzgraf Philipp Ludwig<br />

von Neuburg an. Die Religionsausübung konnte jetzt wie<strong>der</strong> öffentlich stattfinden, die Gottesdienste<br />

fanden zunächst in Privathäusern, seit Ende 1610 bei den Reformierten im neu gebauten<br />

Predigthaus (Kurze Straße) statt. Die Lutheraner besaßen seit 1612 ein Schulhaus. 1614 trat<br />

Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg zum Katholizismus über, während seine Gemahlin<br />

Katharina Charlotte reformiert blieb und durch ihren Hofprediger im Schloss evangelisch<br />

predigen ließ. Die vorläufige Aufteilung von Jülich-Berg an Pfalz-Neuburg und Kleve-Mark an<br />

Brandenburg wurde 1666 und durch den Religionsvergleich von 1672 bestätigt. Vorher waren,<br />

beson<strong>der</strong>s während des Dreißigjährigen Krieges, u.a. den Reformierten längere Zeit <strong>der</strong><br />

öffentliche Gottesdienst sowie Taufen und Trauungen untersagt, die Schule wurde geschlossen.<br />

Die lutherische Gemeinde blieb bestehen, auch als ihr 1641-43 die öffentliche Religionsausübung<br />

verboten wurde. Für 1651 sind in einem Bericht Mitglie<strong>der</strong>zahlen <strong>der</strong> Gemeinden genannt: 13289<br />

Katholiken standen in <strong>der</strong> Stadt 658 Reformierte und 208 Lutheraner gegenüber, im äußeren<br />

Stadtbereich – also z.B. Flingern – wohnten verstreut 559 Katholiken, 49 Reformierte und 5<br />

Lutheraner.<br />

Nach dem Religionsvergleich von 1672 waren die Rechte <strong>der</strong> Konfessionen in den jeweiligen<br />

Staatsgebieten geregelt und daher die Existenz <strong>der</strong> <strong>evangelischen</strong> <strong>Kirchengemeinde</strong>n im<br />

katholisch regierten Pfalz-Neuburg gesichert. Beide Gemeinden konnten jetzt den Kirchbau in<br />

Angriff nehmen: Die Reformierte errichtete 1683/84 die Nean<strong>der</strong>kirche (Namensgebung 1917),<br />

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

die Lutherische 1687 die Bergerkirche. Beide Gebäude durften jedoch nicht an <strong>der</strong> offenen<br />

Straße, son<strong>der</strong>n nur im geschlossenen Hof liegen und we<strong>der</strong> Turm noch Glocken haben. Beide<br />

Gemeinden unterhielten Volks- und Lateinschulen.<br />

Nach dem Ende <strong>der</strong> Napoleonischen Herrschaft über weite Teile Mitteleuropas im Jahr 1815<br />

wurde das Rheinland Preußen zugeschlagen und Düsseldorf wurde Teil <strong>der</strong> etwas später geschaffenen<br />

Rheinprovinz. 1817 lebten hier ca. 11900 Katholiken, 1188 Reformierte und 1069<br />

Lutheraner. Beide Gemeinden hatten nach dem Aufruf des preußischen Königs Friedrich<br />

Wilhelm III. das Reformationsjubiläum 1817 gemeinsam gefeiert und besiegelten am 8.12.1824<br />

ihre Vereinigung. Die Union trat am 8.1.1825 in Kraft. Die nunmehrige Evangelische Gemeinde<br />

Düsseldorf besaß zwei Pfarrstellen, die bisherige reformierte und lutherische Pfarrstelle. Die<br />

Gemeinde wurde in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens aktiv und profitierte hier<br />

von namhaften Stiftungen und Schenkungen von Gemeindeglie<strong>der</strong>n. Unter den sozialen<br />

Einrichtungen sind beson<strong>der</strong>s das Waisenhaus (1843) und das Krankenhaus (1849) zu nennen.<br />

2. Von <strong>der</strong> <strong>Matthäi</strong>kirche zur <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

In den Jahren 1850, 1879 und 1885 erhielt die Gemeinde drei weitere Pfarrstellen und wies 1881<br />

25.000 Mitglie<strong>der</strong> auf. Die beiden alten Kirchen waren längst zu klein geworden, so dass man<br />

1875 den Grundstein für die 1881 eingeweihte Johanneskirche legte, die 1.600 Sitzplätze hatte. In<br />

den knapp 50 Jahren bis 1939 stieg die Mitglie<strong>der</strong>zahl durch die weitere Bebauung des<br />

Stadtgebietes auf 125.000, so dass noch weitere 19 Pfarrstellen errichtet werden mussten. Neue<br />

Kirchen wurden jetzt in den äußeren Bezirken erbaut, so 1899 die Christuskirche, die Friedenskirche<br />

und die Betsäle an <strong>der</strong> Ahnfeldstraße – die später sog. Alte <strong>Matthäi</strong>kirche – und an <strong>der</strong><br />

Collenbachstraße, <strong>der</strong> 1910 durch die Kreuzkirche ergänzt wurde.<br />

Bis zum Bau des Betsaals hatte unser Gemeindebereich zur Johanneskirche gehört. Pfarrer Keller<br />

und ein Hilfsprediger hatten damit begonnen, im Speisesaal <strong>der</strong> Hanielschen Fabrik Gottesdienste<br />

zu halten. Erste Anfänge einer eigenen Bezirksarbeit sind in <strong>der</strong> Sonntagsschule zu sehen,<br />

die Frau von Lindelof etwa 1875 in ihrem Hause eröffnete. Nach einer Unterbrechung wurde die<br />

Sonntagsschule von einer Reihe weiterer Frauen fortgesetzt und schließlich von dem Hilfsprediger<br />

übernommen.<br />

1898 wurde für den östlichen Bereich erstmals eine Pfarrstelle eingerichtet und mit Pfarrer Stein<br />

besetzt. Er wohnte im Haus Humboldtstraße 44 zur Miete, bevor 1901 das Pfarrhaus in <strong>der</strong><br />

Schumannstraße in <strong>der</strong> Nähe des Betsaals fertiggestellt wurde. Dieser diente den Gottesdiensten,<br />

dem Konfirmandenunterricht, <strong>der</strong> Bibelstunde und verschiedenen Vereinsaktivitäten wie CVJM,<br />

Arbeiterverein und Kirchenchor. Bedingt durch den großen Bevölkerungszuwachs im Osten<br />

durch den Bau von Fabriken, Gas- und Elektrizitätswerk und Arbeitersiedlungen, Mietshäusern<br />

und dem Villenviertel in Düsselthal, wurden 1905 eine zweite und 1912 eine dritte Pfarrstelle errichtet.<br />

Ein wichtiges Arbeitsfeld wurde die Kin<strong>der</strong>- und Jugendfürsorge. Es wurden zwei<br />

Vereine gegründet, die 1906 und 1908 die Kleinkin<strong>der</strong>schulen “Wichernhaus” in <strong>der</strong> Weseler<br />

Straße und “Pestalozzihaus” in <strong>der</strong> Dorotheenstraße bauten. Die Mittel dazu wurden von den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Kirchengemeinde</strong> aufgebracht. Das Pestalozzihaus ging in den frühen 20er<br />

Jahren auf die <strong>Kirchengemeinde</strong> über und wurde 1928 umfassend umgebaut. Nach und nach<br />

wurden die Vereinsaktivitäten aus dem Betsaal in die Vereinshäuser verlegt. Jener genügte bald<br />

auch für die Gottesdienste nicht mehr, man bedauerte auch, keinen Turm und keine Glocken zu<br />

haben.<br />

Bereits 1914 hatte man für den heutigen Standort <strong>der</strong> <strong>Matthäi</strong>kirche einen Bauwettbewerb<br />

ausgeschrieben. Von den 113 Entwürfen wurde keiner mit dem ersten Preis bedacht. Der Erste<br />

Weltkrieg sorgte dann für eine Vertagung <strong>der</strong> Bauplanung, erst 1928 konnte erneut ein Wettbe-<br />

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<strong>Gemeindekonzeption</strong>: Evangelische <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

werb ausgeschrieben werden. Der Entwurf einer Langkirche des Architekten Roßkotten wurde<br />

mit Än<strong>der</strong>ungen schließlich beschlossen und am 7. September 1930 <strong>der</strong> Grundstein gelegt. Bereits<br />

am 12. Juli 1931 konnte die Einweihung gefeiert werden. Die <strong>Matthäi</strong>kirchen-Parochie als<br />

Teil <strong>der</strong> Ev. Gemeinde Düsseldorf zählte 1931 20.000 Gemeindeglie<strong>der</strong>. Zur Versorgung <strong>der</strong> in<br />

Mörsenbroich wohnhaften Gläubigen wurde dort bereits 1930 die frühere katholische Kapelle an<br />

<strong>der</strong> oberen Münsterstraße gemietet. In Grafenberg diente <strong>der</strong> Kirchsaal des Hauses Zoppenbrück<br />

<strong>der</strong> Düsselthaler Anstalten an <strong>der</strong> Grafenberger Allee <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Gemeindemitglie<strong>der</strong>.<br />

1945 waren fast alle Gebäude <strong>der</strong> <strong>Kirchengemeinde</strong> zerstört o<strong>der</strong> beschädigt. 1950 wohnten im<br />

Pfarrhaus in <strong>der</strong> Schumannstraße drei Pfarrer, Gottesdienste fanden in Sälen wie im Pestalozzihaus<br />

auf <strong>der</strong> Dorotheenstraße statt. Am 1. Juli 1948 wurde die <strong>Matthäi</strong>kirchengemeinde durch die<br />

Aufteilung <strong>der</strong> Evangelischen Gemeinde Düsseldorf selbständig. Als weitere Gemeinden wurden<br />

die Kreuz-, Johannes-, Friedens-, Luther- und Christuskirchengemeinden gegründet. Bereits 1931<br />

hatte es erste Überlegungen gegeben zu einer Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unübersichtlichen Struktur, die auch<br />

verhin<strong>der</strong>t habe, “führende Männer zur Mitarbeit heranzuziehen” (Superintendent Meinberg<br />

1931). Doch erst 1947 konnten die Überlegungen wie<strong>der</strong> aufgegriffen werden und die Teilung<br />

wurde beschlossen, von <strong>der</strong> man sich großen Gewinn für den Gemeindeaufbau und das<br />

Gemeindeleben versprach. Der Presbyteriumsbeschluss kam allerdings nicht einstimmig, son<strong>der</strong>n<br />

mit 17 gegen sechs Stimmen bei drei Enthaltungen zustande.<br />

Nach vier Jahren des Wie<strong>der</strong>aufbaus konnte die <strong>Matthäi</strong>kirche am 10. Januar 1954 wie<strong>der</strong><br />

eingeweiht werden. Neben den Gottesdiensten fanden hier auch Vortragsreihen zu Gegenwartsfragen<br />

statt. Die Kirchenmusik konnte sich nun mit <strong>der</strong> neuen Ott-Orgel und <strong>der</strong> Kantorei mit<br />

Kirchen-, Kin<strong>der</strong>- und Posaunenchor profilieren. In Mörsenbroich war an <strong>der</strong> Ecke Brehm- und<br />

Münsterstraße eine Notkirche (“Dankeskirche”) nach den Plänen des Architekten Otto Bartning<br />

mit Spenden u.a. aus den USA errichtet worden. 1956 hatte die <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> vier<br />

Predigtstätten und vier Kin<strong>der</strong>gärten und war nun mit dem “Haus Hellweg” auch im Hellwegbezirk<br />

präsent. In einem Kellerraum fanden hier auch Gottesdienste statt.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>zahl war von 1949 mit 17.700 bis 1959 auf 40.600 gestiegen. Die Gemeinde hatte<br />

sieben Pfarrstellen. Neue Kirchen und Gemeindezentren wurden in Grafenberg, Mörsenbroich<br />

und am Hellweg geplant. 1958 konnte in Grafenberg <strong>der</strong> erste Bauabschnitt des Melanchthon-<br />

Gemeindezentrums in Dienst genommen werden, die Thomaskirche in Mörsenbroich als Ersatz<br />

für die Notkirche wurde 1960 eingeweiht. Als dritter Neubau wurde 1963 die Calvinkirche mit<br />

Gemeindezentrum am Hellweg fertiggestellt. Im selben Jahr wurde die <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong><br />

wegen ihrer Größe aufgeteilt und die Bezirke in Mörsenbroich bildeten die Thomaskirchengemeinde,<br />

Grafenberg und das östliche Düsseltal die Melanchthon-kirchengemeinde. Die<br />

verkleinerte <strong>Matthäi</strong>-<strong>Kirchengemeinde</strong> hatte 1965 25.100 Mitglie<strong>der</strong> und wurde von sechs<br />

Pfarrern versorgt. Schwerpunkte waren die Kirchenmusik und die Jugendarbeit sowie die<br />

Erwachsenen-bildung mit ständig wechselnden Seminaren, Vorträgen und Podiumsgesprächen.<br />

Im Jugendheim an <strong>der</strong> Daimlerstraße bestand eine halboffene Tür. 1973 wurde an <strong>der</strong><br />

Grafenberger Allee das neue Pestalozzihaus als Gemeindezentrum mit Kin<strong>der</strong>garten und Hort<br />

errichtet.<br />

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