COMPACT-Magazin | ERSTAUSGABE | 12-2010
Sog. 'Nullnummer' des erfolgreichen gesellschaftspolitischen Nachrichten-Magazins
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Dezember<br />
<strong>COMPACT</strong><br />
und Fritz Kuhn, von Anfang an ihr<br />
Projekt. Durchgesetzt hat sich dieses<br />
Gender Mainstreaming, weil<br />
auch Staat und Groß kapital die Ab -<br />
schaf fung der teuren Familie wünschen.<br />
Die aus allen Bindungen<br />
gelöste Konsummonade ist der<br />
ideale Sklave der Schönen Neuen<br />
Welt.<br />
EDITORIAL<br />
DIE VERSUCHUNG <strong>COMPACT</strong><br />
«Manch einer, der vor der Ver suchung<br />
flieht, hofft doch heimlich,<br />
dass sie ihn einholt», schreibt Giovanni<br />
Guareschi, der Autor von Don<br />
Camillo und Peppone. Das könnte das<br />
Motto dieser Zeitschrift sein. Sie<br />
will ihre Leser in Versuchung<br />
führen und weiß, dass viele gerade<br />
in diesem Land darauf warten.<br />
Die Macht der Tugendwächter<br />
wankt.<br />
Mit Sarrazin haben wir die süßeste<br />
Versuchung für die alternde BRD<br />
ins Zentrum dieses Heftes gestellt.<br />
Was von den Hohepriestern der<br />
ver öffentlichten Meinung verboten<br />
wird, macht offensichtlich viele<br />
scharf. Dabei wollen wir die Schrift,<br />
die er an die Wand geschrieben hat,<br />
nur als Anstoß nehmen, nicht als<br />
neues Dogma. Die Zeit der Dogmen<br />
ist näm lich prinzipiell vorbei. Es<br />
geht um die Lust an der Debatte,<br />
am Pro und Contra.<br />
Ganz generell muss die Verführung<br />
wechselseitig sein. Der Linke<br />
muss anfangen, mit dem Rechten<br />
zu diskutieren. Der Konservative<br />
soll die Argumente des Sozial demokraten<br />
– auch Sarrazin ist einer!<br />
– schätzen lernen. «Von der Lust,<br />
katholisch zu sein», schreibt der<br />
Papst-Biograph Martin Lohmann in<br />
dieser Ausgabe – das soll noto rische<br />
Atheisten herausfordern. Der<br />
badische Muslim Andreas Rieger<br />
rühmt die deutsche Klassik in<br />
Weimar – das mag die geschichtsver<br />
gessene Guido Knopp-Gemeinde<br />
provozieren.<br />
Wichtig ist nur: Die Tabus müssen<br />
fallen. Sonst stirbt dieses Land<br />
an intellektueller Austrocknung.<br />
Also schreiben wir über die Sehnsucht<br />
nach (und das Leiden an)<br />
Deutschland. Über die Suche nach<br />
Gott. Über Ehe und Familie als<br />
Inseln in den Feuchtgebieten des<br />
kalten Mammon. Wer Facebook zum<br />
Opium des Volkes und Goog le zum<br />
Kompass einer offenen Ge sell -<br />
schaft machen will, wird daran<br />
freilich keinen Spaß haben. Pech<br />
gehabt. Es gibt kein richtiges Leben<br />
im virtuellen.<br />
Als Chefredakteur will ich nicht<br />
verhehlen, dass mein Herz immer<br />
noch links schlägt. Dass ich mir mit<br />
dieser Zeitschrift bei meinen Genos<br />
sen wenig Freunde machen<br />
werde, nehme ich allerdings nicht<br />
nur in Kauf – das ist regelrecht beabsichtigt.<br />
Denn die Achtundsechziger<br />
sind längst nicht nur Teil des<br />
Systems geworden – sie bilden<br />
mittler weile seine Avantgarde. So<br />
war et wa die Umerziehung von<br />
Männern und Frauen zu androgynen<br />
Androiden, die sich am Ende<br />
so ähnlich sehen wie Renate Künast<br />
Zurück zu Don Camillo und Peppo<br />
ne: Die Filme aus den fünfziger<br />
Jahren zeigen, dass konservative<br />
Christen und orthodoxe Marxisten<br />
mehr gemeinsam haben, als sich die<br />
heutige Latte Macchiato-Linke vor -<br />
stellen kann. In einer Folge lässt sich<br />
der Bürgermeister durch sein kom -<br />
munistisches Parteibuch nicht davon<br />
abhalten, sein Neugeborenes<br />
zu Don Camillo in die Kirche zu<br />
bringen – zur Taufe. Allerdings be -<br />
steht er drauf, dass das Söhnchen<br />
Lenin heißen müsse. Der Priester ist<br />
empört, die beiden prügeln sich im<br />
Glockenturm. Danach einigt man<br />
sich: Peppone will auf Lenin ver zich -<br />
ten und bietet großzügig Camil lo an.<br />
Nach Zwiesprache mit dem Jesus<br />
am Kreuz schlägt der Gottesmann<br />
listig vor, Lenin immerhin hinzuzufügen<br />
– neben seinem Namen<br />
verblasse der andere ohnedies.<br />
Der Streit war ebenso leidenschaft<br />
lich wie die Versöhnung herzlich.<br />
Die beiden wussten bei aller<br />
Unterschiedlichkeit um die gemein -<br />
same Verantwortung, die sie für ihr<br />
Dorf trugen. Katholik und Kommunist<br />
hatten als Partisanen für die<br />
Freiheit ihres Landes gekämpft –<br />
das hatte sie jenseits der Ideologien<br />
zusammengebracht.<br />
Bedrohung und Besatzer sind<br />
heu te andere als damals, die<br />
Heraus for derung bleibt dieselbe.<br />
<strong>COMPACT</strong> soll deshalb eine Zeitschrift<br />
sein, in der sich Don Camillo<br />
und Peppone gleichermaßen zu<br />
Hause fühlen.<br />
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