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RAL 1015 taxi news Heft 7-2014

Freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

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RECHT & STEUERN<br />

Steckdose verbringen, wenn man<br />

ihn als Taxi einsetzt. Von der Größe<br />

her ginge das einigermaßen. Der<br />

Prius hat auch mal klein angefangen.<br />

Die Höchstgeschwindigkeit von 140<br />

km/h und die Reichweite von 190<br />

km widersprechen der Gewohnheit,<br />

wenn übliche Autos gerne 200 km/h<br />

fahren und mit einer Tankfüllung<br />

1000 km weit kommen. Aber wer<br />

fährt in der täglichen Praxis in einer<br />

Taxischicht wirklich einmal schneller<br />

als 140 km/h und weiter als 190 km?<br />

Electrified mit Volkswagen am Alex<br />

Am 12. Juli hat Volkswagen am Alex einen<br />

erneuten Versuch unternommen, elektrisches<br />

Autofahren unters Volk zu bringen. Vor<br />

der Kongresshalle am Alex, leidlich bekannt<br />

auch als BCC, hatte Volkswagen eine Reihe<br />

e-Golf und e-up! auffahren lassen. In der<br />

Mitte thronte als Hingucker ein XL1. Anders<br />

als bei der letzten Volkswagen-electrifi ed-<br />

Veranstaltung auf dem Flughafengelände<br />

Tempelhof war dieser Platz für jedermann<br />

frei zugänglich.<br />

Junge Leute in Volkswagen-Outfi t sprachen<br />

zufällige Passanten an und weckten Interesse<br />

für die Elektroautos. Wer wollte, konnte sich<br />

eingehend informieren lassen und direkt eine<br />

Probefahrt machen, ohne über eine Schwelle<br />

gehen zu müssen, wovor manche bekanntlich<br />

Angst haben. Ich war da kein zufälliger<br />

Passant, sondern war extra hingefahren. Aber<br />

das konnten die Volkswagen-Animateure ja<br />

nicht wissen. Ich ließ mich gerne zu einer<br />

Probefahrt im e-Golf in freier Wildbahn überreden.<br />

Der e-up! interessierte mich weniger.<br />

Der XL1 war nur zum Angucken.<br />

Elektrisch Autofahren ist sehr angenehm, allein<br />

schon wegen der entspannenden Ruhe<br />

im Auto. E-Autos machen einfach so gut wie<br />

keine Fahrgeräusche, und ihr Spurtverhalten<br />

ist beeindruckend. Für uns ist das alles nichts<br />

Neues. In den letzten 15 Jahren wird jeder<br />

Taxifahrer irgendwo einmal die Gelegenheit<br />

gehabt haben, zumindest teilweise elektrisch<br />

zu fahren. So lange ist der Prius schon auf<br />

den Straßen und fast genauso lange als Taxi<br />

im Einsatz.<br />

Technisch sind beim e-Golf gegenüber dem<br />

Ur-Hybrid einige neue Merkmale hinzugekommen.<br />

Der Volkswagen e-Golf verfügt,<br />

wie der Name vermuten lässt, über keinen<br />

Verbrennungsmotor mehr. Sein Elektromotor<br />

bezieht seine Energie ausschließlich aus dem<br />

Akku und der zurückgewonnenen Bremsenergie<br />

(Rekuperation). Verschiedene Fahrmodi<br />

sind wählbar: von „volle Pulle“, ohne<br />

Rücksicht auf die Reichweite, bis maximale<br />

Rekuperation bei gedrosselter Leistung. Man<br />

kann mit einem Elektroauto auf andere Weise<br />

sparsam fahren als mit einem Verbrenner.<br />

Ein paar technische Daten:<br />

85 kW (115 PS) aus einem permanentmagneterregten<br />

Synchronmotor, Drehmoment 270<br />

Nm bei 0-3.000 1/min (!), Lithium-Ionen-Akku<br />

mit 24,2 kW/h, Ladedauer 8-13 Stunden<br />

an der Haushaltssteckdose, 30 Minuten für<br />

80 % Ladung an der Ladestation, Leergewicht<br />

knapp 1,6 t, davon gut 6 Zentner Akkugewicht.,<br />

Höchstgeschwindigkeit 140 km/h,<br />

Reichweite bis zu 190 km, Stromverbrauch<br />

kombiniert 12,7 kWh/100 km, Emission keine.<br />

Diese Zahlen sind eine bunte Mischung<br />

aus technischen Knüllern, schlichtem Normalmaß<br />

und Pferdefüßen.<br />

115 PS ist man gewohnt. Das Drehmoment<br />

ist deshalb ein Knüller, weil es mit der ersten<br />

Umdrehung voll vorhanden ist. Erstaunlich<br />

sind die<br />

vergleichsweise<br />

geringe Akku-<br />

Kapazität und<br />

das vergleichsweise<br />

geringe<br />

Gesamtgewicht.<br />

Ein echter Pferdefuß<br />

ist die<br />

lange Ladezeit,<br />

wenn man keine<br />

teure Ladestation<br />

zur Verfügung<br />

hat. Der e-Golf<br />

müsste regelmäßig<br />

jede zweite<br />

Schicht an der<br />

Das wirkliche Knock-Out-Argument<br />

gegen den e-Golf als Taxi und auch<br />

sonst ist wirtschaftlicher Art. Der e-<br />

Golf kostet 34.900,- €. Dieser Preis<br />

lässt sich mit der markentypischen<br />

Liste aufpreispfl ichtiger Zusatzausstattungen<br />

locker um einige tausend<br />

Euro steigern. Allein ein Satz (Sport)Ledersitze<br />

kostet 2000,- € extra. Im Vergleich zu<br />

anderen Elektroautos ist der e-Golf gar nicht<br />

mal besonders teuer. In einer Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

unter heute üblichen Gegebenheiten<br />

kann er aber selbst bei geringsten<br />

Betriebskosten nicht mithalten.<br />

Das ist der Grund, weshalb die Zulassungszahlen<br />

von Elektroautos in Deutschland,<br />

trotz intensiven Öffentlichkeitsrummels, anhaltend<br />

im Promillebereich verweilen. Ohne<br />

Fördermaßnahmen, wie damals bei den<br />

Erdgasautos, wird sich daran nichts ändern.<br />

Die Erdgasförderung war als Anschub für die<br />

neue Technologie durchaus erfolgreich. Erdgasautos<br />

kosten heute kaum noch mehr als<br />

andere Verbrenner und haben sich auf einem<br />

Teilmarkt fest etabliert. Sie brauchen keine<br />

Förderung mehr.<br />

Mit dem vorübergehenden Einsatz finanzieller<br />

Mittel ließe sich der Schwung einer<br />

allgemein positiven Einstellung zur Elektromobilität<br />

zur weiteren Verbreitung der neuen<br />

Technologie nutzen. Politisch spricht vieles für<br />

die Elektromobilität. Der Einsatz regenerativer<br />

heimischer Energie, die zudem die Umwelt<br />

nicht weiter belastet, würden den enormen<br />

Geldfluss an allerlei Despoten unterbinden,<br />

die heute größtenteils über die Öl- und Gasquellen<br />

verfügen und mit diesem Geld ihre<br />

geopolitischen Machtgelüste finanzieren.<br />

Wilfried Hochfeld<br />

14 <strong>taxi</strong> <strong>news</strong> 7/<strong>2014</strong>

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