Neue-Szene-Augsburg 2017-04
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46 Gerilltes<br />
INNA DA YARD<br />
THE SOUL OF JAMAICA<br />
(Nebula 5 Enterprises Int.)<br />
Inna Da Yard ist ein Projekt von<br />
Roots-Reggae-Leuten aus früheren<br />
70er Jahren und jungen Talenten<br />
der aktuellen Reggae-<strong>Szene</strong><br />
Jamaikas. Inna Da Yard präsentiert<br />
ursprünglichen Reggae wie er<br />
wohl früher in den Hinterhöfen<br />
und Gärten gespielt wurde. Nachbarschaftsmusik<br />
quasi, zu der<br />
befreundete Künstler eingeladen<br />
wurden. Bei dem vorliegendem<br />
Album haben sich die Jungs auf<br />
der Terrasse eines Hauses in den<br />
Hügeln von Kingston getroffen<br />
und in vier Tagen ganz im alten Stil<br />
analog 13 Tracks eingespielt. Man<br />
spürt direkt, mit wie viel Gefühl<br />
und Freude die Musiker bei der<br />
Sache sind. Mein Favorit ist Ken<br />
Boothe mit „Let The Water Run<br />
Dry“. Ich krieg den Song nicht<br />
mehr aus dem Kopf. (cs)<br />
<br />
THE GIFT<br />
ALTAR<br />
(La Folie/Broken Silence)<br />
Die Band aus Portugal gibt es bereits<br />
seit Mitte der Neunziger. Zu<br />
Hause sind sie schon ziemlich fett.<br />
Hierzulande sind sie nahezu unbekannt,<br />
aber das wird sich jetzt ziemlich<br />
schnell ändern. Grund ist ihr<br />
neues und sechstes Album „Altar“,<br />
das ein wirklich erfrischendes und<br />
luftig leichtes Popalbum geworden<br />
ist. Der Songschreiber der Band,<br />
Nuno Goncalves, bringt es auf den<br />
Punkt: „Wir mögen das Lachen mehr<br />
als das Weinen.“ Und das bei einer<br />
portugiesischen Band, die die Traurigkeit<br />
des Fado sozusagen im Blut<br />
hat. Mit von der Partie ist kein Geringerer<br />
als Brian Eno, der nicht nur<br />
als Produzent das Teil abgecheckt,<br />
sondern sich auch am Songschreiben<br />
beteiligt hat. Geiles Album mit tollen<br />
Songs für ein wunderbares Frühjahr<br />
und darüber hinaus. (cs)<br />
<br />
DEPECHE MODE<br />
SPIRIT<br />
(Sony Music)<br />
Dave Gahan, Martin Gore und Andrew<br />
Fletcher, besser bekannt unter<br />
ihrem Bandnamen Depeche Mode,<br />
veröffentlichen mit „Spirit“ ihr 14.<br />
Studioalbum. Die Synthiepop-Band<br />
aus den Achtzigern zeigt uns, von<br />
welchen Genres sie beeinflusst<br />
wurde, als da wären: Rock, Blues<br />
und logischerweise ganz viel Elektronisches,<br />
von den Pionieren Kraftwerk<br />
natürlich. „Spirit“ ist fast schon ein<br />
Konzeptalbum geworden, die Jungs<br />
hauen auch politische Statements<br />
raus und obwohl diese ziemlich klischeehaft<br />
rüberkommen, glaubt<br />
man ihnen und der guten Absicht dahinter.<br />
Wohl dem neuen Produzenten<br />
James Ford geschuldet, ist „Spirit“<br />
für Depeche Mode-Verhältnisse ein<br />
ziemlich raues Teil geworden, leider<br />
ganz ohne Ohrwürmer, sprich Hits.<br />
(cs)<br />
<br />
DIAGRAMS<br />
DOROTHY<br />
(Bookshop Records/Affairs<br />
Of The Heart/RTD)<br />
Diagrams-Pilot Sam Genders outet<br />
sich als großer Fan der Beatles, was<br />
mir schon mal sehr sympathisch ist.<br />
Mit „Gentle Morning Song“ hat er mir<br />
2016 einen meiner absoluten Lieblingstracks<br />
beschert. Mit „Dorothy“ folgt<br />
jetzt ein neues Album des Briten. Reduced<br />
to the max ist hier das Motto!<br />
„Dorothy“ ist leichtfüßiger Folk, mit<br />
leichten elektronisch-psychedelischen<br />
Anleihen. Ein Album, das wunderschön<br />
Raum, Distanz und Zeit überbrückt.<br />
Und auch wenn dieses Mal der ganz<br />
große Ohrwurm ausbleibt, schütteln<br />
er und seine Mitstreiter mit viel Sensibilität<br />
und Minimalismus großartige<br />
Songs aus ihrem Füllhorn. So viel<br />
Wärme auf einem Album bekommt<br />
man auch nicht alle Tage geliefert<br />
und das auch noch pünktlich zum<br />
Frühlingsanfang. (ws)<br />
<br />
ALBUM DES MONATS<br />
Es gibt wenig Stimmen mit so hohem Suchtpotential: Die 1960 in<br />
Virginia geborene Aimee Mann ist spätestens seit „Save Me“, ihrem<br />
Beitrag zum „Magnolia“- Soundtrack, ein Dauerbrenner in den Lie-<br />
dermacher-Playlists dieser Welt. Auf dem ersten Album seit fünf<br />
Jahren geht sie erfrischend selbstironisch mit ihrem Ruf als Depro-<br />
Chanteuse um: „Ich habe mir erlaubt, die traurigsten, langsamsten,<br />
akustischsten, Egal-ob-es-alles-Walzer-sind-Songs zu schreiben,<br />
die ich konnte.“ Insofern ist es fast eine Themaverfehlung, trotz<br />
allem Balladesken und den teilweise wirklich zuckersüßen Streich-<br />
ern wird die Platte getragen von Weite und Zeitlosigkeit und man<br />
hört durch die elf Songs Aimee Mann leise lachen: „Mental<br />
Illness“, wie geil! (flo)<br />
<br />
LIEBLINGS-CDS<br />
TIPP<br />
DER<br />
REDAKTION<br />
AIMEEMANN<br />
MENTAL ILLNESS<br />
(SUPER EGO RECORDS)<br />
AIMEE MANN – Mental Illness (flo)<br />
THE GIFT – Altar (cs)<br />
DIAGRAMS – “Dorothy” (ws)