Schwaben_Alpin_2-2017_Einzelseiten
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Von den Hängen des Mulhacén aus schweift der Blick zurück zum Pico Veleta<br />
Fahrweg zum Wasserkraftwerk La Cebadilla.<br />
Von dort aus geht es steil, aber<br />
sehr direkt an mehreren „cortijos“ (Almen)<br />
vorbei zum oberen Ende der Sammelwasserleitung<br />
(ca. 2100 m). Der nun<br />
folgende Aufstieg wird scheinbar relativ<br />
selten begangen, der auf der Karte markierte<br />
Weg ist deswegen vor Ort nicht<br />
beschildert und kaum erkennbar. Der<br />
sanfte Aufstieg über Wiesen, Sträucher<br />
und Latschen ist aber relativ problemlos<br />
möglich, wenn man eine Karte und evtl.<br />
ein GPS‐Gerät zur Hand hat. Auch die ab<br />
und zu auftauchenden Steinmännchen<br />
helfen bei der Wegsuche. Der immer<br />
karger werdende Aufstieg führt schließlich<br />
über ziemlich felsigen Untergrund<br />
links unterhalb eines Grates entlang auf<br />
einen Sattel in 3200 m Höhe.<br />
Dort steht die (unbewirtschaftete)<br />
Schutzhütte „La Carihuela“ und man erblickt<br />
auf der anderen Seite das bis hier<br />
oben hin reichende Skigebiet El Pradollano.<br />
Kaum zu glauben, aber hier kann<br />
man in den Wintermonaten nur 200 km<br />
Luftlinie von der afrikanischen Küste<br />
entfernt Wintersport machen.<br />
Ein deutlich erkennbarer Weg führt<br />
schließlich einen Rücken hinauf auf den<br />
Pico Veleta, mit fast 3400 m der vierthöchste<br />
Gipfel Spaniens. Im dichten Nebel<br />
begegne ich zum ersten Mal seit<br />
Stunden anderen Menschen – wie so oft<br />
ein paar Deutsche, die von Pradollano<br />
aus mit dem Geländewagen heraufgekommen<br />
sind und neugierig durch den<br />
Nebel tapsen. Der als höchste „Bergstraße“<br />
Europas bezeichnete Fahrweg<br />
reicht von Granada bis ca. 100 m unterhalb<br />
des Gipfels und ist vor allem bei<br />
Radfahrern beliebt – auch wenn er im<br />
oberen Bereich nicht asphaltiert ist und<br />
auch nicht mehr unterhalten wird.<br />
Hinüber zum Mulhacén<br />
Es gibt dort oben in über 3000 m Höhe<br />
auffällig viele Fahrwege durch die Gesteinslandschaft.<br />
Hauptgrund hierfür<br />
waren Vermessungsarbeiten auf dem<br />
Mulhacén Ende des 19. Jahrhunderts.<br />
Die Instrumente wurden damals mühsam<br />
mit Mulis von Granada aus hinaufgeschafft,<br />
um die Entfernung zwischen<br />
Europa und Afrika zu bestimmen. Ei‐<br />
nem dieser Fahrwege folge ich vom<br />
Sattel unterhalb des Pico Veleta aus in<br />
relativ konstanter Höhe in Richtung<br />
Mulhacén. Am Fuße des Mulhacén angekommen,<br />
liegt eine weitere Schutzhütte<br />
aus Stein („Refugio de la Caldera“) in der<br />
Nähe eines kleinen Bergsees und lädt zu<br />
einer kleinen Pause ein. Von dort aus<br />
sind die letzten ca. 400 m Schlussanstieg<br />
technisch relativ einfach und gut erkennbar.<br />
Allerdings macht sich bei mir<br />
mittlerweile die Höhe deutlich bemerkbar<br />
und es geht langsamer voran. Wer<br />
es etwas gemütlicher mag und sich zumindest<br />
etwas an die Höhe gewöhnen<br />
möchte, der sollte vorher mindestens<br />
eine Übernachtung in einem der hübschen<br />
Bergdörfer in Erwägung ziehen.<br />
Ziemlich ausgepumpt komme ich<br />
schließlich auf dem einsamen Gipfel des<br />
Mulhacén an. Der 3479 m hohe Berg ist<br />
nach dem Teide (3718 m) auf Teneriffa<br />
der zweithöchste Berg Spaniens und<br />
überragt den Aneto (3404 m) in den Pyrenäen<br />
nur knapp.<br />
Und hier findet sich wieder der Bezug<br />
zu den arabischen Wurzeln dieser<br />
Am Gipfel des Mulhacén (3582 m), dem höchsten Berg Kontinentalspaniens, der Altar zu Ehren der „Virgen de las Nieves”<br />
Am Fuße des Pico Veleta: Schutzhütte „La Carihuela”