Schwaben_Alpin_2-2017_Einzelseiten

TOUREN
Region: Mulhacén hieß einer der letzten
Nasridenkönige im nahen Granada.
1492 wurde auch diese letzte maurische
Bastion von den katholischen Königen
zurückerobert und Spanien wurde wieder
vollständig christlich. Und christliche
Traditionen gibt es in Spanien bis
heute viele, ebenso in der Sierra Nevada:
Seit dem 18. Jahrhundert machen
die Einwohner von Trevélez eine jähr ‐
liche Wallfahrt auf den Mulhacén zu
Ehren der Schutzheiligen aller Bergwanderer,
der „Virgen de las Nieves“
(Heilige Jungfrau des Schnees). Für die
Bergmesse wurde extra ein kleiner Altar
auf dem Gipfel errichtet. Andächtig
halte ich kurz inne und mache mich an
den Abstieg, denn es ist schon später
Nachmittag.
Biwak vorzieht, kann auch in den weiter
oben auf ca. 3000 m gelegenen Schutzhütten
übernachten. Der Aufstieg von
Trevélez aus zum Mulhacén ist außerdem
etwas kürzer als von Capileira aus.
Ein Muss für Besucher dieser Region ist
auf jeden Fall die wunderschöne alte
Festungsstadt Granada zu Füßen der
Sierra Nevada.
Philipp Schempp
Abstieg durch fruchtbare Täler
Endlich verziehen sich nach und nach
die für diese Region und Jahreszeit
(September) sehr untypischen Regenwolken
und die Sonne kommt heraus.
Der Blick schweift zurück zum Pico Veleta;
an guten Tagen kann man außerdem
problemlos die nahe Mittelmeerküste
sehen. Der Abstieg geht zurück
Richtung Bergsee und schwenkt dann
schräg zum Mulhacénbach hinab. Talabwärts
geht es über mehrere Geländestufen
zur Poqueirahütte auf 2500 m. Dieses
geräumige Haus ist ganzjährig bewirtschaftet
und hat einen sehr guten
Ruf bzgl. Ausstattung, Verpflegung und
Service. Sie ist ein idealer Ausgangspunkt
für weitere Gipfelbesteigungen,
z.B. die des dritthöchsten Gipfels der
Sierra Nevada, der Alcazaba (3371 m).
Auch zahlreiche Skitouren können von
hier aus im Winter unternommen werden.
Ich lasse die Hütte links liegen und
steige über gut ausgebaute Wege in das
Alhambra in Granada mit Sierra Nevada im Hintergrund
Die ganzjährig bewirtschaftete Poqueira­Hütte (2500 m)
tief eingeschnittene Nautetal hinab. Am
rauschenden Nautebach entlang geht es
durch üppige Vegetation hindurch zurück
zum Wasserkraftwerk La Cebadilla
und weiter nach Capileira, wo ich bei
Einbruch der Dunkelheit am Parkplatz
ankomme. Auf diesem Abstieg fallen
(wie auch schon beim Aufstieg) die zahlreichen,
meist sehr gut gepflegten „Acequias“
auf – ein über 400 km langes Bewässerungssystem
aus Kanälen und Becken.
Sie sammeln das kostbare Gut aus
dem Hochgebirge und leiten es auf die
Almen und weiter unten gelegenen Felder
der Bauern.
Fazit
Die beschriebene Rundtour über Pico
Veleta und Mulhacén ist abwechslungsreich
und ist, bei ausreichender Kondition,
eine anspruchsvolle aber lohnenswerte
Tagestour. Deutlich gemütlicher
wird das Ganze mit Übernachtungen in
den Alpujarra‐Dörfern und/oder auf
der Poqueira‐Hütte. Wer ein rustikales
i
INFO
Kopfbedeckung, Sonnencreme
und genug Wasser sind in der
Sierra Nevada wegen der Höhe
und Ausgesetztheit besonders zu
empfehlen. Im Sommer herrscht
heißes, trockenes Wetter mit
Temperaturen bis ca. 35°C in den
Bergtälern, Schnee ist jedoch in
den Hochlagen ganzjährig möglich.
Die geringen Niederschläge fallen
vor allem zwischen November und
April.
Supermärkte, Restaurants etc. gibt
es in den Alpujarra­Dörfern (Capileira,
Trevélez etc.), außerdem Bewirtung
auf der Poqueira­Hütte.
Zahlreiche Hotels und Pensionen in
den Alpujarra­Dörfern, Poqueira­
Hütte (ganzjährig bewirtschaftet,
http://refugiopoqueira.com), Biwak
in den Schutzhütten „Refugio La Carihuela“
und „Refugio de la Caldera“.
Sierra Nevada, La Alpujarra, Edito ­
rial Alpina, ISBN 978­84­8090­536­7);
sehr gute, detaillierte Karte auf
Spanisch/Englisch inkl. Tourenvor ­
schlägen
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