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physio-Journal I 1/2017

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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Zelluläre Bestandteile<br />

Bei der Bestimmung von zellulären Bestandteilen<br />

mittels Urinstix wird durch Farbumschlag<br />

des Indikators das Vorhandensein<br />

von z. B. Erythrozyten, Leukozyten oder<br />

pathogenen Keimen angezeigt, ohne das<br />

eine genaue Mengenbestimmung erfolgen<br />

kann. Sobald der Schwellenwert für die Verfärbung<br />

des Indikators überschritten wird,<br />

reagiert er und das Testfeld verfärbt sich.<br />

Bei Erythrozyten liegt der Schwellenwert,<br />

welcher zur Verfärbung führt, bei ca. 2 pro<br />

Gesichtsfeld, bei Leukozyten sind es ca. 5<br />

pro Gesichtsfeld. Die Angabe »pro Gesichtsfeld«<br />

bezieht sich auf die mikroskopische<br />

Auszählung, die Referenzwerte beim Gesunden<br />

liegen bei 0–1 Erythrozyt und 0–2<br />

Leukozyten pro Gesichtsfeld.<br />

DIAGNOSE<br />

URINUNTERSUCHUNG<br />

Spezifisches Gewicht<br />

Das spezifische Gewicht des Urins gibt einen<br />

Eindruck über den Hydratationszustand und<br />

die Konzentrationsfähigkeit der Nieren. Es<br />

korreliert mit der Urinosmolalität, welches<br />

die Konzentration osmotisch wirksamer<br />

(wasseranziehender) Teilchen, hier vor allem<br />

Natrium und Harnstoff, im Urin angibt.<br />

Wird der Teststreifen in den Urin getaucht,<br />

reagieren die geladen Teilchen im Urin mit<br />

den geladenen Teilchen des Indikators, wobei<br />

Protonen (positiv geladene Teilchen)<br />

freigesetzt werden. Diese Protonen sorgen<br />

für eine Verfärbung des Indikators, wodurch<br />

das spezifische Gewicht bestimmt werden<br />

kann. Physiologisch liegt das spezifische Gewicht<br />

zwischen 1003 und 1030. Durch z. B.<br />

Glucosurie kann das spezifische Gewicht<br />

erhöht werden, durch die Einnahme von Diuretika,<br />

Nebenniereninsuffizienz, Diabetes<br />

insipidus oder Einschränkungen der Nierenfunktion<br />

kann das spezifische Gewicht erniedrigt<br />

sein.<br />

durch diabetische Ketoazidose, proteinreiche<br />

Nahrung oder vermehrten Verzehr saurer<br />

Früchte verursacht werden, eine Erhöhung<br />

kann Resultat eines Harnwegsinfektes<br />

oder durch Vegetarismus bedingt sein.<br />

Nachweis von Glucose, Proteine,<br />

Nitrit und Ketone<br />

Glucose wird zwar in der Niere in den Harn<br />

filtriert, aber auch wieder fast komplett reabsorbiert,<br />

so dass in der Regel keine Glucose<br />

im Urin nachweisbar ist. Erhöhte Glucose-<br />

Werte im Urin (Glucosurie) können auf erhöhte<br />

Glucosewerte im Blut, eine harmlose<br />

Reabsorptionsstörung in der Niere ohne<br />

Krankheitswert (renale Glucosurie), aber<br />

auch auf ein Cushing- oder Fanconi-Syndrom<br />

sowie Leber- und Pankreaserkrankungen<br />

hindeuten.<br />

Ähnlich wie bei der Glucose können<br />

kleinere Proteine in der Niere filtriert werden,<br />

diese werden aber auch wieder reabsorbiert.<br />

Daher liegt im Regelfall keine<br />

Proteinurie vor. Der Indikator auf dem Urinstix<br />

reagiert nur auf das Eiweiß Albumin,<br />

kleinere Vorkommen von Globulin oder so<br />

genannten Bence-Jones-Proteinen (Proteinketten)<br />

können evtl. übersehen werden. Ursache<br />

für eine Proteinurie kann eine Schädigung<br />

des Tubulus-Systems sein, so dass<br />

dieses Proteine nicht oder nicht ausreichend<br />

reabsorbieren kann.<br />

Nitrit ist ein Umwandlungsprodukt von<br />

Nitraten, welche durch Nahrungsaufnahme<br />

in den Harn gelangen, und normalerweise<br />

kein Bestandteil von Urin. Beim Vorhandensein<br />

von Bakterien, die in der Lage sind<br />

Nitrate in Nitrit umzuwandeln, kann Nitrit<br />

im Urin nachgewiesen werden. Eine Verfärbung<br />

des Indikators ist also ein Hinweis auf<br />

eine bakterielle Infektion.<br />

Die Stoffwechselprodukte Ketone, welche<br />

beim Abbau von Fett anfallen, kommen<br />

<strong>physio</strong>logisch ebenfalls nicht im Urin vor.<br />

Können sie im Streifentest nachgewiesen<br />

werden, kann das ein Zeichen für entgleiste<br />

Stoffwechsellagen z. B. bei Diabetes, Hungerzustände<br />

oder kohlenhydratfreie Diäten<br />

sein.<br />

Urinsedimentanalyse<br />

Im Gegensatz zur Teststreifenmethode erfolgt<br />

die Urinsedimentanalyse im Labor und<br />

erlaubt nicht nur den Nachweis bestimmter<br />

zelluläre (z. B. Erythrozyten, Leukozyten)<br />

und nicht-zelluläre Bestandteile (z. B. Kristalle,<br />

pathogene Keime), sondern auch die<br />

deren genauer Auszählung. Eine Laboruntersuchung<br />

wird aufgrund des höheren<br />

Aufwands oft erst nach der orientierenden<br />

Teststreifen-Untersuchung zur genaueren<br />

Diagnose bei Auffälligkeiten im Urinstix<br />

eingesetzt. Zur Vorbereitung muss der Urin<br />

sedimentiert werden. Hierzu werden ca.<br />

10 ml frisch gelassenen Urins in ein Zentrifugenröhrchen<br />

gefüllt und für drei bis fünf<br />

Minuten bei 1500 bis 3000 Umdrehungen<br />

pro Minute zentrifugiert. Nach Abschütten<br />

des überstehenden Urins wird das ausgefallene<br />

Sediment mit der verbliebenen Rest-<br />

fotolia © science photo<br />

pH-Wert<br />

Bei der pH-Wert-Bestimmung mittels Teststreifen<br />

erfasst der Indikator üblicherweise<br />

pH-Werte zwischen 5 und 9. Der normale<br />

pH-Wert des Harns beträgt etwa 5,5 bis 6,5.<br />

Eine Verringerung des pH-Wertes kann z. B.<br />

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