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April <strong>2017</strong> | Ausgabe <strong>Schwaz</strong>, Euro 2,–<br />
Österreichische Post AG/Postentgelt bar bezahlt<br />
RM03A035101, 6020 Innsbruck<br />
Jahrbuch der<br />
Wirtschaft<br />
Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
<strong>2017</strong><br />
Das Original.<br />
SCHWAZ<br />
Interviews<br />
Wirtschaft und Politik am<br />
Wort: Chancen, Hürden,<br />
Potenziale<br />
Themen<br />
Wirtschaft, Kultur und<br />
Immobilien im Fokus<br />
Standort<br />
Innovative und traditionsbewusste<br />
Betriebe<br />
im Portrait
Mit<br />
Sicherheit<br />
in die<br />
Zukunft.<br />
Für<br />
Unternehmer mit<br />
Weitblick.<br />
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Der Versicherungsmakler.
top 100 <strong>Schwaz</strong> | editorial<br />
Frühlingsgefühle<br />
IMPRESSUM<br />
museumstraSSe 11<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Österreich<br />
Telefon: 0512/34 21 70<br />
Fax: 0512/34 21 70-20<br />
ECHO Wirtschaft<br />
Ausgabe 01/<strong>2017</strong> | Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
ECHO Zeitschriften- und Verlags Ges.m.b.H.<br />
Redaktion: Marian Kröll, Marianna Kastlunger<br />
Layout/Bildbearbeitung: Daniela Steixner<br />
Anzeigen: Manuela Gabl, Mag. Birgit Steinlechner<br />
E-Mail: anzeigen@echotirol.at<br />
Geschäftsführung: Mag. Birgit Steinlechner<br />
Redaktions-, Verwaltungs adresse:<br />
ECHO Zeitschriften- und Verlags Ges.m.b.H.<br />
A-6020 Innsbruck, Museumstraße 11<br />
Tel.: 0512/34 21 70; Fax: DW -20<br />
Foto: Kröll<br />
Die <strong>Schwaz</strong>er Wirtschaft<br />
pulsiert. Der Bezirk hat<br />
sich durch seinen ausgewogenen<br />
Branchenmix und die dem<br />
Tourismus inhärente Krisenfestigkeit<br />
über die vergangenen Jahre hinweg<br />
gut geschlagen. Kommt es – wie von<br />
Experten prognostiziert – zu einem<br />
allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung,<br />
kann das den innovativen<br />
und fleißigen Wirtschaftstreibenden<br />
im Bezirk nur recht sein. Das Fundament<br />
für die gedeihliche Entwicklung<br />
bilden Familienbetriebe, von denen in<br />
diesem Heft einige näher beleuchtet<br />
werden, darunter Empl, Opbacher und<br />
die ErlebnisSennerei Zillertal.<br />
Doch nicht nur in wirtschaftlicher<br />
und touristischer Hinsicht ist <strong>Schwaz</strong><br />
ein florierender Bezirk, sondern auch<br />
kulturell und künstlerisch. Deshalb<br />
wurde der Vermessung der Kulturszene<br />
ein eigener Beitrag gewidmet.<br />
Gedämpft werden die ökonomischen<br />
Frühlingsgefühle durch Themen wie<br />
den Lehrlings- und Fachkräftemangel<br />
und die nicht endenwollende Bürokratie.<br />
Eine interessante und kurzweilige Lektüre<br />
wünscht Ihnen die Redaktion.<br />
Wirtschaftstreuhänder Unternehmensberater Mediation<br />
pfister + schwaiger<br />
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A-6200 Jenbach . Kirchgasse 3<br />
Telefon 05244 - 63818-0<br />
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www.pfister.co.at<br />
zertifiziert nach ISO 9001:2000
Inhalt<br />
06 Blumiges Einvernehmen<br />
Der <strong>Schwaz</strong>er Bürgermeister Hans Lintner über Entente<br />
Florale, Altstadtbelebung und Raumordnung.<br />
10 Nebenher & Miteinander<br />
Der Jenbacher Bürgermeister Dietmar Wallner über die<br />
Integrationsphilosophie der Gemeinde.<br />
14 Spannungsfelder<br />
Ein Gespräch mit WK-Obfrau Martina Entner.<br />
18 Generationswechsel<br />
Im Fügener Installationsunternehmen Opbacher hat<br />
Franz Opbacher den Platz in der ersten Reihe für die<br />
Töchter Viktoria und Veronika freigemacht.<br />
22 Missverständnisse<br />
AK-Bezirksstellenleiter Andreas Herzog über häufige<br />
Missverständnisse im Arbeitsrecht und die Sorgen und<br />
Nöte der Arbeitnehmer.<br />
26 Buchhaltung der Zukunft<br />
Steuerberater Markus Geisler sieht die Buchhaltung<br />
durch die Digitalisierung vor großen Veränderungen.<br />
28 Selbstzweck Verwaltung<br />
Die Steuerberater Markus Schwaiger und Bernhard<br />
Pfister im Interview.<br />
30 DIE TOP 100 UNTERNEHMEN<br />
37 DIE TOP 100 Geschäftsführer<br />
38 Bekenntnis zum Standort<br />
Nach einem ereignisreichen Jahr 2016 blickt AL-KO-Geschäftsführer<br />
Klaus Köhlertz optimistisch in die Zukunft.<br />
42 Rechtsstaatlichkeit<br />
Rechtsanwalt Gernot Moser im Gespräch.<br />
44 Mehr Eigenverantwortung<br />
Steuerberater Florian Höllwarth plädiert für mehr Eigenverantwortung<br />
in der Wirtschaft.<br />
48 Falsche Anreize<br />
Unternehmer Bernhard Fankhauser kritisiert Fehlentwicklungen<br />
in Politik und Gesellschaft.<br />
50 Kontinuität zählt<br />
Im Zwiegespräch mit Empl-GF Joe Empl.<br />
56 Spät auf Hochtouren<br />
Dass gute „Jungunternehmer“ nicht jung sein müssen,<br />
zeigen die ECI-Gründer Hans Reiter und Franz Stock.<br />
60 Fachliche Augenhöhe<br />
Rechtsanwalt Herbert Schöpf über die Möglichkeiten,<br />
die das Bestbieterprinzip eröffnet.<br />
62 Die Ausweitung des Speckgürtels<br />
Über die Lage am <strong>Schwaz</strong>er Immobilienmarkt.<br />
67 Benzinerdämmerung<br />
Schick-GF David Harrasser im Interview.<br />
72 Gesunde Unternehmung<br />
Das Erfolgsmodell Tiroler Gemüsekiste.<br />
76 Von Heimat & Heumahd<br />
Eine Sennerei mit Erlebnischarakter.<br />
78 Wege zur Entschleunigung<br />
Die Vermessung der <strong>Schwaz</strong>er Kulturszene.<br />
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56 Spät auf<br />
Hochtouren<br />
Mit ECI Manufacturing<br />
haben die GE-Jenbacher-<br />
Veteranen Hans Reiter und<br />
Franz Stock spät in ihrem<br />
Berufsleben ein Motoren-Kompetenzzentrum<br />
gegründet, das sich in der Industrie<br />
4.0 große Marktchancen ausrechnet.<br />
14 Spannungsfelder<br />
Martina Entner über<br />
Fachkräfte, Gewerbeordnung<br />
und Herausforderungen<br />
und<br />
Chancen der Sharing<br />
Economy.<br />
Die Top<br />
100<br />
Unternehmen<br />
Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
in Zusammenarbeit<br />
mit:<br />
Seite 30<br />
Die Top<br />
100<br />
Geschäftsführer<br />
im Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
Seite 37<br />
VZ Jenbach. Das multifunktionale<br />
Veranstaltungszentrum mitten<br />
im Tiroler Unterinntal – zentral<br />
und bestens erreichbar mit allen<br />
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Seit 1980 ein ausgezeichneter Platz für<br />
Vorträge, Kabarett, Bälle, Tanz- oder<br />
Musikveranstaltungen sowie Firmenfeiern,<br />
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Gastronomie im Haus<br />
78 Wege zur<br />
Entschleunigung<br />
Steudltenn und Klangspuren,<br />
Theater und Neue<br />
Musik: Ein Blick hinter<br />
den Vorhang von zwei<br />
außergewöhnlichen und<br />
wohltuenden Festivals.<br />
Ihr Ansprechpartner: Martin Marksteiner<br />
VZ, Achenseestr. 50, 6200 Jenbach<br />
Telefon 05244 / 20 150, kultur@jenbach.at<br />
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top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Blumiges Einvernehmen<br />
<strong>Schwaz</strong>. Bürgermeister Hans Lintner spricht über das Wohlfühl- und Qualitätsprogramm<br />
Entente Florale, die Attraktivierung der Altstadt und die Rolle<br />
persönlicher Verantwortung und sozialer Wärme in der Raumordnung.<br />
„Bei der Entente Florale geht es im Wesentlichen<br />
um die Entwicklung einer nachhaltigen Gemeinschaftskultur<br />
und Umsetzung eines Wohlfühl- und<br />
Qualitätsprogramms in der Stadtentwicklung.“<br />
ECHO: <strong>Schwaz</strong> steht <strong>2017</strong> ganz<br />
im Zeichen der Entente Florale. Was<br />
darf sich der gemeine Bürger darunter<br />
vorstellen?<br />
Hans Lintner: Entente Florale<br />
heißt blumiges Einvernehmen. Dabei<br />
handelt es sich um ein seit Jahrzehnten<br />
laufendes EU-Programm,<br />
Hans Lintner,<br />
Bürgermeister <strong>Schwaz</strong><br />
an dem sich zwölf Länder in einem<br />
Wettbewerb mit internationaler Jury<br />
beteiligen. Wir haben vor einem Jahr<br />
mit den Vorbereitungen begonnen.<br />
Es geht im Wesentlichen um die Entwickung<br />
einer nachhaltigen Gemeinschaftskultur<br />
und Umsetzung eines<br />
Wohlfühl- und Qualitätsprogramms<br />
in der Stadtentwicklung. Das umfasst<br />
die Raumordnung ebenso wie den<br />
Flächenwidmungsplan, das Design<br />
bzw. den Blumenschmuck und den<br />
generellen Umgang mit Natur- und<br />
Siedlungsraum. Wir binden alle<br />
möglichen sozialen Gruppen in diesen<br />
Prozess ein. Wir versuchen, uns<br />
selbst bewusst zu machen, was wir<br />
in der Stadt an sozialer Wärme bieten,<br />
was wir an sonstigen Qualitäten<br />
bieten und wo wir diese Qualitäten<br />
noch heben können. Bei der Kommissionierung<br />
werden dann die einzelnen<br />
Stationen beurteilt. Es geht<br />
aber nicht darum, fertige Produkte<br />
vorzuzeigen, sondern Projekte und<br />
Prozesse. Ein solches Vorhaben ist<br />
die Neophytenbekämpfung. Seit<br />
Jahren belastet uns das Chinesische<br />
Springkraut. Dagegen werden wir<br />
im Bereich des Lahnbach mithilfe<br />
von Geißen angehen, welche die<br />
Neophyten-Sprösslinge fressen. Wir<br />
haben die Bauern dazu eingeladen,<br />
ihre Geißen dort auszulassen und<br />
erzielen mit dieser Maßnahme eine<br />
gute Wirkung. Die Kinder sind begeistert.<br />
Wir sind aber auch dabei,<br />
mit Asylwerbern die Neophyten<br />
zu bekämpfen. Außerdem sind wir<br />
derzeit dabei, einen 5.000 Quadratmeter<br />
großen Garten, den die Stadt<br />
als Geschenk erhalten hat, zu einem<br />
öffentlichen Park umzugestalten.<br />
Ein weiteres Thema im Umfeld von<br />
Entente Florale ist es, mit unseren so-<br />
Fotos: Kröll<br />
6<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
zialen Trägerstrukturen wie Lebenshilfe,<br />
Altersheime und Sozialsprengel<br />
verschiedene Projekte anzugehen.<br />
Unser soziales Projekt am Bahnhof,<br />
das seit zehn Jahren läuft, wollen wir<br />
ausbauen. Dort werden Langzeitarbeitslose<br />
eingesetzt, um den Bahnhof,<br />
der ein Ort des Verweilens, aber<br />
oftmals auch ein Ort des Strandens<br />
ist, mit Wärme zu erfüllen.<br />
ECHO: Wie Ihren Ausführungen<br />
zu entnehmen ist, hat man sich viele<br />
Gedanken gemacht. Was ist im Zuge<br />
der kritischen Reflexion in <strong>Schwaz</strong><br />
in Bezug auf die Attraktivierung der<br />
Altstadt herausgekommen?<br />
Lintner: Über Jahrhunderte hinweg<br />
waren Altstädte die Versorgungszentren.<br />
Diese Funktion wurde in Tirol<br />
zum Teil an Einkaufszentren an der<br />
Peripherie abgegeben. Dadurch hat<br />
sich das Einkaufsverhalten und in<br />
Folge die Situation in den Altstädten<br />
verändert. Gastronomische Angebote<br />
haben das Gewerbe in den Altstädten<br />
zurückgedrängt. Gewerbebetriebe<br />
brauchen bessere Logistik und<br />
größere Räumlichkeiten, als es diese<br />
in den Altstädten gibt. Wir setzen<br />
also auf Gastronomie und den Handel.<br />
Ein Handel, der ganz spezielle<br />
Produkte bietet und zum Verweilen<br />
im Altstadtraum einlädt.<br />
ECHO: <strong>Schwaz</strong> betreibt also Altstadtattraktivierung<br />
qua Branchenmix?<br />
Lintner: Unter anderem. Die Führungen,<br />
die wir vorwiegend im Sommer<br />
durchführen, entwickeln sich<br />
sehr gut und sind für uns ein wichtiges<br />
Angebot. Wir arbeiten mit dem<br />
Tourismusverband zusammen. Das<br />
funktioniert im Grunde genommen<br />
sehr gut. Wir haben auch ein neues<br />
Verkehrsregime für die Altstadt beschlossen,<br />
wo dem Fußgänger der<br />
Vorrang gegenüber dem Autoverkehr<br />
eingeräumt wird. Das sorgt natürlich<br />
auch für Diskussionen.<br />
ECHO: Wurde das Verkehrsregime<br />
als Fußgängerzone oder als Begegnungszone<br />
ausgelegt?<br />
Lintner: Als Fußgängerzone, wobei<br />
eine reine Fußgängerzone bei uns<br />
nicht dogmatisch einzuhalten ist,<br />
weil es notwendigerweise einen gewissen<br />
Anrainerverkehr gibt. Eigentlich<br />
handelt es sich um ein Mittelding<br />
zwischen Begegnungs- und Fußgängerzone,<br />
wobei Letztere im Sommer<br />
ganz klar überwiegt. In der Franz-<br />
Josef-Straße haben wir im Sommer<br />
zehn Gastgärten, die bedeutend weniger<br />
Autoverkehr vertragen.<br />
ECHO: Sie haben davor vom blumigen<br />
Einvernehmen gesprochen.<br />
Gibt es ein solches auch in Angelegenheiten<br />
der Raumordnung?<br />
Wir<br />
Autos<br />
BANK
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Lintner: Da gibt es natürlich immer<br />
Interessen, die gegeneinander<br />
abzuwägen sind, um einen möglichst<br />
verträglichen Mix zu erzeugen. Das ist<br />
die Aufgabe der Stadtpolitik und damit<br />
natürlich auch des Gemeinderats.<br />
Die Raumordnung ist die wesentliche<br />
Kompetenz der Gemeinde. In meinen<br />
Augen ist es wichtig, dass diese<br />
Kompetenz in der Gemeinde verbleibt.<br />
Sie ist es, die dem Bürger am<br />
nächsten ist. Deshalb kann man vor<br />
Ort auch am besten die Bedürfnisse<br />
der Bürger einschätzen. Die Vorstellung,<br />
alles zentralisieren zu müssen<br />
und weit weg von den Bürgern zu organisieren,<br />
führt dazu, dass nur mehr<br />
Verwaltungsorgane entscheiden,<br />
welche die Verhältnisse vor Ort nicht<br />
mehr berücksichtigen. Dann würde<br />
unsere Welt und unser Leben kälter<br />
werden. Wenn Menschen das Gefühl<br />
haben, dass sie mit niemandem mehr<br />
reden können, der persönliche Verantwortung<br />
wahrnimmt, sondern nur<br />
mehr mit anonymen Organen. Das<br />
ist insgesamt ein großes politisches<br />
Thema. Es hängt mit diesem Prozess<br />
„Es ist wichtig, dass die<br />
Raumordnungskompetenz<br />
in der Gemeinde<br />
bleibt. Zentralisierung<br />
und Bürgerferne würden<br />
unsere Welt und unser<br />
Leben kälter machen.“<br />
der Entfernung von Entscheidungen<br />
zusammen, dass immer mehr Regulierung<br />
entsteht.<br />
ECHO: Betrachten Sie Überregulierung<br />
folglich als direkte Konsequenz<br />
von Zentralisierungstendenzen?<br />
Lintner: Momentan ist in unseren<br />
Demokratien eine starke Tendenz<br />
spürbar, möglichst gerecht – das<br />
heißt objektiv – vorgehen zu wollen.<br />
Objektiv heißt am Ende weit<br />
entfernt von den Verhältnissen, von<br />
anonymen Organen durchgeführt<br />
und an Regeln gebunden. Menschen<br />
können auch Fehler machen. Will<br />
man diese um jeden Preis vermeiden,<br />
dann entscheiden keine Menschen<br />
mehr, die eine persönliche Verantwortung<br />
tragen, sondern anonyme<br />
Organe, die nach einem Regelkanon<br />
vorgehen. Dafür braucht es viel Kontrolle<br />
und viel Verwaltung. Das kostet<br />
sehr viel Geld und führt zu einer<br />
menschlichen Verarmung und mehr<br />
Kälte in den Beziehungen. Ich glaube<br />
nicht, dass die Menschen eine solche<br />
Gesellschaft wollen.<br />
ECHO: Ist es schwierig, als Bürgermeister<br />
die richtige Balance zwischen<br />
menschlicher Wärme und kühler Distanz<br />
zu wahren, um nicht in Interessenskonflikte<br />
hineinzugeraten?<br />
Lintner: Es gibt in allen Bereichen<br />
Interessen und natürlich auch Konflikte.<br />
Wer das scheut, der scheut<br />
überhaupt den Umgang mit Menschen.<br />
Wo es Interessen gibt, da muss<br />
es auch eine Diskussion über diese<br />
geben und idealerweise am Ende ein<br />
Einvernehmen. Letztlich gilt es, eine<br />
gerechte Grundlage zu schaffen, um<br />
zu einem Modus Vivendi zu finden. <br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
8<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
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Höllwarth+Höllwarth aus Mayrhofen im Zillertal sind als Wirtschaftstreuhänder<br />
seit 38 Jahren der Ansprechpartner in allen Wirtschaftsfragen.<br />
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Experten in Steuerfragen. Das Beraterteam von Höllwarth+Höllwarth (v.li.):<br />
Florian Höllwarth, Anna Flörl, Franz Kainzner, Astrid Holzer und Wolfgang Höllwarth<br />
Kompetenz, Verlässlichkeit<br />
und schnelles Handeln sind<br />
in der Wirtschaft oberstes<br />
Gebot und ein entscheidender<br />
Wettbewerbsvorteil. Prinzipien,<br />
welche die Wirtschaftstreuhänder<br />
Höllwarth+Höllwarth in Mayrhofen<br />
seit ihrer Gründung 1979 geprägt<br />
haben. „Uns liegt sehr viel an<br />
der persönlichen und umfassenden<br />
Betreuung unserer Klienten“, betonen<br />
Geschäftsführer Wolfgang<br />
und Florian Höllwarth. Um in allen<br />
betrieblichen Bereichen die besten<br />
Lösungen für die Kunden finden<br />
zu können, umfasst die Angebotspalette<br />
sowohl Steuerberatung,<br />
Buchhaltung und Lohnverrechnung<br />
als auch eine umfassende betriebswirtschaftliche<br />
Beratung. Die<br />
Kanzlei Höllwarth+Höllwarth ist<br />
weit über den Bezirk <strong>Schwaz</strong> hinaus<br />
bestens vernetzt. Durch den laufenden<br />
Kontakt mit befreundeten<br />
Wirtschaftstreuhändern, allen wichtigen<br />
Universitäten, die Mitwirkung<br />
und Teilnahme an Fachkonferenzen<br />
und<br />
„Eine langfristige Klientenbeziehung<br />
ist der Grundstein für eine<br />
solide, erfolgreiche Beratung.“<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
sowie der Abklärung von<br />
Spezialfragen mit dem<br />
Bundesministerium für<br />
Finanzen und den Finanzgerichten<br />
sichert die Kanzlei<br />
Höllwarth+Höllwarth<br />
ihren Kunden eine fundierte Beratung,<br />
die immer up to date ist.<br />
„Zusätzlich bedienen wir uns auch<br />
der Zusammenarbeit mit verlässlichen<br />
Partnern und der Mithilfe<br />
bewährter Kontakte im In- und<br />
Ausland“, so Wolfgang Höllwarth.<br />
Und er ergänzt: „Das Ziel unserer<br />
Kanzlei ist der Aufbau einer langfristigen<br />
Klientenbeziehung. Das ist<br />
der Grundstein für eine solide und<br />
erfolgreiche Betreuung.“<br />
Neben kleinen und mittleren<br />
Unternehmen, vorwiegend aus<br />
der Tourismuswirtschaft, vertrauen<br />
auch viele Gewerbetreibende,<br />
Körperschaften öffentlichen Rechts<br />
und Vertreter der freien Berufe, z.B.<br />
Ärzte, Rechtsanwälte und Künstler,<br />
auf die Expertise der Wirtschaftstreuhänder<br />
Höllwarth+Höllwarth<br />
aus Mayrhofen. Zudem ist die<br />
Kanzlei auch ein kompetenter und<br />
erfahrener Partner in allen Abgabenverfahren<br />
und im Bereich des<br />
Finanzstrafrechts.<br />
EXPERTENTEAM<br />
„Permanentes Mitarbeitertraining<br />
ist deshalb bei uns selbstverständlich“,<br />
betont Höllwarth.<br />
Denn, so der Steuerberater weiter,<br />
die kompetente Betreuung<br />
der Klienten hat für die bestens<br />
ausgebildeten Mitarbeiter höchste<br />
Priorität. „Wir sind ein Expertenteam<br />
und geben unseren Wissensvorsprung<br />
sofort an unsere Klienten<br />
weiter. Denn aktuelle und kompetente<br />
Empfehlungen sind die beste<br />
Grundlage für den nötigen Vorsprung“,<br />
meint Florian Höllwarth.<br />
Ein Vorsprung, der im rasanten Auf<br />
und Ab einer sich rasch wandelnden<br />
Wirtschaft enorm wichtig ist.<br />
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top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Nebenher & Miteinander<br />
Bürgermeister. Der Jenbacher Bürgermeister Dietmar Wallner erklärt, was in<br />
Jenbach getan wird, um ein respektvolles Neben- und Miteinander verschiedener<br />
Kulturen zu ermöglichen.<br />
ECHO: Der Ton zwischen der Europäischen<br />
Union und der Türkei ist<br />
rauer geworden. Strahlt da eine gewisse<br />
Unruhe in die türkische Community<br />
in Jenbach aus?<br />
Dietmar Wallner: Schwer zu sagen.<br />
Ich habe den Eindruck, dass innerhalb<br />
der Community sehr wohl ein Diskussionsprozess<br />
stattfindet, der sich aber<br />
nicht stark im Ortsgeschehen äußert.<br />
Ich glaube nicht, dass die türkischstämmigen<br />
Menschen in Jenbach ein<br />
Interesse daran haben, die türkische<br />
Innenpolitik hierherzubringen. Es war<br />
eine Veranstaltung im Pir Sultan Abdal<br />
Kulturzentrum geplant, auf der Abgeordnete<br />
der Kurdenpartei HDP zugegen<br />
sein hätten sollen. Davon hat der<br />
Veranstalter aber von selbst Abstand<br />
genommen, weil man diese Polarisierung<br />
nicht in den Ort tragen wollte.<br />
ECHO: Selbiges hätte wohl auch für<br />
geplante Auftritte von AKP-Politikern<br />
gegolten?<br />
Wallner: Bei uns gilt gleiches Recht<br />
für alle. Ich will weder Auftritte der<br />
türkischen Regierungspartei noch<br />
der Opposition haben. Wir sind hier<br />
in Tirol und haben genug eigene Themen,<br />
die es zu lösen gilt.<br />
ECHO: Jenbach ist ein sehr bunter<br />
Ort, wo Menschen aus 60 Nationen<br />
mit- und nebeneinander leben. Mehr<br />
als 1.000 Einwohner haben keine<br />
österreichische Staatsbürgerschaft,<br />
es gibt über 1.000 Muslime. Welche<br />
Philosophie verfolgt Jenbach, um die<br />
oft unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
unter einen Hut zu bekommen und<br />
Integration zu befördern?<br />
Wallner: Als Bürgermeister ist es<br />
mir wichtig, dass die Menschen, die<br />
hier sind, ein bisschen ein Heimatgefühl<br />
verspüren. Heimat ist etwas<br />
sehr verbindendes. Wer sich hier zu<br />
Hause fühlt, der wird bemüht sein,<br />
dass es schön, ruhig und ordentlich<br />
ist und dass es ein gutes Miteinander<br />
gibt. Jeder Mensch, der zu uns<br />
ins Gemeindeamt kommt, soll das<br />
spüren. Hier gibt es Leute, die sich<br />
für ihn interessieren, ihm zuhören<br />
und sich mit den Problemen jedes<br />
Einzelnen beschäftigen und um Lösung<br />
bemüht sind. Das kommt bei<br />
den Leuten auch an. Mit unserer seit<br />
2008 bestehenden Freiwilligenbörse<br />
haben wir tirolweit eine Vorreiterrolle<br />
eingenommen. Heuer haben wir das<br />
Projekt „Frauenzimmer“ ins Leben<br />
gerufen, das ein sehr niederschwelliger<br />
Zugang für Frauen sein soll,<br />
um zusammenzukommen und sich<br />
auch mit einheimischen Frauen auszutauschen.<br />
Da geht es auch um das<br />
praktische Anwenden der deutschen<br />
Sprache und zu erfahren, wie bei uns<br />
die Sitten und Gebräuche sind, und<br />
Dinge zu hinterfragen, die man nicht<br />
versteht. Es braucht nicht immer die<br />
Gemeinde, denn es gibt auch private<br />
Initiativen, die sehr gut funktionieren.<br />
Fotos: Kröll<br />
10<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Die TSD stellen zur<br />
Verfügung, was es zum<br />
Leben braucht. Alles<br />
Weitere wird von der<br />
Gemeinde und<br />
Freiwilligen erbracht.“<br />
Für die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen<br />
Hotel Toleranz hat sich ein<br />
Verein gegründet, der sich „Toleranz<br />
für Menschen in Jenbach“ nennt. Im<br />
Hotel wurde ein historischer Saal<br />
zum Treffpunkt für den Austausch<br />
zwischen Flüchtlingen und der einheimischen<br />
Bevölkerung hergerichtet.<br />
Dort haben schon sehr schöne Veranstaltungen<br />
stattgefunden.<br />
ECHO: Werden Sie von den Tiroler<br />
Sozialen Diensten gut unterstützt?<br />
Wallner: Die TSD stellen das<br />
zur Verfügung, was es zum Leben<br />
braucht, decken die elementaren<br />
Bedürfnisse ab. Alles, was darüber<br />
hinausgeht, wird von der Gemeinde<br />
oder von Freiwilligen erbracht. Sonst<br />
würde es nicht funktionieren. Natürlich<br />
ist aber nicht alles eitel Wonne.<br />
Was im Gegensatz zu den gut betreuten<br />
organisierten Flüchtlingsunterkünften<br />
nicht gut funktioniert, sind<br />
extern untergebrachte Flüchtlinge,<br />
vor allem wenn es sich um Männer<br />
handelt. Diese wissen oft nicht, wie<br />
sie sich bei uns verhalten sollen. Das<br />
kann zu Verunsicherungen führen.<br />
ECHO: Gibt es da auch noch<br />
Sprachbarrieren, die dem Wissenstransfer<br />
im Wege stehen?<br />
Wallner: Die Deutschkenntnisse der<br />
meisten Flüchtlinge sind mittlerweile<br />
so gut, dass eine vernünftige Verständigung<br />
möglich ist. Diesen Eifer,<br />
die Sprache beherrschen zu wollen,<br />
würde ich mir manchmal auch von<br />
Personen mit Migrationshintergrund<br />
wünschen, die in Österreich geboren<br />
wurden oder gar schon in dritter oder<br />
vierter Generation hier sind.<br />
ECHO: Sie sagen, dass Menschen<br />
mit Migrationshintergrund, die hier<br />
geboren sind, die Sprache nicht richtig<br />
beherrschen. Muss man da nicht festhalten,<br />
dass Buntheit vielfach mehr<br />
ein Nebeneinanderherleben als ein<br />
Miteinander ist?<br />
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s t e i n m e t z & p f l a s t e r e r
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Wallner: Es ist tatsächlich so, dass<br />
vielfach mehr Neben- als Miteinander<br />
da ist. Es gibt Communities,<br />
die besser integriert sind und von<br />
sich aus den Kontakt suchen, und<br />
solche, die sich eher abschotten.<br />
Die Grundbedingung für ein Miteinander<br />
ist, dass es eine gemeinsame<br />
Sprache gibt, in der man sich verständigen<br />
kann. Es ist völlig legitim,<br />
eine Muttersprache zu haben und<br />
diese in der Gruppe zu verwenden.<br />
Da geht es auch um Identität. In der<br />
Volksschule haben wir ein Freiwilligenprojekt<br />
namens „Lesepatenschaft“<br />
gestartet. Engagierte Menschen<br />
nehmen sich Zeit, Kinder aus<br />
dem Unterricht zu holen und mit ihnen<br />
zu lesen. So lernen Kinder, die<br />
sich schwer tun, ohne Druck das Lesen.<br />
Dabei geht es auch darum, Erfolgserlebnisse<br />
zu haben und selbstsicherer<br />
zu werden. Das Projekt<br />
zeigt deutliche Erfolge. Das Schöne<br />
daran ist die Motivation, welche<br />
die Kinder beim Lesen entwickeln.<br />
So gewinnen die Kinder massiv an<br />
Sprachkompetenz. Davon profitiert<br />
letztlich die gesamte Klasse.<br />
ECHO: Wie stehen Sie zum vieldiskutierten<br />
Kopftuchverbot?<br />
Wallner: Im öffentlichen, behördlichen<br />
Verkehr sollte es so sein, dass<br />
man neutral auftritt. Ich bin aber<br />
nicht der totale Säkularisierer. Ich<br />
stehe zum Konkordat, das einen<br />
Vertrag mit dem Heiligen Stuhl darstellt<br />
und das Kreuz in den Klassenzimmern<br />
verfassungsrechtlich absichert.<br />
Ich habe aber kein Problem<br />
damit, wenn eine muslimische Frau<br />
ein Kopftuch trägt, genauso wie beispielsweise<br />
ein Sikh einen Turban<br />
tragen kann. Behörden sollten nach<br />
außen jedenfalls neutral auftreten<br />
und das machen wir hier am Gemeindeamt<br />
auch.<br />
ECHO: Mit Kopftuch und Turban<br />
sind Sie einverstanden, aber was ist<br />
mit Niqab oder Burka?<br />
Wallner: Ich bin nicht jemand, der<br />
ständig Dinge verbieten will. Wenn<br />
arabische Frauen bei uns Urlaub machen<br />
und im Zuge dessen einen Niqab<br />
tragen, habe ich nicht das ganz<br />
große Problem damit. Ein Problem<br />
habe ich dann, wenn Menschen, die<br />
hier leben wollen, in keiner Weise die<br />
gesellschaftlichen Normen in unserer<br />
westlichen Gesellschaft akzeptieren.<br />
Es ist von wesentlicher Bedeutung in<br />
der Kommunikation, dass Menschen<br />
einander in die Augen schauen können.<br />
Deshalb habe ich kein Verständnis<br />
dafür, wenn jemand hier vollverschleiert<br />
durch die Gegend läuft.<br />
Generell werden in dieser Debatte<br />
die Dinge aber viel zu sehr vermischt.<br />
Zwischen Kopftuch und Vollverschleierung<br />
besteht ein wesentlicher<br />
Unterschied. Alles Muslimische ist<br />
momentan schon fast stigmatisiert.<br />
Das wird der Komplexität der Debatte<br />
einfach nicht gerecht.<br />
ECHO: Kann man gegen Radikalisierung<br />
präventiv tätig werden?<br />
Wallner: Für mich ist es wichtig, mit<br />
offenen Augen durch die Gemeinde<br />
zu gehen und Menschen nicht auszugrenzen.<br />
Radikalisierung findet in<br />
erster Linie durch Ausgrenzung statt.<br />
Wenn niemand ausgegrenzt wird,<br />
ist das eine gute Voraussetzung. Mir<br />
ist es aber auch wichtig, Zugang zu<br />
haben und genauso in die Moschee<br />
gehen zu können wie in die Kirche,<br />
um mit den Menschen im Gespräch<br />
zu bleiben. Vor Ort bekommt man<br />
auch sofort einen Eindruck von der<br />
herrschenden Stimmung und man<br />
hört sofort, wo der Schuh drückt.<br />
ECHO: Welche Pläne haben Sie für<br />
Jenbach im heurigen Jahr?<br />
Wallner: Wir planen für heuer den<br />
Abschluss einer Gemeindepartnerschaft<br />
mit einer kleinen Gemeinde<br />
im norditalienischen Venetien. Im<br />
Juni werden wir deswegen ein Fest<br />
veranstalten.<br />
ECHO: Wie sieht es mit den infrastrukturellen<br />
Vorhaben aus?<br />
Wallner: Der Hochwasserschutz<br />
ist ein Thema, bei dem leider überhaupt<br />
nichts mehr weitergeht. Wir<br />
haben ein umsetzungsreifes Projekt<br />
zum Schutz unseres Industriegebiets<br />
in der Schublade, das von Bund und<br />
Land auf die lange Bank geschoben<br />
wird. Einerseits geht bei der Gründung<br />
der Wasserverbände nichts weiter,<br />
andererseits bei der technischen<br />
Umsetzung des Hochwasserschutzes<br />
das Achensee-Kraftwerk betreffend.<br />
Es gibt eine TIWAG-Planung, die<br />
wegen herrschender gesetzlicher Bestimmungen<br />
nicht umgesetzt werden<br />
kann. Ich wünsche mir, dass diese<br />
Kompetenzstreitigkeiten nicht auf<br />
dem Rücken der Gemeinde ausgetragen<br />
werden. Verlieren durch Hochwasser<br />
tausende Menschen ihre Arbeit,<br />
schadet das dem ganzen Land<br />
und nicht nur unserer Gemeinde.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
12<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
AMS | PROMOTION<br />
AMS on TOUR <strong>2017</strong>:<br />
Danke den Tiroler Unternehmen für<br />
die gute Zusammenarbeit<br />
Am 19. April startet die Kampagne<br />
„Danke den Tiroler<br />
Unternehmen für die gute<br />
Zusammenarbeit – AMS on TOUR<br />
<strong>2017</strong>“. Im Mittelpunkt stehen persönliche<br />
Beratungsgespräche bei Tiroler<br />
Unternehmen rund um die Themen<br />
Personalsuche, eServices und Förderungen.<br />
Fotocredit: BilderBox<br />
Die positive Entwicklung am Tiroler<br />
Arbeitsmarkt im Jahr 2016 spiegelt sich<br />
auch in den Ergebnissen des Service<br />
für Unternehmen wider. Im Jahresvergleich<br />
konnten die regionalen Geschäftsstellen<br />
in Tirol um über 5.500<br />
Stellen mehr werben als 2015 und so<br />
das Jahresergebnis auf 46.455 offene<br />
Stel-len inklusive Lehrstellen verbessern.<br />
Um noch mehr Unternehmen<br />
als Partner bei der Stellenvermitt-lung<br />
zu gewinnen, aber auch um den heimischen<br />
Betrieben „Danke“ zu sagen,<br />
ist das AMS Tirol vom 19. April bis<br />
24. Mai <strong>2017</strong> im Rahmen der „AMS<br />
on Tour <strong>2017</strong>“ verstärkt unterwegs<br />
und informiert Unternehmen vor Ort<br />
über Personalvermittlung, eServices<br />
und Förderungen. „Ausgehend von<br />
Ihrem Bedarf, bieten wir Ihnen maßgeschneiderte<br />
Dienstleistungen an -<br />
von der Arbeitskräftevermittlung über<br />
Förderungen bis zu Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
Ihrer Angestellten“,<br />
konkretisiert Dr. Bernhard Pichler<br />
vom AMS Tirol.<br />
MASSGESCHNEIDERTE<br />
LÖSUNGEN FÜR<br />
FACHKRÄFTE<br />
Um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken,<br />
setzt das AMS verstärkt<br />
auf Weiterbildung und unterstützt<br />
Neuorientierungsmaßnahmen<br />
am Arbeitsmarkt. Neben dem umfangreichen<br />
Aus- und Wei-terbildungsprogramm,<br />
das den arbeitslos<br />
gemeldeten Personen vom AMS zur<br />
Verfügung gestellt wird, ist vor allem<br />
die Implacementstiftung „Qualifi zierung<br />
nach Maß“ ein ausgezeichnetes<br />
Angebot für den maßgeschneiderten<br />
Aufbau von Fachkräften. Im Jahr<br />
2016 wurden im Rahmen von Qualifi<br />
zierung nach Maß 137 mit dem<br />
personalsuchenden Betrieb genau<br />
abgestimmte und auf die Bedürfnisse<br />
zu-geschnittene Ausbildungen gestartet.<br />
Weitere interessante Programme<br />
<strong>2017</strong> sind die Beschäftigungs-initiative<br />
50plus und die Qualifi zierung für Beschäftigte.<br />
PERSONALSUCHE<br />
AUCH ONLINE<br />
Über die Aktivierung des Stellenprofi<br />
ls ist es möglich, 24 Stunden am Tag<br />
das Service für Unterneh-men mit<br />
der Suche nach BewerberInnen zu<br />
beauftragen. Die Besetzungsvorschläge<br />
fi nden Personal-verantwortliche in<br />
ihrem Konto. „Über den integrierten<br />
eJob-Room können Sie jederzeit auf<br />
Öster-reichs größte online-Jobbörse<br />
zugreifen und sich einen Überblick<br />
über das Potenzial an BewerberIn-nen<br />
für Ihren konkreten Personalbedarf<br />
verschaffen“, lädt Pichler zur Nutzung<br />
der eServices ein. Über die eServicefunktion<br />
besteht die Voraussetzung,<br />
dass Unternehmen auch Förderungen<br />
(z.B. Qualifi -zierung für Beschäftige)<br />
beantragen und zeitsparend elektronisch<br />
mit dem AMS Tirol abwickeln<br />
kön-nen. Im eJob-Room ist es zudem<br />
möglich, Anforderungsprofi le für<br />
Lehrstellen sowie Persönlichkeits- und<br />
Interessenprofi le für BewerberInnen<br />
anzulegen.<br />
Infos erteilt das Service für Unternehmen<br />
in allen Geschäftsstellen des<br />
AMS Tirol oder auch die AMS-ServiceLine<br />
unter 0512/58 19 99.<br />
Bezahlte Anzeige
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Spannungsfelder<br />
Wirtschaft. Touristikerin Martina Entner ist die neue Frontfrau in der<br />
<strong>Schwaz</strong>er Wirtschaftskammer. Im Interview vermisst sie das Minenfeld zwischen<br />
bürokratischem Korsett und Mut zur Lücke.<br />
ECHO: Sie haben vergangenes Jahr<br />
als Obfrau in der WK <strong>Schwaz</strong> von<br />
Franz Hörl übernommen. Was hat<br />
Ihre Bestandsaufnahme zum Amtsantritt<br />
ergeben?<br />
Martina Entner: Ich bin ja schon<br />
seit Jahren in diversen Gremien in<br />
der WK tätig und deshalb hat es mich<br />
auch nicht überrascht, einen guten,<br />
vitalen und vielseitigen Wirtschaftsstandort<br />
<strong>Schwaz</strong> vorzufinden, der<br />
sehr viele gute Unternehmen beheimatet.<br />
Wir haben einen guten Branchenmix<br />
mit tourismusintensiven<br />
Tälern und tollen exportorientierten<br />
Industriebetrieben in der Inntalfurche<br />
und ein starkes Handwerk und<br />
Gewerbe. Die Stimmungslage in der<br />
Wirtschaft ist derzeit gut.<br />
ECHO: Die Stimmung ist in der<br />
Vergangenheit oft hinter der Lage<br />
zurückgeblieben. Hat sich das geändert?<br />
Entner: Man muss da differenzieren.<br />
Das eine ist die Stimmung, die<br />
sich aus der jeweiligen Auftragslage<br />
ergibt. Da war man im Bezirk immer<br />
vorsichtig optimistisch in den letzten<br />
Jahren. Ein weiterer Parameter, der<br />
die Stimmung etwas eintrübt, ist das<br />
Mitarbeiterthema, das alle Branchen<br />
tangiert und nicht nur den Tourismus.<br />
ECHO: Im Tourismus ist das leidige<br />
Thema ja ein ständiger Wegbegleiter.<br />
Entner: Ja, das verfolgt uns seit langer<br />
Zeit und liegt daran, dass der Tourismus<br />
immens gewachsen ist. Die<br />
Zahl der im Tourismus beschäftigten<br />
Einheimischen ist über die Jahre annähernd<br />
gleich geblieben, nur der<br />
Bedarf an Mitarbeitern ist im selben<br />
Zeitraum stark gestiegen. Da macht<br />
uns die Demografie auch zu schaffen.<br />
Ein weiteres Thema, das uns beschäftigt,<br />
ist der steigende Bürokratieaufwand,<br />
obwohl man das fast schon<br />
selbst nicht mehr hören kann.<br />
ECHO: Solange keine Besserung<br />
eintritt, ist es wohl legitim, zumindest<br />
darauf aufmerksam zu machen.<br />
Entner: Im Bezirk gibt es viele tief<br />
verwurzelte kleine und mittelgroße<br />
Familienbetriebe, wo jeder selbst<br />
im operativen Bereich tätig ist. Für<br />
diese Betriebe ist es eine echte Herausforderung,<br />
sich täglich mit den<br />
bürokratischen Erfordernissen auseinanderzusetzen.<br />
ECHO: Sie haben die Demografie<br />
angesprochen. Ist das Fachkräfteproblem<br />
im Tourismus rein demografischer<br />
Natur oder handelt es sich<br />
nicht auch um ein Entlohnungs- und<br />
Imageproblem?<br />
Entner: Im Tourismus gibt es einen<br />
Fachkräftemangel, mittlerweile geht<br />
es aber auch anderen Branchen nicht<br />
Fotos: Kröll<br />
14<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Die Gewerbeordnung<br />
ist nicht der Hemmschuh,<br />
als der er immer<br />
dargestellt wird.“<br />
Martina Entner,<br />
WK-Obfrau<br />
mehr viel besser. Alle haben zunehmend<br />
Schwierigkeiten, genügend<br />
Lehrlinge zu finden. Am Gehalt liegt<br />
es im Tourismus nicht mehr. Man<br />
kann im Tourismus sehr gut verdienen.<br />
Der Vergleich muss aber fair<br />
sein. Andere Gehälter werden zwölf<br />
Monate bezahlt, im Tourismus wird<br />
zehn Monate gearbeitet. Nimmt man<br />
Sachbezüge wie Kost und Logis dazu,<br />
stellt sich die Sache auch anders dar.<br />
Man muss Äpfel mit Äpfeln vergleichen.<br />
Die Arbeitszeiten sind auch geregelt,<br />
aber eben nicht wie in einem<br />
Nine-to-five-Job. Im Tourismus wird<br />
abends und am Wochenende auch<br />
gearbeitet. Es gibt aber andere Vorteile.<br />
Wir haben Zwischensaisonen,<br />
es gibt Freizeit unter der Woche. Ich<br />
glaube, dass das Lohnniveau im Tourismus<br />
hoch ist. Das ist auch richtig,<br />
denn gute, flexible Leute sollen gut<br />
bezahlt werden.<br />
ECHO: Im Rahmen der Steuerreform<br />
ließ der Finanzminister auch der<br />
Beherbergung und Gastronomie ein<br />
paar Zuckerln in Form saurer Drops<br />
angedeihen. Sind diese mittlerweile<br />
verdaut?<br />
Entner: Den mit 1. Mai in Kraft getretenen<br />
Umsatzsteuerzuwachs auf<br />
13 Prozent konnten viele nicht auf<br />
den Preis aufschlagen. Das ist direkt<br />
an die Marge gegangen. Dieses Geld<br />
fehlt den Unternehmen zum Investieren.<br />
Ob das Steuerzuckerl verdaut<br />
ist? Man hat sich mit der Situation<br />
abgefunden. Mit 1. April tritt die Registrierkassenpflicht<br />
vollumfänglich<br />
in Kraft. Da haben im Zillertal noch<br />
viele Betriebe Hochsaison. Speziell<br />
im Tourismus wurden in den vergangenen<br />
Jahren viele kleine Dinge<br />
eingeführt, die den Unternehmern<br />
die Freude nehmen. Es ist selbstverständlich,<br />
dass man sich an gewisse<br />
Richtlinien und Normen zu halten<br />
hat, aber es ist die Summe der bürokratischen<br />
Dinge, die uns das Leben<br />
schwer macht. Langsam fehlt den<br />
Touristikern dafür das Verständnis.<br />
ECHO: Die WK macht sich für<br />
den Bürokratieabbau stark. Bei einer<br />
ureigenen Materie, der Gewerbeordnung,<br />
hat man dagegen nicht sehr<br />
abgespeckt. Es gibt sogar mit dem<br />
Klauen- und Hufbeschlag ein neues<br />
reglementiertes Gewerbe. Macht das<br />
öffentlich einen schlanken Fuß?<br />
Entner: Die Gewerbeordnung ist<br />
keine einfache Materie. Einerseits<br />
braucht es in der Wirtschaft gewisse<br />
Spielregeln, auch um sich gegen ausländische<br />
Firmen, die mit Lohn- und<br />
Preisdumping auf den Markt drängen,<br />
wehren zu können. Die Wirtschaftskammer<br />
hat sich sehr wohl<br />
dafür stark gemacht, freie Gewerbe<br />
zusammenzufassen und den Unternehmern<br />
zusätzlichen Freiraum<br />
zu verschaffen. Die komplette Öffnung<br />
von Gewerben klingt zwar im<br />
ersten Moment gut, darunter leidet<br />
aber mittelfristig die Qualität der erbrachten<br />
Leistungen. Letztlich wäre<br />
das auch existenzbedrohend für unser<br />
System der dualen Ausbildung,<br />
das weltweit Anerkennung genießt.<br />
Außerdem würde eine weitgehende<br />
Öffnung sogar dazu führen, dass der<br />
Ausbildungs- und Dokumentationsaufwand<br />
innerhalb der Betriebe<br />
steigen würde. Und damit auch der<br />
Ressourcenbedarf. Das würde sich<br />
wiederum schädlich auf den wirtschaftlichen<br />
Mittelstand auswirken<br />
und Großunternehmen einen Vorteil<br />
verschaffen. Der Mittelstand, der<br />
unsere Stärke ausmacht, würde die<br />
zusätzliche Bürokratie durch den<br />
Wegfall der Gewerbeordnung kaum<br />
schaffen. Deshalb halte ich ein gewisses<br />
Ordnungssystem, das immer<br />
wieder evaluiert wird, für sinnvoll.<br />
IDEE<br />
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top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Die Gewerbeordnung ist nicht der<br />
Hemmschuh, als der er immer dargestellt<br />
wird. Eine Liberalisierung<br />
des Betriebsanlagenrechts hielte ich<br />
dagegen für zielführender.<br />
ECHO: Die völlige Abschaffung<br />
der Gewerbeordnung fordern ohnehin<br />
nur völlige Liberalisierungsfundamentalisten.<br />
Der große Wurf<br />
ist diese angedachte Reform der Gewerbeordnung<br />
aber nicht.<br />
Entner: Der große Wurf ist es nicht.<br />
Wir haben aber schon erkannt, dass<br />
es ein gewisses Maß an Regulierung,<br />
aber auch Liberalisierung in<br />
der Wirtschaft braucht. Das ist eine<br />
Gratwanderung. Ganz genau weiß<br />
man momentan noch gar nicht, was<br />
bei der Reform der Gewerbeordnung<br />
unterm Strich herauskommen wird.<br />
ECHO: Der Beschäftigungsbonus<br />
ist beschlossen und gilt befristet. Wäre<br />
es nicht womöglich klüger und nachhaltiger,<br />
eine generelle Entlastung der<br />
Lohnnebenkosten anzustreben?<br />
Entner: Jeder Anreiz in diese Richtung<br />
hilft prinzipiell. Ich halte es für<br />
misslungen, dass der Beschäftigungsbonus<br />
als Förderung gespielt und<br />
über die aws abgewickelt wird. Beschäftigungsbonus<br />
und Investitionszuwachsprämie<br />
werden nicht als steuerrechtliche<br />
Abschreibposten behandelt.<br />
Damit hätte jeder Unternehmer<br />
einen Rechtsanspruch darauf. Jetzt<br />
hat man einen Fördertopf, der über<br />
die aws abgewickelt wird, man muss<br />
dort Anträge stellen. Der Topf für die<br />
Investitionszuwachsprämie ist mit Ende<br />
Mai leer. Gerade für kleinere Unternehmen<br />
ist allein schon die komplexe<br />
Antragstellung eine Herausforderung.<br />
In gewisser Weise handelt es sich um<br />
Marketing-Gags, die zuvorderst für<br />
die aws einen Beschäftigungsbonus<br />
darstellen.<br />
ECHO: Weil Sie gerade Marketing-<br />
Gag gesagt haben. Da drängt es sich<br />
geradezu auf, über Start-ups zu reden,<br />
die gerade gehypt werden. Ist der Bezirk<br />
<strong>Schwaz</strong> für Start-ups ein guter Boden<br />
oder ist das Thema ein urbanes?<br />
Entner: In ländlicheren Regionen<br />
sind Start-ups nicht so ein großes<br />
Thema wie in den urbanen Räumen.<br />
Start-ups sind oft technologiegetrieben<br />
und sehr dienstleistungsorientiert,<br />
„Man kann sich der<br />
Sharing Economy nicht<br />
verschließen, es braucht<br />
aber Waffengleichheit.“<br />
wobei ich schon sagen muss, dass wir<br />
einige tolle Beispiele auch im Bezirk<br />
haben, die man zum Zeitpunkt ihrer<br />
Gründung noch nicht mit dem Anglizismus<br />
Start-up abgefeiert hat. Es<br />
ist ein gewisser Hype ausgebrochen,<br />
befeuert durch Fernsehsendungen<br />
und Pitches. Das Internet ermöglicht<br />
es außerdem jungen Menschen mit einer<br />
guten Idee, ein globales Publikum<br />
zu erreichen. Im Bezirk <strong>Schwaz</strong> gibt<br />
es auch genügend tolle junge Menschen<br />
mit guten Ideen. Man muss<br />
jungen Gründern aber ein gewisses<br />
Ambiente bieten, Räume, wo sie sich<br />
mit Gleichgesinnten treffen und austauschen<br />
können. Diese Leute wollen<br />
Coworking machen. Das Ausmaß der<br />
Betreuung geht über eine normale<br />
16<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Gründerberatung weit hinaus. Damit<br />
ein sogenannter Coworking-Space<br />
sinnvoll funktioniert, braucht es eine<br />
gewisse Frequenz. In Innsbruck ist<br />
das Thema besser aufgehoben und es<br />
gibt schon einige sehr gute Projekte,<br />
wie etwa den Inncubator am WIFI.<br />
Dort findet ein guter Austausch statt.<br />
Es werden aber auch nicht täglich<br />
Start-up-Festivals abgebrannt. Außerdem<br />
ist die Werkstatt von Swarovski<br />
in Wattens in unmittelbarer Nähe. Ich<br />
halte es nicht für sinnvoll, Coworking<br />
mit Gewalt auf die Bezirksebenen herunterbrechen<br />
zu wollen. Zentralisierung<br />
begrüße ich in diesem Bereich<br />
ausdrücklich, denn für eine gute Startup-Szene<br />
braucht es Frequenz. Die<br />
Kammer ist dem Thema gegenüber<br />
aber sehr aufgeschlossen.<br />
ECHO: Die Welt hat sich globalisiert,<br />
wesentlich durch das Internet.<br />
Das bringt auch Herausforderungen<br />
für traditionelle Geschäftsmodelle<br />
mit sich. Die Hotellerie ist plötzlich<br />
mit Konkurrenz aus der sogenannten<br />
Sharing Economy, etwa Airbnb,<br />
konfrontiert. Welche Rolle spielt die<br />
neue Konkurrenz in einer touristisch<br />
starken Region?<br />
Entner: Sharing Economy spielt<br />
schon eine Rolle, ist aber auch ein<br />
eher urbanes Thema. In Großstädten<br />
wie Berlin oder Wien hat das<br />
einen ganz anderen Stellenwert und<br />
eine andere Dringlichkeit. Anhand<br />
von Mayrhofen sieht man aber, dass<br />
Airbnb auch bei uns recht erfolgreich<br />
eingesetzt werden kann. Für die kleinstrukturierten<br />
Beherbergungsbetriebe<br />
ist es dennoch eine Herausforderung,<br />
weil wir einem Wettbewerb<br />
gegenüberstehen, den wir in dieser<br />
Form nicht gewohnt waren.<br />
ECHO: Ist dieser Wettbewerb fair?<br />
Es ist nämlich nichts davon bekannt,<br />
dass Airbnb-Vermieter Ortstaxen etc.<br />
zu bezahlen hätten.<br />
Entner: Das ist nicht fair. Es geht<br />
nicht nur um die Ortstaxe. Airbnb-Vermieter<br />
unterliegen keinen<br />
Auflagen, etwa hinsichtlich eines<br />
Brandschutzes. Wenn da etwas<br />
passiert, sind die Folgen katastrophal.<br />
Grundsätzlich schafft Airbnb<br />
eine Ungerechtigkeit zwischen den<br />
Marktteilnehmern und verzerrt den<br />
Wettbewerb. Man kann sich der Sharing<br />
Economy nicht verschließen, es<br />
braucht aber Waffengleichheit. Wie<br />
das kontrolliert werden soll, ist eine<br />
andere Frage. Man läuft wieder Gefahr,<br />
ein kompliziertes Regelwerk zu<br />
schaffen.<br />
ECHO: Was gibt es in der Sache auf<br />
der Habenseite zu verbuchen?<br />
Entner: Auf einer ganz fundamentalen<br />
Ebene muss man sich einmal<br />
vor Augen führen, dass der weltweit<br />
größte Beherbergungsanbieter kein<br />
einziges eigenes Bett und der größte<br />
Fahrdienst Uber kein eigenes Auto<br />
hat. Der Airbnb-Vermieter von heute<br />
ist in Tirol gewissermaßen der kleine<br />
Privatzimmervermieter von früher.<br />
Das ist grundsätzlich positiv, weil<br />
man dadurch ein breiteres Publikum<br />
ansprechen kann. Es bestand und<br />
besteht nämlich die Gefahr, dass uns<br />
die kleinen Privatzimmervermieter<br />
wegbrechen. Diese sind aber insgesamt<br />
wichtig für den Tourismus, weil<br />
wir nicht nur 4- und 5-Sterne-Häuser<br />
und Wellnesstempel brauchen.<br />
Diesen Trend kann Airbn vielleicht<br />
bremsen. Die Spielregeln für Airbnb-<br />
Vermietung müssen aber klar geregelt<br />
sein, ohne dabei übers Ziel hinauszuschießen.<br />
Interview: Marian Kröll<br />
SERVICE<br />
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top 100 SCHWAZ | LEBEN<br />
Generationswechsel<br />
Wirtschaft. Im vergangenen Jahr hat das Fügener Familienunternehmen<br />
Opbacher „100 Jahre in der Blauen“ gefeiert. In diesem Rahmen übergab<br />
Franz Opbacher die Firma an seine Töchter Viktoria und Veronika.<br />
Vergangenes Jahr im Spätsommer<br />
beging das Zillertaler Installationsunternehmen<br />
Opbacher<br />
Installationen ein Jubiläum der besonderen<br />
Art: „100 Jahre in der Blauen“.<br />
Für das Motto der Feier wurde der 65.<br />
Geburtstag des Firmengründers Franz<br />
Opbacher mit dem 35-jährigen Firmenjubiläum<br />
addiert. Der leidenschaftliche<br />
Installateur, der die Firma 1980 als Ein-<br />
Mann-Betrieb gegründet hatte, übergab<br />
die ihm im Laufe seiner langjährigen<br />
Berufstätigkeit liebgewordene „Blaue“ in<br />
neuer, von der Ferrarischule Innsbruck<br />
für Frauenmaße adaptierter Form an seine<br />
Nachfolgerinnen, die Töchter Viktoria<br />
Neuner-Opbacher und Veronika Opbacher.<br />
Beide sind seit vielen Jahren im Familienbetrieb<br />
tätig und wurden behutsam<br />
an die Geschäftsführertätigkeit herangeführt.<br />
Um im männerdominierten<br />
Bau- und Baunebengewerbe reüssieren<br />
zu können, braucht es neben Fleiß auch<br />
das nötige Fachwissen. Beide Töchter<br />
sind als HTL-Absolventinnen mit den<br />
Grundlagen des Gewerbes bestens vertraut.<br />
Die jüngere Tochter Veronika ist<br />
überdies seit 2015 Innungsmeisterin der<br />
Installateure in Tirol. Die Geschwister<br />
legen im Betrieb selbst Hand an, wo es<br />
notwendig ist, und kennen die täglichen<br />
Herausforderungen, die auf Baustellen<br />
auftreten, aus eigener Erfahrung.<br />
Obwohl Franz Opbacher 2016 aus<br />
der ersten Reihe in den Hintergrund<br />
getreten ist, ist der Firmengründer<br />
dennoch weiterhin im Unternehmen<br />
präsent. „Wir haben uns die Unternehmensbereiche<br />
und Zuständigkeiten<br />
aufgeteilt. Unser Vater unterstützt<br />
uns und steht uns in allen Belangen<br />
mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Geschäftsführerin<br />
Viktoria Neuner-Opbacher.<br />
Außerdem kümmert sich der<br />
Seniorchef mit Hingabe um die neu<br />
eingerichtete Opbacher-Lehrlingsakademie.<br />
eIN Herz fÜr<br />
DIe leHre<br />
Die Lehre stellt viele Handwerksberufe<br />
vor große Herausforderungen. Das liegt<br />
zum einen an der unvorteilhaften demografischen<br />
Entwicklung mit geburtenschwachen<br />
Jahrgängen, zum anderen<br />
daran, dass die gesellschaftliche Reputation<br />
der Lehre besser sein könnte.<br />
Bei den Lehrberufen, die mit einer<br />
Bürotätigkeit verbunden sind, sei die<br />
Situation allgemein etwas besser, weil<br />
diese Lehrberufe einen höheren gesellschaftlichen<br />
Stellenwert hätten, sagt<br />
Viktoria Neuner-Opbacher. „Es ist eine<br />
Herausforderung, einem Jugendlichen<br />
zu vermitteln, dass der Beruf Gebäudeund<br />
Installationstechniker mit seinen<br />
verschiedenen Teilbereichen wie Bä-<br />
Veronika Opbacher (li.) und Viktoria Neuner-Opbacher lenken als Geschäftsführerinnen<br />
die Geschicke des Familienunternehmens. Beide sind HTL-Absolventinnen.<br />
Foto: Opbacher<br />
18<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Standesgemäße Betriebsübergabe an<br />
die nächste Generation: Der Blaumann<br />
wurde für Frauenmaße adaptiert.<br />
Im Spätsommer 2016 gaben sich unter dem Motto „100 Jahre in der Blauen“<br />
Freunde und Wegbegleiter des Unternehmens in Fügen die Klinke in die Hand.<br />
derplanung und Regelungstechnik<br />
spannend, abwechslungsreich und<br />
herausfordernd ist“, weiß Neuner-Opbacher.<br />
Am Verdienst kann es kaum liegen,<br />
denn ein Lehrling im vierten Lehrjahr<br />
verdient sehr ansehnliche 1.430<br />
Euro netto. Im Gegensatz zum Maurer<br />
und Zimmerer hinterlässt der Installateur<br />
auf der Baustelle subtilere Spuren,<br />
die aus der Entfernung unsichtbar sind.<br />
„Unsere Arbeit mag zwar erst auf den<br />
zweiten Blick sichtbar sein, dennoch<br />
ist unser Lehrberuf einer der schwierigsten<br />
im Baunebengewerbe, weil er<br />
technisch so herausfordernd ist“, erklärt<br />
Veronika Opbacher, die sich auch<br />
in ihrer Funktion als Innungsmeisterin<br />
um die Lehrlingsausbildung bemüht.<br />
Trotz allgemein schwieriger Rahmenbedingungen<br />
schätzt man sich<br />
beim Installationsunternehmen, das<br />
seit 2014 das Prädikat „Ausgezeichneter<br />
Tiroler Lehrbetrieb“ trägt, glücklich,<br />
in den vergangenen Jahren stets gute<br />
Lehrlinge bekommen zu haben. Das<br />
dürfte auch damit zusammenhängen,<br />
dass es bei Opbacher großen Teamgeist<br />
und Zusammenhalt gibt. Im Rahmen<br />
der Opbacher-Lehrlingsakademie<br />
wendet sich Franz Opbacher den Fach-<br />
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Franz Huber, Mattro Production, <strong>Schwaz</strong><br />
Das Gründungspaket der Kammer begleitet junge<br />
Unternehmen weit über die Gründung hinaus.<br />
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top 100 SCHWAZ | LEBEN<br />
Starkes Familienunternehmen: Firmengründer Franz Opbacher mit Frau Claudia und<br />
den Töchtern Katharina, Veronika und Viktoria.<br />
kräften der Zukunft zu und gibt sein<br />
über Jahrzehnte erworbenes Wissen<br />
und nicht zuletzt seine ungebrochene<br />
Begeisterung für das Handwerk weiter.<br />
Bei seinen zahlreichen Besuchen in Berufsschulen<br />
des Landes hat sich gezeigt,<br />
dass Franz Opbacher, der seine beachtliche<br />
Karriere als Lehrling gestartet hatte,<br />
einen besonders guten Draht zu den<br />
jungen Menschen hat.<br />
Neue Wege<br />
Während Altbewährtes bei Opbacher<br />
weiterhin Platz findet, beschreiten<br />
Viktoria Neuner-Opbacher und Veronika<br />
Opbacher auch neue Wege.<br />
Dazu gehört beispielsweise die Einführung<br />
eines Gleitzeitmodells, das<br />
den Mitarbeitern größeren Gestaltungsspielraum<br />
gibt, ihnen aber auch<br />
mehr Eigenverantwortung abverlangt.<br />
Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase<br />
funktioniert das Modell<br />
sowohl für die Arbeitnehmer als auch<br />
für den Arbeitgeber reibungslos. Das<br />
Zeitmanagement auf den Baustellen<br />
liegt in der Verantwortung der Obermonteure.<br />
Die Innovation endet<br />
aber nicht mit der Einführung neuer<br />
Arbeitszeitmodelle. In technisch-organisatorischer<br />
Hinsicht hat sich die<br />
Geschäftsführung vorgenommen, am<br />
Stand der Technik zu bleiben. Deshalb<br />
wird momentan eine neue Software<br />
im Betrieb ausgerollt. Neue Hardware<br />
gibt es auch. Soviel sei verraten: Opbacher-Monteure<br />
mit Tablets sollen<br />
schon bald zum gewohnten Bild auf<br />
Baustellen gehören. Es handelt sich<br />
dabei nicht etwa um eine technische<br />
Spielerei, sondern es geht im Kern darum,<br />
Fehlerquellen zu minimieren und<br />
für eine raschere Service-Abwicklung<br />
zu sorgen. Derzeit prüft Veronika Opbacher<br />
das System im Alltagseinsatz<br />
auf der Baustelle noch auf Herz und<br />
Nieren. Den allgegenwärtigen Megatrend<br />
„Digitalisierung“ sieht die junge<br />
Innungsmeisterin generell aber noch<br />
eher im Anfangsstadium: „Bisher beschäftigt<br />
sich jedes Gewerk separat mit<br />
der Digitalisierung. Es gibt aber noch<br />
keine gemeinsamen Standards.“<br />
fest verwurzelt<br />
„Einer von uns“, lautet der Slogan, den<br />
sich das Installationsunternehmen<br />
mit rund 210 Mitarbeitern vor einigen<br />
Jahren gegeben hat. Darin spiegelt<br />
sich die Philosophie wider, trotz<br />
allen Erfolgs die Bodenhaftung nicht<br />
zu verlieren. Ein Schlüsseljahr in der<br />
Unternehmensgeschichte war 2006.<br />
In diesem Jahr wurde das neue, 4.300<br />
Quadratmeter große Firmengelände<br />
in Fügen eröffnet. Das Gebäude bietet<br />
Kunden auf 1.500 lichtdurchfluteten<br />
Quadratmetern imposantes Anschauungsmaterial<br />
in Sachen Bädergestaltung.<br />
2006 erfolgte der Zukauf der in<br />
Seefeld ansässigen Hell Installationen<br />
GmbH mit 20 Mitarbeitern. Von dort<br />
aus bearbeitet man das tourismusintensive<br />
Tiroler Oberland. Über die<br />
eminente Bedeutung des Tourismus<br />
als Konjunkturmotor für das Bau- und<br />
Baunebengewerbe sind sich die Opbachers<br />
vollständig im Klaren. „Wir hier<br />
im Zillertal profitieren alle ausnahmslos<br />
vom Tourismus“, weiß Veronika<br />
Opbacher. Mindestens ein Viertel des<br />
Umsatzes macht das Unternehmen<br />
mit Tourismusbetrieben.<br />
Mit der derzeitigen Betriebsgröße<br />
sieht sich die Geschäftsführung gut<br />
am Markt positioniert. Das Zillertaler<br />
Unternehmen ist in der Heimat fest verwurzelt,<br />
hat seine Fühler aber auch nach<br />
Salzburg und in den bayrischen Raum<br />
ausgestreckt, in dem es seit einigen Jahren<br />
erfolgreich tätig ist.<br />
Nach der Übergabe an die Töchter<br />
verfolgt das Installationsunternehmen<br />
weiterhin mit dem richtigen Mix aus<br />
Kontinuität und Innovation zielstrebig<br />
seinen Weg. Die Lehre hat Franz<br />
Opbacher zur Chefsache gemacht,<br />
in der Lehrlingsakademie nimmt er<br />
die hoffnungsvollen Nachwuchskräfte<br />
unter seine Fittiche. Wenn es ihm<br />
gelingt, auch nur einen Teil seiner Begeisterung<br />
für das Handwerk weiterzugeben,<br />
dürften der Lehre allgemein<br />
wieder bessere Zeiten bevorstehen.<br />
20<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
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top 100 SCHWAZ | interview<br />
Missverständnisse<br />
Arbeitnehmer. Was die Beschäftigten im Bezirk umtreibt, erläutert<br />
Andreas Herzog, Leiter der AK Bezirkskammer <strong>Schwaz</strong>. Vor allem bei<br />
Krankenständen und Kündigungen kommt es oft zu Missverständnissen.<br />
ECHO: Mit welchen arbeitsrechtlichen<br />
Missverständnissen sind Sie<br />
im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit<br />
häufiger konfrontiert?<br />
Andreas Herzog: Es ist ganz oft<br />
so, dass Leute im Glauben zu uns<br />
kommen, während eines Krankenstands<br />
nicht gekündigt werden zu<br />
können. Das ist falsch. Es gibt keinen<br />
Kündigungsschutz im Krankenstand.<br />
Wird der Arbeitnehmer während<br />
des Krankenstands gekündigt,<br />
muss der Arbeitgeber bis zum Ende<br />
des Krankenstands Entgeltfortzahlung<br />
leisten.<br />
ECHO: Beobachten Sie eine Zunahme<br />
in der Häufigkeit von Kündigungen<br />
während des Krankenstands?<br />
Herzog: Ich mache diesen Job jetzt<br />
seit 20 Jahren und in dieser Zeit haben<br />
solche Kündigungen mit Sicherheit<br />
zugenommen.<br />
ECHO: Statistisch betrachtet sinkt<br />
die durchschnittliche Krankenstandsdauer<br />
der Arbeitnehmer kontinuierlich.<br />
Lassen Sie mich polemisch<br />
formulieren: Sind die Arbeitnehmer<br />
heute einfach gesünder oder gibt es<br />
dafür andere Gründe?<br />
Herzog: Nach meiner Erfahrung<br />
ist es so, dass die Leute nicht weniger<br />
krank sind, sondern sehr häufig aus<br />
Angst um den Job krank arbeiten gehen.<br />
Jemand, der eine leichtere Grippe<br />
hat und vom Arzt krankgeschrieben<br />
wurde, wird sich möglicherweise<br />
zwei Mal überlegen, ob er diesen<br />
Krankenstand tatsächlich antritt.<br />
ECHO: Gibt es andere Missverständnisse<br />
rund um die Kündigung?<br />
Herzog: Vielfach wird geglaubt,<br />
dass ältere Arbeitnehmer jenseits der<br />
50 kündigungsgeschützt sind. Diese<br />
Meinung hält sich hartnäckig. Es gibt<br />
keinen allgemeinen Kündigungsschutz<br />
für ältere Arbeitnehmer, sondern<br />
lediglich einzelne kollektivvertragliche<br />
Regelungen. Von diesen ist<br />
aber der Großteil der Arbeitnehmer<br />
nicht betroffen.<br />
Starke Bezirkskammer: AK Jurist Andreas Herzog kümmert sich mit seinem Team um<br />
die Anliegen der Beschäftigten im Bezirk.<br />
„Arbeitnehmer sind<br />
nicht weniger oft krank<br />
als früher, sondern<br />
gehen aus Angst um<br />
den Job krank arbeiten.“<br />
<br />
Andreas Herzog,<br />
Leiter AK Bezirkskammer <strong>Schwaz</strong><br />
Fotos: Kröll, AK Tirol<br />
22<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
ECHO: Wie aussichtsreich ist es, eine<br />
Kündigung zu beeinspruchen, wenn<br />
diese aus Sicht der AK sachlich nicht<br />
gerechtfertigt ist.<br />
Herzog: Das muss man sich von Fall<br />
zu Fall ansehen. Es gibt im Arbeitsverfassungsgesetz<br />
die Möglichkeit,<br />
eine Kündigung anzufechten, sofern<br />
gewisse Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
In erster Linie, wenn eine sogenannte<br />
Sozialwidrigkeit gegeben ist, also wesentliche<br />
Interessen des Arbeitnehmers<br />
durch die Kündigung berührt werden<br />
und Faktoren wie drohende Arbeitslosigkeit<br />
in der Zukunft und hohe<br />
zukünftige Einkommensversluste dazukommen.<br />
Das ist so gut wie immer<br />
der Fall.<br />
ECHO: Gerade bei älteren Arbeitnehmern,<br />
die am Ende ihres Berufslebens<br />
am meisten verdienen, dürfte das<br />
schlagend werden.<br />
Herzog: Da wird dann geschaut,<br />
wie der mögliche Verdienst in einem<br />
anderen Job aussieht, ob Sorgepflichten<br />
– etwa für minderjährige Kinder<br />
– bestehen und wie es insgesamt um<br />
die Vermögensverhältnisse bestellt ist.<br />
Davon abhängig muss man entscheiden,<br />
ob eine Kündigungsanfechtung<br />
sinnvoll ist. Je länger jemand in einem<br />
Betrieb gearbeitet hat und je älter der<br />
Arbeitnehmer ist, desto höher sind die<br />
Chancen einer Anfechtung.<br />
ECHO: Ist es praktisch nicht so, dass<br />
das Band zwischen Arbeitnehmer und<br />
Arbeitgeber zerschnitten und eine Klage<br />
auf Wiedereinstellung unrealistisch<br />
ist?<br />
Herzog: Ab einer Betriebsgröße von<br />
fünf Arbeitnehmern kann man eine<br />
Anfechtung machen. Es ist tatsächlich<br />
in größeren Betrieben einfacher, wo<br />
man den Vorgesetzten, mit dem man<br />
sich vor Gericht getroffen hat, nicht<br />
täglich sieht. Praktisch werden viele<br />
dieser Verfahren vor Gericht auf dem<br />
Vergleichsweg geregelt. Das heißt, der<br />
Arbeitnehmer bekommt eine Abschlagszahlung.<br />
ECHO: Die Vereinbarung von Urlaub<br />
dürfte auch nicht ohne Tücken<br />
sein?<br />
Herzog: Da hält sich hartnäckig das<br />
Gerücht, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
jeweils einen Teil des Urlaubs<br />
selbst bestimmen können. Nachdem<br />
das beide Seiten glauben, funktioniert<br />
das eigentümlicherweise in der Praxis<br />
ganz gut.<br />
ECHO: Wie sieht es in Bezug auf<br />
Urlaubssperren aus?<br />
Herzog: Sofern Urlaubssperren von<br />
Anfang an im Arbeitsvertrag vereinbart<br />
worden sind und ein gewisses<br />
Ausmaß nicht überschreiten, sind sie<br />
rechtlich zulässig.<br />
ECHO: Wie sieht es mit sogenannten<br />
All-in-Klauseln aus, die sich in den letzten<br />
Jahren zunehmender Beliebtheit<br />
erfreuen?<br />
Herzog: All-in-Klauseln kommen<br />
nicht nur bei Besserverdienern zum<br />
Tragen, sondern auch bei Geringverdienern.<br />
Jedenfalls muss bei einem<br />
solchen Vertrag der Grundlohn am<br />
Dienstzettel bzw. Arbeitsvertrag angegeben<br />
werden.<br />
„In der AK Bezirkskammer<br />
gibt es Beratung<br />
und Service vor Ort.<br />
Denn rasche Hilfe ist<br />
die beste Hilfe.“<br />
Erwin Zangerl,<br />
AK Tirol<br />
ECHO: Aus Gesprächen mit ihren<br />
Kollegen in anderen Tiroler Bezirken<br />
hat sich klar herauskristallisiert, dass<br />
bei der Wahrung von Arbeitnehmerrechten<br />
der Tourismus das Sorgenkind<br />
ist. Gilt das auch für den Bezirk<br />
<strong>Schwaz</strong>?<br />
Herzog: Allein auf den Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
entfällt ein Fünftel aller Nächtigungen<br />
in Tirol. Daraus ergibt sich, dass sehr<br />
viele Dienstnehmer in der Beherbergung<br />
und Gastronomie beschäftigt<br />
sind und es in der Folge viele Probleme<br />
gibt. Ein Dauerthema im Tourismus<br />
sind die Überstunden, die entweder<br />
gar nicht oder nicht richtig abgegolten<br />
werden.<br />
ECHO: Als Arbeitnehmer hat man<br />
aber keine Chance, zu seinem Recht<br />
zu kommen, wenn man keine Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
führt.<br />
Herzog: Das ist der wesentliche<br />
Punkt. Es gilt der Grundsatz „Wer<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong> 23
top 100 SCHWAZ | interview<br />
schreibt, der bleibt“. Vor Gericht haben<br />
schlüssige Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
eine hohe Beweiskraft.<br />
ECHO: Was passiert, wenn der<br />
Arbeitnehmer akribische Aufzeichnungen<br />
führt, der Arbeitgeber aber<br />
bei Gericht anderslautende Aufzeichnungen<br />
vorlegt?<br />
Herzog: Das unterliegt der freien Beweiswürdigung<br />
durch das Gericht. Ich<br />
kann aber nur jedem raten, am Ende<br />
des Tages die Arbeitszeiten aufzuzeichnen<br />
und eventuell noch besondere<br />
Vorkommnisse, wie beispielsweise<br />
Veranstaltungen, mit Details dazuzuschreiben.<br />
Das hat, wie gesagt, dann<br />
eine hohe Beweiskraft.<br />
ECHO: Arbeitnehmer im Tourismus<br />
dürfen auch nicht heimgeschickt werden,<br />
wenn einmal schlechtes Wetter<br />
oder wenig los ist. Gibt es da bei den<br />
Unternehmen eine entsprechende<br />
Einsicht?<br />
Herzog: Die Einsicht stellt sich meist<br />
erst nach einer Intervention von unserer<br />
Seite ein. Da wird einfach das<br />
Unternehmerrisiko vom Arbeitgeber<br />
auf den Arbeitnehmer abgewälzt. Das<br />
Risiko und auch die Gewinne<br />
hat schlussendlich<br />
der Arbeitgeber.<br />
ECHO: Zieht die AK in<br />
Vertretung der Arbeitnehmerinteressen<br />
heute öfter<br />
vor Gericht als früher?<br />
Herzog: Wir beobachten,<br />
dass bei Interventionen die<br />
Höhe der Streitwerte gesunken<br />
ist. Tendenziell ist<br />
es so, dass die allermeisten<br />
Fälle außergerichtlich gelöst<br />
werden können. Im Durchschnitt<br />
sind es fünfzig bis<br />
sechzig Fälle pro Jahr, die<br />
wir im Bezirk <strong>Schwaz</strong> einklagen,<br />
weil keine außergerichtliche<br />
Lösung möglich<br />
ist oder der Dienstgeber<br />
nicht reagiert.<br />
Interview: Marian Kröll<br />
Setzen sich für die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bezirk ein: Die AK Kammerräte Petra Grössl-Wechselberger,<br />
Fritz Gurgiser, Leonhard Klocker, Christian Larch, Thomas Lintner, Thomas Orgler, AK Vizepräsidentin Verena Steinlechner-<br />
Graziadei, Christian Hauser, Franz Lanthaler, Daniela Brüstle-Supper (v. li.).<br />
24<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
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P
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Buchhaltung der Zukunft<br />
Steuerberater. Markus Geisler füllt das Schlagwort „Digimatisierung®“ in seiner<br />
<strong>Schwaz</strong>er Kanzlei mit Leben und zeigt die Potenziale optimierter digitaler<br />
Prozesse in betrieblichen und steuerlichen Zusammenhängen auf.<br />
ECHO: Was verstehen Sie unter<br />
dem Begriff „Digimatisierung®“?<br />
Markus Geisler: Darunter verstehe<br />
ich die Digitalisierung von Papierbelegen<br />
verbunden mit der Automatisierung<br />
von Prozessabläufen. Es soll<br />
dadurch eine neue moderne Art der<br />
Buchhaltung mit Effizienz- und Qualitätssteigerung<br />
erreicht werden. Es<br />
handelt sich um die nächste Evolutionsstufe<br />
in der elektronischen Beleg-<br />
und Dokumentenverarbeitung:<br />
effizienter, digitaler, qualitätsgeprüft.<br />
ECHO: Das Schlagwort Digitalisierung<br />
wird in vielen Zusammenhängen<br />
abstrakt gebraucht. Wie sieht<br />
die Digitalisierung in Ihrer Branche<br />
konkret aus?<br />
Geisler: Bis vor wenigen Jahren war<br />
Papier aus dem Rechnungswesen<br />
nicht wegzudenken. Jetzt müssen<br />
Unternehmer auf Digitalisierung<br />
setzen, um überhaupt wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben. Die digitale Revolution<br />
zwingt Unternehmen aus allen<br />
Bereichen und jeder Betriebsgröße<br />
geradezu, digitale Prozesse einzuführen.<br />
Markus Geisler ist geschäftsführender Gesellschafter der in der <strong>Schwaz</strong>er Münchner<br />
Straße 22 sitzenden Geisler & Hirschberger Steuerberatungs GmbH. Der Steuerberater,<br />
Wirtschaftsjurist, Fachvortragende und Mediator beschäftigt sich beruflich<br />
seit Jahren sehr intensiv mit der Verbesserung digitaler Prozesse in betrieblichen und<br />
steuerlichen Zusammenhängen.<br />
ECHO: Ein Unternehmer muss in<br />
der Digitalisierung einen Nutzen sehen,<br />
sei es als Ressourcen- und Zeitersparnis.<br />
Wo liegen die konkreten<br />
Vorteile digitaler Prozesse gegenüber<br />
analogen?<br />
Geisler: Man hat ein digitales<br />
Beleg archiv, auf das man jederzeit<br />
zugreifen kann. Früher hat man die<br />
Belege dem Steuerberater in regelmäßigen<br />
Abständen vorbeigebracht<br />
oder postalisch zugeschickt. Durch<br />
die elektronische Übermittlung sind<br />
die Intervalle wesentlich kürzer geworden,<br />
was wiederum eine zeitnahe<br />
Auswertung ermöglicht. Außerdem<br />
entfällt der postalische Belegweg. Jeder<br />
Betrieb wird individuell nach den<br />
jeweiligen Erfordernissen behandelt.<br />
Ein kleines Unternehmen hat klarerweise<br />
andere Bedürfnisse als ein<br />
Großbetrieb. Auf Grundlage zeitnaher<br />
Auswertungen lässt sich auch ein<br />
automatisiertes Mahnwesen aufbauen.<br />
Die Auswertungen sind online<br />
jederzeit abrufbar.<br />
ECHO: Wie flexibel ist Ihr digitales<br />
System?<br />
Geisler: Unser System ist so ausgelegt,<br />
dass auch Klienten, die ihre<br />
Buchhaltung selbst erledigen, die<br />
Fotos: Kux<br />
26 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Vorteile nützen können. Neben dem<br />
ganzen Bereich Rechnungswesen<br />
schaffen wir für die Betriebe eine digitale<br />
Ablagemöglichkeit für sämtliche<br />
Unternehmenskorrespondenzen. Ein<br />
Betrieb hat ja nicht nur Belege aus<br />
dem Rechnungswesen, sondern auch<br />
Lieferscheine, Verträge und andere<br />
Urkunden. Für solche Dokumente<br />
bieten wir als Kanzlei ein erprobtes<br />
und revisionssicheres System an.<br />
ECHO: Wie komplex ist die Umstellung<br />
auf digitale Prozesse für Unternehmen?<br />
Geisler: Es ist ganz wesentlich, eine<br />
Unternehmensanalyse zu machen.<br />
Dazu besuche ich mit einem Mitarbeiter<br />
den jeweiligen Betrieb, schaue<br />
mir die Betriebsstruktur und die derzeitigen<br />
Abläufe an, lerne die Mitarbeiter<br />
kennen, um in der Folge ein<br />
sinnvolles und maßgeschneidertes<br />
Konzept ausarbeiten zu können. Es<br />
kann tödlich sein, sich konzept- und<br />
planlos in die Digimatisierung zu<br />
stürzen.<br />
ECHO: Es gibt also kein Schema F<br />
für die Umstellung?<br />
Geisler: Nein, jede Branche, jeder<br />
Betrieb ist anders und hat andere<br />
Bedürfnisse, weshalb der Digitalisierungsprozess,<br />
der erfahrungsgemäß<br />
zwischen vier und sieben Monaten<br />
dauert, auf das jeweilige Unternehmen<br />
zugeschnitten sein muss. Es ist<br />
ganz wichtig, die Mitarbeiter entsprechend<br />
zu schulen, vorzubereiten und<br />
zu begleiten. Wir gehen behutsam<br />
und Schritt für Schritt vor.<br />
ECHO: Was kann im Bereich des<br />
Rechnungswesens automatisiert werden?<br />
Geisler: Wir beginnen einmal mit<br />
dem Bankimport, weil dieser die<br />
kleinste Umstellung ist. Derzeit bekommen<br />
noch viele Steuerberater<br />
„Die digitale Welt darf<br />
keine Belastung sein, sie<br />
muss einen Mehrwert<br />
darstellen.“<br />
Markus Geisler,<br />
Kanzlei Geisler & Hirschberger<br />
Kontoauszüge zugeschickt. Das ist<br />
veraltet. Einem Steuerberater kann<br />
eine Einsichtsberechtigung gewährt<br />
werden. Damit kann er die Bankdaten<br />
automatisiert in die Buchhaltungssoftware<br />
einspielen. Der nächste Schritt<br />
ist dann die papierlose Buchhaltung.<br />
Man schaut sich an, ob der Betrieb die<br />
Möglichkeit hat, Papierbelege digital<br />
zu verarbeiten, das heißt ein digitales<br />
Belegbild zu erzeugen. Dabei ist es<br />
wichtig, auf die richtigen technischen<br />
Hilfsmittel zu setzen. Von Flachbettscannern<br />
rate ich ab, weil das zu zeitintensiv<br />
ist. Den Scans werden keine<br />
Metadaten hinzugefügt, weil solche<br />
vom Rechenzentrum, wo die Belege<br />
gespeichert werden, mittels Texterkennung<br />
hinzugefügt werden. In einem<br />
weiteren Automatisierungsschritt<br />
greifen wir über eine Schnittstelle auf<br />
die in den Programmen der Unternehmen<br />
erzeugten Daten zu. Das erlaubt<br />
es uns beispielsweise, Ausgangsrechnungen<br />
digital abzugreifen.<br />
ECHO: Wie zuverlässig funktioniert<br />
OCR, die automatische Texterkennung<br />
auf den Belegbildern?<br />
Geisler: Das funktioniert bereits<br />
ausgezeichnet, wir haben eine Trefferquote<br />
von mehr als 90 Prozent.<br />
In den kommenden Jahren wird<br />
sich da aber noch viel tun. Das Programm<br />
entwickelt derzeit schon auf<br />
Grundlage der Belege Vorschläge<br />
für Buchungssätze. Zukünftig soll<br />
die Software in der Lage sein, belegübergreifend<br />
zu prüfen. Langt beispielsweise<br />
eine Eingangsrechnung<br />
im System ein, wird diese mit sämtlichen<br />
anderen Dokumenten desselben<br />
Typs abgeglichen. Wir wollen in<br />
Zukunft den gesamten Zahlungsverkehr<br />
über unsere Rechnungswesen-<br />
Dienstleistung abdecken können und<br />
diese dem Klienten mittels App bzw.<br />
über digitale Schnittstellen zur Verfügung<br />
stellen.<br />
ECHO: Wenn irgendwann alle Systeme<br />
miteinander korrespondieren,<br />
kommen wir dann zu einer Buchhaltung<br />
in Echtzeit?<br />
Geisler: Das ist denkbar. Nach meiner<br />
Ansicht wird sich der ganze Buchhalterberuf<br />
gänzlich ändern. Derzeit<br />
verbucht der Buchhalter digitale<br />
Belegbilder, was aber keinen wesentlichen<br />
Unterschied zum Papierbeleg<br />
darstellt. Die Software schlägt jetzt<br />
zwar Buchungssätze vor, der nächste<br />
Schritt heißt aber „machine learning“.<br />
Dabei geht es um selbstlernende Systeme.<br />
Dann wird es zunehmend darum<br />
gehen, zur Qualitätssicherung<br />
die maschinengenerierten Daten zu<br />
kontrollieren. Der Buchhalter wird<br />
zum Datenanalytiker. Das bedeutet<br />
wiederum, dass sich auch die Ausbildung<br />
ändern wird. Wir schulen<br />
intern unsere Mitarbeiter vor allem<br />
software-technisch sehr intensiv.<br />
ECHO: Inwiefern verändert die<br />
Digitalisierung das Wesen Ihrer<br />
Branche?<br />
Geisler: Die digitale Welt darf keine<br />
Belastung sein, sie muss einen Mehrwert<br />
darstellen. Die Buchhaltung ist<br />
nicht mehr standortabhängig, es ist<br />
egal, wie weit Klienten und Steuerberater<br />
räumlich voneinander getrennt<br />
sind. Gleichzeitig wird die persönliche<br />
Beratung insgesamt sogar noch<br />
intensiver. Der Steuerberater ist mehr<br />
in den Betrieben unterwegs und besser<br />
in wesentliche Unternehmensentscheidungen<br />
eingebunden.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong><br />
27
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Selbstzweck Verwaltung<br />
Steuerberater. Gewohnt kritisch äußern sich Markus Schwaiger und<br />
Bernhard Pfister zur Stimmung in der Wirtschaft, dem österreichischen<br />
Förder(un)wesen und allgemeiner Praxisferne in der Verwaltung.<br />
ECHO: Liegt das an der Komplexität<br />
des Förderwesens?<br />
Schwaiger: Ja, das Förderwesen ist<br />
kompliziert und praxisfern.<br />
Pfister: Die Ankündigung von milliardenschweren<br />
Fördertöpfen wirkt<br />
manchmal wie eine politische Profilierungsmaßnahme.<br />
Bei der Antragstellung<br />
reihen sich dann die Stolpersteine<br />
aneinander. Manchmal ist das<br />
Ansuchen so ressourcenaufwändig,<br />
dass es sich kaum mehr rentiert. Das<br />
frustriert viele Wirtschaftstreibende.<br />
Würde man an den Rahmenbedingungen<br />
arbeiten, etwa in puncto<br />
Lohnnebenkosten, könnte man sich<br />
dieses Förderwesen weitgehend sparen.<br />
Schwaiger: Die Lohnnebenkosten<br />
sind der Kostenfaktor bei den Betrieben.<br />
Wenn ein Mitarbeiter die Hälfte<br />
von dem bekommt, was er mich kostet,<br />
dann stimmt die Relation nicht.<br />
Da muss man politisch ansetzen.<br />
Bernhard Pfister (li.) und Markus Schwaiger sehen bei vielen Unternehmen zwar<br />
bessere Zahlen, die Stimmung bleibt aber nahe am Gefrierpunkt.<br />
ECHO: In Österreich hat sich mittlerweile<br />
fast eine Art Förderungs-<br />
Industrie herausgebildet.<br />
Schwaiger: Das sehe ich auch so.<br />
Die Verwaltung ist in vielen Bereichen<br />
zum Selbstzweck geworden.<br />
ECHO: Prognosen sehen eine Konjunkturaufhellung.<br />
Hat sich diese auf<br />
die Stimmung der Unternehmer niedergeschlagen?<br />
Bernhard Pfister: Schwer zu sagen.<br />
Gute Zahlen allein sind für die<br />
gesamte Stimmung nicht allein ausschlaggebend.<br />
Mehrumsätze, die einen<br />
Aufschwung auslösen könnten,<br />
verpuffen in administrativen, bürokratischen<br />
Tätigkeiten. Steigende Auflagen<br />
und Dokumentationspflichten<br />
drücken auf die Stimmung.<br />
Markus Schwaiger: Die Stimmung,<br />
was die zukünftige wirtschaftliche<br />
Situation anbelangt, mag<br />
zwar besser sein, hinsichtlich der<br />
Geschäftsabläufe hat dagegen die<br />
Frustration allgemein nach meinem<br />
Empfinden sogar zugenommen. Das<br />
liegt aber nicht nur an den Dokumentationspflichten,<br />
sondern auch – man<br />
glaubt es kaum – am Förderwesen.<br />
Es gibt viele verschiede Förderungen,<br />
aber bei allen entsteht bei mir der<br />
Eindruck, dass es den Förderwerbern<br />
möglichst schwer gemacht werden<br />
soll, die Förderungen auch tatsächlich<br />
ausbezahlt zu bekommen.<br />
ECHO: Die Registrierkasse war ein<br />
Aufreger. Hat sich das zwischenzeitlich<br />
in Wohlgefallen aufgelöst?<br />
Pfister: Wohlgefallen dürfte nur bei<br />
den Kassenherstellern eingetreten<br />
sein. Das ist ein Aufreger-Thema. Ein<br />
normaler Unternehmer hatte schon<br />
seit Jahren eine Registrierkasse und<br />
fragt sich zurecht, warum er viel Geld<br />
für die Nachrüstung ausgeben soll.<br />
Schwaiger: Die Sinnfrage drängt<br />
sich aber nicht nur bei der Registrierkasse<br />
auf. Vielen Gesetzen merkt man<br />
eine erstaunliche Praxisferne an. Das<br />
ist kein Vorwurf. Die Legisten sind<br />
hochintelligente Akademiker, denen<br />
es aber leider zumeist merklich an<br />
praktischer Erfahrung mangelt<br />
Pfister: Die Politik will die Wirtschaft<br />
mit Regulatorien ankurbeln.<br />
Das hat bis jetzt noch nie funktioniert.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
Fotos: Kröll<br />
28 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
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1 1 GE Jenbacher (5)<br />
Herstellung von in Jenbach erzeugten Motoren im Leistungsbereich von 0,25-4<br />
Jenbach<br />
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2016 geschätzl lt. KSV<br />
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3 3 EGLO Gruppe (1)<br />
Herstellung und Handel mit dekorativen Wohnraumleuchten, konsolidierter<br />
Pill<br />
438.188.000 485.725.311 2290 212.107<br />
Umsatz, Exportanteil: 95 %; 68 Gesellschaften<br />
4 4 Binderholz Gruppe (1)<br />
Produktpalette reicht von Schnittholz, Profilholz, ein- und mehrschichtig verleimten<br />
Fügen<br />
369.000.000 483.000.000 1400 345.000<br />
Massivholzplatten bis zu Brettschichtholz und Brettsperrholz BBS. Die in<br />
der Produktion anfallenden Resthölzer werden zu Biobrennstoffen und Ökostrom<br />
verarbeitet. Binderholz GmbH, Binderholz Baustysteme GmbH; Umsatz vorläufig<br />
5 7 EMPL fahrzeUGWERK GMBH (1)<br />
Herstellung von LKW-Anhängern und (Sonder-)Aufbauten (Feuerwehr, Nutzfahrzeuge,<br />
Kaltenbach 110.000.000 131.000.000 475 275.789<br />
logistische Produkte); Werk Österreich und Deutschland<br />
6 6 Adolf Darbo AG (1)<br />
Herstellung von Konfitüren, Sirup, Fruchtdesserts & Fruchtzubereitungen, Abfüllung<br />
Stans<br />
127.600.000 127.600.000 345 369.855<br />
von Honig, Exportanteil: 50,1 %; Daten von 2015; Kennzahlen 2016 werden<br />
erst nach der Aktionärs-HV veröffentlicht<br />
7 8 Travel Europe Reiseveranstaltungs-GmbH (1)<br />
Reiseveranstaler; Geschäftsjahr: April 2015 bis März 2016, noch keine aktuellen<br />
Stans<br />
109.000.000 109.000.000 193 564.767 Seite 84<br />
Zahlen verfügbar<br />
8 9 Adler-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & cO KG (1)<br />
Erzeugung von Farben, Lacken, Lasuren und Holzschutzmitteln, Handel mit<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
100.000.000 104.000.000 550 189.091<br />
Farben, Exportanteil: 60 %<br />
9 11 Ing. Hans Lang GmbH (1)<br />
Baustoffe, Hoch/Tiefbau, Fertigteilbau, Baumärkte, Baustoffproduktion, Baustoffhandel,<br />
Terfens<br />
65.000.000 71.000.000 490 144.898 Seite 83<br />
Generalunternehmen, konsolidierter Umsatz; Konzern: St. Hubertus Ing.<br />
Hans Lang Beteiligungsgesellschaft mbH; WJ: 1. 3. 2015 – 29. 2. 2016<br />
10 10 Hartl cOnnect Transport GmbH (2)<br />
Güterbeförderung im Straßenverkehr<br />
Vomp<br />
70.000.000 70.000.000 40 1.750.000<br />
11 13 Rieder GmbH & CO KG (3)<br />
Hoch+ Tiefbau, Zimmerei, Tischlerei, Fensterwerk<br />
Ried im Zillertal 52.402.030 52.402.030 320 163.756<br />
12 14 Bezirkskrankenhaus <strong>Schwaz</strong> (4)<br />
Krankenhäuser; Jahresabschluss 2016 erste Mitte <strong>2017</strong> verfügbar<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
50.793.000 50.793.000 646 78.627<br />
13 5 AL-KO TECHNOLOGY AUSTRIA GMBH (1)<br />
Entwicklung und Fertigung von Komponenten für Automobil- und Fahrzeugbau,<br />
Raumsau 154.740.000 47.200.000 160 295.000<br />
Garten- und Hobby-Geräte; Umsatzveränderung aufgrund anteiligem Firmenverkauf<br />
14 15 ZILLertaLER GLetscherbahn GMBH & CO KG (5)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr; Umsatz 2014/15<br />
Hintertux<br />
46.476.109 47.059.605 298 157.918<br />
15 16 TROGER HOLZ GMBH (1)<br />
Holzindustrie<br />
Vomp<br />
41.800.000 43.100.000 87 495.402<br />
16 17 CHRISTOPHORUS Firmengruppe (4)<br />
Reisebüros, Reiseveranstalter, Busbetrieb, Incoming<br />
Mayrhofen 39.167.300 39.167.300 130 301.287<br />
17 20 daka GmbH & cO KG (1)<br />
Abfallwirtschaft, Entsorgungssysteme, Recycling, Tankservice; Brand- u. Wasserschadensanierung,<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
31.178.000 36.172.424 255 141.853<br />
Lüftungs-, Industrie- u. Sonderreinigung, konsolidierter<br />
Umsatz; Unternehmensfamilie DAKA: DAKA GmbH & Co KG, Inotec Umwelttechnik<br />
GmbH, TRG GmbH, SOS Schadensanierung GmbH<br />
18 18 Engleder GmbH (2)<br />
Tankstellen<br />
Weer<br />
35.000.000 35.000.000 30 1.166.667<br />
19 22 MAYRHOFNER BERGBAHNEN AG (1)<br />
Mayrhofen 31.174.160 33.835.500 171 197.868<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr; vorläufiges Ergebnis, finale Prüfung<br />
noch nicht erfolgt<br />
gereiht nach Umsatz; Anmerkungen: (1) Angaben lt. Unternehmen; (2) Angaben lt. KSV (Kreditschutzverband); (3) Angaben aus den Vorjahren; (4) Angaben lt. letztem Jahr; (5) Angaben aus dem Firmenbuch<br />
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Die Top 100 Unternehmen im Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
RANG 20-45<br />
<strong>2017</strong> 2016 Firmenname<br />
Ort Umsatz 15 Umsatz 16 Ma 16 Ums./MA 16 Info<br />
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NEU<br />
MWM aUstria GmbH (1)<br />
Handel u. Vertrieb von Verbrennungsmotoren zur dezentralen Energieerzeugung<br />
Opbacher Installationen GmbH (1)<br />
Gas-, Wasser-, Heizungs- & Lüftungs- und Klimaanlageinstallationen<br />
Ernst Derfeser GmbH (2)<br />
Gewinnung von Kies und Sand<br />
HANS PICKER GMBH (4)<br />
Sonstige Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen<br />
BRAUNEGGER KG (1)<br />
Sonstiger Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln<br />
GA Actuation Systems GmbH (1)<br />
Automobilzulieferindustrie, ehemals Teil der AL-KO-Gruppe, Exportanteil: 100 %<br />
MOSER GMBH & cO KG (1)<br />
Großhandel mit Mineralölerzeugnissen<br />
PLANLICHT GmbH & CO KG (1)<br />
Produktion und Handel mit Leuchten, Exportanteil: 70 %<br />
Bergbahnen Skizentrum Hochzillertal GmbH & cO KG (2)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr<br />
Wetscher GmbH Avanti Möbelmitnahmemarkt GmbH (1)<br />
Einzelhandel mit Wohnmöbeln, Großhandel und Tischlerei, Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />
zur Mitnahme, Junges Wohnen; konsolidierter Umsatz; Wetscher<br />
Beteiligungs-GmbH, Wetscher Immoblien GmbH, Avanti Möbel Mitnahme<br />
VIzrt aUstria GmbH (1)<br />
Softwareentwicklung und Vertrieb, Exportanteil: 90 %; Vizrt AG, Schweiz<br />
HERMANN HUBER AUTOHAUS GMBH (1)<br />
Einzelhandel mit Kraftwagen und Reparaturen<br />
Swareflex GmbH (2)<br />
Entwicklung, Produktion, Vermarktung, Vertrieb, Montage sowie Unterhaltung<br />
und Betrieb von technischen Produkten<br />
stadtwerke schwaz GMBH (1)<br />
Stromerzeugung, Stromvertrieb und Stromverteilung, Wasserver- und -entsorgung,<br />
Abwasserreinigung, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Wärmeversorgung,<br />
Parkgarage; konsolidierter Umsatz<br />
ZELLER BERGBAHNEN ZILLertaL GmbH & cO KG (2)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr<br />
ErlebnisSennerei Zillertal – Kröll Brigitte e. U. (1)<br />
Heumilchverarbeitung, ErlebnisSennerei, Gastronomie, Handel mit Milchprodukten,<br />
Exportanteil: 10 %<br />
Schwaninger Vieh Export GmbH (4)<br />
Großhandel mit lebenden Tieren<br />
Stock GmbH (3)<br />
Hotels<br />
Autohaus Haidacher Zillertal (1)<br />
Autohandel; Autohaus W. Haidacher KG und Autohaus Haidacher GmbH<br />
Schilift-Zentrum-GerLOs GmbH (1)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr<br />
GEBRUEDER schwaIGER GMBH (1)<br />
Güterbeförderung<br />
ZILLertaLER VERKEHRSBETRIEBE AG (1)<br />
Eisenbahnen, Autobuslinien- und Gelegenheitsverkehr<br />
REITER karL, Posthotel Achenkirch GmbH (2)<br />
Hotels (inkl. Motels)<br />
Sport- u. Wellnessresidenz Alpenrose, W. kOstenzer GmbH (1)<br />
Hotels (inkl. Motels)<br />
ABFALLWIrtschaft TIROL Mitte GMBH (1)<br />
Erbringung von Dienstleistungen a.n.g<br />
Gittis Naturprodukte GmbH (1)<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Fügen<br />
Vomp<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Kaltenbach<br />
Zellberg<br />
Jenbach<br />
Vomp<br />
Kaltenbach<br />
Fügen<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Zell am Ziller<br />
Vomp<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Zell am Ziller<br />
Mayrhofen<br />
Weer<br />
Finkenberg<br />
Zell Ziller<br />
Gerlos<br />
Weer<br />
Jenbach<br />
Achenkirch<br />
Maurach<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Vomp<br />
53.258.000<br />
29.000.000<br />
30.000.000<br />
28.661.000<br />
27.500.000<br />
24.897.257<br />
34.108.000<br />
27.700.000<br />
25.350.000<br />
25.000.000<br />
29.609.000<br />
18.890.000<br />
16.290.030<br />
20.233.000<br />
19.500.000<br />
18.350.000<br />
17.500.000<br />
17.050.000<br />
15.750.000<br />
13.272.000<br />
15.000.000<br />
15.210.000<br />
15.000.000<br />
13.300.000<br />
11.800.000<br />
7.000.000<br />
31.925.000<br />
30.000.000<br />
30.000.000<br />
28.661.000<br />
28.300.000<br />
28.000.000<br />
27.393.000<br />
26.000.000<br />
25.350.000<br />
25.000.000<br />
24.966.000<br />
22.660.000<br />
22.115.000<br />
20.872.325<br />
19.500.000<br />
19.260.000<br />
17.500.000<br />
17.050.000<br />
16.050.000<br />
15.704.000<br />
15.500.000<br />
15.210.000<br />
15.000.000<br />
13.400.000<br />
13.267.000<br />
13.000.000<br />
36<br />
195<br />
220<br />
67<br />
110<br />
150<br />
2<br />
165<br />
95<br />
120<br />
70<br />
45<br />
70<br />
78<br />
120<br />
81<br />
9<br />
160<br />
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116<br />
32<br />
160<br />
170<br />
150<br />
32<br />
55<br />
886.806<br />
153.846<br />
136.364<br />
427.776<br />
257.273<br />
186.667<br />
13.696.500<br />
157.576<br />
266.842<br />
208.333<br />
356.657<br />
503.556<br />
315.929<br />
267.594<br />
162.500<br />
237.778<br />
1.944.444<br />
106.563<br />
286.607<br />
135.3780<br />
484.375<br />
95.063<br />
88.235<br />
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Seite 41<br />
Seite 33<br />
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Erzeugung von Naturprodukten, Müslis, Vollkornriegeln und Babynahrung<br />
gereiht nach Umsatz; Anmerkungen: (1) Angaben lt. Unternehmen; (2) Angaben lt. KSV (Kreditschutzverband); (3) Angaben aus den Vorjahren; (4) Angaben lt. letztem Jahr; (5) Angaben aus dem Firmenbuch
Fotograf: Nikolas Hafele<br />
p.quiet<br />
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Die Top 100 Unternehmen im Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
RANG 46–72<br />
<strong>2017</strong> 2016 Firmenname<br />
46 45<br />
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NEU<br />
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55<br />
57<br />
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NEU<br />
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85<br />
64<br />
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Edi Light GmbH (2)<br />
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MOTORRAEDER AUTOMOBILE GMBH (3)<br />
Handel mit Krafträdern, Teilen und Zubehör<br />
TÜV SÜD Landesgesellschaft Österreich GmbH (2)<br />
Prüfinstitution<br />
Koppensteiner GmbH (4)<br />
Bau, Beton, Sanierung<br />
Eberharter & Gruber GmbH (3)<br />
Bauträger<br />
Geschützte Werkstätte – integrative Betr. Tirol GmbH (1)<br />
Lohnfertiger und Partner für Industriebetriebe; 84 % Menschen mit Handicap<br />
Raiffeisenbank Hippach und Umgebung reg. genmbH (2)<br />
Lagerhaus<br />
Skiliftgesellschaft Hochfügen GMBH (2)<br />
Seilbahn-, Sessel- und Schleppliftverkehr, sB-Restaurant<br />
TBA Transbozen aUstria GmbH (1)<br />
Transportunternehmen<br />
SCHULTZ WOHNBAU GMBH & CO KG (3)<br />
Erschließung von Grundstücken<br />
Molinari Rail aUstria GmbH (1)<br />
Engineering, Schienenfahrzeuge, Exportanteil: 80 %; Molinari Rail Gruppe, CH<br />
Reisebüro Hochzillertal GmbH (2)<br />
Reisebüros, Reiseveranstalter<br />
Gubert GmbH (1)<br />
Gewinnung von mineralischen Rohstoffen (Gestein, Kies, Sand), Containerdienst<br />
und Erdbau<br />
Autohaus Luxner GmbH (2)<br />
Autohandel<br />
SIKO SOLAR GmbH (2)<br />
Solaranlagen<br />
Fun & Spa Hotel Strass Roscher KG (2)<br />
Hotel<br />
Zillertaler Heumilch-Sennerei eGen (2)<br />
Sennerei<br />
BerlinerLuft. Technik GmbH (1)<br />
Hersteller von Ventilatoren und Klimageräten; Umsatz inkl. der 100-%-Tochter<br />
BerlinerLuft/Croatia, 65 MA in Kroatien<br />
Friedrich Heim e. u. Hotel kOhlerhof (1)<br />
Ganzjahresbetrieb Beherbergung, Hotel, Restaurant<br />
Z-Bau Luxner GmbH (3)<br />
Zimmerei, Bauunternehmen<br />
ENI Servicestation Espresso, Waschcenter Bracher Gmbh (1)<br />
Tankstellen, Exportanteil: 40 %<br />
G.H. Betriebs-GmbH Das Kronthaler (1)<br />
Hotel Das Kronthaler<br />
Autohaus Innerbichler GmbH (2)<br />
Autohandel<br />
Thermarium SPA – Anlagenbau GmbH (2)<br />
Anlagenbau<br />
GALLZEINER Luft-, Staub- und Abgastechnik GmbH (1)<br />
Herstellung lufttechnischer Apparate und Anlagen, Edelstahlverarbeitung,<br />
Schallschutzkabinen; Exportanteil: 18 %<br />
Ort Umsatz 15 Umsatz 16 Ma 16 Ums./MA 16 Info<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
11.794.000 12.169.742 14 869.267 Seite 70<br />
Pill<br />
Zell am Ziller<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Jenbach<br />
Weer<br />
Fügen<br />
Vomp<br />
Hippach<br />
Fügen<br />
Vomp<br />
Kapfing<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Kaltenbach<br />
Jenbach<br />
Straß im Zillertal<br />
Jenbach<br />
Mayrhofen<br />
Fügen<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Fügen<br />
Ramsau<br />
Wiesing<br />
Achenkirch<br />
Ramsau im<br />
Zillertal<br />
Buch in Tirol<br />
Gallzein<br />
12.000.000<br />
12.000.000<br />
11.991.018<br />
11.600.000<br />
11.500.000<br />
11.500.000<br />
9.700.000<br />
10.900.000<br />
10.518.384<br />
7.000.000<br />
9.846.188<br />
9.800.000<br />
9.500.000<br />
7.522.965<br />
9.000.000<br />
9.000.000<br />
9.000.000<br />
8.900.000<br />
4.800.000<br />
7.200.000<br />
8.500.000<br />
8.554.700<br />
6.000.000<br />
8.200.000<br />
7.900.000<br />
6.616.000<br />
12.000.000<br />
12.000.000<br />
11.991.018<br />
11.600.000<br />
11.500.000<br />
11.500.000<br />
11.000.000<br />
10.900.000<br />
10.518.384<br />
10.000.000<br />
9.846.188<br />
9.500.000<br />
9.500.000<br />
9.303.000<br />
9.000.000<br />
9.000.000<br />
9.000.000<br />
8.900.000<br />
8.830.000<br />
8.800.000<br />
8.500.000<br />
8.356.200<br />
8.200.000<br />
8.200.000<br />
7.900.000<br />
7.417.000<br />
2.000.000<br />
gereiht nach Umsatz; Anmerkungen: (1) Angaben lt. Unternehmen; (2) Angaben lt. KSV (Kreditschutzverband); (3) Angaben aus den Vorjahren; (4) Angaben lt. letztem Jahr; (5) Angaben aus dem Firmenbuch<br />
6<br />
58<br />
k.A.<br />
76<br />
75<br />
k.A.<br />
262<br />
40<br />
40<br />
7<br />
35<br />
61<br />
7<br />
17<br />
42<br />
9<br />
100<br />
28<br />
7<br />
85<br />
60<br />
10<br />
85<br />
27<br />
55<br />
46<br />
206.897<br />
k.A.<br />
152.632<br />
153.333<br />
k.A.<br />
41.985<br />
272.500<br />
262.960<br />
1.428.571<br />
281.320<br />
155.738<br />
1.357.143<br />
547.235<br />
214.286<br />
1.000.000<br />
90.000<br />
317.857<br />
1.261.429<br />
103.529<br />
141.667<br />
835.620<br />
96.471<br />
303.704<br />
143.636<br />
161.239
ADVOKATUR<br />
DR. HERBERT SCHÖPF LL.M.<br />
Rechtsanwalt-GmbH<br />
Europarechtsexperte<br />
Größe durch Spezialisierung<br />
Großzügige Räumlichkeiten im eigenen Stöcklgebäude im Innsbrucker<br />
Arkadenhof und in den Sprechstellen Kitzbühel und Zillertal stehen zur<br />
Verfügung, um Ihre rechtlichen Anliegen zu besprechen und zu bewältigen!<br />
Fachkanzlei für Immobilien- und Baurecht<br />
Projektentwicklung für Wohn- und Wirtschaftsbau<br />
Raum- und Liegenschaftswidmungen<br />
Grundverkehr<br />
Bauträger-, Baurechts- und Wohnungseigentumsverträge<br />
Kauf-, Schenkungs- und Übergabeverträge<br />
Architekten- und Bauwerksverträge<br />
Bauverhandlungen, Baumängel- und Werklohnprozesse<br />
Fachkanzlei für Öffentliches Vergaberecht<br />
Beratung von Auftraggebern und Auftragnehmern<br />
Planung, Organisation und Abwicklung des Vergabeverfahrens<br />
Vergebende Stelle im Vergabeverfahren<br />
Claim-Management<br />
Fachkanzlei für Europäisches Wirtschaftsrecht<br />
Firmengründungen und Umwandlungen<br />
Gewerbe- und Betriebsanlagenrecht<br />
Wettbewerbsrecht<br />
Luftfahrtrecht<br />
Kanzlei Arkadenhof Innsbruck Sprechstelle Kitzbühel Sprechstelle Zillertal<br />
Maria-Theresien-Straße 34 Wegscheidgasse 16 Haus Nr. 111a<br />
6020 Innsbruck 6370 Kitzbühel 6272 Ried im Zillertal<br />
Tel.: +43/(0)512/584424 Tel.: +43/(0)512/584424 Tel.: +43/(0)512/584424<br />
advokatur@dr-schoepf.at<br />
www.advokatur-schoepf.at
Die Top 100 Unternehmen im Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
RANG 73–100<br />
<strong>2017</strong> 2016 Firmenname<br />
73 65<br />
74<br />
75<br />
76<br />
77<br />
78<br />
79<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
86<br />
87<br />
88<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
100<br />
66<br />
NEU<br />
NEU<br />
NEU<br />
67<br />
NEU<br />
69<br />
75<br />
70<br />
71<br />
NEU<br />
NEU<br />
NEU<br />
72<br />
NEU<br />
73<br />
77<br />
NEU<br />
NEU<br />
74<br />
NEU<br />
NEU<br />
76<br />
NEU<br />
82<br />
79<br />
80<br />
GertL JOSEF GESELLSCHAFT MBH (2)<br />
Güterbeförderung im Straßenverkehr<br />
Hollaus-Baugesellschaft mbH (1)<br />
Erdbau, Tiefbau, Pistenbau, Bau von Speicherteichen, Straßenbau, Spezialtiefbau,<br />
Abbruch, Recycling, Gesteinsabbau; Exportanteil: 2 %<br />
EZEB-Brot Vertriebsgesellschaft mbH (2)<br />
Bäckerei<br />
Rieder Asphaltgesellschaft mbH & cO KG (2)<br />
Bau<br />
ABS-OTC-Vertrieb rmt GmbH (2)<br />
Vertrieb<br />
Tschann LKW-Service GmbH (2)<br />
Komplettanbieter für Nutzfahrzeuge<br />
Hlebaina GmbH & cO KG (1)<br />
Hotel<br />
Elektrotechnik Sporer GmbH (3)<br />
Elektrotechnik<br />
Hans Gasser GmbH Feine Fleisch- und Wurtstwaren (1)<br />
feine Fleisch und Wurstwaren, Zillertaler Speckspezialitäten<br />
Almhof-Kammerlander Hotel GmbH & cO KG (2)<br />
Hotel<br />
Gager GmbH & cO KG (2)<br />
Hotel<br />
SP TechnOLOGY Diamantwerkzeuge GmbH (2)<br />
Herstellung von Diamantwerkzeugen<br />
Klumaier x Tanner GmbH (2)<br />
Planung, Verkauf und Wartung von Gastronomieanlagen<br />
Neuhintertux Tipotsch GmbH (2)<br />
Hotel<br />
Travel Charme Pertisau GmbH (2)<br />
Hotel<br />
Eberharter Installations-GmbH (2)<br />
Installationen<br />
Lichtstudio-Eisenkeil GmbH (3)<br />
Lichtplanung, Verkauf Beleuchtung, Produktion Beleuchtung<br />
Autohaus Schick GmbH (1)<br />
Autohandel<br />
Gebrüder Wehle GmbH (2)<br />
Tischlerei<br />
HS-Bau Josef Hauser GmbH (2)<br />
Bauunternehmen<br />
Ledermair Verkehrsbetriebs-GmbH (2)<br />
Verkehrsbetrieb<br />
MASTA Produktions- u. Vertriebs-GmbH (2)<br />
Bürstenproduktion und -vertrieb<br />
Hotel Schwarzbrunn GmbH (2)<br />
Hotel<br />
Raiffeisenkasse Hart eGen (1)<br />
Bank, Lagerhaus<br />
Sportclinic Zillertal GmbH (2)<br />
Klinik<br />
Jäger Direkt GmbH aUstria (1)<br />
Handel mit Produkten, Systemen und Dienstleistungen aus der Installations-,<br />
Gebäude- und Lichttechnik sowie der mobilen Stromversorgung; Umsatz: 30.<br />
6. 2016<br />
Installationen Fankhauser GmbH (1)<br />
Installationsunternehmen<br />
Stern-Druck Gmbh (2)<br />
Druckerei<br />
Ort Umsatz 15 Umsatz 16 Ma 16 Ums./MA 16 Info<br />
Straß im Zillertal 7.100.000 7.100.000 54 131.481<br />
Uderns<br />
Fügen<br />
Ried im Zillertal<br />
Mayrhofen<br />
Stans<br />
Achenkirch<br />
Mayrhofen<br />
Mayrhofen<br />
Gerlos<br />
Mayrhofen<br />
Terfens<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Hintertux<br />
Pertisau<br />
Mayrhofen<br />
Vomp<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Terfens<br />
Terfens<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Vomp<br />
Stans<br />
Hart<br />
Mayrhofen<br />
<strong>Schwaz</strong><br />
Fügen<br />
Fügen<br />
6.800.000<br />
7.000.000<br />
7.000.000<br />
6.847.405<br />
6.628.000<br />
6.500.000<br />
6.500.000<br />
5.300.000<br />
6.000.000<br />
6.000.000<br />
4.500.000<br />
6.000.000<br />
6.000.000<br />
5.950.000<br />
5.900.000<br />
5.900.000<br />
5.100.000<br />
5.509.692<br />
5.500.000<br />
5.500.000<br />
5.500.000<br />
5.500.000<br />
5.153.802<br />
5.200.000<br />
4.920.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
7.000.000<br />
7.000.000<br />
7.000.000<br />
6.847.405<br />
6.628.000<br />
6.600.000<br />
6.500.000<br />
6.330.000<br />
6.000.000<br />
6.000.000<br />
6.000.000<br />
6.000.000<br />
6.000.000<br />
5.950.000<br />
5.900.000<br />
5.900.000<br />
5.700.000<br />
5.509.692<br />
5.500.000<br />
5.500.000<br />
5.500.000<br />
5.500.000<br />
5.340.387<br />
5.200.000<br />
5.030.000<br />
5.000.000<br />
5.000.000<br />
gereiht nach Umsatz; Anmerkungen: (1) Angaben lt. Unternehmen; (2) Angaben lt. KSV (Kreditschutzverband); (3) Angaben aus den Vorjahren; (4) Angaben lt. letztem Jahr; (5) Angaben aus dem Firmenbuch<br />
43<br />
120<br />
35<br />
60<br />
35<br />
68<br />
62<br />
43<br />
50<br />
70<br />
32<br />
50<br />
49<br />
75<br />
49<br />
22<br />
17<br />
49<br />
42<br />
60<br />
20<br />
130<br />
22<br />
42<br />
9<br />
35<br />
44<br />
162.791<br />
58.333<br />
200.000<br />
114.123<br />
189.371<br />
97.059<br />
104.839<br />
147.209<br />
120.000<br />
85.714<br />
187.500<br />
120.000<br />
122.449<br />
79.333<br />
120.408<br />
268.182<br />
335.294<br />
112.443<br />
130.952<br />
91.667<br />
275.000<br />
42.308<br />
242.745<br />
123.810<br />
558.889<br />
142.857<br />
113.636<br />
Seite 4<br />
Seite 7<br />
Seite 79
Die Geschäftsführer<br />
der <strong>Top100</strong> Unternehmen im Bezirk <strong>Schwaz</strong><br />
1. GE Jenbacher Carlos Lange<br />
2. TYROLIT Schleifmittelwerke Swarovski KG Christoph Swarovski, Andreas Buchbauer, Arno Pichler<br />
3. EGLO Gruppe Rene Tiefenbacher, Axel Böchzelt, Peter Gabl, Christian Huber<br />
4. Binderholz Gruppe Reinhard Binder, Franz Binder, Matteo Binder<br />
5. EMPL Fahrzeugwerk GmbH Joe Empl, Heinz Empl<br />
6. Adolf Darbo AG Martin Darbo, Adolf Darbo<br />
7. Travel Europe Reiseveranstaltungs-GmbH Helmut Gschwentner, Anton Gschwentner<br />
8. Adler-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & Co KG Andrea Berghofer, Johann Eggerth<br />
9. Ing. Hans Lang GmbH Hannes Kronthaler<br />
10. Hartl Connect Transport GmbH Hartl Ernst<br />
11. Rieder GmbH & Co KG Alois Rieder<br />
12. Bezirkskrankenhaus <strong>Schwaz</strong> Margit Holzhammer<br />
13. AL-KO Technology Austria GmbH Klaus Köhlertz<br />
72<br />
Hannes Hauser und Heinz Windisch<br />
Gallzeiner Luft-, Staub- und<br />
Abgastechnik GmbH<br />
7<br />
Helmut und Anton Gschwentner<br />
Travel Europe<br />
Reiseveranstaltungs-GmbH<br />
Andreas Obwaller<br />
MWM Austria GmbH<br />
98 5<br />
Herbert Floiss<br />
Joe Empl<br />
JÄGER DIREKT GmbH EMPL<br />
Austria<br />
Fahrzeugwerk GmbH<br />
14. Zillertaler Gletscherbahn GmbH & Co KG Franz Dengg<br />
15. Troger Holz GmbH Helmut Troger<br />
16. Christophorus Firmengruppe Andreas Kröll<br />
17. DAKA GmbH & Co KG Barbara Zitterbart<br />
18. Engleder GmbH Franz Engleder<br />
19. Mayrhofner Bergbahnen AG Josef Reiter<br />
20. MWM Austria GmbH Andreas Obwaller<br />
21. Opbacher Installationen GmbH Franz Opbacher<br />
33 38<br />
Helmut Mainusch<br />
Stadtwerke <strong>Schwaz</strong> GmbH<br />
Hannes Kronthaler<br />
Ing. Hans Lang GmbH<br />
Franz Haidacher<br />
Autohaus Haidacher<br />
Zillertal<br />
22. Ernst Derfeser GmbH Ernst Derfeser, Andrea Derfeser<br />
23. Hans Picker GmbH Günther Picker, Albert Nuding, Johann Köchl<br />
24. Braunegger KG Hermann Braunegger, Gerda Müller, Georg Müller<br />
25. GA Actuation Systems GmbH Jürgen Hannig, Richard Herbert Felix<br />
26. Moser GmbH & Co KG Otmar Rainer, Rudolf Redhammer<br />
27. Planlicht GmbH & Co KG Felicitas Kohler<br />
28. Bergbahnen Skizentrum Hochzillertal GmbH & Co KG Heinrich Schultz<br />
29. Wetscher GmbH Avanti Möbelmitnahmemarkt GmbH Martin Wetscher<br />
30. Vizrt Austria GmbH Christian Huber, Karl-Heinz Klotz<br />
31. Hermann Huber Autohaus GmbH Hermann Huber jun.<br />
20 9 27<br />
Felicitas Kohler<br />
Planlicht GmbH & Co KG<br />
32. Swareflex GmbH Johannes Oberdanner, Wolf-Dietrich Plattner<br />
33. Stadtwerke <strong>Schwaz</strong> GmbH GmbH Helmut Mainusch<br />
34. Zeller Bergbahnen Zillertal GmbH & Co KG Franz Kranebitter<br />
35. ErlebnisSennerei Zillertal – Kröll Brigitte e. U. Christian Kröll, Heinrich Kröll, Heinz Kröll<br />
36. Schwaninger Vieh Export GmbH Erwin Schwaninger<br />
53 90 21<br />
Klaus Mair<br />
David Harrasser<br />
Franz Opbacher<br />
Geschützte Werkstätte<br />
Autohaus Schick GmbH Opbacher Installationen GmbH<br />
37. Stock GmbH Josef Stock<br />
38. Autohaus Haidacher Zillertal Franz Haidacher<br />
39. Schilift-Zentrum-Gerlos GmbH David Kammerlander, Franz Hörl<br />
40. Gebrüder Schwaiger GmbH Roland Schwaiger<br />
41. Zillertaler Verkehrsbetriebe AG Wolfgang Stöhr<br />
42. Reiter Karl, Posthotel Achenkirch GmbH Karl Reiter<br />
43. Sport- und Wellnessresidenz Alpenrose, W. Kostenzer GmbH Wolfgang Kostenzer, Barbara Neuhauser<br />
44. Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH Alfred Egger<br />
45. Gittis Naturprodukte GmbH Hans Pöll<br />
46. Hörhager Marion Hörhager, Jürgen Hörhager<br />
47. Edi Light GmbH Peter Gabl , Axel Böchzelt<br />
48. Brauhaus Simon Strasser Hotel Bräu Zillertal Bier GmbH Simon Strasser<br />
49. Motorräder Automobile GmbH Thomas Holzmann<br />
50. TÜV Süd Landesgesellschaft Österreich GmbH Michael Hahn<br />
51. Koppensteiner GmbH Walter Koppensteiner, Hannes Tusch<br />
52. Eberharter & Gruber GmbH Peter Gruber, Minerva Eberharter<br />
53. Geschützte Werkstätte – Integrative Betriebe Tirol GmbH Klaus Mair<br />
54. Raiffeisenbank Hippach und Umgebung Peter Gomig<br />
55. Skiliftgesellschaft Hochfügen GmbH Helmuth Grünbacher<br />
56. TBA Transbozen Austria GmbH Christoph Böhnert, Rudolf Hofer<br />
57. Schultz Wohnbau GmbH & Co KG Heinrich Schultz<br />
58. Molinari Rail Austria GmbH Michele Molinari, Josef Kometer<br />
59. Reisebüro Hochzillertal GmbH Martha Schultz-Klenkhart , Schultz Heinrich<br />
60. Gubert GmbH Thomas Mayr<br />
61. Autohaus Luxner GmbH Peter Luxner<br />
62. SIKO SOLAR GmbH Wolfgang Sief<br />
63. Fun & Spa Hotel Strass Roscher KG Annemarie Roscher<br />
64. Zillertaler Heumilch-Sennerei eGen Hannes Esterhammer<br />
65. BerlinerLuft. Technik GmbH Franz Baumgartner<br />
66. Friedrich Heim e. U. Hotel Kohlerhof Friedrich Heim<br />
67. Z-Bau Luxner GmbH Martin Luxner<br />
68. ENI Servicestation Espresso, Waschcenter Bracher Gmbh Martin Bracher<br />
69. G. H. Betriebs GmbH Das Kronthaler Günther Hlebaina<br />
70. Autohaus Innerbichler GmbH Peter Innerbichler, Nikolaus Innerbichler<br />
71. Thermarium SPA – Anlagenbau GmbH Jürgen Klingenschmid<br />
72. Gallzeiner Luft-, Staub- und Abgastechnik GmbH Hannes Hauser, Heinz Windisch<br />
73. Gertl Josef GmbH Josef Gertl<br />
74. Hollaus-Baugesellschaft mbH Friedrich Hollaus<br />
75. EZEB-Brot Vertriebsgesellschaft mbH Richard Mitterberger<br />
76. Rieder Asphaltgesellschaft mbH & Co KG Josef Schmidl<br />
77. ABS-OTC-Vertrieb RMT GmbH Petra Rauch Troppmair, Christian Kröll<br />
78. Tschann LKW-Service GmbH Graber Werner, Simma Eugen<br />
79. Hlebaina GmbH & Co KG Brigitte Hlebaina<br />
80. Elektrotechnik Sporer GmbH Andreas Sporer<br />
81. Hans Gasser GmbH Feine Fleisch- und Wurtstwaren Johann Gasser<br />
82. Almhof-Kammerlander Hotel GmbH & Co KG Martin Kammerlander<br />
83. Gager GmbH & Co KG Anja Gager<br />
84. SP Technology Diamantwerkzeuge GmbH Joachim Steidl, Siegmund Thaler<br />
85. Klumaier x Tanner GmbH Patrick Tanner, Mario Klumaier<br />
86. Neuhintertux Tipotsch GmbH Johann Georg Tipotsch<br />
87. Travel Charme Pertisau GmbH Thomas Haas<br />
88. Eberharter Installations-GmbH Franz Eberharter<br />
89. Lichtstudio-Eisenkeil GmbH Andreas Eisenkeil<br />
90. Autohaus Schick GmbH David Harrasser<br />
91. Gebrüder Wehle GmbH Florian Wehle<br />
92. HS-Bau Josef Hauser GmbH Josef Hauser<br />
93. Ledermair Verkehrsbetriebs GmbH Martin Ledermair, Aexander Ledermair<br />
94. MASTA Produktions- u. Vertriebs-GmbH Tamara Stadler-Bär<br />
95. Hotel Schwarzbrunn GmbH Anton Gschwentner<br />
96. Raiffeisenkasse Hart eGen Peter Widner, Johannes Eberharter<br />
97. Sportclinic Zillertal GmbH Horst Grassegger<br />
98. Jäger Direkt GmbH Austria Herbert Floiss<br />
99. Installationen Fankhauser GmbH Bernhard Fankhauser<br />
100. Stern-Druck GmbH Jörg Höllwarth
top 100 SCHWAZ| INTERVIEW<br />
Bekenntnis zum Standort<br />
Industrie. AL-KO-Geschäftsführer Klaus Köhlertz richtet nach einem äußerst<br />
bewegten Unternehmensjahr 2016 den Blick nach vorn und sieht den<br />
Standort Ramsau für die Zukunft in der DexKo-Gruppe gut aufgestellt.<br />
Gemeinhin ist das Zillertal ja<br />
weniger für seine Industriebetriebe<br />
und mehr für seine<br />
leistungsfähigen touristischen Infrastrukturen<br />
bekannt. Doch wer ins<br />
Tal hineinfährt, wird eines Besseren<br />
belehrt, wenn er an den namhaften<br />
Produktionsbetrieben vorbeifährt,<br />
welche die Zillertalstraße auf beiden<br />
Seiten säumen. Hier wird auf<br />
Hochtouren produziert, nicht nur<br />
für den regionalen Bedarf, sondern<br />
für den Weltmarkt. Einer dieser<br />
Produktionsbetriebe ist in Ramsau<br />
im Zillertal zu finden. Die Firma AL-<br />
KO hat ein sehr bewegtes Jahr 2016<br />
hinter sich. Ein Jahr, in dem sich sehr<br />
viel verändert hat. Das kommt vor,<br />
wenn in einem Unternehmen, das<br />
sich jahrzehntelang als Familienbetrieb<br />
begriffen hat und auch so geführt<br />
wurde, ein Eigentümerwechsel<br />
stattfindet. Doch immer der Reihe<br />
nach. Die Geschichte des international<br />
tätigen Technologiekonzerns<br />
AL-KO reicht zurück bis ins Jahr<br />
1931, als Alois Kober das Unternehmen<br />
als kleine Schmiede im<br />
deutschen Großkötz aus der Taufe<br />
hob. Seit mittlerweile fast 60 Jahren<br />
ist das Unternehmen auch im Zillertal<br />
aktiv, bis vor Kurzem mit zwei<br />
Werken, der Zentrale in Ramsau, in<br />
der für die AL-KO Fahrzeugtechnik<br />
produziert wird und dem zweiten<br />
Werk in Zellberg. Letzteres, die<br />
Seilzugsparte in der früheren AL-<br />
KO Actuation Systems GmbH,<br />
Foto: Kröll, AL-KO<br />
38<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
wurde mit Beginn des Jahres <strong>2017</strong><br />
an die deutsche General Aerospace<br />
GmbH, einen führenden Anbieter<br />
von Hightech-Komponenten für<br />
die internationale Luftfahrt, verkauft.<br />
Die Mitarbeiter in Zellberg<br />
wurden zur Gänze übernommen.<br />
Das vergangene Jahr 2016 war laut<br />
AL-KO-Geschäftsführer Klaus<br />
Köhlertz mit sehr vielen, zum Teil<br />
einschneidenden Veränderungen<br />
verbunden. Die Fahrzeugtechniksparte<br />
von AL-KO, für die auch im<br />
Werk Ramsau produziert wird, wurde<br />
an einen amerikanischen Gesellschafter<br />
verkauft. Dieser war schon<br />
vor der AL-KO-Akquisition im Besitz<br />
der sehr ähnlich ausgerichteten<br />
US-Firma Dexter Axle. Die beiden<br />
Unternehmen wurden zu DexKo<br />
Global fusioniert. Aus diesem Zusammenschluss<br />
ging der weltweit<br />
größte Hersteller von Anhängerachsen<br />
und Chassis-Komponenten<br />
hervor, der am Weltmarkt eine<br />
wichtige Rolle spielt und ambitionierte<br />
Ziele verfolgt, erläutert Klaus<br />
Köhlertz. „Der Konzern setzt derzeit<br />
mit weltweit rund 5.000 Mitarbeitern<br />
eine Milliarde Euro um“, sagt<br />
der AL-KO-Geschäftsführer. „Wir<br />
haben uns von einem traditionell<br />
geführten Familienunternehmen<br />
zu einem Weltmarktführer entwickelt.<br />
Nachvollziehbarerweise geht<br />
ein solcher Eigentümerwechsel<br />
mit einem Umdenken und einem<br />
gewissen Kulturwandel einher. Natürlich<br />
gibt es durch diesen Prozess<br />
einen Umbruch. Wir sind aber in<br />
der Verfolgung unserer Strategie<br />
2020 sehr stringent unterwegs“, erläutert<br />
Köhlertz. Bis dahin soll sich<br />
der DexKo-Jahresumsatz auf zwei<br />
Milliarden verdoppelt haben. Diese<br />
beträchtliche Steigerung wird<br />
durch organisches Wachstum und<br />
Zukäufe möglich. Im vergangenen<br />
Jahr und heuer wurden und werden<br />
weltweit weitere nennenswerte Zukäufe<br />
getätigt.<br />
AL-KO-Geschäftsführer Klaus Köhlertz versprüht neuen Optimismus.<br />
„Wir befinden uns auf<br />
einem Wachstumspfad.<br />
Das ist sehr positiv zu<br />
sehen.“<br />
Klaus Köhlertz,<br />
AL-KO-Geschäftsführer<br />
Kerngeschäft und<br />
commitment<br />
Der Konzern will sich zur Erreichung<br />
seiner Ziele voll auf das Kerngeschäft<br />
konzentrieren. Deshalb hat man sich<br />
dazu entschlossen, den Standort Zellberg<br />
abzugeben. „General Aerospace<br />
ist ein operativer Investor, der sich<br />
einiges vorgenommen hat. Ich drücke<br />
beide Daumen, dass das Werk<br />
weiterhin erfolgreich bleibt. Das Unternehmen<br />
wurde, wie ich glaube, in<br />
gute Hände gegeben“, sagt Köhlertz<br />
optimistisch. Für die konsequente<br />
Wettbewerbs- und Kundenorientierung<br />
ist diese Konzentration auf das<br />
Kerngeschäft zwingend erforderlich,<br />
schließlich soll der Marktanteil von<br />
über 60 Prozent in Europa weiter<br />
ausgebaut werden. Das AL-KO-<br />
Kerngeschäft ist die Herstellung<br />
hochwertiger Fahrzeugtechnikkomponenten,<br />
genauer gesagt Chassisund<br />
Fahrwerkskomponenten für<br />
Anhänger, Freizeitfahrzeuge und<br />
leichte Nutzfahrzeuge. „Wir befinden<br />
uns auf einem Wachstumspfad. Das<br />
ist sehr positiv zu sehen. Die Ziele<br />
sind sportlich, aber wir arbeiten intensiv<br />
daran“, so Köhlertz, der als<br />
Geschäftsführer der größten Tochtergesellschaft<br />
der AL-KO-Gruppe<br />
wesentlich dazu beitragen soll, die<br />
Unternehmensziele zu erreichen.<br />
Im Zillertal sorgte die Neuausrichtung<br />
des Unternehmens und<br />
die Besinnung auf das Kerngeschäft<br />
verständlicherweise für Unruhe. „Es<br />
ist klar, dass es in der Belegschaft eine<br />
gewisse Verunsicherung gab“, räumt<br />
Köhlertz ein. Mittlerweile habe sich<br />
diese wieder gelegt, es gebe durchaus<br />
positive Signale. „Wir haben am<br />
Standort erhebliche Investitionen<br />
getätigt, etwa in Form einer neuen<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong> 39
top 100 SCHWAZ| INTERVIEW<br />
Die Abbildung zeigt das AL-KO-Fahrgestell AKS 3004, das für alle Aufbauarten genutzt werden<br />
kann (Vieh-, Bootsanhänger, Kompressoren, Stromaggregate, Wohnwagen etc.). Diverse<br />
Komponenten stammen dabei aus Ramsau, wie die Anhängerkupplung, die Radbremsen oder<br />
das Stützrad.<br />
Montageanlage“, erklärt der Geschäftsführer.<br />
Nachsatz: „Man sieht<br />
deutlich das Commitment zum<br />
Standort.“ Ein sehr wichtiges Zeichen,<br />
da im Jahr 2016 der traditionsreiche<br />
Bereich Industriekomponenten,<br />
mit dem man etwa 20 Millionen<br />
Euro jährlich umsetzte, geschlossen<br />
wurde. Nachdem der Hauptkunde,<br />
mit dem 90 Prozent dieses Umsatzes<br />
erwirtschaftet wurden, seine Aufträge<br />
zurückgezogen hatte, war die<br />
wirtschaftliche Weiterführung dieser<br />
Sparte nicht mehr möglich. Ein<br />
Personalabbau von rund 100 Mitarbeitern<br />
war die Folge, der erste in der<br />
Geschichte des Standorts. „Das war<br />
natürlich eine sehr bittere Erfahrung,<br />
die man in seinem Berufsleben nicht<br />
öfter erleben möchte“, sagt Köhlertz<br />
ohne Umschweife.<br />
Derzeit beschäftigt AL-KO im<br />
Zillertal rund 160 Mitarbeiter. Dabei<br />
möchte Köhlertz es aber nicht belassen:<br />
„Es muss unser Ansporn und<br />
Ziel sein, die durch den Wegfall der<br />
Industriekomponenten freigewordene<br />
Kapazität am Standort Ramsau<br />
wieder zu füllen“, gibt der Manager,<br />
der seit mehr als zehn Jahren im Zillertal<br />
wohnt, die zukünftige Marschrichtung<br />
vor. Um diese Trendwende<br />
zu schaffen, gilt es, sich dem externen<br />
wie internen Wettbewerb zu<br />
stellen und besser als andere in der<br />
Gruppe zu sein, um Kostennachteile<br />
gegenüber anderen Konzernstandorten<br />
wettzumachen. „Eine Kostenführerschaft<br />
werden wir gegenüber<br />
Anbietern aus Billiglohnländern nie<br />
erreichen. Aber die tüchtigen Tiroler<br />
liefern Qualität und sind sehr zuverlässig.<br />
So kann man Kostennachteile<br />
kompensieren“, führt Köhlertz aus.<br />
„Wir haben erhebliche Investitionen getätigt, man sieht<br />
deutlich das Commitment zum Standort.“<br />
<br />
Klaus Köhlertz,<br />
AL-KO-Geschäftsführer<br />
Neue Produkte,<br />
Neue Kultur<br />
Mit neuen Produkten und innovativen<br />
Prozessen will man weitere Marktanteile<br />
dazugewinnen. „Wir haben einige<br />
neue Produkte im Köcher, von denen<br />
wir uns gute Umsatzzahlen erwarten.<br />
Wir sehen uns damit für die Zukunft<br />
gut aufgestellt“, sagt der AL-KO-Geschäftsführer.<br />
Was die Optimierung<br />
von Fertigungsprozessen betrifft, war<br />
AL-KO Österreich schon immer<br />
in einer Vorreiterrolle innerhalb der<br />
Gruppe. „Dieses Know-how werden<br />
wir weiter nutzen und davon auch zukünftig<br />
profitieren“, ist Köhlertz<br />
überzeugt. Im Zillertal<br />
konzentriert man sich nun<br />
auf das Kerngeschäft, also<br />
Chassis- und Fahrwerkskomponenten.<br />
Das Werk<br />
Ramsau liefert dafür wichtige<br />
Bauelemente größtenteils<br />
an das Stammwerk in<br />
Kötz. Der Vertrieb für Österreich und<br />
die CEE-Staaten wird von Ramsau aus<br />
gesteuert.<br />
Die Unternehmenskultur ist wenig<br />
überraschend internationaler geworden.<br />
„Es wird jetzt natürlich öfter<br />
Englisch gesprochen“, so Köhlertz.<br />
Der Gedanken- und Informationsaustausch<br />
in der Gruppe funktioniere gut.<br />
„DexKo Global CEO Fred Bentley<br />
und AL-KO-Fahrzeugtechnik-Chef<br />
Harald Hiller informieren regelmäßig<br />
über die globale Geschäftsentwicklung<br />
und die Pläne innerhalb der<br />
Gruppe. Die ständig zunehmende Geschwindigkeit<br />
in allen Prozessen erfordert<br />
eine deutlich engere Vernetzung<br />
innerhalb der Gruppe, die wir deshalb<br />
auch intensiv vorantreiben. Mit neuen<br />
Denkweisen, neuen Herausforderungen<br />
und einer weiter fortschreitenden<br />
Internationalisierung werden wir<br />
uns auch in Zukunft auseinandersetzen,<br />
um Wachstum, Expansion und<br />
Wertsteigerung zu schaffen und damit<br />
ein gesundes und starkes Unternehmen.<br />
In dieser Dynamik ergeben<br />
sich große Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
natürlich auch für<br />
unseren Standort in Ramsau“, meint<br />
Köhlertz. Nach einem sehr bewegten<br />
Unternehmensjahr 2016 schaut Klaus<br />
Köhlertz jedenfalls optimistisch in die<br />
Zukunft: „Wir haben uns konsolidiert<br />
und in den Standort investiert. Das ist<br />
ein gutes Zeichen.“ Marian Kröll<br />
Foto: Kröll, Niederstrasser<br />
40<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Opbacher Installationen GmbH | 6263 Fügen | Karl-Mauracher-Weg 34 | T +43 52 88 / 633 00 | info@opbacher.at | www.opbacher.at
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Rechtsstaatlichkeit<br />
Rechtsanwalt. Der <strong>Schwaz</strong>er Rechtsanwalt Gernot Moser im Interview über<br />
die Reform der Privatinsolvenzen und den wünschenswerten<br />
Rechtsanspruch auf faire und transparente Widmungsverfahren.<br />
ECHO: Bei den Privatinsolvenzen<br />
hat man sich von der Zehn-Prozent-<br />
Mindestquote verabschiedet und die<br />
Frist im Abschöpfungsverfahren von<br />
sieben auf drei Jahre verkürzt. Was halten<br />
Sie davon?<br />
Gernot Moser: Das ist ein zweischneidiges<br />
Schwert. Einerseits macht<br />
es Sinn, weil es bei Privatinsolvenzen<br />
ehemaliger Unternehmer oftmals ein<br />
Ding der Unmöglichkeit ist, bei einer<br />
Mindestquote von zehn Prozent zu<br />
einer Entschuldung zu kommen. Die<br />
Betroffenen haben ja in der Regel keine<br />
Konsumschulden, sondern Schulden<br />
aus persönlichen Haftungen für<br />
eine unternehmerische Tätigkeit. Jede<br />
solche Tätigkeit birgt ein gewisses<br />
Risiko. Geht das Unternehmen unter,<br />
hat der Schuldner nicht die Möglichkeit,<br />
für zwei Millionen an Haftungen<br />
200.000 Euro aufzubringen.<br />
Es gab und gibt die Möglichkeit, die<br />
Entschuldung über einen Zahlungsplan<br />
zu lösen. Dafür braucht es aber<br />
die mehrheitliche Zustimmung der<br />
Gläubiger. Das macht zu einem gewissen<br />
Grad gegenüber bestimmten<br />
Gläubigern – Banken, Finanzbehörde,<br />
Krankenkassen –, nennen wir es überspitzt,<br />
erpressbar.<br />
ECHO: Die Entschuldung war<br />
folglich für den gescheiterten Unternehmer<br />
immer ein Gnadenakt?<br />
Moser: So ist es. Der Unternehmer<br />
hatte keine Möglichkeit, die zehn<br />
Prozent aufzubringen, weil ihm seine<br />
Einkommensquelle, das Unternehmen,<br />
durch Konkurs verlorengegangen<br />
ist. Sehr oft sind ältere Personen<br />
von einem Konkurs betroffen, die<br />
vor der Pensionierung stehen und<br />
nicht einfach ein neues Arbeitsleben<br />
beginnen können. Die müssen<br />
bisher mit dem Wissen leben, bis zu<br />
ihrem Lebensende aufs Existenzminimum<br />
gepfändet zu werden. In diesen<br />
Fällen macht die Entschuldungsmöglichkeit<br />
Sinn. Ob es im Übrigen<br />
eine gute Schule ist, Leute generell<br />
ohne Mindestquote zu entschulden<br />
und gleichzeitig die Entschuldungsdauer<br />
von sieben auf drei Jahre zu verkürzen,<br />
sei dahingestellt. Ich halte das<br />
aber politisch für den falschen Weg.<br />
Es ist modern geworden, Gesetze bei<br />
ihrer Novellierung an dem zu orientieren,<br />
was andere Länder machen.<br />
Man liest häufig als Begründung, dass<br />
dieses und jenes in anderen europäischen<br />
Ländern Usus sei. Aus dieser<br />
Begründung konnte ich noch nie<br />
eine Legitimation für ein Gesetz und<br />
seine Änderung herleiten.<br />
ECHO: Welche Lösung hätten Sie<br />
bevorzugt?<br />
Moser: Ich hätte die Mindestquote<br />
unter bestimmten Voraussetzungen<br />
wegfallen lassen, aber nicht gleichzeitig<br />
die Befriedigungsfrist heruntergesetzt.<br />
Das halte ich für ein wenig zu<br />
großzügig.<br />
ECHO: Derzeit gibt es mehrere Fälle,<br />
anhand derer die Raumordnungskompetenz<br />
der Bürgermeister bzw.<br />
Gemeinderäte in Frage gestellt werden<br />
kann. Halten Sie es für sinnvoll, dass<br />
über die Raumordnung der Gemeinderat<br />
befindet?<br />
Fotos: Kröll<br />
42 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Moser: Das ist ein schwieriges Thema.<br />
Auf der einen Seite sind es die<br />
Kommunen, die ihre Region und die<br />
Bedürfnisse selbiger kennen und damit<br />
besser beurteilen können, ob eine<br />
regionale Entwicklung einen Sinn hat<br />
oder nicht. Andererseits wird dem<br />
betreffenden regionalen Gremium<br />
eine sehr große Macht in die Hand<br />
gegeben, ohne ein rechtlich fundiertes<br />
Entscheidungsverfahren. Ich bin kein<br />
Freund von Gesetzen, wo abseits eines<br />
gesetzlichen Verfahrens rein politisch<br />
entschieden wird, wo es keinen Anspruch<br />
auf eine Entscheidung und<br />
keine Anfechtungsmöglichkeiten gibt.<br />
Wo man auf das Wohlwollen einer<br />
Institution angewiesen ist, die möglicherweise<br />
auch noch persönliche<br />
Umstände miteinfließen lässt. Mein<br />
Bürgermeister liebt mich, oder er liebt<br />
mich nicht. Ich würde regionalen Entscheidungsträgern<br />
die Raumordnung<br />
weitgehend entziehen. Damit aber<br />
nicht über den Kopf von Gemeinderäten<br />
und Bürgermeistern hinweg<br />
Raumordnung gemacht werden kann,<br />
würde ich diesen ein gewichtiges Mitspracherecht<br />
einräumen. Jedenfalls<br />
wäre für Raumordnungsentscheidungen<br />
eine Begründung, ein Bescheid<br />
und eine Anfechtungsmöglichkeit<br />
einzurichten. Damit würde man<br />
das Verfahren transparenter machen.<br />
ECHO: Im Grunde ein einem<br />
Rechtsstaat würdiges und nachvollziehbares<br />
Verfahren?<br />
Moser: Richtig. Ein rechtsstaatliches<br />
Verfahren, wo es nach bestimmten<br />
Kriterien einen Anspruch darauf gibt,<br />
eine Widmung zu bekommen, ändern<br />
zu können oder eben nicht zu bekommen.<br />
Auf dieser Grundlage sollte es<br />
einen Bescheid geben, der anfechtbar<br />
ist. Das würde auch die zivilrechtliche<br />
Vertragsgestaltung der Raumordnung<br />
massiv beeinflussen. Ich bin ein<br />
großer Anhänger dieses Instruments<br />
und sehr dafür, dass jemand, der von<br />
Widmungsmaßnahmen profitiert –<br />
„Ich bin kein Freund von<br />
Gesetzen, wo abseits<br />
einer Gesetzmäßigkeit<br />
rein politisch entschieden<br />
wird.“<br />
Gernot Moser,<br />
Rechtsanwalt<br />
was als Eigentümer sein gutes Recht<br />
ist –, eine bestimmte Zielrichtung der<br />
Widmung mittragen muss. Durch ein<br />
besseres Verfahren ließe sich das Thema<br />
ungleich besser behandeln.<br />
ECHO: Sind die Instrumente dafür<br />
nicht ohnehin bereits in der Vertragsraumordnung<br />
angelegt?<br />
Moser: Bislang ist die Vertragsraumordnung<br />
mangels Anspruch auf Widmung<br />
von der Fairness des Bürgermeisters<br />
bzw. Gemeinderats abhängig.<br />
Sobald es keinen Anspruch auf etwas<br />
gibt, hängt es vom moralischen Boden<br />
der Gegenseite ab, was im Rahmen der<br />
Vertragsraumordnung gefordert wird.<br />
Bei einem Umwidmungsanspruch<br />
könnte man die Vertragsraumordnung<br />
als Umwidmungskriterium vorsehen.<br />
Durch einen derartigen Anspruch<br />
würde die Raumordnung einen verfahrenstechnischen<br />
Boden bekommen,<br />
der die Wahrung des Gleichheitsgrundsatzes<br />
wesentlich erleichtert.<br />
ECHO: Kommen wir zum leistbaren<br />
Wohnen. Verschärft derzeit geltendes<br />
Mietrecht die Leerstandsproblematik?<br />
Moser: Das hat es immer schon gemacht.<br />
Man versucht nur plötzlich,<br />
über den Umweg der Erhebung des<br />
Leerstands, Informationen zu sammeln<br />
und zu missbrauchen. Ich bin<br />
der Meinung, dass die Republik Österreich<br />
keinen Anspruch darauf hat zu<br />
wissen, was ein Eigentümer mit einer<br />
Wohnung, die er legal erworben und<br />
finanziert hat, tut. Man wird ernsthaft<br />
nachdenken müssen, ob man leistbares<br />
Wohnen und die Bereitschaft zur Vermietung<br />
dadurch erreichen kann, dem<br />
jeweiligen Vermieter den Mietzins, den<br />
Mieterschutz und die Auferlegung von<br />
Erhaltungspflichten zu regulieren und<br />
gleichzeitig durch eine Unzahl von<br />
OGH-Entscheidungen über den Umweg<br />
des Konsumentenschutzgesetzes<br />
und die Anwendung von Sittenwidrigkeitsklauseln<br />
vorzuschreiben, was er<br />
mit seinem Eigentum zu tun hat.<br />
ECHO: Sie halten die bestehenden<br />
Gesetze für zu mieter-freundlich?<br />
Moser: Es ist nicht zulässig und möglich,<br />
das Eigentum gesetzlich in einem<br />
Maße zu beschränken, das gleichzeitig<br />
den Eigentümer zu gesteigerter Vermietung<br />
motivieren soll. Noch haben<br />
wir ein System, bei dem Eigentum eine<br />
Rolle spielt. Jedenfalls glaube ich, dass<br />
die Leerstandserhebung per se nichts<br />
bringt. Nur zu wissen, dass eine Wohnung<br />
leer steht, wird den Eigentümer<br />
noch nicht dazu motivieren, diese<br />
auch zu vermieten.<br />
ECHO: Würde eine Leerstandsabgabe<br />
diese Motivation heben?<br />
Moser: Zuerst reguliert man den Eigentümer<br />
in seiner Vermietung bis an<br />
die Grenzen, dann will man ihn, wenn<br />
er zu diesen Bedingungen nicht mehr<br />
vermietet, mit einer Abgabe bestrafen.<br />
Ich war nie ein Roter und werde<br />
nie einer sein. Wir tragen in unserer<br />
Gesellschaft alle mit, die wollen, aber<br />
nicht allein können, aber nicht jene,<br />
die können, aber nicht wollen. Die<br />
Masse derer, die Eigentumswohnungen<br />
vermieten, ist weder asozial<br />
noch gierig. Diese Vermieter verlangen<br />
einen vernünftigen Zins und haben<br />
eine vernünftige Fürsorge für ihre<br />
Mieter und treten am Markt nicht als<br />
Kapitalhaie auf, welche die Obdachlosigkeit<br />
anderer in Kauf nehmen<br />
wollen. Diese Leute wollen unter vernünftigen<br />
Rahmenbedingungen vermieten.<br />
Da hilft weder eine Erhebung<br />
des Leerstands noch eine Abgabe.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong><br />
43
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Mehr Eigenverantwortung<br />
Steuerberater. Der Zillertaler Florian Höllwarth über die Tücken der Registierkassenpflicht,<br />
zunehmenden bürokratischen Aufwand, die Überregulierung<br />
der Wirtschaft und den Generalverdacht gegen Wirtschaftstreibende.<br />
ECHO: Die Registrierkassenpflicht<br />
ist nicht mehr ganz neu, dennoch hält<br />
die Verunsicherung an. Warum?<br />
Florian Höllwarth: Es herrscht immer<br />
noch Verunsicherung, weil sich<br />
für die Unternehmer sehr lange die<br />
Frage der praktischen Umsetzbarkeit<br />
gestellt hat. Einzelne Punkte der Regelung<br />
waren bis Ende 2016 unklar. Die<br />
Registrierkassenhersteller konnten die<br />
gesetzlichen Vorgaben erst sehr spät<br />
technisch umsetzen. Dadurch kam es<br />
in manchen Betrieben zu mehrmaligen<br />
Nachrüstungen, bis alle gesetzlichen Erfordernisse<br />
erfüllt waren. Das ist ärgerlich<br />
und kostet unnötig Zeit und Geld.<br />
ECHO: Stellt sich da die Frage nach<br />
der Gesetzgebungsqualität, wenn<br />
zum Zeitpunkt der Gesetzeswerdung<br />
die praktische Umsetzung noch völlig<br />
offen ist?<br />
Höllwarth: Das Problem ist aus<br />
meiner Sicht oft nicht die Gesetzesausarbeitung<br />
in den Ministerien, sondern<br />
die Summe der Vorgaben aus<br />
der Politik, die schwer bis gar nicht<br />
umsetzbar sind. Die politischen Anforderungen,<br />
was ein Gesetz zu leisten<br />
hat, sind manchmal sogar widersprüchlich.<br />
Die Qualität der Gesetze<br />
ist verbesserungswürdig, das liegt aber<br />
auch an den politischen Anforderungen.<br />
ECHO: Kann man als Steuerberater<br />
überhaupt immer am neuesten Stand<br />
bleiben?<br />
Höllwarth: In unserem Berufsstand<br />
ist laufende Fortbildung unverzichtbar.<br />
Kaum ein Rechtsgebiet ist so in<br />
Bewegung wie das Steuer- und Sozialversicherungsrecht.<br />
Ein Beispiel: Die<br />
Finanz veröffentlicht in den „Richtlinien“<br />
die amtliche Auslegung der<br />
Steuergesetze. Diese Erläuterungen<br />
umfassen mehrere tausend Seiten<br />
und werden mehrmals jährlich überarbeitet.<br />
Dazu kommen die Judikatur<br />
der Finanzgerichte und des Verwaltungsgerichtshofs<br />
und der Einfluß des<br />
Europarechts. Wer alle gesetzlichen<br />
Anforderungen erfüllen will, kommt<br />
ohne Beratung kaum mehr aus. Die<br />
Aufgabe eines Unternehmers sollte es<br />
schließlich in erster Linie sein, seinen<br />
Betrieb gut und erfolgreich zu führen,<br />
und nicht, ein Rechenwerk für die Finanz<br />
zu erzeugen.<br />
Jurist und Steuerberater Florian Höllwarth plädiert für mehr Eigenverantwortung.<br />
ECHO: Der bürokratische Aufwand<br />
ist in den letzten Jahren entgegen an-<br />
Fotos: Kröll<br />
44<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Das zentrale Kontenregister<br />
lässt das Gefühl<br />
eines Generalverdachts<br />
aufkommen.“<br />
Florian Höllwarth,<br />
Steuerberater<br />
derslautender Beteuerungen also nicht<br />
zurückgegangen?<br />
Höllwarth: Leider nein. Die zahlreichen<br />
Erklärungspflichten des Steuerrechts,<br />
aber etwa auch Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
oder die Dokumentationspflichten,<br />
die erfüllt werden müssen,<br />
um zu belegen, dass kein Lohnund<br />
Sozialdumping vorliegt, kurz<br />
gesagt die Gesamtheit der Berichts-,<br />
Melde- und Aufzeichnungspflichten<br />
nimmt immer mehr zu. In der Zeit,<br />
die davon in Anspruch genommen<br />
wird, kann der Unternehmer seinem<br />
eigentlichen Unternehmenszweck<br />
nicht nachgehen.<br />
ECHO: Die von politischer Seite angekündigte<br />
Verwaltungsvereinfachung<br />
ist also noch Zukunftsmusik?<br />
Höllwarth: Die Ansätze sind da,<br />
aber wirklich vereinfacht wurde im<br />
Steuerrecht bis jetzt sehr wenig. Gerade<br />
bei Steuern gibt es natürlich<br />
auch sehr verschiedene Ansichten<br />
darüber, was gerecht ist, und aus<br />
diesen Standpunkten muß dann ein<br />
politischer Kompromiss gefunden<br />
werden. So unterschiedliche, teils<br />
gegensätzliche Anforderungen an<br />
Gesetze führen dazu, dass viele Spezialbestimmungen<br />
und Ausnahmen<br />
eingebaut werden. Das erhöht die<br />
Komplexität maßgeblich und ist am<br />
Ende für Einzelne dann trotzdem<br />
nicht immer gerecht.<br />
ECHO: Kommen wir zum Zillertal,<br />
das touristisch sehr intensiv bewirtschaftet<br />
wird. Was beschäftigt die<br />
Touristiker im Zillertal?<br />
Höllwarth: Ich denke, dass es auch<br />
im Tourismus zu einer Überregulierung<br />
in vielen Bereichen gekommen<br />
ist, sei es im Lebensmittel- oder Betriebsanlagenrecht,<br />
aber auch bei den<br />
Arbeitszeiten oder der Frage, was das<br />
angemessene Gehalt laut Kollektivvertrag<br />
ist. Der Markt könnte aus Sicht<br />
unserer Mandanten viel freier sein, ohne<br />
dass die Qualität darunter zu leiden<br />
hätte. Man hat hier das Gefühl, dass<br />
der Staat zwar – wohlmeinend – seine<br />
Bürger schützen will, es damit aber<br />
übertreibt und dadurch die Eigenverantwortung<br />
zu kurz kommt. Es ist letztlich<br />
eine politische Frage, wie weit der<br />
Staat seine Bürger durch Regeln und<br />
Verbote „vor sich selbst schützen“ soll.<br />
Aus meiner Sicht ärgerlich sind auch<br />
die verschiedenen „Bagatellsteuern“.<br />
Das sind Abgaben, die betragsmäßig<br />
nicht besonders hoch sind, aber von<br />
Bund und Land trotzdem streng kontrolliert<br />
und mit Vehemenz eingetrieben<br />
werden. Ich frage mich, ob das aus<br />
staatlicher Sicht noch effizient ist oder<br />
ob hier nicht weniger mehr wäre. Ein<br />
kompliziertes Steuersystem ist teuer,<br />
zum einen für den Steuerzahler, zum<br />
anderen aber auch für den Staat, der<br />
das System aufwändig verwalten muss.<br />
Da würde ich mir wünschen, dass die<br />
öffentliche Hand den Mut findet, bei<br />
den eigenen Einnahmequellen einmal<br />
kritisch das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
zu hinterfragen.<br />
ECHO: Die Mehreinnahmen für<br />
den Fiskus durch die Einführung der<br />
Registrierkassenpflicht wurden überschätzt.<br />
Gleichzeitig wurde befürchtet,<br />
dass Betriebe – salopp formuliert<br />
– „den Hut draufhauen“. Ist diese Befürchtung<br />
eingetreten?<br />
Höllwarth: Die Mehreinnahmen<br />
aus der Umsatzsteuer sind hinter den<br />
im Vorfeld angekündigten Summen<br />
zurückgeblieben. Einzelne Mandanten,<br />
die kurz vor der Pension standen,<br />
haben ihre Betriebsaufgabe auch<br />
vorgezogen, weil sie sich das nicht<br />
mehr antun wollten. Man muss aber<br />
sagen, dass die Registrierkassenpflicht<br />
letztlich umsetzbar ist, wenn auch mit<br />
einem teilweise erheblichen finanziellen<br />
und zeitlichen Mehraufwand für<br />
die Unternehmer.<br />
ECHO: Das zentrale Kontenregister<br />
ist auch relativ neu. Wie ist diesbezüglich<br />
Ihre Wahrnehmung?<br />
Höllwarth: Ich sehe das Kontenregister<br />
als weiteren Schritt in Richtung<br />
umfassender staatlicher Überwachung<br />
der Bürger. Das ist schon etwas, wo<br />
sich viele unserer Mandanten unter<br />
Generalverdacht gestellt fühlen. Man<br />
muss aus meiner Sicht jedenfalls die<br />
Frage nach der Verhältnismäßigkeit<br />
eines solchen Registers stellen. Von<br />
der Finanz wird das Kontenregister<br />
auch schon intensiv genutzt. Laut<br />
einer parlamentarischen Anfragebeantwortung<br />
gab es allein bis Februar<br />
<strong>2017</strong> fast 1.800 Abfragen österreichweit,<br />
davon über hundert von Tiroler<br />
Behörden. Die meisten Abfragen in<br />
Tirol machte dabei das Finanzamt<br />
Kufstein-<strong>Schwaz</strong>. In Zukunft wird es<br />
vermutlich zum Standardprozedere jeder<br />
Betriebsprüfung gehören, dass der<br />
Finanzbeamte nachsieht, über welche<br />
Bankkonten der zu Prüfende verfügt.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong> 45
TOP100 SCHWAZ | INTERVIEW<br />
Basic Instinct<br />
ICARUS creative. Markus Huber und Peter Mair über Handwerk, Design,<br />
Marke und die Lust, Unternehmen bei ihren Erfolgen zu begleiten.<br />
PETER MAIR, Inhaber ICARUS creative<br />
An einem sonnigen Nachmittag<br />
sitzen Markus<br />
Huber und Peter Mair<br />
im ICARUS-Studio. Die<br />
beiden Kreativen erzählen von den<br />
Erfolgen ihrer Kunden, die nach einer<br />
Überarbeitung ihres Außenauftritts<br />
wieder klarer, authentischer und erfolgreicher<br />
kommunizieren können.<br />
Sie berichten von Inspiration und<br />
dem Willen zur absoluten Qualität,<br />
beschwören, dass nur das die lichtdurchflutete<br />
Agentur verlässt, was<br />
absolut ihren Ansprüchen entspricht.<br />
Die beiden könnten unterschiedlicher<br />
nicht sein. Markus Huber, der selbstbewusste<br />
Kreative mit dem unverblümten,<br />
beinharten Urteil und auch<br />
messerscharfen Spruch, der wohl so<br />
manchen Kunden kurz sprachlos zurücklässt.<br />
Peter Mair, der feinsinnig<br />
Sensible, der die erstaunt Zurückgelassenen<br />
sanft wieder an Bord holt.<br />
Zwei neugierige, wachsame Weltenbürger<br />
mit dem Anspruch, dass gutes<br />
Design-Handwerk in Innsbruck und<br />
New York die gleiche Qualität haben<br />
muss. Ein kongeniales Team, das seit<br />
Jahren renommierte Kunden wie Red<br />
Bull oder die Bodner Gruppe betreut.<br />
Handwerk ist die Basis, auf der innovative<br />
Kreationen fußen.<br />
ECHO: Wann kommen Unternehmen<br />
zu I CARUS? Mit welchen Anliegen?<br />
Peter Mair: Oft kommen renommierte,<br />
erfolgreiche Unternehmen<br />
zu uns, wenn sie ein neues Produkt<br />
oder einen neuen Markt erobern<br />
wollen. Dann kommen sie zu uns<br />
und sagen: „Wir brauchen einen<br />
Imagefilm, ein Prospekt usw.“ Allerdings<br />
ist denen, weil sie erfolgreich<br />
und profitabel sind, oft nicht<br />
bewusst, dass ihre Marke, ihr Logo,<br />
ihr gesamter Außenauftritt nicht<br />
mehr stimmig sind und überarbeitet<br />
werden müssen.<br />
46 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Markus Huber: In solchen Fällen<br />
haben wir schon oft gesagt, dass wir<br />
den Film, das Prospekt oder sonst ein<br />
Produkt nur machen, wenn wir vorher<br />
einige grundsätzliche Fragen klären.<br />
Ansonsten hätte es keinen Sinn, wäre<br />
wirkungslose Kosmetik – und das<br />
machen wir nicht.<br />
ECHO: Warum sollte ich – wenn<br />
mein Unternehmen gut läuft, gute<br />
Umsätze und Gewinne erwirtschaftet<br />
– warum sollte ein solches<br />
Unternehmen, auch wenn die Marke<br />
und der Außenauftritt in die Jahre gekommen<br />
sind, etwas verändern, neu<br />
gestalten lassen?<br />
Peter Mair: Genau mit dieser Frage<br />
sehen wir uns oft konfrontiert. Viele<br />
Unternehmen erkennen den Bedarf<br />
nicht. Die Firma ist gut, das Produkt<br />
ist gut, dennoch ist die Marke so<br />
verstaubt, dass man sie nicht mehr<br />
aufladen kann.<br />
Markus Huber: Nach dem Prozess,<br />
den wir mit den Firmen gemeinsam<br />
durchmachen, spüren sie es<br />
dann. Spüren, dass die neue Marke<br />
nach innen und nach außen wirkt,<br />
eine ungleich größere Kraft entwickelt<br />
und ein erfolgreiches Unternehmen<br />
noch erfolgreicher macht.<br />
Peter Mair: Bei Firmenübergaben<br />
ergibt sich oft die Gelegenheit<br />
eines Refreshs, einer Überarbeitung<br />
des Außenauftritts und für viele<br />
Unternehmen ist das der perfekte<br />
Zeitpunkt. Oft kommt es auch zu<br />
Verunsicherungen, wenn ein neues<br />
Geschäftsfeld, neue Bereiche entstehen.<br />
Dann erkennen viele Firmen,<br />
dass sie ihren Außenauftritt hinterfragen<br />
müssen.<br />
Markus Huber: Eines kann man<br />
fast als Faustregel sagen: Wenn ein<br />
Unternehmen lange nichts verändert<br />
hat, kann die Strahlkraft<br />
nicht so groß sein, wie es möglich<br />
wäre. Und das ist immer schade,<br />
weil ein erfolgreiches Unternehmen<br />
noch besser sein könnte.<br />
ECHO: Wie läuft so ein Optimierungs-Prozess<br />
ab?<br />
Markus Huber: Wir versuchen<br />
herauszufinden, was das<br />
Unternehmen ausmacht, was<br />
authentisch an seinem Außenauftritt<br />
ist, was immer noch passt,<br />
was wir mitnehmen müssen, was<br />
sich verändert hat und was neu ist.<br />
Das ist ein intimer Prozess, der nur<br />
gelingt, wenn der Kunde uns sein<br />
Vertrauen schenkt und uns auch<br />
nicht in ein Korsett zwängen will.<br />
Nur mit dem nötigen Freiraum gibt<br />
es ein optimales Ergebnis und Neues<br />
kann entstehen.<br />
Peter Mair: Da kann es dann schon<br />
vorkommen, dass uns der Kunde<br />
dann vor Begeisterung umarmt.<br />
Solche Momente sind es, die uns<br />
beflügeln.<br />
„ Ein Logo ist keine Frage<br />
des Geschmacks,<br />
es gibt ein Richtig und<br />
ein Falsch. Typografi e,<br />
Statik und Proportion –<br />
das Handwerk macht<br />
den Unterschied.“<br />
Markus Huber<br />
Fotos: Roland Defrancesco · www.rolart-images.com<br />
MARKUS HUBER, Inhaber ICARUS creative<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong><br />
47
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Wirtschaft. Installationsunternehmer Bernhard Fankhauser hadert mit der<br />
Politik und erzählt über chaotische Lehre mit Matura, seine Erfahrungen mit<br />
Flüchtlingen und will einen positiveren Zugang zur Lehre.<br />
ECHO: Unternehmer in Österreich,<br />
Tirol, im Bezirk <strong>Schwaz</strong> und im Zillertal<br />
leiden in aller Regel unter zwei<br />
Dingen, der schwieriger werdenden<br />
Personalsuche und den als zunehmend<br />
weniger unternehmerfreundlich empfundenen<br />
politischen Rahmenbedingungen.<br />
Bernhard Fankhauser: Schlussendlich<br />
ist der Zweck allen Wirtschaftens,<br />
noch irgendwo etwas verdienen<br />
zu können. Es wird schwieriger und<br />
schwieriger, dass unterm Strich etwas<br />
übrigbleibt.<br />
Falsche Anreize<br />
ECHO: Die Personalsituation ist für<br />
viele Unternehmen keine einfache.<br />
Wie geht es Ihnen in diesem Punkt?<br />
Fankhauser: Wir feiern bald unser<br />
50-jähriges Firmenjubiläum und ich<br />
kann mit Gewissheit sagen, dass sich<br />
einiges gewandelt hat, und zwar nicht<br />
zum Besseren. Heute geht nichts mehr<br />
ohne komplizierte Verträge und Bürokratie.<br />
Der interne Aufwand ist enorm,<br />
was sich auch auf den Preis durchschlägt.<br />
Die Konkurrenzsituation ist<br />
auch eine andere. Als mein Vater das<br />
Unternehmen gegründet hat, gab es<br />
im Zillertal eine Handvoll Installationsunternehmen,<br />
heute sind es jenseits<br />
der 30. Früher war es wesentlich<br />
leichter, Lehrlinge zu bekommen. Das<br />
betrifft aber nicht nur uns, sondern alle<br />
Handwerksbetriebe. Die Politik hat es<br />
verabsäumt, nach außen zu transportieren,<br />
dass Handwerk tatsächlich goldenen<br />
Boden hat. Ich bin überzeugt<br />
davon, dass das Installationsgewerbe<br />
eine absolute Zukunftsbranche ist. Reparaturen,<br />
Um-, Neu- und Zubauten<br />
wird es immer geben. Der Trend, dass<br />
Firmen aus dem Osten zu Billigstpreisen<br />
hier Baustellen abwickeln, kann<br />
aber nicht so weitergehen. Oft sind das<br />
ganz einfach Glücksritter, die den Karren<br />
in den Sand setzen.<br />
ECHO: Seit wann bilden Sie Lehrlinge<br />
im Unternehmen aus und inwiefern<br />
hat sich die Lage verändert?<br />
Fankhauser: Wir bilden seit etwa<br />
40 Jahre Lehrlinge aus. Früher haben<br />
wir fünf Lehrlinge aufgenommen, von<br />
denen drei oder vier nach der Lehre im<br />
Betrieb geblieben sind. Heutzutage ist<br />
es irrsinnig schwierig, überhaupt Leute<br />
zu bekommen. Ich glaube, dass die<br />
Situation bei den Lehrlingen ein gesellschaftspolitisches<br />
Problem ist. Wenn<br />
heute in den Familien kommuniziert<br />
wird, dass jeder, der nicht mindestens<br />
die Matura hat, im Leben versagt hat,<br />
dann ist das sicher nicht der richtige<br />
Weg. Viele Eltern wünschen sich, dass<br />
ihre Kinder die Matura machen und<br />
studieren gehen. Ob sie dazu befähigt<br />
sind, wird dann nicht mehr so genau<br />
hinterfragt. Außerdem buhlen auch die<br />
Schulen untereinander um die Leute.<br />
Dadurch sinkt allgemein das Niveau.<br />
Zu meiner Zeit sind nach der Pflichtschule<br />
acht oder zehn Schüler in eine<br />
weiterführende Schule gegangen, heute<br />
fast alle. Was übrigbleibt, und das ist<br />
nicht abwertend gemeint, ist nun einmal<br />
der Rest vom Schützenfest. Sicher<br />
sind da auch gute Leute dabei, aber da<br />
müssen kleinere Betriebe wie wir mit<br />
Großunternehmen konkurrieren, die<br />
eigene Lehrlingsbeauftragte haben.<br />
ECHO: Das Installationsgewerbe<br />
wird zunehmend komplexer. Bräuchte<br />
es da nicht gerade heute sehr gute, technikaffine<br />
Leute?<br />
Fankhauser: So ist es. Die Leute<br />
sollten eigentlich besser werden, das<br />
Gegenteil ist aber der Fall.<br />
ECHO: Zieht die Lehre mit Matura<br />
nicht solche junge Menschen an?<br />
Fankhauser: Die Lehre mit Matura<br />
ist leider eine Missgeburt. Sie klingt<br />
vordergründig zwar gut, aber man<br />
muss sich das einmal in der betrieblichen<br />
Praxis anschauen. Der junge<br />
Mann, der bei uns Lehre mit Matura<br />
macht, fehlt jeden Freitag im Betrieb.<br />
Das ist für die Kollegialität, für den<br />
Teamgeist nicht förderlich. Das ist der<br />
erste Punkt. Es gibt noch einen zweiten.<br />
In der Berufsschule gibt es vier Blocklehrgänge<br />
à zehn Wochen. In diesen<br />
zehn Wochen muss der Lehrling aber<br />
Foto: Privat<br />
48<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
gleichzeitig zur Maturaschule. Mein<br />
Lehrling ruft mich eines Tages an<br />
und fragt mich, in welche der beiden<br />
Schulen er denn gehen solle. Ich habe<br />
das zuerst für einen Schmäh gehalten,<br />
dann aber doch beim Direktor der Berufsschule<br />
angerufen. Der hat mir dann<br />
empfohlen, den Lehrling abwechselnd<br />
in die verschiedenen Schulen zu schicken.<br />
Das Ganze läuft in Wahrheit<br />
völlig unkoordiniert ab. Die Politik verkauft<br />
die Lehre mit Matura als Erfolg,<br />
der sie aber nicht ist. Wenn man hinter<br />
diese Fassade hineinblickt, ist nicht viel<br />
Substanz da.<br />
„Die Lehre mit Matura<br />
ist leider eine<br />
Missgeburt.“<br />
ECHO: Die hohe Politik steht bei<br />
Ihnen wohl nicht allzu hoch im Kurs?<br />
Fankhauser: Wenn ich unseren Politikern<br />
zuhöre, dann fühle ich mich<br />
als Chef eines kleineren Mittelbetriebs<br />
teilweise ganz schön an der Nase herumgeführt.<br />
Der lässige Umgang mit<br />
den Geldern der Steuerzahler lässt den<br />
Schluss zu, dass die Politik keinerlei Ahnung<br />
davon hat, wie schwer es für viele<br />
Unternehmer ist, über die Runden zu<br />
kommen. Der Einzige, bei dem halbwegs<br />
gute Ansätze zu erkennen sind, ist<br />
meiner Meinung nach Sebastian Kurz.<br />
Der dürfte begriffen haben, dass man<br />
aus einer Geldbörse nicht immer nur<br />
Geld herausnehmen kann. Das wird<br />
nicht funktionieren.<br />
ECHO: In der Lehrlingsausbildung<br />
haben Sie schon Erfahrungen mit<br />
Flüchtlingen gesammelt. Wie hat das<br />
funktioniert?<br />
Fankhauser: Ich habe einen Flüchtling<br />
aus dem Kosovo als Lehrling aufgenommen.<br />
Besagten jungen Mann<br />
habe ich in Uderns am Sportplatz im<br />
Rahmen eines Fußballspiels kennengelernt.<br />
Der junge Flüchtling hat sich gut<br />
bewährt und war fleißig. Dann wurde<br />
er unvermittelt abgeschoben. Als Ersatz<br />
hat man mir dann einen jungen Afghanen<br />
geschickt, der kein Wort Deutsch<br />
konnte. Nach zweieinhalb Tagen Lehre<br />
hat er mir eine WhatsApp-Nachricht<br />
geschickt und mir mitgeteilt, dass er<br />
wegen Kopfschmerzen zum Arzt müsse<br />
und nicht mehr kommen könne.<br />
Ich habe daraufhin beim Betreuer des<br />
jungen Mannes, der den Lehrling vermittelt<br />
hatte, angerufen und ihm mitgeteilt,<br />
dass ich mit jemandem, der krank<br />
spielen möchte, wenig anfangen kann.<br />
Deshalb habe ich den jungen Mann<br />
abgemeldet. Nach vier Monaten des<br />
Herumdokterns hat man mir gesagt,<br />
dass der junge Afghane nun wieder bereit<br />
wäre. Zu diesem Zeitpunkt war ich<br />
aber nicht mehr bereit.<br />
ECHO: Scheitert es an der mangelnden<br />
Sprachkompetenz?<br />
Fankhauser: Da ist nicht nur die<br />
Sprachkompetenz ein Problem, sondern<br />
auch die Mentalität. Das Problem<br />
ist, dass Menschen hierher migrieren,<br />
die ohne zu arbeiten ein höheres Einkommen<br />
erzielen als in ihren Heimatländern<br />
mit Arbeit. Das motiviert<br />
nicht gerade zum Arbeiten. Wie soll<br />
ich einem jungen Menschen, der als<br />
Lehrling für 40 Wochenstunden rund<br />
700 Euro verdient, begreifbar machen,<br />
dass eine Ausbildung wichtig ist, wenn<br />
er dasselbe oder mehr in einer Unterkunft<br />
fürs Nasenbohren bekommt?<br />
Wir haben ein Anreizproblem, und<br />
zwar in der gesamten Gesellschaft.<br />
ECHO: Inwiefern betrifft das Problem<br />
die ganze Gesellschaft?<br />
Fankhauser: Die Entwicklung geht<br />
leider in eine total falsche Richtung.<br />
Arbeit wird vom Unternehmer bis zum<br />
Arbeitnehmer bestraft. Wer fleißig ist,<br />
wird ausgepresst, damit der Staat die<br />
Löcher stopfen kann, die sich an allen<br />
Ecken und Enden auftun. Das kann es<br />
nicht sein.<br />
ECHO: Können Sie konkrete Fälle<br />
nennen, wo Arbeit aus Ihrer Sicht bestraft<br />
wird?<br />
Fankhauser: Stelle ich mir jemanden<br />
an, der mir am Wochenende<br />
Telefondienst leistet und zur Hand<br />
geht, und ihm 100 Euro brutto gebe,<br />
bekommt er netto kaum 50 Euro heraus.<br />
Ist das nicht ein Trauerspiel? Das<br />
ist ein Affront gegenüber jedem, der<br />
leistungswillig und fleißig ist. Das ist<br />
nicht gerecht. Da muss ein Umdenken<br />
stattfinden. In Bulgarien verdienen<br />
beispielsweise viele Arbeitskräfte mit<br />
Vollzeitarbeit wesentlich weniger als<br />
das, was in Österreich als Mindestsicherung<br />
ausbezahlt wird. Das weiß ich,<br />
weil ich kürzlich dort war.<br />
ECHO: Zurück zur Lehre. Was muss<br />
geschehen, dass die Lehre wieder an<br />
Ansehen gewinnt?<br />
Fankhauser: Ein möglicher Baustein<br />
könnte sein, positiver über die Lehre zu<br />
sprechen. Wir müssen die Erzählung<br />
in Umlauf bringen, dass die Lehre ein<br />
guter Einstieg ins Berufsleben und eine<br />
gute Voraussetzung für beruflichen Erfolg<br />
ist. Nicht zuletzt ist es ein gutes Gefühl,<br />
am Ende eines Tages das Produkt<br />
seiner Arbeit konkret zu sehen. Diese<br />
Erfüllung bleibt vielen Menschen in<br />
einem Bürojob verwehrt.<br />
ECHO: Das Installationsgewerbe<br />
wird zunehmend herausfordernder<br />
und technischer. Haftet dem Beruf<br />
womöglich noch etwas ein Geruch<br />
vergangener Tage an?<br />
Fankhauser: Es ist gut möglich, dass<br />
unsere Branche noch zu sehr mit der<br />
Kombination „Gas-Wasser-Scheiße“<br />
assoziiert wird. Letzteres ist nicht der<br />
Hauptpunkt in unserer Branche. Wir<br />
müssen unseren Beruf besser nach<br />
außen tragen, auch in der Innung. Da<br />
sind wir aber auf einem guten Weg. Ich<br />
bleibe dabei: Handwerk hat goldenen<br />
Boden. Das wird sich in Zukunft noch<br />
zeigen. <br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong> 49
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Wirtschaft. Empl-Geschäftsführer und Vertriebschef Joe Empl im Interview<br />
über die Exportanfänge und -märkte, die Geschäftsentwicklung, die Stärken<br />
des Heimatstandorts und den Wert der Facharbeiter.<br />
ECHO: Sie haben ganze Vitrinen<br />
voll von Gastgeschenken aus dem<br />
arabischen Raum, die dort zur Business-Etiquette<br />
gehören. Wie ist es<br />
dazu gekommen, dass ein Zillertaler<br />
Unternehmen in den Golfstaaten<br />
derart hohe Wertschätzung genießt?<br />
Joe Empl: Mit Steyr gab es in Österreich<br />
damals einen LKW-Produzenten,<br />
der stark im Export tätig war.<br />
Wir haben mit Steyr zusammengearbeitet.<br />
Aufgrund massiver Ölfunde<br />
boomten die Golfstaaten. Mein Vater<br />
hat sich damals das Ziel gesetzt, auf<br />
diesen Märkten mitzumischen, hat<br />
die Länder bereist und ein Netzwerk<br />
aufgebaut. Der mittlere Osten ist<br />
fast so etwas wie ein Heimatmarkt,<br />
weil es eine jahrelange gegenseitige<br />
Verbundenheit gibt. Unsere Exportanfänge<br />
haben wir in Saudi-Arabien<br />
gemacht. Aus unserem Engagement<br />
sind in den vergangenen Jahrzehnten<br />
tragfähige Partnerschaften und auch<br />
Freundschaften entstanden.<br />
Kontinuität zählt<br />
ECHO: Was gilt es zu beachten,<br />
wenn man geschäftlich dort reüssieren<br />
will?<br />
Empl: Man muss auf die jeweiligen<br />
kulturellen Gegebenheiten<br />
Rücksicht nehmen und die Kultur<br />
achten. Man trinkt dort keinen Alkohol<br />
und kleidet sich angemessen.<br />
Diese Länder haben sich aber auch<br />
stark gewandelt. Es gibt da und dort<br />
Lockerungen und eine Öffnung. In<br />
den Emiraten, in Katar und Oman<br />
ist man weniger streng als etwa in<br />
Saudi-Arabien. Wir sind als Unter-<br />
Fotos: Kröll<br />
50<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Wir stellen Dual-Use-<br />
Produkte her und keine<br />
Waffen.“<br />
Joe Empl,<br />
Managing Director<br />
nehmen aber auf der ganzen Welt zu<br />
Hause und man muss sich genauso<br />
im asiatischen Raum auf die Kunden<br />
einstellen wie im Mittleren Osten.<br />
ECHO: Empl ist auf die Bereiche<br />
Nutzfahrzeuge, Feuerwehr und den<br />
logistischen Bereich spezialisiert.<br />
Wie verteilt sich der Gesamtumsatz<br />
auf die Sparten?<br />
Empl: Begonnen haben wir mit<br />
der Sparte Nutzfahrzeuge, seit Jahrzehnten<br />
fertigen wir auch Sonderaufbauten<br />
für Feuerwehren und<br />
sind im Behördengeschäft, also dem<br />
militärischen Bereich, tätig. Da sind<br />
wir ein guter Partner des Österreichischen<br />
Bundesheers, aber auch stark<br />
im Export. Die Behördengeschäfte<br />
werden ausgeschrieben. Da geht<br />
es um größere Stückzahlen, wenn<br />
man den Zuschlag bekommt. Über<br />
den Daumen gepeilt, machen wir in<br />
diesem Segment durchschnittlich<br />
etwa 50 Prozent unseres Umsatzes,<br />
30 Prozent ist der Feuerwehranteil<br />
und 20 Prozent die zivilen Sonderfahrzeuge.<br />
ECHO: In welcher Sparte gibt es<br />
die größten Wachstumspotenziale?<br />
Empl: Grundsätzlich in allen Bereichen.<br />
Wir sind weltweit stark vertreten,<br />
es gibt aber durchaus noch<br />
weiße Flächen. Der Bedarf an Sonderlösungen<br />
ist weltweit gegeben.<br />
ECHO: Für welche Produkte ist<br />
Empl in Österreich bekannt?<br />
Empl: Da muss man differenzieren.<br />
Jemand, der mit der Bauwirtschaft<br />
zu tun hat, kennt uns als Kipper- und<br />
Muldenhersteller. Der Bereich Feuerwehr<br />
ist ein emotionales Geschäft,<br />
für das wir sehr bekannt sind. Den<br />
militärischen Bereich nimmt die<br />
Öffentlichkeit dagegen vielleicht gar<br />
nicht so wahr. Das treten wir auch<br />
nicht medial breit. Die Leute in der<br />
Region wissen das natürlich.<br />
ECHO: Das militärische Geschäft<br />
ist ja prinzipiell nichts Unanständiges.<br />
Empl: Wir stellen Dual-Use-Produkte<br />
her und keine Waffen. Abschlepp-<br />
und Bergefahrzeuge werden<br />
sowohl im zivilen als auch im militärischen<br />
Bereich genützt.<br />
ECHO: Mit dem Feuerwehrbereich<br />
lässt sich die Marke aber am<br />
positivsten aufladen.<br />
Empl: Richtig.<br />
ECHO: Welche sind die Hauptexportmärkte<br />
von Empl, wo liegen die<br />
weißen Flecken?<br />
Empl: Wir sind global Gott sei<br />
Dank sehr breit aufgestellt und exportieren<br />
relativ ausgeglichen in alle<br />
Welt. Ein Wachstumsmarkt – speziell<br />
im Feuerwehrbereich – ist China,<br />
ein sehr großer Markt. Ein weißer<br />
Fleck ist Indien. Dieser Markt hat<br />
sicherlich großes Potenzial. Wir<br />
wissen natürlich, dass wir gewisse<br />
Märkte aus Preisgründen nicht mit<br />
Kompletteinheiten aus Österreich<br />
und Deutschland beliefern können,<br />
sondern liefern auch Komponenten,<br />
die vor Ort mit einem Partner montiert<br />
und fertiggestellt werden können.<br />
Wenn man weltweit tätig sein<br />
will, muss man sich ein Stück weit<br />
den Markterfordernissen anpassen.<br />
ECHO: Sind Sie von den EU-Sanktionen<br />
gegen Russland betroffen?<br />
Empl: Davon sind wir betroffen.<br />
Wir haben vor Inkrafttreten der<br />
Sanktionen Bergefahrzeuge und<br />
Feuerwehrfahrzeuge etwa nach St.<br />
Petersburg geliefert. Momentan<br />
NEU<br />
Sonntags<br />
geöffnet<br />
Der<br />
echte Italiener<br />
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Andreas-Hofer-Str. 3<br />
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Montag Ruhetag
top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
„Mir ist es sehr wichtig<br />
herauszustreichen, dass<br />
der Facharbeiter sehr<br />
viel wert ist.“<br />
herrscht da eher Stillstand. Wir haben<br />
auch Feuerwehrfahrzeuge in<br />
den Irak und nach Syrien geliefert.<br />
Diese Märkte sind momentan klarerweise<br />
nicht existent.<br />
ECHO: Wie stark war Empl von<br />
der Krise betroffen?<br />
Empl: 2008 haben wir noch gar<br />
nichts davon bemerkt, weil die Lieferverträge<br />
langfristiger abgeschlossen<br />
werden. In den Folgejahren hat<br />
uns die Krise einige Prozent gekostet,<br />
aber insgesamt haben wir diese<br />
Finanzkrise sehr gut übertaucht. Es<br />
hat uns sehr geholfen, dass wir so<br />
breit aufgestellt sind und in viele<br />
Länder liefern.<br />
ECHO: Am Standort in Kaltenbach<br />
hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
sehr viel getan. Ist am<br />
Gründungsstandort der Plafond<br />
erreicht?<br />
Empl: In Kaltenbach ist sicherlich<br />
das Limit bald erreicht. Das Projektgeschäft<br />
mit höheren Stückzahlen<br />
muss irgendwie handelbar bleiben.<br />
Das ist platzmäßig hier gar nicht<br />
mehr möglich. Deshalb haben wir<br />
auch nach der Wende in Deutschland<br />
ein Werk in Klöden übernommen.<br />
Wir haben das damals auch gemacht,<br />
weil man zu dieser Zeit nicht<br />
wusste, ob Österreich der Europäischen<br />
Union beitreten will. Außerdem<br />
ist es hilfreich, bei Ausschreibungen<br />
von Behördengeschäften<br />
einen deutschen Standort zu haben.<br />
Von dort aus können wir auch die<br />
osteuropäischen Länder besser bedienen.<br />
Hier haben wir zwar schöne<br />
Berge, aber in Deutschland steht bedeutend<br />
mehr Raum zur Verfügung.<br />
In Deutschland sind wir strategisch<br />
auf höhere Stückzahlen ausgelegt,<br />
hier in Kaltenbach produzieren wir<br />
geringere Stückzahlen und komplette<br />
Sondereinheiten. Wir haben<br />
aber in Deutschland rund 125 Beschäftigte,<br />
in Österreich dagegen<br />
rund 350.<br />
ECHO: Ihr Unternehmen dürfte<br />
wohl nicht aus rein sentimentalen<br />
Gründen im Zillertal investieren.<br />
Was spricht für den Standort?<br />
Empl: Empl ist im Zillertal groß<br />
geworden, wir sind unserer Heimat<br />
stark verbunden. Sehr viele heimische<br />
Mitarbeiter sind mit dem<br />
Unternehmen groß geworden und<br />
an führenden Positionen tätig. Ein<br />
sehr wichtiger Punkt sind die Fachkräfte,<br />
die bei uns sehr sehr gut sind.<br />
Das ist ein großer Standortvorteil.<br />
ECHO: Es wird sehr viel über den<br />
Fachkräfte- und Lehrlingsmangel<br />
geklagt. Sind Sie davon betroffen?<br />
Empl: Das kann ich bestätigen. Ich<br />
will aber auch das Positive betonen:<br />
Mit den Schnupperlehrgängen und<br />
Rookie Days bekommen Schüler<br />
die Möglichkeit, in verschiedene<br />
Unternehmen hineinzuschnup-<br />
52<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
FAHRSCHULE WALLNER | PROMOTION<br />
pern. Wir kooperieren stark mit<br />
den Schulen und sind bestrebt,<br />
dass möglichst praxisnah unterrichtet<br />
wird. Es gibt einerseits weniger<br />
Schüler, andererseits werden viele<br />
junge Menschen dazu gedrängt, in<br />
weiterführende Schulen zu gehen.<br />
Mir ist es sehr wichtig herauszustreichen,<br />
dass der Facharbeiter<br />
sehr viel wert ist. Der Stellenwert<br />
der Fachkraft muss wieder steigen.<br />
Es braucht mehr gesellschaftliche<br />
Anerkennung. Die guten Fachkräfte<br />
sind eine stärke unserer Region,<br />
die wir nicht verlieren dürfen. Man<br />
kann als Facharbeiter beruflich<br />
sehr viel erreichen. Wir haben mit<br />
Beginn des Jahres eine Lehrlingsakademie<br />
eingerichtet, mit der wir<br />
parallel zur Lehrlingsausbildung eine<br />
zusätzliche fachspezifische Ausbildung<br />
bieten wollen.<br />
ECHO: In der Geschäftsführung<br />
ist es zu einem Generationenwechsel<br />
gekommen. Geht damit ein Paradigmenwechsel<br />
einher oder setzt<br />
Empl auf Kontinuität?<br />
Empl: Vor zwei Jahren habe ich<br />
die Geschäftsführung im Bereich<br />
Vertrieb/Marketing von meinem<br />
Vater übernommen, für das Finanzwesen<br />
ist mein Onkel Heinz Empl<br />
zuständig. Heuer ist auch mein Onkel<br />
Josef Empl, der die Produktion<br />
geleitet hat, in Pension gegangen<br />
und hat an Dr. Thomas Lanner<br />
übergeben, der schon einige Jahre<br />
bei uns tätig ist. Kontinuität ist<br />
uns als Familienunternehmen sehr<br />
wichtig. Im Gegensatz zu einem aktionärsgetriebenen<br />
Konzern planen<br />
wir langfristig.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
Führerscheine<br />
für den Job<br />
Neben den Ausbildungen für alle Führerscheinklassen<br />
bietet die Fahrschule Wallner Kurse für<br />
den Umgang mit Stapler, Kran oder Tankwagen<br />
STAPLER<br />
Die Ausbildung besteht aus einem<br />
dreitägigen Kurs. TeilnehmerInnen<br />
müssen dafür mindestens 18 Jahre alt<br />
sein und eine schriftliche Abschlussprüfung<br />
auf Deutsch absolvieren.<br />
KRAN<br />
Die Ausbildung besteht aus einem<br />
zweitätigen Basiskurs und den Spezialkursen<br />
für Fahrzeug-, Turmdreh- oder<br />
Portalkran. TeilnehmerInnen müssen<br />
dafür mindestens 18 Jahre alt sein und<br />
eine schriftliche Abschlussprüfung auf<br />
Deutsch absolvieren. Die Kurse fi n-<br />
den mehrmals im Jahr statt und haben<br />
100 Prozent Anwesenheitspfl icht.<br />
Außerdem werden auch Fachkundeseminare<br />
für die Berechtigung zur Prüfung<br />
nach Aufstellung von Baukränen<br />
angeboten.<br />
GEFAHRGUT<br />
Fahrzeuglenker, die in ihrem Joballtag<br />
gefährliche Güter befördern, müssen<br />
im Besitz der ADR-Bescheinigung<br />
sein: Diese bestätigt die Erfüllung besonderer<br />
Anforderungen im Umgang<br />
mit den Gütern. Zudem sind auch<br />
spezielle Aufbaukurse für den Transport<br />
mit Tanks, von explosiven oder<br />
radioaktiven Stoffen sowie Fortbildungskurse<br />
im Angebot.<br />
WEITERBILDUNGEN FÜR<br />
BERUFSKRAFTFAHRER<br />
Um einen Qualifi zierungsnachweis zu<br />
erhalten, sind Bus- und LKW-Fahrer<br />
gesetzlich verpfl ichtet, alle fünf Jahre<br />
eine 35-stündige Weiterbildung zu<br />
absolvieren. Die Fahrschule Wallner<br />
ist ein erfahrener Partner und berechtigte<br />
Ausbildungsstätte für C- und D-<br />
Klassen und bietet auch individuelle<br />
Firmenkurse an.<br />
BERUFSAUSBILDUNGEN<br />
FÜR FAHRLEHRERINNEN<br />
UND FAHRSCHUL-<br />
LEHRERINNEN<br />
FahrlehrerInnen sind zur Abhaltung von<br />
Fahrstunden in Fahrschulen berechtigt.<br />
Interessenten müssen seit mindestens<br />
drei Jahren im Besitz des Füherscheins<br />
der angestrebten Klasse und im Sinne<br />
des KFG vertrauenswürdig sein.<br />
FahrschullehrerInnen können Theorie<br />
und Fahrpraxis unterrichten. In den<br />
Seminaren werden unter anderem<br />
Themen wie Berufsrecht und Fahrpädagogik<br />
behandelt.<br />
Die Ausbildungen können sowohl<br />
als Teil- als auch als Komplettausbildung<br />
absolviert werden. Zusätzliche Schulungen<br />
für Perfektionsfahrten runden<br />
das Angebot ab.<br />
INFOS & KONTAKT<br />
Fahrschule WALLNER<br />
Jenbach: Austraße 21<br />
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Zell am Ziller: Bahnhofstraße 10<br />
Tel.: 05244 / 66266<br />
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Wo andere aufgeben,<br />
fangen wir erst an<br />
Führende Wirtschaftsbetriebe in Österreich vertrauen seit 50 Jahren auf<br />
die Brindlinger Versicherungsmakler GmbH im Zillertal.<br />
Josef Brindlinger senior begann<br />
1967 seine Karriere<br />
als Versicherungsmakler.<br />
Seine damalige Devise – „Geht nicht<br />
gibt es nicht“ – gilt in der Firma heute<br />
noch und ist ein wesentlicher Baustein<br />
des Erfolgs. Die Brindlinger Versicherungsmakler<br />
GmbH mit Sitz in Zell<br />
im Zillertal ist weit über Tirol hinaus<br />
erfolgreich tätig. Ob beim Bau der 3S-<br />
Penkenbahn in Mayrhofen, dem Neubau<br />
des Med-Campus Linz oder beim<br />
Krankenhaus Nord in Wien, überall<br />
stecken die Versicherungslösungen des<br />
Zillertaler Unternehmens drinnen.<br />
„Unzählige führende Wirtschaftsbetriebe<br />
vertrauen auf unsere Sicherheitskonzepte,<br />
nicht nur in Tirol. Gerade<br />
im Baugewerbe haben wir uns<br />
in 50 Jahren einen Namen gemacht.<br />
Unser Unternehmen zählt zu den absoluten<br />
Spezialisten für Gewerbe- und<br />
Industrieversicherungslösungen“, freut<br />
sich Geschäftsführer Josef Brindlinger<br />
und ergänzt: „Aufgrund unserer jahrzehntelangen<br />
Erfahrung und unseres<br />
Know-hows haben wir in unzähligen<br />
Bereichen spezielle Deckungskonzepte<br />
entwickelt“.<br />
Die Geschäftsführer: Josef Brindlinger, Josef Eller und Josef Brindlinger sen.<br />
attraktive lösungen<br />
FÜR hotels und<br />
gastronomie<br />
Zu Brindlingers Zielgruppen gehören<br />
u. a. Baufirmen und planende Berufe,<br />
Ingenieurbüros, Baumeister, Archi-<br />
Foto: un attimo
BRINDLINGER | PROMOTION<br />
tekten und Ziviltechniker, aber auch<br />
Seilbahnbetriebe sowie Hotellerie- und<br />
Gastronomiebetriebe. Hierfür wurden<br />
besondere Allrisk-Lösungen entwickelt,<br />
wie etwa die Technikversicherung für<br />
sämtliche Maschinen und Geräte, hohe<br />
Haftpfl ichtsummen, oder die Mitversicherung<br />
von Rückwirkungsschäden,<br />
z. B. bei Gastbetrieben mit Skilift-Zubringer.<br />
Eine hohe Deckung bis zu 1,5<br />
Millionen Euro bei Naturkatastrophen,<br />
selbst im Gefährdungsbereich oder<br />
spezielle Lösungen im Fall einer Seuchen-Betriebsunterbrechung<br />
zählen<br />
ebenso zu den facettenreichen Allrisk-<br />
Produkten für die Tourismusbranche.<br />
Josef Brindlinger stellt fest: „Durch unsere<br />
Größe und Marktposition sind wir<br />
in der Lage, die gesamte Bandbreite an<br />
Versicherungslösungen abzudecken.“<br />
komPetente<br />
unterstÜtZung im<br />
ernstFall<br />
Versicherungsangebote gibt es viele.<br />
„Die wahre Qualität einer Versicherungslösung<br />
ist erst im Schadenfall erkennbar.<br />
Gerade die Abwicklung von<br />
komplexen Schadenfällen trennt die<br />
Spreu vom Weizen. Aber das ist eine<br />
unserer Kernkompetenzen“, betont<br />
Josef Brindlinger. Hartes Verhandeln<br />
führte etwa nach einem Brandschaden<br />
in einem namhaften Hotel zum Erfolg.<br />
„Das Erstangebot des Versicherers<br />
für die Betriebsunterbrechung lag bei<br />
450.000 Euro. Am Ende haben wir mit<br />
900.000 Euro abgerechnet“, erzählt<br />
Brindlinger mit Stolz. Ihn rufen Geschädigte<br />
aus ganz Österreich an und fragen<br />
um Rat und Unterstützung bei der<br />
Schadenabwicklung.<br />
Heute bearbeiten bei Brindlinger 30<br />
Mitarbeiter rund 5000 Schäden pro<br />
Jahr. Rechtzeitig zum 50-Jahr-Jubiläum<br />
wurde im Oktober 2016 eine Niederlassung<br />
in Jenbach eröffnet. „Wir suchen<br />
die besten Versicherungslösungen für<br />
unsere Kunden. Dabei erarbeiten wir<br />
nicht nur ausgefeilte Deckungskonzepte,<br />
sondern betreiben auch Risikomanagement<br />
zur Vermeidung von<br />
Schäden“, erklärt Geschäftsführer Josef<br />
Brindlinger.<br />
KONTAKT<br />
Brindlinger<br />
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top 100 SCHWAZ | wirtschaft<br />
Spät auf Hochtouren<br />
Wirtschaft. Mit dem Motoren-Kompetenzzentrum ECI Manufacturing beweisen<br />
Hans Reiter und Franz Stock, dass man als „Jungunternehmer“ nicht<br />
zwangsläufig jung sein muss und eine gewisse Reife ein Pluspunkt ist.<br />
Das Betriebsgebäude in der <strong>Schwaz</strong>er Innsbrucker Straße wurde Mitte 2015 eröffnet<br />
und bietet noch Kapazitäten für weiteres Wachstum.<br />
Ford, Hewlett-Packard, Apple<br />
oder Google haben nicht nur<br />
gemein, dass sie zu den absoluten<br />
Global Playern gehören. Nein, es<br />
handelt sich bei allen um sogenannte<br />
Garagenfirmen, um Unternehmen,<br />
deren erste Büro-, Lager- und Werkstatträume<br />
sich in einer Garage befanden.<br />
Eine Garagenfirma ist nach diesen<br />
Maßstäben auch die im Juli 2012 von<br />
Hans Reiter und Franz Stock gegründete<br />
ECI Manufacturing GmbH. An<br />
die Stelle der LKW-Garage der Firma<br />
DAKA, in welcher sich die „Jungunternehmer“<br />
und GE-Jenbacher-Veteranen<br />
für den Anfang übergangsweise<br />
eingemietet hatten, ist mittlerweile ein<br />
hochmodernes und funktionales Betriebsgebäude<br />
in <strong>Schwaz</strong> getreten, das<br />
nach dem Spatenstich im November<br />
2014 bereits im Juni 2015 eröffnet<br />
werden konnte. Auf die Frage „Alles<br />
oder nichts?“ haben die Firmengründer<br />
mit dem Bau des ECI-Gebäudes eine<br />
überzeugende Antwort gegeben. Hans<br />
Reiter ist im Zuge der Finanzierung<br />
der Halle mit Mitte 50 noch einmal „all<br />
in“ gegangen. Am neuen Standort sind<br />
Kapazitäten für eine Weiterentwicklung<br />
des Unternehmens vorhanden.<br />
Der Firmenname ECI steht für Engine<br />
Competence International und könnte<br />
treffender nicht gewählt sein, findet sich<br />
doch schon auf der Geschäftsführerebene<br />
geballte Motorenkompetenz,<br />
die sich Reiter und Stock über viele<br />
Jahre ihrer beruflichen Laufbahn erarbeitet<br />
haben. „Wir wissen, was Motoren<br />
brauchen“, sagen die Firmenchefs entsprechend<br />
selbstbewusst.<br />
Herstellen und<br />
optimieren<br />
ECI beschäftigt sich hauptsächlich<br />
mit der Herstellung und Optimierung<br />
von Bauteilen für Kolbenmotoren im<br />
Leistungsbereich von einigen hundert<br />
bis mehreren tausend Kilowatt. „Wir<br />
stellen Bauteile wie Zylinderköpfe und<br />
Pleuelstangen neu her oder überarbeiten<br />
und optimieren diese“, erklärt Franz<br />
Stock. Die Komponenten aus <strong>Schwaz</strong><br />
werden sowohl in neue Motoren eingebaut<br />
als auch am Ersatzteilmarkt<br />
verwendet. ECI versteht sich auch auf<br />
die Umrüstung von Dieselmotoren<br />
auf Gasbetrieb und das Refurbishment<br />
– die Generalüberholung von Motoren<br />
und Bauteilen.<br />
Es kommt dem Unternehmen im<br />
Wettbewerb zugute, dass man die komplette<br />
Fertigungs- und Prozessentwicklung<br />
im Haus machen kann und nicht<br />
auf externes Know-how angewiesen<br />
ist. „Wir heben uns vom Mitbewerb ab,<br />
weil wir selbst genau wissen, was wir<br />
wie, womit und aus welchem Grund<br />
produzieren,“ sagt Stock. So bleiben<br />
selbst die kleinsten und auf den ersten<br />
Blick unbedeutendsten Optimierungspotenziale<br />
nicht unentdeckt.<br />
Foto: ECI<br />
56<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
An der eigenständigen Firma ECI-<br />
Distribution, die Gasmotoren-Ersatzteile<br />
weltweit vertreibt und ebenfalls<br />
im Betriebsgebäude untergebracht ist,<br />
sind Stock und Reiter beteiligt.<br />
Zweites STandbein<br />
Neben der ECI Manufacturing haben<br />
Reiter und Stock als zweites Standbein<br />
die Abteilung ECI Mechatronics<br />
ins Leben gerufen. Sie ist mit der<br />
Entwicklung von Maschinenschnittstellen<br />
und der Analyse und Optimierung<br />
bestehender Produktionsprozesse<br />
in Fertigung und Montage<br />
befasst. Ein Geschäftsbereich, in dem<br />
man vor allem in Zeiten von Industrie<br />
4.0 großes Wachstumspotenzial ausmacht.<br />
„Wir haben aus finanziellen<br />
Gründen nicht mit einem neuen Maschinenpark<br />
begonnen, sondern mit<br />
Als Motoren-Kompetenzzentrum hat sich ECI bereits einen guten Namen gemacht.<br />
gebrauchten Maschinen, die wir im ternehmen auch in technologischer<br />
Haus wiederaufbereitet und überholt Hinsicht weitergebracht hat. Im Zuge<br />
haben“, erläutert Franz Stock. Angesichts<br />
der Neupreise von mehreren Werkzeugmaschinen hat man bei<br />
dieser Überholung der gebrauchten<br />
hunderttausend Euro pro Maschine ECI festgestellt, dass diese, obgleich<br />
eine vernünftige Lösung, die das Un-<br />
CNC-gesteuerten, Maschinen nicht
Aller Anfang ist schwer: Die „Jungunternehmer“ Franz Stock (kl. Bild li.) und Hans Reiter zuerst als Garagenfirma, dann im<br />
eigenen Betriebsgebäude in der <strong>Schwaz</strong>er Innsbrucker Straße.<br />
besonders „smart“ sind, weil sie über<br />
keine entsprechenden Schnittstellen<br />
verfügen, über die sich die Daten<br />
einfach aus der Maschine auslesen<br />
lassen. Deshalb hat man kurzerhand<br />
selbst eine solche Schnittstelle entwickelt,<br />
die sich im Unternehmen sehr<br />
gut bewährt hat. Diese hat man zwischenzeitlich<br />
unter der Bezeichnung<br />
ECI Connect weiterentwickelt und<br />
zur Marktreife gebracht. Das Marktpotenzial<br />
dieser Schnittstelle, die<br />
„dumme“ Maschinen für die smarten<br />
Anwendungen der Industrie 4.0<br />
fit macht, ist riesengroß. Ein weiterer<br />
großer Vorteil von ECI Connect ist,<br />
dass die Schnittstelle gewissermaßen<br />
als Universalübersetzer fungiert und<br />
die herstellerspezifischen Daten in<br />
universell verwendbare überführt.<br />
Diese Daten sind wertvoll, wenn es<br />
darum geht, einen Maschinenpark<br />
und seine Betriebsprozesse optimal<br />
aufeinander abzustimmen. „Wir sehen<br />
zunehmendes Interesse am Markt,<br />
weil es ein solches Gerät derzeit noch<br />
nicht gibt“, zeigt sich Hans Reiter optimistisch.<br />
TEchnologietreiber<br />
„Als Firma sind wir rein von der Größe<br />
betrachtet zwar noch ein Zwerg, aber<br />
wir finden als Kompetenzzentrum für<br />
Motoren immer mehr Anerkennung<br />
bei vielen Unternehmen“, sagt Reiter.<br />
Im Gegensatz zu großen Konzernen<br />
sei man nicht nur lösungsorientiert,<br />
sondern auch enorm wendig und<br />
flexibel. „Wir haben schon Lösungen<br />
parat, wenn in größeren Strukturen<br />
erst angefangen wird, am Problem zu<br />
arbeiten“, beschreibt Reiter die Vorteile<br />
des derzeit 21 Personen zählenden Betriebs.<br />
Zudem werde man zunehmend<br />
Mit dieser unscheinbaren Box hat ECI eine herstellerunabhängige Standardschnittstelle<br />
geschaffen, mit der man den Markt erobern will.<br />
„Unsere große Stärke ist<br />
die radikale Offenheit,<br />
mit der wir an Problemstellungen<br />
herangehen.“<br />
Hans Reiter,<br />
GF ECI Manufacturing GmbH<br />
als Entwicklungspartner und Technologietreiber<br />
geschätzt. „Unsere große<br />
Stärke ist die radikale Offenheit, mit<br />
der wir an Problemstellungen herangehen“,<br />
führt Hans Reiter aus. Dabei könne<br />
man sich ruhig frech an die Grenzen<br />
des Möglichen herantasten und diese<br />
verschieben.<br />
Was die umsatzmäßige Unternehmensentwicklung<br />
anbelangt, verfolgen<br />
Stock und Reiter das Ziel, den Umsatz<br />
binnen einiger Jahre von derzeit rund<br />
drei Millionen Euro auf neun Millionen<br />
zu verdreifachen. Wie der Firmenname<br />
schon suggeriert, geht der<br />
überwältigende Teil – sprich mehr als<br />
95 Prozent – der Produktion in den<br />
Export. Wie man am Unternehmen<br />
ECI eindrucksvoll studieren kann, ist<br />
man nie zu alt, um sich mit beiden Beinen<br />
ins Unternehmertum zu stürzen<br />
und auch im fortgerschrittenen Alter<br />
mit der richtigen Balance zwischen<br />
Erfahrung und Esprit frischen Wind<br />
in eine Branche zu bringen.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
58<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
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top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Fachliche Augenhöhe<br />
Rechtsanwalt. Herbert Schöpf ist Experte für Vergaberecht. Er führt aus,<br />
was das Bestbieterprinzip leisten kann und worauf es bei der Ausschreibung<br />
ankommt. Die Raumordnung sieht er in Gemeindehänden gut aufgehoben.<br />
ECHO: Sie sind einer der führenden<br />
Vergaberechtsexperten in Tirol.<br />
Ab welchen Schwellenwerten ist eine<br />
Ausschreibung notwendig, wann<br />
muss international ausgeschrieben<br />
werden?<br />
Herbert Schöpf: Bei der Berechnung<br />
von Schwellenwerten ist primär<br />
zwischen öffentlichen Ausschreibungen<br />
im sogenannten „klassischen<br />
Bereich“ und im „Sektorenbereich“<br />
– Beschaffung in den Bereichen<br />
Verkehr, Energie, Wasser und Post<br />
– zu unterscheiden. Die EU-Kommission<br />
hat im klassischen Bereich<br />
die Schwellenwerte für Bauaufträge<br />
und Baukonzessionsverträge mit<br />
5.225.000 Euro und für Liefer- und<br />
Dienstleistungsaufträge mit 209.000<br />
Euro festgelegt. Diese Schwellenwerte<br />
gelten bis Ende <strong>2017</strong> und sind<br />
Ausschreibungen, die über diesen<br />
Schwellenwerten liegen, europaweit<br />
bekannt zu machen.<br />
ECHO: Mit der Vergaberechtsnovelle<br />
wird das Bestbieterprinzip<br />
etabliert. Was kann dieses gegenüber<br />
dem Billigstbieterprinzip leisten?<br />
Schöpf: Beim Billigstbieterprinzip<br />
ist das einzige Zuschlagskriterium für<br />
die Wahl des Angebots der niedrigste<br />
Preis. Beim Bestbieterprinzip erhält<br />
das technisch und wirtschaftlich<br />
günstigste Angebot den Zuschlag.<br />
Vor allem bei öffentlichen Bauausschreiben<br />
treten bei Billigstbieterausschreibungen<br />
häufig Missstände wie<br />
Scheinfirmen, Lohn- und Sozialdumping,<br />
Kettenbeauftragungen und<br />
ein oft ruinöser Preiskampf auf. In<br />
den Gesetzesmaterialien werden als<br />
Zuschlagskriterien für das Bestbieterprinzip<br />
neben dem Preis exemplarisch<br />
aufgezählt: Qualität, technischer<br />
Wert, Ästhetik, Zweckmäßigkeit,<br />
Umwelteigenschaften, Betriebskosten,<br />
Rentabilität, Kundendienst<br />
und technische Hilfe, Lieferzeitpunkt<br />
und Lieferungs- bzw. Ausführungsfrist.<br />
Bei Bestbieterausschreibungen<br />
können auch umwelt- und sozialpolitische<br />
Belange – sogenannte<br />
vergabefremde Zuschlagskriterien –<br />
berücksichtigt werden. Durch ökologische<br />
Zuschlagskriterien soll dem im<br />
Vergaberecht allgemein verankerten<br />
Grundsatz der Umweltgerechtheit<br />
der Leistung Rechnung getragen<br />
werden. Durch sozialpolitische Zuschlagskriterien<br />
soll insbesondere auf<br />
die Beschäftigung von Frauen, von<br />
Personen im Ausbildungsverhältnis,<br />
von Langzeitarbeitslosen, von Behinderten<br />
und älteren Arbeitnehmern<br />
Bedacht genommen werden.<br />
ECHO: Wie kann man auf dem<br />
Weg des Bestbieterprinzips lokale<br />
Wertschöpfung forcieren?<br />
Schöpf: Durch die Festlegung entsprechender<br />
Qualitätskriterien, die<br />
durch „Lohn- und Sozialdumper“<br />
nicht erfüllt werden können oder<br />
durch Kriterien, die die Technologieführerschaft<br />
stärker gewichten,<br />
können Aufträge europarechtskonform,<br />
aber dennoch lokal verstärkt<br />
vergeben werden. Lokale Präferenzen<br />
können auch durch ökologische Kriterien,<br />
beispielsweise durch höhere<br />
Gewichtung kürzerer Transportstrecken,<br />
stärker berücksichtigt werden.<br />
ECHO: Kann man mit einer guten<br />
qualitativen Ausschreibung die meist<br />
Fotos: Kröll<br />
60<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
massiven Baukostenüberschreitungen<br />
eindämmen, die bei öffentlichen<br />
Aufträgen an der Tagesordnung<br />
zu stehen scheinen?<br />
Schöpf: Unvorhersehbare Kostenüberschreitungen<br />
sollte es im Zuge<br />
einer Auftragsabwicklung überhaupt<br />
nicht geben. Allfällige Nachträge<br />
dürften sich auch nur in den vorab<br />
einkalkulierten Reserven bewegen.<br />
Bei Planungsleistungen gibt es<br />
ÖNORM-definierte Schätzungsgenauigkeiten.<br />
Wesentlich ist, dass<br />
der Auftraggeber seine Ausschreibung<br />
von Anfang an klar strukturiert<br />
und Angebote einer fachkundigen<br />
Plausibilitätsprüfung unterzieht. Abhängig<br />
vom Ausschreibungsgegenstand<br />
kann der Auftraggeber auch<br />
eine verbindliche Kostenobergrenze<br />
oder einen Pauschalfestpreis festlegen.<br />
Wesentlich ist, dass sich der<br />
Auftraggeber bereits bei der Vergabe<br />
auf fachlicher Augenhöhe der Bieter<br />
MATRI bewegt. Immobilien<br />
Inserat<br />
ECHO: Besteht die Gefahr, dass<br />
Qualitätskriterien nur alibimäßig formuliert<br />
werden?<br />
Schöpf: Der Ermessensspielraum<br />
des Auftraggebers bei der Festlegung<br />
der Gewichtung ist nur insofern beschränkt,<br />
als die Zuschlagskriterien<br />
in Verbindung mit ihrer Gewichtung<br />
eine eindeutige und nachvollziehbare<br />
Ermittlung des wirtschaftlich<br />
günstigsten Angebots ermöglichen<br />
müssen. Beim Bestbieterprinzip<br />
müssen die Zuschlagskriterien im<br />
„Beim Bestbieterprinzip<br />
erhält das technisch und<br />
wirtschaftlich günstigste<br />
Angebot den Zuschlag.“<br />
Herbert Schöpf,<br />
Rechtsanwalt<br />
Verhältnis zueinander so gewichtet<br />
sein, dass die Besser- oder Schlechter-Erfüllung<br />
der einzelnen Kriterien<br />
einen realistischen Einfluss auf die<br />
Bestbieterermittlung haben kann.<br />
Die Rechtsprechung sieht z. B. bei<br />
einer Gewichtung des Preises mit<br />
98 Prozent allein den Preis für die<br />
Ermittlung des Zuschlags ausschlaggebend,<br />
sodass dadurch das Bestbieterprinzip<br />
verletzt wird.<br />
Echo Top 100<br />
Bez. Kufstein und <strong>Schwaz</strong> <strong>2017</strong><br />
ECHO: Ich würde gern einen Exkurs<br />
in die Raumordnung machen,<br />
eine umstrittene Materie. Ist die<br />
Raumordnungskompetenz bei Gemeinderäten<br />
und Bürgermeistern in<br />
den richtigen Händen?<br />
Schöpf: Raumordnungsrechtliche<br />
Belange wie z. B. die Flächenwidmung<br />
sind eine Kernkompetenz<br />
der Gemeinde. Die Gemeinde weiß<br />
selbst am besten, wie sich ihr Ort<br />
entwickeln soll. Wesentlich ist jedoch,<br />
dass die Entscheidungen der<br />
Gemeinde fachlich fundiert und<br />
sachlich nachvollziehbar sind.<br />
ECHO: Welche rechtlichen Konsequenzen<br />
kann es für Bürgermeister<br />
und Gemeinderäte geben, die diese<br />
Kompetenzen zu ihrem persönlichen<br />
Vorteil ausnutzen?<br />
Schöpf: Bürgermeister und Mitglieder<br />
eines Gemeinderats sind Beamte<br />
im strafrechtlichen Sinn. So kann z. B.<br />
der Beschluss eines Bebauungsplans<br />
den Missbrauch der Amtsgewalt erfüllen.<br />
Wenn jemand seine rechtlich<br />
eingeräumte Verfügungsmacht wissentlich<br />
missbraucht und dadurch<br />
ein Vermögensnachteil zugefügt<br />
wird bzw. der Täter sich einen Vermögensvorteil<br />
zuwendet, begeht<br />
er den Tatbestand der Untreue. So<br />
kann z. B. die Mitwirkung des Bürgermeisters<br />
an der Beschlussfassung<br />
des Kollegialorgans Gemeinderat<br />
über seinen eigenen Antrag rechtlich<br />
einen Befugnismissbrauch im Sinne<br />
des Strafgesetzbuchs darstellen.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
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top 100 <strong>Schwaz</strong> | immobilien<br />
Die Ausweitung des<br />
Speckgürtels<br />
Immobilien. Der tirolweite Trend zur sicheren Wertanlage im Immobiliensektor<br />
wird auch in <strong>Schwaz</strong> spürbar. Durch die geografische Lage der Ortschaften<br />
in und um die Bezirkshauptstadt wird diese für Wohnungssuchende und<br />
Anleger zunehmend interessant.<br />
Charakteristisch für den Bezirk<br />
<strong>Schwaz</strong> ist seine Vielseitigkeit.<br />
Die vorhandene Infrastruktur<br />
hat einiges zu bieten: Schulen, Nahversorger,<br />
Shopping-Möglichkeiten, ein<br />
lebendiges und abwechslungsreiches<br />
Kultur-, Freizeit- und Naherholungsangebot<br />
und eine verhältnismäßig positive<br />
Arbeitsmarktsituation. Hier finden<br />
aktuell fast 82.000 Einwohner einen<br />
facettenreichen Lebensraum auf einer<br />
Fläche von 1.881 Quadratkilometern,<br />
womit der Bezirk einer der einwohnerreichsten<br />
in Tirol ist.<br />
Auffallend ist in <strong>Schwaz</strong> ein relativ<br />
hoher Anteil an Pendlern, die täglich<br />
zwischen anderen Ballungszentren<br />
wie Kufstein oder Innsbruck berufsbedingt<br />
unterwegs sind. Die Anbindung<br />
an große Verkehrsrouten durchs Inntal<br />
ist durch die geografische Lage des<br />
Bezirks gut. Die Nähe zur Hauptstadt<br />
prädestiniert <strong>Schwaz</strong> deshalb auch als<br />
ideale Ausweichortschaft für Wohnungssuchende,<br />
die beispielsweise am<br />
Innsbrucker Wohnungsmarkt nicht<br />
fündig werden. Experten orten darum<br />
eine Ausweitung des Speckgürtels, die<br />
sich bis nach <strong>Schwaz</strong> erstreckt. Dementsprechend<br />
steigt auch die Nachfrage<br />
in <strong>Schwaz</strong>. Sofern es die eigenen Finanzen<br />
erlauben, bevorzugen Wohnungssuchende<br />
nach wie vor das Eigentum.<br />
Knappes Angebot bei<br />
groSSer Nachfrage<br />
Zu den gefragtesten Anleger- und Eigentumsobjekten<br />
gehören immer mehr<br />
kleinere Immobilien, also Single- und<br />
Zwei-Zimmer-Wohnungen. Allesamt<br />
Objekte, die eine gewissen Flexibilität<br />
ermöglichen, da im Falle eines Berufswechsels<br />
mit Umzug ein Wiederverkauf<br />
eher unkompliziert durchführbar ist.<br />
Foto: Kröll<br />
62<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Interessenten sind oft berufstätige<br />
Paare oder Einzelpersonen, die nicht<br />
viel Zeit in den eigenen vier Wänden<br />
verbringen. Objekte in dieser Kategorie<br />
sind im Bezirk <strong>Schwaz</strong> bereits ab<br />
180.000 Euro erhältlich, und somit<br />
wesentlich günstiger als vergleichbare<br />
Wohnungen in der Landeshauptstadt.<br />
Allerdings sollte nicht außer Acht gelassen<br />
werden, dass Durchschnittspreise<br />
nur eine relative Aussagekraft haben.<br />
Entscheidend für den effektiven Preis<br />
sind nach wie vor Lage und Ausstattung.<br />
Wenngleich der Immobilienmarkt<br />
in Tirol, und so auch in <strong>Schwaz</strong>, heiß<br />
umkämpft bleiben wird, raten viele<br />
Immo-Experten angesichts der politischen<br />
Diskussion rund um eventuelle<br />
Leerstandserhebungen zu einem differenzierten<br />
Blick auf die Angelegenheit:<br />
Hier sollen keine einseitigen Bilder<br />
von potenziell spekulierenden Großinvestoren<br />
entstehen, die absichtlich<br />
Wohnsubstanz vom Markt zurückhalten,<br />
um die Preise künstlich steigen<br />
zu lassen. Wohnungsleerstand kann<br />
viele Gründe haben und ist nicht als<br />
Wundermittel gegen unzureichendes<br />
Wohnangebot zu verstehen. Eine Leerstandsquote<br />
sei zwar für manche Seiten<br />
wünschenswert, müsse aber behutsam<br />
angegangen werden, ohne den Beteiligten<br />
auf die Füße zu treten.<br />
anpassUng<br />
erWÜnscht<br />
Die Nachfrage nach wohnbaugeförderten<br />
Immobilien ist tirolweit höher<br />
als das vorhandene Angebot. Diesen<br />
Trend bestätigen Experten auch im Bezirk<br />
<strong>Schwaz</strong>. Die Wohnbauförderungen<br />
unterliegen strengen Kriterien, die in<br />
den jeweiligen Gemeinden festgelegt<br />
werden. Branchenkenner kritisieren<br />
vor allem die Tatsache, dass maximale<br />
Grundstückspreise und Baukosten fix<br />
vorgegeben sind, diese aber für private<br />
Wohnbauträger im geförderten Rahmen<br />
nicht finanzier- und realisierbar<br />
sind. Darum plädieren Experten für<br />
eine Anpassung der Wohnbauförderungsrichtlinien<br />
an die aktuelle Marktsituation,<br />
um die Realisierung von Neubauprojekten<br />
für private Wohnbauträger<br />
wieder attraktiver beziehnungsweise<br />
überhaupt machbar zu machen.<br />
Marianna Kastlunger
top 100 <strong>Schwaz</strong> | immobilien<br />
„Unsere Arbeit hat mit Vertrauen zu tun“<br />
Immobilien. Phillipp-Immobilien-Geschäftsführer Gerhard Kirchner informiert<br />
im Gespräch, worauf es bei der Immobilienvermittlung ankommt.<br />
ECHO: Ihr Unternehmen hat sich<br />
in den vergangenen 25 Jahren zu<br />
einem der führenden Immobilienspezialisten<br />
im Großraum <strong>Schwaz</strong><br />
entwickelt, heute verwalten Sie mit<br />
einem siebenköpfigen Team mehr<br />
als 120 Liegenschaften. Was war dafür<br />
ausschlaggebend?<br />
Gerhard Kirchner: Die Bedürfnisse<br />
unserer Kunden stehen an<br />
oberster Stelle. Sie vertrauen uns<br />
immerhin ihr Eigentum an, damit<br />
wir dessen Wert so gut wie möglich<br />
nachhaltig sichern. Es geht also einerseits<br />
um sehr viel Vertrauen, aber<br />
auch um Genauigkeit und vor allem<br />
um Redlichkeit. Unsere Kunden wollen<br />
ja wissen, wer sich um ihr Eigentum<br />
kümmert. Unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind bestens<br />
geschult, schon seit vielen Jahren im<br />
Unternehmen und kennen daher unsere<br />
Kunden auch persönlich. Gerade<br />
das wird überaus geschätzt.<br />
ECHO: Was zeichnet eine gute<br />
Hausverwaltung aus?<br />
Kirchner: Die Basis ist eine solide<br />
und punktgenaue Treuhand-Buchhaltung.<br />
Schließlich arbeiten wir mit<br />
uns anvertrautem Geld. Wir gestalten<br />
die Buchhaltung für unsere Kunden<br />
transparent und nachvollziehbar, unterstützen<br />
sie bei der Belegeinsicht<br />
und nehmen uns Zeit, ausführlich<br />
über alles zu informieren. Besonders<br />
wichtig ist, dass der Verwalter<br />
auch weiß, welcher Aufwand hinter<br />
laufenden Instandhaltungen und<br />
Reparaturen steckt. Nur wer die notwendigen<br />
Arbeiten gut kennt, ist in<br />
der Lage, die Kosten immer gut im<br />
Griff zu haben und für die Kunden<br />
das beste Ergebnis zu erzielen.<br />
Gerhard Kirchner: Geschäftsführer<br />
Phillipp Immobilien, <strong>Schwaz</strong>.<br />
ECHO:Wie bewältigen Sie die<br />
Transparenz im täglichen Geschäft?<br />
Kirchner: Unsere Kunden wollen<br />
heute jederzeit genau über den aktuellen<br />
Stand der Dinge informiert<br />
sein. Dass wir die Informationen immer<br />
parat haben, wird vorausgesetzt.<br />
Möglich ist das nur mit einer perfekten<br />
EDV. Wir haben in den letzten<br />
Jahren speziell in diesem Bereich sehr<br />
viel investiert und sind heute in der<br />
Lage, jederzeit die relevanten Informationen<br />
auf den Tisch zu legen: Sei<br />
es, wie viel Geld in der Rücklage ist,<br />
welche Firma mit welcher Aufgabe<br />
beauftragt wurde oder wie sich die<br />
Betriebskostenabrechnung im Detail<br />
zusammensetzt.<br />
ECHO: Wie gehen Sie mit plötzlichen<br />
Schadensfällen um?<br />
Kirchner: Dann bedarf es vor allem<br />
einer schnellen Reaktion. Wir sind<br />
für unsere Kunden während der Geschäftszeiten<br />
immer erreichbar – und<br />
damit es außerhalb der Zeiten keine<br />
Probleme mit der Erreichbarkeit gibt,<br />
erhalten sie von uns Notruflisten mit<br />
wichtigen Telefonnummern. Im<br />
Ernstfall geht es darum, schnell den<br />
Schaden zu erfassen, indem etwa<br />
der zuständige Hausverwalter oder<br />
ein Spezialist eines Partnerunternehmens<br />
vor Ort eine Besichtigung<br />
macht. Wir arbeiten mit vielen spezialisierten<br />
Unternehmen zusammen<br />
und prüfen stets sehr genau.<br />
ECHO: Worauf kommt es neben<br />
einer guten Buchhaltung und gut<br />
ausgebildeten Hausverwaltern noch<br />
an?<br />
Kirchner: Definitiv auf Ehrlichkeit:<br />
Unsere Arbeit hat sehr viel mit<br />
Vertrauen zu tun. Wir versprechen<br />
nichts, was wir nicht halten können.<br />
Was wir anbieten, machen wir mit<br />
vollem Einsatz – und wir bemühen<br />
uns, das bestmöglich zu tun. Letztlich<br />
mit dem Ziel, den Wert der uns<br />
anvertrauten Immobilien langfristig<br />
zu sichern.<br />
ECHO: Welche Leistungen umfasst<br />
die Immobilienvermittlung?<br />
Kirchner: Wir vermitteln alle Immobilienarten<br />
in ganz Tirol: von<br />
der Eigentumswohnung über Mietwohnungen<br />
und gewerbliche Immobilien<br />
bis hin zu Zinshäusern und<br />
Anlageobjekten. Meine Kollegin<br />
Angela Hanser verantwortet diesen<br />
Geschäftsbereich und kennt den Immobilienmarkt<br />
vor allem im Bezirk<br />
<strong>Schwaz</strong> sehr genau. So können wir<br />
unsere Kunden optimal bei der Veräußerung<br />
ihres Objekts und bei der<br />
Suche nach interessanten und hochwertigen<br />
Immobilien unterstützen.<br />
C<br />
M<br />
Y<br />
CM<br />
MY<br />
CY<br />
CMY<br />
K<br />
64<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Es gibt keine Schnäppchen mehr“<br />
ECHO:Wie ordnen Sie den aktuellen<br />
<strong>Schwaz</strong>er Wohnungsmarkt im<br />
Vergleich zu anderen Tiroler Ballungszentren<br />
ein?<br />
Christian Schonger: <strong>Schwaz</strong> ist<br />
bereits heute und wird auch in Zukunft<br />
aufgrund der geografischen<br />
Lage im Inntal und der Nähe zu<br />
Innsbruck ein immer interessanterer<br />
Wohnungsmarkt. Er ist in den letzten<br />
Jahren auch aufgrund des Platzmangels<br />
in Tirol immer attraktiver<br />
geworden, besonders für Pendler,<br />
die zum Arbeiten täglich nach Innsbruck<br />
müssen. Die verkehrsgünstige<br />
Anbindung und das Vorhandensein<br />
aller Einrichtungen des täglichen<br />
Bedarfs, wie Kindergärten, Schulen,<br />
diverse Einkaufsmöglichkeiten, Modegeschäfte<br />
bis hin zum Bezirkskrankenhaus,<br />
verleihen <strong>Schwaz</strong> eine hohe<br />
Lebensqualität.<br />
ECHO:Wie wird sich der <strong>Schwaz</strong>er<br />
Immobilienmarkt in Zukunft entwickeln?<br />
Schonger: Die Tiroler Reserven<br />
an bebaubaren Grundstücken sind<br />
begrenzt und daher ist auch im Bezirk<br />
175x81 <strong>Schwaz</strong> 4mm Beschnitt.pdf in Zukunft 1 31.03.<strong>2017</strong> mit einem 12:03:28<br />
stabilen bzw. leicht steigenden<br />
Wohnprojekt in VOMP/FIECHT<br />
>Fertigstellung Herbst <strong>2017</strong><br />
>noch Einheiten verfügbar<br />
Preisniveau zu rechnen, wenn auch<br />
nicht in dem Ausmaß wie in Innsbruck.<br />
ECHO: Die Nachfrage nach gefördertem<br />
Wohnen ist allzu oft größer<br />
als das Angebot. Wie beurteilen Sie<br />
die Lage im Bezirk? Und was könnte<br />
dagegen unternommen werden?<br />
Schonger: Wohnbaugeförderte<br />
Objekte unterliegen auch in<br />
<strong>Schwaz</strong> strengen Kriterien. Maximale<br />
Grundstückspreise sowie fix<br />
vorgegebene Baukosten machen es<br />
privaten Bauträgern fast unmöglich,<br />
Wohnungen nach den Wohnbauförderungsrichtlinien<br />
zu verwirklichen.<br />
Um die Umsetzung von wohnbaugeförderten<br />
Projekten durch private<br />
Bauträger attraktiver zu gestalten,<br />
wäre es wünschenswert, die Richtlinien<br />
der Wohnbauförderung an die<br />
aktuelle Marktsituation anzupassen.<br />
ECHO: Wie können sich junge<br />
Wohnungssuchende oder Kaufinteressenten<br />
mit wenig Eigenkapital<br />
trotzdem den Traum des leistbaren<br />
Eigenheims verwirklichen?<br />
Schonger: Das wird leider immer<br />
schwieriger, es gibt keine<br />
Christian Schonger: Verkauf WAT Bauträger<br />
GmbH, Innsbruck.<br />
Schnäppchen mehr. Großzügige<br />
Wohnformen sind kaum allein zu<br />
bewältigen, deshalb werden heute<br />
auch oft kleinere Grundstücke mit<br />
dem Bau kleiner Doppelhäuser oder<br />
Reihenhäuser mit Gleichgesinnten<br />
verwirklicht. Solche Projekte errichten<br />
wir zur Zeit beispielsweise in<br />
Vomp/Fiecht mit zwölf Eigentumswohnungen<br />
in unterschiedlichen<br />
Größen und zwei Reihenhäusern,<br />
aufgeteilt auf drei Baukörper.<br />
SILBER<br />
Fiecht/Vomp<br />
WAT Bauträger GmbH<br />
Tel.: 0512/286314<br />
www.wat.tirol<br />
Email: office@wat-wohnen.at
top 100 <strong>Schwaz</strong> | immobilien<br />
Wohnungssuche: Die Tipps vom Profi<br />
ECHO:Worauf sollten Miet- und<br />
Kaufinteressenten vor Beginn der<br />
Immobiliensuche unbedingt achten?<br />
Mario Tribus: Vor der Suche ist<br />
es ratsam, die eigenen Wohnbedürfnisse<br />
so exakt wie möglich zu ermitteln<br />
und dabei etwa die priorisierte<br />
Lage, Infrastruktur, Größe und<br />
Raum einteilung zu berücksichtigen.<br />
Als nächstes kommt die Finanzierung:<br />
Was kann ich mir überhaupt<br />
leisten? Erfülle ich die erforderlichen<br />
Kriterien für die Wohnbauförderung?<br />
Hinzu kommen noch weitere<br />
Nebenkosten, die unbedingt vorab<br />
mit einzuplanen sind, wie etwa bei<br />
Miete die Kaution, Vertragserstellung,<br />
Vergebührung des Mietvertrags<br />
beim Finanzamt und eventuelle Ablösen<br />
beispielsweise für die Küche.<br />
Beim Kauf betragen diese Nebenkosten<br />
in etwa sieben bis elf Prozent<br />
vom Kaufpreis.<br />
ECHO: Welche Tipps sollten bei<br />
konkretem Kaufinteresse berücksichtigt<br />
werden?<br />
Tribus: Einsicht zu nehmen in den<br />
Grundbuchsauzug und in die Urkundensammlung<br />
ist unabdingbar,<br />
nur so erhält man einen Überblick<br />
über die Liegenschaft, die Eigentümerverhältnisse<br />
sowie Rechte und<br />
Lasten. Weiters empfiehlt es sich,<br />
alle mündlichen Zusagen schriftlich<br />
festzuhalten, zum einen wird es dadurch<br />
verbindlich und zum anderen<br />
erleichtert das die Vertragserstellung<br />
durch den Rechtsanwalt oder Notar.<br />
Tipp: Bei einem Kauf über einen<br />
Immobilienprofi ist Vorgenanntes<br />
selbstverständlich und nur ein kleiner<br />
Teil seiner Arbeit<br />
ECHO:Die passende Eigentumswohnung<br />
ist gefunden. Was ist nun<br />
wichtig?<br />
Mario Tribus: Staatlich geprüfter Immobilienmakler<br />
und Bauträger, Inhaber von<br />
MATRI Immobilien.<br />
Tribus: Die Vollständigkeit aller<br />
relevanten Unterlagen. Dazu zählen<br />
der Wohnungseigentumsvertrag, in<br />
dem unter anderem allenfalls vom<br />
Gesetz abweichende Regelungen<br />
über die Aufteilung der Aufwendung<br />
des Hauses vereinbart sein könnten.<br />
Einen Kaufvertrag vom Vorbesitzer<br />
einzusehen, ist auch recht sinnvoll.<br />
Wichtig sind auch noch ein Grundbuchauszug<br />
und ein Nutzwertgutachten.<br />
Letzteres beschreibt die<br />
Eigentumsanteile einer Immobilie.<br />
Die Hausordnung und die Betriebskostenabrechnung<br />
vom Vorjahr inkl.<br />
Höhe des Rücklagenfonds sind<br />
auch noch wichtige Infos, ebenso die<br />
Protokolle der Eigentümerversammlungen.<br />
Dort kann nachgelesen werden,<br />
welche hausinternen Themen<br />
sie beschäftigen, wie etwa eine geplante<br />
Sanierung am Objekt. Ebenso<br />
wichtig ist ein Energieausweis der<br />
Liegenschaft. Auch die Übergabe<br />
sollte protokolliert werden, um beispielsweise<br />
die Zählerstände, die Anzahl<br />
der übergebenen Schlüssel und<br />
etwaige Mängel zu dokumentieren.<br />
ECHO: Welche Unterlagen sind<br />
beim Mieten einer Immobilie wichtig?<br />
Tribus: Einsicht in die Betriebskostenabrechnungsauflistungen<br />
vom<br />
Vorjahr und den Energieausweis<br />
sind sinnvoll. In einem Übergabeprotokoll<br />
kann festgehalten werden,<br />
was an Ausstattung oder Mobiliar zur<br />
Wohnung gehört, und können etwaige<br />
Mängel und Behebungsvereinbarungen<br />
vermerkt werden. Die jeweilige<br />
Hausordnung gilt natürlich auch<br />
für neue Mieter. Was den Mietvertrag<br />
betrifft, empfehle ich professionellen<br />
Rat einzuholen, um die Details zu<br />
überprüfen: Wurden Befristung und<br />
Kündigungsfrist gesetzeskonform<br />
festgehalten? Werden keine unerlaubten<br />
Betriebskosten weiterverrechnet?<br />
Sind im Vertrag unzulässige<br />
Klauseln angeführt? Profis sind dabei<br />
gerne behilflich, damit Wohnungssuchende<br />
das Thema ohne unnötiges<br />
Kopfzerbrechen angehen können.<br />
ECHO: Eine gezielte Vorbereitung<br />
und ein gutes Auge fürs Detail sind<br />
also bei Miete und Kauf von Immobilien<br />
das Um und Auf.<br />
Tribus: So ist es. Eine gute Vorbereitung<br />
ist mit einem ziemlichen Recherche-<br />
und Zeitaufwand verbunden,<br />
die sowohl Mieter und Käufer<br />
als auch private Immobilienverkäufer<br />
und Vermieter oft unterschätzen. Bei<br />
der Beschaffung und Aktenstudie<br />
dieser vielen notwendigen Unterlagen<br />
tut sich ein Fachmann leichter.<br />
Man darf nicht vergessen, dass der<br />
Immobilienmarkt stets mit sich bietenden<br />
Chancen einhergeht, aber<br />
auch mit Risiken, die leicht übersehen<br />
werden können.<br />
66<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
HAIDACHER ZILLERTAL | PROMOTION<br />
18.000 m 2 geballte Kompetenz<br />
Das Autohaus Haidacher Zillertal ist mit 2 Standorten, 7 Marken und 62<br />
Modellen der Full-Range-Anbieter im Zillertal und darüber hinaus. Mit der<br />
Eröffnung des Mercedes-Benz Hauses geht im Zillertal ein neuer Stern auf.<br />
Haidacher Zillertal: 1 Familie, 2 Standorte, 7 Marken und 62 Modelle. Mit dem Mercedes-Benz Haus setzt man neue Maßstäbe.<br />
Foto: Kröll<br />
„Als Full-Range-Anbieter decken<br />
wir vom Supersportler Mercedes<br />
SLR über den Fiat 500 bis hin zum<br />
Hotel-Transporter und LKW sämtliche<br />
Mobilitätsbedürfnisse ab.“<br />
Man schrieb das Jahr 1977,<br />
als Maria und Werner Haidacher<br />
in Zell am Ziller das<br />
Honda-Fiat-Alfa-Lancia-Jeep-MAN<br />
Haus eröffneten. 40 Jahre später<br />
schlägt das Autohaus Haidacher<br />
Zillertal mit der Eröffnung des<br />
Mercedes-Benz Hauses in unmittelbarer<br />
Nähe zum zweiten Standort<br />
an der Umfahrungsstraße ein<br />
neues, erfolgversprechendes Kapitel<br />
in der Unternehmensgeschichte<br />
auf. Auf einer Fläche von 11.500<br />
Quadratmetern entstand nach<br />
neunmonatiger Bauzeit und Investitionen<br />
von 5,5 Millionen Euro<br />
ein hochmodernes und exklusives<br />
Premium-Autohaus, das die Herzen<br />
der Auto-Liebhaber höher schlagen<br />
lässt. Der 1.000 Quadratmeter große<br />
Indoor Showroom ist im neuen CI<br />
von Mercedes-Benz gestaltet. Neue<br />
Maßstäbe setzt man aber auch in der<br />
Höhe. Das Mercedes-Benz Haus ist<br />
durchgängig auf LKW-Höhen ausgelegt.<br />
Das hat den angenehmen Nebeneffekt,<br />
dass die edlen<br />
Automobile unter den<br />
hohen weißen Decken<br />
noch besser zur Geltung<br />
kommen. Außergewöhnlich<br />
ist auch der<br />
500 Quadratmeter große<br />
Indoor-Schauraum für<br />
die „Jungen Sterne“, die besten Gebrauchtwagen<br />
von Mercedes-Benz.<br />
Über geballte Kompetenz verfügt<br />
Haidacher Zillertal nicht nur im<br />
Verkauf, sondern auch im Service<br />
und der Überprüfung von PKW<br />
und LKW. Mittels digitaler Unterstützung<br />
können Kunden mit ihrem<br />
Verkaufsberater ihr Wunschauto in<br />
Echtzeit vorab selbst konfigurieren.<br />
In den zwei Standorten des Familienunternehmens<br />
mit 55 Mitarbeitern<br />
um Geschäftsführer und Inhaber<br />
Ing. Franz Haidacher wird auf<br />
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6280 Zell am Ziller<br />
Telefon: +43 5282 3112<br />
Mercedes-Benz Haus:<br />
Umfahrungsstraße 3<br />
Telefon: +43 5282 2315<br />
E-Mail: info@haidacher.at<br />
www.haidacher.at<br />
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top 100 <strong>Schwaz</strong> | interview<br />
Benzinerdämmerung<br />
Mobilität. Schick-Geschäftsführer David Harrasser im Gespräch.<br />
ECHO: Wie entwickelt sich der<br />
Automarkt im Bezirk <strong>Schwaz</strong>?<br />
David Harrasser: Es gibt einen<br />
generellen Umschwung, es tut sich<br />
viel. Die Leute sind verunsichert,<br />
was das Thema Dieselfahrzeuge betrifft.<br />
Mit den Marken Peugeot und<br />
Citroën können wir diesbezüglich<br />
punkten. Die Benzinmotoren, deren<br />
Weiterentwicklung lange Zeit<br />
in der Autoindustrie nur begrenzt<br />
vorangetrieben wurde, sind wieder<br />
mehr im Kommen. Die Benziner<br />
sind mittlerweile sehr effizient, vor<br />
allem die Dreizylinder mit relativ<br />
geringem Hubraum und Turboaufladung.<br />
ECHO: Der Trend geht zum<br />
„Downsizing“, zu kleineren, hochgezüchteten<br />
Motoren. Wie wirkt sich<br />
das auf die Laufleistung aus?<br />
Harrasser: Diese Technologie ist<br />
ausgereift. Frühere Vierzylinder-<br />
Benzinmotoren hatten relativ hohe<br />
Verbräuche und ein geringes<br />
Drehmoment. Mit dem Dreizylinder-Turbo<br />
hat sich das geändert.<br />
Die Motoren sind zuverlässig, die<br />
Laufleistung stimmt.<br />
ECHO: Der Dieselmotor hat also<br />
derzeit einen schweren Stand?<br />
Harrasser: Die Abgasthematik bei<br />
den Dieselmotoren hat jedenfalls<br />
für Verunsicherung bei potenziellen<br />
Autokäufern gesorgt. Die Debatte<br />
über die Besteuerung von Diesel<br />
ist auch nicht hilfreich für den Autohandel.<br />
ECHO: Hat sich diese Verunsicherung<br />
auf die Verkäufe von Dieselfahrzeugen<br />
ausgewirkt?<br />
Harrasser: Es ist tatsächlich so, dass<br />
sich das Verhältnis zwischen Dieselund<br />
Benzinfahrzeugen zugunsten<br />
Letzterer verändert hat, wobei der<br />
Diesel immer noch mit etwa 60:40<br />
vorn liegt, aber der Benziner aufholt.<br />
Das liegt nicht nur am Abgasskandal,<br />
sondern ist auch dem Umstand geschuldet,<br />
dass die Benzinmotoren um<br />
einiges besser laufen. Der Turbo sorgt<br />
schon in den unteren Drehzahlbereichen<br />
für ein sattes Drehmoment, die<br />
Motoren laufen kultiviert und ruhig.<br />
ECHO: Die Wirtschaftskrise hat<br />
auch auf die Autobranche durchgeschlagen.<br />
Ist wieder ein Aufschwung<br />
zu spüren?<br />
Harrasser: Peugeot war stark in der<br />
Krise, die Modellpalette ist jetzt allerdings<br />
sehr stark. Das merken wir auch<br />
am Feedback der Kunden. Von den<br />
Vorgängermodellen zu den aktuellen<br />
Modellen sind teils große Fortschritte<br />
gemacht worden. Die neuen Modelle<br />
sind sehr konkurrenzfähig.<br />
ECHO: Hält der Trend zum SUV<br />
an?<br />
Harrasser: Absolut. Das zeigen auch<br />
unsere Verkaufszahlen bei Peugeot<br />
3008 und 5008. Dieser Trend lässt<br />
sich nicht leugnen.<br />
ECHO: Ein weiterer Megatrend<br />
ist medial sehr präsent, spielt in den<br />
Zulassungsstatistiken aber nur eine<br />
sehr untergeordnete Rolle, nämlich<br />
die Elektromobilität. Wo geht da die<br />
Reise hin?<br />
Harrasser: Das ist aus heutiger Sicht<br />
sehr schwer zu beurteilen. Es gibt sehr<br />
viele unterschiedliche Meinungen<br />
zur Elektromobilität. Man kann nicht<br />
seriös sagen, wie sich dieser Markt entwickeln<br />
wird. Die Reichweiten von reinen<br />
Elektroautos sind allgemein noch<br />
nicht berauschend. Ich bin mir nicht<br />
sicher, ob die staatlichen Förderungen<br />
zu einem Boom führen. Tesla-Käufer<br />
fahren aus Prestigegründen elektrisch,<br />
da spielen ökologische Gründe eine<br />
untergeordnete Rolle. Ich fände es ökologisch<br />
sinnvoller, Anreize zu schaffen,<br />
um alte Dieselmodelle von der Straße<br />
zu holen. Interview: Marian Kröll<br />
Fotos: Kröll<br />
68 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
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Einer, der Regionalität nicht nur<br />
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schmackhaft macht.<br />
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früheren Beruf als Vertreter einer<br />
Saatgutfirma am eigenen Leib erfahren<br />
dürfen, dass die Tiroler Landwirte hervorragende<br />
Produkte hervorzubringen<br />
vermögen. Nicht optimal sei dagegen<br />
die Vermarktung der Produkte verlaufen,<br />
was unter anderem an der hohen<br />
Konzentration am heimischen Lebesmittelsektor<br />
liegt, der zu einer absolut<br />
marktbeherrschenden Stellung einiger<br />
weniger Teilnehmer geführt hat. Ein<br />
kleiner landwirtschaftlicher Betrieb ist<br />
mit der Erzeugung der Lebensmittel<br />
oft schon ausgelastet, für die richtige<br />
und zielgruppengerechte Vermarktung<br />
bleibt kaum Zeit. Hier setzen Lebesmühlbachers<br />
mit der Tiroler Gemüsekiste<br />
an, um als Mittelsmann zwischen<br />
Seit 13 Jahren erfreut sich die Gemüsekiste großer Beliebtheit. Sie hält kontinuierlich<br />
in immer mehr Tiroler Haushalten Einzug und ist auch gebietsmäßig im Vormarsch,<br />
unter anderem im Außerfern.<br />
Produzent und Konsument dafür zu<br />
sorgen, dass frische Erzeugnisse der<br />
heimischen Landwirtschaft – vorwiegend<br />
Gemüse, aber immer öfter auch<br />
Obst und veredelte Produkte – binnen<br />
kürzester Zeit auf die Teller einer zunehmend<br />
ernährungs- und gesundheitsbewussten<br />
Bevölkerung finden. Davon<br />
zeugt auch, dass Lebesmühlbachers<br />
Aktionsradius größer wird. Im vergangenen<br />
Jahr hat er sich das Außerfern als<br />
neues Liefergebiet erschlossen. Ein Gebiet,<br />
für welches der umtriebige Michael<br />
Lebesmühlbacher mit ähnlichem Kundenpotenzial<br />
wie in Osttirol gerechnet<br />
hat. „Unser Markteintritt in Osttirol<br />
wurde von der Bevölkerung honoriert.<br />
Dort bedienen wir heute 600 Haushalte.<br />
Im Außerfern hat unser Angebot<br />
richtig eingeschlagen, wir sind von 0 auf<br />
250 Kunden hinaufgeschossen. Das ist<br />
ein Wahnsinn“, zeigt sich Lebesmühlbacher<br />
von den Außerfernern angetan.<br />
Jegliche expansive Tätigkeit stellt natürlich<br />
auch die Logistik der Gemüsekiste<br />
vor neue Herausforderungen, die in<br />
aller Regel mit Bravour gemeistert werden<br />
und samt und sonders darauf abzielen,<br />
nur so viele Kilometer an Transportweg<br />
zu verursachen, wie unbedingt<br />
notwendig. Pro Gemüsekiste ergibt sich<br />
durchschnittlich eine Belastung von nur<br />
Foto: Kröll, Tiroler Gemüsekiste<br />
72<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Es gibt eine gewisse<br />
Zahl an Gastronomen,<br />
die Regionalität wirklich<br />
leben wollen.“<br />
<br />
<br />
Michael<br />
Lebesmühlbacher,<br />
Tiroler Gemüsekiste<br />
1,8 Kilometern. Ein europäischer Spitzenwert,<br />
sagt Lebesmühlbacher.<br />
Vertrauenssache<br />
Die Tiroler Gemüsekiste ist aber nicht<br />
nur Familien-, sondern auch Vertrauenssache.<br />
Mit den Landwirten sind<br />
Lebesmühlbachers nicht etwa durch<br />
ein komplexes Vertragswerk mit Pönalen<br />
verbunden, sondern – in der<br />
heutigen Geschäftswelt fast nicht<br />
mehr vorstellbar – per Handschlag.<br />
Ein vertrauensvolles Verhältnis pflegt<br />
die Familie auch zu den Kunden. Die<br />
meisten von ihnen kennen sie persönlich.<br />
In einem neuen Gebiet liefert<br />
Michael Lebesmühlbacher anfangs<br />
selbst aus, um sich mit den jeweiligen<br />
Bedürfnissen der Verbraucher<br />
vertraut zu machen. Der Zugang zur<br />
Gemüsekiste ist niederschwellig, statt<br />
Verträgen im eigentlichen Sinn werden<br />
formlose Abos abgeschlossen. Bestellungen<br />
können entsprechend unbürokratisch<br />
ausgesetzt werden, sollte der<br />
Gemüsekisten-Abonnent einmal in<br />
Urlaub fahren oder auf Gemüse aus<br />
dem eigenen Garten zurückgreifen.<br />
Die persönliche Note, der persönliche<br />
Touch, ist bei der Tiroler Gemüsekiste<br />
kein Zufall, sondern ein Verkaufsargument<br />
wider die Entfremdung zwischen<br />
Hersteller und Verbraucher. Bestellen<br />
kann man aber natürlich auch online.<br />
Generell scheint Familie Lebesmühlbacher<br />
die richtige Mischung aus<br />
Hightech und Hightouch gefunden<br />
zu haben. Mit der Gemüsekiste haben<br />
Lebesmühlbachers hauptsächlich Privatkunden<br />
im Visier. In der Gastronomie,<br />
welche die „Regionalität“ schon<br />
beinahe notorisch im Munde führt,<br />
sieht Lebesmühlbacher aber ebenfalls<br />
Potenzial: „Ich bin fast wöchentlich mit<br />
Küchenchefs konfrontiert, die bei uns<br />
anfragen und sich für die Gemüsekiste<br />
interessieren. Es gibt einen gewissen<br />
Prozentsatz an Gastronomen, vor<br />
allem im gehobeneren Sektor, die Regionalität<br />
wirklich leben wollen.“ Eine<br />
Gemüsekiste für die Gastronomie ist<br />
derzeit allerdings noch Zukunftsmusik<br />
und existiert als Gedankenexperiment<br />
Lebesmühlbachers, zumal es einige<br />
ungünstige Faktoren gibt und ein sehr<br />
großer Teil der touristischen Nächtigungen<br />
mit der vegetationsarmen Zeit<br />
zusammenfällt, in der es kein frisches<br />
heimisches Gemüse gibt. Der Gemüsekisten-Pionier<br />
geht aber davon aus, dass<br />
der mögliche Markt fünf bis zehn Prozent<br />
der Tiroler Gastronomen umfasst.<br />
Spezielle methoden<br />
Ganzjährig frisches Gemüse aus Tirol<br />
ist ohne Indoor-Anbau aus nachvollziehbaren<br />
Gründen nicht machbar<br />
und steht deshalb auch in der Tiroler<br />
Gemüsekiste nicht zur Verfügung.<br />
„Langsam dringt das Bewusstsein dafür<br />
durch, dass das, was uns die Natur<br />
in den einzelnen Jahreszeiten zur Verfügung<br />
stellt, vom Körper am besten<br />
verwertet werden kann“, meint Lebesmühlbacher.<br />
Im Hinblick auf die Qualität der in<br />
der Gemüsekiste ausgelieferten landwirtschaftlichen<br />
Produkte gehen Lebesmühlbachers<br />
keine Kompromisse<br />
ein. Dementsprechend erfüllt jeder<br />
Bauer gewisse, genau definierte Produktionsbedingungen:<br />
„Wir arbeiten<br />
grundsätzlich mit Mikroorganismen,<br />
genauer gesagt mit Hefekulturen, die<br />
auf den Feldern ausgebracht werden<br />
und dafür sorgen, dass im Boden ein<br />
Gleichgewicht herrscht und Nähr-<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong> 73
top 100 SCHWAZ| LEBEN<br />
Die Gemüsekiste ist von jeher eine Familienkiste (v. li.): Brigitte Lebesmühlbacher,<br />
die Töchter Pia und Anna und Michael Lebesmühlbacher. Tochter Lisa steigt nach<br />
Beendigung ihres Studiums ebenfalls in den reinen Familienbetrieb ein.<br />
stoffe bioverfügbar gemacht werden“,<br />
erklärt Lebesmühlbacher. Den technologischen<br />
Ansatz der Effektiven Mikroorganismen<br />
hat sich der Tüftler vom<br />
japanischen Gartenbau-Pionier Teruo<br />
Higa abgeschaut. Neben Mikroorganismen<br />
setzt man bei der Produktion auf<br />
Nützlinge wie die Florfliege, um den<br />
Schädlingen zu Leibe zu rücken. Bei<br />
gewissen Gemüsen behilft man sich<br />
mit Insektenschutznetzen, Herbizide<br />
und Insektizide sind unerwünscht.<br />
Wucherndes Unkraut verhindert man<br />
mit Folien aus Maisstärke, die für einen<br />
ausgeglichenen Wasserhaushalt sorgen<br />
und von den in den Boden eingebrachten<br />
Mikroorganismen rückstandsfrei<br />
zersetzt werden.<br />
Sortenvielfalt<br />
Die Tiroler Gemüsekiste beinhaltet<br />
bisweilen Sorten, die aus verschiedenen<br />
Gründen für lange Zeit vom Markt<br />
verschwunden waren. Beispiel gefällig?<br />
„Beim Mangold gibt es alte Sorten, die in<br />
den Farben Rot, Gold, Violett und Grün<br />
spielen. Wir nennen ihn den bunten<br />
Stielmangold“, sagt Lebesmühlbacher.<br />
Der Boom diverser Kochsendungen<br />
hat das Bewusstsein für vergessene Gemüsesorten<br />
wiedererweckt. Deshalb<br />
feiert auch die Pastinake in der Gemüsekiste<br />
ihr Comeback. Ein großer Vorteil<br />
gegenüber den hochstandardisierten<br />
Produkten im Handel ist der Umstand,<br />
dass es in der Gemüsekiste absolut<br />
keine Rolle spielt, ob beispielsweise<br />
Radieschen unterschiedlich groß sind.<br />
„Der Landwirt, der den Handel beliefert,<br />
muss Salat mit 16 gleich großen Köpfen<br />
in der Kiste liefern. Wenn der Salat nicht<br />
gewisse Maße hat, ist er für den Handel<br />
ungeeignet und nicht erntefähig. Bei uns<br />
spielt das keine Rolle. Sind die Salatköpfe<br />
einmal kleiner, gibt es eben einen zweiten<br />
dazu“, erklärt Lebesmühlbacher.<br />
Die Tiroler Gemüsekiste kann<br />
manchmal eine richtiggehende Wundertüte<br />
sein, wo der eine oder andere<br />
Überraschungseffekt nicht ausbleibt.<br />
So geschehen beim Sprossenkohl, der<br />
eines Tages im vergangenen Herbst seinen<br />
Weg in die Gemüsekiste gefunden<br />
hat. Und zwar nicht in der üblichen Darreichungsform<br />
als einzelne Sprossen.<br />
Nein, die Kohlsprossen waren noch am<br />
Stängel befestigt, wie sie am Feld gewachsen<br />
waren. Das hat einen einfachen<br />
Grund: Sprossenkohl ist ein teures, weil<br />
aufwändig zu erntendes Gemüse, das<br />
deshalb eigentlich nicht ins Preisgefüge<br />
der Gemüsekiste passt. „Dadurch, dass<br />
wir die Kohlsprossen mit dem Stängel<br />
ausgeliefert haben, ist das Produkt günstiger<br />
geworden. Mit dem Nebeneffekt,<br />
dass die Kunden ein komplett neues<br />
Erlebnis haben“, sagt Lebesmühlbacher<br />
und schmunzelt ob des pädagogischen<br />
Zusatznutzens der Gemüsekiste. Die<br />
Zusammensetzung der Gemüsekiste<br />
variiert je nach Erntezeit der mehr als 50<br />
verschiedenen Gemüse, für die Tirol ob<br />
des einzigartigen Mikroklimas im Inntal<br />
ein sehr guter Boden ist. „Das Inntal ist<br />
ein Alpental, das Gemüse ist aber früher<br />
reif als etwa im Burgenland, der Südsteiermark<br />
und sogar Bologna. Das liegt am<br />
Föhn, den steinigen Böden und Hanglagen“,<br />
weiß der Gemüsekenner. Jedenfalls<br />
fällt die Gemüserechnung, die aus der<br />
Addition von Wärme- und Lichtsumme<br />
besteht, für Tirol sehr günstig aus.<br />
Die Tiroler Gemüsekiste hat auch<br />
Geschwister. Je nach Saison gibt es<br />
Zusatzkisten mit Apfelsaft, Apfelessig,<br />
Frühkartoffeln, Kirschen, Erdbeeren,<br />
Äpfeln, Hauszwetschken, eine Beerennaschkiste<br />
und Kräuter. 14.000 Stück<br />
dieser Zusatzkisten hat Familie Lebesmühlbacher<br />
2016 an Frau und Mann<br />
gebracht.<br />
Die Tiroler Gemüsebauern sind, so<br />
beschreibt es Lebesmühlbacher, ein „innovatives<br />
Volk“. Dem steht auch Familie<br />
Lebesmühlbacher mit ihrer Tiroler Gemüsekiste<br />
um nichts nach.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Zahlen, Daten, Fakten<br />
Rechtsform: Tiroler Gemüsekiste<br />
OG, gegründet 2005<br />
Geschäftsführung:<br />
Michael Lebesmühlbacher<br />
Mitarbeiterinnen: 4<br />
Landwirte: 8<br />
Adresse: Tiroler Gemüsekiste OG,<br />
A-6233 Kramsach, Wittberg 24<br />
E-Mail: tiroler@gemuesekiste.at<br />
Web: www.gemuesekiste.at<br />
Foto: Kröll<br />
74<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
BEI SCHIEFLAGE<br />
AKTIVIEREN:<br />
www.ak-tirol.com<br />
ak-tirol.com<br />
Vom Arbeitsrecht bis zum Thema Wohnen, von Karenzfragen<br />
bis zu gerechten Preisen: Die AK Tirol ist für Sie da.<br />
Alles, was Arbeitnehmer brauchen, auf ak-tirol.com
top 100 SCHWAZ| LEBEN<br />
Von Heimat & Heumahd<br />
Lebensmittel. Heinz Kröll hat seiner Sennerei im Zillertal mit viel Liebe zum<br />
Detail Erlebnischarakter gegeben. Ein idealer Rahmen, um die Produkte des<br />
wertvollen Rohstoffs Heumilch gebührend in Szene zu setzen.<br />
Die bunten Kühe am Dach der Erlebnissennerei Zillertal lassen aus der Distanz erahnen, worum es in der SchauSennerei geht.<br />
Milchseen und Butterberge<br />
sind zum Symbol für den<br />
verschwenderischen Ressourcenumgang<br />
der heutigen Zeit geworden.<br />
Verursacht werden jene von einer<br />
verfehlten Subventionspolitik und<br />
hochgezüchteten Kühen. Im Zillertal<br />
mit seiner florierenden Almwirtschaft<br />
haben die anfälligen und kurzlebigen<br />
Turbokühe nicht nur metaphorisch einen<br />
schweren Stand. Heumilch ist das<br />
große Asset der fortschrittlichen ErlebnisSennerei<br />
Zillertal, die das Erlebnis<br />
zu Recht im Namen führt. Seit 1954<br />
In dritter Generation erfolgreich (v. hinten re.): Christian<br />
und Heinrich Kröll lenken die Geschicke, Seniorchef<br />
Heinz Kröll übt sich in der Rolle des Mitfahrers.<br />
veredelt man in dritter Generation silound<br />
gentechnikfreie Heumilch aus der<br />
Region. Derzeit sind es um die 18 Millionen<br />
Liter pro Jahr, davon zwei Millionen<br />
Liter Ziegen- und Schafmilch.<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass der<br />
Premium-Rohstoff Heumilch zu ebensolchen<br />
Produkten veredelt wird. Die<br />
Landwirte erzielen mit ihrer Heumilch<br />
auch wesentlich höhere Preise als mit<br />
konventioneller Milch. Der Erzeugerpreis<br />
eines Liters Bio-Heumlich liegt etwa<br />
bei 57 Cent und damit fast doppelt<br />
so hoch wie jener für herkömmliche<br />
Milch, für ein Liter<br />
konventionelle Heumilch<br />
gibt es immerhin<br />
noch 43,6 Cent.<br />
Für einen Liter Schafmilch<br />
gibt es rund<br />
1,50 Euro, für Ziegenmilch<br />
90 bis 95 Cent,<br />
erklärt Seniorchef<br />
Heinz Kröll. Dabei<br />
geht es auch um Wertschätzung<br />
für landwirtschaftliche<br />
Arbeit,<br />
die gewissenhaft und<br />
ehrlich erbracht wird. Manch junger<br />
Nebenerwerbsbauer mit Flächen zwischen<br />
acht und zehn Hektar sei schon<br />
auf die Haltung von Ziegen und Schafen<br />
umgestiegen, erklärt Kröll, der aber<br />
vor allem bei der Bio-Heumilch von<br />
der Ziege kapazitätsmäßig noch „Luft<br />
nach oben“ sieht. Schon vor Jahren war<br />
Heinz Kröll und seinen Söhnen Christian<br />
und Heinrich Kröll, die mittlerweile<br />
den Betrieb übernommen haben,<br />
klar geworden, dass nur die Rückbesinnung<br />
auf Qualität und regionale Wertschöpfungsketten<br />
ein Überleben am<br />
hochkompetitiven Markt für Milchund<br />
Milcherzeugnisse sichern würden.<br />
Der Philosophie, ein gesteigertes Bewusstsein<br />
über den Kreislauf hochwertiger<br />
Lebensmittel zu schaffen, ist man<br />
mit der Errichtung der SchauSennerei<br />
und des SchauBauernhofs gefolgt. In<br />
der SchauSennerei können Besucher<br />
auf 6.000 Quadratmetern alle Schritte<br />
und Stationen der Milchverarbeitung<br />
miterleben und verkosten. Transparenz<br />
ist oberste Prämisse. Kröll geht es<br />
darum, beim Konsumenten Sicherheit<br />
und Vertrauen zu schaffen. Heinz Kröll<br />
Foto: Erlebnissennerei Zillertal, Kröll<br />
76<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„In der Berglandwirtschaft<br />
hatten wir die<br />
Möglichkeit, mit der<br />
Natur einen Schritt<br />
zurück zu machen.“<br />
<br />
Heinz Kröll,<br />
ErlebnisSennerei Zillertal<br />
legt Wert auf die Feststellung, dass es<br />
sich beim SchauBauernhof – in den<br />
man rund 700.000 Euro investiert hat<br />
– nicht etwa um einen Streichelzoo<br />
handle. Was es dort zu sehen gibt, ist<br />
Tierhaltung in artgerechtem Umfeld,<br />
wie sie auch in den rund 380 Zulieferbetrieben<br />
der ErlebnisSennerie praktiziert<br />
wird. „In der Berglandwirtschaft<br />
hatten wir die Möglichkeit, mit der<br />
Natur wieder einen Schritt zurück zu<br />
machen. Dadurch können wir wesentlich<br />
bessere Produkte erzeugen“, meint<br />
Kröll in Anspielung auf die nachweislich<br />
ernährungsphysiologisch vorteilhaften<br />
Qualitäten der Heumilch.<br />
Symbiose<br />
Im Gespräch betont Kröll mehr als<br />
einmal die symbiotische Beziehung<br />
zwischen Berglandwirtschaft und Tourismus.<br />
Eine funktionierende Landwirtschaft<br />
ist wesentlich für die Aufrechterhaltung<br />
jener gepflegten Kulturlandschaft,<br />
die Touristen aus aller<br />
Welt ins Zillertal lockt. Besonders die<br />
Almwirtschaft genießt bei den Zillertaler<br />
Bauern nach wie vor hohe Prioriät.<br />
Das Bewusstsein der Hotellerie und<br />
Gastronomie für regional erzeugte und<br />
hochwertige Produkte sei zwar stetig<br />
gestiegen, dennoch sieht der Zillertaler<br />
noch einiges an Potenzial, wie auch<br />
für die gemeinsame und aufeinander<br />
abgestimmte Vermarktung von Landwirtschaft<br />
und Tourismus.<br />
„Wir haben mit dem Tiroler einen<br />
sehr beständigen Konsumenten, der<br />
wirklich auf heimische Produkte setzt“,<br />
ist Kröll von der Heimattreue des heimischen<br />
Endverbrauchers überzeugt.<br />
Eine Treue, die vor allem die Tirol<br />
Werbung bei ihrem wenig rühmlichen<br />
Speisekarten-Fiasko – es sei nur an das<br />
Seefelder Wildragout aus Ungarn erinnert<br />
– in St. Moritz schmerzlich vermissen<br />
hatte lassen. Die daraufhin entstandende<br />
Affäre interpretiert Kröll als<br />
heilsamen Weckruf an alle beteiligten<br />
Akteure, die Regionalität nicht nur im<br />
Munde zu führen, sondern zukünftig<br />
auch konsequent umzusetzen. „Jede<br />
Tourismusregion wirbt international<br />
mit ihren Spezialitäten. Tirol ist kein<br />
Wein-, sondern ein Milchland. Wir<br />
sind gefordert, die Wertigkeit unserer<br />
Produkte noch besser zu kommunizieren“,<br />
meint Kröll.<br />
Die Milchprodukte aus Mayrhofen<br />
erfreuen sich nicht nur regional großer<br />
Beliebtheit, sondern sind auch im<br />
eigentlich gesättigten Markt Deutschland<br />
gefragt. „Wir sind eines der wenigen<br />
Unternehmen, die mit Milch im<br />
Nachbarland punkten können“, sagt<br />
Heinz Kröll. <br />
Marian Kröll<br />
G<br />
Tiroler Gemüsekiste<br />
REGIONALITÄT<br />
FRISCHE<br />
GESCHMACK<br />
GENUSS<br />
05337-64 563<br />
tiroler@gemuesekiste.at<br />
Tiroler Gemüsekiste<br />
Wittberg 24, 6233 Kramsach<br />
Tel. 05337-64563<br />
tiroler@gemuesekiste.at<br />
www.tiroler.gemuesekiste.at
top 100 SCHWAZ | kultur<br />
Wege zur Entschleunigung<br />
Kultur. Wie außergewöhnliche Locations und innovative Performancekonzepte<br />
auch die Kulturszene im Bezirk <strong>Schwaz</strong> beleben und warum<br />
Kunst überall wie Balsam für die Seele wirkt.<br />
In der ländlichen Zillertaler Idylle<br />
in Uderns fanden sich die Dorfbewohner<br />
schon seit jeher an der<br />
Steudltenn zusammen, um im dortigen<br />
Lebensmittelgeschäft einzukaufen,<br />
Leute zu treffen und um am Vorplatz<br />
singend zu verweilen. Der traditionelle<br />
marktplatz-ähnliche Charakter<br />
ist diesem besonderen Ort noch heute<br />
erhalten geblieben, allerdings in modernisierter<br />
Form. Die Steudltenn ist seit<br />
nunmehr sieben Jahren ein Treffpunkt<br />
für Freunde des professionellen Theaters.<br />
„Das Lebensmittelsgeschäft ist dafür<br />
unserem kulturellen Nahversorger gewichen“,<br />
erzählt Bernadette Abendstein,<br />
Obfrau des gemeinnützigen Vereins,<br />
der von April bis Ende Juli einen bunten<br />
Reigen an professionellen Theatervorstellungen<br />
für Groß und Klein bietet. Bei<br />
dem zertifizierten Green Event ist auch<br />
Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema:<br />
Hier werden auch soziale Werte vermittelt,<br />
und zwar an einem Ort, wo Menschen<br />
eben gern zusammenkommen.<br />
Das Besondere an diesem Theaterfestival:<br />
Die meisten Aufführungen<br />
finden im ehemaligen Heustadel des familiären<br />
Bauernhofs statt. Dieser wurde<br />
für seine neue Bestimmung gründlich<br />
sandgestrahlt und mit Bühne, Technik<br />
und Publikumsbereich ausgestattet.<br />
Der Raum ist zum Bespielen nicht<br />
nur akustisch bestens geeignet, das<br />
Holz verleiht den Aufführungen einen<br />
besonderen Zauber. Wie kam es überhaupt<br />
dazu? Bernadette Abendstein<br />
Modernste Bühnentechnik und professionelles Theater in recht ungewöhnlicher<br />
Location: Die Steudltenn in Uderns versteht sich als kultureller Nahversorger.<br />
ist von Beruf Schauspielerin. Sie war<br />
zwölf Jahre lang in Wien aktiv, unter<br />
anderem im Ensemble am Theater in<br />
der Josefstadt, wo sie in bis zu 300 Vorstellungen<br />
im Jahr auf der Bühne stand.<br />
„Das Theater gibt mir sehr viel, es füllt<br />
den Kopf mit Neuem, und ich war mir<br />
sicher, dass das auch für andere gilt,<br />
auch hier“, sagt sie gebürtige Zillertalerin.<br />
Damit lag sie richtig. Zusammen<br />
mit Ehemann Hakon Hirzenberger, selber<br />
Autor, Schauspieler und Regisseur,<br />
fasste sie den Entschluss, selber Theater<br />
zu machen, wenn möglich auch<br />
in der Heimat. Der Stadel war vorerst<br />
nur als Ausweichstätte für geplante<br />
Freiluftspiele gedacht, bis er plötzlich,<br />
durch die Einstellung der Milchwirtschaft,<br />
zum Hauptschauplatz wurde.<br />
Nun wird das landwirtschaftliche Feld<br />
neben dem Anbau von Bio-Mais und<br />
Bio-Dinkel zum Feld der Installation.<br />
<strong>2017</strong> ist die Ausstellung „Symposium<br />
der Tiere – Feldbewohnter im Porträt“<br />
zu betrachten und schafft so mühelos<br />
den Grenzgang zwischen Bio-Bauernhof<br />
und Kultur.<br />
Bernadette Abendstein, Hakon Hirzenberger,<br />
Barbara Kainzner-Abendstein<br />
und Gerhard Kainzner arbeiten<br />
seither im familiären Organisationsteam<br />
des Steudltenn Festivals zusam-<br />
Fotos: Christian Wind, Kim Steinsberger<br />
78<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
„Wia soat ma auf Zillachtolerisch?“<br />
Kim Steinsberger ist 24 Jahre alt, verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit am<br />
Hainzenberg im Zillertal und lebt und arbeitet in München. Dem Dialekt aus ihrer<br />
Heimat hat sie ein eigenes Onlinewörterbuch gewidmet, damit nichts verlorengeht.<br />
Durch die Arbeit im<br />
Marketing- und<br />
Kommunikationsbereich<br />
und einen engen Bezug zu<br />
ihrem Heimatort waren bereits<br />
2008 die ersten Grundsteine<br />
für www.zillertalerwoerterbuch.com<br />
gelegt.<br />
Die Internetseite sollte<br />
Steinsbergers allererstes Projekt<br />
werden. „Ich bin immer<br />
gerne im Zillertal und finde<br />
Geschichten von früher<br />
spannend, als etwa die Kinder<br />
einen langen Fußweg in<br />
die Schule gehen mussten“,<br />
erzählt sie. Mittlerweile habe<br />
sich zwar einiges im Tal<br />
verändert, obwohl solche<br />
Erlebnisse gar nicht so lange<br />
her sind. Deshalb pflegt<br />
die 24-Jährige ihre eigene<br />
Art von Erinnerungskultur,<br />
denn sie möchte nicht, dass<br />
beispielsweise Beerennamen<br />
wie „Moschbeang“ verlorengehen.<br />
Ihr Wörterbuch dient<br />
auch als Übersetzungshilfe<br />
für Nichtzillertaler und<br />
liefert Erklärungem zu typischen<br />
Füllwörtern wie<br />
„oft“, das im Dialekt einfach<br />
„dann“ bedeutet, oder zum<br />
Verb „hent“, womit Zillertaler<br />
„sie sind“ meinen.<br />
Im Durchschnitt wird die<br />
Homepage von 60 Personen<br />
am Tag besucht, was für eine<br />
„Nischenseite“ schon recht<br />
hohe Klickzahlen sind.<br />
Steinsberger verbringtdurch<br />
ihre Arbeit zwar viel<br />
Zeit in München, hat aber<br />
ihren Dialekt beibehalten.<br />
Ihre Familie bewirtet eine<br />
große Jausenstation in<br />
Gerlos, hier ist sie in ihrer<br />
Freizeit immer wieder anzutreffen.<br />
Seit sie die Seite<br />
betreibt, wird sie auch<br />
immer wieder von Zillertalern<br />
angesprochen, die<br />
ihr beim Wörtersammeln<br />
helfen. „Ich zähle die Einträge<br />
mittlerweile nicht<br />
mehr, es sind bestimmt<br />
mehrere tausend“, sagt sie.<br />
Am Liebsten mag sie den<br />
Bereich mit Sätzen, an denen<br />
sofort ersichtlich wird,<br />
was die Leute so besonders<br />
macht: „De Moschbeang<br />
hent wetaschlachtig“,<br />
lautet ein Beispiel, zu<br />
Deutsch: „Die Blaubeeren<br />
sind schlecht wegen des<br />
Wetters.“<br />
Steinsbergers Interesse<br />
für die Materie hat keinen<br />
politischen Hintergrund.<br />
Ein Dialekt ist als verbindendes<br />
Element für Leute<br />
aus einer bestimmten Gegend<br />
prägend und deshalb<br />
wichtig. In einer Großstadt<br />
wie München mag man<br />
zwar schräge Blicke für den<br />
Dialekt ernten, faszinierend<br />
finden ihn „Außenstehende“<br />
trotzdem. Auch die<br />
Zillertalerin wird manchmal<br />
um Kostproben gebeten.<br />
Warum? „Ich glaube,<br />
dass Leute mit Dialekten<br />
eine gewisse Authentizität<br />
Serviceline: 0676 | 3587876<br />
verbinden. Wer eine reine<br />
Hochsprache spricht, klingt<br />
wie alle anderen und lässt<br />
sich nicht genau verorten,<br />
Dialekte wirken hingegen<br />
etwas sympathischer, persönlicher<br />
und wärmer.“<br />
Und wenn Steinsberger<br />
von etwas überrascht wird,<br />
reagiert sie auch in München<br />
mit einem spontanen<br />
„Wos, echt?“. Emotionen<br />
äußern sich eben oft in jener<br />
Sprache, die man von<br />
klein auf kennt.<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong> 79
top 100 SCHWAZ | kultur<br />
Sofia Gubaidulina ist Composer in Residence der diesjährigen Klangspuren <strong>Schwaz</strong>.<br />
men. Heute ist ihr Projekt richtig groß<br />
geworden, sämtliche Vorstellungen<br />
sind fast immer ausgebucht. Eigenproduktionen<br />
und Uraufführungen sind<br />
genauso wichtige Bestandteile des Programms<br />
wie hochkarätig besetzte Vorstellungen<br />
und Kabarett. Der Schauspieler<br />
Philipp Hochmair, der aus TV-<br />
Serien wie „Die Vorstadtweiber“ oder<br />
mehreren Folgen von „Tatort“ bekannt<br />
ist und auch die Theaterbühnen Hamburgs<br />
oder Berlins bespielt, ist beispielsweise<br />
auch in der Tenne mit seiner<br />
Konzertperformance des „Jedermann“<br />
zu Gast. „Es entsteht ein ziemlich exklusiver<br />
Rahmen, der Performer und<br />
Publikum gleichermaßen beeindruckt“,<br />
sagt Abendstein. Einen vorgegebenen<br />
Dresscode gibt es trotzdem nicht, Besucherinnen<br />
und Besucher geben sich<br />
so, wie sie sind, mal fesch, mal sportlich<br />
gekleidet. Mit zusätzlichen Events<br />
wie Markttage und Schülerworkshops<br />
spricht die Steudltenn viele Interessensgruppen<br />
an: „Es ist wichtig, sich<br />
Zeit zum Entschleunigen zu nehmen.<br />
Wir wollen aber auch zum Nachdenken<br />
anregen, weil Unterhaltung, Kunst<br />
und tiefgründige Geschichten einander<br />
nicht ausschließen. Solche Qualitäten<br />
werden überall erkannt und geschätzt“,<br />
sagt sie und meint noch abschließend:<br />
„Theater macht um einen Gedanken<br />
reicher und ich glaube , dass nur die<br />
Empathie die Menschheit retten kann.“<br />
neue spuren im<br />
klangkosmos<br />
Der Umfang des vielfältigen Programms<br />
des Tiroler Festivals für neue<br />
Musik Klangspuren <strong>Schwaz</strong> lässt sich<br />
am Besten am Programmbuch ermessen,<br />
das ein Sammeldokument aller<br />
Aufführungen, einschließlich sämtlicher<br />
uraufgeführter Werke, darstellt<br />
und als Wegweiser durch die facettenreichen<br />
Spielarten zeitgenössischer<br />
Musik anzusehen ist.<br />
Denn die Frage, was neue Musik<br />
inhaltlich umfasst, sei nicht leicht zu<br />
beantworten, so Angelika Schopper,<br />
geschäftsführende Obfrau der Klangspuren.<br />
Sie umfasst ein riesiges, aktuelles<br />
Spektrum, das alles bisher Dagewesene<br />
stetig erweitert. Neben einer<br />
Vielzahl von neuen Spieltechniken<br />
auf herkömmlichem Instrumentarium<br />
setzt die neue Musik vor allem auch<br />
auf klangliche Erweiterung durch Elektronik<br />
und neue Medien und sprengt<br />
auch manchmal die Grenzen zwischen<br />
notierter und improvisierter Musik.<br />
Nicht selten werden Komponistinnen<br />
und Komponisten zu Performern. Klassische<br />
Konzertsituationen werden oftmals<br />
aufgelöst und neue Aufführungskonzepte<br />
erdacht, die auch manchmal<br />
das Publikum involvieren. „Beispielsweise<br />
gibt es Kompositionen für komplett<br />
abgedunkelte Räume, in denen<br />
man Klänge grundsätzlich anders erlebt,<br />
nennt Schopper ein Beispiel.<br />
Diese Musik lebt vom Live-Moment<br />
und stellt das Hören als Erlebnis in den<br />
Vordergrund, bietet Musikinteressierten<br />
und den Menschen, die sich mit<br />
aktuellen Themen beschäftigen Raum<br />
für eigene Interpretationen. Um sich<br />
auf die neuen Erlebnisse einzulassen,<br />
bedarf es nur an Offenheit. Die Klangspuren<br />
laden ihr Publikum dazu ein<br />
offen für Neues zu sein, beim Hören<br />
eine Art Entschleunigung zu erfahren<br />
und sich mit dem Erlebten individuell<br />
auseinanderzusetzen. "Diese Angebote<br />
werden sehr geschätzt, gut angenommen<br />
und können auch überraschen“,<br />
weiß die Geschäftsführerin aus Erfahrung.<br />
Gegründet wurde das Festival Klangspuren<br />
bereits vor 24 Jahren durch Thomas<br />
Larcher und Maria-Luise Mayr.<br />
Larcher ist Pianist und Komponist und<br />
verfügte bereits damals über wertvolle<br />
Kontakte in der Musikszene. Die beiden<br />
wollten eine Plattform zeitgenössischer<br />
Musik für lokale Künstler und<br />
Publikum schaffen und gleichzeitig bedeutende<br />
internationale Komponisten<br />
und Interpreten nach Tirol holen.<br />
Seitdem hat sich Klangspuren <strong>Schwaz</strong><br />
zu einer Art Kosmos erweitert und<br />
bietet neben dem Festival während des<br />
Jahres Vermittlungsprojekte für verschiedenste<br />
Altersstufen an – und wird<br />
auch international wahrgenommen.<br />
Eines der größten Projekte stellt die alljährliche<br />
Klangspuren Internationale<br />
Ensemble Modern Akademie dar: Die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern der<br />
Akademie erarbeiten mit dem jeweiligen<br />
Composer in Residence und den<br />
Fotos: Olaf Malzahn, Christian Wind<br />
80<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2017</strong>
Dozenten von Ensemble Modern ein<br />
großes Repertoire an aktuellen Werken<br />
und diese werden im Rahmen des Fesivals<br />
aufgeführt. Für die diesjährigen<br />
Klangspuren wurde die derzeit wohl<br />
weltweit berühmteste Komponistin<br />
nach <strong>Schwaz</strong> geladen: Sofia Gubaidulina,<br />
die russisch-tatarische Grande<br />
Dame der neuen Musik. Jährlich bewerben<br />
sich etwa hundert professionelle<br />
Jungmusikerinnen und -musiker<br />
aus aller Welt für die Akademie in<br />
<strong>Schwaz</strong>, etwa 40 Plätze sind verfügbar.<br />
Eine einmalige Chance für Musiker, die<br />
eine Karriere im Bereich neuer Musik<br />
anstreben.<br />
Das Festival findet jedes Jahr im September<br />
statt und präsentiert in zweieinhalb<br />
Wochen rund 30 Konzerte. Es bietet<br />
auch musizierenden Kindern und<br />
Jugendlichen eine Bühne im Rahmen<br />
Das Stück "Die Auserwählten" wird<br />
heuer in der Steudtenn uraufgeführt.<br />
der Musizier- und Komponierwerkstätten<br />
"Lautstark" und "Lautstärker". Hier<br />
erlernen Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
von acht bis achtzehn Jahren<br />
das freie Komponieren und notenfreie<br />
Musizieren abseits vom klassischen<br />
Schulunterricht: „Jedes Jahr gibt es ein<br />
Thema, zu dem die Kinder Geschichten<br />
erfinden, klanglich vertonen und<br />
auch ihre Instrumente alternativ bespielen",<br />
schildert Schopper die Arbeit<br />
in den Werkstätten. Deren Ergebnisse<br />
werden teilweise auch im Rahmen des<br />
Festivals präsentiert. Zudem gibt es eine<br />
Kooperation mit dem Mozarteum<br />
in Innsbruck rund um das Klangspuren<br />
Mobil, ein Kleinbus voll beladen mit 80<br />
Orchesterinstrumenten, der seit 2010<br />
durch ganz Tirol fährt, und Workshops<br />
an Volksschulen und Bildungseinrichtungen<br />
anbietet. Ein weiteres Vermittlungsformat<br />
namens Klangspuren Barfuß<br />
beschäftigt sich zudem mit kindlicher<br />
Experimentierfreude und dem<br />
Bauen selbsterfundener Instrumente.<br />
Echte Klangforschung kann man eben<br />
auf allen Niveaus betreiben.<br />
<br />
Marianna Kastlunger
Foto: olly/Fotolia.com<br />
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