ECHO Top500 2023 - Das Original.
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EAN_Cod<br />
W<br />
P.b.b. 02Z032987M, Retouren an: <strong>ECHO</strong> Zeitschriftenverlag,<br />
Museumstraße 21, 6020 Innsbruck, 25. Jg., Oktober <strong>2023</strong>, € 3,50<br />
<strong>2023</strong><br />
Geschäftsführung<br />
Die ChefInnen der<br />
Leitbetriebe Tirols<br />
Veränderung<br />
Künstliche Intelligenz<br />
in Unternehmen<br />
Ranking<br />
Umsätze, Mitarbeiter,<br />
Bezirksgrößen
100 JAHRE MESSE<br />
50 JAHRE CONGRESS<br />
Wir bedanken uns bei allen Veranstalter:innen,<br />
Aussteller:innen, Partner:innen, Künstler:innen<br />
und Besucher:innen für das jahrzehntelange<br />
Vertrauen!<br />
ALPIN. URBAN.<br />
INSPIRIEREND.<br />
cmi.at
TOP 500 | EDITORIAL<br />
25 Jahre journalistische Qualität<br />
IMPRESSUM: <strong>ECHO</strong> Wirtschaft<br />
<strong>Top500</strong> <strong>2023</strong><br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
<strong>ECHO</strong> Zeitschriften- und VerlagsgmbH,<br />
Redaktion: Mag. Amata Steinlechner,<br />
Layout/Bildbearbeitung: Daniela<br />
Steixner-Winkler, Anzeigen: Manuela<br />
Gabl, Mag. Birgit Steinlechner, E-Mail:<br />
anzeigen@echotirol.at, Geschäftsführung:<br />
Mag. Birgit Steinlechner,<br />
Redaktions-, Verwaltungs adresse:<br />
<strong>ECHO</strong> Zeitschriften- und VerlagsgmbH,<br />
A-6020 Innsbruck, Museumstraße 21,<br />
Tel.: +43 512 34 21 70; Fax: DW 20<br />
Offenlegung unter:<br />
http://www.echoonline.at/meta/<br />
impressum/<br />
Die mit „Promotion” gekennzeichneten<br />
Seiten sind bezahlte Einschaltungen<br />
von Unternehmen.<br />
Wir gendern nicht und verwenden aus<br />
Gründen der besseren Lesbarkeit das<br />
generische Maskulin.<br />
<strong>Das</strong> vor Ihnen liegende Magazin gehört ganz<br />
Ihnen, den Top 500 Unternehmen, die<br />
Tirol am Laufen halten. Erlauben Sie uns<br />
dennoch, dass wir das Editorial heuer ein wenig uns<br />
selbst widmen. Eigen-PR ist üblicherweise nicht unser<br />
Ding, lieber stehen wir hinter als vor der Kamera,<br />
lieber konzentrieren wir uns auf die Recherchen und<br />
die journalistische Arbeit. <strong>Das</strong> 25-jährige Bestehen<br />
unseres Verlags und die 25. Auflage des Jahrbuchs<br />
der Wirtschaft veranlassen uns, einen Blick zurück<br />
zu werfen. Als wir 1998 zum ersten Mal das Magazin<br />
zu den Top 500 Unternehmen herausgaben, waren<br />
die meisten Unternehmen skeptisch. Viele wollten<br />
uns ihre Umsatzzahlen nicht nennen, einige Unternehmen<br />
drohten uns mit rechtlichen Folgen, würden<br />
wir ihre Zahlen veröffentlichen. Aus dieser Zeit rührt<br />
unser Verständnis, dass wir öffentliche Zahlen zwar<br />
veröffentlichen dürfen, gleichzeitig aber verpflichtet<br />
sind, damit sorgsam umzugehen. An dieser Selbstverpflichtung<br />
hat sich nichts geändert, vielmehr hat die<br />
Recherchetiefe über die Jahrzehnte zugenommen. In<br />
gleichem Ausmaß ist auch die Akzeptanz der Tiroler<br />
Wirtschaft gewachsen und wir sind stolz darauf, dass<br />
uns jedes Jahr hunderte Unternehmen bereitwillig<br />
Auskunft über ihr vergangenes Geschäftsjahr geben<br />
und mit uns kooperieren.<br />
Ein Blick in die Geschichte zeigt auch, wie stark<br />
sich die Tiroler Wirtschaft in diesen 25 Jahren entwickelt<br />
hat. 1998 hatten wir noch den Schilling und die<br />
Nummer eins des Rankings hieß Biochemie GmbH<br />
mit einem Umsatz von rund acht Milliarden Schilling<br />
(582 Millionen Euro). Der mittlerweile internationale<br />
Konzern Sandoz GmbH erreichte im Jahr 2022 einen<br />
Umsatz von 2,272 Milliarden Euro und belegt damit<br />
Platz fünf. Der Erstplatzierte im heurigen Ranking, die<br />
Egger Holzwerkstoffe, führen das Ranking mit einem<br />
Umsatz von mehr als 4,449 Milliarden Euro an.<br />
Über die Jahre etablierte sich das Magazin zusehends<br />
und war so erfolgreich, dass gleich zwei Verlage<br />
das Erfolgsformat zu kopieren begannen. Mittlerweile<br />
erscheinen drei Magazine in Tirol unter dem Namen<br />
Top 500 Unternehmen Tirols, aber <strong>ECHO</strong> bleibt das<br />
<strong>Original</strong>. Seinem Gründungsversprechen, maximale<br />
Qualität, höchste Recherchetiefe und Respekt gegenüber<br />
jedem einzelnen Unternehmen, verpflichtet.<br />
Freuen Sie sich auf das Jahrbuch der Wirtschaft, das<br />
vor Ihnen liegt. Neben spannenden Umsatzentwicklungen<br />
der heimischen Wirtschaft finden Sie erstmals<br />
alle Geschäftsführer der Top 500 Betriebe mit Namen<br />
und mehrere Hundert davon mit Foto. Außerdem bieten<br />
wir Ihnen zahlreiche redaktionelle Geschichten<br />
und Interviews mit Unternehmern und Führungskräften<br />
zu akutellen Themen. Besonders spannend sind<br />
dabei die Aussagen der Unternehmensbosse zum Thema<br />
künstliche Intelligenz, die längst in den heimischen<br />
Betrieben angekommen ist.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und<br />
freuen uns über jede Reaktion (top500@echotirol.at).<br />
Ihre <strong>ECHO</strong>-Redaktion<br />
Wir Wir übernehmen<br />
Verantwortung für<br />
für<br />
die die digitale Zukunft<br />
Mit Mit Mit innovativer Software und und und<br />
sicherer sicherer IT-Infrastruktur<br />
für für für unsere unsere und und und<br />
die die die nächste nächste Generation
INHALT<br />
06 <strong>Das</strong> Wirtschaftsjahr in Zahlen<br />
10 „Es wird in vielen Betrieben eng“<br />
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser<br />
über die schwächelnde Wirtschaft und andere<br />
Herausforderungen<br />
16 „Die Industrie ist in der Rezession“<br />
IV-Präsident Christoph Swarovski über die schwierige<br />
Situation der Industrie in Tirol<br />
20 Planlose Geldverteilung<br />
Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl über die<br />
TIWAG-Klagen, die aktuellen Lohnverhandlungen<br />
und das Versagen der Politik.<br />
26 Von Konjunktur bis KI<br />
Unternehmer und Führungskräfte im Interview<br />
über die Werte junger Führungskräfte, Künstliche<br />
Intelligenz und düstere Konjunkturaussichten<br />
34 Flexibel & Neues denken<br />
CURA-Geschäftsführer über die Notwendigkeit<br />
einer neuen Führung für eine neue Generation<br />
40 „Die Würde unterscheidet uns“<br />
Walter Peer, Landesdirektor der Wiener<br />
Städtischen über den Einsatz von KI<br />
48 Über Arbeit nachdenken<br />
Geschäftsführer Florian Achleitner über die<br />
gewandelten Werte junger MitarbeiterInnen<br />
52 Zutrauen und Vertrauen<br />
Michael Zentner, UNIQA Landesdirektor in Tirol<br />
über die Generation Z und deren Werte<br />
62 Hilfreich, nicht weltrettend<br />
Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU<br />
über die Veränderungen durch KI am Bau<br />
66 „Mir sind Menschen wichtig“<br />
Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck<br />
über Nachhaltigkeit, Digitalisierung und ihre Pläne<br />
72 Die Industrie denkt positiv<br />
Max Kloger, Spartenobmann Industrie über Konjunktur,<br />
Exportentwicklung und aktuelle Themen<br />
74 „Wir leben Diversität“<br />
Karin Svoboda und Patrick Götz, Vorstandsteam der<br />
Tiroler Sparkasse über Konjunkturaussichten, die<br />
Werte junger MitarbeiterInnen und den Einsatz von<br />
KI im Bankensektor<br />
78 E-Mobilität spart Steuer<br />
Steuerberater Markus und Stefan Erharter über die<br />
Vorteile von E-Mobilität für Betriebe<br />
80 Engagement lohnt sich<br />
Steuerberater Alexander Gessler über aktuelle Themen<br />
von Bargeld bis Zinsen<br />
84 Weniger Lebensqualität<br />
Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung<br />
über die Zukunft des Skifahrens und die schlechte<br />
Tourismusgesinnung in Tirol.<br />
90 Führen heißt Freiraum geben<br />
Christian Steinmayr , Geschäftsführer der Steinmayr<br />
& Co Insurance Brokers über zufriedene Mitarbeiter-<br />
Innen und KundInnen.<br />
92 Hypervernetzte Arbeitswelt<br />
Gerald Pichler, COO von BE-terna, über die Bedeutung<br />
einer hypervernetzten Arbeitswelt und die<br />
digitale Transformation<br />
94 Schlechte Bilanz<br />
Dominik Oberhofer, NEOS-Klubobmann über<br />
aktuelle politische Fragen und die Bilanz der neuen<br />
Landesregierung.<br />
96 Verantwortung für die Zukunft<br />
<strong>Das</strong> IT-Unternehmen World Direct über die<br />
Themen der Zukunft<br />
100 Alles wird möglich<br />
ematric digitalisiert Betriebe von A bis Z<br />
108 Trends & Skintellectuals<br />
CURA Geschäftsleitung über Mitarbeiter,<br />
Celebrities, neue Marken, Nachhaltigkeit und<br />
Trends<br />
110 Entlastung Ende 24, Anfang 25<br />
Reinhard Mayr, Spartenobmann der WKT Banken<br />
über die Wirtschaftslage der Banken<br />
112 Leitbetrieb mit Geschichte<br />
Die Congress Messe Innsbruck feiert Geburtstag<br />
120 Und, wie fahren Sie?<br />
Experten namhafter Autohäuser geben Einblick<br />
in die Veränderungen der Branche.<br />
134 Die Wärmepumpe neu erfunden<br />
Florian Entleitner über die Gründung und<br />
Entwicklung des Startup-Unternehmens Lambda<br />
Wärmepumpen<br />
138 Büros immer komplexer<br />
Andreas Gstrein, Geschäftsführer der IVG über<br />
Entwicklungen von Wohn- und Gewerbeimmobilien<br />
140 Leistbaren Wohnraum schaffen<br />
Franz Mariacher, Geschäftsführer der TIGEWOSI<br />
über die Entwicklungen am Bau<br />
142 Vollbremsung für die Branche<br />
Wolfgang Novak, Geschäftsführer der WAT über<br />
die Herausforderungen am Bau und die Unfähigkeit<br />
der Politik<br />
144 Eine Schande<br />
Arno Wimmer, WKÖ-Berufsgruppensprecher<br />
der Immobilienmakler über die Entwicklungen<br />
am Immobilienmarkt.
12.10.23 14:50<br />
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24. & 25.10.<strong>2023</strong><br />
BEWERBUNGSFRIST<br />
12.11.<strong>2023</strong><br />
RANKING<br />
156 <strong>Das</strong> Ranking<br />
Hintergründe zum neuen Ranking<br />
158 Bezirksranking<br />
Die erfolgreichsten Unternehmen nach Bezirken<br />
160 Top 50<br />
Die 50 umsatzstärksten Tiroler Unternehmen<br />
164 51–500<br />
Alle Unternehmen mit recherchierten Zahlen aus 2022<br />
TOP 500 | BEZIRKSRANKING<br />
BACHELOR<br />
Betriebswirtschaft Online<br />
Bio- & Lebensmitteltechnologie<br />
Business & Management<br />
Digital Business & Software Engineering<br />
Management, Communication & IT<br />
Management & Recht<br />
Mechatronik, Design & Innovation<br />
Medizin-, Gesundheits- und Sporttechnologie<br />
Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement<br />
Smart Building Technologies<br />
Soziale Arbeit<br />
Unternehmensführung, Tourismus- & Freizeitwirtschaft<br />
Umwelt-, Verfahrens- & Energietechnik<br />
Wirtschaft & Management<br />
1 Von links: Thomas Leissing, Hannes Mitterweissacher, Frank Bölling, Michael Egger jun.<br />
EGGER Holzwerkstoffe GmbH, St. Johann Tirol<br />
4 Mag. Andreas Schwenninger, Dr. Andreas Lackner,<br />
Mag. Karlheinz Wex (Vorsitzender), Mag. Ulrich Lausecker<br />
Plansee Group, Reutte<br />
194<br />
Die Geschäftsführer der<br />
<strong>Top500</strong> Unternehmen<br />
Ranking. Sie führen Tirols Leitbetriebe durch turbulente Zeiten und machen Tirol<br />
zu einem attraktiven und breit aufgestellten Standort.<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
2 Reinhard Binder<br />
3 Vorstandsvorsitzender Mag. Dr. Erich Entstrasser, VD DI Thomas<br />
Binder Beteiligungs-AG, Fügen<br />
Gasser, MBA, DI Alexander Speckle<br />
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG, Innsbruck<br />
5 Anton Gerdenitsch<br />
6 Alexis Nasard<br />
7 Michael Pfeifer<br />
Sandoz GmbH, Kundl<br />
Swarovski Gruppe, Wattens<br />
Pfeifer Holding GmbH, Imst<br />
8 Dr. Dietmar Leitlmeier (CFO), Mag. Gabriele Punz-Praxmarer (CTO), 11 Ing. Mag. Thomas Bodner 12 Jan Grigor Schubert<br />
13 Mag. Stefan Deflorian,<br />
Dipl.-Ing. Uwe Schmidt (CCO)<br />
BODNER GRUPPE, Kufstein<br />
STIHL Tirol GmbH, Langkampfen<br />
Tirol Kliniken GmbH, Innsbruck<br />
MONTANWERKE BRIXLEGG AG, Brixlegg<br />
Oktober 2015 | Ausgabe Landeck, Euro 2,–<br />
220 210 Unternehmen aus 2020 und 2021<br />
194 GeschäftsführerInnen<br />
der TOP 500<br />
Unternehmen<br />
Die Umsätze von 210 Unternehmen aus 2020 und 2021, deren Umsätze nicht<br />
recherchiert werden konnten<br />
230 Firmen von A bis Z<br />
<strong>Das</strong> Ranking in alphabetischer Reihenfolge<br />
Fotos: Heinrich Pratner, Christian Vorhofer, Sabine Holaubek, Maislinger, Gerhard Berger,<br />
Rolf Marke, TIWAG<br />
Wirtschaftsingenieurwesen<br />
MASTER<br />
Biotechnology<br />
Corporate Governance & Finance<br />
Entrepreneurship & Tourismus<br />
European Health Economics & Management<br />
International Business & Law<br />
International Business & Management<br />
International Health & Social Management<br />
Lebensmitteltechnologie & Ernährung<br />
Management, Communication & IT<br />
Mechatronik & Smart Technologies<br />
Medical Technologies<br />
Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management<br />
Umwelt-, Verfahrens- & Energietechnik<br />
Wirtschaftsingenieurwesen<br />
w.tyrolit.group<br />
JAHRBUCH DER TIROLER WIRTSCHAFT <strong>2023</strong><br />
Geschäftsführung<br />
Die ChefInnen der<br />
Leitbetriebe Tirols<br />
<strong>2023</strong><br />
Veränderung<br />
Künstliche Intelligenz<br />
in Unternehmen<br />
Ranking<br />
Umsätze, Mitarbeiter,<br />
Bezirksgrößen<br />
Optisch besticht das Cover mit<br />
dynamischen Kugeln, die die<br />
Dynamik der Wirtschaft und der<br />
IntervIews<br />
Wirtschaft und Politik am Wort:<br />
Chancen, Themen Hürden, Potenziale des TOP 500 Unternehmen<br />
Magazins symbolisieren. Für das Cover<br />
zeichnet einmal mehr ICARUS<br />
creative verantwortlich. Unter der<br />
Art Direktion von Patrick Leiber hat<br />
Miriam Ladurner das heurige Cover<br />
gestaltet. Wenn Sie mehr von<br />
ICARUS creative erfahren wollen,<br />
lesen Sie ab Seite 148.<br />
Mailen Sie uns Ihre Meinung zum Cover<br />
und zum gesamten Magazin an:<br />
top500@echotirol.at<br />
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© Stubaier Gletscher<br />
P R E M<br />
I U M
Aktuelle wirtschaftliche Lage der Tiroler Leitbetriebe:<br />
Aktuelle wirtschaftliche Lage der Tiroler Leitbetriebe<br />
52<br />
39<br />
27 27 26 26<br />
Gesamt<br />
-9<br />
Produkt.<br />
Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />
2.<br />
-12<br />
Dienstl.<br />
-4<br />
Gewerbe<br />
-14<br />
Industrie<br />
-15<br />
gut % schlecht % Saldo (+/-) %<br />
TOP-Tirol Geschäftsklimawerte in %-Punkten in %-Punkten nach Branchen nach Branchen 2021 - <strong>2023</strong>: 2021-<strong>2023</strong><br />
Bauwirts.<br />
8<br />
-3<br />
Handel<br />
15<br />
-4<br />
25<br />
Verkehr<br />
-2<br />
38<br />
TOP TIROL Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />
Tourismus<br />
-5<br />
Die Geschäftsklimawerte 47<br />
(definiert als Mittelwert der aktuellen Lage und der<br />
50<br />
45<br />
46<br />
41<br />
Erwartungen<br />
40<br />
für die kommenden 35 sechs Monate) zeigen deutliche Branchenunterschiede:<br />
Umgekehrt die Situation<br />
während<br />
im Tiroler<br />
der Geschäftsklimawert<br />
Tourismus: Hier erwarten<br />
in<br />
35<br />
den<br />
% eine<br />
Sparten<br />
Verbesserung<br />
21 24 27<br />
30 31 30 30<br />
Information<br />
30<br />
27<br />
der Buchungslage 22 in den kommenden Monaten; 25nur 4 % 25<br />
20 eine Verschlechterung.<br />
und 20 Consulting<br />
In den<br />
(30 %), Tourismus (25 %) und Transport (ebenfalls 25 %) sowie<br />
14ersten fünf Monaten des 16Jahres TOP TIROL <strong>2023</strong> Konjunkturbarometer lagen die Nächtigungen<br />
im 10 Gewerbe/Handwerk in 7Tirol um rund 19 % mit über 14 dem % Niveau über 8 dem des Vorjahres Branchen-Durchschnitt (22,5 Millionen von 10 %<br />
Sommer <strong>2023</strong><br />
10<br />
11<br />
12 12<br />
Die Geschäftsklimawerte (definiert als Mittelwert<br />
der aktuellen Lage und der Erwartungen<br />
3 4<br />
6 5<br />
im liegen, 0Vergleich kommt zu 18,9 der Millionen). Handel Besonders aktuell nur optimistisch auf einen fällt Geschäftsklimawert daher der Blick von für 5 die %, kommenden 6 Monate) zeigen deutliche<br />
auf<br />
die<br />
die Gesamt<br />
Industrie<br />
kommende Gewerbe<br />
auf<br />
Sommersaison.<br />
Industrie Bau Handel Transpoort Tourismus Inf.&Cons.<br />
-10<br />
4 % und die Bauwirtschaft auf einen Wert von -11 %. Branchenunterschiede:<br />
-11<br />
D. -20h. die Tiroler Bauwirtschaft ist derzeit die einzige Branche mit einer Tourismus +25%<br />
Bemerkenswert ist die Einschätzung der Betriebe in der Sparte Information<br />
und rezessiven -30<br />
Consulting: Entwicklung.<br />
trotz insgesamt positiver wirtschaftliche Lage dieser Unternehmen<br />
-40 gehen mehr als ein Drittel der Befragten von -36einem Auftragsrück-<br />
Transport +25%<br />
-39<br />
Handel +5%<br />
gang -50 in den kommenden Monaten aus. Dies wird insbesondere in der Immobilienbranche<br />
(aufgrund Winter Winter 2021 der 2021Zinsentwicklung!) Sommer Sommer 2022 2022 Winter Winter aber 2022 2022 auch Sommer bei Sommer <strong>2023</strong>den <strong>2023</strong> Druckereien Industrie +5%<br />
aufgrund der allgemeinen Konjunkturabschwächung deutlich.<br />
Bauwirtschaft -11%<br />
Erwartung bezüglich der Auftragslage bis zum Herbst <strong>2023</strong>: Betriebe, welche von einer schlechten Rohertragslage berichten (in %)<br />
Auftragslage<br />
bezüglich<br />
und Auftragserwartung:<br />
der Auftragslage bis zum Herbst <strong>2023</strong> welche von einer schlechten Rohertragslage berichten (%)<br />
35<br />
60,0 60%<br />
53<br />
Kritisch werden die beiden Konjunkturindikatoren 25 Auftragslage und Auftragserwartung<br />
16<br />
23<br />
10<br />
11<br />
14<br />
50,0 50%<br />
6bewertet: Noch im<br />
4<br />
Sommer 5 52022 meldeten 43 % der Tiroler Leitbetriebe<br />
eine gute Auftragslage; aktuell sind es 29 %. Besonders stark 37<br />
38<br />
40,0 40% ist der<br />
36<br />
33<br />
Rückgang im Tiroler Handel: hier fiel der Anteil der -4 positiven Bewertungen 30<br />
29<br />
-3<br />
27<br />
27 27<br />
28 28<br />
30,0 30%<br />
von 43 % auf aktuell -16 nur mehr 15 %.<br />
26<br />
-23<br />
-17 -17<br />
24<br />
24<br />
-22 -20<br />
21<br />
20<br />
-27<br />
17<br />
21<br />
-35<br />
20,0 20%<br />
Besonders getrübt sind die Auftragserwartungen bis zum Herbst <strong>2023</strong>: nur<br />
7<br />
10,0 10%<br />
10 % der befragten Leitbetriebe sehen eine Verbesserung ihrer Auftragssituation;<br />
23 % eine Verschlechterung. Besonders hart Leicht getroffen entspannt ist hat die sich Tiro-<br />
hingegen die Betroffenheit von der aktuellen Ener-<br />
-74<br />
0,0 0%<br />
Gesamt GESAMT Produkt. PRODUKT. Dienstl. DIENSTL. Gewerbe<br />
Industrie<br />
Bauwirt.<br />
Handel<br />
Transport Verkehr Tourismus<br />
Inform. Inf.& &<br />
ler Bauwirtschaft: Hier rechnen 74 % mit einem Auftragsrückgang giekrise: 13 % der Leitbetriebe in den melden hier „weniger oder gar nicht betroffen“<br />
% zu unter sein; noch den steigenden<br />
zum Jahreswechsel 2022/<strong>2023</strong> Sommer waren 2022 es 11 Sommer %. Der <strong>2023</strong>Anteil<br />
Consult. Cons.<br />
kommenden Monaten. zunehmend % Gerade abnehmend die Bauwirtschaft % Saldo (+/-) leidet Gesamt<br />
Produkt.<br />
Dienstl.<br />
Gewerbe<br />
Industrie<br />
Bauwrits.<br />
Handel<br />
Verkehr<br />
Tourismus<br />
Inf.&Cons.<br />
Zinsen sowie den Folgen der sogenannten „KIM-Verordnung“ der sehr stark zur betroffenen Immobilien- Unternehmen hat hingegen von rund 22 % zum<br />
Kreditvergabe. Damit stellt sich die wirtschaftliche Jahresbeginn Situation in auf Tirol 16 konträr % abgenommen.<br />
zur Phase der Corona-Pandemie dar: In den Jahren Betroffenheit 2020 - 2022 war von die der Tiroler<br />
Bauwirtschaft der stabile Anker in der Tiroler Wirtschaft. 5. Entwicklung des Personalstands:<br />
Energiekrise in %<br />
Betroffenheit von der Energiekrise (in %)<br />
„Üblicherweise“ 38<br />
40,0 40%<br />
würde eine geringe Wachstumsdynamik zu einem deutlichen<br />
36<br />
Ansteigen der Arbeitslosigkeit führen. Nicht so in der derzeitigen Stagflations-<br />
Leicht entspannt hat sich hingegen die Betroffenheit<br />
von der aktuellen Energiekrise:<br />
35,0 35%<br />
33<br />
Phase: der strukturell 31bedingte Arbeitskräftemangel ist weiter prägend für<br />
30,0 30%<br />
die aktuelle Arbeitsmarktsituation: 22 % der befragten Leitbetriebe werden<br />
13 % der Leitbetriebe melden hier „weniger<br />
ihren Personalstand in den kommenden drei Monaten erhöhen; 20 % senken.<br />
25,0<br />
oder gar nicht betroffen“<br />
25% 22<br />
Vor allem im Tourismus und in der Verkehrswirtschaft (28 % bzw. 25 %) wird<br />
zu sein; noch zum Jahreswechsel 2022/<strong>2023</strong> 20,0 20% 16 versucht, zusätzlich Mitarbeiter:innen einzustellen. Am ehesten auf der Bremse<br />
stehen das Tiroler Gewerbe und die Tiroler 12 Industrie: im Gewerbe werden<br />
waren es 11 %. Der Anteil<br />
15,0<br />
der sehr stark betroffenen Unternehmen<br />
15%<br />
26 % und in der Industrie 29 % ihren derzeitigen 10 Personalstand nicht halten<br />
hat hingegen von rund 22 % zum<br />
10,0<br />
10%<br />
können.<br />
Jahresbeginn auf 16 % abgenommen.<br />
5,0<br />
5%<br />
5<br />
0,4 0,4<br />
0,0<br />
0%<br />
Inf.& Cons.<br />
-3<br />
Sehr sehr stark stark betroffen Stark sehr betroffen Teilweise teilweise betroffen Weniger weniger betroffen Gar nicht gar betroffen nicht<br />
betroffen betroffen betroffen betroffen betroffen<br />
Winter 2022/23 Sommer <strong>2023</strong><br />
Eine gedämpfte Kaufkraft,<br />
hohe Energiepreise und starke<br />
Zinssteigerungen führen <strong>2023</strong><br />
zu einer Rezession in Österreich.<br />
<strong>Das</strong> reale BIP dürfte<br />
laut WIFO Vorhersagen um<br />
0,8% schrumpfen.<br />
2024 wird ein Wachstum von<br />
1,2% erwartet. (Quelle: WIFO )<br />
TOP TIROL Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />
Quelle 2<br />
Quellen: Top Tirol. Konjunkturbarometer, Sommer <strong>2023</strong><br />
7. Konsumstimmung in Tirol:
WIR SORGEN FÜR EINEN<br />
FAIREN<br />
STROMPREIS<br />
SORG DU FÜR EINE STARKE AK TIROL!<br />
Deshalb: AK wählen!<br />
Vom 29.1. bis 8.2.2024<br />
Jetzt zählt #deineStimme
Entwicklung des des Personalstandes Personalstands bis zum bis Herbst zum Herbst <strong>2023</strong> <strong>2023</strong>:<br />
Betriebliche Herausforderungen für Unternehmen <strong>2023</strong>:<br />
25 28<br />
Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel<br />
81%<br />
22 23 24<br />
23<br />
19 Energiepreise/Rohstoffpreise<br />
19<br />
61%<br />
16<br />
Arbeitskosten<br />
61%<br />
11<br />
Inflation<br />
52%<br />
Finanzierungskonditionen<br />
25%<br />
-3 -4<br />
Lieferkettenprobleme 16%<br />
OL Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />
Cybersicherheit 12%<br />
Liquiditätsengpässe 9%<br />
-3<br />
Zunehmender Wettbewerb<br />
Bei der letzten Befragung im April <strong>2023</strong> -8 verbesserte sich<br />
9%<br />
-8 der Konsumklima-<br />
-9<br />
-11<br />
Sonstiges 8%<br />
Index leicht um 5 %-Punkte, blieb aber mit -14 % noch deutlich im negativen<br />
-17<br />
Bereich. -20Der Tiefpunkt in der Konsum-Stimmung in Tirol wurde Als Mittel im gegen November den Arbeitskräftemangel versuchen die Unternehmen flexible<br />
Arbeitszeitmodelle anzubieten (59 %), die Lehrlingsausbildung weiter<br />
2022 mit einem -26 Wert von -26 -19 % erreicht.<br />
-29<br />
auszuweiten (55 %) und sich durch Zusatzangebote als attraktiver Arbeitgeber<br />
zu positionieren (50 %). 28 % versuchen zudem, ältere Mitarbeiter:innen<br />
steigend % sinkend % Saldo (+/-) %<br />
Mit der aktuellen finanziellen Lage sind 14 % der Haushalte zum sehr längerem zufrieden; Arbeiten zu motivieren. Die Doppelbesteuerung von Pension<br />
und Arbeitseinkommen dämpft allerdings die Attraktivität dieser Modelle für<br />
53 % zufrieden und 31 % weniger oder gar nicht zufrieden (2 %: keine Anga-<br />
die betroffenen Mitarbeiter:innen deutlich.<br />
6.<br />
Gesamt<br />
Produkt.<br />
Dienstl.<br />
Gewerbe<br />
Industrie<br />
Bauwirts.<br />
be).<br />
Betriebliche Herausforderungen Herausforderungen für Unternehmen für Unternehmen <strong>2023</strong>: <strong>2023</strong> Aktivitäten der Unternehmen gegen Fachkräftemangel<br />
Aktivitäten der Unternehmen gegen Fachkräftemangel:<br />
Erwartungen für zweite Jahreshälfte <strong>2023</strong> und betriebliche<br />
42 % der Befragten sehen einen ungünstigen Zeitpunkt um größere Anschaf-<br />
Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel<br />
81%<br />
Herausforderungen:<br />
Arbeitszeiten flexibilisieren<br />
fungen Energiepreise/Rohstoffpreise (Möbel, Küche, Auto, etc.) zu tätigen; 61% nur 6 % halten den Zeitpunkt Lehrlingsausbildung für ausweiten<br />
Arbeitskosten<br />
günstig. Zum Vergleich: im November 2022<br />
61%<br />
antworteten noch 52 Positionieren %, dass als der attraktiver Arbeitgeber<br />
Inflation<br />
Digitalisierung v. Arbeitsprozessen<br />
40%<br />
Als Mittel gegen den Arbeitskräftemangel versuchen die Unternehmen flexible<br />
Arbeitszeitmodelle anzubieten (59 %), die 20% Lehrlingsausbildung weiter<br />
auszuweiten (55 %) und sich durch Zusatzangebote 0% als attraktiver Arbeitgeber<br />
zu positionieren (50 %). 28 % versuchen zudem, ältere Mitarbeiter:innen<br />
zum 20% 20,0 längerem Arbeiten zu motivieren. Die Doppelbesteuerung von Pension<br />
und Arbeitseinkommen dämpft allerdings die Attraktivität dieser 16Modelle für<br />
die<br />
15% 15,0<br />
betroffenen Mitarbeiter:innen deutlich.<br />
10% 10,0<br />
12<br />
Aktivitäten 5% 5,0 der Unternehmen gegen Fachkräftemangel:<br />
52%<br />
Österr. Produktion 2020 – NÖ-Anteil<br />
Kartoffeln<br />
Zuckerrüben<br />
Wein<br />
Alternativkulturen<br />
Getreide und Mais<br />
Rüben und Möhren<br />
Holzeinschlag<br />
Viehbestand<br />
Der strukturell bedingte<br />
10.000<br />
Arbeitskräftemangel<br />
5.000<br />
59%<br />
führt dazu, dass trotz Rezession<br />
die Arbeitslosenquote 0 in<br />
55%<br />
50%<br />
47%<br />
-9<br />
-14<br />
Tirol im Jahresdurchschnitt<br />
38%<br />
Kraftfahrzeuge auf 1.000 Einwohner<br />
35%<br />
nur 4,1% betragen wird.<br />
-19<br />
28% 2020 nach Verwaltungsbezirken<br />
(Im Vgl. 2022 war der Wert 4%)<br />
Als die aktuell größten wirtschaftlichen Herausforderungen 13 sehen die Tiroler<br />
Leitbetriebe den Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel (81 %), gefolgt von den<br />
hohen Energiepreisen/Rohstoffpreisen mit 61 % und die zuletzt massiv gestiegenen<br />
Arbeitskosten ebenfalls mit 61 %. <strong>Das</strong> steigende Zinsniveau wird<br />
zunehmend auch zu einem Finanzierungsproblem für die Unternehmen: wäh-<br />
0% 0,0<br />
Arbeitszeiten flexibilisieren<br />
-5% -5,0<br />
Lehrlingsausbildung ausweiten<br />
Positionieren als attraktiver Arbeitgeber<br />
rend -10% -10,0<br />
im Jahr 2021 erst 5 % diesbezüglich eine besondere Herausforderung<br />
Digitalisierung v. Arbeitsprozessen<br />
-15% -15,0<br />
meldeten; Vereinbarkeit sind von es Beruf mittlerweile und Familie bereits 25 %.<br />
-20% -20,0<br />
Fachkräftesuche im Ausland<br />
Eine -25% -25,0Ältere spürbare MA zu längerem Verbesserung Arbeiten motivieren der wirtschaftlichen Situation wird daher erst<br />
Teilzeitkräfte zu Stundenerhöhg. motivieren 21%<br />
für das Jahr 2024 erwartet. Dies trifft insbesondere auf den Produktionssek-<br />
Überstunden attraktivieren 16%<br />
8%<br />
1.350<br />
1.200<br />
1.050<br />
900<br />
750<br />
600<br />
450<br />
300<br />
150<br />
0<br />
NÖ KS P WN GD WT ZT<br />
Quelle: Statistisches Handbuch NÖ<br />
Die Bezirksbezeichnung erfolgt nach KFZ-Kennzeichen<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
Lieferkettenprobleme 16%<br />
Fachkräftesuche im Ausland<br />
Cybersicherheit 12%<br />
Ältere MA zu längerem Arbeiten motivieren<br />
te Die Jahreshälfte Weiterentwicklung optimistisch; der Wirtschaftslage 30 % pessimistisch in Tirol in und den kommenden 56 % neutral. zwölf Damit hat<br />
Teilzeitkräfte zu Stundenerhöhg. motivieren<br />
Liquiditätsengpässe 9%<br />
sich<br />
Monaten<br />
das<br />
sahen<br />
Bild im<br />
bei<br />
Vergleich<br />
der Erhebung<br />
zum<br />
100% im<br />
Jahresbeginn<br />
April <strong>2023</strong> 28<br />
<strong>2023</strong><br />
% der<br />
kaum<br />
Befragten<br />
geändert:<br />
negativ;<br />
Überstunden damals attraktivieren<br />
16 % positiv. Zunehmender Bei Wettbewerb der Erhebung 9% im 80% November 2022 waren es noch 41 %, welche<br />
von Sommer einer <strong>2023</strong> Verschlechterung der 60% Wirtschaftslage in Tirol<br />
gab es 12 % Optimisten, 30 % Pessimisten und 58 % waren neutral. Am meis-<br />
Sonstiges<br />
Sonstiges 8%<br />
Konjunkturbarometer ausgingen.<br />
ten Pessimisten gibt es - aufgrund der erwähnten speziellen Rahmenbedingungen<br />
Tiroler Konsumklima-Index<br />
- in der Tiroler Bauwirtschaft mit 62 %. Am meisten Optimisten in der<br />
in in %%<br />
Tiroler Verkehrswirtschaft mit 22 %.<br />
Handel<br />
Was Zeitpunkt die Wirtschaftsentwicklung derzeit ungünstig sei; 5 % Tirols sahen damals im zweiten einen Halbjahr günstigen <strong>2023</strong> Zeitpunkt. betrifft,<br />
Finanzierungskonditionen<br />
25%<br />
sind die Leitbetriebe nach wie vor sehr zurückhaltend: 14 % sind für die zwei-<br />
Nov Nov 09<br />
Mrz Mrz 10<br />
Aug Aug 10<br />
Dez Dez 10<br />
Apr Apr 11<br />
Aug Aug 11<br />
Dez Dez 11<br />
Apr Apr 12<br />
Aug Aug 12<br />
Dez Dez 12<br />
Mai Mai 13<br />
Nov Nov 13<br />
Jun Juni 14<br />
Nov Nov.14<br />
Mai Mai.15<br />
Nov Nov.15<br />
Jun Jun.16<br />
Nov.16 Nov Apr.17<br />
Apr 17<br />
Nov.17<br />
Nov 17<br />
Apr.18<br />
Apr 18<br />
Nov.18<br />
Nov 18<br />
Apr.19<br />
Apr 19<br />
Nov.19<br />
Nov 19<br />
Apr.20<br />
Apr 20<br />
Dez.20<br />
Dez 20<br />
Apr.21<br />
Apr 21<br />
Dez.21 Dez Mai.22<br />
Mai 22<br />
Nov.22<br />
Nov 22<br />
Apr.23<br />
Apr 23<br />
tor zu. Die Stagflationsphase dürfte damit nächstes Jahr enden; obwohl auch<br />
Sonstiges<br />
im Jahr 2024 mit - im langfristigen Vergleich - erhöhten Inflationsraten von 3<br />
% bis 4 % zu rechnen ist.<br />
Verkehr<br />
Tourismus<br />
Inf.& Cons<br />
Prognoseübersicht 2022 <strong>2023</strong><br />
+7,5 % +1% bis +1,5 %<br />
Veränderung Bruttowertschöpfung<br />
Tirol (real)<br />
Arbeitslosenquote (AMS) 4,0 % 4,1 %<br />
Warenexporte Tirol Ca. 16,5 Mrd. € Ca. 17,5 Mrd.€<br />
(= +6 % nominell)<br />
Insolvenzen 302 350 (= +16%)<br />
Inflation (VPI) 8,6% 7,5 %<br />
Bevölkerung 2021-2040: Veränderung in %<br />
Grünlandwirtschaft<br />
Kuhmilch<br />
8%<br />
16%<br />
Waldfläche<br />
21%<br />
28%<br />
Obst<br />
35%<br />
38%<br />
Quelle: Statistisches Handbuch NÖ<br />
Eine spürbare Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Situation wird daher erst<br />
für das Jahr 2024 erwartet. Dies trifft insbesondere<br />
auf den Produktionssektor<br />
zu. Die Stagfl ationsphase dürfte damit<br />
nächstes Jahr enden; obwohl auch<br />
im Jahr 2024 mit - im langfristigen Vergleich -<br />
erhöhten Infl ationsraten von 3<br />
% bis 4 % zu rechnen ist.<br />
47%<br />
11<br />
50%<br />
59%<br />
55%<br />
Warenaußen<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
Pegelstände<br />
der Donau 2<br />
1.100<br />
1.050<br />
1.000<br />
950<br />
900<br />
850<br />
800<br />
750<br />
700<br />
2010<br />
Quellen: Top Tirol. Konjunkturbarometer, Sommer <strong>2023</strong><br />
2011<br />
Export<br />
Tagesmittelwe<br />
2015 2
STIHL | PROMOTION<br />
Nr.12<br />
Die Belegschaft von STIHL Tirol profi tiert von attraktiven Zusatzleistungen und fi ndet moderne Arbeitsplätze vor. Im Bild ein Schnappschuss aus der<br />
Produktentwicklung. In diesem Bereich werden derzeit einige neue MitarbeiterInnen gesucht.<br />
STIHL Tirol goes<br />
Innsbruck!<br />
Der erfolgreiche Gartengeräte-Hersteller und Akkuprodukte-Spezialist aus<br />
Langkampfen geht neue Wege.<br />
Bei STIHL Tirol werden zahlreiche<br />
akkubetriebene Produkte entwickelt<br />
und hergestellt. Außerdem ist STIHL<br />
Tirol Kompetenzzentrum für Gartengeräte,<br />
wie Rasenmäher, Mähroboter oder Garten-<br />
Häcksler. Der Tiroler Standort der STIHL<br />
STIHL Tirol, Langkampfen: Auch die neue<br />
Kunststoff-Fertigung bietet attraktive Perspektiven.<br />
Gruppe durfte auch im abgelaufenen Jahr auf<br />
eine stabile Entwicklung zurückblicken.<br />
Nun rückt auch die Landeshauptstadt in<br />
den Fokus. Dort entstehen gerade neue Büroräume,<br />
die vor allem auch neuen MitarbeiterInnen<br />
aus dem Raum Innsbruck und Tiroler<br />
Oberland die Möglichkeit bieten, für STIHL<br />
Tirol zu arbeiten. Nach dem Ansatz des New<br />
Work Prinzips sind die Arbeitsplätze flexibel<br />
gestaltet. STIHL Tirol Geschäftsführer Jan<br />
Grigor Schubert meint: „Unser Ziel ist es, in<br />
den nächsten Jahren weiter zu wachsen. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir entsprechend<br />
qualifiziertes Fachpersonal. Daher sehe<br />
ich es als unsere Aufgabe, bestehende und zukünftige<br />
Mitarbeitende mit neuen Job-Modellen<br />
zu überzeugen.“<br />
Ein kurzer Rückblick auf die Zahlen von<br />
2022 zeigt Erfreuliches: Mit einem Umsatz von<br />
768,9 Mio. Euro wurde der beste Wert der Unternehmensgeschichte<br />
erzielt – das bedeutet ein<br />
Wachstum von 7 % gegenüber dem Vorjahr.<br />
799 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren<br />
am Standort angestellt - das ist auch der bisherige<br />
Höchststand bei der Beschäftigtenzahl.<br />
Den Mitarbeitenden wird eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Arbeitszeitmodelle und ein freiwilliger<br />
Fahrtkostenzuschuss geboten. Neben<br />
einem Betriebsrestaurant mit vergünstigten<br />
Menüpreisen gibt es weitere attraktive Benefits.<br />
Die Mitarbeitenden freuten sich in den letzten<br />
Monaten außerdem über eine freiwillige Leistungsprämie<br />
in Höhe von durchschnittlich<br />
1.200 Euro.<br />
Interessierte sind herzlich eingeladen, sich<br />
auf jobs.stihl.at bzw. stihl-tirol.at/innsbruck<br />
näher zu informieren und sich online zu bewerben.<br />
FACTS & FIGURES<br />
Adresse: STIHL Tirol GmbH<br />
Hans Peter Stihl-Str. 5, 6336 Langkampfen<br />
Geschäftsführer: Jan Grigor Schubert<br />
Tel.: +43 5372 6972 0<br />
E-Mail: information@stihl.at<br />
Web: stihl-tirol.at<br />
Jobs im Web: jobs.stihl.at<br />
Gegründet: 1981 (als VIKING GmbH)<br />
Beschäftigte: 799 (2022)<br />
Umsatz: € 768,9 Mio. (2022)
In vielen Unternehmen<br />
wird es eng<br />
Interview. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser über die schwächelnde<br />
Wirtschaft, große Herausforderungen, Auseinandersetzungen im Wirtschaftsbund<br />
und die Rückkehr zu christlich-sozialen Werten in der ÖVP.<br />
<strong>ECHO</strong>: Beginnen wir mit aktuellen Fragen:<br />
Die Position des Wirtschaftsbund-Chefs<br />
steht zur Neuwahl an. Sie haben sich klar für<br />
Franz Hörl positioniert? Warum eigentlich?<br />
Christoph Walser: Grundsätzlich war<br />
und ist mein Verhältnis zu Franz Hörl und<br />
Mario Gerber gut. Jenes zu Franz Hörl ist<br />
schon seit Jahren sehr gut. Aus meiner Sicht<br />
gibt es auch keinen Streit, auch wenn die<br />
Situation unglücklich ist. Es gab die Vereinbarung,<br />
dass Franz Hörl, so lange er ein<br />
politisches Amt bekleidet, auch Wirtschaftsbund-Chef<br />
bleibt. Außerdem muss man festhalten,<br />
dass Franz Hörl den Wirtschaftsbund<br />
in den letzten Jahren so gestärkt hat, dass<br />
er der stärkste Bund innerhalb der Tiroler<br />
Volkspartei geworden ist. Als Franz Hörl<br />
angekündigt hat, noch einmal antreten zu<br />
wollen, hat Mario Gerber mitgeteilt, dass er<br />
auch als Kandidat zu Verfügung steht. <strong>Das</strong> ist<br />
auch völlig in Ordnung, wenn es in einer Demokratie<br />
mehrere Kandidaten gibt. Ich hätte<br />
mir allerdings gewünscht, dass wir das intern<br />
klären und es nicht zu einer Kampfabstimmung<br />
kommt. Mittlerweile haben sich noch<br />
weitere Kandidaten gemeldet und ich denke,<br />
wir sollten die nächsten Wochen nutzen, in<br />
internen Gesprächen zu der bestmöglichen<br />
Lösung zu kommen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die nächste Baustelle im Wirtschaftsbund:<br />
Der Vizebürgermeister von<br />
Inns bruck, Johannes Anzengruber, vermutet<br />
die Unterstützung des Wirtschaftsbundes<br />
hinter sich. Hat er damit recht? Für welchen<br />
Bürgermeisterkandidaten sind Sie?<br />
Walser: Hannes Anzengruber ist sicher der<br />
Kandidat des Wirtschaftsbundes, man muss<br />
aber sagen, dass Florian Tursky auch Mitglied<br />
des Wirtschaftsbundes ist und damit auch<br />
unser Kandidat. Für uns als Wirtschaftsbund<br />
ist es schwierig, den einen oder anderen zu<br />
unterstützen. Es obliegt ja nicht dem Wirtschaftsbund<br />
zu entscheiden, welcher der beiden<br />
für die Innsbrucker ÖVP der Kandidat<br />
ist. <strong>Das</strong>s die schon lange schwelenden Streitigkeiten<br />
innerhalb der Innsbrucker ÖVP<br />
und der Umgang mit Anzengruber ungeschickt<br />
waren, liegt auf der Hand. Vielleicht<br />
hat auch die Landespartei zu lange tatenlos<br />
zugeschaut. Ich habe schon vor vielen Jahren<br />
Fotos: Vandory<br />
10 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
gesagt, dass die Innsbrucker Volkspartei für<br />
das Gesamtbild der Partei immens wichtig ist.<br />
Es gibt an Florian Tursky nichts auszusetzen<br />
und ich gehe davon aus, dass er sich auf dem<br />
Stadtparteitag durchsetzen wird. Dann wird<br />
Johannes Anzengruber wahrscheinlich mit<br />
einer eigenen Liste antreten. Und das bürgerliche<br />
Lager, das sich nach 30 Jahren wieder<br />
vereint hat, ist gleich wieder gespalten. <strong>Das</strong><br />
wäre wirklich der Worst Case.<br />
<strong>ECHO</strong>: Bundeskanzler Karl Nehammer<br />
hat in einem Video über Teilzeitkräfte, arme<br />
Menschen in Österreich und bemerkenswerte<br />
Ernährungstipps gesprochen. Wie stehen Sie<br />
zu seinen Aussagen?<br />
Walser: Für mich birgt das Video wieder die<br />
große Lehre, dass man, wenn man sich in kleineren<br />
Gruppen, in denen man sich pudelwohl<br />
fühlt und vielleicht überspitzt formuliert, Aussagen<br />
macht, die man in der Öffentlichkeit so<br />
nie formulieren würde. Natürlich sind die Aussagen<br />
ungeschickt. Aber wir haben ein Thema,<br />
nämlich, dass wir zu viele Teilzeitkräfte haben.<br />
Nach Corona ist es immer schwieriger geworden,<br />
Vollzeitbeschäftigte zu finden. <strong>Das</strong> ist<br />
nicht nur für den Arbeitsmarkt, sondern für<br />
das gesamte Sozialsystem ein Problem. <strong>Das</strong><br />
wollte der Bundeskanzler vermutlich auch<br />
thematisieren. Unser Sozialsystem baut darauf<br />
auf, dass der Großteil der Arbeitnehmerinnen<br />
voll einzahlt. Wenn jedes Jahr weniger<br />
Vollzeit arbeiten, wird unser Vollkaskosystem<br />
irgendwann nicht mehr finanzierbar sein. <strong>Das</strong><br />
ist keine Drohung, sondern ein Faktum. Die<br />
Diskussion um die 4-Tage-Woche, Kollektivvertragsverhandlungen,<br />
bei denen die Reduktion<br />
der Arbeitszeit thematisiert wird, helfen<br />
da nicht. Ich vergleiche das gerne mit einem<br />
Verein. Wenn ich im Tennisclub weniger einzahlen<br />
möchte, kann ich nur bis 17.00 Uhr<br />
spielen, wenn ich voll einzahle, kann ich auch<br />
am Abend spielen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wäre das nicht eine grundsätzliche<br />
Änderung des Sozialsystems?<br />
Walser: Natürlich, dann würden wir die Verantwortung<br />
bei jedem Einzelnen ansiedeln.<br />
Es kann nicht sein, dass der, der 40 Stunden<br />
arbeitet, gleich viel aus dem Sozialsystem bekommt,<br />
wie jener, der fünf Stunden arbeitet.<br />
Selbstverständlich müsste es hier auch Erleichterungen<br />
und Ausnahmen geben, zum<br />
Beispiel wenn sich ein Elternteil entscheidet,<br />
ein Kind zu Hause zu betreuen. Missverstehen<br />
Sie mich nicht. Die Wirtschaftskammer<br />
fordert seit Langem den Ausbau der Kinderbetreuung,<br />
aber ich bin immer noch der Meinung,<br />
dass es wünschenswert ist, wenn Eltern<br />
ihre Kinder die ersten Jahre selbst betreuen.<br />
<strong>Das</strong> ist eigentlich auch das Grundverständnis<br />
von Familie der ÖVP.<br />
<strong>ECHO</strong>: Finden Sie das Modell, wie es die<br />
ÖVP-FPÖ-Regierung in Salzburg eingeführt<br />
hat, richtig?<br />
Walser: Ja, es würde vielen Kindern guttun,<br />
wenn die Eltern länger bei ihrem Kind bleiben<br />
würden. Dafür darf dem Elternteil kein Nachteil<br />
entstehen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Mit seinen Aussagen stellt sich Bundeskanzler<br />
Karl Nehammer in die Tradition<br />
von Sebastian Kurz, deutlich entfernt von der<br />
christlich-sozialen Tradition der ÖVP. In welchem<br />
Lager stehen Sie?<br />
„Ich komme aus einer sehr traditionellen Familie, mir<br />
sind christlich-soziale Werte sehr wichtig. Und ich denke,<br />
die Rückkehr zu vielen dieser Werte würde auch der<br />
ÖVP gut tun.“ <br />
Christoph Walser<br />
Walser: Ich komme aus einem traditionellen<br />
Haushalt, mein Papa war Koch, meine Mama<br />
Krankenpflegerin. Mein Opa war als Vizebürgermeister<br />
politisch tätig und die Werte<br />
waren sehr in der christlich-sozialen Tradition<br />
der ÖVP. Mir sind viele jener Werte, die<br />
man sich heute kaum mehr zu sagen getraut,<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
11
TOP 500 | INTERVIEW<br />
weil sie vielleicht nicht mehr so modern sind,<br />
immer noch wichtig. Für mich sind sie die<br />
Fundamente der Volkspartei. Durch die Konzentration<br />
auf das Marketing gehen manche<br />
Inhalte verloren. <strong>Das</strong> wurde unter Sebastian<br />
Kurz perfekt inszeniert und die Menschen<br />
haben das ja auch geschätzt und angenommen.<br />
Aber vielleicht würde da und dort ein<br />
Schritt zurück zu mehr Tradition der ÖVP<br />
nicht schaden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Soll Sebastian Kurz in die ÖVP<br />
zurückkehren und wieder die Führung übernehmen?<br />
Walser: Ich glaube nicht, dass eine Rückkehr<br />
in die ÖVP realistisch ist. Aber dass er mit einer<br />
eigenen Liste wieder auf die politische<br />
Bühne tritt, schließe ich nicht aus.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was sind derzeit die großen Herausforderungen<br />
der<br />
Tiroler Wirtschaft?<br />
Walser: Seit vielen<br />
Jahren beschäftigt<br />
uns das Arbeitskräfte-<br />
Thema. Es ist in den<br />
letzten Monaten ein<br />
bisschen einfacher<br />
geworden, MitarbeiterInnen<br />
zu finden.<br />
Der Grund dafür ist<br />
aber kein erfreulicher<br />
– die schwächelnde<br />
Wirtschaft. Der<br />
Befund aus meiner<br />
eigenen Branche zeigt klar, dass es schon<br />
lange keinen so ruhigen Herbst im Speditionsbereich<br />
gegeben hat. Die größte Herausforderung<br />
ist im Moment sicherlich das<br />
Thema Inflation und steigende Zinsen. <strong>Das</strong><br />
trifft nicht nur Unternehmen, die investiert<br />
haben und deren Rückzahlungen spürbar<br />
höher geworden sind. Gleichzeitig sind alle<br />
BürgerInnen von höheren Kosten, Ausgaben<br />
und höheren Zinsen belastet. <strong>Das</strong> wirkt sich<br />
folglich auf das Konsumverhalten und damit<br />
auch auf die Wirtschaft aus. Zudem ist die<br />
Bereitschaft und die Möglichkeit, Kredite<br />
aufzunehmen, massiv eingeschränkt worden,<br />
auch durch die KIM-Verordnung, die bei<br />
Wohnbaukrediten zur Anwendung kommt.<br />
„Wir möchten die gleiche<br />
Behandlung wie der Agrarbereich.<br />
Wenn es begünstigten<br />
Diesel oder Strom<br />
für die Landwirtschaft gibt,<br />
dann muss das auch für die<br />
Wirtschaft gelten.“<br />
<br />
Christoph Walser<br />
Die Banken sprechen von 80 Prozent Einbruch<br />
bei Wohnbaukrediten. <strong>Das</strong> Geschäft<br />
der Bauträger und Immobilienmakler ist am<br />
Boden, die Bauwirtschaft verzeichnet massive<br />
Einbrüche. Die Frage ist nun, wie lange das<br />
dauert. Über Corona haben wir uns gerettet,<br />
weil der Staat sehr viel Geld ins System gepumpt<br />
hat, sowohl an die privaten Haushalte<br />
als auch an die Unternehmen. Jetzt gibt es<br />
keine Hilfen mehr und es wird für viele Unternehmen<br />
sehr eng.<br />
<strong>ECHO</strong>: Womit rechnen Sie in der nächsten<br />
Zeit?<br />
Walser: Es gibt Signale, dass sich das Zinsniveau<br />
ab dem ersten Quartal 2024 leicht reduzieren<br />
wird und sich der Leitzins gegen Ende<br />
2024 bei knapp unter vier Prozent einpendeln<br />
wird. <strong>Das</strong> wäre eine erträgliche Situation. Die<br />
KIM-Verordnung läuft 2025 aus. Da sind wir<br />
massiv dran, dass sie<br />
nicht verlängert wird.<br />
<strong>Das</strong> ist nicht nur für<br />
die Banken, sondern<br />
für die Gesamtwirtschaft<br />
wichtig. Unbestritten<br />
ist aber auch,<br />
dass es da und dort<br />
zu Bereinigungen<br />
und vermehrt zu Insolvenzen<br />
kommen<br />
wird.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche<br />
Branchen sind neben<br />
der Baubranche noch stark betroffen?<br />
Walser: Der Handel hängt stark am privaten<br />
Konsum und hat neben der Konjunktur noch<br />
mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen.<br />
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Der<br />
Tourismus scheint nicht betroffen zu sein,<br />
offenbar ist Urlaub das Letzte, worauf die<br />
Menschen verzichten möchten. <strong>Das</strong> spricht<br />
für den Standort Tirol.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Möglichkeiten der Einflussnahme<br />
seitens der Politik sehen Sie?<br />
Walser: Die Bundesregierung ist nicht so<br />
schlecht, wie sie dargestellt wird. Es ist viel<br />
passiert. Die kalte Progression, die nach Jahrzehnten<br />
endlich beendet wurde, die Senkung<br />
vor allem der niedrigen Steuerklassen, die<br />
Senkung der Körperschaftsteuer, das alles<br />
sind wichtige Maßnahmen. Gleichzeitig muss<br />
man auch festhalten, dass der Staat die Steuereinnahmen<br />
auch für viele Aufgaben braucht<br />
– Ausbau der Kinderbetreuung, Sozialsystem,<br />
Infrastruktur, Ausbau der Öffis usw. Eine<br />
wichtige Forderung, auf deren Beantwortung<br />
wir dringend warten, ist der Energiekostenzuschuss<br />
II. Generell sind wir überzeugt davon,<br />
dass beim Energiethema Entscheidungen<br />
getroffen werden müssen, damit es nicht zu<br />
einem nachhaltigen Standortnachteil für die<br />
Wirtschaft kommt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die NEOS fordern seit Langem<br />
die Senkung der Lohnnebenkosten. Warum<br />
unterstützt die Wirtschaftskammer diese<br />
Forderung nicht? Liegt das am schlechten<br />
Verhältnis zu den NEOS?<br />
Walser: <strong>Das</strong>s das Verhältnis Wirtschaftskammer-NEOS<br />
nicht das beste ist, ist unbestritten,<br />
aber auch wir sind der Meinung, dass Arbeit<br />
in Österreich zu hoch besteuert ist. Ob dabei<br />
die Lohnnebenkostensenkung das richtige Instrument<br />
ist, wage ich zu bezweifeln, weil die<br />
Lohnnebenkosten zahlreiche Dinge finanzieren,<br />
von AK-Beiträgen bis zur Kommunalsteuer.<br />
Da muss man ganz genau hinschauen, wer<br />
dabei was verlieren würde und wem es wirklich<br />
relevant etwas bringen würde.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Wirtschaftskammer wird der<br />
ÖVP, die Gewerkschaft der SPÖ zugeordnet.<br />
Dennoch verspürt man eine große Beißhemmung<br />
der Wirtschaftskammer gegenüber der<br />
ÖVP-geführten Regierung, obwohl immer<br />
mehr Unternehmen bezweifeln, dass die<br />
ÖVP noch die Wirtschaftspartei ist.<br />
Walser: Die größte Wirtschaftskompetenz<br />
hat nach wie vor die ÖVP. Mit Wirtschaftsminister<br />
Martin Kocher haben wir als Wirtschaftskammer<br />
einen sehr guten Austausch.<br />
Er will wirklich etwas weiterzubringen. Aber<br />
vieles scheitert am Koalitionspartner.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Lohnverhandlungen haben<br />
begonnen. Welche Abschlüsse erwarten bzw.<br />
befürchten Sie?<br />
Walser: Die Forderung von mehr als zehn<br />
Prozent ist für die Wirtschaft im Moment si-<br />
12<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
2 0 2 3 2 0 2 5<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
cherlich nicht zu stemmen. Auf der<br />
anderen Seite verstehe ich auch die<br />
ArbeitnehmerInnen, die unter der<br />
Inflation, die in Österreich immer<br />
noch höher ist als in Resteuropa,<br />
stark leiden. Minister Kocher hat<br />
angekündigt, bei Lösungen mitzuhelfen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Lösungen können<br />
das sein?<br />
Walser: Es wird darum gehen,<br />
Steuerbegünstigungen, die vom<br />
Bund kommen, einzurechnen.<br />
<strong>Das</strong> war auch in der Vergangenheit<br />
einer unserer Vorwürfe, dass.<br />
z. B. Energiekostenzuschüsse<br />
nicht in die Kollektivvertragserhöhungen<br />
eingerechnet wurden.<br />
Vielleicht können auch Öffi-Ticket-Unterstützungen<br />
gewährt oder etwas beim KM-<br />
Geld oder der Pendlerpauschale gemacht<br />
werden. Jedenfalls müssen beide Seiten kreativ<br />
werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Lohnabschlüsse wären Ihrer<br />
Meinung nach zumutbar?<br />
Walser: Eine Inflationsabgeltung von 4,5<br />
bis fünf Prozent wäre noch zumutbar, mehr<br />
sicher nicht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Und was ist mit der Benja-Formel?<br />
Glauben Sie, dass das die Gewerkschaft akzeptieren<br />
wird?<br />
Walser: Wir leben in Ausnahmezeiten, zuerst<br />
Corona-Krise, dann Energiekrise, Inflation<br />
und steigende Zinsen. Da ist die Benja-<br />
Formel sicherlich nicht passend. Ausnahmezeiten<br />
brauchen auch Ausnahmeregelungen.<br />
Wir rechnen aber mit harten Verhandlungen<br />
und schließen auch nicht aus, dass es zu<br />
Streiks kommt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Man hört immer wieder, dass die<br />
Strompreise der Unternehmen höchst unterschiedlich<br />
sind oder, anders gesagt, dass einige<br />
Unternehmen gut verhandelt haben und<br />
bessere Preise haben. Wie stehen Sie dazu,<br />
dass vor allem bei der Kleinstrukturiertheit<br />
der Unternehmen diese Vorteile nur einige<br />
wenige Große haben?<br />
Walser: Richtig, das ist nicht gut. Klar ist,<br />
dass jeder Unternehmer die Aufgabe hat,<br />
möglichst den besten Preis für sich zu erzielen.<br />
Aber bei einem Energieversorger, der im<br />
Landeseigentum steht, muss es totale Transparenz<br />
geben. Aber eines ist auch klar: Wer<br />
mehr abnimmt, bekommt auch einen besseren<br />
Preis.<br />
<strong>ECHO</strong>: Dann könnte ja die Wirtschaftskammer<br />
eine Einkaufsgemeinschaft für die<br />
Tiroler Unternehmen gründen?<br />
Walser: Ist ein Vorschlag, den man prüfen<br />
müsste. Allerdings hatten wir in letzter Zeit<br />
mit politisch gesteuerten Einkaufsgemeinschaften<br />
keinen großen Erfolg.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sehen Sie das Engagement in<br />
Sachen TIWAG von AK-Präsident Erwin<br />
Zangerl?<br />
Walser: Erwin Zangerl vertritt seine Mitglieder<br />
mit aller Härte und Hartnäckigkeit. <strong>Das</strong> ist<br />
legitim, aber einfacher als für die Wirtschaftskammer,<br />
weil die Gruppe, die die AK vertritt,<br />
homogener ist als die sehr unterschiedlichen<br />
Strukturen bei den Unternehmen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Energiepreise treffen doch alle<br />
Unternehmen. Sehen Sie hier kein Standortthema?<br />
Walser: Auf jeden Fall. Wir haben uns über<br />
Jahre gefreut, dass wir mit der Wasserkraft<br />
einen Standortvorteil haben und<br />
haben ja auch lange am günstigsten<br />
eingekauft. Was in den letzten<br />
Monaten aber auch schief gelaufen<br />
ist, ist die mediale Darstellung.<br />
Als die Wien-Energie von 24 auf<br />
20 Cent reduziert hat, wurde sie<br />
in den Medien gefeiert. Wenn die<br />
TIWAG von neun auf 18 Cent erhöht<br />
hat, wurde sie kritisiert. Aber<br />
natürlich ist die Energie ein extrem<br />
wichtiges Thema. Deshalb ist es<br />
für mich auch klar, dass der Ausbau<br />
der Wasserkraft voranschreiten<br />
muss, damit wir mehr Energie<br />
produzieren. Und noch etwas<br />
wünschen wir uns. Wir möchten<br />
als Wirtschaft die gleiche Behandlung<br />
wie der Agrarbereich. Wenn<br />
es begünstigten Diesel oder Strom für die<br />
Landwirtschaft gibt, dann muss das Gleiche<br />
für die Wirtschaft gelten.<br />
<strong>ECHO</strong>: In jüngster Zeit konnte man den<br />
Eindruck gewinnen, die ÖVP und Teile der<br />
Wirtschaft bremsen in Sachen Klimaschutz?<br />
Walser: Die Wirtschaft hat schon vor Jahren<br />
erkannt, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz<br />
eine große Chance ist, weil dadurch<br />
neue Unternehmen und neue Jobs entstehen.<br />
Aber ich habe immer davor gewarnt, dass die<br />
Umstellungen realitätsbezogen erfolgen müssen,<br />
und das heißt, dass wir mehr Zeit dafür<br />
brauchen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Wissenschaft ist der Meinung,<br />
dass wir diese Zeit nicht mehr haben.<br />
Walser: Wenn man sich klimatische Veränderungen<br />
in den letzten 10.000 Jahren<br />
anschaut, sieht man, dass es immer Klimaveränderungen<br />
gegeben hat. Mag sein, dass<br />
sie jetzt durch den vom Menschen verursachten<br />
Klimawandel schneller gehen, aber<br />
es bringt auch nichts, wenn wir auf diesem<br />
Weg die Menschen nicht mitnehmen und<br />
durch die überhasteten Maßnahmen Wohlstand<br />
verlieren. Die reichen, europäischen<br />
Länder gehen voran und das ist auch gut<br />
so. Aber die viel größere Aufgabe ist es, die<br />
anderen Länder, die noch nicht so weit sind,<br />
mitzunehmen.
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Die Industrie ist in einer<br />
Rezession“<br />
Interview. Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung in Tirol, über<br />
schwache Konjunkturaussichten, hohe Energiekosten, anstehende Lohnverhandlungen<br />
und die bedenkliche Entwicklung unserer Gesellschaft vom Leistungs- zum<br />
Anspruchsdenken.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Konjunktur trübt sich zunehmend<br />
ein. Wie sehen Sie die Entwicklung für<br />
heuer und für 2024 und wann, glauben Sie,<br />
wird sich die Wirtschaftslage wieder verbessern?<br />
Christoph Swarovski: Unsere Konjunkturbefragung,<br />
die die IV Tirol jedes Quartal<br />
mit unseren Mitgliedern durchführt, sowie<br />
die Einschätzung unserer Ökonomen belegen<br />
beide, dass sich die Industrie bereits jetzt<br />
in einer Rezession befindet. Nun haben auch<br />
die zwei wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute<br />
der Republik – WIFO und IHS –<br />
bestätigt, dass die österreichische Wirtschaft<br />
in diesem Jahr zwischen 0,4 und 0,8 Prozent<br />
schrumpfen wird. Wie sich die Situation<br />
2024 entwickeln wird, ist aus heutiger Sicht<br />
schwer zu sagen und wird von Branche zu<br />
Branche unterschiedlich sein. WIFO und<br />
IHS rechnen ab 2024 bereits wieder mit einer<br />
Expansion der heimischen Volkswirtschaft.<br />
Für die Industrie und die Bauwirtschaft wird<br />
jedoch 2024 auch noch ein herausforderndes<br />
Jahr werden. Beide Branchen brauchen dringend<br />
Wachstumsimpulse, die vonseiten der<br />
Regierung, etwa in Form der Wiederauflage<br />
der Investitionsprämie oder der Senkung der<br />
Lohnnebenkosten, initiiert werden müssen,<br />
um so viele Arbeitsplätze wie möglich abzusichern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist die Exportentwicklung im<br />
Speziellen (heuer und 2024)?<br />
Swarovski: Für das zweite Quartal meldeten<br />
unsere Mitglieder noch eine stabile Auftragsla-<br />
16<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Fotos: Irene Ascher<br />
ge aus dem Ausland. Betrachtet man aber die<br />
gesamtwirtschaftliche Schwäche Europas, vor<br />
allem Deutschlands, gehe ich davon aus, dass<br />
unsere Exporte für das zweite Halbjahr im Vergleich<br />
zum Vorjahr geringer ausfallen werden.<br />
Ein großes Problem für die exportorientierte<br />
Industrie sind die viel zu hohen Arbeitskosten<br />
in Österreich. Sie betragen 144,80 Euro, während<br />
der EU-Schnitt bei 131,60 Euro liegt. <strong>Das</strong><br />
schwächt unsere Wettbewerbsfähigkeit enorm<br />
und ist auch der Grund, warum wir, neben<br />
dem weiteren Anheizen der Inflation, vor zu<br />
hohen Abschlüssen bei den Lohnverhandlungen<br />
warnen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Industrie ist immer noch mit<br />
einem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel<br />
konfrontiert. Wird sich dies durch die Abschwächung<br />
der Konjunktur verändern? Rechnen<br />
Sie mit höheren Arbeitslosenquoten?<br />
Swarovski: Ein Charakteristikum einer<br />
„echten“ Rezession ist das Ansteigen der Arbeitslosenquote.<br />
Aufgrund des extremen Arbeitskräftemangels,<br />
den wir in den letzten Jahren<br />
erlebt haben, werden Unternehmen aber<br />
alles versuchen, um gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />
zu halten, auch wenn die Auftragslage<br />
es nicht unbedingt hergibt. Schwächt sich die<br />
Nachfrage wirklich so ab, wie es unsere Analysen<br />
befürchten lassen, werden Unternehmen<br />
im ersten Schritt Leasing-MitarbeiterInnen<br />
freisetzen und dann versuchen, die Stammbelegschaft<br />
über das bewährte Mittel der<br />
Kurzarbeit zu halten, solange das wirtschaftlich<br />
möglich ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich<br />
die Wirtschaft schnell wieder erholt, damit so<br />
viele Menschen wie möglich ihre Jobs behalten<br />
können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Zinsen sind erheblich gestiegen.<br />
Sehen Sie bereits Auswirkungen auf die<br />
Industrieunternehmen in Tirol?<br />
Swarovski: Die hohen Zinsen haben genau<br />
den Effekt, den die EntscheidungsträgerInnen<br />
in der EZB mit der Anhebung bezwecken.<br />
Unternehmen stellen neue Investitionen<br />
hinten an und bekommen in manchen Fällen<br />
auch Schwierigkeiten, sich zu refinanzieren,<br />
da Kredite nicht mehr zu gewohnt<br />
niedrigen Zinsen refinanziert werden können.<br />
<strong>Das</strong> dämpft das Wachstum, vor allem in<br />
kapitalintensiven Branchen. Zusammen mit<br />
der bremsenden Wirkung hoher Zinsen auf<br />
den Konsum deutet alles auf schwierige Vorzeichen<br />
für eine schnelle wirtschaftliche Erholung<br />
hin. Es bleibt<br />
zu hoffen, dass durch<br />
diese doch radikalen<br />
geldpolitischen<br />
Maßnahmen zumindest<br />
die Inflation<br />
im Euroraum unter<br />
Kontrolle gebracht<br />
werden kann.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche<br />
großen Herausforderungen sehen Sie für die<br />
nächsten Monate auf die heimischen Industrieunternehmen<br />
zukommen?<br />
Swarovski: Die größte Herausforderung ist<br />
sicher, auch in einem schwierigen Marktumfeld<br />
die richtigen Entscheidungen zu treffen,<br />
um langfristig erfolgreich zu sein und vor<br />
allem weiterhin in Österreich produzieren<br />
zu können. Ein merklicher wirtschaftlicher<br />
Abschwung, gepaart mit immer noch hohen<br />
Energiepreisen, Arbeitskräftemangel,<br />
hoher Inflation im Vergleich zu anderen<br />
EU-Ländern und der Angst vor neuen, die<br />
Unternehmen belastenden Steuern, führen<br />
dazu, dass Österreich als Industriestandort<br />
immer mehr ins Hintertreffen gerät. Gerade<br />
jetzt muss die Politik mit Hochdruck daran<br />
„Jetzt muss die Politik mit<br />
Hochdruck an der Verbesserung<br />
der Rahmenbedingungen<br />
für Unternehmen<br />
arbeiten.“<br />
Christoph Swarovski, Präsident IV-Tirol<br />
arbeiten, die Rahmenbedingungen für unsere<br />
Unternehmen zu verbessern – anstatt ihnen<br />
mit neuen Steuern und immer schwieriger<br />
umsetzbaren Auflagen das Arbeiten zu erschweren.<br />
Es müssen bürokratische Hürden<br />
abgebaut und es muss den Unternehmen,<br />
mit einer spürbaren Entlastung des Faktors<br />
Arbeit und steuerlichen Erleichterungen, die<br />
Möglichkeit gegeben werden, wieder in Innovationen,<br />
Wachstum und vor allem in ihre<br />
MitarbeiterInnen zu investieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den anstehenden<br />
Lohnverhandlungen? Wo liegen<br />
die „Schmerzgrenzen“? Welche kreativen<br />
Lösungen sehen Sie, um die Ansprüche der<br />
ArbeitnehmerInnen und die Möglichkeiten<br />
der ArbeitgeberInnen erfüllen zu können?<br />
Swarovski: Die Lohnverhandlungen in<br />
diesem Jahr stehen unter schwierigen Vorzeichen.<br />
Aus Sicht<br />
der Tiroler Industrie<br />
kann ich nur an<br />
beide Seiten appellieren,<br />
eine realistische<br />
und vor allem<br />
umsetzbare Lösung<br />
zu finden, die die<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
und damit den<br />
Bestand der österreichischen<br />
Industrie nicht gefährdet. Davon<br />
hätten nämlich weder Unternehmen noch<br />
ArbeitnehmerInnen etwas. Die schwierige<br />
konjunkturelle Lage gibt den Unternehmen<br />
wenig Spielraum, ohne ihre eigene Zukunft<br />
und damit Tausende Arbeitsplätze für ihre<br />
MitarbeiterInnen zu gefährden. Rechnet man<br />
ein, dass die Kaufkraft der ÖsterreicherInnen<br />
bereits durch eine Reihe von staatlichen Maßnahmen<br />
gestärkt wurde, und beobachtet,<br />
dass die Inflation rückläufig ist, dann glaube<br />
ich nicht, dass die derzeitigen Forderungen<br />
der Gewerkschaft umsetzbar sind. In guter<br />
österreichischer Tradition bin ich aber sicher,<br />
dass ein Konsens gefunden werden kann, der<br />
beide Seiten befriedigt. <strong>Das</strong> ist die Stärke der<br />
Sozialpartnerschaft.<br />
➝<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
17
TOP 500 | INTERVIEW<br />
<strong>ECHO</strong>: KI ist derzeit in aller Munde. Wie<br />
wird KI die Unternehmen in den nächsten Jahren<br />
verändern?<br />
Swarovski: Die Möglichkeiten, die künstliche<br />
Intelligenzen der Wirtschaft eröffnen, sind<br />
vom heutigen Standpunkt aus betrachtet noch<br />
schwer abzuschätzen. Ich sehe diese Entwicklungen<br />
aber als Chance, immer unter dem Vorbehalt,<br />
dass wir den richtigen regulatorischen<br />
Rahmen finden. Für die Wirtschaft kommt dieser<br />
Entwicklungsschub genau zur richtigen Zeit.<br />
Für eine steigende Wirtschaftsleistung braucht<br />
es eine stabile, im besten Fall sogar wachsende<br />
Zahl an Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur<br />
Verfügung stehen, und technische Innovationen,<br />
die die Produktivität einer Volkswirtschaft<br />
erhöhen. Durch<br />
den demografischen<br />
Wandel wird Österreichs<br />
Erwerbsbevölkerung<br />
in den nächsten Jahren<br />
stark schrumpfen. <strong>Das</strong><br />
kann auch mit gezieltem<br />
Zuzug qualifizierter ArbeitnehmerInnen<br />
nicht<br />
kompensiert werden.<br />
Dank des Einsatzes<br />
künstlicher Intelligenzen<br />
und des damit verbundenen<br />
Fortschritts bei<br />
der Automatisierung von betrieblichen Prozessen,<br />
nicht nur in der Produktion, sondern auch<br />
in der Verwaltung und im Vertrieb, kann die<br />
Wirtschaftsleistung vieler Branchen, trotz der<br />
sinkenden Zahl von arbeitenden Menschen,<br />
dank der Steigerung der Produktivität wachsen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die IV fordert schon länger den<br />
Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten.<br />
Nun scheint langsam Bewegung in die Sache<br />
zu kommen. Sind Sie für einen Rechtsanspruch<br />
auf Kinderbetreuung? Wie beurteilen Sie die<br />
aktuellen Ankündigungen des Landes Tirol<br />
(Stichwort: Vermittlungsanspruch) in Sachen<br />
Kinderbetreuung?<br />
Swarovski: Die Industriellenvereinigung<br />
setzt sich schon seit Langem für einen gesetzlich<br />
gesicherten Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz<br />
ein. Deshalb begrüßen wir<br />
das 10-Punkte-Maßnahmenpaket der Tiroler<br />
Landesregierung zum Thema Kinderbetreuung<br />
und Kinderbildung sehr. Damit werden Eltern<br />
viele Sorgen abgenommen. Mütter können<br />
schneller wieder arbeiten gehen, wenn sie es<br />
möchten. <strong>Das</strong> hilft auch dabei, einen allfälligen<br />
Gender Pay Gap zu schließen und Altersarmut<br />
von Frauen aufgrund einer niedrigen Pension<br />
vorzubeugen. Wobei ich gerade im Bereich<br />
des Anspruchs von Müttern auf deren Pension<br />
einen politischen Handlungsbedarf sehe.<br />
Ungeachtet dessen sind für die Wirtschaft die<br />
Entwicklungen bei der Kinderbetreuung gute<br />
Nachrichten. Dank besserer Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie werden sich hoffentlich wieder<br />
mehr Menschen dazu entscheiden, Vollzeit<br />
zu arbeiten. Ob Vermittlungsanspruch oder<br />
einklagbares Recht, ist aus Sicht der Industriellenvereinigung<br />
nebensächlich, wenn das System<br />
funktioniert. Zentral dafür ist, dass bis zum Jahr<br />
2026 genug Elementarpädagoginnen und -pädagogen<br />
gefunden<br />
„Klimaschutz kann nur dann<br />
erfolgreich sein, wenn er<br />
global von<br />
Gesellschaft und Wirtschaft<br />
mitgetragen und<br />
fl ächendeckend wird.“<br />
werden können, um<br />
wirklich allen Familien,<br />
die Anspruch<br />
auf einen Betreuungsplatz<br />
haben,<br />
auch einen anbieten<br />
zu können.<br />
<strong>ECHO</strong>: I n<br />
Deutschland findet<br />
gerade eine Debatte<br />
über Industriestrom<br />
statt. In Österreich<br />
gibt es dazu nur wenig Diskussion. Wie groß ist<br />
das Problem hoher Energiekosten für die Unternehmen<br />
und welche Forderungen gegenüber<br />
der Politik gibt es in dieser Frage?<br />
Swarovski: Die Energiepreise für Österreichs<br />
Industrieunternehmen sind immer noch rund<br />
zwei- bis dreimal höher als vor der aktuellen Energiepreiskrise.<br />
Die sinkende Tendenz bei Gasund<br />
Strompreisen ist positiv zu sehen, hängt<br />
aber auch mit saisonalen Effekten zusammen.<br />
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt.<br />
Derzeit ist durch den unerwarteten<br />
Angriff der Hamas auf Israel ein erneutes<br />
Anziehen bei den Erdölpreisen zu beobachten.<br />
<strong>Das</strong> kann in der zweiten Jahreshälfte auch bei<br />
anderen Energieträgern passieren. Darüber hinaus<br />
muss man sagen, dass die Energiepreise<br />
zwar innerhalb der EU wieder auf Vorkrisenniveau<br />
liegen, sie im Vergleich mit Europas<br />
direkten Mitbewerben, wie den USA, China,<br />
Japan und den ASEAN-Staaten, in der industriellen<br />
Produktion aber immer noch deutlich<br />
höher sind. Sollte in Deutschland wirklich der<br />
Industriestrompreis eingeführt werden, setzt<br />
Christoph Swarovski, Präsident IV-Tirol<br />
das alle anderen europäischen Länder gewaltig<br />
unter Druck, da auch sie sich ein Förderungsmodell<br />
einfallen lassen müssten. Andernfalls<br />
würde es zu extremen Verwerfungen in der<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Industrie innerhalb<br />
Europas kommen. <strong>Das</strong> wären schlechte Nachrichten<br />
für Österreichs Industrieunternehmen.<br />
Nach monatelangen Versprechen von der Politik<br />
ist der Energiekostenzuschuss II immer<br />
noch nicht beantragbar. <strong>Das</strong> wäre bei einer politischen<br />
Antwort Österreichs auf den deutschen<br />
Energiestrompreis nicht anders, was einen<br />
großen Nachteil für unsere Industrie bedeuten<br />
würde, die ja in ganz vielen Bereichen direkt mit<br />
deutschen Unternehmen konkurriert.<br />
<strong>ECHO</strong>: In den politischen Debatten hört man<br />
zur Zeit oft, dass die Klimaschutzmaßnahmen<br />
zu umfassend sind und der Wirtschaft schaden.<br />
Wo stehen Sie in dieser Diskussion und welche<br />
Rahmenbedingungen erwarten Sie von der<br />
Politik?<br />
Swarovski: Ich erwarte mir Rahmenbedingungen,<br />
die nicht nur am Papier gut aussehen,<br />
sondern sich auch in der Praxis umsetzen lassen.<br />
Die Industrie ist selbstverständlich bereit,<br />
ihren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel<br />
zu leisten. Viele Tiroler Unternehmen<br />
erfüllen schon heute strengere Auflagen als<br />
gesetzlich gefordert und investieren Millionen<br />
von Euro in die grüne Transformation. Es kann<br />
aber nicht sein, dass im Namen des Klimaschutzes<br />
Europas Wettbewerbsfähigkeit geopfert<br />
wird, ohne darüber nachzudenken, welche<br />
Auswirkungen das für die Stabilität und den<br />
Wohlstand in Europa hat. Klimaschutz kann<br />
nur dann erfolgreich sein, wenn er global von<br />
Gesellschaft und Wirtschaft mitgetragen und<br />
flächendeckend wird.<br />
<strong>ECHO</strong>: Seit eineinhalb Jahren sind wir nunmehr<br />
mit dem Ukrainekrieg konfrontiert. Welche<br />
Herausforderungen und Folgen hat dieser<br />
Krieg auf die heimische Industrie?<br />
Swarovski: Der Krieg war Auslöser für den<br />
Energiepreisschock und viele weitere Verwerfungen,<br />
die rückblickend betrachtet eine neue<br />
Ära der Weltwirtschaft eingeläutet haben. Wir<br />
leben heute in einer multipolaren Welt, in der<br />
immer mehr Staaten und Blöcke den Kurs der<br />
Welt mitbestimmen wollen und auch ihren<br />
Führungsanspruch aggressiver – Stichwort<br />
BRICS-Staaten – als früher einfordern. Dieses<br />
volatile Umfeld macht es für Unternehmen<br />
18<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
schwieriger, langfristig zu planen. Es hat auch<br />
gezeigt, dass Europa so schnell wie möglich<br />
daran arbeiten muss, seine Abhängigkeiten<br />
beim Bezug von gewissen Rohstoffen und essenziellen<br />
Gütern, wie Medikamenten, zu verringern,<br />
wenn wir weiterhin eigenständig und<br />
nicht fremdgesteuert agieren wollen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie sind seit vielen Jahren Unternehmer<br />
und Interessenvertreter. Wie würden Sie<br />
unsere Gegenwart beschreiben? Ist es eine besondere<br />
Zeit oder hat es zu jeder Zeit ähnliche<br />
Herausforderungen gegeben?<br />
Swarovski: Als Unternehmer ist man immer<br />
gefordert, egal ob die Zeiten von der<br />
Gesellschaft als ruhig oder herausfordernd<br />
wahrgenommen werden. Darüber hinaus waren<br />
die letzten Jahre sicher nicht einfach – die<br />
COVID-Pandemie und ihre Nachwehen, der<br />
Ukrainekrieg, Energiepreisschock, hohe Inflation<br />
usw. <strong>Das</strong> alles sind Herausforderungen,<br />
die aber am besten ohne Hektik, mit Ruhe<br />
und einem „kühlen Kopf “ bewältigt werden.<br />
Was unsere heutige Zeit aber auszeichnet, ist,<br />
dass das Leistungsdenken zunehmend durch<br />
ein Anspruchsdenken ersetzt wird. Bis zuletzt<br />
war es für die meisten Menschen in Österreich<br />
selbstverständlich, ihren Beitrag zur positiven<br />
Entwicklung des Landes, aber auch für das<br />
eigene Wohlergehen zu leisten. Heute wird es<br />
oft als Pflicht von ArbeitgeberInnen und dem<br />
Staat gesehen, für alle gleichermaßen einen relativ<br />
hohen Lebensstandard zu erhalten. Dieses<br />
Anspruchsdenken ist die Wurzel einer häufig<br />
nicht nachvollziehbaren Unzufriedenheit mit<br />
dem eigenen Job oder der eigenen Stellung<br />
in der Gesellschaft. Wir leben in einem der<br />
reichsten Länder der Welt und sind dennoch<br />
oft nicht zufrieden. Dabei dürfen wir nicht vergessen,<br />
dass unser Wohlstand einzig dem Fleiß,<br />
der Leistungs- und der Risikobereitschaft unserer<br />
Landsleute zu verdanken ist.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Es wurde bereits genug<br />
Geld planlos verteilt“<br />
Interview. Erwin Zangerl, Präsident der Arbeiterkammer Tirol, über die<br />
TIWAG-Klagen, die aktuellen Lohnverhandlungen, die Themen Wohnen und Pflege<br />
und das Versagen der Politik in einer Zeit multipler Krisen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben bereits zwei Klagen gegen<br />
die TIWAG eingebracht. Wie ist der Stand<br />
der Dinge und was ist das konkrete Ziel in<br />
Sachen Energiekosten?<br />
Erwin Zangerl: <strong>Das</strong> konkrete Ziel ist eine<br />
weitere Senkung der Energiepreise zu erreichen<br />
und dass die TIWAG zu mehr Transparenz<br />
verpflichtet wird. Diesbezüglich wurde<br />
am Bezirksgericht Innsbruck Mitte Oktober<br />
verhandelt und wir warten nun auf das schriftliche<br />
Urteil. Zwischenzeitlich haben wir zwei<br />
Anträge als Petitionen beim Land Tirol eingebracht.<br />
Darin geht es auch um eine Änderung<br />
der TIWAG-Satzung, um die TIWAG zu<br />
verpflichten, ihre KundInnen mit günstigem<br />
Strom zu versorgen. <strong>Das</strong>s sich die TIWAG<br />
zum rein gewinnorientierten Stromhändler<br />
entwickelt hat, der mit der heimischen<br />
Wasserkraft an der Börse enorme Gewinne<br />
schreibt, wurde im Zuge der Verhandlung<br />
auch bestätigt. Es ist interessant zu hören,<br />
dass die gesamte Stromproduktion der TI-<br />
WAG, drei Terrawattstunden, zur Gänze an<br />
der Börse gehandelt wird und dort durch<br />
Ver- und Rückkäufe aus drei Terrawattstunden<br />
14 Terrawattstunden gemacht werden.<br />
Interessant ist auch, dass der TIWAG-Storm<br />
auch innerhalb des Unternehmens zum Börsenpreis<br />
gehandelt wird. Was wir allerdings<br />
nicht erfahren haben ist, wie viel die TIWAG<br />
eine selbsterzeugte Megawattstunde kostet,<br />
das gilt als Geschäftsgeheimnis. Vermutlich<br />
aus gutem Grund.<br />
20<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Fotos: AK Tirol/Lair<br />
<strong>ECHO</strong>: Auch viele Unternehmen klagen<br />
über hohe Energiekosten. Erstreckt sich Ihre<br />
Kritik auch auf die Kosten für Unternehmen?<br />
Zangerl: Ich habe mehrfach öffentlich kritisiert,<br />
dass es nicht nur die Privatkunden,<br />
sondern natürlich auch die Unternehmen<br />
hart trifft, vor allem die klein- und mittelständischen<br />
Betriebe. Die Energiekosten wirken<br />
sich auf alle aus und treiben die Teuerung an.<br />
Aus diesem Grund setzen wir uns auch ein, dass<br />
die Energiepreise endlich sinken.<br />
<strong>ECHO</strong>: Ist die<br />
vom Bund beschlossene<br />
Übergewinnsteuer<br />
ein<br />
probates Mittel?<br />
Zangerl: Es ist eigentlich<br />
ein Mittel<br />
zweiter Wahl. Viel<br />
„Prinzipiell ist es bedenklich, dass<br />
man als Arbeiterkammer gegen<br />
ein Landesenergieunternehmen<br />
vor Gericht ziehen muss.“ <br />
<br />
besser wäre es gewesen, einen Energiepreisdeckel<br />
einzuführen oder zumindest spätestens<br />
nach Bekanntwerden der massiven Übergewinne<br />
die Unternehmen zu verpflichten, mit<br />
den Energiekosten drastisch nach unten zu gehen.<br />
Es ist in Wirklichkeit niemandem geholfen,<br />
wenn das Geld aus der Übergewinnsteuer in<br />
Energiegutscheine fließt, die wiederum nur die<br />
Inflation anheizen. Es wurde bereits genug Geld<br />
planlos verteilt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von der Landesregierung<br />
als Eigentümervertreter der TIWAG?<br />
Zangerl: Wir haben zwei Anträge als Petitionen<br />
beim Land Tirol eingebracht. Zum einen<br />
geht es darin um eine Änderung der TIWAG-<br />
Satzung, um die TIWAG zu verpflichten, ihre<br />
KundInnen mit günstigem Strom zu versorgen.<br />
Die TIWAG hat sich ja zum rein gewinnorientierten<br />
Stromhändler entwickelt, der mit der<br />
heimischen Wasserkraft an der Börse enorme<br />
Gewinne schreibt, während die TirolerInnen<br />
einen weit überhöhten Strompreis zahlen<br />
müssen. Zum anderen geht es um eine Tiroler<br />
Stromlösung, bei der die TIWAG auch den Gemeindewerken<br />
den Strom nicht zu überhöhten<br />
Marktpreisen anbieten soll. So kommen alle<br />
StromkundInnen in den Genuss geringerer<br />
Preise. Prinzipiell ist es aber bedenklich, dass<br />
man als Arbeiterkammer im Sinne der TirolerInnen<br />
gegen ein Landesenergieunternehmen<br />
vor Gericht ziehen muss. Da müsste man den<br />
Eigentümervertreter fragen, was er davon hält.<br />
Aber aufgrund der starren Haltung der TI-<br />
WAG-Führung blieb keine andere Wahl.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was sollen das Land Tirol und Energieversorger<br />
in Sachen erneuerbare Energien<br />
unternehmen?<br />
Erwin Zangerl<br />
Zangerl: Ich habe<br />
den Eindruck,<br />
dass Anspruch<br />
und Wirklichkeit<br />
bei der Energiewende<br />
weit auseinanderklaffen.<br />
Andererseits sind<br />
wir ein Wasserkraftland<br />
und schaffen es nicht, die heimische<br />
Bevölkerung in scheinbaren Krisenzeiten<br />
mit günstigem Strom<br />
zu versorgen. Wir setzen<br />
auf Photovoltaik,<br />
obwohl der Einzelne<br />
den Strom nicht einspeisen<br />
kann, weil die<br />
Netze erst ausgebaut<br />
werden müssen. Die<br />
sind für das Einspeisen<br />
von Privatstrom nicht<br />
ausgerichtet. Bei der<br />
Fernwärme hat man<br />
einen Markt, der völlig<br />
unreguliert ist. Deshalb<br />
ist Fernwärme auch bis<br />
zu 74 Prozent teurer<br />
geworden. <strong>Das</strong> zeigt<br />
schon, auf welchem<br />
Markt wir uns hier bewegen.<br />
Eines hat die<br />
Ukraine-Krise deutlich<br />
gezeigt: Wenn Grundbedürfnisse<br />
wie Energie<br />
dem freien Markt überlassen<br />
werden, wird die<br />
Bevölkerung die Kosten<br />
zu zahlen haben. Baustellen gibt es also genug.<br />
Was ich aber für rasch umsetzbar halte, wäre<br />
ein Kompetenzzentrum für Energieberufe, wo<br />
vom Monteur bis zum Netzwerktechniker alle<br />
für die Energiewende notwendigen Berufe<br />
ausgebildet werden. Denn ohne Fachpersonal<br />
ist es egal, was das Land für Pläne bei der Energiewende<br />
hat.<br />
<strong>ECHO</strong>: Manche Parteien und Vertreter der<br />
Wirtschaft fordern eine Senkung der Lohnnebenkosten.<br />
Sie haben sich dagegen ausgesprochen.<br />
Warum?<br />
Zangerl: Weil mich zuerst interessieren würde,<br />
was genau von den Lohnnebenkosten die<br />
Wirtschaft nicht mehr bezahlen will. Es ist<br />
immer leicht, eine Senkung zu fordern, aber<br />
sicher nicht zulasten der Beschäftigten. Die<br />
Lohnnebenkosten umfassen von der Krankenversicherung,<br />
der Unfalls- und Pensionsversicherung<br />
bis hin zum Beitrag zum Familienlastenausgleichfonds<br />
wichtige Beiträge,<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
21
TOP 500 | INTERVIEW<br />
deren Kürzung nur den finanziellen Spielraum<br />
der ArbeitnehmerInnen weiter verkleinern<br />
würde. In den letzten Jahren hat sich auch die<br />
Praxis eingeschlichen, dass die Dienstgeberbeiträge<br />
immer mehr auf die Allgemeinheit<br />
abgewälzt werden. Gerade der Familienlastenausgleichsfonds<br />
ist hier ein gutes Beispiel. Da<br />
wurden die Beiträge bis <strong>2023</strong> auf nur noch 3,7<br />
Prozent gesenkt. <strong>Das</strong>, was fehlt, wird nun durch<br />
Bundesmittel bezuschusst, sprich Steuern, die<br />
zum Großteil wiederum von den Beschäftigten<br />
kommen. <strong>Das</strong> ist mit Sicherheit nicht zielführend,<br />
dass eine Senkung der Lohnnebenkosten<br />
auf diese Weise finanziert wird.<br />
<strong>ECHO</strong>: Bei den Lohnverhandlungen werden<br />
von Arbeitnehmerseite zweistellige Erhöhungen<br />
gefordert. Die Arbeitgeber beklagen,<br />
dass die Konjunktur sich eintrübt und derart<br />
hohe Lohnerhöhungen den Standort schwächen<br />
würden. Was halten Sie für eine angemessene<br />
Erhöhung der Löhne und Gehälter?<br />
Zangerl: Ich sage ganz offen: Wäre ich Metaller,<br />
wäre ich mit einer Forderung von 15<br />
Prozent in die Verhandlungen gegangen. Es<br />
ist mittlerweile ja allgemein bekannt, dass die<br />
Beschäftigten in den letzten Jahren einen Reallohnverlust<br />
erlitten haben. Die Inflation ist auf<br />
jeden Fall in voller Höhe abzugelten. Und hier<br />
kann sich die Wirtschaft beim Bund bedanken,<br />
der kaum Maßnahmen gegen die steigende Inflation<br />
getroffen hat. Zumindest da waren wir<br />
wieder einmal ganz vorn. Ganz vorn sind wir<br />
in Österreich auch bei der enormen Steuerlast,<br />
die übrigens zum überwiegenden Teil von<br />
den rund vier Millionen ArbeitnehmerInnen<br />
getragen wird. Und diese Steuerlast ist wirklich<br />
standortgefährdend und nicht, dass Menschen<br />
ordentlich verdienen, damit sie sich ihr Leben<br />
leisten können. Und dass ständig signalisiert<br />
wird, es gebe eine Lohn-Preisspirale und dass<br />
die Lohnforderungen inflationssteigernd seien,<br />
zeigt, dass ein Teil der Wirtschaftsweisen und<br />
der PolitikerInnen das Problem noch immer<br />
nicht verstanden haben.<br />
Die Beschäftigten waren<br />
nicht für den massiven<br />
Inflationsschub in Österreich<br />
verantwortlich,<br />
werden jetzt aber dafür<br />
verantwortlich gemacht.<br />
Und ich sage es gern<br />
noch einmal: Wenn wir<br />
die Beschäftigten nicht ordentlich bezahlen,<br />
braucht sich niemand wundern, warum wir<br />
einen Arbeitskräftemangel haben oder warum<br />
nicht noch mehr Teilzeit gearbeitet wird,<br />
weil einem vom Verdienst nichts übrigbleibt.<br />
Bessere Bezahlung, geringere Steuerlast und<br />
nicht umgekehrt, dann klappt‘s auch mit dem<br />
Standort.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was halten Sie von der aktuellen Diskussion<br />
zum Thema Arbeitszeitverkürzung?<br />
Zangerl: Grundsätzlich halte ich eine Arbeitszeitverkürzung<br />
für positiv. Prinzipiell<br />
besteht für Unternehmen ja jetzt schon die<br />
Möglichkeit, kürzere Arbeitszeitmodelle umzusetzen.<br />
Die Diskussion kommt aber zu einer<br />
Unzeit, denn man kann die Realität nicht verleugnen.<br />
In Österreich fehlen bis zu 200.000<br />
Arbeitskräfte. Viele Branchen haben enorme<br />
Probleme, überhaupt Arbeitskräfte zu finden,<br />
nicht nur Fachkräfte. Auch für den öffentlichen<br />
Dienst wäre das eine nicht zu lösende<br />
Aufgabe. Es würde zudem zu einer enormen<br />
Arbeitszeitverdichtung mit enormem Druck<br />
kommen, denn die Arbeit muss in vier Tagen<br />
„ Wäre ich Metaller, wäre<br />
ich mit einer Forderung<br />
von 15 Prozent in die Verhandlungen<br />
gegangen.“<br />
erledigt werden. Es ist zu befürchten, dass bei<br />
einer Vier-Tage-Woche von Montag bis Donnerstag<br />
dann am Freitag Überstunden anfallen<br />
werden. Wie gesagt: Prinzipiell ja zu kürzeren<br />
Arbeitszeiten, aber in der momentanen Situation<br />
kein Thema.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Inflation ist in Österreich höher<br />
als in den meisten Ländern in Europa. Was ist<br />
hier schiefgelaufen und wie kann die Situation<br />
jetzt schnell verbessert werden?<br />
Zangerl: Für eine schnelle Verbesserung<br />
sehe ich da keine Chancen. Man hat einfach<br />
in den letzten eineinhalb Jahren die Situation<br />
komplett verschlafen. Die Teuerung hat ja<br />
schon vor der Ukraine-Krise Fahrt aufgenommen<br />
und wir haben bereits Ende 2021 davor<br />
gewarnt und unsere Vorschläge gemacht. Einfrieren<br />
der Mieten etwa, aber auch Einfrieren<br />
Erwin Zangerl<br />
der Energiepreise. Hier<br />
ist nichts passiert und es<br />
wurde zu lange zugewartet.<br />
Nach eineinhalb Jahren<br />
kam ein lächerlicher<br />
Mietpreisdeckel, der weit<br />
unter der Inflation lag<br />
bzw. liegt. <strong>Das</strong> Problem<br />
ist auch, dass man schon<br />
zu Corona-Zeiten unglaubliche Summen an<br />
Hilfsgeldern verteilt hat und dass diese Praxis<br />
fortgeführt wurde. Einmalzahlungen oder<br />
Energiegutscheine helfen aber niemandem,<br />
sondern befeuern nur die Inflation, das haben<br />
wir deutlich gesehen. Während andere europäischen<br />
Länder schnell reagiert haben, hat man<br />
in Österreich diskutiert und sich in Lagerwahlkämpfen<br />
aufgerieben. Keine Regulierung der<br />
Energiepreise, keine Deckelung der Mieten,<br />
keine Eingriffe bei den Banken, keine Senkung<br />
der Mehrwertsteuer bei Grundnahrungsmitteln<br />
und vieles mehr. Ich meine, was ist von<br />
einem Land zu halten, in dem die Diskonter<br />
jetzt selbst die Aussetzung der Mehrwertsteuer<br />
auf Grundnahrungsmittel fordern? Natürlich<br />
ist das eine Marketingaktion, die traurigerweise<br />
eines signalisiert: Die Politik hat hier völlig<br />
versagt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Soll es weitere Maßnahmen gegen<br />
die Teuerung geben? Wenn ja, welche?<br />
Zangerl: Es wäre viel geholfen, wenn man die<br />
oben genannten Maßnahmen erst einmal ordentlich<br />
umsetzen würde. Von weiteren Maß-<br />
22<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
FINANZBILDUNG<br />
durch die Oesterreichische Nationalbank<br />
Dauer:<br />
1 bis 2 Unterrichtseinheiten<br />
Zielgruppe:<br />
8. bis 13. Schulstufe<br />
sowie Berufsschulen<br />
Themen:<br />
Bargeld & Zahlungsverkehr,<br />
Preisstabilität, Umgang mit Geld<br />
Entgeltliche Information<br />
Im kostenlosen Finanzbildungsprogramm Euro-Aktiv<br />
werden gemeinsam mit den Schüler:innen aktuelle<br />
Themen rund ums Geld erarbeitet. Bei allen Fragestellungen<br />
können die Jugendlichen ihr Wissen und ihre<br />
Erfahrungen einbringen. Die Workshops finden in der<br />
OeNB WEST in Innsbruck in Kombination mit einer<br />
Führung durch die Ausstellung „<strong>Das</strong> Geld“ statt. Sie<br />
können aber auch als Veranstaltung an der Schule<br />
gebucht werden.<br />
Anmeldung unter regionwest@oenb.at.<br />
Weitere Informationen unter www.eurologisch.at<br />
OESTERREICHISCHE NATIONALBANK<br />
EUROSYSTEM
TOP 500 | INTERVIEW<br />
nahmen kann man ja nur träumen.<br />
Aber ich habe das Gefühl,<br />
man lässt alles einfach laufen, nach<br />
dem Motto: Wird sich schon von<br />
selbst regeln. Doch dieses Vertrauen<br />
bzw. Sich-abhängig-Machen<br />
vom freien Markt hat uns in die<br />
Situation geführt, in der wir sind.<br />
Der politische Zugang „mehr privat,<br />
weniger Staat“ ist einfach kein<br />
Erfolgsrezept.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Maßnahmen<br />
wären notwendig, um die freien<br />
Mieten zu senken? Sehen Sie hier<br />
rechtliche Möglichkeiten?<br />
Zangerl: <strong>Das</strong> Problem ist dermaßen<br />
vielschichtig, dass es hier<br />
einen ganzen Rattenschwanz an<br />
Maßnahmen brauchen würde.<br />
<strong>Das</strong> reicht bis hinauf zur Zinspolitik<br />
der EZB. Viel mehr bauen ist<br />
zwar eine Möglichkeit, allerdings<br />
ist das aktuell bei den Bauträgern<br />
eher rückläufig. Die Kosten sind<br />
einfach zu hoch und die Rahmenbedingungen<br />
äußerst ungünstig. Fest steht, dass wir viel zu<br />
wenig leistbare Wohnungen haben und die<br />
Mieter immer stärker unter Druck geraten.<br />
Deshalb bräuchte es auch klare Regelungen<br />
bei Anlegerwohnungen oder Eingriffe bei den<br />
Grundstückspreisen. Es wird aber höchste Zeit,<br />
Druck aus dem überhitzten Markt zu nehmen.<br />
Wenn in Innsbruck ein Zimmer in einer WG<br />
bis zu 1.000 Euro kostet, dann werden wir bald<br />
Zelte für unsere Familien aufstellen können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Maßnahmen könnte die Tiroler<br />
Landesregierung ergreifen, um die Kosten<br />
für Wohnen zu senken?<br />
Zangerl: Wir haben der Landesregierung in<br />
den letzten Jahren mehrere Maßnahmenkataloge<br />
übermittelt, darunter natürlich auch zum<br />
Thema Wohnen. Dabei geht es um Themen<br />
wie die Erhöhung und Evaluierung der Mietzins-<br />
und Wohnbeihilfe, die Verpflichtung gemeinnütziger<br />
Bauvereinigungen zu höherem<br />
Eigenmitteleinsatz oder um eine Mietpreisbremse<br />
und das Einführen eines Mietpreisindex<br />
nach Schweizer Vorbild. Gerade bei den<br />
Bundesthemen braucht es den Druck aus den<br />
Ländern, wie bei der Mietpreisbremse nach<br />
Schweizer Vorbild. <strong>Das</strong> würde Sinn machen<br />
und nicht ein halbherziger Mietpreisdeckel,<br />
der nicht einmal in die Nähe der derzeitigen<br />
Inflation kommt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Vor allem bei der ÖVP häufen sich<br />
die Aussagen, dass man beim Klimawandel<br />
vermehrt auf technische Innovationen achten<br />
soll. Wo stehen Sie in diesem Diskurs?<br />
Zangerl: Wir leben mittlerweile in einer Welt<br />
der multiplen Krisen, die sich gegenseitig beeinflussen.<br />
Man kann dieses Problem nicht mehr<br />
isoliert nur für ein Land oder eine Region betrachten,<br />
das gilt auch in puncto Innovation.<br />
Natürlich werden technische Neuerungen<br />
notwendig sein, aber wir sehen ja jetzt schon,<br />
wie schwierig es etwa im Bereich der Energie<br />
ist, diese Neuerungen umzusetzen, geschweige<br />
denn umfassende Lösungen zu finden. Und<br />
dabei ist gerade das Thema Energie so entscheidend.<br />
Die Zeitpläne, die von den Regierungen<br />
aufgestellt werden, um die Klimakrise zu bekämpfen,<br />
sind einfach unrealistisch, weil in dieser<br />
kurzen Zeit nicht die nötige saubere Energie<br />
bereitgestellt werden kann, die für eine umfassende<br />
Energiewende notwendig ist. Man kann<br />
natürlich, wie Deutschland, aus der Atomkraft<br />
aussteigen. Ob es sinnvoll ist, dann Atomstrom<br />
aus Frankreich oder Kohle aus Südafrika zu<br />
beziehen, steht auf einem anderen<br />
Blatt. Es bräuchte hier eine gesamteuropäische<br />
Strategie, ein gesamteuropäisches<br />
Innovationszentrum<br />
sozusagen, wo dann wirklich Innovationen<br />
herauskommen, die die<br />
Menschen nicht zusätzlich belasten,<br />
sondern entlasten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Tirol Kliniken müssen<br />
rund 200 Betten aufgrund von<br />
Personalmangel sperren. Ist die<br />
Krise hausgemacht? Von wem?<br />
Welche Lösungen sehen Sie?<br />
Zangerl: Wir haben immer davor<br />
gewarnt, dass das Personal ausbrennt,<br />
dass die Bezahlung nicht<br />
adäquat ist, dass die Arbeitszeiten<br />
zu unflexibel sind oder dass die<br />
Wertschätzung fehlt. Durch Corona<br />
wurde deutlich, dass diese<br />
Einschätzung absolut richtig war.<br />
Jetzt steht die Pflege am Rand des<br />
Abgrunds und wir werden uns damit<br />
anfreunden müssen, dass wir<br />
nicht mehr die medizinische Versorgung haben<br />
werden, die wir gewohnt waren. Wir haben auf<br />
allen Ebenen einen Notstand, weil kein Geld<br />
in die Hand genommen wird. Bei den Tirol<br />
Kliniken gibt es einen gesetzlichen Lohn ohne<br />
Möglichkeit der Überzahlung. <strong>Das</strong>s hier<br />
MitarbeiterInnen abwandern oder schwer zu<br />
finden sind, ist doch logisch. Ich warne die EntscheidungsträgerInnen<br />
eindringlich davor, dass<br />
die TirolerInnen unter dieser Situation leiden<br />
werden, und zwar buchstäblich. Deshalb muss<br />
das Gehaltssystem endlich an die realen Gegebenheiten<br />
angepasst werden. Die Ausbildung<br />
muss in allen Bereichen forciert werden. Und<br />
auch hier muss die finanzielle Entschädigung<br />
passen. Man muss nur endlich auf die ganz<br />
realistischen Forderungen des Pflegepersonals<br />
und der Auszubildenden eingehen, und zwar<br />
ohne Wenn und Aber. Wo die Probleme liegen,<br />
ist allgemein bekannt. Mich stört, dass der Wert<br />
Pflege einfach nicht honoriert wird, dass man<br />
sehenden Auges in diese Krise gelaufen ist und<br />
sogar jetzt, nach Corona, nicht schnell zu einer<br />
Lösung kommt. Die Pflege ist so gesehen eine<br />
der hausgemachtesten Krisen, die wir haben.<br />
Und sie wird die Krise sein, die gefährlicher als<br />
Corona werden könnte, wird hier nicht gegengesteuert.<br />
UNSERE<br />
LANDES<br />
BANK<br />
hypotirol.com
TOP 500 | INTERVIEWS
Veränderungen und<br />
Herausforderungen<br />
Wir leben in herausfordernden Zeiten. Multiple Krisen, Konjunktureinbruch,<br />
junge Führungskräfte und Generationenkonflikte sowie ein<br />
Riese namens künstliche Intelligenz. Wir haben zahlreiche<br />
VertreterInnen der Tiroler Wirtschaft zu aktuellen Themen befragt.<br />
Wie unterscheiden sich junge MiterbeiterInnen und Führungskräfte von ihren VorgängerInnen?<br />
Welche Konjunkturerwartungen haben die heimischen Unternehmen? Welche Auswirkungen<br />
haben Anwendungen der künstlichen Intelligenz auf die heimische Wirtschaft? Diese und viele andere<br />
Fragen haben wir zahlreichen Führungskräften der Tiroler Wirtschaft gestellt. Die Antworten sind mannigfaltig<br />
wie die Unternehmen selbst. Die Konjunkturerwartungen hingegen sind durchgehend herausfordernd<br />
bis negativ.<br />
Trotz schwacher Konjunkturaussichten sind gute Leute nach wie vor gefragt. Junge Führungskräfte sehen<br />
wenig Konfliktpotential zwischen den Generationen, auch wenn sich die Werte deutlich geändert haben.<br />
Ganz besonders spannend ist, dass KI-Anwendungen längst in den heimischen Betrieben angekommen<br />
sind. Den Zugang zur mächtigen künstlichen Intelligenz bringt ein Zitat des Phyikers Stephen Hawking<br />
auf den Punkt:<br />
„KI ist wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste,<br />
was der Menschheit passieren kann.“<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN 2011<br />
27
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Martin Mühlbacher, VP Operations Jenbacher<br />
& Standortleiter INNIO in Jenbach.<br />
„Gemeinsam Ziele verfolgen und einen offenen,<br />
konstruktiven Austausch in möglichst<br />
diversen Teams“<br />
Thema: Junge Führungskräfte<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />
Martin Mühlbacher: Wir erleben die junge<br />
Generation in unserem Unternehmen als<br />
sehr wissbegierig, selbstbewusst und engagiert.<br />
Die jungen Leute stellen häufig Dinge<br />
infrage – und das ist eine wichtige Basis für<br />
Innovation. Viele von ihnen legen besonderen<br />
Wert auf selbstständiges Arbeiten. Auch<br />
dieses Mitdenken und Sich-Einbringen ist<br />
entscheidend für unseren Unternehmenserfolg.<br />
Flexibilität spielt sicher auch eine größere<br />
Rolle als früher. Gleichzeitig bewegen sich<br />
die jetzt in den Arbeitsmarkt eintretenden<br />
„Digital Natives“ versiert durch digitale<br />
Lösungen und bringen sich gern und ganz<br />
selbstverständlich in internationale Teams<br />
ein.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />
in Ihrem Unternehmen besonders<br />
wichtig?<br />
Mühlbacher: Wir beobachten in letzter<br />
Zeit einen tiefergehenden Wertewandel. So<br />
haben Nachhaltigkeit und eine sinnstiftende<br />
Tätigkeit bei unseren jüngeren ArbeitnehmerInnen<br />
einen viel höheren Stellenwert als<br />
in der Generation davor. Gleichzeitig legen<br />
sie auch großen Wert auf Feedback und die<br />
Möglichkeit zu fachlicher und persönlicher<br />
Weiterentwicklung. Zudem haben mit der<br />
Corona-Pandemie auch Arbeitsplatzsicherheit<br />
und flexibles Arbeiten – räumlich und<br />
zeitlich – an Bedeutung gewonnen. Und<br />
schließlich sind gelebte Diversität, Fairness<br />
und Authentizität klar kommunizierte Ansprüche<br />
dieser Generation.<br />
<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen Konflikte<br />
zwischen den Generationen? (Wie lösen<br />
Sie diese?)<br />
Mühlbacher: Wir nehmen keine Konflikte<br />
zwischen den unterschiedlichen Jenbacher-<br />
Generationen wahr. Im Gegenteil, wir leben<br />
ganz bewusst das große Potenzial von Diversität<br />
und forcieren deshalb auch ein generationenübergreifendes<br />
Voneinander-Lernen.<br />
Konkret unterstützen z. B. unsere jüngeren<br />
ArbeitnehmerInnen ihre älteren KollegInnen<br />
beim Umgang mit digitalen Veränderungen.<br />
Und diese wiederum können aufgrund ihrer<br />
reichen praktischen Erfahrung Situationen<br />
oft besser einschätzen. Durch gezielten Wissensaustausch<br />
und Mentoring schaffen wir<br />
es, Wissen nachhaltig zu nutzen und weiterzugeben<br />
– und davon profitieren wir als<br />
Jenbacher-Team.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der Mitarbeiterführung<br />
besonders wichtig?<br />
Mühlbacher: Leitmotiv unserer Führungskultur<br />
ist das MITEINANDER – gemeinsam<br />
Ziele verfolgen und einen offenen, konstruktiven<br />
Austausch in möglichst diversen<br />
Teams. Damit schaffen wir nicht nur eine angenehme<br />
Arbeitsatmosphäre, sondern auch<br />
die stabile Basis, um die besten – also innovativsten<br />
und nachhaltigsten – Lösungen für<br />
unsere KundInnen zu entwickeln. Aufgabe<br />
jeder Führungskraft ist es deshalb, die Stärken<br />
der einzelnen MitarbeiterInnen zu erkennen<br />
und diese entsprechend zu fördern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-<br />
Konzepten auseinander?<br />
Mühlbacher: Die Digitalisierung und die<br />
damit verbundenen Möglichkeiten sind sehr<br />
schnell gewachsen, und wir haben bald erkannt,<br />
dass New Work die Zukunft ist. So richtig<br />
in unserem Arbeitsalltag umgesetzt haben<br />
wir dieses neue Konzept dann mit Beginn der<br />
Corona-Pandemie. Dabei bieten wir z. B. unseren<br />
BüromitarbeiterInnen die Möglichkeit,<br />
50 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice<br />
zu verbringen. Da wir als global ausgerichtetes<br />
Unternehmen an allen unseren Standorten<br />
mit internationalen Teams arbeiten und mit<br />
KollegInnen in aller Welt kommunizieren,<br />
geht dies mit keinerlei Einschränkungen einher.<br />
Dabei scheint eine Kombination von Homeoffice<br />
und Anwesenheit im Büro für alle<br />
ideal zu sein. Gern genutzt wird auch unser<br />
Foto: Innio<br />
28 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
umfassendes Angebot an Schulungen, z. B.<br />
im Bereich Resilience und Stressbewältigung.<br />
Und flexible Arbeitszeiten bieten wir sowieso<br />
schon seit sehr vielen Jahren an.<br />
HOCHBAU / INNENARCHITEKTUR FÜR<br />
HOTELLERIE & GASTRONOMIE / GROSSKÜCHEN<br />
KÄLTE- & KLIMATECHNIK / ARCHITEKTUR &<br />
HANDWERK – ALLES AUS EINER HAND<br />
Thema:<br />
Künstliche<br />
Intelligenz<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche<br />
Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in<br />
den unternehmerischen<br />
Alltag finden. Inwieweit spielt KI in<br />
Ihrem Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />
Mühlbacher: Als Innovationsführer setzen<br />
wir KI schon seit Langem erfolgreich in unseren<br />
nachhaltigen Energielösungen ein. Damit<br />
ermöglichen wir unseren KundInnen – (kommunale)<br />
Energieversorger, Industrie- und landwirtschaftliche<br />
Betriebe – eine optimale Nutzung<br />
ihre Energieerzeugungsanlagen. Bereits<br />
mehr als 12.000 Jenbacher-Motoren in rund<br />
100 Ländern sind mit unserer KI-gestützten<br />
digitalen Plattform myPlant verbunden. Dies<br />
unterstützt die Anlagenbetreiber dabei, die Resilienz<br />
und Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke<br />
zu steigern und gleichzeitig die CO 2<br />
-Emissionen<br />
zu reduzieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />
Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Mühlbacher: Wir stellen KI in den Dienst<br />
unserer KundInnen und leben mit unserem<br />
laufend erweiterten INNIO360 Energy Lab<br />
in Jenbach vor, wie sich eine sichere und<br />
grüne Energieversorgung an einem Industriestandort<br />
realisieren lässt. Herzstück des<br />
intelligenten Microgrids ist unser selbstentwickeltes<br />
Energiemanagementsystem, das<br />
alle Energieströme und Bedarfe im Werk<br />
erfasst und diese nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
steuert. Künstliche Intelligenz<br />
nutzen wir in unserer flexiblen Energiemanagement-Lösung<br />
z. B. für Strompreis- und<br />
Wetterprognosen und ermöglichen es unseren<br />
KundInnen damit, genau dann Strom<br />
zu erzeugen, wenn die Vergütung besonders<br />
hoch ist. Neben der optimierten Vermarktung<br />
unterstützt KI z. B. auch die Vorhersage<br />
von Serviceeinsätzen und einen optimalen<br />
Anlagenbetrieb.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Die Integration von KI in die Arbeitswelt wirft<br />
ethische Fragen und Herausforderungen auf.“<br />
Thema: Junge<br />
Führungskräfte<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen<br />
bei der Mitarbeiterführung<br />
besonders wichtig?<br />
Fabian Peter Kolozs:<br />
Insgesamt ist mir<br />
bei der Mitarbeiterführung wichtig, dass sie<br />
flexibel und anpassungsfähig ist. Es geht darum,<br />
die richtige Balance zwischen Führung<br />
und Autonomie zu finden, abhängig von den<br />
individuellen Stärken und Schwächen der<br />
MitarbeiterInnen und den Anforderungen<br />
der jeweiligen Situation. So kann man das<br />
volle Potenzial der MitarbeiterInnen entfalten<br />
und gleichzeitig die Effektivität und Effizienz<br />
des Unternehmens gewährleisten. Die Bandbreite<br />
reicht dabei von deklarativer Führung<br />
bis hin zu partizipativer Führung, wobei die<br />
Entscheidungsbefugnis zwischen Führungskraft<br />
und MitarbeiterIn variiert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie sind eine junge Führungskraft.<br />
Teilen Sie die Werte Ihrer jungen MitarbeiterInnen?<br />
Kolozs: Als junge Führungskraft ist es möglich,<br />
dass ich nicht alle Werte meiner jungen<br />
MitarbeiterInnen vollständig teile, da die<br />
Wertvorstellungen und Ansichten von Person<br />
zu Person variieren können. Dennoch<br />
ist es wichtig, ein Verständnis für die unterschiedlichen<br />
Werte und Perspektiven meiner<br />
MitarbeiterInnen zu entwickeln und diese zu<br />
respektieren. Als Führungskraft ist es meine<br />
Aufgabe, eine offene Kommunikation zu fördern,<br />
in der verschiedene Ansichten respektiert<br />
werden. <strong>Das</strong> bedeutet nicht, dass ich<br />
meine eigenen Werte aufgeben muss, sondern<br />
vielmehr, dass ich in der Lage bin, eine<br />
Brücke zwischen meinen eigenen Überzeugungen<br />
und den Werten meiner MitarbeiterInnen<br />
zu schlagen. Es ist wichtig zu betonen,<br />
dass eine effektive Führung nicht unbedingt<br />
erfordert, dass Führungskräfte die Werte ihrer<br />
MitarbeiterInnen vollständig teilen. Es erfordert<br />
jedoch Empathie, Kommunikationsfähigkeiten<br />
und die Fähigkeit, Unterschiede zu<br />
Fabian Peter Kolozs, Geschäftsführer Hörtnagl.<br />
respektieren, um erfolgreich zusammenzuarbeiten<br />
und gemeinsame Ziele zu erreichen.<br />
Thema: Künstliche Intelligenz<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen Alltag<br />
finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />
bereits jetzt eine Rolle?<br />
Kolozs: Wir stehen noch am Anfang unserer<br />
Reise, wenn es darum geht, KI in unseren<br />
operativen Prozessen und Geschäftsstrategien<br />
einzusetzen. Dies liegt daran, dass die Integration<br />
von KI sorgfältige Planung und Ressourcen<br />
erfordert, um sicherzustellen, dass sie effektiv<br />
und auf ethisch verantwortliche Weise<br />
eingesetzt wird. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten,<br />
wie KI unsere Arbeit in verschiedenen<br />
Abteilungen optimieren kann, sei es in der<br />
Datenanalyse, Prozessautomatisierung oder<br />
bei Dienstleistungen. Dabei legen wir großen<br />
Wert auf die Gewährleistung der Datensicherheit<br />
und die Einhaltung der geltenden<br />
Datenschutzbestimmungen. Insgesamt betrachten<br />
wir KI als eine vielversprechende<br />
Technologie, die das Potenzial hat, unsere Effizienz<br />
zu steigern, bessere Einblicke zu liefern<br />
und die Kundenzufriedenheit zu verbessern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche ethischen Fragen und Herausforderungen<br />
ergeben sich aus der Integration<br />
von KI in die Arbeitswelt?<br />
Kolozs: Die Integration von KI in die Arbeitswelt<br />
wirft ethische Fragen und Herausforderungen<br />
auf, darunter Arbeitsplatzverluste,<br />
Diskriminierung, Datenschutz, Abhängigkeit<br />
von KI, Ethik in der KI-Entwicklung,<br />
Mensch-Maschine-Kollaboration, Weiterbildung<br />
und Ethik in der Entscheidungsfindung.<br />
Diese Fragen erfordern breite Diskussionen<br />
und Zusammenarbeit, um ethische Richtlinien<br />
und Standards für den Einsatz von KI in<br />
der Arbeitswelt zu etablieren.<br />
Thema: Konjunktur<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />
im heurigen Jahr?<br />
Kolozs: Wir sind mit den Absatzzahlen in<br />
unserem Unternehmen im laufenden Jahr<br />
zufrieden. Allerdings müssen wir auch ehr-<br />
30 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
PERFEKTE<br />
LAGE.<br />
PERFEKTER<br />
BLICK.<br />
FORWARD.CC<br />
lich feststellen, dass wir aufgrund<br />
der aktuellen Rohstoffsituation<br />
und anderer Herausforderungen<br />
ein angespanntes wirtschaftliches<br />
Jahr haben. Die steigenden Kosten<br />
und die begrenzte Verfügbarkeit<br />
von Rohstoffen stellen in<br />
diesem Jahr eine besondere Herausforderung<br />
dar, die wir aktiv<br />
angehen, um unsere wirtschaftliche<br />
Entwicklung zu verbessern.<br />
Angesichts dieser Unsicherheiten<br />
ist es von großer Bedeutung, dass<br />
wir als Leitbetrieb in Tirol nicht<br />
nur auf unsere aktuellen Erfolge<br />
schauen, sondern auch vorausschauend<br />
handeln. In diesem<br />
Sinne haben wir auch einige gezielte<br />
Umstrukturierungen im<br />
Unternehmen vorgenommen,<br />
um den aktuellen Herausforderungen<br />
noch effektiver entgegenzuwirken.<br />
Diese Anpassungen<br />
sollen sicherstellen, dass wir flexibel<br />
und widerstandsfähig bleiben<br />
und unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit<br />
stärken, ohne<br />
dabei unsere hohen Standards in<br />
Bezug auf Qualität und Service<br />
zu vernachlässigen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen<br />
sehen Sie auf Ihr Unternehmen<br />
zukommen? Insgesamt<br />
und speziell für Ihre Branche<br />
(Zinsentwicklung, Energie, Teuerung<br />
etc.)?<br />
Kolozs: Die Entwicklung der<br />
Zinsen, steigende Energiekosten<br />
und die allgemeine Teuerung<br />
sind Faktoren, die unsere finanzielle<br />
Planung und Produktionskosten<br />
beeinflussen können. Die<br />
Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
nehmen zu, und wir müssen sicherstellen,<br />
dass unsere Prozesse<br />
und Produkte diesen Anforderungen<br />
gerecht werden. Die<br />
Marktvolatilität und der anhaltende<br />
Wettbewerb in unserer<br />
Branche erfordern kontinuierliche<br />
Anpassungen und Innovationen.<br />
Unser Ziel ist es, diesen<br />
Herausforderungen proaktiv zu<br />
begegnen, unsere Effizienz zu<br />
steigern und unsere langfristige<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.<br />
Unsere enge Partnerschaft<br />
mit den Tiroler Bauern ist ein<br />
wesentlicher Bestandteil unseres<br />
Erfolgs. Wir beziehen das, was<br />
möglich ist, aus regionaler Produktion,<br />
was nicht nur die Qualität<br />
unserer Produkte sicherstellt,<br />
sondern auch zur Förderung der<br />
lokalen Landwirtschaft beiträgt.<br />
Wir sind entschlossen, diese Zusammenarbeit<br />
mit den Tiroler<br />
Bauern in Zukunft noch weiter<br />
zu intensivieren. Durch eine noch<br />
engere Zusammenarbeit wollen<br />
wir die Qualität unserer Rohstoffe<br />
und Zutaten weiter steigern.<br />
Diese langfristige Partnerschaft<br />
ist nicht nur ein Beitrag zur<br />
regionalen Wirtschaft, sondern<br />
auch ein Versprechen an unsere<br />
Kunden, hochwertige Produkte<br />
zu liefern, auf die sie sich verlassen<br />
können.
„Mit Obstkorb und gutem Kaffee bindet<br />
man keine jungen Fachkräfte mehr.“<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />
in Ihrem Unternehmen besonders<br />
wichtig?<br />
Alexander Wolf: Unsere MitarbeiterInnen<br />
wollen einen Sinn in der Tätigkeit erkennen,<br />
schätzen flexible Arbeitszeiten und die Verwendung<br />
von innovativen Technologien.<br />
<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-Konzepten<br />
auseinander? Wenn ja, inwiefern wirkt<br />
sich das auf Produktivität und Zufriedenheit<br />
der Mitarbeiter aus?<br />
Wolf: Mit Obstkorb und gutem Kaffee<br />
bindet man keine jungen Fachkräfte mehr.<br />
Unsere New-Work-Initiativen haben wir gemeinsam<br />
mit unseren MitarbeiterInnen entwickelt,<br />
prototypisch evaluiert, umgesetzt und<br />
jetzt gemonitort – ganz so wie wir es aus der<br />
Softwareentwicklung kennen. Damit können<br />
wir uns auf Maßnahmen konzentrieren, die<br />
wirklich motivieren, gleichzeitig aber auch<br />
wirtschaftlich sind.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen Alltag<br />
finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />
bereits jetzt eine Rolle?<br />
Wolf: Als Softwareunternehmen steigern wir<br />
unsere Produktivität, indem wir Programmcode<br />
für Problemstellungen von der KI erzeugen<br />
lassen, statt jede Funktion manuell<br />
auszuprogrammieren. Neben der Codegenerierung<br />
nutzen wir KI-Funktionen auch<br />
in konkreten Anwendungen. Beispielsweise<br />
helfen wir großen Unternehmen dabei, dass<br />
MitarbeiterInnen im Kundenservice durch<br />
KI-Unterstützung schneller Anfragen beantworten<br />
können, was zu einen höheren Kundenzufriedenheit<br />
führt. Im Medizinbereich<br />
möchten wir die KI nutzen, um die Befundung<br />
zu unterstützen oder Krankheiten früh<br />
zu erkennen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />
Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />
diese angegangen?<br />
Wolf: Bei der Verwendung von KI-generiertem<br />
Programmcode ist die Quelle nicht<br />
mehr ersichtlich, welche die KI verwendet<br />
hat. <strong>Das</strong> kann dazu führen, dass man urheberrechtlich<br />
geschützte Codeteile in seine eigene<br />
Software holt. Zudem werden an die KI übermittelte<br />
Informationen unter Umständen als<br />
Trainingsdaten genutzt, meist auch außerhalb<br />
der EU. Wir erarbeiten gerade eine Unterneh-<br />
Alexander Wolf, Technischer<br />
Geschäftsführer, World Direct<br />
mensleitlinie, die definiert, welche Tools von<br />
unseren MitarbeiterInnen genutzt werden<br />
können und in welchem Umfang.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie auf Ihr Unternehmen zukommen?<br />
Wolf: Seit Jahren beobachten wir, dass wirtschaftliche<br />
Herausforderungen bei unseren<br />
Kunden erst mit einer gewissen Verzögerung<br />
bei uns spürbar werden. Müssen Unternehmen<br />
Kosten sparen, werden IT-Projekte<br />
manchmal verzögert gestartet oder auf Eis<br />
gelegt. Andererseits ergreifen viele Unternehmen<br />
speziell in wirtschaftlich schwierigen<br />
Zeiten die Chance, durch Automatisierungsund<br />
Digitalisierungslösungen Kosten zu senken,<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Flexibel & Neues denken<br />
Interview. Die CURA Beauty Labels Geschäftsführer Hannes Kohl und Clemens Kohl im<br />
Interview über die Notwendigkeit einer neuen Führung für eine neue<br />
Generation von MitarbeiterInnen, deren Basis Vertrauen und Eigenständigkeit ist.<br />
<strong>ECHO</strong>: Den Generationen x, y und z wird<br />
nachgesagt, weniger arbeiten zu wollen und<br />
die Freiheit hochzuhalten. Sie hätten ein anderes<br />
Verständnis von Karriere und andere<br />
Werte. Wie erleben Sie diese Generationen?<br />
Hannes Kohl: Ich empfinde unsere jungen<br />
MitarbeiterInnen bereits als andere<br />
Generation als mich selbst. Natürlich merken<br />
wir Veränderungen. Doch der Arbeitsmarkt<br />
ist, wie er ist, da hilft kein Jammern<br />
oder Schimpfen, man muss sich anpassen.<br />
Wenn es jemandem gelingt, mit den „alten“<br />
Stilmitteln die richtigen Arbeitskräfte für<br />
sein Unternehmen zu finden, ist das toll.<br />
Doch Fakt ist, der Arbeitsmarkt ändert sich,<br />
ArbeitnehmerInnen sind sich heute mehr<br />
wert bzw. haben veränderte Ansprüche.<br />
Mir gefällt es gut, wenn MitarbeiterInnen<br />
eine bessere Position im Machtgefüge eines<br />
Unternehmens einnehmen, als das früher<br />
der Fall war. Es ist unser Grundbedürfnis<br />
und ein ständiger Versuch, die Interessen<br />
des Unternehmens mit den Interessen der<br />
MitarbeiterInnen in Einklang zu bringen.<br />
Man muss genau analysieren, welche Maßnahmen<br />
sinnvoll sind und wie die Interessen<br />
des Unternehmens dennoch gewahrt<br />
bleiben. Man muss sehr flexibel denken<br />
und bereit sein, viele neue Dinge auszuprobieren,<br />
nicht nur, wenn einen Corona dazu<br />
zwingt, sondern darüber hinaus. Für mich<br />
ist es nachvollziehbar, dass junge Menschen<br />
nicht mit 25 in einen Beruf einsteigen und<br />
denselben mit 65 verlassen möchten, sondern<br />
dass sie etwas erleben wollen, z. B. zwischendurch<br />
ein Jahr Sabbatical machen wollen.<br />
<strong>Das</strong>s dies heute ohne schwerwiegenden<br />
Knick im Lebenslauf machbar ist, finde ich<br />
sehr gut. In der CURA bemühen wir uns, unseren<br />
High Potentials zu ermöglichen, nach<br />
solchen Phasen wieder in die CURA zurückzufinden,<br />
also nicht kündigen zu müssen, um<br />
Clemens Kohl und Hannes Kohl.<br />
sich diese und andere Lebensträume zu erfüllen.<br />
Wir möchten unsere MitarbeiterInnen in<br />
die Ziele des Unternehmens einbinden. Dazu<br />
streben wir ein tiefgehendes Vertrauensverhältnis<br />
an. Themen wie Kontrolle im Homeoffice<br />
verlieren so an Relevanz. Es ist aber ein<br />
anstrengender und langer Weg dorthin, dieses<br />
Vertrauensverhältnis aufzubauen.<br />
Clemens Kohl: Früher stand die Arbeit<br />
für viele Menschen im absoluten<br />
Zentrum des Lebens, der Rest wurde<br />
außenrum geplant. Heute definieren sich<br />
die Menschen nicht mehr so stark über<br />
ihre Arbeit, sondern über Freizeit, Hobbys,<br />
Familie etc. <strong>Das</strong> ist legitim. Irrelevant<br />
ist, wie wir persönlich das finden, als Unternehmen<br />
müssen wir damit umgehen<br />
können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Teilen Sie als junge Führungskräfte<br />
diese neuen Werte?<br />
Clemens Kohl: Grundsätzlich kann ich<br />
den Wunsch nach mehr Freizeit und einer<br />
besseren Vereinbarkeit zwischen Beruf und<br />
Privatleben gut nachvollziehen. Auch ich<br />
möchte neben meinem Beruf ein erfülltes<br />
Privatleben führen. Aus meiner Sicht ist<br />
der Ausgleich zur Arbeit auch ein wichtiger<br />
Faktor, um sich zu regenerieren und die<br />
Produktivität im Job dauerhaft zu erhalten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie definieren Sie gute Mitarbeiterführung?<br />
Hannes Kohl: Meiner Erfahrung nach<br />
fördert ein kooperativer Führungsstil, also<br />
die Miteinbeziehung der Mitarbeiter in<br />
Entscheidungen sowie die Zusammenarbeit<br />
auf Augenhöhe, die Motivation immens<br />
und führt zu besseren Ergebnissen.<br />
Dazu muss man aber in der Lage sein, die<br />
absolute Kontrolle abzugeben und den<br />
MitarbeiterInnen zutrauen, selbst gute<br />
Entscheidungen treffen zu können.<br />
Clemens Kohl: Wir haben Glück, weil<br />
diese Werte immer schon Kern unserer<br />
Unternehmens-DNA waren. Es war immer<br />
schon unser Ziel, dass MitarbeiterInnen nicht<br />
nur hier arbeiten, weil sie müssen, um ihr Gehalt<br />
zu verdienen, sondern weil sie sich hier<br />
wohlfühlen, hier gerne Zeit verbringen, sich<br />
Fotos: Vandory<br />
34<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
hier selbst verwirklichen und Unternehmensprozesse<br />
mitgestalten können. Unsere MitarbeiterInnen<br />
genießen einen anderen Stellenwert<br />
als in vielen anderen Unternehmen. Wir<br />
muten ihnen sehr viel Verantwortung zu und<br />
trauen ihnen sehr viel zu. <strong>Das</strong> wird wertgeschätzt,<br />
die Botschaft kommt an. Dieses Vertrauen<br />
wird belohnt, unsere MitarbeiterInnen<br />
leisten wirklich sehr gute Arbeit.<br />
<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen Konflikte<br />
zwischen den Generationen?<br />
Hannes Kohl: Konflikte entstehen immer,<br />
auch zwischen den Generationen, durch verschiedene<br />
Arbeitsweisen und Einstellungen.<br />
Es ist schon so, dass eine Führungskraft vielleicht<br />
nicht nachvollziehen kann, warum die<br />
erste Frage eines Mitarbeiters zu einem Teamevent<br />
ist, ob das denn zur Arbeitszeit zählt. Da<br />
muss man dann gut vermitteln. Wir wollen<br />
uns ja nicht nur der jungen Generation verpflichten,<br />
sondern jeder Mitarbeiter jeder Generation<br />
ist gleich wertvoll. Wir müssen also<br />
darauf achten, dass sich alle wohlfühlen und<br />
gerne hier arbeiten.<br />
Clemens Kohl: Mitunter fallen die Interessen<br />
auseinander. <strong>Das</strong> gilt für beide Seiten.<br />
Jede Seite muss die Interessen der anderen<br />
berücksichtigen. Der Arbeitgeber darf sich<br />
nicht beklagen über die Einstellungen der<br />
Arbeitnehmer. Wenn sich die gewandelt hat,<br />
ist das zu akzeptieren. Und zugleich muss sich<br />
natürlich ein Arbeitnehmer damit abfinden,<br />
dass ein Arbeitgeber gewisse Anforderungen<br />
stellt, die der Arbeitnehmer erfüllen muss,<br />
dass ein gewisser Einsatz für das Unternehmen<br />
verlangt wird. <strong>Das</strong> ist das Spannungsfeld,<br />
in dem wir täglich arbeiten. Einen Bruch, jung<br />
gegen alt, den gibt es aber nicht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie fördern Sie Austausch und Zusammenarbeit<br />
in der CURA?<br />
Clemens Kohl: Unsere Kantine ist ein<br />
Treffpunkt und Ort des Austauschs für alle<br />
MitarbeiterInnen aus den unterschiedlichen<br />
Abteilungen. Zusätzlich haben wir verschiedene<br />
Fixtermine zwischen den Abteilungen,<br />
im Rahmen derer sich die MitarbeiterInnen<br />
auch über Probleme abseits des Tagesgeschäfts<br />
austauschen können.<br />
Interview: Amata Steinlechner<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„In Österreich wird der Faktor Arbeit sehr stark durch Steuern belastet.“<br />
Gabriele Pozzetti, Artifi cial Intelligence & Data<br />
Science Manager bei der Plansee Group.<br />
Thema: Künstliche Intelligenz<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen Alltagfinden.<br />
Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />
bereits jetzt eine Rolle?<br />
Gabriele Pozzetti: Auch in der Plansee<br />
Group kommt künstliche Intelligenz im<br />
Arbeitsalltag zum Einsatz. <strong>Das</strong> Hauptziel<br />
meines Teams ist es, komplexe Algorithmen<br />
in die Wertschöpfungskette für unsere KundInnen<br />
zu integrieren. Und wenn ich nur ein<br />
paar Jahre zurückblicke, freue ich mich zu<br />
sehen, wie weit wir dabei schon gekommen<br />
sind. Wir unterstützen die Produktion bei der<br />
Optimierung der Pulverherstellung oder dabei,<br />
Verformungen bei bestimmten Prozessschritten<br />
berechenbar zu machen. Indem wir<br />
die Vorschau auf Finanzkennzahlen schneller<br />
und genauer machen, unterstützen wir<br />
das Controlling. Sie sehen, die Zahl der KI-<br />
Assistenten, die unsere KollegInnen im Alltag<br />
unterstützen, nimmt zu. Dazu benötigen wir<br />
viele Daten, die wir an verschiedenen Stellen<br />
in der Unternehmensgruppe sammeln und<br />
als wertvollen „Treibstoff “ für das Training<br />
unserer Algorithmen nutzen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />
Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Pozzetti: Ich nenne Ihnen ein praktisches<br />
Beispiel aus unserer Gruppe: Für jedes Unternehmen<br />
ist es von großem Vorteil, bereits<br />
vor dem Start der Produktion zu wissen,<br />
ob ein Produkt fehlerhaft sein könnte. In<br />
unserem Fall ist die Pulveraufbereitung ein<br />
entscheidender Schritt, der sich auf unseren<br />
CO 2<br />
-Fußabdruck, unseren Ressourceneinsatz<br />
und auf Umsatz und Gewinn auswirkt.<br />
Hier haben wir einen Assistenten für unsere<br />
Produktion entwickelt, der die Qualität einer<br />
Charge auf der Grundlage ihrer Zusammensetzung<br />
vorhersagen kann. Der Vorteil:<br />
Wir können mit nur einem Klick fehlerhafte<br />
Chargen erkennen, noch bevor die Pulver<br />
gemischt werden. Und da wir in großem<br />
Maßstab produzieren, bedeutet ein Klick<br />
eine Tonne Material, die eingespart werden<br />
kann. Da die Algorithmen nun über diese<br />
Vorhersagefähigkeiten verfügen, können<br />
wir ihnen komplexere Aufgaben übertragen,<br />
um die Menge der recycelten Materialien zu<br />
optimieren, ohne unsere hohen Qualitätsstandards<br />
zu beeinträchtigen. Auf diese Weise<br />
können wir sowohl produktiver als auch<br />
umweltfreundlicher arbeiten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder<br />
Qualifikationen werden aufgrund der Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen benötigt?<br />
Wie bereiten Sie Ihre MitarbeiterInnen darauf<br />
Karlheinz Wex, Vorstandsvorsitzender der<br />
Plansee Group<br />
vor? Rechnen Sie mit hohem Umschulungsaufwand?<br />
Karlheinz Wex: Unser Ziel ist es, die weltbesten<br />
Prozesse in unserer Industrie zu etablieren<br />
– vor allem an der Schnittstelle zum<br />
Kunden, bei Bedarfsvorschauen und in der<br />
Produktionssteuerung. Dafür spielt künstliche<br />
Intelligenz eine immer größere Rolle. Für die<br />
Entwicklung dieser Kompetenzen brauchen<br />
wir noch viele kluge Köpfe – IT-Experten und<br />
Ingenieure –, um dieses Feld weiter voranzutreiben.<br />
Dabei liegt der Schlüssel zum Erfolg<br />
darin, Tools gemeinsam zu konzipieren. <strong>Das</strong><br />
Sammeln und Digitalisieren von Daten, das<br />
Testen von Algorithmen und Tools, das ist nur<br />
zusammen mit allen Kolleginnen und Kollegen<br />
an den Standorten möglich, die ihren<br />
Erfahrungsschatz in den entsprechenden Bereichen<br />
einbringen – sei es Pulvermetallurgie,<br />
Controlling oder Prozesstechnik.<br />
Thema: Konjunktur<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der Wirtschaftsentwicklung<br />
in Ihrem Unternehmen im<br />
heurigen Jahr?<br />
Karlheinz Wex: Die Wirtschaftsentwicklung<br />
in diesem Jahr ist herausfordernd. Die Plansee<br />
36 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Group ist in sehr unterschiedlichen Märkten<br />
tätig, die sich unterschiedlich entwickeln. So<br />
sehen wir z. B. in der Medizintechnik nach wie<br />
vor ein Wachstum, während die Nachfrage<br />
aus der Bauindustrie eingebrochen ist. Zudem<br />
spüren wir bei vielen KundInnen eine Verunsicherung,<br />
was die weitere wirtschaftliche Entwicklung<br />
angeht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie entwickelt sich die Wirtschaftslage<br />
in Ihrem Unternehmen? Wie ist Ihre<br />
Erwartung an die Konjunktur für das nächste<br />
Jahr?<br />
Wex: Wir haben gedämpfte Erwartungen für<br />
das nächste Jahr. Neben den wirtschaftlichen<br />
Problemen in Europa kommt es durch die<br />
globalen handelspolitischen Auseinandersetzungen<br />
zu einer weiteren Belastung der Konjunktur.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Rahmenbedingungen sind<br />
jetzt erforderlich? Welchen Einfluss kann<br />
und soll die Politik nehmen, im Bund und im<br />
Land?<br />
Wex: In Österreich wird der Faktor Arbeit sehr<br />
stark durch Steuern und Abgaben belastet. Hier<br />
liegt es an der Politik, Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, damit sich Leistung wieder lohnt und<br />
vor allem die junge Generation wieder mehr<br />
Optimismus für die Zukunft hat.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den Lohnverhandlungen?<br />
Welche Notwendigkeiten sehen<br />
Sie seitens der ArbeitnehmerInnen und seitens<br />
der ArbeitgeberInnen?<br />
Wex: Die Lohnverhandlungen sind aufgrund<br />
der Rahmenbedingungen heuer besonders<br />
schwierig. Die Abschlüsse der letzten Jahre<br />
haben zu einer deutlichen Verschlechterung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich<br />
im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Ländern geführt. Auf der einen Seite ist es<br />
wichtig, die Kaufkraft der Menschen im Land<br />
zu erhalten. Aber ebenso wichtig ist es, die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen<br />
Exportwirtschaft nicht zu stark zu beeinträchtigen.<br />
Die sogenannte Benya-Formel (Lohnerhöhung<br />
= Abgeltung der Inflation + Anteil am<br />
Produktivitätszuwachs) hat sich aus meiner<br />
Sicht überholt.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Respekt und Ehrlichkeit. Wir agieren als<br />
Team und schauen aufeinander.“<br />
Thema: Junge Führungskräfte<br />
Thema: Künstliche Intelligenz<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />
Patrick Kuen: Die junge Generation ist aus<br />
meiner Sicht zur Arbeitswelt anders eingestellt,<br />
als es vielleicht vor 20 oder 30 Jahren war. Es<br />
geht nicht mehr nur darum, gut zu verdienen,<br />
sondern der Spaß an der Arbeit und das Gesamtpaket<br />
stehen im Vordergrund. Ein großartiges<br />
Team in einer angenehmen, freundschaftlichen<br />
Arbeitsatmosphäre ist meinen MitarbeiterInnen<br />
wichtig. Trotzdem ist genügend Freizeit<br />
und Erholung sehr zentral und darf nicht<br />
zu kurz kommen. MitarbeiterInnen verzichten<br />
oft lieber auf mehr Geld, wenn sie stattdessen<br />
mehr Freiheiten oder Freizeit haben. Durch die<br />
neue, moderne Arbeitswelt gehört Homeoffice<br />
zu den Standardanforderungen der MitarbeiterInnen.<br />
Trotzdem möchte ich nicht alles nur auf<br />
die junge Generation beschränken. Auch erfahrenere<br />
MitarbeiterInnen nehmen die moderne<br />
Arbeitswelt immer mehr wahr und ändern ihre<br />
Anforderungen an einen guten Arbeitgeber.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie sind eine junge Führungskraft.<br />
Teilen Sie die Werte Ihrer jungen MitarbeiterInnen?<br />
Kuen: Als engagierte Führungskraft ist es meiner<br />
Meinung nach deutlich schwieriger, eine<br />
vernünftige Work-Life-Balance zu finden. Ein<br />
Mitarbeiter, der höchste Flexibilität wünscht,<br />
immer wieder im Homeoffice arbeiten möchte<br />
oder längere Auszeiten genießen möchte, kann<br />
meiner Meinung nach nur schwer Führungskraft<br />
sein. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre,<br />
positive Stimmung und ein gemeinsames, sinnvolles<br />
Ziel, an dem man mit Spaß arbeitet, sind<br />
jedoch auch mir als junge Führungskraft wichtig<br />
und sind die Grundvoraussetzungen für die<br />
tägliche Motivation im Team.<br />
<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen Konflikte<br />
zwischen den Generationen?<br />
Kuen: Ja, ich erkenne Konflikte dort, wenn<br />
erfahrenere MitarbeiterInnen eher vorsichtiger<br />
und überlegter agieren und junge MitarbeiterInnen<br />
voller Motivation gleich loslegen wollen.<br />
Hier ist meiner Meinung nach wichtig, die<br />
richtige Balance im Team zu finden und sich regelmäßig<br />
abzustimmen, um gemeinsam in eine<br />
Richtung zu arbeiten. Auf persönlicher Ebene<br />
stelle ich jedoch gegenseitigen Respekt und die<br />
Patrick Kuen, Leitung IT & Digitalisierung der<br />
BODNER Gruppe.<br />
Akzeptanz fest. Deshalb sind Konflikte meist<br />
auch schnell gelöst.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der Mitarbeiterführung<br />
besonders wichtig?<br />
Kuen: Respekt und Ehrlichkeit. Wir agieren<br />
als Team und schauen aufeinander. Ich bereite<br />
den Weg und gebe Ziele vor, Entscheidungen<br />
werden jedoch sehr oft gemeinsam getroffen.<br />
Entscheidungen sollen für alle nachvollziehbar<br />
und transparent gemacht werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Führung?<br />
Kuen: Ich messe den Erfolg meiner Führung,<br />
indem ich mir regelmäßig Feedback von den<br />
Mitarbeiterinnen einhole und nach Verbesserungsvorschlägen<br />
frage. Spüre ich Freude an der<br />
Tätigkeit, freue ich mich mit und weiß, dass ich<br />
etwas richtig gemacht habe.<br />
<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-Konzepten<br />
auseinander?<br />
Kuen: Wie schon beschrieben, gehört die moderne<br />
Arbeitswelt auch für konservativ geführte<br />
Unternehmen mittlerweile zum Alltag. Homeoffice<br />
und eine flexible Work-Life-Balance<br />
werden allen MitarbeiterInnen – nicht nur den<br />
jungen – immer wichtiger. Jedoch bin ich der<br />
Meinung, dass hier individuelle Lösungen gefunden<br />
werden können, da es auch heute noch<br />
Mitarbeiterinnen gibt, die gerne ins Büro fahren<br />
und auch gerne mal länger bleiben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen Alltagfinden.<br />
Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />
bereits jetzt eine Rolle?<br />
Kuen: KI spielt aktuell noch eine untergeordnete<br />
Rolle. Die Entwicklungen am Markt<br />
werden jedoch laufend beobachtet und die<br />
Zweckmäßigkeit für unser Unternehmen neu<br />
bewertet.<br />
<strong>ECHO</strong>: Glauben Sie, dass KI Jobs in Ihrer<br />
Branche verändern wird? Und wenn ja, welche<br />
und in welcher Hinsicht?<br />
Kuen: Die Baubranche liegt mit dem Einzug<br />
von neuen Technologien meist etwas hinter allen<br />
anderen Branchen, was jedoch nicht zwingend<br />
schlecht ist, da der Einstieg in der Hype-<br />
Phase oft ein riskantes Experiment darstellt und<br />
oft mit hohen Kosten verbunden ist. Trotzdem<br />
wird vor allem im Bereich der IT und Softwareentwicklung<br />
in KI-Projekte investiert und das<br />
wird den Alltag entsprechend ändern. Code<br />
kann von KI bereits entworfen werden. Mühsame<br />
Copy&Paste-Arbeiten in der Softwareentwicklung<br />
fallen weg. Rechnungen können<br />
durch eine KI analysiert und ausgelesen werden.<br />
KI-Vorschläge in der Baustellendokumentation<br />
erleichtern den Alltag von Bauleitern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />
könnten durch KI in Ihrer Branche entstehen?<br />
Kuen: Mittelfristig sehe ich wenig Berufe,<br />
die explizit durch KI entstehen werden, da die<br />
Technologie meiner Meinung nach noch zu<br />
frisch ist. Vor allem im Bereich der Rechnungsanalyse<br />
verlegen sich die benötigten Ressourcen<br />
jedoch mehr von einfachen Tipp arbeiten hin zu<br />
wichtigen Kontrollstellen nach der KI-Analyse.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die Effizienz<br />
und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Kuen: Ich sehe sehr hohes Potenzial in der Erhöhung<br />
der Effizienz durch KI. Arbeitsprozesse,<br />
die immer ähnlich ablaufen, können effizienter<br />
und ohne händischen Aufwand gestaltet werden.<br />
Der einfache First Level Support könnte<br />
für alle Parteien optimiert werden. Baustellen<br />
könnten KI-unterstützt abgewickelt werden,<br />
um schwierige Probleme zu lösen. Es gibt hier<br />
38 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
viele Ideen, jedoch noch wenige ausgereifte<br />
Lösungen. Die nächsten Jahre werden hier<br />
aber sicherlich viele großartige Projekte mit sich<br />
bringen, davon bin ich überzeugt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder Qualifikationen<br />
werden aufgrund der Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen benötigt?<br />
Kuen: Mein Ansatz wäre, dass der Endanwender<br />
die KI gar nicht in der Tiefe verstehen<br />
muss. Ein tiefgreifenderes IT-Know-how wird<br />
aber bestimmt beim Implementieren solcher<br />
Systeme notwendig werden. Unseren internen<br />
IT-Entwicklungsbereich werden wir dahingehend<br />
rechtzeitig vorbereiten müssen. Mit<br />
einem hohen Umschulungsaufwand ist jedoch<br />
aus meiner Sicht nicht zu rechnen, da es viele<br />
Software-Produkte geben wird, die den Einsatz<br />
von KI erheblich vereinfachen werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie können Ihre ArbeitnehmerInnen<br />
von der Integration von KI in Ihr Unternehmen<br />
profitieren?<br />
Kuen: Meiner Meinung nach wird KI nur<br />
dann einen Einfluss auf die Work-Life-Balance<br />
haben, wenn man die MitarbeiterInnen zu bestimmten<br />
Zeiten durch KI zumindest zum Teil<br />
ersetzen könnte. Ich denke jedoch nicht, dass<br />
dieser Fall in den nächsten paar Jahren eintreten<br />
wird.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder Bedenken<br />
gibt es in Bezug auf die Einführung von<br />
KI in Ihrem Unternehmen?<br />
Kuen: Die größte Herausforderung bei der<br />
Implementierung von KI ist die richtige Balance<br />
zwischen Mensch und Maschine. Der Endanwender<br />
wird irgendwann aufgeben, wenn er<br />
beim mehrfachen Versuch mit der KI nicht zu<br />
einer Problemlösung kommt. Hier wird nach<br />
wie vor der menschliche Einfluss essenziell<br />
bleiben. Zudem gibt es die Herausforderung bei<br />
den sprachbasierten KI-Tools, dass klare Grenzen<br />
und Regeln existieren, um die Entwicklung<br />
der Antworten in die richtige Richtung lenken<br />
zu können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen könnte KI<br />
auf die Kreativität und Innovationsfähigkeit<br />
haben?<br />
Kuen: Man sieht bereits jetzt, bei den ersten<br />
sprachbasierten KI-Modellen, dass Menschen<br />
schnell zur KI greifen, bevor selbst überlegt<br />
wird, wie man ein Problem lösen könnte. Ich<br />
befürworte das einerseits, da man auf bereits<br />
vorhandenes Wissen zurückgreifen kann und<br />
man auf das bereits hart erarbeitete Wissen von<br />
anderen Quellen zurückgreifen kann. Andererseits<br />
wird dieses Wissen ohne neue Kreativität<br />
und Einfluss auch nicht wachsen können. Deshalb<br />
wird es, vor allem bei den Sprachmodellen,<br />
klare Regeln und Richtlinien zur Nutzung<br />
benötigen, um die eigene Innovation aufrechtzuerhalten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen) Regulierungen<br />
sind in Bezug auf KI Ihrer Meinung nach notwendig?<br />
Kuen: Abgesehen von internen Regeln zur<br />
Nutzung in Organisationen wäre es wichtig,<br />
übergeordnete Regeln zur Nutzung in Universitäten<br />
und Fachhochschulen aufzustellen. Ich<br />
bin der Meinung, man sollte die Systeme nicht<br />
vollständig verbieten dürfen, da sie immer mehr<br />
zum Alltag gehören, wie Google und Wikipedia,<br />
jedoch braucht es hier meiner Meinung<br />
nach österreichweite oder gar EU-weite Richtlinien<br />
für den Einsatz im Bildungsbereich.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Die Würde<br />
unterscheidet uns<br />
Interview. Walter Peer, Landesdirektor der Wiener Städtischen, über den Einsatz<br />
von künstlicher Intelligenz, die Herausforderungen für die Arbeitswelt und den<br />
ethischen Umgang mit KI.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />
wird zunehmend in den betrieblichen<br />
Alltag integriert. Wie ist<br />
die aktuelle Rolle von KI in Ihrem<br />
Unternehmen?<br />
Walter Peer: KI spielt bereits<br />
jetzt eine wichtige Rolle in unserem<br />
Unternehmen, und wir<br />
stehen vor der Aufgabe, damit umzugehen.<br />
In unserer Gesellschaft<br />
neigen wir dazu, das Unbekannte<br />
zu meiden oder abzulehnen.<br />
Dennoch ist es unerlässlich, dass<br />
wir uns mit KI auseinandersetzen<br />
und dabei stets kritisch bleiben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wo konkret kommt KI<br />
bei der Wiener Städtischen zum<br />
Einsatz?<br />
Peer: KI findet zum Beispiel Anwendung<br />
in der Versicherungsmathematik.<br />
Hier erfolgen Modellierungen,<br />
Bewertungen und Risikosteuerung<br />
mithilfe von Daten und<br />
Algorithmen. Wir arbeiten auch<br />
mit digitalen Programmen, die<br />
Modelle und Varianten vorschlagen<br />
und unsere Mitarbeiter:innen<br />
unterstützen. Zusätzlich wird KI<br />
auch bei unserer losleben-App verwendet,<br />
dadurch bekommen Kund:innen schneller<br />
ihr Geld überweisen, weil die KI Rechnungen<br />
erkennt. Persönlich nutze ich Tools wie<br />
ChatGPT oder Perplexity zur Unterstützung<br />
bei Ideensammlungen, Recherchen und Berechnungen.<br />
Meine Erfahrungen damit sind<br />
äußerst positiv, da sie Zeit sparen. Natürlich<br />
ist es wichtig, die Ergebnisse weiterhin kritisch<br />
zu prüfen und zu kontrollieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Jobs werden Ihrer Meinung<br />
nach von KI betroffen sein?<br />
Peer: Ich denke, es werden alle Jobs betroffen<br />
sein, es wird überall zu Veränderungen<br />
kommen. Engagierte Menschen, die lernbereit<br />
sind, werden KI als effizientes<br />
Werkzeug nutzen. Für die Gesellschaft<br />
selbst ist es auch nicht<br />
schlecht, dass wir aufmerksam<br />
gemacht werden, was für Innovationen<br />
wir für eine prosperierende<br />
und zukunftsgerichtete Gesellschaft<br />
brauchen. Wir sollten nicht<br />
nur in bestehenden Strukturen<br />
verharren und sagen: <strong>Das</strong> haben<br />
wir noch nie so gemacht. <strong>Das</strong> ist<br />
eine Tonart, mit der ich generell<br />
nicht, aber schon gar nicht im<br />
Unternehmertum arbeiten will.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wir haben derzeit eine<br />
Arbeitszeitdebatte. Die Gewerkschaft<br />
sagt, wir sollten weniger<br />
Stunden arbeiten, weil die Produktivität<br />
gestiegen ist. Die Vertreter<br />
der Wirtschaft sagen, dass<br />
das unmöglich sei. Kann es sein,<br />
dass wir angesichts der Produktivitätssteigerung<br />
durch KI die<br />
falsche Diskussion führen?<br />
Peer: Die Fragen „Welche Funktion<br />
in der Wirtschaft hat die<br />
Produktivität? Welche Funktion<br />
hat die Arbeitsleistung, die<br />
ich einbringen muss, um den gewünschten<br />
Grad der Produktivität zu erreichen?“ sind<br />
nun wirklich nicht neu. Der Umgang mit<br />
der Frage übrigens auch nicht. Lassen Sie es<br />
mich an einem Beispiel erklären: Wenn ich<br />
für eine Recherche bislang zwischen drei<br />
und vier Stunden gebraucht habe, so kann ich<br />
diese Aufgabe mit KI-Tools in einer Stunde<br />
Fotos: Vandory<br />
40<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
erledigen. Ich habe mir also zwei bis<br />
drei Stunden Zeit gespart und damit<br />
die Produktivität pro Stunde erhöht.<br />
Wenn ich das einem Gewerkschafter<br />
erzähle, wird er sagen: „Bestens, so<br />
bekommt der Arbeitnehmer zwei bis<br />
drei Stunden mehr Freizeit.“ Wenn<br />
ich mit dem Unternehmer spreche,<br />
wird er antworten: „Bestens, dann<br />
kann der Mitarbeiter ja zwei bis drei<br />
Recherchen in der gleichen Zeit erstellen.“<br />
Die beiden sollten sich also<br />
zu einem konstruktiven Gespräch im<br />
Sinne eines gesunden Wirtschaftssystems<br />
treffen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie entwickelt sich hier unsere<br />
Gesellschaft?<br />
Peer: Wir sollten die Perspektive<br />
umdrehen: Nicht die Gesellschaft<br />
entwickelt uns, sondern wir entwickeln<br />
die Gesellschaft. Bleiben wir<br />
bei unserem Beispiel: Ich habe die<br />
Vision, dass es möglichst allen Menschen<br />
gut gehen soll und dass möglichst<br />
viele glücklich sein sollen. Im<br />
konkreten Beispiel bedeutet das, dass sich<br />
der Gewerkschafter mit dem Unternehmer<br />
zusammensetzen muss, um herauszufinden,<br />
welche Lösung für möglichst viele die beste<br />
ist. <strong>Das</strong> Schöne ist, dass es etwas zu verhandeln<br />
– und zu verteilen – gibt, weil der Mehrwert<br />
vorhanden ist. Im Tunnelblick wird<br />
nämlich oft genau das vergessen, dass man<br />
mehr zu verteilen hat, wenn der Mehrwert<br />
geschaffen wurde.<br />
<strong>ECHO</strong>: Werden durch KI Arbeitsplätze<br />
vernichtet?<br />
Peer: Wir werden die Arbeitswelt umgestalten<br />
müssen, wieder einmal. So wie das auch<br />
nach der klassischen Industrialisierung vor<br />
über 250 Jahren gemacht werden musste. Hat<br />
die industrielle Entwicklung Arbeitsplätze vernichtet?<br />
Ja, hat sie. Hat sie neue Arbeitsplätze<br />
gebracht? Ja, und zwar mehr als sie vernichtet<br />
hat. Und darum geht es auch jetzt in Bezug auf<br />
die KI und die sich verändernde Arbeitswelt.<br />
Wir müssen den Mehrwert, der durch die KI<br />
entsteht, gerecht und klug verteilen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Viele Menschen fürchten sich vor<br />
diesen Entwicklungen. Wie kann man diesen<br />
Ängsten begegnen?<br />
Peer: Die Menschen fürchten sich zumeist<br />
vor dem Unbekannten, dem Fremden, dem<br />
nicht Einschätzbaren. Deshalb fürchten sich die<br />
Menschen vor der unbekannten KI. Wichtig ist<br />
es jetzt, dass man Menschen, die sich fürchten,<br />
nicht als dumm oder unaufgeschlossen kritisiert,<br />
sondern dass man die Ängste thematisiert,<br />
ernst nimmt und herausfindet, ob die Ängste<br />
berechtigt sind oder nicht. Dann kann man<br />
schnell besser mit der Angst umgehen. Furcht<br />
ist nämlich auch wichtig. Wer auf den Berg<br />
geht und sich nicht im Sinne der begründeten<br />
Gefahrenerkennung fürchtet, läuft Gefahr, abzustürzen.<br />
Wer auf den Berg geht und sich vor<br />
jedem Stein und jedem Schritt fürchtet, wird<br />
wahrscheinlich nie auf den Gipfel kommen.<br />
Jene Menschen sind zu respektieren, die Angst<br />
vor der KI haben, aber ich erwarte auch den<br />
Respekt dieser Menschen, sich mit dem Neuen,<br />
dem Unbekannten zu beschäftigen und die<br />
eigene Angst zu prüfen. Da liegt es an uns, die<br />
Vor- und Nachteile herauszuarbeiten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wenn KI so viele Aufgaben von<br />
Menschen übernehmen kann, was unterscheidet<br />
irgendwann die Maschine vom<br />
Menschen?<br />
Peer: Ich denke, es ist die Empathie, die Fähigkeit,<br />
einen anderen Menschen würdevoll<br />
zu behandeln. Übrig bleibt die Würde,<br />
und die Würde ist das, was bei<br />
den Menschenrechten zuerst steht.<br />
<strong>Das</strong> heißt, überall wo ich Würde<br />
brauche, wird KI nicht zum Einsatz<br />
kommen. Und Würde brauche ich<br />
sehr oft. Da agiert der Mensch anders<br />
als die Maschine. Nicht immer<br />
besser, weil nicht alle Menschen würdevoll<br />
handeln.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Kompetenzen<br />
werden MitarbeiterInnen in Zukunft<br />
brauchen?<br />
Peer: Es hat sich ja bereits vieles geändert.<br />
Wer heute keine Bereitschaft<br />
hat, mit dem Computer zu arbeiten,<br />
der wird keine Zukunft in der Arbeitswelt<br />
haben. In der Generation<br />
der Babyboomer gibt es immer noch<br />
Leute, die kaum Berührung mit dem<br />
Computer haben und auch nicht haben<br />
wollen. Die waren in einer rein<br />
analogen Welt erfolgreich und haben<br />
auch Kompetenzen. Wir machen da<br />
gute Erfahrungen, indem wir Teams<br />
aus arrivierten und jungen Mitarbeiter:innen<br />
bilden. Der Junge kann von der Erfahrung des<br />
Arrivierten profitieren, die Ältere lernt von der<br />
Digitalkompetenz einer jungen Mitarbeiterin,<br />
lernt aber auch, dass junge Menschen viele<br />
Dinge auch anders sehen. <strong>Das</strong> hilft beiden.<br />
Wenn dann noch KI-Tools als Hilfsmittel<br />
genutzt werden, entstehen großartige Ergebnisse.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche ethischen Fragen und Herausforderungen<br />
ergeben sich aus der Integration<br />
von KI in die Arbeitswelt?<br />
Peer: Natürlich brauchen wir Spielregeln.<br />
Aber nicht: Wir dürfen gar nichts tun, außer …<br />
Sondern: Wir dürfen alles tun, außer … Und<br />
wieder fällt mir das Wort Würde ein. Wenn die<br />
KI nicht imstande ist, Würde zu haben, dann ist<br />
die Frage beantwortet.<br />
<strong>ECHO</strong>: Kann es sein, dass wir zu wenig über<br />
dieses Thema diskutieren?<br />
Peer: Ja, mit Sicherheit. Je offener wir mit dem<br />
Thema umgehen, desto mehr Szenarien und<br />
Möglichkeiten werden sich uns öffnen. Aber<br />
wir müssen intensiv darüber reden, um dann<br />
zu entscheiden, ob wir nichts oder alles regeln<br />
müssen.
| INTERVIEW<br />
„Bücher waren schon immer<br />
recht krisenresistent.“<br />
Thema: Junge Führungskräfte<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />
Markus Renk: Grundsätzlich finde ich<br />
einen Austausch mit jüngeren KollegInnen<br />
als befruchtend, gewinnbringend und erfrischend.<br />
Der Zugang zu gewissen Themen<br />
ist anders, aber somit nicht automatisch<br />
schlechter. Die Frage, wie man zum Ziel<br />
kommt, ist ja nicht wirklich entscheidend.<br />
Andererseits wird man im Laufe der Zeit in<br />
vielen Bereichen betriebsblind. Hier können<br />
neue Ansätze helfen, stärker über den Tellerrand<br />
zu schauen. Gerade der Buchhandel<br />
ist sehr schnelllebig. Mit jährlich rund einer<br />
Millionen Neuerscheinungen entstehen<br />
Trends sehr schnell und man muss ständig<br />
das Ohr bei seinen KundInnen haben. Junge<br />
KollegInnen helfen hier sehr. Wir haben<br />
in letzter Zeit viele Sortimentsbereiche neu<br />
aufgebaut, um diesem Umstand Rechnung<br />
zu tragen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Haben die neuen Werte junger<br />
MitarbeiterInnen den Umgang mit der Belegschaft<br />
verändert? Wenn ja, wie?<br />
Renk: Auf alle Fälle! Ich komme aus einer<br />
Generation, wo das Berufsleben sehr stark<br />
im Mittelpunkt steht. Junge Leute haben eine<br />
ganz andere Work-Life-Balance und das ist in<br />
vielen Bereich gut so! Gerade die letzten drei<br />
Jahre haben sehr viele Herausforderungen gebracht,<br />
Pandemie, Teuerung, Krieg usw. <strong>Das</strong><br />
bringt die MitarbeiterInnen an die Grenzen<br />
der Belastbarkeit. Hier ist mit Bedacht darauf<br />
zu achten und schonend mit den Energiereserven<br />
umzugehen. Hier hilft es, sich mit den<br />
Vorstellungen junger Leute auseinanderzusetzen.<br />
Thema: Künstliche<br />
Intelligenz<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />
Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Renk: Wir beschäftigten uns sehr mit diesem<br />
Thema und arbeiten an Modellen, wo<br />
wir KI für eine weitere Verbesserung unserer<br />
Beratungstätigkeit verwenden können. KI<br />
wird irgendwann alle deutschsprachigen<br />
Bücher Wort für Wort kennen. Mithilfe der<br />
KI kann man dies für die Beratung nutzen.<br />
Sie können dann z. B. sagen, dieses Buch<br />
hat mir gefallen, weil… Dann kann die KI<br />
Bücher nennen, welche diese Eigenschaften<br />
ebenfalls bieten. Auch wird es irgendwann<br />
möglich sein, Bücher für Kunden nach deren<br />
Wünschen zu produzieren. Man gibt der KI<br />
ein Vorbild und fünf Stichwörter und die KI<br />
verfasst das Buch. <strong>Das</strong> ist erschreckend und<br />
faszinierend zugleich!<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />
Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />
diese angegangen?<br />
Renk: Ich denke, dass die Rechtesituation<br />
eine sehr komplexe sein wird. Wo liegen die<br />
Urheberrechte bzw. wie unterscheidet man<br />
in Zukunft Texte einer Autorin oder eines<br />
Autors mit den Texten der KI? Wir haben<br />
hier schon Versuche gestartet und haben uns<br />
Texte in der Art von bekannten Schriftstellern<br />
verfassen lassen. Eine Unterscheidung fällt<br />
hier jetzt schon sehr schwer! Hier sehe ich<br />
vor allem auch den Umgang mit Falschmeldungen<br />
als kritisch. Heute kann man jederzeit<br />
Videos produzieren, wo man nicht mehr sagen<br />
kann, ob die handelnde Person echt ist<br />
Markus Renk, Geschäftsführer und Gesellschafter<br />
der Wagnersche Buchhandlung in<br />
Innsbruck<br />
oder von einer KI animiert. <strong>Das</strong> wirft jede<br />
Menge Fragen und Befürchtungen auf und<br />
muss geregelt werden.<br />
Thema: Konjunktur<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />
im heurigen Jahr?<br />
Renk: Grundsätzlich freut es mich, dass<br />
auch in der derzeit schwierigen Situation<br />
bei Büchern nicht gespart wird. Bücher<br />
waren schon immer recht krisenresistent!<br />
In schwierigen Zeiten taucht man gerne<br />
in Fantasiewelten ab, lenkt sich gerne ab.<br />
Somit können wir auch heuer beim Umsatz<br />
zulegen. Auf der anderen Seite sind die<br />
Rahmenbedingungen deutlich schwieriger<br />
geworden! Die Teuerung in den Bereichen<br />
Personal, Miete, Energie, Transport und<br />
Verpackung ist enorm und belastet das Ergebnis.<br />
Um dies auszumerzen, muss man<br />
42 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
ei den Ausgaben massiv einsparen. Dies<br />
geht für ein bis maximal zwei Jahre, dann<br />
geht es zu sehr an die Substanz. Auch kann<br />
man die Servicequalität nur sehr schwer<br />
aufrechterhalten. Trotzdem würde ich behaupten,<br />
dass wir uns gut schlagen und die<br />
Kennzahlen im Griff haben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie auf Ihr Unternehmen zukommen? Insgesamt<br />
und speziell für Ihre Branche (Zinsentwicklung,<br />
Energie, Teuerung etc.)?<br />
Renk: Die Teuerung wirkt sich wohl nicht<br />
nur bei uns massiv aus und verhindert größere<br />
Investitionen. Gespart muss eigentlich<br />
bei jeder Ausgabenposition werden. Wir<br />
haben bereits sehr früh die Problematik erkannt<br />
und uns bereits im letzten Jahr intensiv<br />
damit beschäftigt, wie wir die Teuerung<br />
ausgleichen können. Die Planung war sehr<br />
ambitioniert, wir können diese aber halten<br />
und sind sogar über Plan. Andererseits<br />
blockiert das Anziehen der Handbremse<br />
bei den Investitionen aber neue innovative<br />
Konzepte, welche wir gerne umsetzen würden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den Lohnverhandlungen?<br />
Welche Notwendigkeiten<br />
sehen Sie seitens der ArbeitnehmerInnen<br />
und seitens der ArbeitgeberInnen?<br />
Renk: Ich gehe davon aus, dass die Kollektiverhöhung<br />
bei zehn Prozent liegen wird.<br />
Dies ist gut für die MitarbeiterInnen und<br />
auch dringend notwendig, um die Kaufkraft<br />
zu halten. Anderseits bedeutet dies, dass wir<br />
innerhalb von zwei Jahren 17,5 Prozent<br />
Erhöhung bei den Personalkosten haben.<br />
In der Praxis bedeutet dies, entweder man<br />
gleicht das mit dem Umsatz aus, was leider<br />
unrealistisch ist, oder man baut Personal ab.<br />
Was einerseits zulasten der verbleibenden<br />
Leute geht, da die Arbeitsbelastung größer<br />
wird, und anderseits nicht in meinem Sinne<br />
ist, da ich Unternehmer bin, um möglichst<br />
vielen Leuten einen Arbeitsplatz zu ermöglichen.<br />
<strong>Das</strong> treibt mich an!
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Stefan Defl orian, Geschäftsführer der tirol<br />
kliniken.<br />
Thema: Junge Führungskräfte<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />
Stefan Deflorian: Der jüngeren Generation<br />
von (angehenden) Arbeitskräften ist die<br />
Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie<br />
zunehmend wichtig. Wobei wir diesen Wünschen<br />
mit quasi allen Arten von Teilzeitmodellen<br />
sehr entgegenkommen können. Auch<br />
der kürzlich eingeführte Flexipool, wo PflegemitarbeiterInnen<br />
ihren eigenen Dienstplan<br />
schreiben können, wird sehr gut angenommen.<br />
Wir sehen aber auch, dass Themen<br />
wie die Rolle der Nachhaltigkeit in unserem<br />
Unternehmen der jüngeren Generation sehr<br />
wichtig sind. Für uns zeugt das von einem<br />
großen Verantwortungsbewusstsein der neuen<br />
KollegInnen, das zu befürworten ist.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />
in Ihrem Unternehmen besonders<br />
wichtig?<br />
Deflorian: Neben der Nachhaltigkeit auf<br />
allen Ebenen sind auch Inklusion, Gleichberechtigung<br />
oder Gender Equality Werte, die<br />
jüngere ArbeitnehmerInnen durchaus schon<br />
in Bewerbungsgesprächen von ihrer/ihrem<br />
potenziellen zukünftigen ArbeitgeberIn einfordern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der Mitarbeiterführung<br />
besonders wichtig?<br />
„Gestalten und verbinden“<br />
Deflorian: Bei einem Unternehmen unserer<br />
Größe ist es nicht nur die oberste Führungsebene,<br />
die relevant ist. Es sind vor allem<br />
die direkten Führungskräfte, die jeden Tag<br />
gefordert sind. Unter dem Motto „gestalten<br />
und verbinden“ gibt es seit vielen Jahren<br />
regelmäßige Führungskräfte-Schulungen,<br />
genau zugeschnitten auf den jeweiligen Karriere-Abschnitt<br />
und den Bereich, in dem die<br />
Führungskraft tätig ist. Zusätzlich dazu haben<br />
wir eine eigene Abteilung für Coaching und<br />
Beratung, die Führungskräfte, aber auch alle<br />
anderen MitarbeiterInnen sehr niederschwellig<br />
für persönliche Beratung in Anspruch nehmen<br />
können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben auch viele junge Führungskräfte.<br />
Teilen sie die Werte Ihrer jungen<br />
MitarbeiterInnen?<br />
Deflorian: Wir haben in unserem Unternehmen<br />
eine eher junge MitarbeiterInnen-<br />
Struktur und demzufolge auch immer mehr<br />
junge Führungskräfte. Deshalb decken sich<br />
die Werte meist. Aber auch wenn sie nicht<br />
deckungsgleich sind, muss das Wertesystem<br />
von MitarbeiterInnen akzeptiert und ernstgenommen<br />
werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />
könnten durch KI in Ihrer Branche<br />
entstehen?<br />
Deflorian: Im Gesundheitswesen ist der<br />
Einsatz von KI natürlich etwas eingeschränkt,<br />
vor allem in den Kernbereichen, der PatientInnen-Versorgung.<br />
Aber auch hier gibt es<br />
bereits Anwendungen. Beispiele sind die<br />
Erkennung von Hautkrebs oder die Entdeckung<br />
von Auffälligkeiten auf radiologischen<br />
Bildern. Die endgültige Diagnose muss natürlich<br />
ein/e MedizinerIn stellen, aber KI kann<br />
dabei durchaus unterstützen.<br />
Thema: Konjunktur<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie auf Ihr Unternehmen zukommen?<br />
Deflorian: Herausforderungen sind für die<br />
meisten Unternehmen zu einem täglichen<br />
Begleiter geworden. <strong>Das</strong> ist auch im Gesundheitsbereich<br />
nicht anders. Derzeit steht<br />
natürlich der Fachkräftemangel im Vordergrund.<br />
Und obwohl dieser alle Unternehmen<br />
betrifft, ist er im Gesundheitsbereich<br />
verständlicherweise besonders sicht- und<br />
merkbar. Dazu kommen Herausforderungen<br />
im Bereich der Lieferketten, der Energiekosten<br />
und -verfügbarkeit und natürlich auch<br />
der Teuerung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen haben diese<br />
Herausforderungen auf unternehmerische<br />
Entscheidungen?<br />
Deflorian: Im Bereich der MitarbeiterInnen-Rekrutierung,<br />
aber natürlich auch<br />
Ausbildung darf nichts unversucht bleiben.<br />
Gerade der Pflegeberuf muss wieder als sehr<br />
erfüllende Tätigkeit mit ausgezeichneten<br />
Karrierechancen und guter Vereinbarkeit mit<br />
Familie und Privatleben in den Fokus rücken.<br />
Dazu gehören aber auch die passenden Rahmenbedingungen.<br />
Es wird allerdings auch<br />
ein gezieltes Recruiting aus dem Ausland<br />
notwendig werden, auch aus dem außereuropäischen,<br />
wobei gleichzeitig die Zulassungshürden<br />
überarbeitet werden müssen. Nicht<br />
zuletzt braucht es auch eine Anpassung des<br />
bestehenden Angebots der einzelnen Gesundheitseinrichtungen<br />
an die bestehenden<br />
Ressourcen.
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Eine gute Führungskraft<br />
versteht sich als<br />
TrainerIn ihrer<br />
MitarbeiterInnen.“<br />
Thema: Junge Führungskräfte<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen<br />
MitarbeiterInnen in Ihrem Unternehmen<br />
besonders wichtig?<br />
Isolde Stieg: Wir sehen, dass bei den Jungen<br />
Sicherheit und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung<br />
einen großen Stellenwert<br />
einnehmen. Sie möchten mitgestalten, mitbestimmen<br />
und wünschen sich eine sinnstiftende<br />
Tätigkeit. Die finden sie bei uns.<br />
Sie bevorzugen es, in Teams zu arbeiten.<br />
Auch deswegen schätzen sie unsere Unternehmenskultur.<br />
<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen<br />
Konflikte zwischen den Generationen?<br />
Stieg: Konflikte sehen wir nicht. Die Jungen<br />
lernen und profitieren sehr von unseren<br />
erfahrenen MitarbeiterInnen. Und diese<br />
wiederum schätzen die dynamischen Jungen.<br />
Die heutige Jugend hat wahrscheinlich<br />
einen schon sehr selbstverständlichen und<br />
entspannten Umgang mit Diversität. Uns ist<br />
wichtig, dass sich alle wertschätzend und<br />
auf Augenhöhe begegnen. Denn so arbeiten<br />
die unterschiedlichen Generationen am<br />
besten zusammen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie definieren Sie gute Mitarbeiterführung?<br />
Stieg: Eine gute Führungskraft zeichnet<br />
sich dadurch aus, dass sie ein Umfeld<br />
schafft, in dem sich alle Teammitglieder<br />
mit ihren Stärken und Talenten bestmöglich<br />
einbringen können. Sie versteht sich<br />
als TrainerIn ihrer MitarbeiterInnen, gestaltet<br />
mit Begeisterung und ist lösungsorientiert.<br />
Außerdem bleibt sie stets auf<br />
dem Laufenden und pflegt eine gesunde<br />
Fehlerkultur. Nur wer Fehler als Chancen<br />
zur Weiterentwicklung sieht und mutig ein<br />
kalkuliertes Risiko eingeht, kann innovativ<br />
sein.<br />
Isolde Stieg, Vorstandsdirektorin Tiroler Versicherung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-<br />
Konzepten?<br />
Stieg: Diese Konzepte setzen wir schon<br />
seit vielen Jahren um. Alle Stellen werden<br />
bei uns in Voll- und Teilzeit ausgeschrieben,<br />
auch Führungspositionen. Uns ist eine<br />
lebensphasengerechte Personalpolitik<br />
wichtig. Davon profitieren wir genauso wie<br />
unsere MitarbeiterInnen. Eine ausgewogene<br />
Work-Life-Balance macht gesündere,<br />
motiviertere und gewissenhaftere MitarbeiterInnen.<br />
<strong>Das</strong> spüren wir im Unternehmen<br />
jeden Tag.<br />
Thema: Konjunktur<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />
im heurigen Jahr?<br />
Stieg: Versicherungen haben sehr langfristige<br />
Geschäftsmodelle. Wir sprechen von<br />
zehnjährigen, hundertjährigen oder gar<br />
zweihundertjährigen Ereignissen. So viel<br />
lässt sich derzeit aber sagen: Trotz einiger Extremwetterereignisse<br />
verzeichnen wir einen<br />
durchschnittlichen Schadenverlauf. Vor dem<br />
31. 12. und den Auswirkungen der letzten<br />
Feierlichkeiten im Dezember geben wir nie<br />
eine Prognose ab.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie auf Ihr Unternehmen zukommen? Insgesamt<br />
und speziell für Ihre Branche?<br />
Stieg: Technologische Neuerungen sind für<br />
uns natürlich ein großes Thema, dem wir uns<br />
intensiv widmen. Auch der Generationenwechsel<br />
mit vielen Pensionierungen in den<br />
kommenden Jahren beschäftigt uns. Hier gilt<br />
es, frühzeitig geeignete MitarbeiterInnen zu<br />
gewinnen und einen lückenlosen Wissenstransfer<br />
sicherzustellen. Die TIROLER hat in<br />
den vergangenen 200 Jahren viele schwierige<br />
Zeiten miterlebt und sich immer an veränderte<br />
Rahmenbedingungen angepasst. <strong>Das</strong><br />
wird uns auch in den kommenden Jahren<br />
gelingen.
<strong>Das</strong> leistet die Industrie für<br />
Tirol und seine Bevölkerung<br />
43.123<br />
Euro durchschnittlicher<br />
Jahresbruttoverdienst<br />
2,1<br />
Milliarden Euro<br />
Steuern und Abgaben<br />
40.000<br />
gut bezahlte und stabile<br />
Ganzjahresarbeitsplätze<br />
Lehrlingsausbildungen<br />
in<br />
60<br />
verschiedenen,<br />
innovativen Berufen<br />
28 %<br />
der Tiroler<br />
Bruttowertschöpfung<br />
7,8<br />
Milliarden Euro an<br />
Direktexporten<br />
1.300<br />
Lehrstellen für junge<br />
Menschen in Tirol<br />
524<br />
Millionen Euro<br />
Ausgaben für Forschung<br />
& Entwicklung<br />
60<br />
Millionen Euro<br />
an Investitionen in<br />
den Klimaschutz<br />
Erzeugte Waren<br />
im Wert von<br />
14,28<br />
Milliarden Euro<br />
Quelle: Statistik WKO /WKT / IV / Statistik Austria
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Über Arbeit nachdenken<br />
Interview. Florian Achleitner, Geschäftsführer von Achleitner, über die gewandelte Arbeitseinstellung<br />
junger MitarbeiterInnen sowie Möglichkeiten, dieser gerecht zu werden,<br />
z. B. durch die Vereinfachung und Optimierung von Arbeitsprozessen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Über junge MitarbeiterInnen<br />
heißt es, sie wollen weniger Arbeit und<br />
mehr Freizeit, sie hätten ein anderes Verständnis<br />
von Karriere und andere Werte.<br />
Wie erleben Sie diese jüngeren Mitarbeiter-Generationen?<br />
Florian Achleitner: Die Einstellung jüngerer<br />
MitarbeiterInnen hat sich geändert.<br />
V. a. jüngere Menschen brauchen verstärkt<br />
einen Anreiz, um etwas bewegen zu wollen.<br />
Jeden Tag dieselbe Liste auszufüllen,<br />
das hält heute keinen mehr in einem Unternehmen.<br />
Arbeit muss Spaß machen, attraktiv<br />
und abwechslungsreich sein. Früher<br />
wurde über die Arbeit oder Qualität der<br />
Arbeit nicht so viel nachgedacht. Heute<br />
beschäftigen sich, v. a. jüngere, Mitarbeiter<br />
intensiv damit, wie sich welche Prozesse<br />
vereinfachen, optimieren, digitalisieren<br />
und automatisieren lassen, mit dem Ziel,<br />
repetitive Aufgaben loszuwerden oder auf<br />
ein Minimum zu reduzieren. Nur noch<br />
die Spezialfälle sollen von den MitarbeiterInnen<br />
selbst bearbeitet werden. Im Handel<br />
geht es darum, mehr Zeit für die Arbeit<br />
mit den Kunden freizuspielen. Es ist eine<br />
Herausforderung, die Bedürfnisse ernst zu<br />
nehmen, Änderungen umzusetzen und so<br />
ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.<br />
Doch dann kommt die Motivation ganz<br />
von alleine.<br />
<strong>ECHO</strong>: Teilen Sie die Werte Ihrer jungen<br />
Mitarbeiter? Ist Freizeit wichtiger als<br />
Arbeit?<br />
Achleitner: Jain. Ich genieße meine Freizeit<br />
mit meiner Familie sehr. Aber Arbeit<br />
kann erfüllend sein und sollte es auch.<br />
Florian Achleitner<br />
<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen<br />
Konflikte zwischen den Generationen?<br />
Achleitner: Ja, v. a. zwischen jener Generation,<br />
die kurz vor der Pension steht und<br />
jener, die frisch in die Arbeitswelt eingetreten<br />
ist. Junge wollen eher etwas bewirken<br />
und verändern, Ältere eher, dass ihre gewohnte<br />
Arbeitsweise erhalten bleibt. Wir<br />
versuchen Kompromisse zu finden, Prozesse<br />
schrittweise zu erneuern, viel miteinander<br />
zu reden und zu erklären, warum<br />
welche Veränderungen sinnvoll sind.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der MitarbeiterInnenführung<br />
besonders wichtig?<br />
Achleitner: Verständnis zu zeigen, im<br />
beruflichen Kontext sowie für manche<br />
privaten Situationen, die Auswirkungen<br />
auf die Arbeitsfähigkeit haben. Gleichzeitig<br />
aber, nicht alles durchgehen zu lassen,<br />
eine klare Struktur vorzugeben und selbst<br />
einzuhalten. Alle müssen ihre Leistung<br />
erbringen. Wir möchten auf Augenhöhe<br />
miteinander arbeiten, uns gemeinsam<br />
weiterentwickeln. Wir geben die Ziele vor,<br />
doch den Weg dorthin möchten wir gemeinschaftlich<br />
gestalten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Betrifft der Arbeitskräftemangel<br />
Ihr Unternehmen?<br />
Achleitner: V. a. die letzten Jahre waren<br />
sehr schwierig. Bei handwerklichen Aufgaben,<br />
z. B. der Reifenmontage, wird es etwas<br />
besser, wir bekommen viele Bewerbungen,<br />
vermutlich aufgrund der schwächelnden<br />
Wirtschaft in vielen Branchen. Vor allem<br />
Jobs, die höhere Qualifikationen erfordern,<br />
sind nach wie vor schwer zu besetzen, insbesondere<br />
mit guten Leuten. Die Lücke<br />
wird nur durch Automatisierung und Digitalisierung<br />
zu schließen sein.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie läuft die Konjunktur?<br />
Achleitner: Die vergangene Wintersaison<br />
war wetterbedingt quasi nicht vorhanden.<br />
Fotos: Steinlechner<br />
48<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Wir spüren die Inflation und, dass den privaten<br />
Haushalten das Geld fehlt. <strong>Das</strong> haben<br />
wir v. a. in der Sommersaison gemerkt. Wir<br />
hoffen, dass es allmählich besser wird. Doch<br />
nach den letzten drei Jahren gebe ich keine<br />
Prognose mehr über die Zukunft ab, niemand<br />
weiß, wann das nächste Chaos über uns hereinbricht.<br />
Wir versuchen, das beste daraus<br />
zu machen und mit der Situation zurechtzukommen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie gelingt es, Prozesse zu vereinfachen?<br />
Spielt dabei KI eine Rolle?<br />
Achleitner: Wir nutzen Produkte, bei denen<br />
im Hintergrund eine KI läuft. Selbst<br />
setzen wir keine KI ein, dafür sind unsere<br />
Daten und Abläufe nicht komplex genug.<br />
Anlass für eine Prozessoptimierung ist stets<br />
die Beschwerde über wiederkehrende Tätigkeiten,<br />
die langweilig und aufwendig sind.<br />
Dann sehen wir uns den Prozess im Detail<br />
an, überlegen, wo sich rasch Verbesserungen<br />
umsetzen lassen, z. B. durch eine Änderung<br />
des Ablaufs. Wir fragen uns: braucht es den<br />
Prozess überhaupt noch? Wir versuchen das<br />
Konstrukt logisch auszudefinieren und eine<br />
Lösung zu finden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wird über New-Work-Konzepte,<br />
wie eine 4-Tage-Woche, nachgedacht?<br />
Achleitner: Im Backoffice-Bereich und dem<br />
Telefonverkauf beschäftigen wir Teilzeitkräfte,<br />
Homeoffice ist möglich. Im Handel ist<br />
das nicht möglich, hier braucht es die direkte<br />
Kundenarbeit, das verstehen die Mitarbeiter<br />
auch großteils. Über eine 4-Tage-Woche haben<br />
wir nachgedacht, aber die Umsetzung<br />
wäre aufgrund unserer ausgedehnten Öffnungszeiten<br />
zu aufwendig gewesen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wird die berufliche Weiterentwicklung<br />
der MitarbeiterInnen gefördert? Welche<br />
Möglichkeiten haben sie, sich einzubringen?<br />
Achleitner: Gute MitarbeiterInnen hat<br />
nur, wer sie fortbildet und v. a. selbst ausbildet.<br />
Führungspositionen werden intern<br />
nachbesetzt, es kann nur etwas dauern, da<br />
wir sehr langjährige Mitarbeiter haben. Mitarbeiter<br />
sind gefragt sich lösungsorientiert<br />
einzubringen, sie wissen oft besser im Detail<br />
über bestimmte Prozesse Bescheid, als die<br />
Führungskräfte, die ja den Überblick behalten<br />
müssen.<br />
<strong>ECHO</strong>: 4 Generationen Achleitner - wie<br />
hat sich der Führungsstil in dieser Zeit verändert?<br />
Achleitner: Ich denke, die Unterschiede<br />
zwischen meinem Großvater und meinem<br />
Vater sind größer, als zwischen mir und<br />
meinem Vater. Ich kann aber nicht sagen,<br />
einer wäre viel strenger oder autoritärer als<br />
der andere. Interview: Amata Steinlechner<br />
Foto: Tirol Werbung / Herbig Hans<br />
TIROL WERBUNG | PROMOTION<br />
Nachhaltige Mobilität in Tirol nimmt weiter Fahrt auf<br />
Ob erst auf dem Weg dorthin oder bereits unterwegs<br />
in Tirols vielfältigen Regionen – ein<br />
attraktives Angebot an nachhaltiger Mobilität<br />
bereichert nicht nur das Urlaubserlebnis der<br />
Gäste, sondern auch die Lebensqualität der einheimischen<br />
Bevölkerung. Aus diesem Grund<br />
arbeiten Verkehr und Tourismus seit Jahren<br />
Hand in Hand, um immer mehr Menschen<br />
zum Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
zu bewegen. <strong>Das</strong>s Tirol hier schon auf einem<br />
guten Weg ist, zeigen zahlreiche Best-Practice-<br />
Beispiele.<br />
MOBILITÄT ALS WICHTIGSTER<br />
HEBEL<br />
Tirols Regionen gehen mit gutem Beispiel<br />
voran und setzen auf innovative und klimafreundliche<br />
Verkehrslösungen. Gleichzeitig<br />
gilt es, diverse Herausforderungen zu meistern<br />
– insbesondere bei der Frage nach der Anreise:<br />
Sowohl im Sommer 2022 als auch im Winter<br />
2022/23 reisten sieben Prozent von Tirols Gästen<br />
mit der Bahn an, womit das Auto nach<br />
wie vor das Verkehrsmittel Nummer eins ist.<br />
„Wir wissen, dass der größte CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
im Urlaub bei der Anreise entsteht. Somit ist<br />
Tirols Regionen setzen auf nachhaltige Mobilitätskonzepte,<br />
um Gäste wie Einheimische zu<br />
animieren, das Auto stehen zu lassen.<br />
klar, dass die Mobilität einen der wichtigsten<br />
Hebel zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus<br />
darstellt“, ist Karin Seiler, Geschäftsführerin<br />
der Tirol Werbung, überzeugt. Mit Veranstaltungen<br />
wie dem im September stattgefundenen<br />
Tourismus-Mobilitätstag will die Tirol<br />
Werbung zusammen mit Vertreter:innen aus<br />
Branche, Politik und Fachwelt noch mehr Bewusstsein<br />
für nachhaltige Mobilität schaffen<br />
und zum inspirierenden Austausch anregen.<br />
TIROLER REGIONEN<br />
MACHEN‘S VOR<br />
In den vergangenen Jahren konnte die Tirol<br />
Werbung mit ihren Mobilitätspartnern eine<br />
Vielzahl erfolgreicher Projekte umsetzen – sei es<br />
beim Ausbau der öffentlichen Anreise oder bei<br />
der Mobilität vor Ort. So wird im Rahmen der<br />
Initiative „Tirol auf Schiene“ seit über zehn Jahren<br />
der Ausbau von Verbindungen und Halten<br />
von Fernverkehrszügen in Tirol forciert. Jüngere<br />
Beispiele sind etwa das in Tirol entwickelte<br />
Anreise-Tool GRETA, das Gästen klimafreundliche<br />
Anreisemöglichkeiten von der Haustür zur<br />
Hoteltür vorschlägt. Oder die App NaturTrip,<br />
die eine bequeme Planung von Ausflügen mit<br />
Öffis ermöglicht. Weitere Informationen unter<br />
tirol.at/anreise und naturtrip.tirol.at.<br />
Darüber hinaus bieten viele Tourismusregionen<br />
in Tirol Gästekarten, die gleichzeitig als<br />
Fahrkarten dienen. Eine Vorreiterrolle unter<br />
den Tourismusdestinationen nimmt etwa die<br />
Region Seefeld ein: Mit der klimaschonenden<br />
Anreise-Aktion „Freifahrt ins Urlaubsglück“<br />
und einem neuen Mobilitätskonzept hat diese<br />
erst unlängst neue Weichen in Sachen umweltfreundlicher<br />
Mobilität gestellt.<br />
Bezahlte Anzeige
UNTERER | PROMOTION<br />
Die drei Truck-Center-Standorte in Kundl sowie in Pfaffenhofen bieten alles, was das Truckerherz begehrt.<br />
Aller guten Dinge sind 3<br />
An drei Standorten überzeugt das Truck Center mit höchster Kompetenz und umfassendem Kundenservice,<br />
von Reparatur und Service über Überprüfungen bis hin zum Abschleppdienst.<br />
Die Erfolgsgeschichte der heute an drei<br />
Standorten präsenten Truck Center<br />
GmbH begann im Jahr 2016 in<br />
Kundl. Zusammen mit 14 MAN-erfahrenen<br />
Mitarbeitern übernahm Martin Czermak<br />
damals den Betrieb. „Unsere Mitarbeiter verfügen<br />
über langjährige Erfahrung in der Reparatur<br />
und Wartung von LKW, Aufliegern<br />
und Kühlaggregaten. Weil es fast nichts gibt,<br />
was wir nicht in unseren Werkstätten selbst<br />
durchführen können, haben unsere Kunden<br />
mit nur einem Besuch im Truck Center ihr<br />
gesamtes Fahrzeug serviciert“, erklärt Czermak<br />
sein Erfolgskonzept „Eine Werkstatt –<br />
ein Termin“.<br />
HERAUSRAGENDER STANDORT<br />
– KUNDL 1<br />
Bis 2018 konzentrierte sich das erfahrene<br />
Unternehmen am Standort Kundl 1 auf die<br />
Betreuung von Fahrzeugen aus dem Fuhrpark<br />
der Firma Unterer sowie auf ausgewählte<br />
langjährige MAN-Kunden. 2018 kam es<br />
dann zum offiziellen Vertragsabschluss mit<br />
MAN. Seither repariert das Truck Center<br />
mit großer Fachkenntnis Nutzfahrzeuge aller<br />
Hersteller. „Darüber hinaus sind wir auch<br />
autorisierte Werkstätte für IVECO, FORD<br />
LKW, Solaris Busse und HMF Kräne“, ergänzt<br />
Czermak. Allein an diesem Standort<br />
sind 31 bestens geschulte Mitarbeiter tagtäglich<br />
im Einsatz. Bei voller Auslastung können<br />
hier gleichzeitig 18 LKW gewartet werden.<br />
Kundl 1 verfügt außerdem über eine eigene<br />
Prüfstraße. Aufgrund der Lage direkt an der<br />
Inntalautobahn ist dieser Standort besonders<br />
für Transitkunden ideal. „<strong>Das</strong> macht unseren<br />
Standort einzigartig“, weiß Czermak. Dank<br />
der angeschlossenen LKW-Großtankstelle<br />
mit sechs Tankspuren, einer Waschstraße,<br />
Bistrobetrieb und Sanitärbereich findet ein<br />
Berufskraftfahrer hier alles, was er und sein<br />
LKW während eines Stopps benötigen.<br />
„Während mein Team ihren LKW serviciert,<br />
können sie sich duschen, in unserer Kantine<br />
stärken und ihre Wäsche waschen lassen.“ Es<br />
war Czermak besonders wichtig, einen Ort zu<br />
schaffen, an dem sich die Fahrer wohlfühlen<br />
und erholen können.<br />
DOPPELT HÄLT BESSER –<br />
PFAFFENHOFEN<br />
Gemäß seiner Lebenseinstellung – wer rastet,<br />
der rostet – wurde Martin Czermak 2019 mit<br />
einer brandneuen Werkstatt auch im Gewerbepark<br />
Pfaffenhofen ansässig. Czermak berichtet:<br />
„Unsere erfahrenen Mitarbeiter widmen sich<br />
auch an unserem zweiten Standort der Wartung<br />
und Reparatur von LKW aller namhaften<br />
Marken, Bussen, Vans, Aufliegern und Anhängern.<br />
Sämtliche Komponenten wie Getriebe,<br />
Motoren oder Differentiale können repariert<br />
werden. Zur Verfügung stehen acht LKW-<br />
Serviceboxen, eine eigene Prüfhalle sowie ein<br />
Büroanbau.“ Auch der Truck-Center-Standort<br />
in Pfaffenhofen ist Vertragspartner von MAN<br />
Truck & Bus. Zudem wird hier an der Weiterentwicklung<br />
des Motoröls für renommierte<br />
Hersteller getüftelt. 16 Mitarbeiter sind ak-<br />
Fotos: Unterer, Steinlechner
Nr.22<br />
tuell in Pfaffenhofen beschäftigt und werden<br />
von Lehrlingen in KFZ-Technik NFZG/Systemelektronik<br />
tatkräftig unterstützt. Bei der<br />
Werkstatteinrichtung wurde mit regionalen<br />
Partnern zusammengearbeitet. Wie in Kundl<br />
werden in Pfaffenhofen sämtliche gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Überprüfungen (§57a,<br />
§24-Tachoüberprüfung, B3-T9-Gefahrengutund<br />
Tankdruckprüfungen sowie §8-Kranprüfungen<br />
bzw. Hebebühnenüberprüfungen und<br />
Ladebordwandüberprüfungen) fachmännisch<br />
durchgeführt. In Zusammenarbeit mit Service24<br />
wird von Pfaffenhofen aus auch ein<br />
Pannenservice betrieben. „Wir sind Experten<br />
für die Behebung von Unfallschäden, rund<br />
um die Uhr erreichbar und übernehmen für<br />
unsere Kunden selbstverständlich auch die Versicherungsabwicklung.<br />
Unsere modernen Pannenbusse<br />
ermöglichen noch vor Ort zahlreiche<br />
Reparaturen. Dank unseres umfangreichen<br />
Ersatzteillagers sind wir mit <strong>Original</strong>-, Ident-,<br />
oder Nachbauteilen bestens ausgestattet. Immer<br />
wieder veranstalten wir auch Aktionen für<br />
MAN-<strong>Original</strong>teile“, so Czermak. Last but not<br />
least sind ausgehend vom Truck Center auch<br />
moderne Abschlepptrucks im Gebiet zwischen<br />
Inntal- und Brennerautobahn (A13) sowie<br />
Fernpass und Zirlerberg im Dienst.<br />
ALLER GUTEN DINGE SIND 3 –<br />
TRAILERKLINIK KUNDL 2<br />
„Aufgrund der Vertriebsveränderungen bei<br />
unserem Fast-Nachbarn in Kundl, der Firma<br />
Hochstaffl, hat sich für uns die Chance<br />
ergeben, eine eigene Werkstatt für alles, was<br />
gezogen wird, zu integrieren, nur 500 Meter<br />
von unserem Hauptsitz entfernt“, blickt<br />
Czermak zurück. „Wir haben die komplette<br />
Infrastruktur samt Personal übernommen.<br />
Unsere fünf Mitarbeiter sind speziell für die<br />
Reparatur von Anhängern, Aufliegern und<br />
Kühlaggregaten ausgebildet“, berichtet<br />
Czermak. Neben fünf Stellplätzen, an denen<br />
gleichzeitig gearbeitet werden kann, ist auch<br />
die Firma Ledermair in der Werkstätte mit<br />
ihren Bussen für Reparaturen an ihren eigenen<br />
Fahrzeugen eingemietet. Außerdem ist<br />
der dritte Standort mit einer eigenen Prüfhalle<br />
sowie mit einer Lackierhalle für Großfahrzeuge<br />
ausgestattet. Partner sind u. a.<br />
Krone, Wielton und Kögel.<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Zutrauen und Vertrauen<br />
Interview. Michael Zentner, UNIQA Landesdirektor in Tirol, über die Generation Z und<br />
deren Werte, seinen Führungsstil und wie das Unternehmen zum attraktivsten<br />
Arbeitgeber der Branche werden will.<br />
<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen x, y und z<br />
gibt es viele Zuschreibungen. Es wird ihnen<br />
nachgesagt, dass sie weniger arbeiten möchten<br />
und Freizeit einen besonders hohen Stellenwert<br />
habe. Sie hätten ein anderes Verständnis von<br />
Karriere und andere Werte. Wie erleben Sie<br />
die junge Generation?<br />
Michael Zentner: Wir leben in einer Zeit mit<br />
völlig anderen Optionen als früher. Heute ist<br />
das Thema Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit<br />
von Arbeit viel wichtiger und muss deutlicher<br />
erklärt werden. Die jungen Menschen haben<br />
sicherlich unterschiedliche Erwartungen im<br />
Vergleich zu früheren Generationen. Dennoch<br />
sehen wir als Unternehmen dies als Chance,<br />
unsere Arbeitsweise zu überdenken und zu<br />
verbessern, um attraktiver als Arbeitgeber zu<br />
werden. Außerdem bin ich zurückhaltend,<br />
Menschen in Schubladen zu stecken, da es immer<br />
auf die individuelle Person ankommt.<br />
Michael Zentner, Landesdirektor<br />
der UNIQA in Tirol.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />
in Ihrem Unternehmen besonders<br />
wichtig?<br />
Zentner: Die Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />
ist zweifellos von großer Bedeutung. Unsere<br />
jungen KollegInnen wollen selbstbestimmt<br />
arbeiten, sie wollen für ihr Handeln Verantwortung<br />
übernehmen, wollen ihre Aufgaben<br />
mitbestimmen und auch zeitlich einteilen. Wir<br />
bieten unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und<br />
Homeoffice-Optionen an und machen damit<br />
gute Erfahrungen. Viele unserer Mitarbeitenden<br />
nutzen diese Möglichkeit und verbringen<br />
ausreichend Zeit im Unternehmen, um sich<br />
auszutauschen und ihre Bindung zum Unternehmen<br />
zu stärken. Um den Teamgeist zu<br />
fördern, haben wir ein Format namens „Come<br />
Together“ entwickelt. Völlig freiwillig und ohne<br />
formelle Agenda laden wir alle MitarbeiterInnen<br />
einmal monatlich zum informellen Austausch<br />
ein. Die ehrliche Freude am Treffen und<br />
Fotos: Vandory<br />
52<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Über 30 Jahre<br />
Erfahrung schaffen<br />
Sicherheit.<br />
der Kommunikation hat mich beeindruckt. Erfreulich<br />
ist auch, dass durch diesen informellen<br />
Austausch immer wieder Ideen entstehen, die<br />
wir dann umsetzen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Gibt es auch heute noch leistungsorientierte<br />
und leistungsbereite MitarbeiterInnen?<br />
Zentner: Ja, es gibt sie immer noch. Und ich<br />
glaube auch, dass es uns gut gelingt, sogenannte<br />
LeistungsträgerInnen für uns zu gewinnen.<br />
Dabei ist die Person, die den Auswahlprozess<br />
durchführt, entscheidend. Bei uns sind Führungskräfte<br />
stark in das Recruiting eingebunden.<br />
Sie begleiten neue Mitarbeitende vom Onboarding<br />
über die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
bis zur Entwicklung und Festlegung<br />
ihrer Aufgaben. Auf diese Weise können wir die<br />
Stärken jeder und jedes Einzelnen berücksichtigen,<br />
Potenziale erkennen und weiterentwickeln.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie verläuft dieser Recruitingprozess?<br />
Zentner: Heutzutage reicht ein Stelleninserat<br />
allein nicht mehr aus. Insbesondere für den<br />
Versicherungsvertrieb war es immer schon<br />
herausfordernd, die richtigen MitarbeiterInnen<br />
zu gewinnen. Unser Erfolgsrezept sind unsere<br />
bestehenden MitarbeiterInnen, die eine hohe<br />
Zufriedenheit haben und in der Folge auch<br />
eine hohe Weiterempfehlungsbereitschaft. Auf<br />
diese Weise kommen wir oft mit interessierten<br />
Personen ins Gespräch, die sich dann für uns<br />
entscheiden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie erfolgt die Integration ins Unternehmen?<br />
Zentner: Es beginnt am ersten Arbeitstag,<br />
unserem Starttag, an dem wir die neuen KollegInnen<br />
zu einem Frühstück einladen, um<br />
sie kennenzulernen, ihnen das Unternehmen<br />
vorzustellen und erste Netzwerke zu knüpfen.<br />
Dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit<br />
der direkten Führungskraft, die von Anfang<br />
an involviert ist. Wir legen auch großen Wert<br />
auf Mentorenmodelle. <strong>Das</strong> bedeutet, dass wir<br />
jungen Mitarbeitenden erfahrene KollegInnen<br />
an die Seite stellen. Die jungen Mitarbeitenden<br />
profitieren von der Erfahrung und dem Wissen<br />
der Arrivierten. Und umgekehrt verlieren die erfahrenen<br />
Kollegen die Scheu davor, jemanden<br />
einzuarbeiten und ins Team zu integrieren. Sie<br />
lernen auch von der Sichtweise der jüngeren<br />
Generation. Wir haben festgestellt, dass der<br />
frische Blick von außen, den neue KollegInnen<br />
mitbringen, uns weiterbringt. Die Welt ist komplexer<br />
geworden. Daher ist ein einseitiger Blickwinkel<br />
nicht mehr ausreichend. Teamarbeit hat<br />
an Bedeutung gewonnen, und wir fördern sie<br />
auf verschiedenen Ebenen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die UNIQA wirbt in ihren Employer-Branding-Aktivitäten<br />
mit Diversität, Vielfalt,<br />
Zukunftsorientierung, Wertschätzung und<br />
Nachhaltigkeit. Wie schaut es mit Frauen in<br />
Führungspositionen und Diversität bei MitarbeiterInnen<br />
in Tirol aus?<br />
Zentner: Hier muss man zwischen Innenund<br />
Außendienst unterscheiden. Der Versicherungsvertrieb<br />
ist traditionell sehr männerdominiert.<br />
Wir wünschen uns viel mehr Frauen im<br />
Vertrieb, auch weil wir glauben, dass die Themen,<br />
für die wir stehen – allen voran Sicherheit<br />
und Gesundheit – sehr gut zu Frauen passen.<br />
Leider trauen sich viele Frauen diese Tätigkeit<br />
nicht zu. Wir versuchen, verschiedene Zielgruppen,<br />
wie zum Beispiel Lehrlinge, für diese<br />
Berufe zu begeistern. Wir sprechen längst nicht<br />
mehr von einem reinen Verkäuferjob, sondern<br />
von kompetenter Beratung, von Werten wie<br />
Verlässlichkeit und hoher Kompetenz. Wir<br />
haben viele erfolgreiche Frauen in unserem<br />
Betreuungsteam. Außerdem arbeiten wir kontinuierlich<br />
an unserer Diversität, nicht nur in<br />
Bezug auf Geschlecht, sondern auch in Bezug<br />
auf Altersgruppen. ➝<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
<strong>ECHO</strong>: Was sind die wichtigsten Merkmale<br />
eines attraktiven Arbeitgebers?<br />
Zentner: UNIQA hat sich das Ziel gesetzt, bis<br />
2025 der attraktivste Arbeitgeber der Finanzdienstleistungsbranche<br />
zu werden. Dazu haben<br />
wir ein 5-Punkte Programm entwickelt. Erstens<br />
möchten wir HR-Prozesse in allen Bereichen<br />
verbessern und laufend Feedback der Mitarbeitenden<br />
einholen. Zweitens wollen wird die Unternehmenskultur<br />
entlang eines Strategieprogramms<br />
weiterentwickeln. Drittens setzen wir<br />
Schwerpunkte auf Aus- und Weiterbildung<br />
sowie auf die Entwicklung der Führungskräfte.<br />
Viertens digitalisieren wir die HR-Prozesse für<br />
eine zukunftsorientierte Planung. Und fünftens<br />
gestalten und flexibilisieren wir die Arbeitswelt<br />
in unserem Unternehmen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was meinen Sie mit Arbeitswelt?<br />
Zentner: In unseren Service-Centern haben<br />
wir bereits neue Arbeitsplatzkonzepte umgesetzt.<br />
Wir haben uns von Einzelbüros und Doppelbüros<br />
verabschiedet und stattdessen Arbeitsbereiche<br />
und Begegnungszonen geschaffen.<br />
Im Jahr 2024 werden wir die Landesdirektion<br />
entsprechend umbauen und neu gestalten und<br />
damit auch für unsere Mitarbeitenden attraktiver<br />
werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie würden Sie Ihren Führungsstil<br />
beschreiben? Welche Werte und Prinzipien leiten<br />
Sie bei der Führung Ihres Teams?<br />
Zentner: <strong>Das</strong> Wichtigste sind für mich Selbstführung,<br />
Selbstorganisation und Selbstverantwortung.<br />
Selbstführung ist die Voraussetzung,<br />
andere führen zu können. Ich muss diszipliniert<br />
meine eigene Entwicklung verfolgen, muss meine<br />
eigenen Lernfelder orten und bearbeiten. Es<br />
ist von entscheidender Bedeutung, sich der eigenen<br />
Stärken und Schwächen bewusst zu sein<br />
und bei Bedarf Unterstützung zur persönlichen<br />
Weiterentwicklung in Anspruch zu nehmen.<br />
Für mich ist es wichtig, ein Vorbild zu sein<br />
und die Bereitschaft mitzubringen, lebenslang<br />
zu lernen. Dies ist nicht nur meine Erwartung<br />
an mich selbst, sondern auch an unsere MitarbeiterInnen.<br />
Darüber hinaus unterstützt unser<br />
Unternehmen Führungskräfte mit speziellen<br />
Coaching-Programmen und Leadership-Ausbildungen.<br />
In meinen Augen ist Führung eng<br />
mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />
verknüpft, und dieser Prozess beginnt stets bei<br />
sich selbst.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Führung?<br />
Zentner: Es beginnt immer mit Vertrauen und<br />
auch Zutrauen, das heißt es geht um Fordern<br />
und Fördern. Wir interessieren uns für die MitarbeiterInnen<br />
und sorgen für Kommunikation<br />
und ständigen Austausch. <strong>Das</strong> ist nicht das jährliche<br />
Mitarbeitergespräch mit anschließender<br />
Bewertung. Nein, wir wollen und pflegen regelmäßigen<br />
Austausch mit unseren KollegInnen,<br />
um zu verstehen, wie es ihnen geht. Dabei spielt<br />
Vertrauen eine zentrale Rolle, indem wir Mitarbeitenden<br />
Verantwortung übertragen, gleichzeitig<br />
aber auch erwarten, dass sie uns Feedback<br />
darüber geben, wie Aufgaben erledigt wurden,<br />
wie es ihnen dabei ergangen ist und welche Gedanken<br />
sie dazu haben. <strong>Das</strong> hat mit ehrlichem<br />
Interesse zu tun.<br />
UNIQA will bis 2025<br />
attraktivster Arbeitgeber der<br />
Finanzdienstleistungsbranche<br />
werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie war Ihr Weg zum Landesdirektor<br />
von UNIQA?<br />
Zentner: Mein beruflicher Werdegang begann<br />
mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann.<br />
Nach meinem Zivildienst hatte ich erste Berührungspunkte<br />
mit UNIQA bei einer Leasinggesellschaft.<br />
Dort entwickelte ich ein Interesse<br />
für die Versicherungsbranche und absolvierte<br />
verschiedene Weiterbildungen. Ich erkannte<br />
meine Leidenschaft für die Zusammenarbeit<br />
mit Menschen, die Organisationsentwicklung<br />
und die Führung von Teams. 2011 bin ich in die<br />
Agenturbetreuung bei UNIQA eingestiegen.<br />
Ich fand es faszinierend, mit Partnern zusammenzuarbeiten,<br />
die exklusiv mit UNIQA kooperieren,<br />
und als Bindeglied zur Versicherung<br />
tätig zu sein. Während dieser Zeit absolvierte<br />
ich berufsbegleitend ein MBA-Studium im General<br />
Management, um ein besseres Verständnis<br />
für das Geschäft und Unternehmertum zu entwickeln<br />
und Lösungsansätze zu finden. Diese<br />
Phase war entscheidend für meine persönliche<br />
Weiterentwicklung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche waren die wichtigsten Lernerfahrungen<br />
in Ihrer beruflichen Laufbahn?<br />
Zentner: Ich hatte das Glück, Vorgesetzte zu<br />
haben, die mich gefördert, unterstützt und gefordert<br />
haben. Auch wenn man es in der Situation<br />
nicht so sehen mag, aber am meisten gelernt<br />
habe ich immer dort, wo ich mit den größten<br />
Herausforderungen konfrontiert war. Eine meiner<br />
wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre<br />
war die Fähigkeit, Dinge anzunehmen, wie sie<br />
sind, und dann Überlegungen anzustellen, wie<br />
ich die Situation verbessern und weiterentwickeln<br />
kann. Wenn man weiß, dass nichts in der<br />
Wirtschaft statisch ist und man selbst viel zur<br />
Veränderung beitragen kann, hat man auch eine<br />
positive Einstellung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Haben Sie für die nächsten Jahre ein<br />
klares Ziel?<br />
Zentner: Mein Ziel für die nächsten Jahre ist<br />
es, jeden Tag daran zu arbeiten, dass morgen<br />
besser wird als heute. Dies bedeutet nicht, dass<br />
ich ständig unzufrieden bin, sondern dass ich<br />
aktiv meinen Beitrag zur positiven Weiterentwicklung<br />
leisten möchte. Gerade in Zeiten des<br />
Wandels und der Dynamik ist es wichtig, daran<br />
mitzuarbeiten, dass unser Erfolg auch in fünf<br />
oder zehn Jahren fortbesteht.
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Eine weltweite Regelung wäre<br />
wünschenswert, ist aber nicht realistisch.“<br />
Thema: Künstliche Intelligenz:<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen<br />
Alltag finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem<br />
Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />
Arno Wimmer: Im Dienstleistungsbereich<br />
ist zu bemerken, dass KI zunehmend in Verwendung<br />
kommt. Unser Unternehmen verwendet<br />
für einzelne Tätigkeiten ChatGPT<br />
und digitale Formulare für Kunden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Glauben Sie, dass KI Jobs in Ihrer<br />
Branche verändern wird? Und wenn ja, welche<br />
und in welcher Hinsicht? Werden Sie<br />
durch die Entwicklungen in der KI weniger<br />
MitarbeiterInnen brauchen? Kann also KI<br />
gegen den MitarbeiterInnenmangel helfen?<br />
Wimmer: KI wird insbesondere im administrativen<br />
Bereich zunehmend mehr in Nutzung<br />
kommen. Es wird allerdings auch das<br />
Aufgabengebiet zunehmend umfangreicher.<br />
Die Anforderungen an die MitarbeiterInnen<br />
werden sicherlich größer. Bei entsprechender<br />
Implementierung von Systemen kann dies<br />
helfen, den derzeitigen MitarbeiterInnenmangel<br />
etwas auszugleichen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Berufsbilder oder Tätigkeiten<br />
sind in Ihrem Unternehmen besonders<br />
von der Automatisierung durch KI betroffen?<br />
Wimmer: KI soll uns unterstützen, den Service<br />
zu verbessern. Die Prozesse sollen damit<br />
mehr digitalisiert werden und der Kundenservice<br />
verbessert werden. Im RE/MAX-Verbund<br />
haben wir ein Prop-up-Unternehmen, das laufend<br />
digitale Prozesse optimiert. Als Mitglied<br />
im IT-Beirat von RE/MAX kann ich beobachten,<br />
dass sehr viele neue Anwendungen auf den<br />
Markt kommen. Es gilt aber immer zu prüfen,<br />
ob und inwieweit dies für das jeweilige Unternehmen<br />
anwendbar ist und ob es einen klaren<br />
Nutzen für den Kunden bringt.<br />
Arno Wimmer, Geschäftsführer RE/Max<br />
Conterra Immobilien in Innsbruck.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />
könnten durch KI in Ihrer Branche<br />
entstehen?<br />
Wimmer: Wir sehen, dass in unserer Branche<br />
zunehmend auch IT-Spezialisten erforderlich<br />
sind, um neue Entwicklungen zu<br />
gestalten bzw. Dienstleistungsangebote von<br />
Dritten zu integrieren. Bei aller Digitalisierung<br />
wird es auch zukünftig den Immobilienmakler/die<br />
Immobilienmaklerin brauchen.<br />
Immobiliengeschäfte sind Vertrauensgeschäfte<br />
und im Privatimmobilienbereich<br />
sind auch sehr viele emotionale Momente<br />
im Spiel. In der Funktion als Doppelmakler<br />
haben wir einen Interessensausgleich zu wahren,<br />
der sehr viel soziale Kompetenz erfordert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />
Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Wimmer: KI hat das Potenzial, Prozesse<br />
rascher zu gestalten, Daten besser und effizienter<br />
zu interpretieren und den Kundenservice<br />
zu verbessern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder<br />
Qualifikationen werden aufgrund der Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen<br />
benötigt? Wie bereiten Sie Ihre MitarbeiterInnen<br />
darauf vor? Rechnen Sie mit hohem<br />
Umschulungsaufwand?<br />
Wimmer: Aufgrund der laufenden technischen<br />
Neuerungen im RE/MAX-Verbund<br />
werden sowohl MaklerInnen als auch die<br />
MitarbeiterInnen im Sekretariat geschult.<br />
Insbesondere die MitarbeiterInnen im Sekretariat<br />
sind vornehmlich mit den technischen<br />
Neuerungen befasst, da sie die Unterstützung<br />
für die MaklerInnen bieten. Neben den üblichen<br />
berufsspezifischen Schulungen werden<br />
auch spezifische Seminare für die digitale Anwendung<br />
angeboten. Die Schulungen finden<br />
vorwiegend online statt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />
Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />
diese angegangen?<br />
Wimmer: Mit KI ist stets die Frage der<br />
Datensicherheit und des Datenschutzes verbunden.<br />
Mithilfe der IT-Abteilung in der RE/<br />
MAX-Zentrale und unter Einbeziehung von<br />
Rechtsexperten werden entsprechende Lösungen<br />
erarbeitet.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen) Regulierungen<br />
sind in Bezug auf KI Ihrer Meinung<br />
nach notwendig?<br />
Wimmer: Die Regelungen müssen zumindest<br />
auf EU- Ebene erfolgen und in nationales<br />
Gesetz umgesetzt werden. Da die Anbieter allerdings<br />
vielfach außerhalb der EU stationiert<br />
sind, wäre eine „weltweite Regelung“ wünschenswert.<br />
Eine solche ist allerdings nicht<br />
realistisch. Es gilt weiters zu bedenken, dass<br />
die Entwicklung in der KI dermaßen rasant<br />
voranschreitet, dass der Gesetzgeber immer<br />
mit erheblicher Zeitverzögerung reagieren<br />
kann. Ergänzend sei noch zu bemerken, dass<br />
auch schon die weltweiten größten Tech-<br />
Unternehmen über mögliche Regelungen<br />
laut nachdenken. Daher ist zu vermuten, dass<br />
es mittlerweile Entwicklungen gibt, die offensichtlich<br />
nicht mehr kontrollierbar sind.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
„KI ist nicht intelligenter als Fachpersonal.“<br />
Thema: Künstliche Intelligenz<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen<br />
Alltag finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem<br />
Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />
Jan Grigor Schubert: KI unterstützt bereits<br />
heute unsere ExpertInnen routinemäßig<br />
bei der Verarbeitung großer Datenmengen,<br />
beispielsweise bei der Optimierung der<br />
Montagereihenfolge für Variantenprodukte<br />
oder automatischen Vorsortierung unseres<br />
Lagers nachts oder an Sonntagen, um zur<br />
Hauptarbeitszeit möglichst kurze Logistikzeiten<br />
zu erzielen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />
Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Schubert: Gemeinsam mit Big Data ermöglicht<br />
KI, sowohl Unternehmensabläufe<br />
zu verbessern als auch diese besser zu<br />
verstehen und so noch bessere Entscheidungen<br />
treffen zu können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Unternehmensbereiche<br />
werden Ihrer Meinung nach voraussichtlich<br />
am stärksten von KI beeinflusst werden und<br />
warum?<br />
Schubert: KI ist nicht intelligenter als<br />
Fachpersonal, sie ist aber in der Lage, große<br />
Datenmengen viel schneller zu analysieren<br />
und in der Lösungsfindung zu berücksichtigen.<br />
Die Haupteinsatzbereiche sind also<br />
dort, wo entsprechend viele Daten erzeugt<br />
werden bzw. wo die Berücksichtigung von<br />
größeren Datenmengen zu besseren Ergebnissen<br />
führt. In einem produzierenden<br />
Unternehmen wie STIHL Tirol sind dies<br />
derzeit vor allem die Produktions- und Logistikplanung,<br />
in naher Zukunft auch die<br />
Qualitäts- und Vertriebsplanung. Texte und<br />
Präsentationen werden in Langkampfen<br />
jedoch noch per Hand generiert. Hierbei<br />
schätzen wir die Kreativität und <strong>Original</strong>ität<br />
unserer MitarbeiterInnen.<br />
STIHL-Tirol-Geschäftsführer Jan Grigor<br />
Schubert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern könnte KI zu einer Veränderung<br />
der Hierarchien und Organisationsstrukturen<br />
in Unternehmen führen?<br />
Schubert: Die höhere Datendichte führt<br />
immer mehr zur Vernetzung von Funktionen<br />
im Rahmen von sogenannten Endto-end-Prozessen,<br />
wo zum Beispiel für die<br />
Beschaffung von Komponenten im Prozess<br />
Order-to-cash die Funktionen Vertrieb,<br />
Produktion, Logistik und auch Buchhaltung<br />
über Standorte und Hierarchien hinweg direkt<br />
kooperieren. Hier haben wir schon in<br />
der jüngsten Vergangenheit globale und lokale<br />
Prozessverantwortliche eingeführt, die<br />
diese Kooperationen definieren und in einer<br />
Matrix auch gemeinsam mit den beteiligten<br />
Funktionsverantwortlichen leiten.
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Bei der Umsetzung gilt es vieles zu beachten und abzuwägen.<br />
Bauen Sie dabei auf die Erfahrungen unserer Expert:innen.<br />
Sie unterstützen Sie gerne bei der Suche nach Lösungen und<br />
Entscheidungsgrundlagen.<br />
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Gemeinsam sind wir Uni<br />
Die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck ist die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung<br />
im Westen Österreichs und einer der größten Arbeitgeber Tirols.<br />
Von Klimaforschung und Quantenphysik<br />
bis zu Migration, Cybersicherheit und<br />
Digitalisierung beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler an der Universität<br />
Innsbruck mit den Fragen von Gegenwart<br />
und Zukunft. Sie liefern die Einsichten für<br />
die richtige Einschätzung von Problemen und<br />
schaffen die Grundlagen für Lösungen. Insgesamt<br />
arbeiten, forschen und lernen über 5.500<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rund<br />
28.000 Studierende aus mehr als 100 Ländern<br />
an der Universität Innsbruck. Viele Menschen<br />
haben an der größten Hochschule Westösterreichs<br />
ihre Berufung in Forschung und Lehre,<br />
aber auch in der Verwaltung gefunden. Theresa<br />
Monz und Georg Neuhauser sind zwei davon.<br />
„MÄDCHEN FÜR ALLES“ IN<br />
LANDECK<br />
Im Tiroler Oberland, genauer in Landeck, wird<br />
das Bachelorstudium Wirtschaft, Gesundheitsund<br />
Sporttourismus gelehrt – und an der dortigen<br />
Fakultäten Servicestelle arbeitet Theresa<br />
Georg Neuhauser<br />
Monz. Sie wollte nach ihrer Matura eigentlich<br />
Mitarbeiterin an der Rechtwissenschaftlichen<br />
Fakultät werden: „Mich hat das Thema Recht<br />
immer interessiert. Als ich klein war, wollte ich<br />
immer in diese Richtung was machen“, verrät<br />
sie. Ab 2012 war sie sieben Jahre lang Mitarbeiterin<br />
in der Personalabteilung, seit 2019 arbeitet<br />
sie in Landeck. Wie sie ihr Aufgabenfeld dort<br />
beschreiben würde? Diversität sei dabei wohl<br />
das beste Schlagwort, um ihren Arbeitsalltag<br />
zusammenzufassen: „<strong>Das</strong> ist wohl der abwechslungsreichste<br />
Job, den es auf der Uni gibt“,<br />
erklärt sie, „es gibt immer sehr viel zu tun, du<br />
bist Mädchen für alles.“ Nach ihrer Arbeit findet<br />
man Theresa Monz zumeist in der Natur<br />
wieder. Dort kann die passionierte Reiterin am<br />
besten abschalten. Sogar ein Pferd kann sie ihr<br />
Eigen nennen, eine Haflingerstute mit dem<br />
klingenden Namen Samuna.<br />
DER LETZTE RITTER<br />
Seit der vierjährige Georg Neuhauser zum ersten<br />
Mal mit seiner Tante auf einer Burg war,<br />
hatte er nur ein Ziel vor Augen – er wollte Ritter<br />
werden. Sechs Jahre später dann die große Ernüchterung:<br />
Den Beruf des Ritters gibt es gar<br />
nicht mehr. „Ein einschneidendes Erlebnis“,<br />
erinnert er sich. Danach hat sich schnell Soldat<br />
Theresa Monz<br />
als Berufswunsch herauskristallisiert – Soldaten<br />
sind schließlich die Ritter von heute. So ging<br />
Neuhauser nach seiner Matura an der AHS-<br />
BORG Schwaz zum Bundesheer, wo er immer<br />
noch im Milizstand tätig ist. Auch während seines<br />
Lehramtsstudiums für Geschichte, Geografie<br />
und Italienisch an der Universität Innsbruck<br />
diente er weiterhin für einige Wochen im Jahr<br />
beim Heer, um sich etwas dazuzuverdienen.<br />
Anschließend hängte er noch ein Studium der<br />
Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und<br />
Neuzeitarchäologie an. <strong>Das</strong> alles an der Universität<br />
Innsbruck, wo er 2009 auch eine Dissertationsstelle<br />
bekam, seit 2012 als Lehrbeauftragter<br />
tätig ist und 2021 eine Vollzeitstelle antrat. Die<br />
Schwerpunkte seiner Forschung an der Universität<br />
liegen im Bereich Ressourcennutzung im<br />
Mittelalter und in der Neuzeit. „Auch bei uns<br />
gab es in der Urgeschichte hoch entwickelte<br />
Zivilisationen. Von denen existieren aber kaum<br />
schriftliche Überlieferungen“, sagt der Wissenschaftler.<br />
Deswegen sei die Kombination der<br />
Historie mit Archäologie und Naturwissenschaften<br />
nötig, um ein Gesamtbild dieser Gesellschaften<br />
zu erhalten.<br />
Weitere Porträts von Mitarbeiter:innen und<br />
Karrieremöglichkeiten an der Universität Innsbruck<br />
gibt es unter: www.uibk.ac.at/karriere<br />
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Beteiligung an<br />
Kooperation mit 9 europäischen Universitäten<br />
von Reykjavik bis Neapel in der Aurora European<br />
Universities Allianz. Von dieser Zusammenarbeit<br />
profitieren Studierende, Wissenschaftler:innen<br />
und Verwaltungsmitarbeiter:innen.<br />
3 FWF-Exzellenzclustern<br />
Die Universität Innsbruck koordiniert den<br />
Exzellenzcluster für Quantenwissenschaften und ist an<br />
zwei Exzellenzclustern zu politischen, sozialen und<br />
kulturellen Entwicklungen Eurasiens und zu Materialien<br />
für Energiekonversion und Speicherung beteiligt.<br />
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Österreichweit führend mit aktuell<br />
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Beteiligungsholding der Universität.<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Der Einsatz von Robotik und KI wird in der neuen<br />
RIEDERBAU-Holztechnik in der Vorfertigung erprobt.<br />
Hilfreich, nicht weltrettend<br />
Interview. Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU, über die Veränderungen,<br />
die der Einsatz von KI in der Baubranche jetzt und in Zukunft mit sich bringt, sowie<br />
Herausforderungen für die Branche, mögliche Lösungen und die Konjunktur.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />
wird zunehmend Einzug in den<br />
unternehmerischen Alltag halten.<br />
Welche Auswirkungen hat KI bereits<br />
jetzt in der Baubranche?<br />
Anton Rieder: Vor drei bis vier<br />
Jahren versuchten wir mit der<br />
Stanford University und Frau Dr.<br />
Buchinger, ein Projekt zu „Smart<br />
Construction“ umzusetzen. Daten<br />
von über hundert Baustellen<br />
waren erforderlich, um die KI zu<br />
trainieren. Leider mussten wir das<br />
Projekt abbrechen, da es nicht gelang,<br />
die entsprechende Datenstruktur<br />
bereitzustellen. Die KI<br />
hätte frühzeitig erkennen sollen,<br />
ob auf einer Baustelle Probleme<br />
auftreten, indem Finanzdaten,<br />
Mails u. a. ausgelesen werden.<br />
Bei Baustellen von kurzer Dauer<br />
ist die KI zu langsam. Bis ein Fehler<br />
erkannt wird, ist dieser bereits<br />
geschehen. Viel besser noch wären<br />
KI-Systeme, die noch früher<br />
eingreifen, wenn z. B. die Kalkulation<br />
nicht stimmt, die Risiken zu<br />
groß sind oder der Bauherr nicht<br />
stabil ist. Bisher ist der Einsatz von<br />
KI auf der Baustelle begrenzt. Es<br />
ist nicht so, dass die bisherigen<br />
Tools uns einen Quantensprung<br />
in der Produktivität ermöglichen<br />
würden. Natürlich verwenden<br />
wir ChatGPT für das Marketing.<br />
Unsere Architekten spielen mit<br />
Midjourney. Den neuen Copilot<br />
von Microsoft werde ich sicherlich<br />
ausprobieren. Gerade für<br />
Führungskräfte und in administrativen<br />
Prozessen bringt KI viele<br />
Erleichterungen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen<br />
wird KI in den nächsten Jahren auf<br />
die Branche haben?<br />
Rieder: Spannend sind Forschungen<br />
an „Auto-Architekten“.<br />
In diese Programme werden die<br />
Parameter eingegeben, die der<br />
Bau aufweisen soll, dann liefert<br />
das System optimierte Entwürfe<br />
für das Grundstück. Auch in<br />
unserer Designsoftware gibt es<br />
solche Ansätze. Eine solche KI<br />
müsste gefüttert werden mit allen<br />
Bauordnungen, technischen Vorschriften<br />
usw. Durch die integrale<br />
Planung könnte der beste Entwurf<br />
für alle Disziplinen entwickelt<br />
werden, der architektonisch beste,<br />
der statisch beste, der günstigste,<br />
der materialsparendste, der mit<br />
geringstem CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
usw. Für Design- und Planungsprozesse<br />
wäre das hilfreich. Auch<br />
in der Kalkulation ist der sinnvolle<br />
Einsatz von KI denkbar. Daten<br />
bisheriger Baustellen ließen sich<br />
für präzise Vorhersagen nutzen.<br />
Bislang bauen Kalkulationen<br />
häufig auf den Erfahrungen der<br />
Mitarbeiter auf. Auch in Bauvertragsprüfungen<br />
könnte KI<br />
wichtig werden, ebenso wie in<br />
der laufenden Unterstützung der<br />
Bauabwicklung durch KI. Weiters<br />
entfallen etwa zwölf bis 15 Prozent<br />
des Bauvolumens auf Fehlkalkulationen,<br />
Fehlbestellungen<br />
und Prozessmängelkosten. <strong>Das</strong><br />
könnte durch KI minimiert werden.<br />
Auch in der Baustellensicherheit<br />
könnte sich etwas tun.<br />
Die AUVA könnte in eine KI<br />
sämtliche Vorschriften und Daten<br />
zu den 60.000 Baustellenunfällen<br />
pro Jahr einspielen. Die KI<br />
könnte das Umfeld, in dem diese<br />
Unfälle passieren, analysieren und<br />
auf Gefahren hinweisen. Bevor es<br />
zum Durchbruch von KI auf der<br />
Fotos: RIEDERBAU<br />
62 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Baustelle kommt, sind aber noch<br />
einige Fragen zu klären.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche?<br />
Rieder: Die zentrale Frage ist,<br />
mit welchen Daten und mit<br />
welcher Datenmenge solche KI-<br />
Tools gefüttert werden müssten.<br />
Nur unsere Unternehmensdaten<br />
zu nutzen, könnte nicht ausreichend<br />
sein. Allgemeine Weltdaten<br />
sind dabei nicht hilfreich.<br />
Tiroler Baustellendaten sind<br />
nicht öffentlich zugänglich. Würden<br />
sich mehrere KMU zusammenschließen,<br />
wäre der Output<br />
entsprechend anders. Kreative<br />
Ideen und persönliches Knowhow<br />
müssen geschützt werden.<br />
Die Daten müssen Eigentum<br />
desjenigen bleiben, der sie zur<br />
Verfügung stellt. Und die Entscheidungen<br />
treffen muss nach<br />
wie vor der Mensch. Dann hätte<br />
ich wenig Bedenken.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie werden sich die<br />
Berufsbilder auf der Baustelle<br />
durch KI verändern?<br />
Rieder: Höhere Qualität oder<br />
mehr Volumen ist realistischer<br />
als Personalreduktion. Wenn<br />
auch KI Finanzbuchhaltung,<br />
Personalverrechnung, Einkauf<br />
usw. in Zukunft übernehmen<br />
könnte. Es sind nun Fähigkeiten<br />
„Der tief in uns Europäern<br />
verwurzelte Regulierungswahnsinn<br />
hemmt Innovation<br />
und Fortschritt“, meint<br />
Anton Rieder.<br />
„Die Aussichten sind schwierig, aber nicht<br />
hoffnungslos. Potenzial und Chancen sind<br />
reichlich vorhanden.“<br />
<br />
Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU
TOP 500 | INTERVIEW<br />
gefragt, die in anderen Branchen schon lange<br />
wichtig sind: IT, Datenanalysten, CNC-Programmierer,<br />
Logistiker usw. Auf der Baustelle<br />
selbst kann ich mir den Einsatz von KI schwer<br />
vorstellen, eher von Robotern bzw. Cobots.<br />
Den Maurer wird es noch lange geben. Außer<br />
die Bauweise ändert sich. Wird nicht mehr so<br />
individualisiert gebaut wie jetzt, weil vermehrt<br />
oder überwiegend im Werk vorgefertigt und<br />
vor Ort nur mehr aufgestellt wird, haben wir<br />
ein neues Spiel. In Deutschland entstehen<br />
große Werke, die 20.000 Wohneinheiten in<br />
Vorfertigung produzieren. In wenigen Jahren<br />
könnten es 100.000 sein. <strong>Das</strong> nehmen wir<br />
ernst. Unsere Holztechnik greift die Idee auf,<br />
nur nicht in dieser Dimension. Wir fertigen<br />
in Hybridbauweise (Holz+Stahlbeton) ganze<br />
Wände samt Fassade und Fenster vor.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie KI-fit ist Österreich?<br />
Rieder: Wir sind kein Vorreiterland. Es ist<br />
kaum möglich, solche Themen nationalstaatlich<br />
zu lösen. Zwar hat die EU bewiesen, dass<br />
sie als Friedensprojekt funktioniert, doch<br />
fehlt die europäische Integration, um Innovation<br />
voranzutreiben, das gilt auch für Quantencomputing<br />
u. Ä. Der nötige Intellekt ist<br />
in Europa vorhanden, die Zusammenarbeit<br />
nicht. Wir sind eher in die Gegenrichtung,<br />
Festung Österreich, unterwegs. Die USA haben<br />
50 Bundesstaaten und einen Präsidenten.<br />
Auch wir bräuchten eine politische Union.<br />
Doch womöglich haben wir<br />
den Moment dafür bereits<br />
verpasst. Vielleicht gelingt es<br />
nachfolgenden Generationen.<br />
Sonst werden wir eines Tages<br />
vielleicht zum Museum der<br />
Welt. Wesentliche Entwicklungen<br />
werden derzeit nicht<br />
rechtzeitig erkannt, immer<br />
wieder zeigt sich Europa überrumpelt.<br />
Zwar wird nun in<br />
Chip- und Batteriefabriken investiert,<br />
doch werden wir nun<br />
damit zum Nachahmer. Es<br />
gibt zwar die EU Cloud Gaia-<br />
X, doch braucht diese fremde<br />
Infrastrukturen. Es gibt nur<br />
wenige Hyperscaler, Amazon<br />
Web Services (AWS), Microsoft<br />
Azure, Google Cloud<br />
Plattform (GCP) und IBM,<br />
Alibaba, Meta. Keiner davon<br />
aus Europa. Unser einziger<br />
relevanter Softwarekonzern<br />
SAP muss sich anstrengen,<br />
up-to-date zu bleiben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist Ihre Erwartung<br />
an die Konjunktur im<br />
nächsten Jahr?<br />
Rieder: Wir befinden uns in einer 0-Wachstumsphase,<br />
aber die Rückmeldungen von den<br />
Unternehmen sind differenziert, von okay bis<br />
schlecht. Sicher ist, <strong>2023</strong> war schwieriger als<br />
2022 und 2024 wird schwieriger als <strong>2023</strong>.<br />
Im Hochbau bzw. Wohnbau rechnen wir mit<br />
einem Einbruch auf die Hälfte. Auch dauerhaft<br />
wird das Niveau etwa ein Drittel unterhalb<br />
der Vor-Covid-Zeit bleiben, aufgrund<br />
der Demografie und Marktüberhitzung. In<br />
der Branche gibt es Anpassungsbedarf. Es<br />
wird mehr saniert als neugebaut werden. Bei<br />
der Infrastruktur ist laufend viel zu tun. Der<br />
Tiefbau wird darum konstant bleiben. Mit<br />
einem Aufschwung ist nicht zu rechnen, dafür<br />
fehlen die öffentlichen Gelder. Der Wirtschaftsbau<br />
wird schwächeln, weil auch Industrie<br />
und Gewerbe Schwierigkeiten haben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie auf die Unternehmen zukommen?<br />
Rieder: Neben der Auslastung die Frage,<br />
ob das Personal gehalten werden kann. Es<br />
dauert Jahre, Personal in hoher Qualität aufzubauen<br />
und überhaupt zu finden. Und ob<br />
die nötigen Erträge erzielt werden können für<br />
Investitionen in Digitalisierung, Transformation,<br />
Vorfertigung und auch KI. Es könnte zu<br />
einer schleichenden Marktbereinigung kommen.<br />
Die Lohnverhandlungen für <strong>2023</strong> und<br />
2024 sind abgeschlossen. Faktisch hat sich in<br />
unserem Unternehmen der Lohn um elf und<br />
das Gehalt um 13 Prozent erhöht. 2024 sind<br />
es erneut sieben bis acht Prozent. Ich gönne es<br />
den Menschen, aber auch das ist eine Herausforderung,<br />
ein Grund, warum Bauen so teuer<br />
ist und wir als 0-Produktionszweig gelten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Rahmenbedingungen sind<br />
jetzt erforderlich?<br />
Rieder: Wir brauchen schnelle Verfahren<br />
und Hilfsbereitschaft seitens der Raumordnung.<br />
Wir brauchen differenzierte Baustandards<br />
für eine differenzierte Bevölkerung mit<br />
differenziertem Einkommen. Senken wir die<br />
Standards ein wenig, bauen wir noch immer<br />
auf hohem Niveau, nur einfacher, z. B. alle<br />
Bäder übereinander oder ohne Tiefgarage.<br />
Wir brauchen in Teilen der Branche mehr<br />
Vorfertigung und eine gewisse Standardisierung<br />
und Prozessoptimierung im Sinne des<br />
seriellen Bauens, einmal geplant, mehrfach<br />
gebaut, einmal bewilligt, mehrfach bewilligt<br />
usw. In der Autobranche funktioniert es auch<br />
so. Trotzdem sehen nicht alle Autos gleich<br />
aus. Wir müssen mit den Zinsen auf zwei<br />
Prozent runter und die KIM-Verordnung<br />
muss fallen. Beides führte zu einer Vollbremsung<br />
in der Branche, wenn auch die 0-Zinsen<br />
nicht richtig waren. <strong>Das</strong> Geld für die Wohnbauförderung<br />
muss in den Neubau gesteckt<br />
werden und zum Teil in Sanierungen. Es darf<br />
nicht irgendwo versickern. Wir brauchen ein<br />
Sonderbauprogramm, begrenzt auf ein paar<br />
Jahre. Wir bauen Eigentum, die Gemeinden<br />
Mietwohnungen. So würde die Bauwirtschaft<br />
wieder anspringen.<br />
<br />
Interview: Amata Steinlechner<br />
64<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Willkommen in<br />
einer neuen Ära:<br />
George<br />
Business<br />
ist da.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Veronika Sexl, neue Rektorin der<br />
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.<br />
„Mir sind<br />
Menschen<br />
wichtig“<br />
Interview. Veronika Sexl, Rektorin der Universität<br />
Innsbruck, über Nachhaltigkeit,<br />
Digitalisierung, bessere Rahmenbedingungen<br />
für Studierende, das Budgetloch<br />
und die Frage, warum sie selbst die Personalagenden<br />
übernommen hat.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie sind nun seit über<br />
einem halben Jahr Rektorin der<br />
Universität Innsbruck. Wie waren<br />
die ersten Monate als Rektorin<br />
und wie geht es Ihnen mit der<br />
neuen Herausforderung?<br />
Veronika Sexl: Ich bin hier<br />
sehr gut angekommen und<br />
glücklich. Die letzten Monate<br />
waren intensiv und spannend<br />
und ich durfte viel Neues erleben<br />
und erfahren. Ich habe sehr<br />
interessante wissenschaftliche<br />
Projekte, vor allem aber sehr<br />
viele unglaublich engagierte<br />
und motivierte Menschen kennengelernt.<br />
Unsere Universität<br />
ist so groß und vielfältig, dass<br />
diese Entdeckungsreise stetig<br />
weitergeht. Jeder Tag birgt eine<br />
neue Überraschung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben „Gemeinsam,<br />
freudvoll und mutig in die<br />
neuen Zeiten“ als Motto ausgegeben.<br />
Was bedeutet dieses<br />
Motto für Sie?<br />
Sexl: Für mich bedeutet das, genau<br />
dieses Engagement und die<br />
Motivation für die Wissenschaft,<br />
für die Lehre, für das Studium<br />
und die Organisation unserer<br />
Universität auch dann beizubehalten,<br />
wenn die Rahmenbedingungen<br />
möglicherweise etwas<br />
schwieriger werden. Und dass<br />
auf uns neue Zeiten mit ihren<br />
Herausforderungen zukommen,<br />
ist offensichtlich. Teuerung,<br />
Inflation, Arbeitskräftemangel<br />
oder die Erosionserscheinungen<br />
beim Demokratieverständnis<br />
sind nur einige Stichworte. Aber<br />
neue Zeiten bergen auch immer<br />
neue Chancen und neue Möglichkeiten.<br />
<strong>Das</strong> gilt gerade auch<br />
für eine Universität wie unsere,<br />
die dann auf der Basis ihrer<br />
Forschung und Kompetenzen<br />
Lösungsangebote machen kann.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben Ihre Schwerpunkte<br />
unter anderem auf Digitalisierung<br />
und Nachhaltigkeit<br />
Fotos: Vandory<br />
66<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
gelegt? Was genau kann man<br />
darunter verstehen?<br />
Sexl: Auch das sind Stichworte<br />
im Zusammenhang mit dem<br />
Transformationsprozess, in dem<br />
wir uns derzeit befinden. Beides<br />
wird nicht nur die Entwicklung<br />
unserer Gesellschaft im<br />
Allgemeinen, sondern auch die<br />
unserer Universitäten, unserer<br />
Lehre und unserer Forschung<br />
beeinflussen. Aus diesem Grund<br />
haben wir dafür ein eigenes<br />
Ressort in unserem Rektorat<br />
geschaffen. Es geht darum, die<br />
Digitalisierung mitzuentwickeln,<br />
aber auch den Umgang mit den<br />
neuen digitalen Möglichkeiten<br />
wissenschaftlich zu begleiten<br />
und dazu beizutragen, diesen in<br />
produktiven Bahnen für eine Gesellschaft<br />
zu halten. Die Nachhaltigkeit<br />
hat ebenfalls zwei Aspekte,<br />
als Universität selbst nachhaltiger<br />
und ressourcenbewusst zu arbeiten,<br />
aber auch diese wichtige<br />
Frage unserer Zeit mit entsprechender<br />
Forschung und der daraus<br />
resultierenden Lehre in die<br />
Zukunft zu denken.<br />
<strong>ECHO</strong>: Zum Bereich der Digitalisierung<br />
gehört auch die<br />
künstliche Intelligenz. Wie – bitte<br />
möglichst konkret – verändert<br />
KI den Universitätsbetrieb?<br />
Sexl: Die KI wird uns aller<br />
Alltag ohne Zweifel verändern.<br />
An einer Uni heißt das konkret,<br />
dass wir daran arbeiten werden,<br />
dort, wo das sinnvoll ist, Verwaltungs-<br />
und Serviceangebote<br />
entsprechend zu adaptieren. Besonders<br />
wichtig ist es hier, Antworten<br />
auf die Fragen zu finden,<br />
die sich im Zusammenhang<br />
mit der KI bei der Lehre bzw.<br />
beim Studium ergeben. Wir<br />
werden die Verwendung von<br />
KI in der Lehre nicht verbieten,<br />
das erschiene mir absurd. Wir<br />
möchten KI für unsere Universität<br />
gut nützen! Wir arbeiten<br />
momentan an Rahmenbedingungen,<br />
an denen sich unsere<br />
Studierenden und Lehrenden<br />
orientieren können. <strong>Das</strong>, was<br />
bisher gute wissenschaftliche<br />
Praxis war, wird es auch in Zukunft<br />
sein. Wenn man etwas<br />
nicht selbst erdacht oder formuliert<br />
hat, dann muss man das<br />
auch sichtbar machen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche ethischen Fragen<br />
und Herausforderungen<br />
ergeben sich aus der Integration<br />
von KI im Universitätsbetrieb?<br />
Sexl: Forschung bedeutet immer,<br />
Grenzen zu überschreiten<br />
und Neuland zu betreten. Dabei<br />
bleibt der ethisch-moralische<br />
Kompass einer Gesellschaft<br />
zunächst einmal unbeeinflusst,<br />
und der gilt dann auch für die<br />
Forschung oder die Lehre. Wenn<br />
man an diesem Kompass etwas<br />
verändern will, dann geht das nur<br />
im Rahmen unserer demokratischen<br />
Spielregeln.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern könnte KI zu<br />
einer Veränderung der Hierarchien<br />
und Organisationsstrukturen<br />
an Universitäten bzw. Unternehmen<br />
führen?<br />
Sexl: Dafür bin ich keine Expertin.<br />
Möglicherweise werden<br />
sich Informationshierarchien<br />
noch weiter auflösen. Organisationsstrukturen<br />
haben sich in der<br />
Vergangenheit immer wieder geändert<br />
und den Gegebenheiten<br />
angepasst. Daran wird sich nichts<br />
ändern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen)<br />
Regulierungen sind in Bezug auf<br />
KI Ihrer Meinung nach notwendig?<br />
Sexl: Ich denke, dass sich die<br />
Urheberfragen bei von KI formulierten<br />
Texten oder von ihr<br />
produzierten Bildern stellen<br />
wird. Hier braucht es Transparenz<br />
und möglichst klare Regeln.<br />
Die Entwicklung ist in diesem<br />
Feld rasant. Der mögliche Regulierungsbedarf<br />
ist momentan<br />
in voller Breite noch nicht abschätzbar.<br />
<strong>ECHO</strong>: Einen weiteren Schwerpunkt<br />
haben Sie auf die bessere<br />
Eingliederung von StudienanfängerInnen<br />
gelegt. Was genau<br />
ist darunter zu verstehen?<br />
Sexl: Es geht mir bzw. uns im<br />
Rektorat darum, den Übergang<br />
von der Schule ins Studium für<br />
unsere StudienanfängerInnen<br />
möglichst einfach zu gestalten.<br />
<strong>Das</strong> beginnt bei einer guten Studienberatung<br />
im Vorfeld. Hier<br />
wurde in der Vergangenheit<br />
bereits einiges auf den Weg gebracht.<br />
Dann geht es darum, die<br />
Studieneingangsphase so barrierefrei<br />
wie nur möglich zu gestalten,<br />
und letztlich auch darum,<br />
unsere Studierenden auf ihrem<br />
Weg in eine akademische Laufbahn<br />
oder in den Arbeitsprozess<br />
zu begleiten. Für die erste Studienphase<br />
haben wir die Fakultäten<br />
gebeten, ein entsprechendes, zu<br />
ihnen passendes Betreuungssystem<br />
durch andere Studierende<br />
und Lehrende zu entwickeln.<br />
Wir werden uns die verschiedenen<br />
Zugänge dann ansehen<br />
und anschließend die besten<br />
Lösungen intern vorstellen und<br />
empfehlen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Als erste Rektorin der<br />
Universität Innsbruck ist Ihnen<br />
die Förderung von Frauen ein<br />
Anliegen. Durch welche Maßnahmen<br />
wollen Sie die vermehrte<br />
Präsenz konkret steigern?<br />
Sexl: Ich weiß aus eigener Erfahrung,<br />
dass es häufig nicht einfach<br />
ist, eine wissenschaftliche Karriere<br />
mit den Bedürfnissen einer<br />
Familie und insbesondere von<br />
Kindern in Einklang zu bringen.<br />
Es geht mir darum, im Rahmen<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
67
TOP 500 | INTERVIEW<br />
meiner Möglichkeiten alle Barrieren<br />
abzubauen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Als erste Rektorin haben<br />
Sie erstmals die Personalagenden<br />
übernommen, die bislang immer<br />
in einem Vizerektorat angesiedelt<br />
waren. Warum und mit welchen<br />
Zielen?<br />
Sexl: Mir sind Menschen wichtig.<br />
Sie stehen für mich im Mittelpunkt<br />
meiner Überlegungen.<br />
Denn es sind Menschen, die<br />
forschen, lehren oder unsere Uni<br />
am Laufen halten. Und daher<br />
sind die Personalauswahl und<br />
das Personalmanagement extrem<br />
wichtig für eine positive Entwicklung<br />
einer Universität. Damit ist<br />
für mich auch völlig logisch, dass<br />
dieser Bereich Chefinnensache<br />
sein muss.<br />
<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen<br />
X, Y und Z gibt es viele Zuschreibungen.<br />
Es wird ihnen nachgesagt,<br />
dass sie weniger arbeiten wollten,<br />
dass ihnen Freizeit besonders<br />
wichtig sei. Sie hätten ein anderes<br />
Verständnis von Karriere und andere<br />
Werte. Wie erleben die junge<br />
Generation?<br />
Sexl: Meine beiden Söhne sind<br />
Teil dieser sogenannten Generation<br />
Z und ich habe als Universitätslehrerin<br />
auch Studierende der<br />
Vorgängergenerationen erlebt. Generationen<br />
sind immer im Wandel<br />
und das ist gut so. Die Welt ist<br />
nicht schwarz oder weiß, sondern<br />
divers und bunt. Ich erlebe hier an<br />
der Uni unglaublich viele interessierte,<br />
engagierte und problembewusste<br />
junge Menschen. Daher<br />
bereitet es mir auch großen Spaß,<br />
möglichst gute Rahmenbedingungen<br />
für diese jungen Leute zu<br />
schaffen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der<br />
Mitarbeiterführung besonders<br />
wichtig? Wie würden Sie Ihren<br />
Führungsstil beschreiben? Welche<br />
Werte und Prinzipien leiten Sie bei<br />
der Führung Ihres Teams?<br />
Sexl: Ich war viele Jahre Wissenschaftlerin<br />
und habe immer mit<br />
anderen Menschen zusammengearbeitet,<br />
viele Jahre auch Forschungsgruppen<br />
geleitet. Da war<br />
es immer sinnvoll, Ziele zu definieren,<br />
dann aber auch den Raum für<br />
eigene Lösungsansätze zu schaffen.<br />
Am Ende müssen dann aber<br />
immer Ergebnisse stehen und man<br />
muss Entscheidungen treffen. Ich<br />
arbeite daher gerne mit Menschen<br />
zusammen, die etwas von Ihrem<br />
„Geschäft“ verstehen und das gerne<br />
machen. Ich höre zu und lasse<br />
mir Sachverhalte und Zusammenhänge<br />
erklären. Ich bilde mir eine<br />
Meinung und entscheide dann.<br />
Ich würde das wohl als partizipativ-konkret<br />
bezeichnen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben in den letzten<br />
Wochen von einer 30-Millionen-Euro-Lücke<br />
im Budget für<br />
2024 gesprochen. Wie laufen die<br />
Verhandlungen? Wie sieht der<br />
Bildungsminister die Sachlage<br />
und wie der Finanzminister? Wie<br />
zuversichtlich sind Sie, dass die<br />
Lücke geschlossen werden kann?<br />
Sexl: Ja, wenn es so bleibt, werden<br />
wir im kommenden Jahr eine Lücke<br />
von rund 30 Millionen Euro<br />
haben. Die Inflation, die hohen<br />
Energiekosten und die – aus diesen<br />
Rahmenbedingungen resultierenden<br />
– gestiegenen Personalkosten<br />
sind die Ursache dafür. Wir<br />
schließen als Universitäten mit<br />
dem Ministerium immer Verträge<br />
über eine Budgetperiode von drei<br />
Jahren ab. Beim letzten Mal waren<br />
die aktuellen Entwicklungen nicht<br />
abzusehen und daher fehlen uns<br />
die nötigen Mittel für das letzte<br />
Jahr dieser Budgetperiode. Darüber<br />
verhandeln wir als Gesamtheit<br />
der österreichischen Universitäten<br />
über unseren Dachverband, die<br />
Universitätenkonferenz, mit dem<br />
Bund. Wir sind aber auch in der<br />
Vorbereitung für die Verhandlungen<br />
für die folgende Budgetperiode<br />
und auch hier ist unser<br />
Ziel, die positiven Entwicklungen,<br />
die wir in unserer Hochschullandschaft<br />
haben, auch fortsetzen<br />
zu können. Denn eines muss klar<br />
sein: Investitionen in Bildung, in<br />
Wissenschaft und in Forschung<br />
sind Investitionen in die Zukunft<br />
und die werden wir brauchen, um<br />
uns als Gesellschaft auch künftig<br />
positiv weiterentwickeln zu können.<br />
Daher bin ich derzeit auch<br />
noch optimistisch, dass wir gemeinsam<br />
mit dem Ministerium zu<br />
einer Lösung kommen werden, für<br />
2024 und auch für die Folgejahre.<br />
<strong>ECHO</strong>: Ist diese Budgetlücke<br />
ausschließlich auf Teuerung und<br />
Inflation zurückzuführen?<br />
Sexl: Ja!<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben von einem<br />
Entwicklungsplan für 2025 bis<br />
2027 gesprochen. Was soll in diesem<br />
Plan stehen?<br />
Sexl: Diese Pläne werden alle drei<br />
Jahre erstellt und beschreiben den<br />
Weg, den unsere Universität nehmen<br />
soll. <strong>Das</strong> ist nicht jedes Mal<br />
komplett anders, sondern ein Entwicklungsprozess,<br />
den man von<br />
Zeit zu Zeit adaptiert und an neue<br />
Gegebenheiten oder Herausforderungen<br />
anpasst. Der Weg zu einem<br />
solchen Plan führt über viele Gespräche<br />
mit den Fakultäten und<br />
den universitären Gremien, ist also<br />
ein komplexer demokratischer<br />
Prozess. Schlussendlich bildet<br />
dieser Entwicklungsplan dann<br />
die Basis für die Leistungsvereinbarungen<br />
mit dem Ministerium,<br />
für unser Budget.<br />
<strong>ECHO</strong>: Vor Kurzem wurde<br />
eine neue Stiftungsprofessur für<br />
Eisenbahnbau vorgestellt. Wie<br />
wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit<br />
zwischen Universität und<br />
Wirtschaft und gibt es in diesem<br />
Bereich konkrete Pläne?<br />
Sexl: Die Zusammenarbeit mit<br />
der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />
ist wichtig für eine Universität.<br />
Diese Zusammenarbeit<br />
muss aber beiden etwas bringen.<br />
Die zentrale Aufgabe von Universitäten<br />
ist dabei die Grundlagenforschung<br />
und dann gilt das<br />
Prinzip der freien Zugänglichkeit<br />
zu den Ergebnissen, meist in der<br />
Form von wissenschaftlichen<br />
Publikationen. Wenn das die Arbeitsgrundlage<br />
ist, dann bin ich<br />
für jede Kooperation offen.
tirol kliniken<br />
universitätskliniken<br />
innsbruck<br />
8700 Mitarbeiter:innen<br />
172 Berufe<br />
4 Standorte<br />
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Wir bieten eine Arbeit mit Sinn, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und<br />
Arbeitszeitmodelle sowie viele Benefits.<br />
karriere.tirol-kliniken.at<br />
Vor mir meine Karriere, um mich die tirol kliniken
Standortagentur Tirol<br />
fördert Innovationstätigkeit<br />
von Unternehmen<br />
Innovationen gehören zu den wichtigsten Treibern des Erfolgs von Unternehmen. Als Innovationsagentur<br />
des Landes unterstützt die Standortagentur Tirol Unternehmen dabei, zu tragfähigen<br />
Innovationen zu kommen. Dafür stellt sie die nötigen Services und Tools bereit.<br />
Die Beiräte der 7 Cluster der Standortagentur Tirol trafen sich kürzlich in einer gemeinsamen Sitzung, um die Eckpunkte der kommenden Cluster- und<br />
Innovationsarbeit festzulegen.<br />
Wer nicht mit der Zeit geht, geht<br />
mit der Zeit“ – wenn Sie schon<br />
einmal an einer Veranstaltung<br />
zum Thema Innovation teilgenommen haben,<br />
kennen Sie diesen Spruch vermutlich.<br />
<strong>Das</strong> Traurige daran: Diese Aussage ist absolut<br />
zutreffend. Denken Sie nur an ehemalige<br />
Branchengrößen wie Nokia, Blackberry, Kodak<br />
oder Commodore. Diese einstigen Top-<br />
Unternehmen sind heute nicht mehr als eine<br />
Fußnote der Wirtschaftsgeschichte.<br />
Innovationen sind für Unternehmen von<br />
entscheidender Bedeutung. Sie stellen den<br />
einzigen Weg dar, um nachhaltig Wettbewerbsvorteile<br />
zu generieren und Erfolg am<br />
Markt zu haben. Innovative Firmen schaffen<br />
sich mit neuen Ideen, Produkten und Dienstleistungen<br />
einen Marktvorsprung. Dies führt<br />
zu stabilen, nicht selten sogar zu steigenden<br />
Umsätzen. Innovationen erhöhen zudem<br />
die Kundenbindung. Nicht zuletzt tragen sie<br />
oftmals dazu bei, Kosten im Unternehmen<br />
zu senken, was sich ebenfalls positiv auf den<br />
Unternehmenserfolg auswirkt.<br />
Doch wie schaffen es Unternehmen, langfristig<br />
innovativ zu bleiben? Dafür bedarf es<br />
einiger Voraussetzungen. Zum Ersten muss<br />
beantwortet werden, welches die wichtigsten<br />
Innovationsfelder der Zukunft sind, die für<br />
die jeweilige Branche Relevanz aufweisen.<br />
Zweitens gilt es, sich einen Überblick darüber<br />
zu verschaffen, welche Technologien und Innovationen<br />
es in diesem Bereich bereits gibt.<br />
Und drittens geht es darum, wertschöpfende<br />
Innovationen so schnell wie möglich zu entwickeln<br />
und zu vermarkten.<br />
Trendlabor beschleunigt<br />
Innovationsarbeit<br />
Mit einem zielgerichteten Innovationsmanagement<br />
schaffen es Unternehmen, Innovationen<br />
zu generieren und erfolgreich am<br />
Fotos: Standortagentur Tirol
STANDORTAGENTUR TIROL | PROMOTION<br />
<strong>Das</strong> Trendlabor hilft Cluster-Mitgliedern, ihre<br />
Innovationsarbeit zu beschleunigen – in der<br />
kommenden Version sogar mithilfe von KI.<br />
Cluster-Betriebe treiben<br />
Innovation und Wachstum in<br />
Tirol voran<br />
Die Cluster bilden eines der Herzstücke der<br />
Standortagentur Tirol. In den sieben Clustern<br />
Erneuerbare Energien, IT, kreativland.tirol, Life<br />
Sciences, Wellness & Wohlbefi nden, Mechatronik<br />
und Wasserstoff sind rund 500 Unternehmen<br />
versammelt. Diese bilden die Speerspitze des<br />
innovativen Unternehmertums im Land.<br />
Die Cluster servicieren ihre Mitglieder rund um<br />
die Themen Technologie, Innovation, Kooperation<br />
und Wachstum. Cluster-Mitglieder erhalten<br />
einen exklusiven Zugang zu einem Netz von<br />
Partnerfi rmen sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen.<br />
<strong>Das</strong> Clustermanagement<br />
stellt ihnen Informationen bereit, die ihr wirtschaftliches<br />
Wachstum beschleunigen. Außerdem<br />
werden Clustermitglieder dabei unterstützt, ihr<br />
Angebot zu vermarkten.<br />
Eine Übersicht über die Mitgliedsbetriebe der<br />
Tiroler Cluster fi ndet sich im Kompetenzatlas der<br />
Standortagentur Tirol. Dieser kann abgerufen<br />
werden unter www.standort-tirol.at/ka.<br />
Markt zu platzieren. Eine der wichtigsten<br />
Voraussetzungen, um überhaupt zu Innovationen<br />
zu kommen, sind Ideen. Denn am<br />
Beginn jeder bahnbrechenden Innovation<br />
steht eine vielversprechende Idee.<br />
Wie gelingt es Unternehmen, an prall gefüllten<br />
Ideenspeicher zu kommen? Nun, der<br />
Prozess ist aufwendig, lohnt sich aber. Es gilt,<br />
eine Kultur des Ideengenerierens im Betrieb<br />
zu schaffen. Besonders leicht haben es hier<br />
die Mitglieder der 7 Cluster der Standortagentur<br />
Tirol. Denn mit dem Trendlabor<br />
steht diesen ein Online-Tool zur Verfügung,<br />
das hilft, die richtigen Innovations- und Investitionsentscheidungen<br />
zu treffen.<br />
<strong>Das</strong> Trendlabor bietet eine Übersicht über<br />
die wichtigsten Innovationen aus vielen<br />
Branchen. Und das weltweit und abgeleitet<br />
von den Mega- und Makrotrends, welche<br />
die Wirtschaft in den kommenden Jahren<br />
beschäftigen werden. Zudem listet es<br />
Startups, Forschungspapiere, neue Patente<br />
usw. zu aktuellen Innovationen auf. Dies<br />
alles trägt dazu bei, schnell zu zahlreichen<br />
guten Innovationsideen zu gelangen. Und<br />
es ermöglicht festzustellen, ob diese Ideen<br />
bereits von jemand anderem bearbeitet<br />
werden.<br />
In der kommenden Version nutzt das<br />
Trendlabor die Möglichkeiten künstlicher<br />
Intelligenz, um noch schneller zu tragfähigen<br />
Innovationen zu gelangen. KI beschleunigt<br />
das Finden und Bewerten von<br />
Ideen. Zudem gelingt es damit einfacher<br />
denn je, große Mengen an Daten auszuwerten,<br />
um aktuelle Trends und Branchenentwicklungen<br />
zu identifizieren. Die KI<br />
kann zudem dazu verwendet werden, Geschäftsmodelle<br />
zu planen oder sie daraufhin<br />
abzuklopfen, wo Schwachstellen liegen. KI<br />
ersetzt die Rolle des Menschen im Innovationsmanagement<br />
natürlich nicht. Sie hilft<br />
aber entscheidend dabei mit, den Innovationsprozess<br />
zu beschleunigen und zu bereichern.<br />
Mehr Info zum Trendlabor unter<br />
https://trendlabor.tirol<br />
Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur<br />
Tirol, erläutert, wie innovative Unternehmen<br />
in Tirol unterstützt werden.<br />
3 Fragen an Marcus Hofer<br />
Marcus Hofer ist Geschäftsführer der Standortagentur<br />
Tirol. Im Kurz-Interview erläutert<br />
er, warum Innovationen so wichtig für<br />
den Standort Tirol sind und wie die Standortagentur<br />
Tirol diese unterstützt.<br />
Warum sind Innovationen so wichtig für Tirol?<br />
Innovationen sichern das Wachstum sowie<br />
die Resilienz des Wirtschaftsstandortes Tirol.<br />
Sie helfen mit, bestehende Arbeitsplätze<br />
zu sichern und neue zu schaffen. Dadurch<br />
tragen sie unmittelbar zum Wohlstand im<br />
Land bei.<br />
Welche Vorteile bietet der Standort Tirol innovativen<br />
Unternehmen?<br />
Unternehmen profitieren in Tirol vom etablierten<br />
Know-how-Transfer zwischen Forschung<br />
und Wirtschaft. Mit unserem Welcome<br />
Service helfen wir zudem beim Zuzug<br />
hochqualifizierter Mitarbeiter:innen. Nicht<br />
zuletzt gibt es in Tirol zahlreiche Fördermöglichkeiten,<br />
zu denen wir gern beraten.<br />
Wie unterstützt die Standortagentur Tirol innovative<br />
Unternehmen?<br />
Wir offerieren eine ganze Reihe von Services,<br />
angefangen von Förderberatung über<br />
Trendmonitoring bis hin zum Employer<br />
Branding des Standortes Tirol. Unternehmen<br />
haben zudem die Möglichkeit, in<br />
einem oder mehreren unserer 7 Innovationscluster<br />
mitzuwirken. In diesen erhalten<br />
sie zahlreiche Exklusivleistungen, die ihre<br />
Innovationskraft stärken.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
„In der Industrie denken<br />
wir positiv“<br />
Interview. Im Interview spricht Max Kloger, Spartenobmann Industrie, über Konjunktur,<br />
Exportentwicklung, Arbeitskräftemangel, Energiekosten, Zinsen, Inflation, Wettbwerbsfähigkeit<br />
und KI.<br />
Die Konjunktur trübt sich zunehmend<br />
ein. Von der Industrie<br />
hört man, dass sie sich<br />
schon in einer technischen Rezession<br />
befindet. Wie geht es den Unternehmen?<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung<br />
heuer und für 2024? Wie sieht der Best<br />
und der Worst Case aus? Wann denken<br />
Sie, wird sich die Wirtschaftslage wieder<br />
verbessern?<br />
Max Kloger: Die aktuellen Konjunkturindikatoren<br />
verheißen tatsächlich<br />
nichts Gutes. Doch die Tiroler Industrie<br />
hat in der Vergangenheit bewiesen,<br />
dass sie immer Wege aus der Krise<br />
findet. Dennoch, die Zahlen in einigen<br />
Branchen, etwa der Bauwirtschaft, sind<br />
ernüchternd. Daran ist auch der Gesetzgeber<br />
nicht ganz unschuldig, beispielsweise<br />
aufgrund der neuen Eigenkapitalvorschriften.<br />
Aber in der Industrie<br />
denken wir immer positiv und glauben<br />
an einen leichten Aufschwung im dritten<br />
oder vierten Quartal des nächsten<br />
Jahres.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist die Exportentwicklung<br />
im Speziellen (heuer und 2024)?<br />
Max Kloger: Die Tiroler Industriebetriebe<br />
halten nach wie vor eine beeindruckende<br />
Exportquote von fast 75<br />
Prozent. Deshalb ist es ja so wichtig,<br />
dass wir am Weltmarkt konkurrenzfähig<br />
bleiben. Dafür brauchen wir stabile<br />
Rahmenbedingungen, die in Tirol bis<br />
vor Kurzem mehrheitlich gut bis sehr<br />
gut waren. Doch im letzten Jahr hat<br />
sich einiges ins Negative gedreht, etwa<br />
bei den Themen Energie und Verkehr<br />
oder bei den Löhnen und Gehältern. Es<br />
ist unerlässlich, dass hier wieder mehr<br />
Planungssicherheit für die Betriebe geschaffen<br />
wird.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Industrie ist immer noch<br />
mit einem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel<br />
konfrontiert. Wird sich dies<br />
durch die Abschwächung der Konjunktur<br />
verändern? Rechnen Sie mit<br />
höheren Arbeitslosenquoten?<br />
Kloger: Grundsätzlich sehen wir die<br />
Abschwächung der Konjunktur als<br />
vor übergehend an. Deswegen haben<br />
wir auch in zahlreichen Gesprächen<br />
mit der Politik darauf gedrängt, eine<br />
Kurzarbeitsvariante einzuführen, die<br />
es den Betrieben ermöglicht, in einer<br />
Periode von höchstens drei Monaten<br />
ihre Fachkräfte zu behalten. Leider ist<br />
das nun vorliegende Modell für die<br />
Unternehmen keine echte Hilfe. Erstens,<br />
weil es von der Antragstellung bis<br />
zur Entscheidung viel zu lange dauert.<br />
Und zweitens, weil das Unternehmen<br />
das Risiko der Mehrkosten trägt, wenn<br />
der Antrag letztlich abgewiesen werden<br />
sollte. <strong>Das</strong> ist nicht praktikabel!<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Zinsen sind erheblich<br />
gestiegen. Sehen Sie bereits Auswirkungen<br />
auf die Industrieunternehmen<br />
in Tirol? Wenn ja, welche?<br />
Kloger: Natürlich waren die niedrigen<br />
Zinsen so etwas wie ein Turbo für In-<br />
Max Kloger,<br />
Spartenobmann<br />
Industrie.<br />
Fotos: die Fotografen, Adobe Stock<br />
72<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
523,8 Millionen<br />
Euro<br />
investierten Tiroler<br />
Industrieunternehmen<br />
2017 in Forschung und<br />
Entwicklung.<br />
12,54<br />
Milliarden Euro<br />
– so hoch war der Produktionswert<br />
der Tiroler Industrie.<br />
Ein kräftiges Plus von<br />
13,5 % gegenüber dem<br />
Vorjahr.<br />
43.123 Euro<br />
beträgt das durchschnittliche Bruttogehalt<br />
eines Industriebeschäftigten in<br />
Tirol, das damit weitaus höher ist<br />
als in fast allen anderen<br />
Branchen der Tiroler<br />
Wirtschaft.<br />
425<br />
Tiroler<br />
Industriebetriebe<br />
7,4<br />
Milliarden Euro<br />
an Direktexporten<br />
erzielte die Tiroler<br />
Industrie.<br />
1.288<br />
Lehrlinge<br />
wurden in 93 Lehrbetrieben der<br />
Tiroler Industrie in über<br />
60 verschiedenen Lehrberufen<br />
ausgebildet.<br />
40.000<br />
Mitarbeiter<br />
beschäftigten die<br />
Tiroler Industriebetriebe.<br />
28 %<br />
der Tiroler<br />
Bruttowertschöpfung<br />
werden von den<br />
produzierenden Betrieben<br />
(mit Bauwirtschaft)<br />
erbracht.<br />
Quelle: Statistik Austria/WK-Tirol<br />
vestitionen in unserem Land. Allerdings<br />
wusste man, dass der Tag kommen wird, an<br />
dem man den Weg der Negativzinspolitik<br />
verlassen wird müssen. Vor ca. 30 Jahren<br />
waren die Zinsen doppelt so hoch, wie sie<br />
heute am Markt angeboten werden. Diese<br />
Schwankungen wird es immer geben, und<br />
wir müssen lernen, damit umzugehen. Aktuell<br />
sehe ich die Volatilität der Energiekosten<br />
als ein größeres Problem für die Industrie<br />
als die Zinspolitik.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Lösungen braucht es angesichts<br />
der immer noch hohen Energiekosten?<br />
Brauchen wir einen Industriestrom,<br />
ähnlich wie in Deutschland?<br />
Kloger: Fest steht, dass wir in Österreich<br />
noch zu wenig erneuerbare Energie erzeugen,<br />
obwohl unser Land diesbezüglich viele<br />
Ressourcen hätte. Fest steht auch, dass man<br />
nicht gleichzeitig für den Ausstieg aus der<br />
fossilen Energiegewinnung und gegen den<br />
Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie<br />
der Wasserkraft sein kann. Um von fossilen<br />
Brennstoffen unabhängig zu werden, brauchen<br />
wir mehr erneuerbare Energien und<br />
vor allem Speichermöglichkeiten. Eine breit<br />
geführte, sachliche Diskussion rund um den<br />
richtigen Mix wäre hier wünschenswert. Und<br />
zum Industriestrom: Ja, wir brauchen neue<br />
intelligente Tarife. Da sind wir uns alle einig.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die hohe Inflation in Europa und<br />
die noch höhere in Österreich beschäftigt<br />
die Wirtschaft. Ist sie ein Standortnachteil<br />
für die Wirtschaft? Welche Maßnahmen<br />
soll die Politik setzen?<br />
Kloger: Die aktuell hohe Inflation, angefacht<br />
durch den Energiepreis und andere<br />
Faktoren, ist besorgniserregend. Um dies zu<br />
bekämpfen, sollten schnelle Genehmigungsverfahren<br />
und gezielte wirtschaftsfreundliche<br />
Maßnahmen priorisiert werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie wettbewerbsfähig ist die österreichische<br />
Industrie international gesehen?<br />
Welche Maßnahmen braucht es, um<br />
sie zu stärken?<br />
Kloger: Obwohl Österreich in einigen Segmenten<br />
nach wie vor weltweit führend ist, gibt<br />
es Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen.<br />
Besonders in Bezug auf Energie, Lohnnebenkosten<br />
und Infrastruktur. Es ist essenziell,<br />
hier eine nachhaltige Strategie zu entwickeln.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ändert KI die Branche schon<br />
jetzt? Wie wird KI die Unternehmen in den<br />
kommenden Jahren verändern? Welche<br />
Auswirkungen wird KI auf die Berufe in der<br />
Industrie haben? Was bedeutet das für das Bildungssystem<br />
und die Lehrlingsausbildung bzw.<br />
Lehrberufe?<br />
Kloger: In einigen Teilen der Welt, insbesondere<br />
in Asien, ist KI weit fortgeschritten.<br />
In Österreich sind wir noch in der Anfangsphase.<br />
Aber bereits jetzt erkennen wir das<br />
Potenzial von KI zur Effizienzsteigerung.<br />
Während ich derzeit keine unmittelbaren<br />
Veränderungen in der Lehrausbildung sehe,<br />
glaube ich, dass KI in der Zukunft die Ausbildung<br />
und die Arbeitsweise in vielen Branchen<br />
beeinflussen wird.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Wir leben Diversität in<br />
allen Bereichen“<br />
Interview. Karin Svoboda und Patrick Götz, Vorstandsteam der Tiroler Sparkasse, im<br />
Interview über die Konjunkturaussichten, die Werte junger MitarbeiterInnen und den<br />
spannenden Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bankensektor.<br />
<strong>ECHO</strong> Welche Erwartungen haben Sie an<br />
das nächste Jahr?<br />
Svoboda: Unsere makroökonomische Meinung<br />
ist, dass wir den Plafond beim Zinsniveau<br />
erreicht haben. Die Inflation geht ein<br />
bisschen zurück. Deshalb rechnen wir damit,<br />
dass die EZB im zweiten Halbjahr 2024<br />
beginnen wird, die Zinsen wieder langsam<br />
zu senken. Jeder muss sich aber darauf einstellen,<br />
dass die Inflation die nächsten zwei<br />
Jahre noch über den von der EZB anvisierten<br />
zwei Prozent liegen wird und damit auch die<br />
Zinsen noch höher bleiben werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />
im heurigen Jahr?<br />
Karin Svoboda: Wenn man sich unsere<br />
Ergebnisentwicklung anschaut, sind wir<br />
natürlich sehr zufrieden. Beim Zinsergebnis<br />
helfen uns steigende Zinsen auf der Aktivseite,<br />
kosten aber natürlich auch mehr auf<br />
der Einlagenseite. Bei den PrivatkundInnen<br />
haben die regulatorischen Vorgaben, aber<br />
auch die Inflation dazu beigetragen, dass wir<br />
mehr Zurückhaltung spüren. In erster Linie,<br />
was Investitionen in Immobilien betrifft.<br />
Auf der Firmenkundenseite ist es ein bisschen<br />
verhaltener als im Vorjahr, weil viele<br />
Unternehmen bei Investitionen bremsen.<br />
Im ersten Halbjahr sahen wir einen Anstieg<br />
bei den vorzeitigen Tilgungen. Vor allem<br />
KundInnen, die auf variabel verzinste Kredite<br />
setzten, haben diese verstärkt vorzeitig<br />
getilgt. Dieser Trend ist im zweiten Halbjahr<br />
wieder zurückgegangen.<br />
Patrick Götz: Bei den Zinsen kehren wir<br />
nach einer untypischen Negativzinsphase zu einer<br />
Normalisierung zurück. Überraschend war<br />
die Geschwindigkeit der Zinswende – bedingt<br />
durch die sprunghaft angestiegene Inflation.<br />
Natürlich haben die Eingriffe der Zentralbanken<br />
einen abkühlenden Effekt auf die Wirtschaft.<br />
Aber die Inflation muss sinken – und<br />
dann wird sich auch das Zinsgefüge wieder<br />
stabilisieren. Seit der letzten Bankenkrise im<br />
Jahr 2008 ist die Wirtschaft wesentlich resilienter<br />
geworden. Die Eigenkapitalquoten<br />
sind seither sowohl bei den Unternehmen<br />
als auch bei den Banken gestiegen. Dort, wo<br />
die Gewinne in den Unternehmen geblieben<br />
sind, sollte genügend Substanz da sein, um<br />
auch ein paar schwierigere Quartale zu verkraften.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Branchen werden vermehrt<br />
mit Problemen zu kämpfen haben?<br />
Svoboda: Wir schauen uns auf der Risikoseite<br />
an, welche Branchen besonders gefährdet sind,<br />
Fotos: Vandory<br />
74<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
und bilden Kreditvorsorgen. Bisher<br />
waren vor allem die zyklischen Industrien<br />
wie Baugewerbe, Handel,<br />
Tourismus und Transport davon<br />
betroffen. Wir sehen, dass diese<br />
Sparten empfindlicher auf wirtschaftliche<br />
Abschwünge reagieren<br />
und dass bei einigen die Liquidität<br />
knapper wird, da die Verwertung<br />
von Immobilien langsamer voranschreitet<br />
als in den letzten Jahren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Viele Bauträger werden<br />
mehr Zeit für den Verkauf benötigen.<br />
Den Banken wird dadurch<br />
eine wichtige Rolle zukommen.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Götz: Panik ist grundsätzlich kein<br />
guter Ratgeber. Allerdings wird es<br />
aufgrund höherer Finanzierungskosten<br />
und geringerer Liquidität<br />
auch Situationen geben, in denen<br />
Immobilien zu niedrigeren Preisen<br />
als vor der Zinswende den<br />
Eigentümer wechseln. Es gibt vor allem hier in<br />
Tirol keinen Grund zur Annahme, dass es zu<br />
errodierenden Immobilienpreisen kommen<br />
wird. Wir haben hier immer ein limitiertes Angebot<br />
und eine gute Nachfrage. Es wird sich<br />
nicht mehr jede Lage zu Höchstpreisen verkaufen.<br />
Objekte mit schlechten Energiestandards<br />
werden es auch schwieriger haben. Die<br />
letzten zehn bis 15 Jahre waren für gewerbliche<br />
Bauträger sehr vorteilhaft. Wir sehen aber, dass<br />
die Nachfrage und damit die Preise derzeit sinken.<br />
Diesbezüglich versuchen wir, gemeinsam<br />
mit unseren KundInnen Lösungen zu finden.<br />
Dort, wo es möglich ist, möchten wir auch die<br />
notwendige Zeit geben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Offenbar sind es nicht nur die Zinsen,<br />
die das Bauträgergeschäft schwächen,<br />
sondern auch neue Regularien, wie die KIM-<br />
Verordnung.<br />
Karin Svoboda ist seit Mai <strong>2023</strong> Vorständin der Tiroler Sparkasse.<br />
Svoboda: Die Vorgaben in dieser Verordnung<br />
sind ja im Grunde nicht unvernünftig.<br />
Auf die Verschuldungsquote zu achten, ist sicherlich<br />
klug. <strong>Das</strong> geschah ja auch schon vor<br />
dieser Verordnung. Dennoch müssen wir<br />
eine Situation schaffen, die es auch jungen<br />
Familien ermöglicht, Eigentum zu schaffen.<br />
<strong>ECHO</strong>: In letzter Zeit standen die Banken in<br />
der Kritik, schnell die Zinsen auf der Aktivseite<br />
angepasst zu haben, aber nur schleppend<br />
auf der Passivseite. Wie sehen Sie das?<br />
Götz: Es ist richtig, dass die Einlagen im<br />
Rahmen der Zinserhöhungen erst mit einer<br />
gewissen Verzögerung gestiegen sind. Mittlerweile<br />
sind die Sparzinsen jedoch ebenfalls<br />
deutlich erhöht. Es ist davon auszugehen,<br />
dass sich die Zinsspannen auch hier wieder<br />
normalisieren – so wie es vor der Negativzinsphase<br />
üblich war.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen<br />
sehen Sie auf den Finanzsektor<br />
zukommen?<br />
Svoboda: Wir werden mit den<br />
Veränderungen, die es gibt, umgehen<br />
müssen. <strong>Das</strong> wichtigste<br />
Thema wird aber sicherlich das<br />
Mitarbeiterthema sein, gute Leute<br />
zu finden und zu halten. Wir<br />
sehen, dass es in verschiedenen<br />
Bereichen schwierig ist, Leute mit<br />
speziellem Know-how, beispielsweise<br />
Mathematiker für den Risikobereich<br />
oder auch VertriebsmitarbeiterInnen,<br />
zu finden. Die MitarbeiterInnen<br />
gut auszubilden und<br />
länger im Unternehmen zu halten,<br />
ist auch herausfordernd. Gerade<br />
die junge Generation möchte sich<br />
auf ihrem Karriereweg rascher verändern<br />
und das müssen wir bieten<br />
können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen x, y<br />
und z gibt es viele Zuschreibungen. Es wird<br />
ihnen nachgesagt, dass sie weniger arbeiten<br />
wollen, weil ihnen Freizeit besonders wichtig<br />
sei. Sie hätten ein anderes Verständnis von<br />
Karriere und andere Werte. Wie erleben Sie<br />
das?<br />
Götz: Die Werte haben sich sicherlich verändert.<br />
<strong>Das</strong> war aber auch bei den früheren Generationen<br />
so. Jede Generation hat ihre Werte<br />
und ihre Themen. Frei nach dem Spruch: <strong>Das</strong><br />
einzige Problem der heutigen Jugend ist, dass<br />
man selbst nicht mehr dazugehört. Ich sehe<br />
die Jugend sehr positiv. Für die Gen Z stehen<br />
die Themen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit<br />
noch mehr im Fokus ihres Denkens.<br />
Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Sachen<br />
Digitalisierung werden Unternehmen sehr<br />
positiv beeinflussen. Die Gen Z möchte, dass<br />
Menschen die Möglichkeit zur individuellen<br />
Entwicklung haben. Sie fordern Diversität in<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
75
TOP 500 | INTERVIEW<br />
allen Lebenslagen – auch im Job. Es ist mehr<br />
Flexibilität notwendig, man muss andere<br />
Arbeitszeitmodelle andenken. Es gibt auch<br />
andere Ausbildungsbedürfnisse. <strong>Das</strong> Nutzungsverhalten<br />
ist nicht nur bei MitarbeiterInnen,<br />
sondern auch bei KundInnen anders.<br />
Wir haben als Bank die Herausforderung, für<br />
alle da zu sein, für die PensionistInnen, die<br />
bei den Geschlechtern, sondern auch in der<br />
Altersstruktur, ist wichtig.<br />
Götz: Empowerment ist wichtig, das Umfeld<br />
so zu gestalten, dass man sich einbringen<br />
kann. Wir wollen unternehmerisch<br />
denkende MitarbeiterInnen, die keine BefehlsempfängerInnen<br />
sind, bestärken, ihre<br />
Meinung zu äußern. Natürlich ist ein Unternehmen<br />
keine Basisdemokratie, sondern<br />
braucht Entscheidungen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Warum sollte sich jemand für einen<br />
Job in der Tiroler Sparkasse entscheiden?<br />
Svoboda: Kurz gesagt, weil wir ein interessantes<br />
Aufgabengebiet und ein attraktives<br />
Arbeitsumfeld bieten. Sowohl im Konzern<br />
als auch in der Tiroler Sparkasse setzen wir<br />
auf flexible Arbeitszeitmodelle mit Gleitzeitregelungen.<br />
Mobiles Arbeiten gehört<br />
schon lange zu unserem beruflichen Alltag.<br />
So können unsere MitarbeiterInnen bis zu<br />
40 Prozent im Homeoffice arbeiten. Und<br />
auch alle gängigen digitalen Zusammenarbeitsplattformen<br />
haben sich inzwischen bei<br />
uns etabliert.<br />
Patrick Götz ist seit November 2022 Vorstand der Tiroler Sparkasse.<br />
wenig mit der digitalen Welt anfangen können<br />
und persönliche Ansprache wollen, und<br />
für Junge, die seltener eine Filiale betreten<br />
und fast alles online erledigen. Die Kunst ist<br />
es, einen Konsens zu finden zwischen den<br />
Leuten, die seit 35 Jahren in der Sparkasse<br />
sind, viel geleistet und viel Erfahrung haben,<br />
und jungen MitarbeiterInnen, die sie beraten.<br />
Der gute Mix, die Diversität, nicht nur<br />
<strong>ECHO</strong>: Welches Führungsverständnis haben<br />
Sie?<br />
Svoboda: Ich denke, in der Führung hat sich<br />
sehr viel verändert. Der Führungsstil war früher<br />
viel hierarchischer, man durfte nicht dagegenreden,<br />
eine eigene Meinung war nicht<br />
immer erwünscht. Es ist gut, dass sich das geändert<br />
hat. Unser Führungsstil ist ein partizipativer.<br />
Wir binden die KollegInnen ein. Wir<br />
wollen auf das gemeinsame Wissen aufbauen<br />
und das Beste herausholen. Wir sind dazu da,<br />
die roten Linien vorzugeben, zu zeigen, wo<br />
wir uns außerhalb des Bereichs, in dem wir<br />
agieren möchten, bewegen.<br />
Götz: Ich kann das am besten für mich<br />
selbst beantworten. Letztes Jahr haben wir<br />
200 Jahre Tiroler Sparkasse gefeiert. Da gibt<br />
es also eine gewisse Genesis und Wertehaltung<br />
aus dem Stiftungsgedanken heraus,<br />
für die wir immer noch glaubhaft stehen.<br />
Gleichzeitig sind wir ein Tochterunternehmen<br />
eines börsenorientierten Konzerns, wir<br />
haben InvestorInnen und StakeholderInnen<br />
und sind ein hochmodernes Unternehmen.<br />
Diesen Balanceakt zu leben, gelingt uns<br />
gut. Wir sind ein moderner, spannender<br />
Arbeitgeber, der finanzielle Gesundheit für<br />
uns selbst, unsere PartnerInnen und KundInnen<br />
in den Mittelpunkt stellt. Wir sind<br />
ein Unternehmen mit viel Innovationskraft<br />
und Mut, auch neue Wege zu gehen. Und<br />
schließlich finde ich den Bankenberuf so<br />
attraktiv, weil man mit so vielen verschiedenen<br />
Menschen zu tun hat. Wir leben die<br />
Diversität in allen Bereichen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie schaut es mit Frauen in Führungsfunktionen<br />
aus?<br />
Svoboda: Wir haben derzeit 26 Prozent<br />
Frauen in Führungspositionen. Unser Ziel<br />
ist, mittelfristig 40 Prozent zu erreichen.<br />
Hoffentlich brauchen wir irgendwann keine<br />
Quote mehr.<br />
76<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
<strong>ECHO</strong>: Kommen wir zu einem ganz anderen<br />
Thema. Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen<br />
Alltag finden. Inwieweit spielt KI in der Tiroler<br />
Sparkasse bereits jetzt eine Rolle?<br />
Svoboda: Wir haben auf der Risikoseite<br />
schon vor Jahren begonnen, bei Geldwäsche<br />
und Betrugsanalysen KI einzusetzen.<br />
Da werden Transaktionen angeschaut und<br />
es werden in der riesigen Menge von Transaktionen<br />
Verdachtsfälle herausgefiltert, um<br />
dann nur noch eine kleinere Menge bearbeiten<br />
zu müssen. <strong>Das</strong> geht über statistische<br />
Datenmodelle, die selbstlernend sind. <strong>Das</strong><br />
funktioniert sehr gut. In einem Pilotprojekt<br />
arbeiten wir daran, aus der großen Menge an<br />
Arbeitsanweisungen und Vorschriften immer<br />
jene herauszufiltern, die gerade relevant<br />
sind. Ein Beispiel: Ich möchte einen Kredit<br />
in der Baubranche vergeben. <strong>Das</strong> Modell<br />
soll mir nun sagen, welche Vorgaben für<br />
mich relevant sind. <strong>Das</strong> erleichtert die Arbeit.<br />
Ganz neu ist, dass wir unseren MitarbeiterInnen<br />
ChatGPT zugänglich machen.<br />
Dafür haben wir ChatGPT auf ein sicheres<br />
Environment gehoben, damit die Daten auf<br />
unserer Cloud gespeichert werden können.<br />
Unsere MitarbeiterInnen sind eingeladen,<br />
das auszuprobieren und zu lernen, wie man<br />
richtig promptet, also die richtigen Fragen<br />
stellt.<br />
Götz: Wir versuchen bei diesem Thema,<br />
ständig zu lernen. Wir schauen uns an, für<br />
welche Zwecke wir KI einsetzen können,<br />
und entmystifizieren dieses Thema damit<br />
auch. Als erstes österreichisches Finanzunternehmen<br />
haben wir auch das erste Finanz-<br />
KI Österreichs gestartet. Zum Einsatz kommt<br />
ein hoch entwickelter, textbasierter Chatbot,<br />
der natürliche Sprache nutzt. Als Basis dienen<br />
200 Jahre Finanzwissen der Erste Bank,<br />
die mit KI-Technologie von OpenAI und<br />
ChatGPT einfach zugänglich gemacht werden.<br />
KI gibt einfache Antworten auf komplexe<br />
Fragen. Insgesamt werden wir Effizienzsteigerungen<br />
erreichen können und viele<br />
repetitive Arbeiten automatisieren. Dadurch<br />
können wir unsere MitarbeiterInnen für den<br />
direkten Kundenkontakt und andere Aufgaben<br />
freispielen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Berufsbilder oder Tätigkeiten<br />
sind in der Bankenbranche besonders<br />
von der Automatisierung durch KI betroffen?<br />
Svoboda: KI wird uns in allen Bereichen<br />
viel Arbeit abnehmen können, wird aber<br />
meiner Meinung nach keine Leute ersetzen.<br />
Auch eine repräsentative Integral-Studie zu<br />
KI und Banken, die die Erste Bank beauftragt<br />
hat, zeigt, dass ChatGPT Vorteile bringt, die<br />
persönliche Beratung aber weiterhin wichtig<br />
bleibt. Und es entstehen neue Jobs. So wird<br />
es IT-MitarbeiterInnen geben, die sich hauptsächlich<br />
mit dem sogenannten „Prompten“<br />
auseinandersetzen.<br />
Götz: Unsere IT-KollegInnen werden sehr<br />
von KI betroffen sein, was aber gleichzeitig<br />
auch eine große Chance darstellt. Ein großer<br />
Prozentsatz von dem, was früher gecodet<br />
wurde, kann jetzt die KI erledigen. <strong>Das</strong> bedeutet<br />
eine enorme Produktivitätssteigerung.<br />
Insgesamt wird es jeden betreffen, Berufsbilder<br />
und Inhalte werden sich verändern.<br />
Den Menschen wird es aber immer brauchen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Regulierungen sind in Bezug<br />
auf KI Ihrer Meinung nach notwendig?<br />
Götz: In Brüssel wird ja bereits an einem<br />
europäischen Regulierungsansatz für künstliche<br />
Intelligenz gearbeitet. <strong>Das</strong> ist wichtig,<br />
weil KI ein mächtiges Tool sein kann. Was<br />
es braucht, sind regulatorische Leitplanken.<br />
Man kann mit diesen Werkzeugen viel Gutes<br />
machen. Jedoch werden wir auch mit einigen<br />
Herausforderungen konfrontiert sein, gerade<br />
im Sicherheitsbereich. Bei Banken ist das ein<br />
großes Thema.
TOP 500 | INTERVIEW<br />
E-Mobilität spart Steuer,<br />
Sachbezug und bringt Prämie<br />
Interview. E-Mobilität als Chance: Umweltbelange und deren Umsetzung im Betrieb<br />
fordern derzeit alle Branchen – zusätzlich zu aktuellen wirtschaftlichen Themen. Die<br />
Steuerberater Markus und Stefan Erharter geben einen Überblick über Vorteile in<br />
Sachen E-Mobilität für Betriebe.<br />
Mit der E-Mobilitätsoffensive hat das Bundesministerium<br />
für Klimaschutz, Umwelt,<br />
Energie, Mobilität, Innovation und Technologie<br />
(BMK) eine Förderaktion für klimafreundliche<br />
Mobilität initiiert, um den Verkehr in Österreich effizienter<br />
und umweltfreundlicher zu gestalten. Zudem wurde<br />
auch die „Bezugsumwandlung“ geregelt, nämlich wie<br />
vom Arbeitgeber gegen finanzielle Beteiligung überlassene<br />
emissionsfreie Fahrzeuge – also neben Elektroautos<br />
auch e-Bikes, Jobräder, etc. – die Bemessungsgrundlage<br />
für Lohnsteuer, Sozialversicherung sowie Dienstgeberabgaben<br />
reduzieren.<br />
Markus und Stefan Erharter.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche grundlegenden Voraussetzungen gelten<br />
im Zusammenhang mit der E-Mobilitätsoffensive<br />
und welche Maßnahmen gibt es hier bzw. was wird gefördert?<br />
Stefan: Die Förderaktion läuft, solange Budget vorhanden<br />
ist, längstens jedoch bis 31. März 2024. Voraussetzung<br />
für die Förderung ist der Einsatz von hundert<br />
Prozent Strom bzw. Wasserstoff aus erneuerbaren Energieträgern.<br />
Die Anträge für Einzelmaßnahmen von<br />
Förderanträgen für Ladeinfrastruktur können nach der<br />
Umsetzung der Maßnahme gestellt werden. Weitere Anträge<br />
für schwere E-Nutzfahrzeuge, E-Sonderfahrzeuge,<br />
E-Leichtfahrzeuge, E-Zweiräder und Ladeinfrastruktur<br />
müssen vor Umsetzung der Maßnahme gestellt werden.<br />
Bei Unternehmern werden Einzelmaßnahmen gefördert.<br />
Allerdings gibt es im Jahr <strong>2023</strong> grundsätzlich keine e-Mobilitätsprämie<br />
für E-PKWs mehr. Stattdessen reduziert der<br />
Investitionsfreibetrag von 15 Prozent der Anschaffungskosten<br />
neben der Abschreibung nochmals die Steuerlast.<br />
Ersichtlich sind die Förderungen auf der Webseite des<br />
Klimafonds www.klimafonds.gv.at. Separate Förderungen<br />
gibt es beim Kauf von Privatfahrzeugen.<br />
Fotos: Gerhard Groger<br />
78<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
<strong>ECHO</strong>: Gibt es weitere Fördermöglichkeiten<br />
oder Prämien?<br />
Markus: Für eingespartes CO 2<br />
gibt es die<br />
sogenannte „ePrämie“. Wer ein Elektrofahrzeug<br />
besitzt, kann sich registrieren und den<br />
für das Fahrzeug genutzten Strom einmal<br />
pro Jahr an ein bestimmtes Unternehmen<br />
übertragen. Die finanzielle Abgeltung, die Begünstigte<br />
von den Antragsberechtigten dafür<br />
erhalten, wird ePrämie, E-Quote oder THG-<br />
Quote genannt. Aktuell gibt es bereits einige<br />
Unternehmen am österreichischen Markt, die<br />
Haltern von Elektrofahrzeugen ePrämien als<br />
Abgeltung für deren Strommengen anbieten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />
können Sie uns sicher auch steuerliche<br />
Vorteile nennen: Wie wird Elektromobilität<br />
derzeit vom Finanzamt gefördert?<br />
Markus: Wir sehen zwei wesentliche Vorteile:<br />
Erstens die Umsatzsteuer (Vorsteuerabzug)<br />
und zweitens den Sachbezug. Bei der<br />
Anschaffung eines E-Fahrzeugs kann – im<br />
Gegensatz zu einem PKW mit herkömmlichem<br />
Antrieb – die Vorsteuer geltend<br />
gemacht werden. Neben einer mindestens<br />
zehnprozentigen unternehmerischen Nutzung<br />
ist zu beachten, dass der Vorsteuerabzug<br />
bei Anschaffungskosten zwischen 40.000 und<br />
80.000 Euro eingeschliffen wird und über<br />
80.000 Euro kein Vorsteuerabzug geltend gemacht<br />
werden kann. Der zweite wesentliche<br />
Vorteil ist die Ersparnis beim Sachbezug.<br />
Denn anders als bei normalen PKWs wird<br />
bei E-KFZ ein Sachbezugswert von null angesetzt.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet, dass der Sachbezug zu<br />
hundert Prozent wegfällt. Diese Regelung gilt<br />
auch für Gesellschafter-Geschäftsführer mit<br />
einer Beteiligung von über 25 Prozent, allerdings<br />
nicht bei Einzelunternehmern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wer ein E-Auto hat, muss dieses<br />
auch tanken. Welche Begünstigungen gibt es<br />
für das Aufladen von Elektroautos ab <strong>2023</strong>?<br />
Hat sich hier was getan?<br />
Stefan: Eine Änderung der Sachbezugswerteverordnung<br />
regelt die Kosten für das<br />
Aufladen emissionsfreier Fahrzeugen wie<br />
folgt: <strong>Das</strong> Aufladen emissionsfreier Fahrzeuge,<br />
wie beispielsweise E-Autos und E-Bikes,<br />
beim Arbeitgeber ist kein abgabepflichtiger<br />
Vorteil aus einem Dienstverhältnis – und<br />
somit kosten- und abgabenneutral. Dies gilt<br />
sowohl für Firmen- als auch für Privatfahrzeuge.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist es, wenn der Arbeitgeber<br />
das Aufladen von arbeitereigenen Elektroautos<br />
außerhalb des Betriebs ersetzt?<br />
Stefan: Auch hier gilt die Abgabenfreiheit,<br />
wenn das E-Fahrzeug an einer öffentlichen<br />
Ladeeinrichtung geladen wird und die Ladekosten<br />
durch einen Beleg nachgewiesen<br />
werden. Beim Aufladen an einer privaten Ladeeinrichtung<br />
(Wallbox) des Arbeitnehmers<br />
muss technisch eine Zuordnung der Lademenge<br />
zum Fahrzeug sichergestellt werden.<br />
Wenn der Arbeitgeber einen Kostenersatz<br />
auf Basis des vom BMF veröffentlichten<br />
Durchschnitts-Strompreises leistet, ist dieser<br />
ebenso steuerfrei. Für das Kalenderjahr <strong>2023</strong><br />
beträgt dieser Kostenersatz 22,247 Cent/<br />
kWh. Sollte technisch noch keine Zuordnung<br />
der Lademenge möglich sein, ist ein pauschal<br />
bezahlter Kostenersatz von maximal 30 Euro<br />
pro Kalendermonat abgabenfrei möglich.<br />
Diese Übergangsregel gilt für die Jahre <strong>2023</strong><br />
bis 2025 und der Kostenersatz ist auf dem<br />
Lohnkonto anzuführen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Und wie sieht es steuerlich aus,<br />
wenn der Arbeitnehmer selbst eine Ladeeinrichtung<br />
anschafft? Können diese Kosten<br />
vom Arbeitgeber getragen werden?<br />
Markus: Viele Arbeitnehmer schaffen sich<br />
zu Hause eine Wallbox an. Wenn der Arbeitgeber<br />
diese Kosten der Anschaffung der Ladeeinrichtung<br />
ersetzt, dann ist bis zu einem<br />
Betrag von 2.000 Euro kein abgabenpflichtiger<br />
Vorteil aus einem Dienstverhältnis anzusetzen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Und wenn die Wallbox mehr kostetet?<br />
Markus: Dann sind „nur“ die übersteigenden<br />
Anschaffungskosten abgabenpflichtig.<br />
Laut Verordnung muss zum Zeitpunkt<br />
der Anschaffung der Wallbox bereits ein E-<br />
Auto überlassen worden bzw. vorhanden sein.<br />
<strong>ECHO</strong>: Warum ist das Thema emissionsfreie<br />
Fahrzeuge bzw. Fahrräder derzeit so viel<br />
in den Medien?<br />
Stefan: Die eingangs genannte Bezugsumwandlung<br />
bei emissionsfreien Fahrzeugen<br />
führt zu spürbaren Entlastungen für Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer. Stellt der Arbeitgeber<br />
seinen Mitarbeitern gegen eine finanzielle Kostenbeteiligung<br />
ein E-Fahrzeug zur Verfügung,<br />
führt dies zu einer Reduktion der Bemessungsgrundlage<br />
für Lohnsteuer, Sozialversicherung,<br />
Dienstgeberbeitrag, Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag,<br />
Kommunalsteuer und betriebliche<br />
Vorsorge. Vereinfacht ausgedrückt handelt es<br />
sich um eine vertragliche Vereinbarung, die<br />
Bruttobezüge zu reduzieren, und im Gegenzug<br />
dafür gibt es ein E-Rad bzw. E-KFZ. Ein<br />
bloßer Nettoabzug, wie zum Beispiel eine Benützungsgebühr,<br />
die vom Nettolohn abgezogen<br />
wird, reicht für eine Bezugsumwandlung<br />
nicht aus.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist, wenn der Arbeitgeber least<br />
oder kauft?<br />
Markus: Beide Varianten sind möglich. Es<br />
gibt viele Anbieter, die Leasingvarianten anbieten<br />
und sich dann um die komplette Abwicklung<br />
kümmern. Die Kaufvariante ist durch<br />
den Investitionsfreibetrag und im Hinblick auf<br />
hohe variable Zinsen beim Leasing oft die günstigere<br />
Option.<br />
<strong>ECHO</strong>: Ich habe von einigen Unternehmern<br />
gehört, dass die Bezugsumwandlung auch zu<br />
Themen bzw. Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern<br />
geführt hat. Wie kommt dies bzw. was<br />
war hier der Grund?<br />
Markus: In der Vergangenheit hat die Österreichische<br />
Gebietskrankenkasse als Zusatzvoraussetzung<br />
vorgesehen, dass sich die<br />
Reduktion der Bruttobezüge auf alle „Folgeansprüche“<br />
durchschlagen muss. Dadurch haben<br />
sich natürlich auch die Sonderzahlungen, die<br />
Basis für Überstundenentlohnungen, IST-<br />
Lohnerhöhungen etc. reduziert. Dies wird<br />
nun nicht mehr gefordert – was einen großen<br />
Unterschied macht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was gibt es bei der Bezugsumwandlung<br />
zu beachten?<br />
Stefan: Wichtig ist eine schriftliche Vereinbarung<br />
mit den Mitarbeitern, damit die<br />
Bruttoreduktion und die Folge für weitere<br />
Ansprüche und Bezüge geregelt werden. Oft<br />
kommen in einer Vereinbarung Schutzklauseln<br />
zum Einsatz. Gerne helfen Ihnen unsere<br />
Expertinnen dabei, die Lohnvereinbarungen<br />
mit den entsprechenden Schutzklauseln vorzubereiten.<br />
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Engagement lohnt sich<br />
Interview. Alexander Gessler, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, über aktuelle<br />
Themen, von Zinsen und Inflation über Digitalisierung bis Lobbyismus, Bargeld<br />
und nötiges Engagement für die Zukunft.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist die aktuelle Stimmung bei<br />
den Unternehmen?<br />
Alexander Gessler: Die Stimmung ist<br />
abwartend, wie sich die Situation weiterentwickelt.<br />
Der Kostendruck ist enorm. Die<br />
Situation ist branchenabhängig sehr unterschiedlich.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sind Investitionsanreize wie<br />
der Investitionsfreibetrag zu sehen?<br />
Gessler: Der Investitionsfreibetrag sollte<br />
auf 20 Prozent erhöht werden, die vorzeitige<br />
Abschreibung auf 40 Prozent. Auch sollte<br />
eine Investitionsprämie zehn Prozent eingeführt<br />
werden, damit Betriebe, die nicht liquide<br />
sind, aber positiv in die Zukunft blicken,<br />
besser investieren können. Die Regierung<br />
könnte auf alte Gesetze zurückgreifen und<br />
diese Maßnahmen rasch umsetzen. Zudem<br />
wären Anreize für Jungunternehmen wichtig,<br />
z. B. zinslose Kredite, die mit zukünftigen<br />
Gewinnen beglichen werden können.<br />
Geld sollte mit Förderungen in junge Unternehmen<br />
investiert werden. So entstünde<br />
eine moderne, junge und zukunftsfähige<br />
Wirtschaft in Österreich.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sehen Sie positive Aspekte der<br />
Zinserhöhungen?<br />
Gessler: Die Inflation kann nur langsam<br />
sinken. Nötig ist eine restriktive Geldpolitik.<br />
Zwar könnten sich die Gewerkschaften mit<br />
Lohnforderungen zurückhalten. <strong>Das</strong> würde<br />
gegen die Inflation helfen. Es ist jedoch<br />
schwer vermittelbar, warum Mitarbeiter<br />
verzichten müssen, während Betriebe versuchen,<br />
ihre Teuerungen weiterzugeben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wäre es eine Lösung, die Lohnnebenkosten<br />
zu senken?<br />
Gessler: <strong>Das</strong> wäre ein schönes Ziel. Es ist<br />
nur nicht umsetzbar, weil das Geld fehlt.<br />
Zuerst muss in der Verwaltung eingespart<br />
werden, dann könnten die Lohnnebenkosten<br />
und die Steuern gesenkt werden. Der<br />
Steuertarif sollte erst ab einem Jahreseinkommen<br />
von 20.000 Euro ansetzen. Ob in<br />
der Verwaltung eingespart wird, hängt von<br />
der kommenden Regierung ab.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie verändert die Digitalisierung<br />
die Steuerberatungsbranche?<br />
Gessler: Unsere Branche wird durch die<br />
Digitalisierung seit Jahrzehnten permanent<br />
verändert. KI-Technologien werden den<br />
Wandel weiter vorantreiben. Auch wir nutzen<br />
bereits ein System zum automatischen<br />
Einlesen und Verbuchen von Belegen. Doch<br />
ist dieses noch fehleranfällig und eine Nachkontrolle<br />
wichtig.<br />
<strong>ECHO</strong>: Kann die Digitalisierung fehlende<br />
Arbeitskräfte ersetzen?<br />
Gessler: KI-Technologien können fehlende<br />
Arbeitskräfte ersetzen und zu Personalreduktion<br />
führen, z. B. in der Verwaltung,<br />
aber auch in unserer Branche. Hingegen ist<br />
dies in sozialen Berufen schwer möglich.<br />
Auch der Handel ließe sich digitalisieren.<br />
Doch wäre es schade, wenn es in den Gemeinden<br />
keine Geschäfte mehr gäbe. Es<br />
ist nicht förderlich für das Allgemeinwohl,<br />
wenn der Mensch nicht mehr mit dem<br />
Menschen in persönlichem Kontakt steht.<br />
Fotos: Steinlechner<br />
80<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Für internationale Unternehmen ergeben<br />
sich durch die Digitalisierung Vorteile. Es<br />
ist nicht mehr nötig, für einzelne Meetings<br />
zu fliegen. <strong>Das</strong> spart Zeit, Kosten und ist gut<br />
für das Klima.<br />
<strong>ECHO</strong>: Über eine Milliarde Euro verliert<br />
Österreich durch Korruption. Wird zu wenig<br />
hingeschaut?<br />
Gessler: Seit Jahren werden die entsprechenden<br />
Gesetze stetig verschärft. Es wird viel<br />
getan und Korruption ist in Österreich ohnehin<br />
nur in kleinem Rahmen möglich. In Asien<br />
oder östlichen Ländern zeigt sich ein völlig<br />
anderes Bild. <strong>Das</strong> Problem ist der Lobbyismus.<br />
Konzerne diktieren die Politik, Politiker<br />
machen Politik für Konzerne und nicht für<br />
die Gesellschaft, sie lassen sich kaufen, auch<br />
linke Politiker. <strong>Das</strong> ist Korruption, aber trotzdem<br />
legal. So ist es nicht möglich, die Klimakrise<br />
zu bewältigen und gute Politik zu machen.<br />
Konzerne haben so große Macht, dass<br />
sie es z. B. verhindern, dass krebserregende<br />
Produkte vom Markt genommen werden, z.<br />
B. Glyphosat von Monsanto. Nachweislich<br />
wurde in gewissen Ländern gutes Leitungswasser<br />
derart ver chlort, dass es untrinkbar<br />
wurde und die Menschen nun Wasser in<br />
Plastikflaschen kaufen müssen. Früher gab<br />
es für Konzerne strenge Einschränkungen.<br />
In den USA wurde ein Konzern zerschlagen,<br />
sobald er eine gewisse Größe erreicht hatte,<br />
um Übermacht zu verhindern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie gut ist Österreichs Steuersystem<br />
im internationalen Vergleich?<br />
Gessler: Mittelgut, mit Tendenz nach unten.<br />
Gut ist, dass es keine Erbschafts- und<br />
Vermögenssteuern gibt, denn das lockt Unternehmen<br />
und Holdings nach Österreich.<br />
Mit einer Körperschaftssteuer von 20 Prozent<br />
wären wir in Europa konkurrenzfähig.<br />
Bei den Sozialabgaben und den Steuern gehören<br />
wir in Europa zu den Hochsteuerländern.<br />
<strong>Das</strong> gilt für alle Steuerklassen, sowohl<br />
für den Höchststeuersatz von 55 Prozent<br />
als auch alle anderen Tarifstufen. Siedeln<br />
„Sich nicht zu engagieren<br />
und nicht zu arbeiten, ist<br />
die schlechteste Lösung.“<br />
Alexander Gessler,<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
sich mehr Unternehmen in Österreich an,<br />
steigen auch die Steuereinnahmen. Ein<br />
großes Vorbild ist die Schweiz, doch ist es<br />
eine Illusion, dieses Ziel zu erreichen. Auch<br />
die Niederlande hat<br />
ein gutes Niedrigsteuersystem,<br />
ohne<br />
Steuerdumping zu<br />
betreiben, und sollte<br />
ein Vorbild sein.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was muss<br />
getan werden?<br />
Gessler: Klimaschädliche<br />
Produkte sowie Transit und<br />
Fliegen sollten höher besteuert werden.<br />
Auch gesundheitsschädliche Tätigkeiten<br />
wie Extremsportarten oder Rauchen sollten<br />
mit einer Pflichtversicherung versehen werden.<br />
Produkte mit positiven Auswirkungen<br />
sollten entlastet werden, wie z. B. Solar- und<br />
Windkraft oder Grundlagenforschung und<br />
Wissenschaft (z. B. Wasserstoffproduktion).<br />
Man müsste schrittweise Maßnahmen setzen<br />
und die Auswirkungen beobachten. Dafür<br />
bräuchte es eine langfristige Denkweise der<br />
Politik. Den etablierten Parteien gelingt es<br />
„Nur wenn eine wirtschaftliche,<br />
soziale und ökologische<br />
Balance gegeben ist,<br />
kann sich ein Staat gut entwickeln.“<br />
nicht, junge Wähler anzusprechen und generationengerecht<br />
zu handeln. Neue Parteien<br />
könnten Druck auf die etablierten Parteien<br />
ausüben, um ihre Denke zu ändern. Damit<br />
würde auch dem Trend der Zeit und der<br />
depressiven Stimmung bei den Menschen,<br />
sich lieber eine schöne Zeit zu machen, als<br />
sich zu engagieren, lieber wenig zu arbeiten,<br />
als etwas aufzubauen, etwas engegengesetzt<br />
werden, nämlich, dass sich Engagement lohnt<br />
und langfristige Lösungen möglich sind. Zu<br />
wenige Arbeitskräfte bedeuten auch zu wenig<br />
Geld im Sozialsystem und v. a. im Pensionssystem.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sehen Sie die Bargeld-Debatte?<br />
Sollte das Bargeld abgeschafft werden?<br />
Gessler: <strong>Das</strong> Bargeld sollte nicht abgeschafft<br />
werden, denn es verschafft Freiheit.<br />
Kein Bargeld heißt Totalkontrolle, der<br />
Mensch wäre völlig gläsern. Alle Aktivitäten<br />
würden dokumentiert werden, was gekauft<br />
wird und wohin man fährt. Niemand hat das<br />
Vertrauen, dass diese Daten nicht gespeichert<br />
werden und an<br />
Alexander Gessler,<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
internationale Konzerne<br />
weitergegeben<br />
werden, um personalisierte<br />
Werbung<br />
zu platzieren. Gegen<br />
die Korruption kann<br />
die Abschaffung des<br />
Bargelds nichts bewirken,<br />
diese läuft<br />
ohnehin über Kryptowährungen. Kritisch<br />
zu hinterfragen ist auch, wo die Daten gespeichert<br />
werden. Stehen die Server in den<br />
USA und China, ist das für Europa nicht<br />
gut. Europa müsste aufrüsten, eigene Serverlandschaften<br />
betreiben und nicht alle Daten<br />
nach Übersee weiterlenken. Die Kontrolle<br />
der Richtigkeit bei digitalen Zahlungen ist<br />
mühsamer als bei Bargeld. Eine Abschaffung<br />
des Bargelds würde große Unruhe in der Bevölkerung<br />
hervorrufen. Daher hält sich die<br />
Politik bei der Umsetzung zurück.<br />
Interview: Amata Steinlechner<br />
82<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
+<br />
Umgehungsgewässer des Kraftwerks Langkampfen,<br />
1998 errichtet, heute Biotop und Naturschutzgebiet<br />
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dabei auch laufend ökologische Maßnahmen, um die Tiroler Gewässer zu verbessern.<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Ohne Tourismus weniger<br />
Lebensqualität<br />
Interview. Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung,<br />
über die Zukunft des Skifahrens, den Mitarbeitermangel<br />
im Tourismus und die schlechte Tourismusgesinnung in Tirol.<br />
Fotos: blcikfang<br />
84<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
<strong>ECHO</strong>: Der heurige Sommer ist – wieder –<br />
geprägt von dramatischen Wetterereignissen<br />
auch in Österreich (Hitze, Starkregen, Überflutungen,<br />
Bröckeln der Berge usw.). Welche Auswirkungen<br />
solcher Wetterphänomene sehen<br />
Sie auf den Tourismus in Tirol zukommen?<br />
Karin Seiler: Generell wird es für alle, die im<br />
touristischen Kontext arbeiten, zunehmend<br />
komplexer, sich auf die Gegebenheiten einzustellen.<br />
Kärnten oder die Steiermark hat es<br />
im heurigen Sommer mitten in der Saison getroffen.<br />
<strong>Das</strong> ist herausfordernd – die Staus, die<br />
damit verbunden sind, weil Gäste schnell weg<br />
wollen, Gäste, die stornieren oder nicht mehr<br />
kommen können. Sowohl die Unternehmen<br />
als auch die Tirol Werbung müssen dem Krisenmanagement<br />
daher viel mehr Bedeutung<br />
geben als früher. Laut einer aktuellen Studie<br />
der Europäischen Kommission, die sich mit<br />
Szenarien bis 2100 auseinandersetzt, werden<br />
der Alpenraum und der Norden Europas durch<br />
die klimatischen Veränderungen im Sommer<br />
an Attraktivität gewinnen. Für den Süden wird<br />
es herausfordernder. Die Menschen werden in<br />
den Hitzemonaten den Sommerurlaub in den<br />
Alpen suchen und die Sommerfrische wird<br />
an Attraktivität gewinnen. <strong>Das</strong> haben wir zum<br />
Beispiel auch im letzten Sommer gemerkt, als<br />
das Flugchaos dazu führte, dass viele Kurzentschlossene<br />
den Weg in die Berge gefunden<br />
haben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Werden die heutigen Nebensaisonen<br />
wichtiger?<br />
Seiler: Ja, mit Sicherheit. Damit verbunden ist<br />
aber auch eine notwendige Veränderung der<br />
Schulferien. Es wäre sinnvoll, wenn die Sommerferien<br />
um zum Beispiel ein Monat verkürzt<br />
würden und dafür im Frühling und im Herbst<br />
längere Ferien möglich wären. <strong>Das</strong> wäre nicht<br />
nur wegen des Klimas sinnvoll, sondern auch<br />
in Bezug auf den Verkehr. Und übrigens nicht<br />
nur für uns in den Alpen, sondern auch für<br />
den Süden hätte das nur Vorteile. Ich denke,<br />
es wäre an der Zeit, dass man die Ferien an die<br />
veränderten Gegebenheiten anpassen würde.<br />
Immerhin kommt der derzeitige Ferienplan<br />
aus einer Zeit, in der es schon aus finanziellen<br />
Gründen nur einen Urlaub im Jahr gegeben hat.<br />
In jenen Orten, die internationale Gäste haben,<br />
„Der Alpenraum und der<br />
Norden Europas werden<br />
durch die klimatischen Veränderungen<br />
im Sommer an<br />
Attraktivität gewinnen. Für<br />
den Süden wird es herausfordernd.“<br />
<br />
Karin Seiler<br />
wie zum Beispiel Innsbruck oder der Achensee,<br />
sind jetzt schon die Vor- und Nachsaison<br />
gut gebucht und viele Betriebe tragen dieser<br />
Entwicklung Rechnung. So gibt es zunehmend<br />
mehr Top-Wellnesshotels, die im Herbst ihr<br />
Hotel offenhalten. Noch kämpfen wir damit,<br />
dass auch andere Bereiche, wie die Bergbahnen,<br />
Hütten usw., auch länger offenhalten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Der Winter ist für Tirol ja nach wie<br />
vor sehr wichtig. Wie lange werden wir noch Ski<br />
fahren können? Welche alternativen Angebote<br />
sehen Sie?<br />
Seiler: Wir selbst und die Generation unserer<br />
Kinder werden noch lange Ski fahren können,<br />
aber vorwiegend in höheren Lagen. Vor allem<br />
für niedriger gelegene Gebiete werden wir uns<br />
Zusatzangebote überlegen müssen. Unter dem<br />
Titel „Skifahren plus“ investiert der Tourismus<br />
schon seit Längerem in den Ausbau von Angeboten<br />
abseits der Piste, wie z. B. Winterwandern,<br />
Wellness, Kultur oder Kulinarik. Regionen wie<br />
Seefeld oder der Achensee bieten bereits jetzt<br />
verstärkt Winterwanderungen an, die sehr gut<br />
ankommen. Wir wissen, dass 43 Prozent der<br />
Gäste im letzten jahr gesagt haben, dass sie in<br />
ihrem Urlaub auch Winterwanderungen unternehmen,<br />
und 22 Prozent sagen, dass das<br />
das Haupturlaubsmotiv ist. Aber wir wissen<br />
natürlich auch, dass – was die Wertschöpfung<br />
betrifft – das Skifahren das Wichtigste ist. Und<br />
gerade deshalb beschäftigt sich das Future<br />
Lab der Tirol Werbung mit der Frage, wie wir<br />
der klimawandelbedingten Verknappung von<br />
Schnee begegnen. Selbst wenn die Deutschen<br />
in Zukunft allein schon aufgrund der Demografie<br />
weniger Ski fahren werden, beginnen die<br />
Chinesen erst damit und wir müssen uns mit<br />
der Frage beschäftigen, wie wir mit kürzeren<br />
Saisonen, weniger Schnee bei gleichbleibender<br />
Nachfrage umgehen. Da braucht es Modelle, an<br />
die wir heute noch gar nicht denken.<br />
<strong>ECHO</strong>: Zum Beispiel?<br />
Seiler: Vielleicht wird es irgendwann einmal<br />
Slots zum Skifahren geben, so wie es sie heute<br />
schon in Museen gibt, wer weiß. Wichtig ist,<br />
dass wir über neue Modelle nachdenken und<br />
das machen wir im Future Lab gemeinsam mit<br />
unseren Partnern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Angenommen, der Sommertourismus<br />
gewinnt weiter an Bedeutung. Wie schaut<br />
es mit der Wertschöpfung im Sommer aus?<br />
Seiler: Die Stärkung der Sommersaison und<br />
die Steigerung der Wertschöpfung im Sommer<br />
gehören zu unseren strategischen Zielen. Aktuell<br />
liegen laut unserer Gästebefragung T-Mona<br />
die durchschnittlichen Tagesausgaben im Sommer<br />
ohne Anreise bei 154 Euro am Tag, im Vergleich<br />
dazu im Winter bei 188 Euro, ebenfalls<br />
ohne Anreise. Verbunden mit dem Ausbau des<br />
Sommertourismus ist folgerichtig der Fokus auf<br />
den Ganzjahrestourismus, der auch im „Tiroler<br />
Weg“ festgehalten ist. Ganzjahrestourismus ist<br />
zum einen ökonomisch nachhaltiger, weil Infrastrukturen<br />
besser ausgelastet werden, zum<br />
anderen ist er auch sozial nachhaltiger, weil<br />
attraktive Ganzjahres-Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Damit sind wir beim Fachkräfte- und<br />
Arbeitskräftemangel angelangt. Warum ist es für<br />
den Tourismus so schwer, die benötigten MitarbeiterInnen<br />
zu finden?<br />
Seiler: <strong>Das</strong> Problem ist komplex. Jeder<br />
Zweite, der in Tirol im Tourismus arbeitet, ist<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
85
TOP 500 | INTERVIEW<br />
kein Österreicher. Nach wie vor gibt es viele<br />
Saisonbetriebe. Aufgrund der Werte junger<br />
Menschen hat sich vieles verschoben. Die<br />
Saisonarbeit ist nicht mehr so attraktiv. Hinzu<br />
kommt der demografische Wandel, der einer<br />
der Hauptgründe für die herausfordernde<br />
Situation ist. Haben wir noch vor wenigen<br />
Jahren viele MitarbeiterInnen aus Ungarn,<br />
Tschechien, Rumänien usw. bekommen, leiden<br />
diese Länder selbst unter dem Arbeitskräftemangel.<br />
So berichtet uns zum Beispiel<br />
das AMS, dass sie auf diversen Jobmessen im<br />
Osten oder auch in Deutschland keine Ausstellungsmöglichkeiten<br />
mehr bekommen,<br />
weil der Mitarbeitermangel vor Ort groß ist.<br />
<strong>Das</strong> heißt, dass wir Menschen aus Ländern<br />
außerhalb Europas brauchen. Und wenn wir<br />
uns da nicht öffnen, werden die Probleme<br />
massiv bleiben und noch massiver werden.<br />
Es wird aber auch Initiativen brauchen, um<br />
zum Beispiel Pensionisten stunden- und tageweise<br />
beschäftigen zu können. <strong>Das</strong> wird<br />
aber nur gehen, wenn es dafür attraktive steuerliche<br />
Modelle gibt. Gleichzeitig versuchen<br />
wir gemeinsam mit dem AMS Tirol und der<br />
Wirtschaftskammer, junge Menschen für den<br />
Tourismus zu begeistern. Auch hier gibt es<br />
spannende Projekte, zum Beispiel den Campus<br />
Zillertal, wo sich touristische MitarbeiterInnen<br />
berufsbegleitend weiterbilden können,<br />
oder die Genussbotschafter im Ötztal, wo<br />
Besonderheiten der Genussregion Ötztal an<br />
Lehrlinge vermittelt werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Der Tourismus leidet immer noch an<br />
einem schlechten Image als Arbeitgeber. Wie<br />
gut sind die Tourismusbetriebe als Arbeitgeber<br />
wirklich?<br />
Seiler: Die überwiegende Anzahl der Betriebe,<br />
ich würde von fast 90 Prozent ausgehen, pflegen<br />
einen sehr guten und wertschätzenden<br />
Umgang mit ihren MitarbeiterInnen. Sobald<br />
die Betriebe MitarbeiterInnen gefunden haben,<br />
läuft es eigentlich sehr gut. Es gibt viele<br />
Initiativen, um die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
zu stärken. Beispielsweise Job-Life-Achensee<br />
oder Paunaun-Ischgl Crew Card, die bereits<br />
seit 2018 intensives Mitarbeiter-Marketing betreiben.<br />
Es wird den MitarbeiterInnen viel geboten,<br />
abseits von Mitarbeiterquartieren und<br />
attraktiven Arbeitszeitmodellen. <strong>Das</strong> geht von<br />
der Nutzung der Einrichtungen in den Hotels<br />
über Skipässe bis zu Kinderbetreuungsangeboten<br />
in den Hotels. <strong>Das</strong> wird nicht immer<br />
genutzt, aber die Angebote sind vielfältig und<br />
interessant. <strong>Das</strong> Wichtigste ist aber sicherlich,<br />
die MitarbeiterInnen zu finden. <strong>Das</strong> ist die<br />
Herausforderung, auch wenn wir seit Kurzem<br />
eine Entspannung am Markt sehen und wieder<br />
mehr Bewerbungen kommen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Modelle gibt es, ausreichend<br />
MitarbeiterInnen zu finden? Welche Rolle<br />
spielt dabei die Tirol Werbung?<br />
Seiler: Auch wenn es nicht zu den Kernaufgaben<br />
der Tirol Werbung gehört, haben wir uns<br />
dieses Themas angenommen, weil ich nicht<br />
darauf warten möchte, dass die Betriebe uns<br />
rückmelden, sie benötigen mehr Personal, nicht<br />
mehr Gäste. Deshalb wird es zeitnah die zweisprachige<br />
App „Tirol Tourism Jobs“ geben, die<br />
Arbeitskräfte sehr niederschwellig mit Jobangeboten<br />
im Tourismus und der Gastronomie zusammenbringt.<br />
Ähnlich wie bei Tinder erfolgt<br />
das über Matches, wie gesagt, niederschwellig<br />
und sehr schnell. Dazu wird es auch eine Onlinekampagne<br />
geben, die die App im In- und<br />
Ausland bewerben soll. Wir haben uns aber<br />
auch mit dem AMS, der Wirtschaftskammer<br />
und der Standortagentur vernetzt, es passiert<br />
viel im Bereich der Aus- und Weiterbildung,<br />
aber auch Themen wie das Einstellen und den<br />
Austritt bearbeiten wir gemeinsam mit den Betrieben.<br />
Beim Einstellungsprozess ist schon viel<br />
passiert, das Ausscheiden und die Erkenntnisse<br />
daraus werden noch viel zu wenig genutzt. Es<br />
gibt aber auch Projekte, die die Abläufe und<br />
Prozesse in den Betrieben optimieren, um<br />
möglichst effizient zu arbeiten. <strong>Das</strong> zeigen uns<br />
andere Branchen, was möglich ist. Die Airlines<br />
haben schon vor 20 Jahren damit begonnen,<br />
dass KundInnen selbst ein- und auschecken<br />
können und sollen. Und dennoch fliegen wir<br />
alle noch.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie sprechen hier die Digitalisierung<br />
an. Wie wird sich diese auf den Tourismus auswirken?<br />
Seiler: Die Digitalisierung hilft uns in vielerei<br />
Hinsicht. Es werden derzeit Buchung<br />
und Planung immer mehr online, mobil und<br />
virtuell abgewickelt, Prozesse und Abläufe<br />
werden zunehmend digitalisiert, was MitarbeiterInnen<br />
entlastet. Und bei der Besucherlenkung<br />
erwarten wir uns viel durch die Digitalisierung.<br />
Es gibt bereits viele Daten, z. B. von<br />
den Mobilfunkunternehmen, die helfen, den<br />
öffentlichen Verkehr und die Auslastung von<br />
Infrastrukturen auszuwerten und damit auch<br />
zu lenken. Auch im Marketingbereich, vor<br />
allem im B2B-Bereich, sind auch die VR-Brillen<br />
ein wichtiges Tool, z. B. beim Verkauf von<br />
Räumen im MICE Bereich oder für Hochzeiten.<br />
Aber auch Themen wir E-Gaming und<br />
E-Sports beschäftigen uns in diesem Bereich.<br />
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Menschen verreisen, um sich zum Gaming zu<br />
treffen. Viele TVBs wissen das, haben jedoch<br />
selbst nicht die Ressourcen, sich um diese<br />
übergeordneten Themen zu kümmern. Daher<br />
machen wir als Tirol Werbung das.<br />
<strong>ECHO</strong>: Kommen wir noch zu einem anderen<br />
Thema. Die Tourismusgesinnung in Tirol<br />
ist schlecht. Sehen Sie eine Mitverantwortung<br />
der Tirol Werbung, diese zu verbessern? Und<br />
wenn ja, wie?<br />
Seiler: Zum ersten Mal gibt es<br />
in der Tirol Werbung eine eigene<br />
Stelle, die sich ausschließlich um<br />
die Tourismusgesinnung kümmert.<br />
Es zeigt sich nämlich folgende<br />
Situation: Laut einer Umfrage<br />
des MCI aus dem Jahr 2019<br />
sind sich die Einheimischen der<br />
Bedeutung es Tiroler Tourismus<br />
durchaus bewusst. Der Großteil<br />
der Befragten schätzt die Infrastruktur<br />
und die hohe Freizeitqualität,<br />
auch wenn vielen Einheimischen<br />
gar nicht bewusst ist, wie<br />
hoch der Anteil des Tourismus an<br />
der hohen Lebensqualität in Tirol<br />
ist und vieles als selbstverständlich<br />
angesehen wird. Gleichzeitig werden<br />
auch die negativen Entwicklungen<br />
des Tourismus gesehen<br />
und hier allen voran im Verkehr.<br />
Deshalb haben wir uns entschieden,<br />
uns des Themas Verkehr<br />
anzunehmen und arbeiten an der<br />
Strategie „Tirol auf Schiene“, mit<br />
der wir das Ziel verfolgen, den<br />
Anteil an Anreisen mit der Bahn<br />
von fünf auf zehn Prozent zu verdoppeln.<br />
Im Netzwerk „Tirol auf<br />
Schiene“ sind verschiedene Mobilitätsanbieter<br />
vertreten, weil es ja nicht nur um die<br />
Bahn geht, sondern um die letzte Meile, das<br />
Bahnhofsshuttle usw. Mit dem Mobilitätscoaching<br />
werden Betriebe und TVBs auf Anreisemöglichkeiten<br />
ohne Auto sensibilisiert und<br />
das Online-Tool „GRETA“ zeigt dem Gast<br />
Möglichkeiten für eine nachhaltige Anreise<br />
auf. Viele dieser Investitionen werden vom<br />
Tourismus zumindest mitgetragen und bringen<br />
den Einheimischen auch deutlich höhere<br />
Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Im neu eingerichteten Kompetenzzentrum<br />
Nachhaltigkeit setzen wir auch Schwerpunkte<br />
zum Thema Tourismusgesinnung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Lassen Sie mich zum Abschluss noch<br />
die Tirol Werbung selbst in den Mittelpunkt<br />
stellen. Sie haben den Ruf, überall dort, wo Sie<br />
tätig sind, Strukturen genau zu durchleuchten<br />
und zu verändern. Welche – konkreten – Veränderungen<br />
gibt es bereits oder soll es in der<br />
Tirol Werbung geben?<br />
Seiler: Wir haben einiges geändert. Der Tiroler<br />
Weg ist ein langfristiges Strategiepapier mit 16<br />
Handlungsfeldern, die nicht alle von der TW<br />
„Gerade der Verkehr ist ein kritischer Punkt,<br />
wenn es um die Einstellung der Bevölkerung<br />
zum Tourismus geht.“ <br />
Karin Seiler<br />
bearbeitet werden können. Darauf aufbauend<br />
und aufgrund der Entwicklungen und Trends<br />
(Digitalisierung, Nachhaltigkeit etc.) haben wir<br />
eine neue Strategie entwickelt und darauf aufbauend<br />
eine neue Struktur. Wir haben zwei neue<br />
Teams installiert, zum einen das Future Lab und<br />
zum anderen das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit.<br />
Diese sind im Zusammenspiel mit den<br />
TVB entstanden, die aufgrund der Fülle ihrer<br />
Aufgaben den Mehrwert der Tirol Werbung<br />
auch darin sehen, sich mit Zukunftsthemen für<br />
ganz Tirol auseinanderzusetzen. Dort beschäftigen<br />
wir uns mit Fragen wie der Zukunft des<br />
Skifahrens oder der Bekämpfung des Gastrosterbens<br />
und entwickeln konkrete Projekte. Wir<br />
haben aber auch in anderen Bereichen, wie zum<br />
Beispiel dem Sponsoring, vieles verändert. Wir<br />
setzen auf maximale Transparenz und hinterfragen<br />
jedes Sponsoring, auch wenn es schon lange<br />
besteht. Und wir haben die Erfahrung gemacht,<br />
dass das auch verstanden wird, wenn man es<br />
transparent und mit nachvollziebaren Argumenten<br />
erklärt. Und schließlich haben wir auch<br />
im Marketingbereich alte Pfade verlassen. Wir<br />
arbeiten nicht mehr nur mit Märkten oder Sinus-Milieus,<br />
sondern mit Zielgruppen.<br />
Wir haben sieben Zielgruppen<br />
definiert, von denen wir in der Tirol<br />
Werbung drei wirklich bearbeiten.<br />
Wir reagieren auf Urlaubsmotive<br />
und diese können bei der gleichen<br />
Person sehr unterschiedlich sein.<br />
Es ist möglich, dass ich im Sommer<br />
mit der Familie zum Wandern<br />
fahre, im Herbst mit Freundinnen<br />
einen Shoppingausflug mache und<br />
danach mit einem befreundeten<br />
Pärchen zum Wellnessen fahre. Immer<br />
handelt es sich um die gleiche<br />
Person und dennoch sind es drei<br />
völlig verschiedene Urlaubsmotive.<br />
Oft höre ich Kritik, wenn jemand<br />
beispielsweise Werbung für Kärnten<br />
sieht und mir dann kommuniziert,<br />
dass Tirol nicht sichtbar ist und wir<br />
zu wenig Marketing machen. Meine<br />
Antwort ist dann immer, dass das<br />
gut ist, weil wir maximale Werbewirksamkeit<br />
bei unseren Zielgruppen<br />
erreichen wollen. Wir können<br />
belegen, dass wir mit dieser Strategie<br />
im Vergleich zum Mitbewerb werbewirksamer<br />
sind. <strong>Das</strong> Zielgruppenmodell<br />
wird zunehmend von anderen<br />
Institutionen interessiert verfolgt,<br />
zum Beispiel von der Österreich Werbung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie schaut die Struktur nun in der<br />
Tirol Werbung aus und welche Zielgruppen<br />
werden beworben.<br />
Seiler: Drei Unternehmensbereiche bilden<br />
die neue Struktur – Forschung und Innovation,<br />
Nachhaltigkeit und Partnerschaften und<br />
Marketing und Kommunikation. Die drei Zielgruppen<br />
sind „der anspruchsvolle Reisefan“,<br />
der sich vor allem für den Qualitätstourismus<br />
interessiert, „die erholungssuchende Familie“<br />
und „die verbundenen Energiebündel“, d. h.<br />
die sportlichen Jungen, die natürlich besonders<br />
wichtig sind für die Marke.
Jungtalent<br />
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und warum das Thema künstliche Intelligenz ihn nachdenklich macht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Viele Unternehmen berichten,<br />
dass die junge Generation andere Werte<br />
habe. Wie erleben Sie das?<br />
Christian Steinmayr: Die jungen<br />
Leute von heute haben zweifellos andere<br />
Lebensmodelle als frühere Generationen.<br />
Allein die Tatsache, dass selbst fleißige Arbeit<br />
heutzutage in Tirol kaum noch den<br />
Erwerb von Eigentum ermöglicht, hat<br />
erhebliche Auswirkungen. Warum sollte<br />
man 60 Stunden pro Woche auf ein Ziel<br />
hinarbeiten, das man nie erlangen kann?<br />
Es ist daher naheliegend, dass sich viele<br />
für mehr Freizeit entscheiden, insbesondere<br />
in Tirol, wo Freizeitmöglichkeiten<br />
im Überfluss vorhanden sind. Zudem<br />
stehen jungen Menschen heutzutage viel<br />
mehr Optionen zur Verfügung. In den<br />
letzten Jahren gab es eine lange Phase<br />
mit niedrigen Zinsen, die die Wirtschaft<br />
verzerrt hat und in einigen Bereichen zu<br />
einem regelrechten Boom geführt hat,<br />
nicht zuletzt aufgrund der günstigen<br />
Geldbeschaffung. Diese Unternehmen<br />
haben natürlich auch Arbeitskräfte aus<br />
anderen Bereichen abgezogen. Es scheint<br />
jedoch, dass sich dieser Trend allmählich<br />
ändert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sieht es mit der MitarbeiterInnensituation<br />
in Ihrem Unternehmen<br />
aus?<br />
Steinmayr: Ähnlich wie in vielen anderen<br />
Unternehmen hatten wir in den<br />
letzten Jahren Schwierigkeiten, qualifizierte<br />
Fachkräfte zu finden. Wir bemerken<br />
zwar eine Entspannung, aber wir<br />
suchen oft schon spezialisierte MitarbeiterInnen,<br />
von denen es nicht sehr viele<br />
gibt. Wir betreuen eine große Bandbreite<br />
an Unternehmen mit komplexen<br />
Aufgabenstellungen. Dafür brauchen wir<br />
MitarbeiterInnen mit Vorkenntnissen im<br />
Firmenkundenbereich, von denen es in<br />
Tirol kaum welche gibt, weil auch die<br />
Versicherer diese Aufgaben an ihre Zentralen<br />
ausgelagert haben. Deshalb suchen<br />
wir mittlerweile österreichweit und überlegen<br />
Prozesse, wie wir MitarbeiterInnen<br />
beispielsweise aus Wien bei uns in Innsbruck<br />
anbinden. Neue Arbeitsmethoden<br />
machen es möglich, dass wir so kompetente<br />
Fachleute finden, die uns vor allem<br />
bei großen Ausschreibungen unterstützen<br />
sollen. Auf diese Weise können wir<br />
unsere MitarbeiterInnen hier entlasten,<br />
sodass sie mehr Zeit für die Kundenbetreuung<br />
haben. Hier haben wir in der<br />
nächsten Zeit einiges vor.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie läuft der Rekrutierungsprozess?<br />
Steinmayr: Um gute Leute zu bekommen,<br />
brauchen wir natürlich einen<br />
guten Ruf, damit Fachleute sich für uns<br />
entscheiden. Ich war selbst überrascht,<br />
wie bekannt unser Name auch im Osten<br />
Österreichs in der Branche ist. Wir bekommen<br />
hervorragende Initiativbewerbungen<br />
und es sieht so aus, als könnten<br />
wir auch in Zukunft hochkompetente<br />
MitarbeiterInnen gewinnen.<br />
Fotos: Vandory<br />
90<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
<strong>ECHO</strong>: Sie sind selbst ein junger Geschäftsführer.<br />
Wie unterscheidet sich Ihr Führungsstil<br />
von dem älterer Generationen?<br />
Steinmayr: Ich denke, der Führungsstil hat<br />
sich sehr verändert, ist viel weniger autoritär<br />
und viel partizipativer. Die Welt ist aber heute<br />
auch eine andere als vor 50 Jahren, daher muss<br />
das ja auch so sein. Ich lasse sehr viel Freiraum,<br />
gebe viel Kompetenz ab und akzeptiere damit<br />
auch, dass Mitarbeiter mal etwas anders lösen<br />
und auch mal Fehler machen. Allerdings halte<br />
ich meinen Kopf hin und stehe zur Verfügung,<br />
wenn Entscheidungen anstehen. Um<br />
Verantwortung abzugeben, braucht es aber<br />
auch MitarbeiterInnen, die bereit sind, Verantwortung<br />
zu übernehmen. Hier haben wir<br />
Glück. Wir – mein Partner und ich – können<br />
uns zu hundert Prozent auf unsere Mitarbeiter<br />
verlassen und sie sich auf uns. Ich persönlich<br />
könnte vieles, was ich sonst noch mache, nicht<br />
machen, wenn ich einen anderen Führungsstil<br />
hätte. Dies betrifft nicht nur Aktivitäten außerhalb<br />
des Unternehmens, sondern auch die<br />
strategische Ausrichtung der Unternehmensentwicklung.<br />
Neben dem Alltagsgeschäft<br />
braucht man als Unternehmer auch einen<br />
Freiraum zur strategischen Planung – und den<br />
muss man sich schaffen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie messen Sie den Erfolg Ihrer<br />
Führung?<br />
Steinmayr: Unser Erfolg ist die Zufriedenheit<br />
der Kunden, messbar über die Client<br />
Retention Rate, die bei uns immer über 99<br />
Prozent liegt. Wenn ich MitarbeiterInnen<br />
habe, die gute Arbeit machen, integer und<br />
fleißig sind, dann sind die Kunden zufrieden<br />
und bleiben bei uns. Wir haben keinen<br />
enormen Druck, ständig zu wachsen, weil<br />
unsere Kunden wachsen und wir mit ihnen.<br />
Daher ist es für uns von größter Bedeutung,<br />
unseren bestehenden Kundenstamm zu erhalten.<br />
Dafür tun wir viel. Wir haben zum<br />
Beispiel eine Schadensabteilung mit sechs<br />
Mitarbeitenden, was für unsere Betriebsgröße<br />
überdurchschnittlich groß ist. Für den Kunden<br />
ist es aber spielentscheidend, wie wir im<br />
Schadensfall reagieren und was wir in der Lage<br />
sind, für ihn zu erreichen. Wir wissen, dass<br />
die Schadensabteilung unsere Visitenkarte<br />
ist. Je besser wir im Schadensfall performen,<br />
desto höher ist die Zufriedenheit. Der Fokus<br />
liegt bei uns auf der Qualität aller Prozesse.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz hält zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen Alltag.<br />
Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />
bereits jetzt eine Rolle?<br />
Steinmayr: KI ist sicherlich noch am Anfang<br />
und wir können teilweise noch gar nicht<br />
abschätzen, was sich in den nächsten Jahren<br />
entwickeln wird. Es wird schon seit Jahren an<br />
der Automatisierung von Anfragen gearbeitet,<br />
es gibt Algorithmen für die Preisfindung.<br />
Aber die Branche ist sicherlich nicht Vorreiter<br />
bei diesem Thema. Versicherungskonzerne<br />
sind träge, große Gebilde, teilweise mit<br />
veralteter IT-Landschaft. Man würde nicht<br />
glauben, wie viel in diesem Bereich immer<br />
noch handgestrickt ist. Gleichzeitig steckt in<br />
diesen Unternehmen sehr viel Geld und der<br />
mögliche Produktivitätsgewinn wird sicherlich<br />
so manche KI-Entwicklung vorantreiben.<br />
<strong>Das</strong> Grundwesen der Versicherung ist die<br />
Datenanalyse und daraus ableitend die Preisfindung.<br />
Wo man früher teure Versicherungsmathematiker<br />
gebraucht at, werden hinkünftig<br />
Datenmodelle helfen und vielleicht die<br />
Preisfindung punktegenauer und vielleicht<br />
auch gerechter machen. <strong>Das</strong> wäre ja eine begrüßenswerte<br />
Entwicklung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sehr wird das Ihr Geschäftsmodell<br />
betreffen?<br />
Steinmayr: ChatGPT4 hat gerade die Anwaltsprüfung<br />
in den USA bestanden und ist<br />
drauf und dran, der beste Anwalt der USA zu<br />
werden. Insofern muss man schon auch für<br />
uns in Betracht ziehen, dass künstliche Intelligenz<br />
nicht nur bei alltäglichen und repetitiven<br />
Anfragen, sondern auch bei komplexen Problemstellungen<br />
leistungsfähig wäre. Bis ein<br />
Kunde oder ein Versicherer sich jedoch zu<br />
hundert Prozent auf einen künstlich generierten<br />
Vertrag einlässt, kann noch viel Zeit<br />
vergehen. Wenn die Automatisierung von<br />
Standardanforderungen dazu führt, dass die<br />
Versicherungen mehr Zeit haben für unsere<br />
komplexen Anforderungen, dann soll mich<br />
das freuen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />
Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />
von KI?<br />
Steinmayr: Es handelt sich um Systeme, die<br />
selbstlernend sind und selber Entscheidungen<br />
treffen können. KI braucht unser Zutun irgendwann<br />
nicht mehr. <strong>Das</strong> kann sich in eine<br />
Richtung entwickeln, dass vieles von dem, was<br />
wir gewohnt sind, obsolet wird. Wenn alles,<br />
was wir präsentiert bekommen, ein Film, ein<br />
Bild, ein Buch usw., künstlich generiert wird,<br />
weil die Ergebnisse schneller, besser und günstiger<br />
sind, kann der menschliche Faktor daran<br />
zerbrechen. Es ist ein großes gesellschaftliches<br />
Thema, über das wir einen viel intensiveren<br />
Diskurs führen müssten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Kommen wir noch kurz zur Konjunktur.<br />
Wie schätzen Sie die wirschaftliche<br />
Entwicklung ein?<br />
Steinmayr: Für uns selbst bin ich recht<br />
zuversichtlich. Zum einen, weil wir in vielen<br />
verschiedenen Branchen tätig sind, aber<br />
auch, weil wir in allen Branchen mit die besten<br />
Unternehmen zu unseren Kunden zählen<br />
dürfen. <strong>Das</strong> Inflationsthema verzerrt aber<br />
insgesamt vieles. Wir hören von Rekordumsätzen,<br />
was nichts über die Gewinne aussagt.<br />
Sowohl das Zinsthema als auch die hohe<br />
Inflation sind politische Fehler der Vergangenheit.<br />
Ich hoffe einfach, dass der Schaden<br />
dieser verfehlten Politik nicht zu groß ist und<br />
wir auch dafür Lösungen finden. Ich bleibe<br />
optimistisch.
TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />
Die hypervernetzte<br />
Arbeitswelt der Zukunft<br />
IT/Consulting. Gerald Pichler, CEO von BE-terna, über die Bedeutung einer hypervernetzten<br />
Arbeitswelt, die digitale Transformation, KI und Automatisierung sowie über die<br />
Frage, wie das Tiroler Unternehmen sich selbst als moderner Arbeitsplatz versteht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was verstehen Sie unter einer hypervernetzten<br />
Welt?<br />
Gerald Pichler: Hyperkonnektivität spielt<br />
in unserer Branche schon lange eine zentrale<br />
Rolle. Mittels Technologie sind heute Menschen,<br />
Daten und Geräte vernetzt wie nie<br />
zuvor. Dies prägt die Art und Weise, wie wir<br />
arbeiten und leben, und eröffnet auch Unternehmen<br />
unendlich viele neue Möglichkeiten.<br />
Wir unterstützen Unternehmen dabei, die<br />
Potenziale dieser Konnektivität optimal zu<br />
nutzen, sei es durch industriespezifische<br />
Business-Software-Lösungen oder weiterführende<br />
Technologien zum Beispiel im Bereich<br />
der künstlichen Intelligenz. Von dieser<br />
Entwicklung stark geprägt ist die Zukunft<br />
der Arbeit, wenn auch nicht klar ist, wie sich<br />
dort Hyperkonnektivität genau äußert. Wir<br />
können zwar nicht mit der Glaskugel in die<br />
Zukunft blicken, aber BE-terna ist bei diesen<br />
Entwicklungen einen kleinen Schritt weiter<br />
als andere, d. h. wir können besser einschätzen,<br />
welche Technologien gekommen sind,<br />
um zu bleiben, und welche schnell wieder<br />
verschwinden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie erleichtert BE-terna die digitale<br />
Transformation für Kunden?<br />
Pichler: Mit Standorten in zehn Ländern<br />
und über 1.100 Mitarbeitenden sind wir<br />
darauf spezialisiert, Unternehmens-Software-Lösungen<br />
und Beratungsleistungen<br />
anzubieten, die perfekt auf die individuellen<br />
Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten<br />
sind. Dabei begleiten wir mittelständische<br />
Unternehmen sowie globale Konzerne in<br />
ganz Europa, von Serbien bis Norwegen.<br />
Unsere maßgeschneiderten Lösungen ermöglichen<br />
es Unternehmen, die Vorteile der<br />
hypervernetzten Welt optimal zu nutzen und<br />
gleichzeitig die damit verbundenen Risiken<br />
zu managen. Wir helfen ihnen dabei, von<br />
gängigen Anwendungen wie ERP und CRM<br />
bis zu innovativen Technologien wie Big Data<br />
und künstlicher Intelligenz das volle Potenzial<br />
auszuschöpfen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen hat die Hyperkonnektivität<br />
auf die Geschäftswelt?<br />
Pichler: Diese starke digitale Vernetzung hat<br />
die Geschäftswelt grundlegend verändert.<br />
Unternehmen haben heute Zugang zu unermesslichen<br />
Datenmengen und Technologien,<br />
die es in der Vergangenheit nicht gab. Um<br />
Gerald Pichler, CEO BE-terna.<br />
diese Daten für sich nutzen zu können, müssen<br />
sie ihnen mit der richtigen Technologie<br />
einen Sinn verleihen. So sind Unternehmen<br />
in der Lage, auf ihrer Basis Entscheidungen<br />
zu treffen. Konnektivität ist die Voraussetzung<br />
dafür. Dadurch können sie effizienter<br />
arbeiten, innovativere Lösungen finden und<br />
ihre Reichweite erweitern. Allerdings müssen<br />
wir uns auch den Herausforderungen stellen,<br />
die diese Vernetzung mit sich bringt, etwa im<br />
Bereich der Cybersicherheit und des Datenschutzes.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sichert BE-terna die Cybersicherheit<br />
in dieser Umgebung?<br />
Pichler: Bedrohungen im Bereich der Cyber<br />
Security nehmen zu, und es ist unerlässlich,<br />
Fotos: BE-terna<br />
92 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Maßnahmen zu ergreifen, um<br />
sensible Informationen und Systeme<br />
vor Angriffen zu schützen.<br />
Datenschutz und die Wahrung<br />
der Privatsphäre sind ebenfalls<br />
von großer Bedeutung, da persönliche<br />
Informationen zunehmend<br />
Dritten zugänglich sind.<br />
Wir können unsere jahrzehntelange Erfahrung<br />
mit Business-Software, mit der Cyber-<br />
Security-Expertise unseres Mutterkonzerns,<br />
Telefónica Tech, kombinieren. Dieses Knowhow<br />
nutzen wir bei BE-terna, um unseren<br />
Kunden dabei zu helfen, ihre Daten und<br />
Systeme vor Bedrohungen zu schützen. Gemeinsam<br />
können wir so eine umfassende Sicherheitsstrategie<br />
entwickeln und die Risiken<br />
in dieser vernetzten Umgebung minimieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Rolle werden künstliche<br />
Intelligenz und Automatisierung in dieser<br />
vernetzten Arbeitswelt spielen?<br />
Pichler: Künstliche Intelligenz und Automatisierung<br />
spielen längst eine bedeutende<br />
Rolle in der vernetzten Arbeitswelt. Die Kosten<br />
für menschliche Arbeitskräfte steigen, die<br />
Verfügbarkeit sinkt. Unternehmen lösen dies,<br />
indem sie in neue Technologien, wie KI-Anwendungen<br />
und Automatisierung, investieren.<br />
Dadurch verlagern sie einfach repetitive<br />
Aufgaben vom Menschen auf Maschinen, die<br />
gerade bei solchen Aufgaben weniger Fehler<br />
machen. Der Mensch wird so frei für andere<br />
Tätigkeiten und kann seine Kompetenzen<br />
besser einsetzen. Auch für BE-terna ist dieses<br />
Geschäftsfeld relativ neu. Ende 2021 haben<br />
wir ein Unternehmen akquiriert, das sich der<br />
Prozessautomatisierung widmet. Dieses Thema<br />
ist derzeit in aller Munde. Fakt ist, dass KI<br />
gekommen ist, um zu bleiben. KI wird noch<br />
stark an Bedeutung gewinnen, im privaten<br />
ebenso wie im beruflichen Kontext, um Entscheidungen<br />
zu treffen bzw. vorzubereiten.<br />
Gegenwärtig ist noch niemand in der Lage,<br />
die bahnbrechende Veränderung zu Ende zu<br />
denken, die durch KI initiiert wurde. Klar ist,<br />
künstliche Intelligenz wird die Ausgestaltung<br />
der Arbeitswelt grundlegend verändern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie gestaltet sich die Führungsrolle<br />
in einer hypervernetzten Arbeitsumgebung?<br />
Pichler: In einer hypervernetzten Arbeitsumgebung<br />
verändert sich die Führungsrolle auf<br />
„Gegenwärtig ist niemand<br />
in der Lage, die durch<br />
KI initiierten Veränderungen,<br />
die neue Ausgestaltung<br />
der Arbeitswelt,<br />
zu Ende zu denken.“<br />
<br />
Gerald Pichler, CEO BE-terna<br />
interessante Weise. Traditionelle Hierarchien<br />
weichen agileren und flexibleren Strukturen.<br />
Führungskräfte agieren weniger als alleinige<br />
Entscheidungsträger, sondern vielmehr als<br />
Mentoren und Wegweiser. Sie müssen in der<br />
Lage sein, Teams zu inspirieren, zu coachen<br />
und zu befähigen, eigenverantwortlich zu<br />
handeln. Es geht darum, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern zu vertrauen und ihnen<br />
Verantwortung zu übertragen. <strong>Das</strong> ist die<br />
wichtigste Voraussetzung, um gemeinsam<br />
erfolgreich sein zu können. Informationen<br />
an Mitarbeiter müssen offen und transparent<br />
sein und jederzeit fließen. Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter bei BE-terna vereinen extrem<br />
viel Wissen, sie sollen möglichst alle Informationen<br />
über das Unternehmen zur Verfügung<br />
gestellt bekommen. Zudem geben wir ihnen<br />
die Freiheit und Verantwortung, ihre eigenen<br />
Ideen einzubringen. Nur so können meiner<br />
Meinung nach neue Erkenntnisse in einem<br />
Unternehmen generiert werden, nur so kann<br />
die Kraft des Unternehmens für Innovation<br />
genutzt werden. In vielen Unternehmen verkümmern<br />
gute Ideen. Natürlich ist nicht jede<br />
Idee genial, doch jene, die es sind, müssen<br />
genutzt werden. BE-terna hat darum einen<br />
Thinktank ins Leben gerufen, um Mitarbeitern<br />
Gelegenheit zu geben, ihre Ideen zu<br />
kommunizieren. In manchen Fällen wird daraus<br />
ein marktreifes Produkt entstehen. Die<br />
Führungsrolle wird somit mehr zur Unterstützung<br />
und Ermächtigung der Mitarbeiter,<br />
um gemeinsam die Herausforderungen der<br />
hypervernetzten Arbeitsumgebung zu meistern<br />
und Innovation voranzutreiben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sieht der moderne Arbeitsplatz<br />
bei BE-terna aus?<br />
Pichler: Optisch kaum anders als anderswo.<br />
Der moderne Arbeitsplatz bei BE-terna reflektiert<br />
die Anforderungen der hypervernetzten<br />
Welt. Der individualisierte Arbeitsplatz als<br />
geografisch feste Institution hat an Wert verloren.<br />
Mitarbeiter wollen die Freiheit, selbst<br />
zu entscheiden, wo, wie, wann<br />
und wie lange sie arbeiten. Wir<br />
möchten diese Flexibilität bieten.<br />
Und bei dieser Gelegenheit ist<br />
anzumerken, dass die geltenden<br />
Arbeitszeitgesetze nicht mehr zu<br />
den Lebenswirklichkeiten vieler<br />
unserer Mitarbeiter passen. Ich<br />
bin der Meinung, dass die Gesetzgeber zukünftig<br />
sehr viel schneller auf diese Entwicklungen<br />
eingehen müssen, ansonsten werden wir Gefahr<br />
laufen, an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.<br />
Wir sind überzeugt, dass Menschen am<br />
produktivsten und glücklichsten sind, wenn<br />
sie die Möglichkeit haben, authentisch zu sein<br />
und ihre Arbeit um ihr Leben herum zu gestalten.<br />
Daher ermöglichen wir es unseren Mitarbeitern,<br />
ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort<br />
flexibel zu wählen. <strong>Das</strong> unterstützt nicht nur<br />
eine gesunde Work-Life-Balance, sondern<br />
fördert auch die Eigenverantwortung und das<br />
Vertrauen in unsere Teams. Wir ermutigen sie,<br />
eigenständig an Projekten zu arbeiten, innovative<br />
Lösungen zu finden und auch Risiken<br />
einzugehen. Bei BE-terna steht die Freiheit,<br />
man selbst zu sein und eine Arbeitsumgebung<br />
zu haben, die dies unterstützt, an erster Stelle.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />
und Gemeinschaft bei BE-terna?<br />
Pichler: BE-terna begann als Start-up. Wir<br />
wuchsen schnell durch den Zukauf neuer Firmen<br />
und die Ausweitung auf neue Technologien<br />
und Kundensegmente. Vor vier Jahren<br />
erfolgte der Schritt in die Internationalisierung,<br />
zunächst in Richtung Süden durch unsere<br />
Expansion nach Slowenien, Serbien und<br />
Kroatien. Dann unmittelbar darauf folgte die<br />
Expansion in Richtung Norden, mit neuen<br />
Gruppenunternehmen in Dänemark, Schweden,<br />
Norwegen und den Niederlanden. Aus<br />
dieser Vielfalt an Kulturen und Historien ist<br />
es unsere Aufgabe, eine gemeinsame Identität<br />
und Kultur als europäisches Unternehmen<br />
zu finden und auszuprägen. Wesentlich ist jedenfalls,<br />
dass unsere Mitarbeiter das Wissen,<br />
mit dem sie arbeiten, nutzen und austauschen<br />
können und eben voneinander lernen können.<br />
Wir müssen unseren Kunden zählbaren<br />
Mehrwert bieten und das funktioniert in unserer<br />
Industrie nur mit enger Zusammenarbeit<br />
und funktionierender Gemeinschaft.<br />
Interview: Amata Steinlechner<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
93
TOP 500 | INTERVIEW<br />
Die Bilanz der neuen Landesregierung<br />
ist verheerend<br />
Interview. Dominik Oberhofer, NEOS-Klubobmann und Landtagsabgeordneter, über<br />
aktuelle Fragen wie Kinderbetreuung, Klimaschutz, ein zu teures ineffizientes Gesundheitssystem<br />
und warum die ÖVP längst nicht mehr die Wirtschaftspartei ist.<br />
<strong>ECHO</strong>: In den letzten Wochen haben Sie<br />
gesagt, die ÖVP sei nicht mehr die Partei der<br />
Wirtschaft. Was haben Sie damit gemeint?<br />
Dominik Oberhofer: Es gibt keinen größeren<br />
Unterschied zwischen dem, was die Volkspartei<br />
im Wahlkampf plakatiert, und dem, was<br />
sie in der Regierung umsetzt. Eine Partei, die<br />
seit gefühlt 30 Jahren schreit: „Leistung muss<br />
sich lohnen!“, muss sich selbstkritisch fragen,<br />
was sie in diesem Land angerichtet hat. Besonders<br />
zynisch, dass der Herr Bundeskanzler Nehammer,<br />
ehemaliger Kommunikationstrainer<br />
beim Bundesheer, von „uns Leistungsträgern“<br />
spricht. Gleichzeitig hart arbeitende Frauen,<br />
die in die Teilzeit gezwungen werden, als faul<br />
hinstellt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Herausforderungen für die Tiroler<br />
Wirtschaft sind groß. Teuerung, Energiekosten,<br />
eine drohende Rezession und erwartbare<br />
weitere Erhöhungen der Kosten für Löhne und<br />
Gehälter sind nur einige davon. Was könnte Ihrer<br />
Meinung nach die Tiroler Landesregierung<br />
tun, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken?<br />
Oberhofer: Seit unserem Einzug in den<br />
Landtag stehen wir bei jeder Sitzung mit konstruktiven<br />
Vorschlägen zum Thema Entlastung<br />
vor der Haustür. Gerade erst haben wir eine<br />
Entrümpelung der Gewerbeordnung gefordert.<br />
Von der Landesregierung abgeschmettert. Die<br />
harte Realität: Seitdem ich im Landtag bin, hat<br />
die Landesregierung vier neue Abgaben eingeführt<br />
und nichts dafür getan, um die Betriebe zu<br />
entlasten. <strong>Das</strong> größte Problem ist der massive<br />
Arbeitskräftemangel. Ohne Arbeitskräfte kein<br />
Wirtschaftswachstum! Die Landesregierung<br />
jubelt aber über Vollbeschäftigung. Über diese<br />
Fehlinterpretation kann ich nur den Kopf schütteln.<br />
Wir befinden uns in einer Pensionierungswelle.<br />
In den kommenden zehn Jahren wird<br />
die Babyboomer-Generation der 1960/70er<br />
Jahre in Pension gehen. Der aktuelle Arbeitskräftemangel<br />
ist nur die Spitze des Eisbergs.<br />
Wir haben in Tirol immer weniger LeistungsträgerInnen,<br />
die das System aufrechterhalten.<br />
Und genau in dieser Situation verbieten wir<br />
leistungswilligen AsylwerberInnen in Tirol den<br />
Zugang zum Arbeitsmarkt. Absurd!<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben in den letzten Monaten<br />
immer wieder die TIWAG kritisiert. Was läuft<br />
beim Landesenergieversorger schief ?<br />
Oberhofer: Die Energiepreiserhöhungen, die<br />
vor allem die Tiroler Wirtschaft von Anfang an<br />
ertragen mussten, entbehren jeglicher rechtlichen<br />
Grundlage. Die Stromerzeugungskosten<br />
der TIWAG sind gleichgeblieben, aber analog<br />
zum internationalen Börsenpreis gestiegen.<br />
Hier bereichert sich ein Landesunternehmen<br />
schamlos. Während das Management mit<br />
Bonuszahlungen belohnt wird, freut sich der<br />
Landeshauptmann über fette Renditen fürs<br />
Landesbudget. Unfassbar!<br />
<strong>ECHO</strong>: Ein Credo der NEOS ist, Wirtschaft<br />
und Umwelt zu verbinden. Was bedeutet das<br />
konkret für Tirol?<br />
Oberhofer: Die Wirtschaft ist da wesentlich<br />
weiter als die Politik. Ein Beispiel: Wir könnten<br />
die Leistung der Wasserkraft in Tirol schlagartig<br />
mit dem Austausch von uralten Turbinen<br />
um 30 bis 40 Prozent erhöhen. Tatsache ist<br />
aber, dass mit einem Austausch von solchen<br />
Turbinen ein höchst bürokratisches Anlagengenehmigungsverfahren<br />
verbunden ist, das<br />
sich viele Kraftwerksbetreiber nicht antun wollen.<br />
<strong>Das</strong> ist schlecht für das Klima und schlecht<br />
für den Wirtschaftsstandort. Tirol könnte ein<br />
Eldorado für erneuerbare Energie sein. Wind,<br />
Sonne, Wasser – alles da! Die Landesregierung<br />
hält beim Ausbau aber die Füße still und fürchtet<br />
sich vor Innovation.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Tiroler Landesregierung hat<br />
Verbesserungen in der Kinderbetreuung angekündigt.<br />
Reicht das? Braucht es einen Rechtsanspruch?<br />
Woher kommt das Personal?<br />
Oberhofer: Von einem Rechtsanspruch<br />
kann keine Rede sein. Was angeboten wird,<br />
ist nicht mehr als eine Vermittlungsbörse.<br />
Wieviel Geld tatsächlich zur Verfügung steht,<br />
kann niemand abschätzen. Auch gibt es keine<br />
realistischen Einschätzungen darüber, wie viel<br />
Fotos: Reyer<br />
94<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Personal benötigt wird. Faktum ist,<br />
dass es ohne eine massive finanzielle<br />
Aufwertung des Berufs der<br />
ElementarpädagogIinnen nicht<br />
gehen wird. Hier macht meine<br />
Kollegin im Landtag, Birgit Obermüller,<br />
Druck. Positiv ist, dass die<br />
neue Landesrätin Hagele zumindest<br />
Handlungsbedarf bei dem<br />
Thema sieht.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Tiroler Landeskliniken<br />
müssen rund 200 Betten<br />
stilllegen, weil sie zu wenig Personal<br />
haben. Ist dieses Problem<br />
hausgemacht? Was kann das Land<br />
Tirol dagegen tun?<br />
Oberhofer: Wir haben das teuerste<br />
Gesundheitssystem in Europa.<br />
Während das beste in Schweden<br />
nur sieben Prozent vom BIP<br />
kostet, geben wir knapp zwölf<br />
Prozent aus. Mit den aktuellen<br />
Problemen schreit jeder nur nach<br />
mehr Geld. <strong>Das</strong> System ist nicht<br />
effizient und deshalb nicht leistungsfähig.<br />
Es braucht eine Totalreform,<br />
die den niedergelassenen<br />
Bereich und die Vorsorge stärkt<br />
und die Klinikbetten geografisch<br />
zentriert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie gelten als Kritiker der<br />
Liftförderungen in Tirol. Gleichzeitig<br />
haben Sie die Erhöhung der<br />
Liftkartenpreise heftig kritisiert.<br />
Warum?<br />
Oberhofer: Die Liftkaiser holen<br />
sich Millionen an Energieförderungen<br />
und Investitionsprämien<br />
ab und erhöhen gleichzeitig die<br />
Liftpreise und schreiben Gewinne<br />
wie nie zuvor. Während die Beherbergungsbetriebe<br />
die komplette<br />
Werbung und den Vertrieb der<br />
Gästenächtigungen finanzieren,<br />
schöpft die Seilbahnwirtschaft die<br />
Sahne ab. Wenn eine vierköpfige<br />
Familie im Durchschnitt für einen<br />
6-Tage-Skipass über 1.000 Euro<br />
zahlt, dann stimmen die Verhältnisse<br />
zwischen Liftpreisen und<br />
den restlichen Urlaubskosten nicht<br />
mehr. Wenn die Gastronomie die<br />
Preise so erhöht hätte wie die Liftbetreiber,<br />
würde ein Schnitzel 55<br />
Euro kosten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Wirtschaftskammer<br />
verfügt über hohe Rücklagen.<br />
Was soll – gerade in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten – damit passieren?<br />
Oberhofer: Ganz sicher nicht<br />
mit schwindligen Immobilien-<br />
Deals, wie beim Medicent in<br />
Inns bruck, René Benko Gewerbeimmobilien<br />
abkaufen! Die<br />
Kammern sind die Hauptnutznießer<br />
der Inflation. Ihre Beitragszahlungen<br />
steigen um Hunderte Millionen<br />
Euro und Präsident Mahrer<br />
schmückt sich damit, dass er für<br />
2025 (!) eine Beitragsreduktion<br />
von 35 Millionen Euro ankündigt.<br />
Bei so viel Dreistigkeit kann man<br />
nur mehr fordern: Die Zwangsmitgliedschaft<br />
gehört eliminiert!<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Tiroler Landesregierung<br />
ist nunmehr fast ein Jahr<br />
im Amt. Wie ist Ihre erste Bilanz?<br />
Auch im Vergleich mit Schwarz-<br />
Grün.<br />
Oberhofer: In der größten<br />
Krise der zweiten Republik hört<br />
man von unserer Landesregierung<br />
wenig Konkretes, außer<br />
beim Thema Postenschacher und<br />
Freunderlwirtschaft. Die erblüht<br />
in alter schwarzer/roter Pracht!<br />
Die Bilanz, wenn man GemNova-<br />
Insolvenz, Matrei-Pleite und MCI-<br />
Neubau anschaut, ist verheerend,<br />
vor allem für eine Regierung, die<br />
neu am Start ist. Schlimm, aber da<br />
waren wir unter Schwarz-Grün<br />
tatsächlich schon weiter.
TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />
Verantwortung für die<br />
Zukunft tragen<br />
Technologie. <strong>Das</strong> innovative Tiroler IT-Unternehmen World Direct lebt die Verantwortung<br />
für die Zukunft auf vielfältige Weise in Projekten und Initiativen.<br />
Als einer der größten Software-Dienstleister<br />
Westösterreichs kann World<br />
Direct wirklich etwas bewegen –<br />
und tut das auch. Mit seinem Engagement<br />
möchte World Direct mithilfe der Digitalisierung<br />
eine bessere Zukunft gestalten und<br />
Projekte verwirklichen, die positiven Einfluss<br />
auf die Gesellschaft und kommende Generationen<br />
nehmen. Beispielsweise fördert World<br />
Direct Bildungsinitiativen, um jungen Menschen<br />
digitale Kompetenzen zu vermitteln.<br />
Auch arbeitet das Unternehmen mit Schulen<br />
und Universitäten zusammen. Darüber<br />
hinaus entwickelt World Direct New-Work-<br />
Konzepte, um eine moderne Arbeitskultur<br />
zu schaffen. Gelebte Verantwortung zeigt sich<br />
auch in den Projekten des Unternehmens,<br />
vom Energie- bis zum Gesundheitswesen. An<br />
vielen wichtigen Digitalisierungsinitiativen<br />
Österreichs ist World Direct beteiligt. „Wir<br />
sind davon überzeugt, an etwas ganz Großem<br />
zu arbeiten. <strong>Das</strong> Engagement jedes Einzelnen<br />
macht den entscheidenden Unterschied“, ist<br />
sich Alexander Wolf, Technischer Geschäftsführer<br />
von World Direct, sicher.<br />
New Work in der Praxis<br />
Für dieses Thema war es der Geschäftsführung<br />
und der Personalabteilung sehr wichtig,<br />
alle MitarbeiterInnen von Anfang an mit ins<br />
Boot zu holen. Seit zwei Jahren befasst sich<br />
eine Arbeitsgruppe, bestehend aus MitarbeiterInnen<br />
und Führungskräften, mit der Frage,<br />
welche Rahmenbedingungen das Unternehmen<br />
bieten muss, um als Arbeitgeber attraktiv<br />
zu bleiben. Dabei sind in erster Linie Ideen<br />
und Vorstellungen der MitarbeiterInnen<br />
gefragt, die in regelmäßigen Abständen gemeinsam<br />
in der Arbeitsgruppe diskutiert und<br />
auf Umsetzbarkeit überprüft werden. Viele<br />
Wünsche wurden bereits berücksichtigt.<br />
„Am allerwichtigsten ist die Flexibilisierung<br />
der Arbeitszeit. MitarbeiterInnen möchten<br />
innerhalb gewisser Rahmenbedingungen<br />
mitentscheiden, wann und wo sie arbeiten.<br />
Wir haben die Möglichkeit geschaffen, dass<br />
unsere MitarbeiterInnen grundsätzlich die<br />
Wahl haben, fünf Tage in der Woche entweder<br />
im Büro oder im Homeoffice zu arbeiten“,<br />
erzählt Sonja Platzer, HR-Managerin und Initiatorin<br />
des Projekts. <strong>Das</strong> trendige Workation-Modell<br />
wurde ebenfalls umgesetzt und<br />
wird auch aktiv genutzt. Wer z. B. den Sommer<br />
in Barcelona, auf Santorin oder in Skan-<br />
Alexander Wolf, Technischer Geschäftsführer (li.), und<br />
Mario Raunig, Leiter Marketing und Innovations.<br />
Fotos: Thomas Steinlechner<br />
96 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN 2017
<strong>Das</strong> Ferienprogramm Coding4Kids begeistert Kinder für die Welt der Programmierung.<br />
dinavien verbringen möchte, kann für drei<br />
Monate am Stück im Ausland arbeiten. Nachhaltigkeit<br />
ist für World Direct ein sehr wichtiges<br />
Thema, sowohl<br />
in Kundenprojekten<br />
als auch intern an den<br />
Unternehmensstandorten.<br />
Auch dabei<br />
werden alle MitarbeiterInnen<br />
miteinbezogen<br />
und über<br />
Ideenwettbewerbe<br />
Nachhaltigkeitsinitiativen<br />
realisiert.<br />
Diese aktiv gelebte<br />
„Wir sind davon überzeugt,<br />
an etwas ganz Großem zu<br />
arbeiten, und leben unsere<br />
Verantwortung für die Zukunft<br />
auf allen Ebenen.“<br />
<br />
<br />
Inklusion, kombiniert mit einem sehr guten<br />
Betriebsklima, einem freundschaftlichen Miteinander<br />
und spannenden Projekten, schlägt<br />
sich in einer sehr niedrigen Fluktuationsrate<br />
bei den MitarbeiterInnen nieder. Verlässt jemand<br />
trotzdem das Unternehmen, kommt<br />
es immer wieder vor, dass diese Person nach<br />
einiger Zeit wieder zu World Direct zurückkehrt.<br />
Mitarbeiterzufriedenheit entsteht auch<br />
durch individuelle Förderung. „Unsere Arbeit<br />
ist so spezifisch und komplex, dass nur eine<br />
maßgeschneiderte Fortbildung diesem Anspruch<br />
gerecht wird“, meint Platzer. MitarbeiterInnen,<br />
die sich beruflich verändern oder<br />
gar neu erfinden möchten, bekommen die<br />
Möglichkeit dazu. Selbst inmitten der spannendsten<br />
Projekte braucht es manchmal eine<br />
Abwechslung und gerade im technischen Bereich<br />
möchten sich SoftwareentwicklerInnen<br />
immer wieder mit neuen Technologien und<br />
Themen auseinandersetzen. Alexander Wolf<br />
erzählt: „Natürlich freut sich kein Abteilungsleiter<br />
unmittelbar darüber, wenn kluge Köpfe<br />
die Abteilung wechseln, aber jeder ist sich<br />
des großen Potenzials für das Unternehmen<br />
Alexander Wolf,<br />
Technischer Geschäftsführer<br />
bewusst. Wir bieten<br />
unseren KollegInnen<br />
diese Wechselmöglichkeiten<br />
innerhalb<br />
des Unternehmens.<br />
Die MitarbeiterInnen<br />
sind unser Kapital<br />
und so verbleibt das<br />
Know-how im Unternehmen,<br />
anstatt abzuwandern.<br />
Für echte<br />
Innovationen braucht<br />
es Weitblick und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
der Abteilungen. Wir arbeiten<br />
vernetzt und zukunftsorientiert, auch was die<br />
Entwicklung unserer MitarbeiterInnen angeht.“<br />
Kinder sind die Zukunft<br />
Verantwortung für die Zukunft zu tragen,<br />
spiegelt sich auch im Engagement für die<br />
Kleinsten wider. Auf spielerische Art erlernen<br />
Kinder zwischen zehn und 14 Jahren<br />
im Rahmen des einwöchigen Ferienkurses<br />
Coding4Kids das Programmieren. Bereits<br />
zum dritten Mal fand diese Initiative in den<br />
modernen Räumlichkeiten des World Direct<br />
Campus in Sistrans statt und wurde aktiv von<br />
MitarbeiterInnen des Unternehmens betreut.<br />
„Solche Projekte sind für uns keine Marketingaktion,<br />
sondern sie liegen der gesamten<br />
World-Direct-Familie wirklich am Herzen“,<br />
freut sich Mario Raunig, Marketing- und<br />
Innovationsleiter. „Kurzfristig bieten wir den<br />
Besonders wichtig: freundschaftliches Miteinander<br />
und optimales Betriebsklima.<br />
Live-Schaltungen ins Klassenzimmer vermitteln<br />
die Praxisrelevanz von Lehrinhalten.<br />
Kids eine spannende Herausforderung in<br />
den Schulferien und machen sie von Konsumenten<br />
digitaler Inhalte zu Machern. Mittelfristig<br />
ist diese Frühförderung entscheidend<br />
dafür, den Entdeckergeist der Kinder zu stärken<br />
und sie für Digitalisierung und Programmierung<br />
zu begeistern. Langfristig sehen wir<br />
unsere Verantwortung als Unternehmen darin,<br />
die Arbeitskräfte der Zukunft zu formen<br />
und sicherzustellen, dass es genügend qualifizierte<br />
Fachkräfte für dieses immer wichtiger<br />
werdende Berufsbild gibt“, ergänzt Alexander<br />
Wolf, Geschäftsführer von World Direct. In<br />
dieser Mission arbeitet das Unternehmen im<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />
97
TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />
Nachhaltige Energieinnovationen werden auch an den eigenen Standorten eingesetzt.<br />
Hochqualifizierte ExpertInnen schaffen<br />
Mehrwert für viele Menschen.<br />
Rahmen des Mentorenprogramms auch mit<br />
höheren Schulen wie verschiedenen HTLs<br />
zusammen. Denn neben einem spannenden<br />
Lehrplan zählt vor allem die Praxisrelevanz,<br />
wie weitgefächert das Thema IT ist und welche<br />
interessanten Berufsbilder es gibt. „Wir<br />
möchten vermitteln, wie das Gelernte unmittelbar<br />
in die Praxis umgesetzt werden kann.<br />
Dazu schalten wir uns z. B. live in eine Unterrichtsstunde<br />
zu, halten Fachvorträge oder<br />
laden Schulklassen zu uns nach Sistrans ein“,<br />
erläutert Mario Raunig.<br />
Vom Praktikanten zur<br />
Führungskraft<br />
Über zehn PraktikantInnen arbeiteten dieses<br />
Jahr bei World Direct aktiv an Projekten mit.<br />
Viele möchten auch nach Ende des Praktikums<br />
weiterarbeiten und bleiben. Einige<br />
Führungskräfte des Unternehmens haben<br />
selbst als Praktikanten begonnen und leiten<br />
nun ihre eigenen Abteilungen. StudentInnen<br />
schreiben ihre Bachelor- und Masterarbeiten<br />
in Kooperation mit World Direct oder bringen<br />
parallel zum Studium ihr Fachwissen in<br />
realen Kundenprojekten ein. Alexander Wolf<br />
führt voll Stolz aus: „Die Projekte, die wir<br />
umsetzen, bieten echten Mehrwert für die<br />
Gesellschaft. <strong>Das</strong> motiviert alle. Wir beweisen,<br />
dass Jobs im Bereich der Digitalisierung<br />
erstrebenswert sind, weil sie Wirkungskraft<br />
haben. Am WD-Campus in Sistrans merkt<br />
man sofort den besonderen Spirit, die Dynamik,<br />
Sportlichkeit und Naturverbundenheit,<br />
die so gar nicht dem Stereotyp des Programmierers<br />
entsprechen. Diese positive Energie<br />
an einer coolen Location machen uns als Arbeitgeber<br />
so interessant.“<br />
Projekte für eine<br />
bessere Zukunft<br />
Viele Projekte, die von World Direct umgesetzt<br />
werden, dienen dem Ziel, die Welt ein<br />
Stück besser zu machen, sei es im Gesundheitswesen,<br />
im Energiebereich oder auch im<br />
Sektor Banken und Finanzwesen. Als Tochterunternehmen<br />
der A1 Telekom Austria nutzt<br />
World Direct die Infrastruktur des Konzerns,<br />
um mithilfe der Digitalisierung echten Nutzen<br />
für die Menschen und Unternehmen zu<br />
stiften. Beispielsweise entwickelte das Unternehmen<br />
smartSpeicher für die nachhaltige<br />
Energiezukunft, mittels derer Schwankungen<br />
im Energienetz ausgeglichen werden können.<br />
Neben praktischen Anwendungen für PV-<br />
Anlagen und E-Mobilität hat World Direct<br />
den smartBoiler für private Haushalte erfunden,<br />
der erlaubt, 50 Prozent der Energiekosten<br />
einzusparen. „In kurzer Zeit ist der smartBoiler<br />
sehr relevant geworden. 50 Prozent weniger<br />
Energiekosten können im Licht der aktuellen<br />
Kostenexplosionen für viele Menschen existenzentscheidend<br />
sein“, betont Raunig. World<br />
Direct belässt es aber nicht bei der Entwicklung<br />
neuer Technologien, sondern sieht sich<br />
auch verantwortlich dafür, anderen Unternehmen,<br />
die im Gesamtprozess involviert sind,<br />
Lösungen bereitzustellen. Im Fall der Energieinnovationen<br />
geht es verstärkt darum, Energieversorgern<br />
zu helfen, ihre Prozesse richtig<br />
aufzusetzen und zu digitalisieren, um den<br />
Endkonsumenten diese zukunftsweisenden<br />
Produkte überhaupt anbieten zu können.<br />
Immer wieder wird World Direct für seine innovativen<br />
Projekte mit Preisen ausgezeichnet.<br />
So auch mit dem Austrian Blockchain Award<br />
für eine zukunftsweisende Anwendung für<br />
Klimadaten. Blockchain-Technologie ist in<br />
erster Linie im Zusammenhang mit Kryptowährungen<br />
bekannt. World Direct hat sie<br />
sich aber auch für andere Anwendungen nutzbar<br />
gemacht. Unserer Erde geht die Zeit aus.<br />
Wir können nicht mehr wie bisher Monate<br />
warten, um die Effektivität von Klimaschutzmaßnahmen<br />
zu überprüfen. In Chainlink<br />
Nodes werden Klimadaten in einem Bruchteil<br />
der bisherigen Zeit aggregiert, validiert und<br />
sichergestellt, dass diese vor Fehlern und Manipulationen<br />
geschützt sind. Die innovative<br />
Lösung liefert nicht nur die Basis gesicherter<br />
Daten für CO₂-Zertifikate, sondern eröffnet<br />
auch weitere nutzbringende Anwendungsfälle<br />
für Klimadaten – Inflationsberechnung unter<br />
Einbezug von Umweltereignissen, datenbasierte<br />
Evaluierung von Umweltschutzmaßnahmen<br />
oder Kalkulation der volkswirtschaftlichen<br />
Kosten von Umweltverschmutzung.<br />
Gelebte Verantwortung für<br />
die nächste Generation<br />
Alexander Wolf blickt positiv in die Zukunft:<br />
„Digitalisierung hat heute bereits alle Bereiche<br />
unserer Gesellschaft und Wirtschaft durchdrungen.<br />
Diese Entwicklung wird sich sogar<br />
noch beschleunigen und vertiefen. Als Drehund<br />
Angelpunkt dieser Technologien arbeiten<br />
wir täglich daran, Produkte und Dienstleistungen<br />
zu entwickeln, die sehr vielen Menschen<br />
einen Mehrwert bieten. Wir fühlen uns<br />
aber auch dazu verpflichtet, die nächste Generation<br />
optimal an die Herausforderungen der<br />
digitalen Welt heranzuführen und das geeignete<br />
Know-how zu vermitteln, um in der Arbeitswelt<br />
der Zukunft erfolgreich zu sein.“<br />
Amata Steinlechner<br />
98<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
Besseres Studium,<br />
bessere Chancen.<br />
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Lehre auf höchstem Niveau, international anerkannte Professoren, Gastprofessoren und Lehrende<br />
und modernste Infrastruktur bieten ideale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium.<br />
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Advanced Nursing Practice, Pflege- und Gesundheitsmanagement, Pflege- und Gesundheitspädagogik,<br />
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TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />
Alles wird möglich<br />
Wirtschaft & Technologie. ematric digitalisiert Betriebe von A bis Z, im Bereich der<br />
Softwareentwicklung, des Anlagenbaus und der Automatisierung.<br />
letzten Jahren hat ematric einen verstärkten<br />
Fokus auf die Softwareentwicklung im Bereich<br />
der Hochsprachenprogrammierung<br />
gelegt. Wo früher mit Papier gearbeitet<br />
wurde, kommen heute mobile Endgeräte<br />
(Tablets, Handy etc.) zum Einsatz. Die<br />
Auftragsinformationen werden digital auf<br />
die Geräte gespielt, die Mitarbeiter durch<br />
die Arbeitsabläufe geführt, Auftragsdaten<br />
mit Betriebs- und Produktionsdaten angereichert<br />
und am Ende der Produktion wieder<br />
an das Managementsystem gesendet.<br />
„Wir implementieren Systeme, die unsere<br />
Kunden bei der Produktion und dem Datenhandling<br />
unterstützen“, erklärt Rainer<br />
Haag, Gründer und Geschäftsführender<br />
Gesellschafter von ematric.<br />
Alle Lösungen, die ein produzierender Betrieb benötigt, ob in Sachen Automatisierung, Anlagenbau,<br />
Softwarelösungen oder Leitsysteme, bietet ematric aus einer Hand.<br />
Begonnen hat ematric 2007 als<br />
Dienstleister im Bereich der Softwareentwicklung<br />
für industrielle<br />
Automatisierung. Mit Spezialisierung auf<br />
Steuerungs- und Regelungstechnik deckt<br />
ematric sämtliche Themen der Anlagenautomatisierung,<br />
SPS-Programmierung und<br />
Anlagenvisualisierung ab. Um die Automatisierungspyramide<br />
abdecken zu können,<br />
erfolgt auch die Integration in übergeordnete<br />
Systeme, vom SCADA-System (übergeordnete<br />
Anlagensteuerung) über MES<br />
(Fertigungsmanagement) bis zum ERP System<br />
(Unternehmensmanagement). 2013<br />
wurde durch die individuelle Fertigung<br />
mechatronischer Anlagen, wie Roboterzellen,<br />
Förderanlagen, Verpackungsanlagen<br />
uvm., ein weiteres Kompetenzfeld erschlossen.<br />
Mittlerweile bietet das Unternehmen<br />
ganzheitliche Lösungen von der Konzeptionierung/Konstruktion<br />
über die Montage,<br />
Elektrifizierung und Softwareentwicklung<br />
bis hin zur Lieferung und Inbetriebnahme,<br />
d. h. die gesamte Palette der Industrieautomatisierung,<br />
an. Aufgrund der steigenden<br />
Notwendigkeit der Digitalisierung in den<br />
MASSGESCHNEIDERTE<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE<br />
PRODUKTIONSEBENE<br />
Klaus Schröder, Mitbegründer von ematric,<br />
weist darauf hin, dass der Begriff Machine<br />
Execution System (MES) ein großer<br />
Überbegriff ist. Da viele Fertigungsprozesse<br />
menschliche Eingriffe erfordern, würde er<br />
Jobfloor Assistance Systems vorschlagen,<br />
um ihre Funktion genauer zu beschreiben.<br />
Diese Lösungen unterstützen und entlasten<br />
Mitarbeiter bei ihren Aufgaben innerhalb<br />
spezifischer Produktions- oder Kundenprozesse.<br />
Da standardisierte Lösungen<br />
aufgrund unterschiedlicher Prozesse meist<br />
nicht praktikabel sind, verbessern die kundenspezifischen<br />
Lösungen von ematric den<br />
Betrieb, die Produktqualität und die präzise<br />
Fehlerdokumentation.<br />
FEHLERVERMEIDUNG,<br />
ZEIT- & KOSTENERSPARNIS<br />
ematric entwickelte gemeinsam mit seinen<br />
Kunden ein innovatives und kundenspezifisches<br />
Kommissioniersystem. Haag erklärt,<br />
100 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
190 Jahre Schoellerbank:<br />
Vermögensmanagement<br />
aus Überzeugung<br />
ZUKUNFTSFIT. Die 1833 gegründete<br />
Schoellerbank hat sich als Österreichs<br />
führendes Kompetenzzentrum für<br />
vermögende Menschen etabliert und<br />
schafft mit Tradition und Innovation<br />
neuen Mehrwert. In der Innsbrucker<br />
Innenstadt – und überall dort, wo<br />
es die Kund:innen wünschen – berät<br />
ein erfahrenes Team unter der<br />
Leitung von Direktorin Burgi Vrba in<br />
sämtlichen Vermögensfragen.<br />
<strong>Das</strong> Jahr <strong>2023</strong> steht im Zeichen zweier bemerkenswerter<br />
Jubiläen: einerseits des<br />
190-jährigen Bestehens der Schoellerbank<br />
und andererseits des 30-jährigen Jubiläums<br />
der Schoellerbank Vermögensverwaltung.<br />
<strong>Das</strong>s sich ein Bankhaus über einen so<br />
langen Zeitraum auf dem Finanzmarkt erfolgreich<br />
etabliert, ist keineswegs selbstverständlich.<br />
Die Vermögensmanager:innen<br />
der Schoellerbank sind fest davon<br />
überzeugt, dass der Grund für diesen anhaltenden<br />
Erfolg in ihrer nachhaltigen,<br />
über viele Jahre hinweg bewährten Expertise<br />
und den vertrauensvollen Kundenbeziehungen<br />
liegt. <strong>Das</strong> Managen von Vermögen<br />
ist dabei für sie nicht nur eine<br />
Dienstleistung, sondern eine Berufung,<br />
der sie durch alle Höhen und Tiefen der<br />
Märkte seit Generationen aus Überzeugung<br />
folgen.<br />
Mehrwert durch Innovationen<br />
Bei ihrer Zukunftsstrategie setzt die<br />
Schoellerbank auf die Kombination aus<br />
Tradition und Innovation. Hierfür wurde<br />
das traditionelle Bankgeschäft mit modernen<br />
Technologien und innovativen<br />
Dienstleistungen zur Verbesserung des<br />
Kundenerlebnisses erweitert. So wurde<br />
<strong>Das</strong> Schoellerbank Team für Tirol mit Leiterin Burgi Vrba (Mitte).<br />
jüngst u. a. der hauseigene Podcast unter<br />
dem Titel „mehr vermögen“ gestartet.<br />
Die Schoellerbank arbeitet zudem laufend<br />
an der Weiterentwicklung ihrer<br />
eigenen digitalen Plattformen, um noch<br />
individuellere Services zu ermöglichen.<br />
Die Digitalisierung kommt nicht zuletzt<br />
der Umwelt zugute, da immer mehr Prozesse<br />
papierlos ablaufen.<br />
Auch die Investmentlösungen und gesamtheitlichen<br />
Services werden kontinuierlich<br />
verfeinert: Etwa mit neuen nachhaltigen<br />
Anlagemöglichkeiten, individueller Finanz-<br />
Traditionell (Portfolio<br />
mit bis zu 1/3 Aktien)<br />
planung, maßgeschneiderten Anlagekonzepten,<br />
Generationengesprächen zur Orientierung<br />
bei der geregelten Vermögensweitergabe,<br />
Unterstützung bei Immobilientransaktionen,<br />
einem eigenen Stiftungskompetenzzentrum<br />
oder umfassenden Investmentlösungen<br />
der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaft<br />
Schoellerbank Invest.<br />
In sehr komplexen Vermögensfragen kommen<br />
außerdem spezialisierte Investment<br />
Advisors zum Einsatz. Bei allen Aktivitäten<br />
hat die Kundenzufriedenheit in der<br />
Schoellerbank höchste Priorität und<br />
schafft nachhaltig Werte.<br />
Mit der Schoellerbank Vermögensverwaltung erfolgreich „Investieren statt Spekulieren“!<br />
Dynamisch (Portfolio<br />
mit bis zu 2/3 Aktien)<br />
Reines<br />
Aktienportfolio<br />
5-Jahres-Performance * 1,21 % p. a. 2,93 % p. a. 5,52 % p. a.<br />
10-Jahres-Performance ** 2,08 % p. a. 3,82 % p. a. 7,25 % p. a.<br />
Seit Beginn (31.12.1992) *** 4,09 % p. a. 4,81 % p. a. 6,42 % p. a.<br />
Marketingmitteilung: Die Performance der Schoellerbank Vermögensverwaltung „Klassik mit Einzeltitel“ bezieht sich auf die Perioden<br />
*) 30.09.2018 bis 30.09.<strong>2023</strong>, **) 30.09.2013 bis 30.09.<strong>2023</strong> sowie ***) 31.12.1992 bis 30.09.<strong>2023</strong>. Ausgabekosten/Abschlussgebühr,<br />
Vermögensverwaltungsgebühr, Depotgebühr und steuerliche Aufwendungen sind nicht enthalten und können die dargestellten<br />
Performancezahlen reduzieren. Performanceergebnisse der Vergangenheit dienen zu Ihrer Information, lassen jedoch<br />
keine Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen zu.<br />
© Die Fotografen<br />
Schoellerbank Innsbruck<br />
Museumstraße 5, 6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43 512 582 817 0<br />
www.schoellerbank.at
TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />
dass digitale Auftragsdaten an mobile Geräte<br />
gesendet werden. Die Mitarbeiter erhalten<br />
eine digitale To-do-Liste, die sie zu den Rohstoffen<br />
im Lagerort führen. Mittels Scanfunktion<br />
wird die Richtigkeit der Rohstoffe überprüft.<br />
<strong>Das</strong> integrierte Wiegesystem verfolgt<br />
entnommene Mengen, benachrichtigt die<br />
Mitarbeiter und aktualisiert den Lagerbestand.<br />
Nach Abschluss wird der Auftrag mit<br />
allen gesammelten Daten digital an die nächste<br />
Abteilung weitergegeben, um eine präzise<br />
Ausführung sicherzustellen. Diese Digitalisierung<br />
minimiert Fehler, reduziert Kosten<br />
und spart Zeit. Eine klare Identifikation und<br />
Integration in Überwachungssysteme optimieren<br />
die Abläufe zusätzlich. Die digitalen<br />
Lösungen von ematric erfüllen auch strenge<br />
Dokumentationsanforderungen, insbesondere<br />
in Branchen wie der Lebensmittelindustrie,<br />
und ermöglichen die nahtlose Aufzeichnung<br />
von Qualitätsparametern und Umgebungsbedingungen.<br />
GF Rainer Haag, Thomas Weiskopf, Klaus Schröder.<br />
STÄRKUNG DER<br />
BELEGSCHAFT UND<br />
DATENNUTZUNG<br />
Digitalisierung und KI-Tools entlasten oder<br />
ersetzen verschiedene Aufgabenbereiche<br />
und ermöglichen Mitarbeitern, sich auf<br />
nicht automatisierbare Arbeiten zu konzentrieren,<br />
welche für das Unternehmen<br />
viel wertvoller sind. ematric unterstützt<br />
beispielsweise Unternehmen bei der Digitalisierung<br />
des Lagermanagements, der<br />
Kundendatenerfassung und der Integration<br />
in MES- und ERP-Systeme. Benutzerfreundliche<br />
Tools, wie Apps für mobile<br />
Endgeräte, vereinfachen Aufgaben und gewährleisten<br />
Datenkonsistenz. Die Herausforderung<br />
der Zusammenführung verteilter<br />
Daten wird umgesetzt, und Planungstools<br />
optimieren Produktionsprozesse, Ressourcenzuweisung<br />
und mehr. Die durch Digitalisierung<br />
generierten Daten können für<br />
Unternehmenserkenntnisse, Entwicklung<br />
und Prozessoptimierung genutzt werden,<br />
z. B. zur Optimierung von Arbeitsabläufen,<br />
Ressourcen, bis hin zum Energieverbrauch.<br />
NAHTLOSE INTEGRATION<br />
FÜR EFFEKTIVITÄT<br />
ematric betont die Bedeutung von Schnittstellen<br />
zwischen Abteilungen, Systemen,<br />
Anlagen, Maschinen und Mitarbeitern.<br />
Diese Schnittstellen fördern transformative<br />
Möglichkeiten und steigern Effizienz und<br />
Innovation, wie Schröder ergänzt. Durch<br />
die Vernetzung vieler verschiedener Themenbereiche<br />
entstehen im Unternehmen<br />
enorme Möglichkeiten. Wer die Schnittstellenthematik<br />
in Angriff nimmt, erkennt<br />
bald, dass es nahezu keine Grenzen für die<br />
Digitalisierung und den Mehrwert im Unternehmen<br />
gibt.<br />
24/7-ENTSORGUNG VON<br />
ABFÄLLEN<br />
Ein weiteres innovatives Beispiel ist die<br />
Kooperation mit Wiegon. ematric entwickelt<br />
hierfür intelligente, cloudbasierte<br />
Hardwarelösungen (Bedienterminals) für<br />
Abfallwirtschaftszentren, die dank Personalmangel<br />
jetzt auch rund um die Uhr<br />
zugänglich sind. Durch verschiedenste<br />
Authentifizierungs- und Zutrittssysteme,<br />
wie Smartphones, Nummernschilder oder<br />
Bürgerkarten, können Benutzer die Anlage<br />
betreten, die zusätzlich mit einem zentralen<br />
Überwachungssystem verknüpft sind.<br />
Wiegeterminals erfassen eingeworfene<br />
Materialien und Mengen und übermitteln<br />
die Daten den Behörden bzw. Gemeinden.<br />
Dieses System fördert die dezentrale Abfallentsorgung.<br />
ALLROUNDER DER<br />
DIGITALISIERUNG:<br />
EMATRIC<br />
Zusammenfassend bietet ematric als umfassender<br />
Partner alle notwendigen Lösungen<br />
für Unternehmen an – von Automatisierung<br />
und Steuerungstechnik über Anlagenbau bis<br />
hin zu Softwarelösungen für die Digitalisierung<br />
des gesamten Unternehmens.
STADT INNSBRUCK | PROMOTION<br />
Standort Rossau entwickelt sich<br />
zum Quartier der Zukunft<br />
Aktuell bereitet die Stadt Innsbruck das Gewerbe- und Industriegebiet Rossau für ein Quartiersmanagement<br />
vor. Der Prozess wird von einem externen Team rund um das Wiener Planungsbüro<br />
RAUMPOSITION betreut und fachlich begleitet.<br />
Die Innsbrucker Rossau entwickelt sich<br />
zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte<br />
der Zukunft – dieses Ziel<br />
hat sich die Stadt Innsbruck vor knapp einem<br />
Jahr gesetzt. Seither wurden mehrere Beteiligungsformate<br />
durchgeführt, damit die UnternehmerInnen<br />
vor Ort direkt mitreden können.<br />
<strong>Das</strong> Planungsbüro „RAUMPOSITION“<br />
zeichnet sich im Auftrag der Stadt Innsbruck<br />
für das Entwicklungskonzept verantwortlich.<br />
Fotos: IKM/Darmann.<br />
VERSCHIEDENE INTERESSEN<br />
IM EINKLANG<br />
Im Frühjahr dieses Jahres begann nach einer<br />
zuvor durchgeführten Bestandsanalyse die<br />
zweite Phase, bei der von UnternehmerInnen<br />
vor allem der Bedarf einer zentralen Anlauf-,<br />
Koordinations- und Vernetzungsstelle genannt<br />
wurde. „In der Rossau arbeiten rund 13.000<br />
Menschen. <strong>Das</strong> Gebiet umfasst knapp 1100<br />
Betriebs-, Geschäfts- und Produktionsräume.<br />
Damit wird in etwa ein Viertel des städtischen<br />
Kommunalsteueraufkommens dort erwirtschaftet<br />
und die Rossau ist ein finanziell enorm<br />
wichtiges Gebiet für die Stadt Innsbruck“, erklärt<br />
Bürgermeister Georg Willi. Daher wird<br />
nun in der dritten Phase des Prozesses ein Entwicklungskonzept<br />
für die „Standortoffensiv<br />
Rossau“ ausgearbeitet. „Wir wollen das größte<br />
städtische Wirtschaftsgebiet zum attraktivsten<br />
Standort Westösterreichs weiterentwickeln und<br />
gemeinsam wird uns das auch gelingen. Es gilt<br />
die Bedürfnisse der verschiedenen Betriebe mit<br />
Wolfgang Andexlinger (Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration), Gerhard Hofer (Immobilien,<br />
Wirtschaft und Tourismus), Stadträtin Christine Oppitz-Plörer, Philipp Resl (Businesspark<br />
Innsbruck), Daniela Allmeier (Raumposition), Markus Dax (GF STEKA Werke, Wirtschaftskammer-<br />
Bezirksausschuss Innsbruck-Stadt und Sprecher der Rossau) und Franz Jirka (Bezirksstellenobmann<br />
WK Tirol; v.l.n.r.) an einem der vier Themen-Planungstische.<br />
dem bestehenden und zukünftigem Freizeitangebot<br />
in dem Gebiet zu verbinden und in Einklang<br />
zu bringen – je mehr Personengruppen<br />
vor Ort dafür eingebunden sind, desto besser“,<br />
betont die für Wirtschaft zuständige Stadträtin,<br />
Mag.a Christine Oppitz-Plörer.<br />
INTENSIVER AUSTAUSCH<br />
Gestartet wurde der Planungsprozess für die<br />
„Standortoffensive Rossau“ im Juni 2022.<br />
Mit dem öffentlichen Standortforum damals<br />
im Juni, einer Online-Umfrage im folgenden<br />
Herbst und dem Stakeholder-Workshop im<br />
November des Vorjahres wurden in der ersten<br />
Phase die größten Herausforderungen und<br />
Handlungsbedarfe erhoben. Außerdem holte<br />
das Planungsbüro umfassende Daten und<br />
Informationen ein, die wichtige Erkenntnisse<br />
für die nächsten Planungsschritte lieferten. Die<br />
zweite Phase war geprägt von Stakeholder-Gesprächen.<br />
Werkstatt-vor-Ort-Veranstaltungen<br />
und ersten Überlegungen für das Entwicklungskonzept.<br />
In der jetzigen 3. Phase wird das<br />
Entwicklungskonzepts erstellt. Dieses Konzept<br />
wird die zukünftige Grundlage für die weiteren<br />
Entwicklungen in der Rossau sein. Zwischenstände<br />
der Strategie werden laufend mit den zuständigen<br />
Abteilungen der Stadtverwaltung, der<br />
Politik sowie AkteurInnen aus der Rossau besprochen.<br />
Grün- und Freiräume, Verkehr und<br />
Mobilität, technische und soziale Infrastruktur<br />
sowie Entwicklungsschwerpunkte und -voraussetzungen<br />
sind nur einige Punkte des Konzepts.<br />
PROZESSENDE 2024<br />
Für Jahresende ist geplant, dass die Rohfassung<br />
des Entwicklungskonzepts fertiggestellt und<br />
mit den zentralen AkteurInnen vor Ort abgestimmt<br />
wird. Im kommenden Frühjahr/Sommer<br />
werden die Ergebnisse bei einem zweiten<br />
Standortforum präsentiert. „Damit haben wir<br />
dann den Grundstein für eine langfristige Entwicklung<br />
hin zu einem Gewerbe- und Industriestandort<br />
der Zukunft in der Rossau gelegt“,<br />
ist Oppitz-Plörer überzeugt.<br />
Weitere Informationen zum<br />
aktuellen Projektstand und den<br />
Zwischenergebnissen sind online unter<br />
www.ibkinfo.at/standortoffensive-rossau-1<br />
abrufbar.<br />
Foto: M. Freinhofer
Verfeinern Sie DAS Getränk<br />
wellwasser® still und perlend<br />
mit frischen Früchten und<br />
Kräutern der Saison.<br />
www.wellwasser.com
Foto: Gerhard Berger<br />
Seit 1267 in Eppan / Südtirol und seit 1944<br />
in Nordtirol bestens etabliert.<br />
1944 Gründung durch Peter Meraner sen. (Winzer aus Südtirol)<br />
1956 Übernahme des Betriebes durch seine Söhne Peter und Edi<br />
1988 Erwerb der Linherr GmbH und Übersiedelung<br />
zum Rennweg 16 in Innsbruck<br />
1995 Übernahme der Geschäftsleitung durch Dietmar Meraner<br />
1995 Projektstart „Hamburger Fischmarkt“,<br />
jetziges 28. Fischvergnügen am Inn <strong>2023</strong><br />
1997 Kauf der Geschäftsanteile Weinkellerei P. Meraner GmbH<br />
und Linherr GmbH durch Dietmar Meraner-Pfurtscheller<br />
2005 Projektstart wellwasser ® - „aus Leitungswasser wird<br />
DAS Getränk wellwasser ® “<br />
2021 Verein Weinwerbung TIROL – der Tiroler Weinfachhandel -<br />
übersiedelt zum Rennweg 16 in Innsbruck<br />
über 750 Jahre Weinerfahrung<br />
zum guten Wein<br />
das beste Wasser<br />
aus Leitungswasser wird<br />
DAS Getränk wellwasser ®<br />
still oder perlend<br />
Die Wellwasser Technology GmbH<br />
wurde als Finalist beim Energy<br />
Globe Austria in der Kategorie<br />
WASSER ausgezeichnet.<br />
Der Energy Globe Award ist der<br />
weltweit bedeutendste Umweltpreis<br />
und zeichnet jährlich, auf regionaler,<br />
nationaler und internationaler<br />
Ebene, herausragende nachhaltige<br />
Projekte aus.<br />
Foto: © www.guentheregger.at<br />
ohne Plastik, ohne Transportwege und Abgase, direkt aus der Leitung,<br />
keimfrei gefiltert mit natürlichem Mineralstoffgehalt
<strong>Das</strong> Team der conSALT Personalmanagement GmbH.<br />
conSALT Personalmanagement GmbH<br />
Erfahrung und Expertise<br />
Fotos: Vandory<br />
Die conSALT Personalmanagement GmbH<br />
ist eines der erfolgreichsten Personalberatungsunternehmen<br />
in Westösterreich. Was<br />
sind Ihrer Meinung nach die Gründe für<br />
diesen Erfolg?<br />
Mario Angerer: Die conSALT Personalmanagement<br />
GmbH wurde im Jahr 2006<br />
in Innsbruck gegründet. Unsere Geschichte<br />
begann als eine kleine Personalberatungsfirma,<br />
aber seitdem haben wir stetiges und<br />
beeindruckendes Wachstum erfahren. Unser<br />
Fokus lag immer darauf, die richtigen Talente<br />
mit den richtigen Unternehmen zu verbinden.<br />
Und das hat uns geholfen, uns auf dem<br />
Markt zu etablieren.<br />
Armin Schwarz: Wir haben ein dynamisches<br />
Team aus jungen, engagierten sowie<br />
auch aus erfahrenen Persönlichkeiten, und das<br />
macht unseren Erfolg aus. Wir sind spezialisiert<br />
auf Personalberatung und Karriereberatung<br />
und bieten unseren Kunden und Kandidaten<br />
ein umfassendes Serviceangebot, da wir überzeugt<br />
sind, dass der Erfolg eines Unternehmens<br />
von den Menschen abhängt, die darin arbeiten.<br />
Viktoria Moosmayr: Wir legen großen<br />
Wert auf eine persönliche und individuelle<br />
Betreuung unserer Kunden und Kandidaten.<br />
Wir verstehen uns als Partner und Berater<br />
und wollen dazu beitragen, dass unsere Kunden<br />
und Kandidaten ihre beruflichen Ziele<br />
erreichen.<br />
<strong>Das</strong> klingt nach einer großartigen Entwicklung.<br />
Welches sind die Schlüsselbereiche, in<br />
denen sich conSALT Personalmanagement<br />
spezialisiert hat?<br />
Schwarz: Bei conSALT Personalmanagement<br />
sind wir breit aufgestellt und bieten<br />
Dienstleistungen in den Bereichen Executive<br />
Search, Personalvermittlung, HR-Consulting<br />
und Talentmanagement an. Unser Ziel ist es,<br />
für Unternehmen aller Größenordnungen die<br />
besten Fachkräfte zu finden und sie dabei zu unterstützen,<br />
ihr volles Potenzial auszuschöpfen.<br />
Die Personalberatungsbranche hat sich in<br />
den letzten Jahren stark gewandelt, und die<br />
Nachfrage nach Talenten ist gestiegen. Wie<br />
hat sich Ihr Unternehmen den veränderten<br />
Marktbedingungen angepasst?<br />
Angerer: Ja, die Personalberatungsbranche<br />
hat sich zweifellos verändert. Wir haben diese<br />
Veränderungen als Chancen wahrgenommen<br />
und sind positiv darauf eingegangen.<br />
Zum einen haben wir unser Dienstleistungsportfolio<br />
erweitert, um den sich ändernden<br />
Bedürfnissen unserer Kunden und dem Arbeitsmarkt<br />
gerecht zu werden. Und wir sind<br />
flexibel genug, uns auf jene Branchen und<br />
Dienstleistungen zu konzentrieren, die gerade<br />
gefragt sind. Zum anderen sind wir offen<br />
für neue Technologien, um unsere Suche und<br />
Auswahlprozesse zu optimieren. Heutzutage<br />
verwenden wir fortschrittliche Tools und<br />
Datenanalysen, um die besten Kandidaten<br />
für unsere Kunden zu finden.<br />
Apropos neue Technologien, welche Auswirkungen<br />
hat die künstliche Intelligenz<br />
auf den Beruf des Personalberaters und den<br />
Recruiting-Prozess?<br />
Moosmayr: Die KI hat den Beruf des Personalberaters<br />
insofern beeinflusst, als dass sie<br />
den Recruiting-Prozess effizienter und datengesteuerter<br />
gestaltet. Sie ermöglicht es, Kandidaten<br />
schneller zu identifizieren und besser<br />
auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen.<br />
Wir nutzen derzeit KI am meisten im Active
CONSALT | PROMOTION<br />
Viktoria Moosmayr<br />
Sourcing für die Identifizierung von Talentpools<br />
und die Analyse von Kandidatendaten,<br />
um bessere Matching-Ergebnisse zu erzielen<br />
und die Qualität der Vorschläge für unsere<br />
Kunden zu verbessern.<br />
Welche Vorteile sehen Sie im Einsatz von KI<br />
im Recruiting für Personalberatungsunternehmen?<br />
Schwarz: Unsere Branche steht erst am<br />
Anfang, was KI betrifft. <strong>Das</strong> wird aber sicher<br />
auch unsere Branche verändern. KI verbessert<br />
in Zukunft die Effizienz, Genauigkeit und Geschwindigkeit<br />
des Recruitings. <strong>Das</strong> wird uns<br />
ermöglichen, mehr Kandidaten zu finden und<br />
bessere Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen.<br />
Außerdem können wir uns stärker auf<br />
strategische Aspekte konzentrieren.<br />
Wie wird sich die Rolle des Personalberaters<br />
durch den Einsatz von KI verändert?<br />
Angerer: Die Rolle des Personalberaters<br />
wird sich von der manuellen Suche nach<br />
Kandidaten hin zu einer strategischeren<br />
Rolle verschieben. Wir werden dann stärker<br />
in die Datenanalyse und die Gestaltung von<br />
KI-geprägten Recruiting-Strategien involviert<br />
sein. Zudem können Personalberater<br />
durch KI neue Aufgaben übernehmen. So<br />
können wir dann zum Beispiel KI-Tools nutzen,<br />
um die Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitern<br />
zu messen oder um neue Talente zu<br />
identifizieren. Insgesamt wird der Einsatz<br />
von KI die Rolle des Personalberaters verändern,<br />
aber nicht ersetzen. Personalberater<br />
werden weiterhin eine wichtige Rolle in der<br />
Personalarbeit spielen, indem sie ihre Expertise<br />
und ihre menschlichen Fähigkeiten<br />
einsetzen.<br />
<strong>Das</strong> wäre dann schon die nächste Frage.<br />
Welche Rolle spielt die menschliche Interaktion<br />
im Recruiting trotz des Einsatzes<br />
von KI?<br />
Moosmayr: Die menschliche Interaktion<br />
bleibt von entscheidender Bedeutung. KI<br />
kann den Auswahlprozess optimieren, aber<br />
die persönliche Verbindung und das Verständnis<br />
der individuellen Bedürfnisse und<br />
Kulturen sind nach wie vor Aufgaben, die<br />
Personalberater am besten erfüllen können.<br />
Aber wie können Personalberatungsunternehmen<br />
sicherstellen, dass sie die richtige<br />
Balance zwischen KI und menschlicher Expertise<br />
finden?<br />
Moosmayr: Die richtige Balance zwischen<br />
KI und menschlicher Expertise wird durch<br />
Armin Schwarz<br />
klare Prozesse und Schulungen erreicht<br />
werden. Wir alle müssen verstehen, wie wir<br />
KI-Tools effektiv nutzen können, um den<br />
Mehrwert für Kunden und Kandidaten zu<br />
maximieren.<br />
Welche Trends und Entwicklungen im Bereich<br />
KI und Recruiting sehen Sie in den<br />
kommenden Jahren?<br />
Schwarz: In den kommenden Jahren werden<br />
wir voraussichtlich eine verstärkte Integration<br />
von KI in die Talentakquise und -bindung sowie<br />
eine weiterentwickelte Nutzung von Predictive<br />
Analytics zur Vorhersage von Anforderungen<br />
und Trends im HR-Bereich sehen.<br />
Wie wird Predictive Analytics eingesetzt?<br />
Schwarz: Prädiktive Analysen sind durch<br />
hohe Komplexität geprägt und fundieren auf<br />
historischen sowie aktuellen Datensätzen. Die<br />
Analysen geben Auskunft darüber, wie sich<br />
ein Faktor X innerhalb eines Szenarios in Zukunft<br />
verändern wird. Einige HR-Teams setzen<br />
heute daher vermehrt auf Predictive Analytics.<br />
Anhand der zur Verfügung stehenden Daten<br />
können Trends sowie mögliche Szenarien bzw.<br />
Verhaltensweisen identifiziert werden. Für Personalabteilungen<br />
garantiert dies eine bessere<br />
Planungssicherheit sowie das Treffen von Entscheidungen<br />
auf Basis fundierter evidenzbasierter<br />
Daten.<br />
Mario Angerer<br />
Wie kann conSALT sicherstellen, dass es auf<br />
dem neuesten Stand bleibt und die besten KI-<br />
Tools und -Technologien nutzt?<br />
Angerer: Wir tauschen uns laufend mit<br />
Branchenkollegen speziell aus Wien aus, um<br />
diesbezüglich am neuesten Stand zu sein. Aber<br />
auch die Zusammenarbeit mit KI-Experten ist<br />
entscheidend. Es ist wichtig, die Entwicklungen<br />
in der Branche zu verfolgen und in die besten<br />
verfügbaren Tools zu investieren. Erfolg in der<br />
Personalberatungsbranche erfordert langfristige<br />
Planung, exzellente Dienstleistung und<br />
eine starke Unternehmenskultur. Kundenorientierung<br />
und die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
der eigenen Fähigkeiten bleiben entscheidend.<br />
Es ist wichtig, Trends in der Branche<br />
zu verfolgen und flexibel auf Veränderungen<br />
zu reagieren. Letztendlich geht es darum, eine<br />
vertrauensvolle Beziehung zu Kunden und<br />
Kandidaten aufzubauen und stets höchste Professionalität<br />
zu gewährleisten.
TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />
Trends & Skintellectuals<br />
Kosmetik. Gerhard Kaiser und Hannes Kohl sowie Clemens Kohl, Geschäftsführer<br />
der CURA Beauty Labels, und Anna Danzer, Corporate Communications Managerin,<br />
über Mitarbeiter, Celebrities, neue Marken, Nachhaltigkeit und Trends.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was wollen die CURA-Mitarbeiter?<br />
Gerhard Kaiser: Wir haben dazu mehrere<br />
Umfragen durchgeführt, da es uns wichtig ist,<br />
die Meinung der MitarbeiterInnen zu kennen<br />
und zu berücksichtigen. Auf dieser Basis haben<br />
wir eine Vision entwickelt und gemeinsam<br />
mit MitarbeiterInnen und Führungskräften<br />
die Werte ausgearbeitet, die unser Miteinander<br />
definieren sollen. Diese vier Dimensionen<br />
lauten: together, joyful, responsible und innovative.<br />
Schon länger befassen wir uns mit New<br />
Work. Wir haben darum in unser Gebäude<br />
und seine Ausstattung investiert. Wir haben die<br />
Kernarbeitszeiten ersatzlos abgeschafft. CURA-<br />
MitarbeiterInnen entscheiden nun selbst, wann<br />
sie arbeiten. Wir haben das Modell „Homebase-<br />
Buddys“ eingeführt, das vier Tage Homeoffice<br />
pro Woche vorsieht. Von etwa 200 MitarbeiterInnen<br />
nutzen es ca. 40. <strong>Das</strong> spielt zugleich<br />
Bürokapazitäten für neue MitarbeiterInnen frei<br />
und ist insofern eine Win-win-Situation.<br />
Anna Danzer: Wichtig ist uns, jene Benefits<br />
auszubauen, die MitarbeiterInnen besonders<br />
wertschätzen, z. B. betriebliche Gesundheitsförderung.<br />
Dazu läuft gerade ein groß angelegtes<br />
Projekt an, das all unsere Bemühungen,<br />
wie eine Partnerschaft mit einem Fitnessstudio,<br />
Firmen-Yoga, einen Arbeitsmediziner im Haus,<br />
Angebote zur mentalen Gesundheitsförderung<br />
und vieles mehr, im Rahmen einer Mitarbeitendenbefragung<br />
evaluiert und bündelt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die CURA erlebbar machen, was<br />
bedeutet das?<br />
Anna Danzer: In der CURA steckt so viel<br />
Know-how. Es ist faszinierend, was hinter den<br />
einzelnen ganz unterschiedlichen Bereichen<br />
steckt. <strong>Das</strong> möchten wir Interessenten und<br />
potenziellen Bewerbern zeigen. Darum veranstalteten<br />
wir auf der Career & Competence<br />
einen Workshop zu Produktmanagement und<br />
-entwicklung. Mit dem Open House Day in der<br />
Von links: Gerhard Kaiser, Anna Danzer,<br />
Clemens Kohl, Hannes Kohl.<br />
CURA wollten wir zusätzlich weitere Interessensgruppen<br />
ansprechen, KundInnen unserer<br />
Beauty World, ProbandInnen, die schon lange<br />
in unserem Skin-Research-Institut Produktneuheiten<br />
testen, und alle möglichen Interessenten.<br />
Dazu erarbeiteten wir ein vielfältiges Programm,<br />
das den Besuchern unser Haus zeigen sollte, mit<br />
Aktionen in der Beauty World, diversen Vorträgen<br />
und Workshops, z. B. zum Thema Nachhaltigkeit,<br />
E-Commerce und Parfumherstellung,<br />
sowie unter anderem Hausführungen und Laborbesichtigungen.<br />
<strong>ECHO</strong>: CURA arbeitet immer wieder mit<br />
bekannten Persönlichkeiten zusammen?<br />
Hannes Kohl: Unser Principal Partner ist<br />
Judith Williams. Mit Celebrities zu arbeiten,<br />
authentische Markenkonzepte aufzubauen,<br />
die dadurch Mehrwert besitzen, ist in unserer<br />
DNA. Wesentlich ist, jene Vorstellungen und<br />
Wünsche, die der Celebrity von seiner Marke<br />
hat, damit zu vereinen, was am Markt Erfolg<br />
hat. Dafür sind wir Spezialisten, ebenso wie für<br />
Produkte, Konzepte und Vertriebskanäle. Unsere<br />
Vision ist es, Anspruch und Zeitgeist in den<br />
Mass Market zu bringen. Für viele berühmte<br />
Persönlichkeiten ist der Mass Market ein rotes<br />
Tuch. Sie möchten ihr Produkt nicht in der<br />
Drogerie stehen sehen. Unsere Reputation<br />
ermöglicht uns einen gewissen Vertrauensvorschuss.<br />
Wir erklären, welche Benefits es mit sich<br />
bringt, wenn ein innovatives, hochwertiges Produkt<br />
nicht nur einer kleinen Elite, sondern der<br />
breiten Masse zugänglich ist. Ist das Verständnis<br />
dafür gewonnen, können tolle Konzepte erarbeitet<br />
werden. Uns bringt die Kooperation die<br />
Aufwertung der Marke durch den Namen der<br />
Celebrities sowie Bekanntheit durch Follower<br />
und Freundeskreise der Celebrities. So entsteht<br />
bereits beim Launch eines Produkts ein Hype,<br />
eine Zielgruppe, die um die neue Linie und ihre<br />
Eigenschaften Bescheid weiß.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was hat es mit den neuen Marken<br />
The Skinimalist und Lovemore auf sich?<br />
Hannes Kohl: The Skinimalist ist eine reine<br />
Solid-Face-Care-Linie. Nachhaltigkeitsbedingt<br />
zeigt sich der Solid-Product-Trend in der gesamten<br />
Kosmetik- und Lebensmittelbranche. Eine<br />
Gesichtscreme im 200-ml-Tiegel lässt sich z. B.<br />
auf einen 30-g-Stick zusammenpressen. Dieser<br />
ist nachhaltiger und komfortabler auf Reisen.<br />
Fotos: CURA, MArtin Vandory<br />
108 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>
The Skinimalist steht für Minimalismus, d. h. eine<br />
unkomplizierte Anwendung. Unsere Solid-<br />
Heilerde-Maske muss z. B. nicht erst mühsam<br />
angemischt und aufgestrichen werden, sondern<br />
kommt easy-to-use als Stick daher. Ein Produkt,<br />
das Nachhaltigkeitsvorteile mit Anwendungsvorteilen<br />
kombiniert, hat gute Chancen, sich<br />
am Markt durchzusetzen. Die Produkte der<br />
Marke The Skinimalist haben wir mit Sophia<br />
Thiel entwickelt, die sich Simple Skin Care immer<br />
gewünscht hat. Es war viel Research- und<br />