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ECHO Top500 2023 - Das Original.

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EAN_Cod<br />

W<br />

P.b.b. 02Z032987M, Retouren an: <strong>ECHO</strong> Zeitschriftenverlag,<br />

Museumstraße 21, 6020 Innsbruck, 25. Jg., Oktober <strong>2023</strong>, € 3,50<br />

<strong>2023</strong><br />

Geschäftsführung<br />

Die ChefInnen der<br />

Leitbetriebe Tirols<br />

Veränderung<br />

Künstliche Intelligenz<br />

in Unternehmen<br />

Ranking<br />

Umsätze, Mitarbeiter,<br />

Bezirksgrößen


100 JAHRE MESSE<br />

50 JAHRE CONGRESS<br />

Wir bedanken uns bei allen Veranstalter:innen,<br />

Aussteller:innen, Partner:innen, Künstler:innen<br />

und Besucher:innen für das jahrzehntelange<br />

Vertrauen!<br />

ALPIN. URBAN.<br />

INSPIRIEREND.<br />

cmi.at


TOP 500 | EDITORIAL<br />

25 Jahre journalistische Qualität<br />

IMPRESSUM: <strong>ECHO</strong> Wirtschaft<br />

<strong>Top500</strong> <strong>2023</strong><br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

<strong>ECHO</strong> Zeitschriften- und VerlagsgmbH,<br />

Redaktion: Mag. Amata Steinlechner,<br />

Layout/Bildbearbeitung: Daniela<br />

Steixner-Winkler, Anzeigen: Manuela<br />

Gabl, Mag. Birgit Steinlechner, E-Mail:<br />

anzeigen@echotirol.at, Geschäftsführung:<br />

Mag. Birgit Steinlechner,<br />

Redaktions-, Verwaltungs adresse:<br />

<strong>ECHO</strong> Zeitschriften- und VerlagsgmbH,<br />

A-6020 Innsbruck, Museumstraße 21,<br />

Tel.: +43 512 34 21 70; Fax: DW 20<br />

Offenlegung unter:<br />

http://www.echoonline.at/meta/<br />

impressum/<br />

Die mit „Promotion” gekennzeichneten<br />

Seiten sind bezahlte Einschaltungen<br />

von Unternehmen.<br />

Wir gendern nicht und verwenden aus<br />

Gründen der besseren Lesbarkeit das<br />

generische Maskulin.<br />

<strong>Das</strong> vor Ihnen liegende Magazin gehört ganz<br />

Ihnen, den Top 500 Unternehmen, die<br />

Tirol am Laufen halten. Erlauben Sie uns<br />

dennoch, dass wir das Editorial heuer ein wenig uns<br />

selbst widmen. Eigen-PR ist üblicherweise nicht unser<br />

Ding, lieber stehen wir hinter als vor der Kamera,<br />

lieber konzentrieren wir uns auf die Recherchen und<br />

die journalistische Arbeit. <strong>Das</strong> 25-jährige Bestehen<br />

unseres Verlags und die 25. Auflage des Jahrbuchs<br />

der Wirtschaft veranlassen uns, einen Blick zurück<br />

zu werfen. Als wir 1998 zum ersten Mal das Magazin<br />

zu den Top 500 Unternehmen herausgaben, waren<br />

die meisten Unternehmen skeptisch. Viele wollten<br />

uns ihre Umsatzzahlen nicht nennen, einige Unternehmen<br />

drohten uns mit rechtlichen Folgen, würden<br />

wir ihre Zahlen veröffentlichen. Aus dieser Zeit rührt<br />

unser Verständnis, dass wir öffentliche Zahlen zwar<br />

veröffentlichen dürfen, gleichzeitig aber verpflichtet<br />

sind, damit sorgsam umzugehen. An dieser Selbstverpflichtung<br />

hat sich nichts geändert, vielmehr hat die<br />

Recherchetiefe über die Jahrzehnte zugenommen. In<br />

gleichem Ausmaß ist auch die Akzeptanz der Tiroler<br />

Wirtschaft gewachsen und wir sind stolz darauf, dass<br />

uns jedes Jahr hunderte Unternehmen bereitwillig<br />

Auskunft über ihr vergangenes Geschäftsjahr geben<br />

und mit uns kooperieren.<br />

Ein Blick in die Geschichte zeigt auch, wie stark<br />

sich die Tiroler Wirtschaft in diesen 25 Jahren entwickelt<br />

hat. 1998 hatten wir noch den Schilling und die<br />

Nummer eins des Rankings hieß Biochemie GmbH<br />

mit einem Umsatz von rund acht Milliarden Schilling<br />

(582 Millionen Euro). Der mittlerweile internationale<br />

Konzern Sandoz GmbH erreichte im Jahr 2022 einen<br />

Umsatz von 2,272 Milliarden Euro und belegt damit<br />

Platz fünf. Der Erstplatzierte im heurigen Ranking, die<br />

Egger Holzwerkstoffe, führen das Ranking mit einem<br />

Umsatz von mehr als 4,449 Milliarden Euro an.<br />

Über die Jahre etablierte sich das Magazin zusehends<br />

und war so erfolgreich, dass gleich zwei Verlage<br />

das Erfolgsformat zu kopieren begannen. Mittlerweile<br />

erscheinen drei Magazine in Tirol unter dem Namen<br />

Top 500 Unternehmen Tirols, aber <strong>ECHO</strong> bleibt das<br />

<strong>Original</strong>. Seinem Gründungsversprechen, maximale<br />

Qualität, höchste Recherchetiefe und Respekt gegenüber<br />

jedem einzelnen Unternehmen, verpflichtet.<br />

Freuen Sie sich auf das Jahrbuch der Wirtschaft, das<br />

vor Ihnen liegt. Neben spannenden Umsatzentwicklungen<br />

der heimischen Wirtschaft finden Sie erstmals<br />

alle Geschäftsführer der Top 500 Betriebe mit Namen<br />

und mehrere Hundert davon mit Foto. Außerdem bieten<br />

wir Ihnen zahlreiche redaktionelle Geschichten<br />

und Interviews mit Unternehmern und Führungskräften<br />

zu akutellen Themen. Besonders spannend sind<br />

dabei die Aussagen der Unternehmensbosse zum Thema<br />

künstliche Intelligenz, die längst in den heimischen<br />

Betrieben angekommen ist.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und<br />

freuen uns über jede Reaktion (top500@echotirol.at).<br />

Ihre <strong>ECHO</strong>-Redaktion<br />

Wir Wir übernehmen<br />

Verantwortung für<br />

für<br />

die die digitale Zukunft<br />

Mit Mit Mit innovativer Software und und und<br />

sicherer sicherer IT-Infrastruktur<br />

für für für unsere unsere und und und<br />

die die die nächste nächste Generation


INHALT<br />

06 <strong>Das</strong> Wirtschaftsjahr in Zahlen<br />

10 „Es wird in vielen Betrieben eng“<br />

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser<br />

über die schwächelnde Wirtschaft und andere<br />

Herausforderungen<br />

16 „Die Industrie ist in der Rezession“<br />

IV-Präsident Christoph Swarovski über die schwierige<br />

Situation der Industrie in Tirol<br />

20 Planlose Geldverteilung<br />

Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl über die<br />

TIWAG-Klagen, die aktuellen Lohnverhandlungen<br />

und das Versagen der Politik.<br />

26 Von Konjunktur bis KI<br />

Unternehmer und Führungskräfte im Interview<br />

über die Werte junger Führungskräfte, Künstliche<br />

Intelligenz und düstere Konjunkturaussichten<br />

34 Flexibel & Neues denken<br />

CURA-Geschäftsführer über die Notwendigkeit<br />

einer neuen Führung für eine neue Generation<br />

40 „Die Würde unterscheidet uns“<br />

Walter Peer, Landesdirektor der Wiener<br />

Städtischen über den Einsatz von KI<br />

48 Über Arbeit nachdenken<br />

Geschäftsführer Florian Achleitner über die<br />

gewandelten Werte junger MitarbeiterInnen<br />

52 Zutrauen und Vertrauen<br />

Michael Zentner, UNIQA Landesdirektor in Tirol<br />

über die Generation Z und deren Werte<br />

62 Hilfreich, nicht weltrettend<br />

Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU<br />

über die Veränderungen durch KI am Bau<br />

66 „Mir sind Menschen wichtig“<br />

Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck<br />

über Nachhaltigkeit, Digitalisierung und ihre Pläne<br />

72 Die Industrie denkt positiv<br />

Max Kloger, Spartenobmann Industrie über Konjunktur,<br />

Exportentwicklung und aktuelle Themen<br />

74 „Wir leben Diversität“<br />

Karin Svoboda und Patrick Götz, Vorstandsteam der<br />

Tiroler Sparkasse über Konjunkturaussichten, die<br />

Werte junger MitarbeiterInnen und den Einsatz von<br />

KI im Bankensektor<br />

78 E-Mobilität spart Steuer<br />

Steuerberater Markus und Stefan Erharter über die<br />

Vorteile von E-Mobilität für Betriebe<br />

80 Engagement lohnt sich<br />

Steuerberater Alexander Gessler über aktuelle Themen<br />

von Bargeld bis Zinsen<br />

84 Weniger Lebensqualität<br />

Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung<br />

über die Zukunft des Skifahrens und die schlechte<br />

Tourismusgesinnung in Tirol.<br />

90 Führen heißt Freiraum geben<br />

Christian Steinmayr , Geschäftsführer der Steinmayr<br />

& Co Insurance Brokers über zufriedene Mitarbeiter-<br />

Innen und KundInnen.<br />

92 Hypervernetzte Arbeitswelt<br />

Gerald Pichler, COO von BE-terna, über die Bedeutung<br />

einer hypervernetzten Arbeitswelt und die<br />

digitale Transformation<br />

94 Schlechte Bilanz<br />

Dominik Oberhofer, NEOS-Klubobmann über<br />

aktuelle politische Fragen und die Bilanz der neuen<br />

Landesregierung.<br />

96 Verantwortung für die Zukunft<br />

<strong>Das</strong> IT-Unternehmen World Direct über die<br />

Themen der Zukunft<br />

100 Alles wird möglich<br />

ematric digitalisiert Betriebe von A bis Z<br />

108 Trends & Skintellectuals<br />

CURA Geschäftsleitung über Mitarbeiter,<br />

Celebrities, neue Marken, Nachhaltigkeit und<br />

Trends<br />

110 Entlastung Ende 24, Anfang 25<br />

Reinhard Mayr, Spartenobmann der WKT Banken<br />

über die Wirtschaftslage der Banken<br />

112 Leitbetrieb mit Geschichte<br />

Die Congress Messe Innsbruck feiert Geburtstag<br />

120 Und, wie fahren Sie?<br />

Experten namhafter Autohäuser geben Einblick<br />

in die Veränderungen der Branche.<br />

134 Die Wärmepumpe neu erfunden<br />

Florian Entleitner über die Gründung und<br />

Entwicklung des Startup-Unternehmens Lambda<br />

Wärmepumpen<br />

138 Büros immer komplexer<br />

Andreas Gstrein, Geschäftsführer der IVG über<br />

Entwicklungen von Wohn- und Gewerbeimmobilien<br />

140 Leistbaren Wohnraum schaffen<br />

Franz Mariacher, Geschäftsführer der TIGEWOSI<br />

über die Entwicklungen am Bau<br />

142 Vollbremsung für die Branche<br />

Wolfgang Novak, Geschäftsführer der WAT über<br />

die Herausforderungen am Bau und die Unfähigkeit<br />

der Politik<br />

144 Eine Schande<br />

Arno Wimmer, WKÖ-Berufsgruppensprecher<br />

der Immobilienmakler über die Entwicklungen<br />

am Immobilienmarkt.


12.10.23 14:50<br />

1023_<strong>Top500</strong>_Ranking_Geschäftsführer_Teil1.indd 194 18.10.23 12:04<br />

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Bequem von zuhause aus informieren<br />

24. & 25.10.<strong>2023</strong><br />

BEWERBUNGSFRIST<br />

12.11.<strong>2023</strong><br />

RANKING<br />

156 <strong>Das</strong> Ranking<br />

Hintergründe zum neuen Ranking<br />

158 Bezirksranking<br />

Die erfolgreichsten Unternehmen nach Bezirken<br />

160 Top 50<br />

Die 50 umsatzstärksten Tiroler Unternehmen<br />

164 51–500<br />

Alle Unternehmen mit recherchierten Zahlen aus 2022<br />

TOP 500 | BEZIRKSRANKING<br />

BACHELOR<br />

Betriebswirtschaft Online<br />

Bio- & Lebensmitteltechnologie<br />

Business & Management<br />

Digital Business & Software Engineering<br />

Management, Communication & IT<br />

Management & Recht<br />

Mechatronik, Design & Innovation<br />

Medizin-, Gesundheits- und Sporttechnologie<br />

Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement<br />

Smart Building Technologies<br />

Soziale Arbeit<br />

Unternehmensführung, Tourismus- & Freizeitwirtschaft<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Energietechnik<br />

Wirtschaft & Management<br />

1 Von links: Thomas Leissing, Hannes Mitterweissacher, Frank Bölling, Michael Egger jun.<br />

EGGER Holzwerkstoffe GmbH, St. Johann Tirol<br />

4 Mag. Andreas Schwenninger, Dr. Andreas Lackner,<br />

Mag. Karlheinz Wex (Vorsitzender), Mag. Ulrich Lausecker<br />

Plansee Group, Reutte<br />

194<br />

Die Geschäftsführer der<br />

<strong>Top500</strong> Unternehmen<br />

Ranking. Sie führen Tirols Leitbetriebe durch turbulente Zeiten und machen Tirol<br />

zu einem attraktiven und breit aufgestellten Standort.<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

2 Reinhard Binder<br />

3 Vorstandsvorsitzender Mag. Dr. Erich Entstrasser, VD DI Thomas<br />

Binder Beteiligungs-AG, Fügen<br />

Gasser, MBA, DI Alexander Speckle<br />

TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG, Innsbruck<br />

5 Anton Gerdenitsch<br />

6 Alexis Nasard<br />

7 Michael Pfeifer<br />

Sandoz GmbH, Kundl<br />

Swarovski Gruppe, Wattens<br />

Pfeifer Holding GmbH, Imst<br />

8 Dr. Dietmar Leitlmeier (CFO), Mag. Gabriele Punz-Praxmarer (CTO), 11 Ing. Mag. Thomas Bodner 12 Jan Grigor Schubert<br />

13 Mag. Stefan Deflorian,<br />

Dipl.-Ing. Uwe Schmidt (CCO)<br />

BODNER GRUPPE, Kufstein<br />

STIHL Tirol GmbH, Langkampfen<br />

Tirol Kliniken GmbH, Innsbruck<br />

MONTANWERKE BRIXLEGG AG, Brixlegg<br />

Oktober 2015 | Ausgabe Landeck, Euro 2,–<br />

220 210 Unternehmen aus 2020 und 2021<br />

194 GeschäftsführerInnen<br />

der TOP 500<br />

Unternehmen<br />

Die Umsätze von 210 Unternehmen aus 2020 und 2021, deren Umsätze nicht<br />

recherchiert werden konnten<br />

230 Firmen von A bis Z<br />

<strong>Das</strong> Ranking in alphabetischer Reihenfolge<br />

Fotos: Heinrich Pratner, Christian Vorhofer, Sabine Holaubek, Maislinger, Gerhard Berger,<br />

Rolf Marke, TIWAG<br />

Wirtschaftsingenieurwesen<br />

MASTER<br />

Biotechnology<br />

Corporate Governance & Finance<br />

Entrepreneurship & Tourismus<br />

European Health Economics & Management<br />

International Business & Law<br />

International Business & Management<br />

International Health & Social Management<br />

Lebensmitteltechnologie & Ernährung<br />

Management, Communication & IT<br />

Mechatronik & Smart Technologies<br />

Medical Technologies<br />

Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Energietechnik<br />

Wirtschaftsingenieurwesen<br />

w.tyrolit.group<br />

JAHRBUCH DER TIROLER WIRTSCHAFT <strong>2023</strong><br />

Geschäftsführung<br />

Die ChefInnen der<br />

Leitbetriebe Tirols<br />

<strong>2023</strong><br />

Veränderung<br />

Künstliche Intelligenz<br />

in Unternehmen<br />

Ranking<br />

Umsätze, Mitarbeiter,<br />

Bezirksgrößen<br />

Optisch besticht das Cover mit<br />

dynamischen Kugeln, die die<br />

Dynamik der Wirtschaft und der<br />

IntervIews<br />

Wirtschaft und Politik am Wort:<br />

Chancen, Themen Hürden, Potenziale des TOP 500 Unternehmen<br />

Magazins symbolisieren. Für das Cover<br />

zeichnet einmal mehr ICARUS<br />

creative verantwortlich. Unter der<br />

Art Direktion von Patrick Leiber hat<br />

Miriam Ladurner das heurige Cover<br />

gestaltet. Wenn Sie mehr von<br />

ICARUS creative erfahren wollen,<br />

lesen Sie ab Seite 148.<br />

Mailen Sie uns Ihre Meinung zum Cover<br />

und zum gesamten Magazin an:<br />

top500@echotirol.at<br />

EXECUTIVE EDUCATION<br />

PhD Program for Executives<br />

MSc | DBA Double Degree Program<br />

MBA Digital Business & Entrepreneurship<br />

MBA General Management<br />

LL.M. Digital Business & Tech Law<br />

Bachelor (CE) General Management<br />

Zahlreiche Zertifikatslehrgänge & Management-Seminare<br />

Deutsch Englisch Vollzeit Berufsbegleitend Online Dual<br />

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Member of<br />

© Stubaier Gletscher<br />

P R E M<br />

I U M


Aktuelle wirtschaftliche Lage der Tiroler Leitbetriebe:<br />

Aktuelle wirtschaftliche Lage der Tiroler Leitbetriebe<br />

52<br />

39<br />

27 27 26 26<br />

Gesamt<br />

-9<br />

Produkt.<br />

Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />

2.<br />

-12<br />

Dienstl.<br />

-4<br />

Gewerbe<br />

-14<br />

Industrie<br />

-15<br />

gut % schlecht % Saldo (+/-) %<br />

TOP-Tirol Geschäftsklimawerte in %-Punkten in %-Punkten nach Branchen nach Branchen 2021 - <strong>2023</strong>: 2021-<strong>2023</strong><br />

Bauwirts.<br />

8<br />

-3<br />

Handel<br />

15<br />

-4<br />

25<br />

Verkehr<br />

-2<br />

38<br />

TOP TIROL Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />

Tourismus<br />

-5<br />

Die Geschäftsklimawerte 47<br />

(definiert als Mittelwert der aktuellen Lage und der<br />

50<br />

45<br />

46<br />

41<br />

Erwartungen<br />

40<br />

für die kommenden 35 sechs Monate) zeigen deutliche Branchenunterschiede:<br />

Umgekehrt die Situation<br />

während<br />

im Tiroler<br />

der Geschäftsklimawert<br />

Tourismus: Hier erwarten<br />

in<br />

35<br />

den<br />

% eine<br />

Sparten<br />

Verbesserung<br />

21 24 27<br />

30 31 30 30<br />

Information<br />

30<br />

27<br />

der Buchungslage 22 in den kommenden Monaten; 25nur 4 % 25<br />

20 eine Verschlechterung.<br />

und 20 Consulting<br />

In den<br />

(30 %), Tourismus (25 %) und Transport (ebenfalls 25 %) sowie<br />

14ersten fünf Monaten des 16Jahres TOP TIROL <strong>2023</strong> Konjunkturbarometer lagen die Nächtigungen<br />

im 10 Gewerbe/Handwerk in 7Tirol um rund 19 % mit über 14 dem % Niveau über 8 dem des Vorjahres Branchen-Durchschnitt (22,5 Millionen von 10 %<br />

Sommer <strong>2023</strong><br />

10<br />

11<br />

12 12<br />

Die Geschäftsklimawerte (definiert als Mittelwert<br />

der aktuellen Lage und der Erwartungen<br />

3 4<br />

6 5<br />

im liegen, 0Vergleich kommt zu 18,9 der Millionen). Handel Besonders aktuell nur optimistisch auf einen fällt Geschäftsklimawert daher der Blick von für 5 die %, kommenden 6 Monate) zeigen deutliche<br />

auf<br />

die<br />

die Gesamt<br />

Industrie<br />

kommende Gewerbe<br />

auf<br />

Sommersaison.<br />

Industrie Bau Handel Transpoort Tourismus Inf.&Cons.<br />

-10<br />

4 % und die Bauwirtschaft auf einen Wert von -11 %. Branchenunterschiede:<br />

-11<br />

D. -20h. die Tiroler Bauwirtschaft ist derzeit die einzige Branche mit einer Tourismus +25%<br />

Bemerkenswert ist die Einschätzung der Betriebe in der Sparte Information<br />

und rezessiven -30<br />

Consulting: Entwicklung.<br />

trotz insgesamt positiver wirtschaftliche Lage dieser Unternehmen<br />

-40 gehen mehr als ein Drittel der Befragten von -36einem Auftragsrück-<br />

Transport +25%<br />

-39<br />

Handel +5%<br />

gang -50 in den kommenden Monaten aus. Dies wird insbesondere in der Immobilienbranche<br />

(aufgrund Winter Winter 2021 der 2021Zinsentwicklung!) Sommer Sommer 2022 2022 Winter Winter aber 2022 2022 auch Sommer bei Sommer <strong>2023</strong>den <strong>2023</strong> Druckereien Industrie +5%<br />

aufgrund der allgemeinen Konjunkturabschwächung deutlich.<br />

Bauwirtschaft -11%<br />

Erwartung bezüglich der Auftragslage bis zum Herbst <strong>2023</strong>: Betriebe, welche von einer schlechten Rohertragslage berichten (in %)<br />

Auftragslage<br />

bezüglich<br />

und Auftragserwartung:<br />

der Auftragslage bis zum Herbst <strong>2023</strong> welche von einer schlechten Rohertragslage berichten (%)<br />

35<br />

60,0 60%<br />

53<br />

Kritisch werden die beiden Konjunkturindikatoren 25 Auftragslage und Auftragserwartung<br />

16<br />

23<br />

10<br />

11<br />

14<br />

50,0 50%<br />

6bewertet: Noch im<br />

4<br />

Sommer 5 52022 meldeten 43 % der Tiroler Leitbetriebe<br />

eine gute Auftragslage; aktuell sind es 29 %. Besonders stark 37<br />

38<br />

40,0 40% ist der<br />

36<br />

33<br />

Rückgang im Tiroler Handel: hier fiel der Anteil der -4 positiven Bewertungen 30<br />

29<br />

-3<br />

27<br />

27 27<br />

28 28<br />

30,0 30%<br />

von 43 % auf aktuell -16 nur mehr 15 %.<br />

26<br />

-23<br />

-17 -17<br />

24<br />

24<br />

-22 -20<br />

21<br />

20<br />

-27<br />

17<br />

21<br />

-35<br />

20,0 20%<br />

Besonders getrübt sind die Auftragserwartungen bis zum Herbst <strong>2023</strong>: nur<br />

7<br />

10,0 10%<br />

10 % der befragten Leitbetriebe sehen eine Verbesserung ihrer Auftragssituation;<br />

23 % eine Verschlechterung. Besonders hart Leicht getroffen entspannt ist hat die sich Tiro-<br />

hingegen die Betroffenheit von der aktuellen Ener-<br />

-74<br />

0,0 0%<br />

Gesamt GESAMT Produkt. PRODUKT. Dienstl. DIENSTL. Gewerbe<br />

Industrie<br />

Bauwirt.<br />

Handel<br />

Transport Verkehr Tourismus<br />

Inform. Inf.& &<br />

ler Bauwirtschaft: Hier rechnen 74 % mit einem Auftragsrückgang giekrise: 13 % der Leitbetriebe in den melden hier „weniger oder gar nicht betroffen“<br />

% zu unter sein; noch den steigenden<br />

zum Jahreswechsel 2022/<strong>2023</strong> Sommer waren 2022 es 11 Sommer %. Der <strong>2023</strong>Anteil<br />

Consult. Cons.<br />

kommenden Monaten. zunehmend % Gerade abnehmend die Bauwirtschaft % Saldo (+/-) leidet Gesamt<br />

Produkt.<br />

Dienstl.<br />

Gewerbe<br />

Industrie<br />

Bauwrits.<br />

Handel<br />

Verkehr<br />

Tourismus<br />

Inf.&Cons.<br />

Zinsen sowie den Folgen der sogenannten „KIM-Verordnung“ der sehr stark zur betroffenen Immobilien- Unternehmen hat hingegen von rund 22 % zum<br />

Kreditvergabe. Damit stellt sich die wirtschaftliche Jahresbeginn Situation in auf Tirol 16 konträr % abgenommen.<br />

zur Phase der Corona-Pandemie dar: In den Jahren Betroffenheit 2020 - 2022 war von die der Tiroler<br />

Bauwirtschaft der stabile Anker in der Tiroler Wirtschaft. 5. Entwicklung des Personalstands:<br />

Energiekrise in %<br />

Betroffenheit von der Energiekrise (in %)<br />

„Üblicherweise“ 38<br />

40,0 40%<br />

würde eine geringe Wachstumsdynamik zu einem deutlichen<br />

36<br />

Ansteigen der Arbeitslosigkeit führen. Nicht so in der derzeitigen Stagflations-<br />

Leicht entspannt hat sich hingegen die Betroffenheit<br />

von der aktuellen Energiekrise:<br />

35,0 35%<br />

33<br />

Phase: der strukturell 31bedingte Arbeitskräftemangel ist weiter prägend für<br />

30,0 30%<br />

die aktuelle Arbeitsmarktsituation: 22 % der befragten Leitbetriebe werden<br />

13 % der Leitbetriebe melden hier „weniger<br />

ihren Personalstand in den kommenden drei Monaten erhöhen; 20 % senken.<br />

25,0<br />

oder gar nicht betroffen“<br />

25% 22<br />

Vor allem im Tourismus und in der Verkehrswirtschaft (28 % bzw. 25 %) wird<br />

zu sein; noch zum Jahreswechsel 2022/<strong>2023</strong> 20,0 20% 16 versucht, zusätzlich Mitarbeiter:innen einzustellen. Am ehesten auf der Bremse<br />

stehen das Tiroler Gewerbe und die Tiroler 12 Industrie: im Gewerbe werden<br />

waren es 11 %. Der Anteil<br />

15,0<br />

der sehr stark betroffenen Unternehmen<br />

15%<br />

26 % und in der Industrie 29 % ihren derzeitigen 10 Personalstand nicht halten<br />

hat hingegen von rund 22 % zum<br />

10,0<br />

10%<br />

können.<br />

Jahresbeginn auf 16 % abgenommen.<br />

5,0<br />

5%<br />

5<br />

0,4 0,4<br />

0,0<br />

0%<br />

Inf.& Cons.<br />

-3<br />

Sehr sehr stark stark betroffen Stark sehr betroffen Teilweise teilweise betroffen Weniger weniger betroffen Gar nicht gar betroffen nicht<br />

betroffen betroffen betroffen betroffen betroffen<br />

Winter 2022/23 Sommer <strong>2023</strong><br />

Eine gedämpfte Kaufkraft,<br />

hohe Energiepreise und starke<br />

Zinssteigerungen führen <strong>2023</strong><br />

zu einer Rezession in Österreich.<br />

<strong>Das</strong> reale BIP dürfte<br />

laut WIFO Vorhersagen um<br />

0,8% schrumpfen.<br />

2024 wird ein Wachstum von<br />

1,2% erwartet. (Quelle: WIFO )<br />

TOP TIROL Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />

Quelle 2<br />

Quellen: Top Tirol. Konjunkturbarometer, Sommer <strong>2023</strong><br />

7. Konsumstimmung in Tirol:


WIR SORGEN FÜR EINEN<br />

FAIREN<br />

STROMPREIS<br />

SORG DU FÜR EINE STARKE AK TIROL!<br />

Deshalb: AK wählen!<br />

Vom 29.1. bis 8.2.2024<br />

Jetzt zählt #deineStimme


Entwicklung des des Personalstandes Personalstands bis zum bis Herbst zum Herbst <strong>2023</strong> <strong>2023</strong>:<br />

Betriebliche Herausforderungen für Unternehmen <strong>2023</strong>:<br />

25 28<br />

Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel<br />

81%<br />

22 23 24<br />

23<br />

19 Energiepreise/Rohstoffpreise<br />

19<br />

61%<br />

16<br />

Arbeitskosten<br />

61%<br />

11<br />

Inflation<br />

52%<br />

Finanzierungskonditionen<br />

25%<br />

-3 -4<br />

Lieferkettenprobleme 16%<br />

OL Konjunkturbarometer Sommer <strong>2023</strong><br />

Cybersicherheit 12%<br />

Liquiditätsengpässe 9%<br />

-3<br />

Zunehmender Wettbewerb<br />

Bei der letzten Befragung im April <strong>2023</strong> -8 verbesserte sich<br />

9%<br />

-8 der Konsumklima-<br />

-9<br />

-11<br />

Sonstiges 8%<br />

Index leicht um 5 %-Punkte, blieb aber mit -14 % noch deutlich im negativen<br />

-17<br />

Bereich. -20Der Tiefpunkt in der Konsum-Stimmung in Tirol wurde Als Mittel im gegen November den Arbeitskräftemangel versuchen die Unternehmen flexible<br />

Arbeitszeitmodelle anzubieten (59 %), die Lehrlingsausbildung weiter<br />

2022 mit einem -26 Wert von -26 -19 % erreicht.<br />

-29<br />

auszuweiten (55 %) und sich durch Zusatzangebote als attraktiver Arbeitgeber<br />

zu positionieren (50 %). 28 % versuchen zudem, ältere Mitarbeiter:innen<br />

steigend % sinkend % Saldo (+/-) %<br />

Mit der aktuellen finanziellen Lage sind 14 % der Haushalte zum sehr längerem zufrieden; Arbeiten zu motivieren. Die Doppelbesteuerung von Pension<br />

und Arbeitseinkommen dämpft allerdings die Attraktivität dieser Modelle für<br />

53 % zufrieden und 31 % weniger oder gar nicht zufrieden (2 %: keine Anga-<br />

die betroffenen Mitarbeiter:innen deutlich.<br />

6.<br />

Gesamt<br />

Produkt.<br />

Dienstl.<br />

Gewerbe<br />

Industrie<br />

Bauwirts.<br />

be).<br />

Betriebliche Herausforderungen Herausforderungen für Unternehmen für Unternehmen <strong>2023</strong>: <strong>2023</strong> Aktivitäten der Unternehmen gegen Fachkräftemangel<br />

Aktivitäten der Unternehmen gegen Fachkräftemangel:<br />

Erwartungen für zweite Jahreshälfte <strong>2023</strong> und betriebliche<br />

42 % der Befragten sehen einen ungünstigen Zeitpunkt um größere Anschaf-<br />

Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel<br />

81%<br />

Herausforderungen:<br />

Arbeitszeiten flexibilisieren<br />

fungen Energiepreise/Rohstoffpreise (Möbel, Küche, Auto, etc.) zu tätigen; 61% nur 6 % halten den Zeitpunkt Lehrlingsausbildung für ausweiten<br />

Arbeitskosten<br />

günstig. Zum Vergleich: im November 2022<br />

61%<br />

antworteten noch 52 Positionieren %, dass als der attraktiver Arbeitgeber<br />

Inflation<br />

Digitalisierung v. Arbeitsprozessen<br />

40%<br />

Als Mittel gegen den Arbeitskräftemangel versuchen die Unternehmen flexible<br />

Arbeitszeitmodelle anzubieten (59 %), die 20% Lehrlingsausbildung weiter<br />

auszuweiten (55 %) und sich durch Zusatzangebote 0% als attraktiver Arbeitgeber<br />

zu positionieren (50 %). 28 % versuchen zudem, ältere Mitarbeiter:innen<br />

zum 20% 20,0 längerem Arbeiten zu motivieren. Die Doppelbesteuerung von Pension<br />

und Arbeitseinkommen dämpft allerdings die Attraktivität dieser 16Modelle für<br />

die<br />

15% 15,0<br />

betroffenen Mitarbeiter:innen deutlich.<br />

10% 10,0<br />

12<br />

Aktivitäten 5% 5,0 der Unternehmen gegen Fachkräftemangel:<br />

52%<br />

Österr. Produktion 2020 – NÖ-Anteil<br />

Kartoffeln<br />

Zuckerrüben<br />

Wein<br />

Alternativkulturen<br />

Getreide und Mais<br />

Rüben und Möhren<br />

Holzeinschlag<br />

Viehbestand<br />

Der strukturell bedingte<br />

10.000<br />

Arbeitskräftemangel<br />

5.000<br />

59%<br />

führt dazu, dass trotz Rezession<br />

die Arbeitslosenquote 0 in<br />

55%<br />

50%<br />

47%<br />

-9<br />

-14<br />

Tirol im Jahresdurchschnitt<br />

38%<br />

Kraftfahrzeuge auf 1.000 Einwohner<br />

35%<br />

nur 4,1% betragen wird.<br />

-19<br />

28% 2020 nach Verwaltungsbezirken<br />

(Im Vgl. 2022 war der Wert 4%)<br />

Als die aktuell größten wirtschaftlichen Herausforderungen 13 sehen die Tiroler<br />

Leitbetriebe den Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel (81 %), gefolgt von den<br />

hohen Energiepreisen/Rohstoffpreisen mit 61 % und die zuletzt massiv gestiegenen<br />

Arbeitskosten ebenfalls mit 61 %. <strong>Das</strong> steigende Zinsniveau wird<br />

zunehmend auch zu einem Finanzierungsproblem für die Unternehmen: wäh-<br />

0% 0,0<br />

Arbeitszeiten flexibilisieren<br />

-5% -5,0<br />

Lehrlingsausbildung ausweiten<br />

Positionieren als attraktiver Arbeitgeber<br />

rend -10% -10,0<br />

im Jahr 2021 erst 5 % diesbezüglich eine besondere Herausforderung<br />

Digitalisierung v. Arbeitsprozessen<br />

-15% -15,0<br />

meldeten; Vereinbarkeit sind von es Beruf mittlerweile und Familie bereits 25 %.<br />

-20% -20,0<br />

Fachkräftesuche im Ausland<br />

Eine -25% -25,0Ältere spürbare MA zu längerem Verbesserung Arbeiten motivieren der wirtschaftlichen Situation wird daher erst<br />

Teilzeitkräfte zu Stundenerhöhg. motivieren 21%<br />

für das Jahr 2024 erwartet. Dies trifft insbesondere auf den Produktionssek-<br />

Überstunden attraktivieren 16%<br />

8%<br />

1.350<br />

1.200<br />

1.050<br />

900<br />

750<br />

600<br />

450<br />

300<br />

150<br />

0<br />

NÖ KS P WN GD WT ZT<br />

Quelle: Statistisches Handbuch NÖ<br />

Die Bezirksbezeichnung erfolgt nach KFZ-Kennzeichen<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

Lieferkettenprobleme 16%<br />

Fachkräftesuche im Ausland<br />

Cybersicherheit 12%<br />

Ältere MA zu längerem Arbeiten motivieren<br />

te Die Jahreshälfte Weiterentwicklung optimistisch; der Wirtschaftslage 30 % pessimistisch in Tirol in und den kommenden 56 % neutral. zwölf Damit hat<br />

Teilzeitkräfte zu Stundenerhöhg. motivieren<br />

Liquiditätsengpässe 9%<br />

sich<br />

Monaten<br />

das<br />

sahen<br />

Bild im<br />

bei<br />

Vergleich<br />

der Erhebung<br />

zum<br />

100% im<br />

Jahresbeginn<br />

April <strong>2023</strong> 28<br />

<strong>2023</strong><br />

% der<br />

kaum<br />

Befragten<br />

geändert:<br />

negativ;<br />

Überstunden damals attraktivieren<br />

16 % positiv. Zunehmender Bei Wettbewerb der Erhebung 9% im 80% November 2022 waren es noch 41 %, welche<br />

von Sommer einer <strong>2023</strong> Verschlechterung der 60% Wirtschaftslage in Tirol<br />

gab es 12 % Optimisten, 30 % Pessimisten und 58 % waren neutral. Am meis-<br />

Sonstiges<br />

Sonstiges 8%<br />

Konjunkturbarometer ausgingen.<br />

ten Pessimisten gibt es - aufgrund der erwähnten speziellen Rahmenbedingungen<br />

Tiroler Konsumklima-Index<br />

- in der Tiroler Bauwirtschaft mit 62 %. Am meisten Optimisten in der<br />

in in %%<br />

Tiroler Verkehrswirtschaft mit 22 %.<br />

Handel<br />

Was Zeitpunkt die Wirtschaftsentwicklung derzeit ungünstig sei; 5 % Tirols sahen damals im zweiten einen Halbjahr günstigen <strong>2023</strong> Zeitpunkt. betrifft,<br />

Finanzierungskonditionen<br />

25%<br />

sind die Leitbetriebe nach wie vor sehr zurückhaltend: 14 % sind für die zwei-<br />

Nov Nov 09<br />

Mrz Mrz 10<br />

Aug Aug 10<br />

Dez Dez 10<br />

Apr Apr 11<br />

Aug Aug 11<br />

Dez Dez 11<br />

Apr Apr 12<br />

Aug Aug 12<br />

Dez Dez 12<br />

Mai Mai 13<br />

Nov Nov 13<br />

Jun Juni 14<br />

Nov Nov.14<br />

Mai Mai.15<br />

Nov Nov.15<br />

Jun Jun.16<br />

Nov.16 Nov Apr.17<br />

Apr 17<br />

Nov.17<br />

Nov 17<br />

Apr.18<br />

Apr 18<br />

Nov.18<br />

Nov 18<br />

Apr.19<br />

Apr 19<br />

Nov.19<br />

Nov 19<br />

Apr.20<br />

Apr 20<br />

Dez.20<br />

Dez 20<br />

Apr.21<br />

Apr 21<br />

Dez.21 Dez Mai.22<br />

Mai 22<br />

Nov.22<br />

Nov 22<br />

Apr.23<br />

Apr 23<br />

tor zu. Die Stagflationsphase dürfte damit nächstes Jahr enden; obwohl auch<br />

Sonstiges<br />

im Jahr 2024 mit - im langfristigen Vergleich - erhöhten Inflationsraten von 3<br />

% bis 4 % zu rechnen ist.<br />

Verkehr<br />

Tourismus<br />

Inf.& Cons<br />

Prognoseübersicht 2022 <strong>2023</strong><br />

+7,5 % +1% bis +1,5 %<br />

Veränderung Bruttowertschöpfung<br />

Tirol (real)<br />

Arbeitslosenquote (AMS) 4,0 % 4,1 %<br />

Warenexporte Tirol Ca. 16,5 Mrd. € Ca. 17,5 Mrd.€<br />

(= +6 % nominell)<br />

Insolvenzen 302 350 (= +16%)<br />

Inflation (VPI) 8,6% 7,5 %<br />

Bevölkerung 2021-2040: Veränderung in %<br />

Grünlandwirtschaft<br />

Kuhmilch<br />

8%<br />

16%<br />

Waldfläche<br />

21%<br />

28%<br />

Obst<br />

35%<br />

38%<br />

Quelle: Statistisches Handbuch NÖ<br />

Eine spürbare Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Situation wird daher erst<br />

für das Jahr 2024 erwartet. Dies trifft insbesondere<br />

auf den Produktionssektor<br />

zu. Die Stagfl ationsphase dürfte damit<br />

nächstes Jahr enden; obwohl auch<br />

im Jahr 2024 mit - im langfristigen Vergleich -<br />

erhöhten Infl ationsraten von 3<br />

% bis 4 % zu rechnen ist.<br />

47%<br />

11<br />

50%<br />

59%<br />

55%<br />

Warenaußen<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

Pegelstände<br />

der Donau 2<br />

1.100<br />

1.050<br />

1.000<br />

950<br />

900<br />

850<br />

800<br />

750<br />

700<br />

2010<br />

Quellen: Top Tirol. Konjunkturbarometer, Sommer <strong>2023</strong><br />

2011<br />

Export<br />

Tagesmittelwe<br />

2015 2


STIHL | PROMOTION<br />

Nr.12<br />

Die Belegschaft von STIHL Tirol profi tiert von attraktiven Zusatzleistungen und fi ndet moderne Arbeitsplätze vor. Im Bild ein Schnappschuss aus der<br />

Produktentwicklung. In diesem Bereich werden derzeit einige neue MitarbeiterInnen gesucht.<br />

STIHL Tirol goes<br />

Innsbruck!<br />

Der erfolgreiche Gartengeräte-Hersteller und Akkuprodukte-Spezialist aus<br />

Langkampfen geht neue Wege.<br />

Bei STIHL Tirol werden zahlreiche<br />

akkubetriebene Produkte entwickelt<br />

und hergestellt. Außerdem ist STIHL<br />

Tirol Kompetenzzentrum für Gartengeräte,<br />

wie Rasenmäher, Mähroboter oder Garten-<br />

Häcksler. Der Tiroler Standort der STIHL<br />

STIHL Tirol, Langkampfen: Auch die neue<br />

Kunststoff-Fertigung bietet attraktive Perspektiven.<br />

Gruppe durfte auch im abgelaufenen Jahr auf<br />

eine stabile Entwicklung zurückblicken.<br />

Nun rückt auch die Landeshauptstadt in<br />

den Fokus. Dort entstehen gerade neue Büroräume,<br />

die vor allem auch neuen MitarbeiterInnen<br />

aus dem Raum Innsbruck und Tiroler<br />

Oberland die Möglichkeit bieten, für STIHL<br />

Tirol zu arbeiten. Nach dem Ansatz des New<br />

Work Prinzips sind die Arbeitsplätze flexibel<br />

gestaltet. STIHL Tirol Geschäftsführer Jan<br />

Grigor Schubert meint: „Unser Ziel ist es, in<br />

den nächsten Jahren weiter zu wachsen. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir entsprechend<br />

qualifiziertes Fachpersonal. Daher sehe<br />

ich es als unsere Aufgabe, bestehende und zukünftige<br />

Mitarbeitende mit neuen Job-Modellen<br />

zu überzeugen.“<br />

Ein kurzer Rückblick auf die Zahlen von<br />

2022 zeigt Erfreuliches: Mit einem Umsatz von<br />

768,9 Mio. Euro wurde der beste Wert der Unternehmensgeschichte<br />

erzielt – das bedeutet ein<br />

Wachstum von 7 % gegenüber dem Vorjahr.<br />

799 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren<br />

am Standort angestellt - das ist auch der bisherige<br />

Höchststand bei der Beschäftigtenzahl.<br />

Den Mitarbeitenden wird eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Arbeitszeitmodelle und ein freiwilliger<br />

Fahrtkostenzuschuss geboten. Neben<br />

einem Betriebsrestaurant mit vergünstigten<br />

Menüpreisen gibt es weitere attraktive Benefits.<br />

Die Mitarbeitenden freuten sich in den letzten<br />

Monaten außerdem über eine freiwillige Leistungsprämie<br />

in Höhe von durchschnittlich<br />

1.200 Euro.<br />

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich<br />

auf jobs.stihl.at bzw. stihl-tirol.at/innsbruck<br />

näher zu informieren und sich online zu bewerben.<br />

FACTS & FIGURES<br />

Adresse: STIHL Tirol GmbH<br />

Hans Peter Stihl-Str. 5, 6336 Langkampfen<br />

Geschäftsführer: Jan Grigor Schubert<br />

Tel.: +43 5372 6972 0<br />

E-Mail: information@stihl.at<br />

Web: stihl-tirol.at<br />

Jobs im Web: jobs.stihl.at<br />

Gegründet: 1981 (als VIKING GmbH)<br />

Beschäftigte: 799 (2022)<br />

Umsatz: € 768,9 Mio. (2022)


In vielen Unternehmen<br />

wird es eng<br />

Interview. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser über die schwächelnde<br />

Wirtschaft, große Herausforderungen, Auseinandersetzungen im Wirtschaftsbund<br />

und die Rückkehr zu christlich-sozialen Werten in der ÖVP.<br />

<strong>ECHO</strong>: Beginnen wir mit aktuellen Fragen:<br />

Die Position des Wirtschaftsbund-Chefs<br />

steht zur Neuwahl an. Sie haben sich klar für<br />

Franz Hörl positioniert? Warum eigentlich?<br />

Christoph Walser: Grundsätzlich war<br />

und ist mein Verhältnis zu Franz Hörl und<br />

Mario Gerber gut. Jenes zu Franz Hörl ist<br />

schon seit Jahren sehr gut. Aus meiner Sicht<br />

gibt es auch keinen Streit, auch wenn die<br />

Situation unglücklich ist. Es gab die Vereinbarung,<br />

dass Franz Hörl, so lange er ein<br />

politisches Amt bekleidet, auch Wirtschaftsbund-Chef<br />

bleibt. Außerdem muss man festhalten,<br />

dass Franz Hörl den Wirtschaftsbund<br />

in den letzten Jahren so gestärkt hat, dass<br />

er der stärkste Bund innerhalb der Tiroler<br />

Volkspartei geworden ist. Als Franz Hörl<br />

angekündigt hat, noch einmal antreten zu<br />

wollen, hat Mario Gerber mitgeteilt, dass er<br />

auch als Kandidat zu Verfügung steht. <strong>Das</strong> ist<br />

auch völlig in Ordnung, wenn es in einer Demokratie<br />

mehrere Kandidaten gibt. Ich hätte<br />

mir allerdings gewünscht, dass wir das intern<br />

klären und es nicht zu einer Kampfabstimmung<br />

kommt. Mittlerweile haben sich noch<br />

weitere Kandidaten gemeldet und ich denke,<br />

wir sollten die nächsten Wochen nutzen, in<br />

internen Gesprächen zu der bestmöglichen<br />

Lösung zu kommen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die nächste Baustelle im Wirtschaftsbund:<br />

Der Vizebürgermeister von<br />

Inns bruck, Johannes Anzengruber, vermutet<br />

die Unterstützung des Wirtschaftsbundes<br />

hinter sich. Hat er damit recht? Für welchen<br />

Bürgermeisterkandidaten sind Sie?<br />

Walser: Hannes Anzengruber ist sicher der<br />

Kandidat des Wirtschaftsbundes, man muss<br />

aber sagen, dass Florian Tursky auch Mitglied<br />

des Wirtschaftsbundes ist und damit auch<br />

unser Kandidat. Für uns als Wirtschaftsbund<br />

ist es schwierig, den einen oder anderen zu<br />

unterstützen. Es obliegt ja nicht dem Wirtschaftsbund<br />

zu entscheiden, welcher der beiden<br />

für die Innsbrucker ÖVP der Kandidat<br />

ist. <strong>Das</strong>s die schon lange schwelenden Streitigkeiten<br />

innerhalb der Innsbrucker ÖVP<br />

und der Umgang mit Anzengruber ungeschickt<br />

waren, liegt auf der Hand. Vielleicht<br />

hat auch die Landespartei zu lange tatenlos<br />

zugeschaut. Ich habe schon vor vielen Jahren<br />

Fotos: Vandory<br />

10 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


gesagt, dass die Innsbrucker Volkspartei für<br />

das Gesamtbild der Partei immens wichtig ist.<br />

Es gibt an Florian Tursky nichts auszusetzen<br />

und ich gehe davon aus, dass er sich auf dem<br />

Stadtparteitag durchsetzen wird. Dann wird<br />

Johannes Anzengruber wahrscheinlich mit<br />

einer eigenen Liste antreten. Und das bürgerliche<br />

Lager, das sich nach 30 Jahren wieder<br />

vereint hat, ist gleich wieder gespalten. <strong>Das</strong><br />

wäre wirklich der Worst Case.<br />

<strong>ECHO</strong>: Bundeskanzler Karl Nehammer<br />

hat in einem Video über Teilzeitkräfte, arme<br />

Menschen in Österreich und bemerkenswerte<br />

Ernährungstipps gesprochen. Wie stehen Sie<br />

zu seinen Aussagen?<br />

Walser: Für mich birgt das Video wieder die<br />

große Lehre, dass man, wenn man sich in kleineren<br />

Gruppen, in denen man sich pudelwohl<br />

fühlt und vielleicht überspitzt formuliert, Aussagen<br />

macht, die man in der Öffentlichkeit so<br />

nie formulieren würde. Natürlich sind die Aussagen<br />

ungeschickt. Aber wir haben ein Thema,<br />

nämlich, dass wir zu viele Teilzeitkräfte haben.<br />

Nach Corona ist es immer schwieriger geworden,<br />

Vollzeitbeschäftigte zu finden. <strong>Das</strong> ist<br />

nicht nur für den Arbeitsmarkt, sondern für<br />

das gesamte Sozialsystem ein Problem. <strong>Das</strong><br />

wollte der Bundeskanzler vermutlich auch<br />

thematisieren. Unser Sozialsystem baut darauf<br />

auf, dass der Großteil der Arbeitnehmerinnen<br />

voll einzahlt. Wenn jedes Jahr weniger<br />

Vollzeit arbeiten, wird unser Vollkaskosystem<br />

irgendwann nicht mehr finanzierbar sein. <strong>Das</strong><br />

ist keine Drohung, sondern ein Faktum. Die<br />

Diskussion um die 4-Tage-Woche, Kollektivvertragsverhandlungen,<br />

bei denen die Reduktion<br />

der Arbeitszeit thematisiert wird, helfen<br />

da nicht. Ich vergleiche das gerne mit einem<br />

Verein. Wenn ich im Tennisclub weniger einzahlen<br />

möchte, kann ich nur bis 17.00 Uhr<br />

spielen, wenn ich voll einzahle, kann ich auch<br />

am Abend spielen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wäre das nicht eine grundsätzliche<br />

Änderung des Sozialsystems?<br />

Walser: Natürlich, dann würden wir die Verantwortung<br />

bei jedem Einzelnen ansiedeln.<br />

Es kann nicht sein, dass der, der 40 Stunden<br />

arbeitet, gleich viel aus dem Sozialsystem bekommt,<br />

wie jener, der fünf Stunden arbeitet.<br />

Selbstverständlich müsste es hier auch Erleichterungen<br />

und Ausnahmen geben, zum<br />

Beispiel wenn sich ein Elternteil entscheidet,<br />

ein Kind zu Hause zu betreuen. Missverstehen<br />

Sie mich nicht. Die Wirtschaftskammer<br />

fordert seit Langem den Ausbau der Kinderbetreuung,<br />

aber ich bin immer noch der Meinung,<br />

dass es wünschenswert ist, wenn Eltern<br />

ihre Kinder die ersten Jahre selbst betreuen.<br />

<strong>Das</strong> ist eigentlich auch das Grundverständnis<br />

von Familie der ÖVP.<br />

<strong>ECHO</strong>: Finden Sie das Modell, wie es die<br />

ÖVP-FPÖ-Regierung in Salzburg eingeführt<br />

hat, richtig?<br />

Walser: Ja, es würde vielen Kindern guttun,<br />

wenn die Eltern länger bei ihrem Kind bleiben<br />

würden. Dafür darf dem Elternteil kein Nachteil<br />

entstehen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Mit seinen Aussagen stellt sich Bundeskanzler<br />

Karl Nehammer in die Tradition<br />

von Sebastian Kurz, deutlich entfernt von der<br />

christlich-sozialen Tradition der ÖVP. In welchem<br />

Lager stehen Sie?<br />

„Ich komme aus einer sehr traditionellen Familie, mir<br />

sind christlich-soziale Werte sehr wichtig. Und ich denke,<br />

die Rückkehr zu vielen dieser Werte würde auch der<br />

ÖVP gut tun.“ <br />

Christoph Walser<br />

Walser: Ich komme aus einem traditionellen<br />

Haushalt, mein Papa war Koch, meine Mama<br />

Krankenpflegerin. Mein Opa war als Vizebürgermeister<br />

politisch tätig und die Werte<br />

waren sehr in der christlich-sozialen Tradition<br />

der ÖVP. Mir sind viele jener Werte, die<br />

man sich heute kaum mehr zu sagen getraut,<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

11


TOP 500 | INTERVIEW<br />

weil sie vielleicht nicht mehr so modern sind,<br />

immer noch wichtig. Für mich sind sie die<br />

Fundamente der Volkspartei. Durch die Konzentration<br />

auf das Marketing gehen manche<br />

Inhalte verloren. <strong>Das</strong> wurde unter Sebastian<br />

Kurz perfekt inszeniert und die Menschen<br />

haben das ja auch geschätzt und angenommen.<br />

Aber vielleicht würde da und dort ein<br />

Schritt zurück zu mehr Tradition der ÖVP<br />

nicht schaden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Soll Sebastian Kurz in die ÖVP<br />

zurückkehren und wieder die Führung übernehmen?<br />

Walser: Ich glaube nicht, dass eine Rückkehr<br />

in die ÖVP realistisch ist. Aber dass er mit einer<br />

eigenen Liste wieder auf die politische<br />

Bühne tritt, schließe ich nicht aus.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was sind derzeit die großen Herausforderungen<br />

der<br />

Tiroler Wirtschaft?<br />

Walser: Seit vielen<br />

Jahren beschäftigt<br />

uns das Arbeitskräfte-<br />

Thema. Es ist in den<br />

letzten Monaten ein<br />

bisschen einfacher<br />

geworden, MitarbeiterInnen<br />

zu finden.<br />

Der Grund dafür ist<br />

aber kein erfreulicher<br />

– die schwächelnde<br />

Wirtschaft. Der<br />

Befund aus meiner<br />

eigenen Branche zeigt klar, dass es schon<br />

lange keinen so ruhigen Herbst im Speditionsbereich<br />

gegeben hat. Die größte Herausforderung<br />

ist im Moment sicherlich das<br />

Thema Inflation und steigende Zinsen. <strong>Das</strong><br />

trifft nicht nur Unternehmen, die investiert<br />

haben und deren Rückzahlungen spürbar<br />

höher geworden sind. Gleichzeitig sind alle<br />

BürgerInnen von höheren Kosten, Ausgaben<br />

und höheren Zinsen belastet. <strong>Das</strong> wirkt sich<br />

folglich auf das Konsumverhalten und damit<br />

auch auf die Wirtschaft aus. Zudem ist die<br />

Bereitschaft und die Möglichkeit, Kredite<br />

aufzunehmen, massiv eingeschränkt worden,<br />

auch durch die KIM-Verordnung, die bei<br />

Wohnbaukrediten zur Anwendung kommt.<br />

„Wir möchten die gleiche<br />

Behandlung wie der Agrarbereich.<br />

Wenn es begünstigten<br />

Diesel oder Strom<br />

für die Landwirtschaft gibt,<br />

dann muss das auch für die<br />

Wirtschaft gelten.“<br />

<br />

Christoph Walser<br />

Die Banken sprechen von 80 Prozent Einbruch<br />

bei Wohnbaukrediten. <strong>Das</strong> Geschäft<br />

der Bauträger und Immobilienmakler ist am<br />

Boden, die Bauwirtschaft verzeichnet massive<br />

Einbrüche. Die Frage ist nun, wie lange das<br />

dauert. Über Corona haben wir uns gerettet,<br />

weil der Staat sehr viel Geld ins System gepumpt<br />

hat, sowohl an die privaten Haushalte<br />

als auch an die Unternehmen. Jetzt gibt es<br />

keine Hilfen mehr und es wird für viele Unternehmen<br />

sehr eng.<br />

<strong>ECHO</strong>: Womit rechnen Sie in der nächsten<br />

Zeit?<br />

Walser: Es gibt Signale, dass sich das Zinsniveau<br />

ab dem ersten Quartal 2024 leicht reduzieren<br />

wird und sich der Leitzins gegen Ende<br />

2024 bei knapp unter vier Prozent einpendeln<br />

wird. <strong>Das</strong> wäre eine erträgliche Situation. Die<br />

KIM-Verordnung läuft 2025 aus. Da sind wir<br />

massiv dran, dass sie<br />

nicht verlängert wird.<br />

<strong>Das</strong> ist nicht nur für<br />

die Banken, sondern<br />

für die Gesamtwirtschaft<br />

wichtig. Unbestritten<br />

ist aber auch,<br />

dass es da und dort<br />

zu Bereinigungen<br />

und vermehrt zu Insolvenzen<br />

kommen<br />

wird.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche<br />

Branchen sind neben<br />

der Baubranche noch stark betroffen?<br />

Walser: Der Handel hängt stark am privaten<br />

Konsum und hat neben der Konjunktur noch<br />

mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen.<br />

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Der<br />

Tourismus scheint nicht betroffen zu sein,<br />

offenbar ist Urlaub das Letzte, worauf die<br />

Menschen verzichten möchten. <strong>Das</strong> spricht<br />

für den Standort Tirol.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Möglichkeiten der Einflussnahme<br />

seitens der Politik sehen Sie?<br />

Walser: Die Bundesregierung ist nicht so<br />

schlecht, wie sie dargestellt wird. Es ist viel<br />

passiert. Die kalte Progression, die nach Jahrzehnten<br />

endlich beendet wurde, die Senkung<br />

vor allem der niedrigen Steuerklassen, die<br />

Senkung der Körperschaftsteuer, das alles<br />

sind wichtige Maßnahmen. Gleichzeitig muss<br />

man auch festhalten, dass der Staat die Steuereinnahmen<br />

auch für viele Aufgaben braucht<br />

– Ausbau der Kinderbetreuung, Sozialsystem,<br />

Infrastruktur, Ausbau der Öffis usw. Eine<br />

wichtige Forderung, auf deren Beantwortung<br />

wir dringend warten, ist der Energiekostenzuschuss<br />

II. Generell sind wir überzeugt davon,<br />

dass beim Energiethema Entscheidungen<br />

getroffen werden müssen, damit es nicht zu<br />

einem nachhaltigen Standortnachteil für die<br />

Wirtschaft kommt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die NEOS fordern seit Langem<br />

die Senkung der Lohnnebenkosten. Warum<br />

unterstützt die Wirtschaftskammer diese<br />

Forderung nicht? Liegt das am schlechten<br />

Verhältnis zu den NEOS?<br />

Walser: <strong>Das</strong>s das Verhältnis Wirtschaftskammer-NEOS<br />

nicht das beste ist, ist unbestritten,<br />

aber auch wir sind der Meinung, dass Arbeit<br />

in Österreich zu hoch besteuert ist. Ob dabei<br />

die Lohnnebenkostensenkung das richtige Instrument<br />

ist, wage ich zu bezweifeln, weil die<br />

Lohnnebenkosten zahlreiche Dinge finanzieren,<br />

von AK-Beiträgen bis zur Kommunalsteuer.<br />

Da muss man ganz genau hinschauen, wer<br />

dabei was verlieren würde und wem es wirklich<br />

relevant etwas bringen würde.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Wirtschaftskammer wird der<br />

ÖVP, die Gewerkschaft der SPÖ zugeordnet.<br />

Dennoch verspürt man eine große Beißhemmung<br />

der Wirtschaftskammer gegenüber der<br />

ÖVP-geführten Regierung, obwohl immer<br />

mehr Unternehmen bezweifeln, dass die<br />

ÖVP noch die Wirtschaftspartei ist.<br />

Walser: Die größte Wirtschaftskompetenz<br />

hat nach wie vor die ÖVP. Mit Wirtschaftsminister<br />

Martin Kocher haben wir als Wirtschaftskammer<br />

einen sehr guten Austausch.<br />

Er will wirklich etwas weiterzubringen. Aber<br />

vieles scheitert am Koalitionspartner.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Lohnverhandlungen haben<br />

begonnen. Welche Abschlüsse erwarten bzw.<br />

befürchten Sie?<br />

Walser: Die Forderung von mehr als zehn<br />

Prozent ist für die Wirtschaft im Moment si-<br />

12<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


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TOP 500 | INTERVIEW<br />

cherlich nicht zu stemmen. Auf der<br />

anderen Seite verstehe ich auch die<br />

ArbeitnehmerInnen, die unter der<br />

Inflation, die in Österreich immer<br />

noch höher ist als in Resteuropa,<br />

stark leiden. Minister Kocher hat<br />

angekündigt, bei Lösungen mitzuhelfen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Lösungen können<br />

das sein?<br />

Walser: Es wird darum gehen,<br />

Steuerbegünstigungen, die vom<br />

Bund kommen, einzurechnen.<br />

<strong>Das</strong> war auch in der Vergangenheit<br />

einer unserer Vorwürfe, dass.<br />

z. B. Energiekostenzuschüsse<br />

nicht in die Kollektivvertragserhöhungen<br />

eingerechnet wurden.<br />

Vielleicht können auch Öffi-Ticket-Unterstützungen<br />

gewährt oder etwas beim KM-<br />

Geld oder der Pendlerpauschale gemacht<br />

werden. Jedenfalls müssen beide Seiten kreativ<br />

werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Lohnabschlüsse wären Ihrer<br />

Meinung nach zumutbar?<br />

Walser: Eine Inflationsabgeltung von 4,5<br />

bis fünf Prozent wäre noch zumutbar, mehr<br />

sicher nicht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Und was ist mit der Benja-Formel?<br />

Glauben Sie, dass das die Gewerkschaft akzeptieren<br />

wird?<br />

Walser: Wir leben in Ausnahmezeiten, zuerst<br />

Corona-Krise, dann Energiekrise, Inflation<br />

und steigende Zinsen. Da ist die Benja-<br />

Formel sicherlich nicht passend. Ausnahmezeiten<br />

brauchen auch Ausnahmeregelungen.<br />

Wir rechnen aber mit harten Verhandlungen<br />

und schließen auch nicht aus, dass es zu<br />

Streiks kommt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Man hört immer wieder, dass die<br />

Strompreise der Unternehmen höchst unterschiedlich<br />

sind oder, anders gesagt, dass einige<br />

Unternehmen gut verhandelt haben und<br />

bessere Preise haben. Wie stehen Sie dazu,<br />

dass vor allem bei der Kleinstrukturiertheit<br />

der Unternehmen diese Vorteile nur einige<br />

wenige Große haben?<br />

Walser: Richtig, das ist nicht gut. Klar ist,<br />

dass jeder Unternehmer die Aufgabe hat,<br />

möglichst den besten Preis für sich zu erzielen.<br />

Aber bei einem Energieversorger, der im<br />

Landeseigentum steht, muss es totale Transparenz<br />

geben. Aber eines ist auch klar: Wer<br />

mehr abnimmt, bekommt auch einen besseren<br />

Preis.<br />

<strong>ECHO</strong>: Dann könnte ja die Wirtschaftskammer<br />

eine Einkaufsgemeinschaft für die<br />

Tiroler Unternehmen gründen?<br />

Walser: Ist ein Vorschlag, den man prüfen<br />

müsste. Allerdings hatten wir in letzter Zeit<br />

mit politisch gesteuerten Einkaufsgemeinschaften<br />

keinen großen Erfolg.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sehen Sie das Engagement in<br />

Sachen TIWAG von AK-Präsident Erwin<br />

Zangerl?<br />

Walser: Erwin Zangerl vertritt seine Mitglieder<br />

mit aller Härte und Hartnäckigkeit. <strong>Das</strong> ist<br />

legitim, aber einfacher als für die Wirtschaftskammer,<br />

weil die Gruppe, die die AK vertritt,<br />

homogener ist als die sehr unterschiedlichen<br />

Strukturen bei den Unternehmen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Energiepreise treffen doch alle<br />

Unternehmen. Sehen Sie hier kein Standortthema?<br />

Walser: Auf jeden Fall. Wir haben uns über<br />

Jahre gefreut, dass wir mit der Wasserkraft<br />

einen Standortvorteil haben und<br />

haben ja auch lange am günstigsten<br />

eingekauft. Was in den letzten<br />

Monaten aber auch schief gelaufen<br />

ist, ist die mediale Darstellung.<br />

Als die Wien-Energie von 24 auf<br />

20 Cent reduziert hat, wurde sie<br />

in den Medien gefeiert. Wenn die<br />

TIWAG von neun auf 18 Cent erhöht<br />

hat, wurde sie kritisiert. Aber<br />

natürlich ist die Energie ein extrem<br />

wichtiges Thema. Deshalb ist es<br />

für mich auch klar, dass der Ausbau<br />

der Wasserkraft voranschreiten<br />

muss, damit wir mehr Energie<br />

produzieren. Und noch etwas<br />

wünschen wir uns. Wir möchten<br />

als Wirtschaft die gleiche Behandlung<br />

wie der Agrarbereich. Wenn<br />

es begünstigten Diesel oder Strom für die<br />

Landwirtschaft gibt, dann muss das Gleiche<br />

für die Wirtschaft gelten.<br />

<strong>ECHO</strong>: In jüngster Zeit konnte man den<br />

Eindruck gewinnen, die ÖVP und Teile der<br />

Wirtschaft bremsen in Sachen Klimaschutz?<br />

Walser: Die Wirtschaft hat schon vor Jahren<br />

erkannt, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz<br />

eine große Chance ist, weil dadurch<br />

neue Unternehmen und neue Jobs entstehen.<br />

Aber ich habe immer davor gewarnt, dass die<br />

Umstellungen realitätsbezogen erfolgen müssen,<br />

und das heißt, dass wir mehr Zeit dafür<br />

brauchen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Wissenschaft ist der Meinung,<br />

dass wir diese Zeit nicht mehr haben.<br />

Walser: Wenn man sich klimatische Veränderungen<br />

in den letzten 10.000 Jahren<br />

anschaut, sieht man, dass es immer Klimaveränderungen<br />

gegeben hat. Mag sein, dass<br />

sie jetzt durch den vom Menschen verursachten<br />

Klimawandel schneller gehen, aber<br />

es bringt auch nichts, wenn wir auf diesem<br />

Weg die Menschen nicht mitnehmen und<br />

durch die überhasteten Maßnahmen Wohlstand<br />

verlieren. Die reichen, europäischen<br />

Länder gehen voran und das ist auch gut<br />

so. Aber die viel größere Aufgabe ist es, die<br />

anderen Länder, die noch nicht so weit sind,<br />

mitzunehmen.


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TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Die Industrie ist in einer<br />

Rezession“<br />

Interview. Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung in Tirol, über<br />

schwache Konjunkturaussichten, hohe Energiekosten, anstehende Lohnverhandlungen<br />

und die bedenkliche Entwicklung unserer Gesellschaft vom Leistungs- zum<br />

Anspruchsdenken.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Konjunktur trübt sich zunehmend<br />

ein. Wie sehen Sie die Entwicklung für<br />

heuer und für 2024 und wann, glauben Sie,<br />

wird sich die Wirtschaftslage wieder verbessern?<br />

Christoph Swarovski: Unsere Konjunkturbefragung,<br />

die die IV Tirol jedes Quartal<br />

mit unseren Mitgliedern durchführt, sowie<br />

die Einschätzung unserer Ökonomen belegen<br />

beide, dass sich die Industrie bereits jetzt<br />

in einer Rezession befindet. Nun haben auch<br />

die zwei wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

der Republik – WIFO und IHS –<br />

bestätigt, dass die österreichische Wirtschaft<br />

in diesem Jahr zwischen 0,4 und 0,8 Prozent<br />

schrumpfen wird. Wie sich die Situation<br />

2024 entwickeln wird, ist aus heutiger Sicht<br />

schwer zu sagen und wird von Branche zu<br />

Branche unterschiedlich sein. WIFO und<br />

IHS rechnen ab 2024 bereits wieder mit einer<br />

Expansion der heimischen Volkswirtschaft.<br />

Für die Industrie und die Bauwirtschaft wird<br />

jedoch 2024 auch noch ein herausforderndes<br />

Jahr werden. Beide Branchen brauchen dringend<br />

Wachstumsimpulse, die vonseiten der<br />

Regierung, etwa in Form der Wiederauflage<br />

der Investitionsprämie oder der Senkung der<br />

Lohnnebenkosten, initiiert werden müssen,<br />

um so viele Arbeitsplätze wie möglich abzusichern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie ist die Exportentwicklung im<br />

Speziellen (heuer und 2024)?<br />

Swarovski: Für das zweite Quartal meldeten<br />

unsere Mitglieder noch eine stabile Auftragsla-<br />

16<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Fotos: Irene Ascher<br />

ge aus dem Ausland. Betrachtet man aber die<br />

gesamtwirtschaftliche Schwäche Europas, vor<br />

allem Deutschlands, gehe ich davon aus, dass<br />

unsere Exporte für das zweite Halbjahr im Vergleich<br />

zum Vorjahr geringer ausfallen werden.<br />

Ein großes Problem für die exportorientierte<br />

Industrie sind die viel zu hohen Arbeitskosten<br />

in Österreich. Sie betragen 144,80 Euro, während<br />

der EU-Schnitt bei 131,60 Euro liegt. <strong>Das</strong><br />

schwächt unsere Wettbewerbsfähigkeit enorm<br />

und ist auch der Grund, warum wir, neben<br />

dem weiteren Anheizen der Inflation, vor zu<br />

hohen Abschlüssen bei den Lohnverhandlungen<br />

warnen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Industrie ist immer noch mit<br />

einem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel<br />

konfrontiert. Wird sich dies durch die Abschwächung<br />

der Konjunktur verändern? Rechnen<br />

Sie mit höheren Arbeitslosenquoten?<br />

Swarovski: Ein Charakteristikum einer<br />

„echten“ Rezession ist das Ansteigen der Arbeitslosenquote.<br />

Aufgrund des extremen Arbeitskräftemangels,<br />

den wir in den letzten Jahren<br />

erlebt haben, werden Unternehmen aber<br />

alles versuchen, um gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />

zu halten, auch wenn die Auftragslage<br />

es nicht unbedingt hergibt. Schwächt sich die<br />

Nachfrage wirklich so ab, wie es unsere Analysen<br />

befürchten lassen, werden Unternehmen<br />

im ersten Schritt Leasing-MitarbeiterInnen<br />

freisetzen und dann versuchen, die Stammbelegschaft<br />

über das bewährte Mittel der<br />

Kurzarbeit zu halten, solange das wirtschaftlich<br />

möglich ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich<br />

die Wirtschaft schnell wieder erholt, damit so<br />

viele Menschen wie möglich ihre Jobs behalten<br />

können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Zinsen sind erheblich gestiegen.<br />

Sehen Sie bereits Auswirkungen auf die<br />

Industrieunternehmen in Tirol?<br />

Swarovski: Die hohen Zinsen haben genau<br />

den Effekt, den die EntscheidungsträgerInnen<br />

in der EZB mit der Anhebung bezwecken.<br />

Unternehmen stellen neue Investitionen<br />

hinten an und bekommen in manchen Fällen<br />

auch Schwierigkeiten, sich zu refinanzieren,<br />

da Kredite nicht mehr zu gewohnt<br />

niedrigen Zinsen refinanziert werden können.<br />

<strong>Das</strong> dämpft das Wachstum, vor allem in<br />

kapitalintensiven Branchen. Zusammen mit<br />

der bremsenden Wirkung hoher Zinsen auf<br />

den Konsum deutet alles auf schwierige Vorzeichen<br />

für eine schnelle wirtschaftliche Erholung<br />

hin. Es bleibt<br />

zu hoffen, dass durch<br />

diese doch radikalen<br />

geldpolitischen<br />

Maßnahmen zumindest<br />

die Inflation<br />

im Euroraum unter<br />

Kontrolle gebracht<br />

werden kann.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche<br />

großen Herausforderungen sehen Sie für die<br />

nächsten Monate auf die heimischen Industrieunternehmen<br />

zukommen?<br />

Swarovski: Die größte Herausforderung ist<br />

sicher, auch in einem schwierigen Marktumfeld<br />

die richtigen Entscheidungen zu treffen,<br />

um langfristig erfolgreich zu sein und vor<br />

allem weiterhin in Österreich produzieren<br />

zu können. Ein merklicher wirtschaftlicher<br />

Abschwung, gepaart mit immer noch hohen<br />

Energiepreisen, Arbeitskräftemangel,<br />

hoher Inflation im Vergleich zu anderen<br />

EU-Ländern und der Angst vor neuen, die<br />

Unternehmen belastenden Steuern, führen<br />

dazu, dass Österreich als Industriestandort<br />

immer mehr ins Hintertreffen gerät. Gerade<br />

jetzt muss die Politik mit Hochdruck daran<br />

„Jetzt muss die Politik mit<br />

Hochdruck an der Verbesserung<br />

der Rahmenbedingungen<br />

für Unternehmen<br />

arbeiten.“<br />

Christoph Swarovski, Präsident IV-Tirol<br />

arbeiten, die Rahmenbedingungen für unsere<br />

Unternehmen zu verbessern – anstatt ihnen<br />

mit neuen Steuern und immer schwieriger<br />

umsetzbaren Auflagen das Arbeiten zu erschweren.<br />

Es müssen bürokratische Hürden<br />

abgebaut und es muss den Unternehmen,<br />

mit einer spürbaren Entlastung des Faktors<br />

Arbeit und steuerlichen Erleichterungen, die<br />

Möglichkeit gegeben werden, wieder in Innovationen,<br />

Wachstum und vor allem in ihre<br />

MitarbeiterInnen zu investieren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den anstehenden<br />

Lohnverhandlungen? Wo liegen<br />

die „Schmerzgrenzen“? Welche kreativen<br />

Lösungen sehen Sie, um die Ansprüche der<br />

ArbeitnehmerInnen und die Möglichkeiten<br />

der ArbeitgeberInnen erfüllen zu können?<br />

Swarovski: Die Lohnverhandlungen in<br />

diesem Jahr stehen unter schwierigen Vorzeichen.<br />

Aus Sicht<br />

der Tiroler Industrie<br />

kann ich nur an<br />

beide Seiten appellieren,<br />

eine realistische<br />

und vor allem<br />

umsetzbare Lösung<br />

zu finden, die die<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

und damit den<br />

Bestand der österreichischen<br />

Industrie nicht gefährdet. Davon<br />

hätten nämlich weder Unternehmen noch<br />

ArbeitnehmerInnen etwas. Die schwierige<br />

konjunkturelle Lage gibt den Unternehmen<br />

wenig Spielraum, ohne ihre eigene Zukunft<br />

und damit Tausende Arbeitsplätze für ihre<br />

MitarbeiterInnen zu gefährden. Rechnet man<br />

ein, dass die Kaufkraft der ÖsterreicherInnen<br />

bereits durch eine Reihe von staatlichen Maßnahmen<br />

gestärkt wurde, und beobachtet,<br />

dass die Inflation rückläufig ist, dann glaube<br />

ich nicht, dass die derzeitigen Forderungen<br />

der Gewerkschaft umsetzbar sind. In guter<br />

österreichischer Tradition bin ich aber sicher,<br />

dass ein Konsens gefunden werden kann, der<br />

beide Seiten befriedigt. <strong>Das</strong> ist die Stärke der<br />

Sozialpartnerschaft.<br />

➝<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

17


TOP 500 | INTERVIEW<br />

<strong>ECHO</strong>: KI ist derzeit in aller Munde. Wie<br />

wird KI die Unternehmen in den nächsten Jahren<br />

verändern?<br />

Swarovski: Die Möglichkeiten, die künstliche<br />

Intelligenzen der Wirtschaft eröffnen, sind<br />

vom heutigen Standpunkt aus betrachtet noch<br />

schwer abzuschätzen. Ich sehe diese Entwicklungen<br />

aber als Chance, immer unter dem Vorbehalt,<br />

dass wir den richtigen regulatorischen<br />

Rahmen finden. Für die Wirtschaft kommt dieser<br />

Entwicklungsschub genau zur richtigen Zeit.<br />

Für eine steigende Wirtschaftsleistung braucht<br />

es eine stabile, im besten Fall sogar wachsende<br />

Zahl an Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur<br />

Verfügung stehen, und technische Innovationen,<br />

die die Produktivität einer Volkswirtschaft<br />

erhöhen. Durch<br />

den demografischen<br />

Wandel wird Österreichs<br />

Erwerbsbevölkerung<br />

in den nächsten Jahren<br />

stark schrumpfen. <strong>Das</strong><br />

kann auch mit gezieltem<br />

Zuzug qualifizierter ArbeitnehmerInnen<br />

nicht<br />

kompensiert werden.<br />

Dank des Einsatzes<br />

künstlicher Intelligenzen<br />

und des damit verbundenen<br />

Fortschritts bei<br />

der Automatisierung von betrieblichen Prozessen,<br />

nicht nur in der Produktion, sondern auch<br />

in der Verwaltung und im Vertrieb, kann die<br />

Wirtschaftsleistung vieler Branchen, trotz der<br />

sinkenden Zahl von arbeitenden Menschen,<br />

dank der Steigerung der Produktivität wachsen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die IV fordert schon länger den<br />

Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten.<br />

Nun scheint langsam Bewegung in die Sache<br />

zu kommen. Sind Sie für einen Rechtsanspruch<br />

auf Kinderbetreuung? Wie beurteilen Sie die<br />

aktuellen Ankündigungen des Landes Tirol<br />

(Stichwort: Vermittlungsanspruch) in Sachen<br />

Kinderbetreuung?<br />

Swarovski: Die Industriellenvereinigung<br />

setzt sich schon seit Langem für einen gesetzlich<br />

gesicherten Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz<br />

ein. Deshalb begrüßen wir<br />

das 10-Punkte-Maßnahmenpaket der Tiroler<br />

Landesregierung zum Thema Kinderbetreuung<br />

und Kinderbildung sehr. Damit werden Eltern<br />

viele Sorgen abgenommen. Mütter können<br />

schneller wieder arbeiten gehen, wenn sie es<br />

möchten. <strong>Das</strong> hilft auch dabei, einen allfälligen<br />

Gender Pay Gap zu schließen und Altersarmut<br />

von Frauen aufgrund einer niedrigen Pension<br />

vorzubeugen. Wobei ich gerade im Bereich<br />

des Anspruchs von Müttern auf deren Pension<br />

einen politischen Handlungsbedarf sehe.<br />

Ungeachtet dessen sind für die Wirtschaft die<br />

Entwicklungen bei der Kinderbetreuung gute<br />

Nachrichten. Dank besserer Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie werden sich hoffentlich wieder<br />

mehr Menschen dazu entscheiden, Vollzeit<br />

zu arbeiten. Ob Vermittlungsanspruch oder<br />

einklagbares Recht, ist aus Sicht der Industriellenvereinigung<br />

nebensächlich, wenn das System<br />

funktioniert. Zentral dafür ist, dass bis zum Jahr<br />

2026 genug Elementarpädagoginnen und -pädagogen<br />

gefunden<br />

„Klimaschutz kann nur dann<br />

erfolgreich sein, wenn er<br />

global von<br />

Gesellschaft und Wirtschaft<br />

mitgetragen und<br />

fl ächendeckend wird.“<br />

werden können, um<br />

wirklich allen Familien,<br />

die Anspruch<br />

auf einen Betreuungsplatz<br />

haben,<br />

auch einen anbieten<br />

zu können.<br />

<strong>ECHO</strong>: I n<br />

Deutschland findet<br />

gerade eine Debatte<br />

über Industriestrom<br />

statt. In Österreich<br />

gibt es dazu nur wenig Diskussion. Wie groß ist<br />

das Problem hoher Energiekosten für die Unternehmen<br />

und welche Forderungen gegenüber<br />

der Politik gibt es in dieser Frage?<br />

Swarovski: Die Energiepreise für Österreichs<br />

Industrieunternehmen sind immer noch rund<br />

zwei- bis dreimal höher als vor der aktuellen Energiepreiskrise.<br />

Die sinkende Tendenz bei Gasund<br />

Strompreisen ist positiv zu sehen, hängt<br />

aber auch mit saisonalen Effekten zusammen.<br />

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt.<br />

Derzeit ist durch den unerwarteten<br />

Angriff der Hamas auf Israel ein erneutes<br />

Anziehen bei den Erdölpreisen zu beobachten.<br />

<strong>Das</strong> kann in der zweiten Jahreshälfte auch bei<br />

anderen Energieträgern passieren. Darüber hinaus<br />

muss man sagen, dass die Energiepreise<br />

zwar innerhalb der EU wieder auf Vorkrisenniveau<br />

liegen, sie im Vergleich mit Europas<br />

direkten Mitbewerben, wie den USA, China,<br />

Japan und den ASEAN-Staaten, in der industriellen<br />

Produktion aber immer noch deutlich<br />

höher sind. Sollte in Deutschland wirklich der<br />

Industriestrompreis eingeführt werden, setzt<br />

Christoph Swarovski, Präsident IV-Tirol<br />

das alle anderen europäischen Länder gewaltig<br />

unter Druck, da auch sie sich ein Förderungsmodell<br />

einfallen lassen müssten. Andernfalls<br />

würde es zu extremen Verwerfungen in der<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Industrie innerhalb<br />

Europas kommen. <strong>Das</strong> wären schlechte Nachrichten<br />

für Österreichs Industrieunternehmen.<br />

Nach monatelangen Versprechen von der Politik<br />

ist der Energiekostenzuschuss II immer<br />

noch nicht beantragbar. <strong>Das</strong> wäre bei einer politischen<br />

Antwort Österreichs auf den deutschen<br />

Energiestrompreis nicht anders, was einen<br />

großen Nachteil für unsere Industrie bedeuten<br />

würde, die ja in ganz vielen Bereichen direkt mit<br />

deutschen Unternehmen konkurriert.<br />

<strong>ECHO</strong>: In den politischen Debatten hört man<br />

zur Zeit oft, dass die Klimaschutzmaßnahmen<br />

zu umfassend sind und der Wirtschaft schaden.<br />

Wo stehen Sie in dieser Diskussion und welche<br />

Rahmenbedingungen erwarten Sie von der<br />

Politik?<br />

Swarovski: Ich erwarte mir Rahmenbedingungen,<br />

die nicht nur am Papier gut aussehen,<br />

sondern sich auch in der Praxis umsetzen lassen.<br />

Die Industrie ist selbstverständlich bereit,<br />

ihren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel<br />

zu leisten. Viele Tiroler Unternehmen<br />

erfüllen schon heute strengere Auflagen als<br />

gesetzlich gefordert und investieren Millionen<br />

von Euro in die grüne Transformation. Es kann<br />

aber nicht sein, dass im Namen des Klimaschutzes<br />

Europas Wettbewerbsfähigkeit geopfert<br />

wird, ohne darüber nachzudenken, welche<br />

Auswirkungen das für die Stabilität und den<br />

Wohlstand in Europa hat. Klimaschutz kann<br />

nur dann erfolgreich sein, wenn er global von<br />

Gesellschaft und Wirtschaft mitgetragen und<br />

flächendeckend wird.<br />

<strong>ECHO</strong>: Seit eineinhalb Jahren sind wir nunmehr<br />

mit dem Ukrainekrieg konfrontiert. Welche<br />

Herausforderungen und Folgen hat dieser<br />

Krieg auf die heimische Industrie?<br />

Swarovski: Der Krieg war Auslöser für den<br />

Energiepreisschock und viele weitere Verwerfungen,<br />

die rückblickend betrachtet eine neue<br />

Ära der Weltwirtschaft eingeläutet haben. Wir<br />

leben heute in einer multipolaren Welt, in der<br />

immer mehr Staaten und Blöcke den Kurs der<br />

Welt mitbestimmen wollen und auch ihren<br />

Führungsanspruch aggressiver – Stichwort<br />

BRICS-Staaten – als früher einfordern. Dieses<br />

volatile Umfeld macht es für Unternehmen<br />

18<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


schwieriger, langfristig zu planen. Es hat auch<br />

gezeigt, dass Europa so schnell wie möglich<br />

daran arbeiten muss, seine Abhängigkeiten<br />

beim Bezug von gewissen Rohstoffen und essenziellen<br />

Gütern, wie Medikamenten, zu verringern,<br />

wenn wir weiterhin eigenständig und<br />

nicht fremdgesteuert agieren wollen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie sind seit vielen Jahren Unternehmer<br />

und Interessenvertreter. Wie würden Sie<br />

unsere Gegenwart beschreiben? Ist es eine besondere<br />

Zeit oder hat es zu jeder Zeit ähnliche<br />

Herausforderungen gegeben?<br />

Swarovski: Als Unternehmer ist man immer<br />

gefordert, egal ob die Zeiten von der<br />

Gesellschaft als ruhig oder herausfordernd<br />

wahrgenommen werden. Darüber hinaus waren<br />

die letzten Jahre sicher nicht einfach – die<br />

COVID-Pandemie und ihre Nachwehen, der<br />

Ukrainekrieg, Energiepreisschock, hohe Inflation<br />

usw. <strong>Das</strong> alles sind Herausforderungen,<br />

die aber am besten ohne Hektik, mit Ruhe<br />

und einem „kühlen Kopf “ bewältigt werden.<br />

Was unsere heutige Zeit aber auszeichnet, ist,<br />

dass das Leistungsdenken zunehmend durch<br />

ein Anspruchsdenken ersetzt wird. Bis zuletzt<br />

war es für die meisten Menschen in Österreich<br />

selbstverständlich, ihren Beitrag zur positiven<br />

Entwicklung des Landes, aber auch für das<br />

eigene Wohlergehen zu leisten. Heute wird es<br />

oft als Pflicht von ArbeitgeberInnen und dem<br />

Staat gesehen, für alle gleichermaßen einen relativ<br />

hohen Lebensstandard zu erhalten. Dieses<br />

Anspruchsdenken ist die Wurzel einer häufig<br />

nicht nachvollziehbaren Unzufriedenheit mit<br />

dem eigenen Job oder der eigenen Stellung<br />

in der Gesellschaft. Wir leben in einem der<br />

reichsten Länder der Welt und sind dennoch<br />

oft nicht zufrieden. Dabei dürfen wir nicht vergessen,<br />

dass unser Wohlstand einzig dem Fleiß,<br />

der Leistungs- und der Risikobereitschaft unserer<br />

Landsleute zu verdanken ist.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Es wurde bereits genug<br />

Geld planlos verteilt“<br />

Interview. Erwin Zangerl, Präsident der Arbeiterkammer Tirol, über die<br />

TIWAG-Klagen, die aktuellen Lohnverhandlungen, die Themen Wohnen und Pflege<br />

und das Versagen der Politik in einer Zeit multipler Krisen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben bereits zwei Klagen gegen<br />

die TIWAG eingebracht. Wie ist der Stand<br />

der Dinge und was ist das konkrete Ziel in<br />

Sachen Energiekosten?<br />

Erwin Zangerl: <strong>Das</strong> konkrete Ziel ist eine<br />

weitere Senkung der Energiepreise zu erreichen<br />

und dass die TIWAG zu mehr Transparenz<br />

verpflichtet wird. Diesbezüglich wurde<br />

am Bezirksgericht Innsbruck Mitte Oktober<br />

verhandelt und wir warten nun auf das schriftliche<br />

Urteil. Zwischenzeitlich haben wir zwei<br />

Anträge als Petitionen beim Land Tirol eingebracht.<br />

Darin geht es auch um eine Änderung<br />

der TIWAG-Satzung, um die TIWAG zu<br />

verpflichten, ihre KundInnen mit günstigem<br />

Strom zu versorgen. <strong>Das</strong>s sich die TIWAG<br />

zum rein gewinnorientierten Stromhändler<br />

entwickelt hat, der mit der heimischen<br />

Wasserkraft an der Börse enorme Gewinne<br />

schreibt, wurde im Zuge der Verhandlung<br />

auch bestätigt. Es ist interessant zu hören,<br />

dass die gesamte Stromproduktion der TI-<br />

WAG, drei Terrawattstunden, zur Gänze an<br />

der Börse gehandelt wird und dort durch<br />

Ver- und Rückkäufe aus drei Terrawattstunden<br />

14 Terrawattstunden gemacht werden.<br />

Interessant ist auch, dass der TIWAG-Storm<br />

auch innerhalb des Unternehmens zum Börsenpreis<br />

gehandelt wird. Was wir allerdings<br />

nicht erfahren haben ist, wie viel die TIWAG<br />

eine selbsterzeugte Megawattstunde kostet,<br />

das gilt als Geschäftsgeheimnis. Vermutlich<br />

aus gutem Grund.<br />

20<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Fotos: AK Tirol/Lair<br />

<strong>ECHO</strong>: Auch viele Unternehmen klagen<br />

über hohe Energiekosten. Erstreckt sich Ihre<br />

Kritik auch auf die Kosten für Unternehmen?<br />

Zangerl: Ich habe mehrfach öffentlich kritisiert,<br />

dass es nicht nur die Privatkunden,<br />

sondern natürlich auch die Unternehmen<br />

hart trifft, vor allem die klein- und mittelständischen<br />

Betriebe. Die Energiekosten wirken<br />

sich auf alle aus und treiben die Teuerung an.<br />

Aus diesem Grund setzen wir uns auch ein, dass<br />

die Energiepreise endlich sinken.<br />

<strong>ECHO</strong>: Ist die<br />

vom Bund beschlossene<br />

Übergewinnsteuer<br />

ein<br />

probates Mittel?<br />

Zangerl: Es ist eigentlich<br />

ein Mittel<br />

zweiter Wahl. Viel<br />

„Prinzipiell ist es bedenklich, dass<br />

man als Arbeiterkammer gegen<br />

ein Landesenergieunternehmen<br />

vor Gericht ziehen muss.“ <br />

<br />

besser wäre es gewesen, einen Energiepreisdeckel<br />

einzuführen oder zumindest spätestens<br />

nach Bekanntwerden der massiven Übergewinne<br />

die Unternehmen zu verpflichten, mit<br />

den Energiekosten drastisch nach unten zu gehen.<br />

Es ist in Wirklichkeit niemandem geholfen,<br />

wenn das Geld aus der Übergewinnsteuer in<br />

Energiegutscheine fließt, die wiederum nur die<br />

Inflation anheizen. Es wurde bereits genug Geld<br />

planlos verteilt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von der Landesregierung<br />

als Eigentümervertreter der TIWAG?<br />

Zangerl: Wir haben zwei Anträge als Petitionen<br />

beim Land Tirol eingebracht. Zum einen<br />

geht es darin um eine Änderung der TIWAG-<br />

Satzung, um die TIWAG zu verpflichten, ihre<br />

KundInnen mit günstigem Strom zu versorgen.<br />

Die TIWAG hat sich ja zum rein gewinnorientierten<br />

Stromhändler entwickelt, der mit der<br />

heimischen Wasserkraft an der Börse enorme<br />

Gewinne schreibt, während die TirolerInnen<br />

einen weit überhöhten Strompreis zahlen<br />

müssen. Zum anderen geht es um eine Tiroler<br />

Stromlösung, bei der die TIWAG auch den Gemeindewerken<br />

den Strom nicht zu überhöhten<br />

Marktpreisen anbieten soll. So kommen alle<br />

StromkundInnen in den Genuss geringerer<br />

Preise. Prinzipiell ist es aber bedenklich, dass<br />

man als Arbeiterkammer im Sinne der TirolerInnen<br />

gegen ein Landesenergieunternehmen<br />

vor Gericht ziehen muss. Da müsste man den<br />

Eigentümervertreter fragen, was er davon hält.<br />

Aber aufgrund der starren Haltung der TI-<br />

WAG-Führung blieb keine andere Wahl.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was sollen das Land Tirol und Energieversorger<br />

in Sachen erneuerbare Energien<br />

unternehmen?<br />

Erwin Zangerl<br />

Zangerl: Ich habe<br />

den Eindruck,<br />

dass Anspruch<br />

und Wirklichkeit<br />

bei der Energiewende<br />

weit auseinanderklaffen.<br />

Andererseits sind<br />

wir ein Wasserkraftland<br />

und schaffen es nicht, die heimische<br />

Bevölkerung in scheinbaren Krisenzeiten<br />

mit günstigem Strom<br />

zu versorgen. Wir setzen<br />

auf Photovoltaik,<br />

obwohl der Einzelne<br />

den Strom nicht einspeisen<br />

kann, weil die<br />

Netze erst ausgebaut<br />

werden müssen. Die<br />

sind für das Einspeisen<br />

von Privatstrom nicht<br />

ausgerichtet. Bei der<br />

Fernwärme hat man<br />

einen Markt, der völlig<br />

unreguliert ist. Deshalb<br />

ist Fernwärme auch bis<br />

zu 74 Prozent teurer<br />

geworden. <strong>Das</strong> zeigt<br />

schon, auf welchem<br />

Markt wir uns hier bewegen.<br />

Eines hat die<br />

Ukraine-Krise deutlich<br />

gezeigt: Wenn Grundbedürfnisse<br />

wie Energie<br />

dem freien Markt überlassen<br />

werden, wird die<br />

Bevölkerung die Kosten<br />

zu zahlen haben. Baustellen gibt es also genug.<br />

Was ich aber für rasch umsetzbar halte, wäre<br />

ein Kompetenzzentrum für Energieberufe, wo<br />

vom Monteur bis zum Netzwerktechniker alle<br />

für die Energiewende notwendigen Berufe<br />

ausgebildet werden. Denn ohne Fachpersonal<br />

ist es egal, was das Land für Pläne bei der Energiewende<br />

hat.<br />

<strong>ECHO</strong>: Manche Parteien und Vertreter der<br />

Wirtschaft fordern eine Senkung der Lohnnebenkosten.<br />

Sie haben sich dagegen ausgesprochen.<br />

Warum?<br />

Zangerl: Weil mich zuerst interessieren würde,<br />

was genau von den Lohnnebenkosten die<br />

Wirtschaft nicht mehr bezahlen will. Es ist<br />

immer leicht, eine Senkung zu fordern, aber<br />

sicher nicht zulasten der Beschäftigten. Die<br />

Lohnnebenkosten umfassen von der Krankenversicherung,<br />

der Unfalls- und Pensionsversicherung<br />

bis hin zum Beitrag zum Familienlastenausgleichfonds<br />

wichtige Beiträge,<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

21


TOP 500 | INTERVIEW<br />

deren Kürzung nur den finanziellen Spielraum<br />

der ArbeitnehmerInnen weiter verkleinern<br />

würde. In den letzten Jahren hat sich auch die<br />

Praxis eingeschlichen, dass die Dienstgeberbeiträge<br />

immer mehr auf die Allgemeinheit<br />

abgewälzt werden. Gerade der Familienlastenausgleichsfonds<br />

ist hier ein gutes Beispiel. Da<br />

wurden die Beiträge bis <strong>2023</strong> auf nur noch 3,7<br />

Prozent gesenkt. <strong>Das</strong>, was fehlt, wird nun durch<br />

Bundesmittel bezuschusst, sprich Steuern, die<br />

zum Großteil wiederum von den Beschäftigten<br />

kommen. <strong>Das</strong> ist mit Sicherheit nicht zielführend,<br />

dass eine Senkung der Lohnnebenkosten<br />

auf diese Weise finanziert wird.<br />

<strong>ECHO</strong>: Bei den Lohnverhandlungen werden<br />

von Arbeitnehmerseite zweistellige Erhöhungen<br />

gefordert. Die Arbeitgeber beklagen,<br />

dass die Konjunktur sich eintrübt und derart<br />

hohe Lohnerhöhungen den Standort schwächen<br />

würden. Was halten Sie für eine angemessene<br />

Erhöhung der Löhne und Gehälter?<br />

Zangerl: Ich sage ganz offen: Wäre ich Metaller,<br />

wäre ich mit einer Forderung von 15<br />

Prozent in die Verhandlungen gegangen. Es<br />

ist mittlerweile ja allgemein bekannt, dass die<br />

Beschäftigten in den letzten Jahren einen Reallohnverlust<br />

erlitten haben. Die Inflation ist auf<br />

jeden Fall in voller Höhe abzugelten. Und hier<br />

kann sich die Wirtschaft beim Bund bedanken,<br />

der kaum Maßnahmen gegen die steigende Inflation<br />

getroffen hat. Zumindest da waren wir<br />

wieder einmal ganz vorn. Ganz vorn sind wir<br />

in Österreich auch bei der enormen Steuerlast,<br />

die übrigens zum überwiegenden Teil von<br />

den rund vier Millionen ArbeitnehmerInnen<br />

getragen wird. Und diese Steuerlast ist wirklich<br />

standortgefährdend und nicht, dass Menschen<br />

ordentlich verdienen, damit sie sich ihr Leben<br />

leisten können. Und dass ständig signalisiert<br />

wird, es gebe eine Lohn-Preisspirale und dass<br />

die Lohnforderungen inflationssteigernd seien,<br />

zeigt, dass ein Teil der Wirtschaftsweisen und<br />

der PolitikerInnen das Problem noch immer<br />

nicht verstanden haben.<br />

Die Beschäftigten waren<br />

nicht für den massiven<br />

Inflationsschub in Österreich<br />

verantwortlich,<br />

werden jetzt aber dafür<br />

verantwortlich gemacht.<br />

Und ich sage es gern<br />

noch einmal: Wenn wir<br />

die Beschäftigten nicht ordentlich bezahlen,<br />

braucht sich niemand wundern, warum wir<br />

einen Arbeitskräftemangel haben oder warum<br />

nicht noch mehr Teilzeit gearbeitet wird,<br />

weil einem vom Verdienst nichts übrigbleibt.<br />

Bessere Bezahlung, geringere Steuerlast und<br />

nicht umgekehrt, dann klappt‘s auch mit dem<br />

Standort.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was halten Sie von der aktuellen Diskussion<br />

zum Thema Arbeitszeitverkürzung?<br />

Zangerl: Grundsätzlich halte ich eine Arbeitszeitverkürzung<br />

für positiv. Prinzipiell<br />

besteht für Unternehmen ja jetzt schon die<br />

Möglichkeit, kürzere Arbeitszeitmodelle umzusetzen.<br />

Die Diskussion kommt aber zu einer<br />

Unzeit, denn man kann die Realität nicht verleugnen.<br />

In Österreich fehlen bis zu 200.000<br />

Arbeitskräfte. Viele Branchen haben enorme<br />

Probleme, überhaupt Arbeitskräfte zu finden,<br />

nicht nur Fachkräfte. Auch für den öffentlichen<br />

Dienst wäre das eine nicht zu lösende<br />

Aufgabe. Es würde zudem zu einer enormen<br />

Arbeitszeitverdichtung mit enormem Druck<br />

kommen, denn die Arbeit muss in vier Tagen<br />

„ Wäre ich Metaller, wäre<br />

ich mit einer Forderung<br />

von 15 Prozent in die Verhandlungen<br />

gegangen.“<br />

erledigt werden. Es ist zu befürchten, dass bei<br />

einer Vier-Tage-Woche von Montag bis Donnerstag<br />

dann am Freitag Überstunden anfallen<br />

werden. Wie gesagt: Prinzipiell ja zu kürzeren<br />

Arbeitszeiten, aber in der momentanen Situation<br />

kein Thema.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Inflation ist in Österreich höher<br />

als in den meisten Ländern in Europa. Was ist<br />

hier schiefgelaufen und wie kann die Situation<br />

jetzt schnell verbessert werden?<br />

Zangerl: Für eine schnelle Verbesserung<br />

sehe ich da keine Chancen. Man hat einfach<br />

in den letzten eineinhalb Jahren die Situation<br />

komplett verschlafen. Die Teuerung hat ja<br />

schon vor der Ukraine-Krise Fahrt aufgenommen<br />

und wir haben bereits Ende 2021 davor<br />

gewarnt und unsere Vorschläge gemacht. Einfrieren<br />

der Mieten etwa, aber auch Einfrieren<br />

Erwin Zangerl<br />

der Energiepreise. Hier<br />

ist nichts passiert und es<br />

wurde zu lange zugewartet.<br />

Nach eineinhalb Jahren<br />

kam ein lächerlicher<br />

Mietpreisdeckel, der weit<br />

unter der Inflation lag<br />

bzw. liegt. <strong>Das</strong> Problem<br />

ist auch, dass man schon<br />

zu Corona-Zeiten unglaubliche Summen an<br />

Hilfsgeldern verteilt hat und dass diese Praxis<br />

fortgeführt wurde. Einmalzahlungen oder<br />

Energiegutscheine helfen aber niemandem,<br />

sondern befeuern nur die Inflation, das haben<br />

wir deutlich gesehen. Während andere europäischen<br />

Länder schnell reagiert haben, hat man<br />

in Österreich diskutiert und sich in Lagerwahlkämpfen<br />

aufgerieben. Keine Regulierung der<br />

Energiepreise, keine Deckelung der Mieten,<br />

keine Eingriffe bei den Banken, keine Senkung<br />

der Mehrwertsteuer bei Grundnahrungsmitteln<br />

und vieles mehr. Ich meine, was ist von<br />

einem Land zu halten, in dem die Diskonter<br />

jetzt selbst die Aussetzung der Mehrwertsteuer<br />

auf Grundnahrungsmittel fordern? Natürlich<br />

ist das eine Marketingaktion, die traurigerweise<br />

eines signalisiert: Die Politik hat hier völlig<br />

versagt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Soll es weitere Maßnahmen gegen<br />

die Teuerung geben? Wenn ja, welche?<br />

Zangerl: Es wäre viel geholfen, wenn man die<br />

oben genannten Maßnahmen erst einmal ordentlich<br />

umsetzen würde. Von weiteren Maß-<br />

22<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


FINANZBILDUNG<br />

durch die Oesterreichische Nationalbank<br />

Dauer:<br />

1 bis 2 Unterrichtseinheiten<br />

Zielgruppe:<br />

8. bis 13. Schulstufe<br />

sowie Berufsschulen<br />

Themen:<br />

Bargeld & Zahlungsverkehr,<br />

Preisstabilität, Umgang mit Geld<br />

Entgeltliche Information<br />

Im kostenlosen Finanzbildungsprogramm Euro-Aktiv<br />

werden gemeinsam mit den Schüler:innen aktuelle<br />

Themen rund ums Geld erarbeitet. Bei allen Fragestellungen<br />

können die Jugendlichen ihr Wissen und ihre<br />

­Erfahrungen einbringen. Die Workshops finden in der<br />

OeNB WEST in Innsbruck in Kombination mit einer<br />

Führung durch die Ausstellung „<strong>Das</strong> Geld“ statt. Sie<br />

können aber auch als Veranstaltung an der Schule<br />

gebucht werden.<br />

Anmeldung unter regionwest@oenb.at.<br />

Weitere Informationen unter www.eurologisch.at<br />

OESTERREICHISCHE NATIONALBANK<br />

EUROSYSTEM


TOP 500 | INTERVIEW<br />

nahmen kann man ja nur träumen.<br />

Aber ich habe das Gefühl,<br />

man lässt alles einfach laufen, nach<br />

dem Motto: Wird sich schon von<br />

selbst regeln. Doch dieses Vertrauen<br />

bzw. Sich-abhängig-Machen<br />

vom freien Markt hat uns in die<br />

Situation geführt, in der wir sind.<br />

Der politische Zugang „mehr privat,<br />

weniger Staat“ ist einfach kein<br />

Erfolgsrezept.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Maßnahmen<br />

wären notwendig, um die freien<br />

Mieten zu senken? Sehen Sie hier<br />

rechtliche Möglichkeiten?<br />

Zangerl: <strong>Das</strong> Problem ist dermaßen<br />

vielschichtig, dass es hier<br />

einen ganzen Rattenschwanz an<br />

Maßnahmen brauchen würde.<br />

<strong>Das</strong> reicht bis hinauf zur Zinspolitik<br />

der EZB. Viel mehr bauen ist<br />

zwar eine Möglichkeit, allerdings<br />

ist das aktuell bei den Bauträgern<br />

eher rückläufig. Die Kosten sind<br />

einfach zu hoch und die Rahmenbedingungen<br />

äußerst ungünstig. Fest steht, dass wir viel zu<br />

wenig leistbare Wohnungen haben und die<br />

Mieter immer stärker unter Druck geraten.<br />

Deshalb bräuchte es auch klare Regelungen<br />

bei Anlegerwohnungen oder Eingriffe bei den<br />

Grundstückspreisen. Es wird aber höchste Zeit,<br />

Druck aus dem überhitzten Markt zu nehmen.<br />

Wenn in Innsbruck ein Zimmer in einer WG<br />

bis zu 1.000 Euro kostet, dann werden wir bald<br />

Zelte für unsere Familien aufstellen können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Maßnahmen könnte die Tiroler<br />

Landesregierung ergreifen, um die Kosten<br />

für Wohnen zu senken?<br />

Zangerl: Wir haben der Landesregierung in<br />

den letzten Jahren mehrere Maßnahmenkataloge<br />

übermittelt, darunter natürlich auch zum<br />

Thema Wohnen. Dabei geht es um Themen<br />

wie die Erhöhung und Evaluierung der Mietzins-<br />

und Wohnbeihilfe, die Verpflichtung gemeinnütziger<br />

Bauvereinigungen zu höherem<br />

Eigenmitteleinsatz oder um eine Mietpreisbremse<br />

und das Einführen eines Mietpreisindex<br />

nach Schweizer Vorbild. Gerade bei den<br />

Bundesthemen braucht es den Druck aus den<br />

Ländern, wie bei der Mietpreisbremse nach<br />

Schweizer Vorbild. <strong>Das</strong> würde Sinn machen<br />

und nicht ein halbherziger Mietpreisdeckel,<br />

der nicht einmal in die Nähe der derzeitigen<br />

Inflation kommt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Vor allem bei der ÖVP häufen sich<br />

die Aussagen, dass man beim Klimawandel<br />

vermehrt auf technische Innovationen achten<br />

soll. Wo stehen Sie in diesem Diskurs?<br />

Zangerl: Wir leben mittlerweile in einer Welt<br />

der multiplen Krisen, die sich gegenseitig beeinflussen.<br />

Man kann dieses Problem nicht mehr<br />

isoliert nur für ein Land oder eine Region betrachten,<br />

das gilt auch in puncto Innovation.<br />

Natürlich werden technische Neuerungen<br />

notwendig sein, aber wir sehen ja jetzt schon,<br />

wie schwierig es etwa im Bereich der Energie<br />

ist, diese Neuerungen umzusetzen, geschweige<br />

denn umfassende Lösungen zu finden. Und<br />

dabei ist gerade das Thema Energie so entscheidend.<br />

Die Zeitpläne, die von den Regierungen<br />

aufgestellt werden, um die Klimakrise zu bekämpfen,<br />

sind einfach unrealistisch, weil in dieser<br />

kurzen Zeit nicht die nötige saubere Energie<br />

bereitgestellt werden kann, die für eine umfassende<br />

Energiewende notwendig ist. Man kann<br />

natürlich, wie Deutschland, aus der Atomkraft<br />

aussteigen. Ob es sinnvoll ist, dann Atomstrom<br />

aus Frankreich oder Kohle aus Südafrika zu<br />

beziehen, steht auf einem anderen<br />

Blatt. Es bräuchte hier eine gesamteuropäische<br />

Strategie, ein gesamteuropäisches<br />

Innovationszentrum<br />

sozusagen, wo dann wirklich Innovationen<br />

herauskommen, die die<br />

Menschen nicht zusätzlich belasten,<br />

sondern entlasten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Tirol Kliniken müssen<br />

rund 200 Betten aufgrund von<br />

Personalmangel sperren. Ist die<br />

Krise hausgemacht? Von wem?<br />

Welche Lösungen sehen Sie?<br />

Zangerl: Wir haben immer davor<br />

gewarnt, dass das Personal ausbrennt,<br />

dass die Bezahlung nicht<br />

adäquat ist, dass die Arbeitszeiten<br />

zu unflexibel sind oder dass die<br />

Wertschätzung fehlt. Durch Corona<br />

wurde deutlich, dass diese<br />

Einschätzung absolut richtig war.<br />

Jetzt steht die Pflege am Rand des<br />

Abgrunds und wir werden uns damit<br />

anfreunden müssen, dass wir<br />

nicht mehr die medizinische Versorgung haben<br />

werden, die wir gewohnt waren. Wir haben auf<br />

allen Ebenen einen Notstand, weil kein Geld<br />

in die Hand genommen wird. Bei den Tirol<br />

Kliniken gibt es einen gesetzlichen Lohn ohne<br />

Möglichkeit der Überzahlung. <strong>Das</strong>s hier<br />

MitarbeiterInnen abwandern oder schwer zu<br />

finden sind, ist doch logisch. Ich warne die EntscheidungsträgerInnen<br />

eindringlich davor, dass<br />

die TirolerInnen unter dieser Situation leiden<br />

werden, und zwar buchstäblich. Deshalb muss<br />

das Gehaltssystem endlich an die realen Gegebenheiten<br />

angepasst werden. Die Ausbildung<br />

muss in allen Bereichen forciert werden. Und<br />

auch hier muss die finanzielle Entschädigung<br />

passen. Man muss nur endlich auf die ganz<br />

realistischen Forderungen des Pflegepersonals<br />

und der Auszubildenden eingehen, und zwar<br />

ohne Wenn und Aber. Wo die Probleme liegen,<br />

ist allgemein bekannt. Mich stört, dass der Wert<br />

Pflege einfach nicht honoriert wird, dass man<br />

sehenden Auges in diese Krise gelaufen ist und<br />

sogar jetzt, nach Corona, nicht schnell zu einer<br />

Lösung kommt. Die Pflege ist so gesehen eine<br />

der hausgemachtesten Krisen, die wir haben.<br />

Und sie wird die Krise sein, die gefährlicher als<br />

Corona werden könnte, wird hier nicht gegengesteuert.<br />


UNSERE<br />

LANDES<br />

BANK<br />

hypotirol.com


TOP 500 | INTERVIEWS


Veränderungen und<br />

Herausforderungen<br />

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Multiple Krisen, Konjunktureinbruch,<br />

junge Führungskräfte und Generationenkonflikte sowie ein<br />

Riese namens künstliche Intelligenz. Wir haben zahlreiche<br />

VertreterInnen der Tiroler Wirtschaft zu aktuellen Themen befragt.<br />

Wie unterscheiden sich junge MiterbeiterInnen und Führungskräfte von ihren VorgängerInnen?<br />

Welche Konjunkturerwartungen haben die heimischen Unternehmen? Welche Auswirkungen<br />

haben Anwendungen der künstlichen Intelligenz auf die heimische Wirtschaft? Diese und viele andere<br />

Fragen haben wir zahlreichen Führungskräften der Tiroler Wirtschaft gestellt. Die Antworten sind mannigfaltig<br />

wie die Unternehmen selbst. Die Konjunkturerwartungen hingegen sind durchgehend herausfordernd<br />

bis negativ.<br />

Trotz schwacher Konjunkturaussichten sind gute Leute nach wie vor gefragt. Junge Führungskräfte sehen<br />

wenig Konfliktpotential zwischen den Generationen, auch wenn sich die Werte deutlich geändert haben.<br />

Ganz besonders spannend ist, dass KI-Anwendungen längst in den heimischen Betrieben angekommen<br />

sind. Den Zugang zur mächtigen künstlichen Intelligenz bringt ein Zitat des Phyikers Stephen Hawking<br />

auf den Punkt:<br />

„KI ist wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste,<br />

was der Menschheit passieren kann.“<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN 2011<br />

27


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Martin Mühlbacher, VP Operations Jenbacher<br />

& Standortleiter INNIO in Jenbach.<br />

„Gemeinsam Ziele verfolgen und einen offenen,<br />

konstruktiven Austausch in möglichst<br />

diversen Teams“<br />

Thema: Junge Führungskräfte<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />

Martin Mühlbacher: Wir erleben die junge<br />

Generation in unserem Unternehmen als<br />

sehr wissbegierig, selbstbewusst und engagiert.<br />

Die jungen Leute stellen häufig Dinge<br />

infrage – und das ist eine wichtige Basis für<br />

Innovation. Viele von ihnen legen besonderen<br />

Wert auf selbstständiges Arbeiten. Auch<br />

dieses Mitdenken und Sich-Einbringen ist<br />

entscheidend für unseren Unternehmenserfolg.<br />

Flexibilität spielt sicher auch eine größere<br />

Rolle als früher. Gleichzeitig bewegen sich<br />

die jetzt in den Arbeitsmarkt eintretenden<br />

„Digital Natives“ versiert durch digitale<br />

Lösungen und bringen sich gern und ganz<br />

selbstverständlich in internationale Teams<br />

ein.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />

in Ihrem Unternehmen besonders<br />

wichtig?<br />

Mühlbacher: Wir beobachten in letzter<br />

Zeit einen tiefergehenden Wertewandel. So<br />

haben Nachhaltigkeit und eine sinnstiftende<br />

Tätigkeit bei unseren jüngeren ArbeitnehmerInnen<br />

einen viel höheren Stellenwert als<br />

in der Generation davor. Gleichzeitig legen<br />

sie auch großen Wert auf Feedback und die<br />

Möglichkeit zu fachlicher und persönlicher<br />

Weiterentwicklung. Zudem haben mit der<br />

Corona-Pandemie auch Arbeitsplatzsicherheit<br />

und flexibles Arbeiten – räumlich und<br />

zeitlich – an Bedeutung gewonnen. Und<br />

schließlich sind gelebte Diversität, Fairness<br />

und Authentizität klar kommunizierte Ansprüche<br />

dieser Generation.<br />

<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen Konflikte<br />

zwischen den Generationen? (Wie lösen<br />

Sie diese?)<br />

Mühlbacher: Wir nehmen keine Konflikte<br />

zwischen den unterschiedlichen Jenbacher-<br />

Generationen wahr. Im Gegenteil, wir leben<br />

ganz bewusst das große Potenzial von Diversität<br />

und forcieren deshalb auch ein generationenübergreifendes<br />

Voneinander-Lernen.<br />

Konkret unterstützen z. B. unsere jüngeren<br />

ArbeitnehmerInnen ihre älteren KollegInnen<br />

beim Umgang mit digitalen Veränderungen.<br />

Und diese wiederum können aufgrund ihrer<br />

reichen praktischen Erfahrung Situationen<br />

oft besser einschätzen. Durch gezielten Wissensaustausch<br />

und Mentoring schaffen wir<br />

es, Wissen nachhaltig zu nutzen und weiterzugeben<br />

– und davon profitieren wir als<br />

Jenbacher-Team.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der Mitarbeiterführung<br />

besonders wichtig?<br />

Mühlbacher: Leitmotiv unserer Führungskultur<br />

ist das MITEINANDER – gemeinsam<br />

Ziele verfolgen und einen offenen, konstruktiven<br />

Austausch in möglichst diversen<br />

Teams. Damit schaffen wir nicht nur eine angenehme<br />

Arbeitsatmosphäre, sondern auch<br />

die stabile Basis, um die besten – also innovativsten<br />

und nachhaltigsten – Lösungen für<br />

unsere KundInnen zu entwickeln. Aufgabe<br />

jeder Führungskraft ist es deshalb, die Stärken<br />

der einzelnen MitarbeiterInnen zu erkennen<br />

und diese entsprechend zu fördern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-<br />

Konzepten auseinander?<br />

Mühlbacher: Die Digitalisierung und die<br />

damit verbundenen Möglichkeiten sind sehr<br />

schnell gewachsen, und wir haben bald erkannt,<br />

dass New Work die Zukunft ist. So richtig<br />

in unserem Arbeitsalltag umgesetzt haben<br />

wir dieses neue Konzept dann mit Beginn der<br />

Corona-Pandemie. Dabei bieten wir z. B. unseren<br />

BüromitarbeiterInnen die Möglichkeit,<br />

50 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice<br />

zu verbringen. Da wir als global ausgerichtetes<br />

Unternehmen an allen unseren Standorten<br />

mit internationalen Teams arbeiten und mit<br />

KollegInnen in aller Welt kommunizieren,<br />

geht dies mit keinerlei Einschränkungen einher.<br />

Dabei scheint eine Kombination von Homeoffice<br />

und Anwesenheit im Büro für alle<br />

ideal zu sein. Gern genutzt wird auch unser<br />

Foto: Innio<br />

28 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


umfassendes Angebot an Schulungen, z. B.<br />

im Bereich Resilience und Stressbewältigung.<br />

Und flexible Arbeitszeiten bieten wir sowieso<br />

schon seit sehr vielen Jahren an.<br />

HOCHBAU / INNENARCHITEKTUR FÜR<br />

HOTELLERIE & GASTRONOMIE / GROSSKÜCHEN<br />

KÄLTE- & KLIMATECHNIK / ARCHITEKTUR &<br />

HANDWERK – ALLES AUS EINER HAND<br />

Thema:<br />

Künstliche<br />

Intelligenz<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche<br />

Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in<br />

den unternehmerischen<br />

Alltag finden. Inwieweit spielt KI in<br />

Ihrem Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />

Mühlbacher: Als Innovationsführer setzen<br />

wir KI schon seit Langem erfolgreich in unseren<br />

nachhaltigen Energielösungen ein. Damit<br />

ermöglichen wir unseren KundInnen – (kommunale)<br />

Energieversorger, Industrie- und landwirtschaftliche<br />

Betriebe – eine optimale Nutzung<br />

ihre Energieerzeugungsanlagen. Bereits<br />

mehr als 12.000 Jenbacher-Motoren in rund<br />

100 Ländern sind mit unserer KI-gestützten<br />

digitalen Plattform myPlant verbunden. Dies<br />

unterstützt die Anlagenbetreiber dabei, die Resilienz<br />

und Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke<br />

zu steigern und gleichzeitig die CO 2<br />

-Emissionen<br />

zu reduzieren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />

Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />

zu verbessern?<br />

Mühlbacher: Wir stellen KI in den Dienst<br />

unserer KundInnen und leben mit unserem<br />

laufend erweiterten INNIO360 Energy Lab<br />

in Jenbach vor, wie sich eine sichere und<br />

grüne Energieversorgung an einem Industriestandort<br />

realisieren lässt. Herzstück des<br />

intelligenten Microgrids ist unser selbstentwickeltes<br />

Energiemanagementsystem, das<br />

alle Energieströme und Bedarfe im Werk<br />

erfasst und diese nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

steuert. Künstliche Intelligenz<br />

nutzen wir in unserer flexiblen Energiemanagement-Lösung<br />

z. B. für Strompreis- und<br />

Wetterprognosen und ermöglichen es unseren<br />

KundInnen damit, genau dann Strom<br />

zu erzeugen, wenn die Vergütung besonders<br />

hoch ist. Neben der optimierten Vermarktung<br />

unterstützt KI z. B. auch die Vorhersage<br />

von Serviceeinsätzen und einen optimalen<br />

Anlagenbetrieb.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Die Integration von KI in die Arbeitswelt wirft<br />

ethische Fragen und Herausforderungen auf.“<br />

Thema: Junge<br />

Führungskräfte<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen<br />

bei der Mitarbeiterführung<br />

besonders wichtig?<br />

Fabian Peter Kolozs:<br />

Insgesamt ist mir<br />

bei der Mitarbeiterführung wichtig, dass sie<br />

flexibel und anpassungsfähig ist. Es geht darum,<br />

die richtige Balance zwischen Führung<br />

und Autonomie zu finden, abhängig von den<br />

individuellen Stärken und Schwächen der<br />

MitarbeiterInnen und den Anforderungen<br />

der jeweiligen Situation. So kann man das<br />

volle Potenzial der MitarbeiterInnen entfalten<br />

und gleichzeitig die Effektivität und Effizienz<br />

des Unternehmens gewährleisten. Die Bandbreite<br />

reicht dabei von deklarativer Führung<br />

bis hin zu partizipativer Führung, wobei die<br />

Entscheidungsbefugnis zwischen Führungskraft<br />

und MitarbeiterIn variiert.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie sind eine junge Führungskraft.<br />

Teilen Sie die Werte Ihrer jungen MitarbeiterInnen?<br />

Kolozs: Als junge Führungskraft ist es möglich,<br />

dass ich nicht alle Werte meiner jungen<br />

MitarbeiterInnen vollständig teile, da die<br />

Wertvorstellungen und Ansichten von Person<br />

zu Person variieren können. Dennoch<br />

ist es wichtig, ein Verständnis für die unterschiedlichen<br />

Werte und Perspektiven meiner<br />

MitarbeiterInnen zu entwickeln und diese zu<br />

respektieren. Als Führungskraft ist es meine<br />

Aufgabe, eine offene Kommunikation zu fördern,<br />

in der verschiedene Ansichten respektiert<br />

werden. <strong>Das</strong> bedeutet nicht, dass ich<br />

meine eigenen Werte aufgeben muss, sondern<br />

vielmehr, dass ich in der Lage bin, eine<br />

Brücke zwischen meinen eigenen Überzeugungen<br />

und den Werten meiner MitarbeiterInnen<br />

zu schlagen. Es ist wichtig zu betonen,<br />

dass eine effektive Führung nicht unbedingt<br />

erfordert, dass Führungskräfte die Werte ihrer<br />

MitarbeiterInnen vollständig teilen. Es erfordert<br />

jedoch Empathie, Kommunikationsfähigkeiten<br />

und die Fähigkeit, Unterschiede zu<br />

Fabian Peter Kolozs, Geschäftsführer Hörtnagl.<br />

respektieren, um erfolgreich zusammenzuarbeiten<br />

und gemeinsame Ziele zu erreichen.<br />

Thema: Künstliche Intelligenz<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen Alltag<br />

finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />

bereits jetzt eine Rolle?<br />

Kolozs: Wir stehen noch am Anfang unserer<br />

Reise, wenn es darum geht, KI in unseren<br />

operativen Prozessen und Geschäftsstrategien<br />

einzusetzen. Dies liegt daran, dass die Integration<br />

von KI sorgfältige Planung und Ressourcen<br />

erfordert, um sicherzustellen, dass sie effektiv<br />

und auf ethisch verantwortliche Weise<br />

eingesetzt wird. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten,<br />

wie KI unsere Arbeit in verschiedenen<br />

Abteilungen optimieren kann, sei es in der<br />

Datenanalyse, Prozessautomatisierung oder<br />

bei Dienstleistungen. Dabei legen wir großen<br />

Wert auf die Gewährleistung der Datensicherheit<br />

und die Einhaltung der geltenden<br />

Datenschutzbestimmungen. Insgesamt betrachten<br />

wir KI als eine vielversprechende<br />

Technologie, die das Potenzial hat, unsere Effizienz<br />

zu steigern, bessere Einblicke zu liefern<br />

und die Kundenzufriedenheit zu verbessern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche ethischen Fragen und Herausforderungen<br />

ergeben sich aus der Integration<br />

von KI in die Arbeitswelt?<br />

Kolozs: Die Integration von KI in die Arbeitswelt<br />

wirft ethische Fragen und Herausforderungen<br />

auf, darunter Arbeitsplatzverluste,<br />

Diskriminierung, Datenschutz, Abhängigkeit<br />

von KI, Ethik in der KI-Entwicklung,<br />

Mensch-Maschine-Kollaboration, Weiterbildung<br />

und Ethik in der Entscheidungsfindung.<br />

Diese Fragen erfordern breite Diskussionen<br />

und Zusammenarbeit, um ethische Richtlinien<br />

und Standards für den Einsatz von KI in<br />

der Arbeitswelt zu etablieren.<br />

Thema: Konjunktur<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />

Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />

im heurigen Jahr?<br />

Kolozs: Wir sind mit den Absatzzahlen in<br />

unserem Unternehmen im laufenden Jahr<br />

zufrieden. Allerdings müssen wir auch ehr-<br />

30 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


PERFEKTE<br />

LAGE.<br />

PERFEKTER<br />

BLICK.<br />

FORWARD.CC<br />

lich feststellen, dass wir aufgrund<br />

der aktuellen Rohstoffsituation<br />

und anderer Herausforderungen<br />

ein angespanntes wirtschaftliches<br />

Jahr haben. Die steigenden Kosten<br />

und die begrenzte Verfügbarkeit<br />

von Rohstoffen stellen in<br />

diesem Jahr eine besondere Herausforderung<br />

dar, die wir aktiv<br />

angehen, um unsere wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu verbessern.<br />

Angesichts dieser Unsicherheiten<br />

ist es von großer Bedeutung, dass<br />

wir als Leitbetrieb in Tirol nicht<br />

nur auf unsere aktuellen Erfolge<br />

schauen, sondern auch vorausschauend<br />

handeln. In diesem<br />

Sinne haben wir auch einige gezielte<br />

Umstrukturierungen im<br />

Unternehmen vorgenommen,<br />

um den aktuellen Herausforderungen<br />

noch effektiver entgegenzuwirken.<br />

Diese Anpassungen<br />

sollen sicherstellen, dass wir flexibel<br />

und widerstandsfähig bleiben<br />

und unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit<br />

stärken, ohne<br />

dabei unsere hohen Standards in<br />

Bezug auf Qualität und Service<br />

zu vernachlässigen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen<br />

sehen Sie auf Ihr Unternehmen<br />

zukommen? Insgesamt<br />

und speziell für Ihre Branche<br />

(Zinsentwicklung, Energie, Teuerung<br />

etc.)?<br />

Kolozs: Die Entwicklung der<br />

Zinsen, steigende Energiekosten<br />

und die allgemeine Teuerung<br />

sind Faktoren, die unsere finanzielle<br />

Planung und Produktionskosten<br />

beeinflussen können. Die<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

nehmen zu, und wir müssen sicherstellen,<br />

dass unsere Prozesse<br />

und Produkte diesen Anforderungen<br />

gerecht werden. Die<br />

Marktvolatilität und der anhaltende<br />

Wettbewerb in unserer<br />

Branche erfordern kontinuierliche<br />

Anpassungen und Innovationen.<br />

Unser Ziel ist es, diesen<br />

Herausforderungen proaktiv zu<br />

begegnen, unsere Effizienz zu<br />

steigern und unsere langfristige<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.<br />

Unsere enge Partnerschaft<br />

mit den Tiroler Bauern ist ein<br />

wesentlicher Bestandteil unseres<br />

Erfolgs. Wir beziehen das, was<br />

möglich ist, aus regionaler Produktion,<br />

was nicht nur die Qualität<br />

unserer Produkte sicherstellt,<br />

sondern auch zur Förderung der<br />

lokalen Landwirtschaft beiträgt.<br />

Wir sind entschlossen, diese Zusammenarbeit<br />

mit den Tiroler<br />

Bauern in Zukunft noch weiter<br />

zu intensivieren. Durch eine noch<br />

engere Zusammenarbeit wollen<br />

wir die Qualität unserer Rohstoffe<br />

und Zutaten weiter steigern.<br />

Diese langfristige Partnerschaft<br />

ist nicht nur ein Beitrag zur<br />

regionalen Wirtschaft, sondern<br />

auch ein Versprechen an unsere<br />

Kunden, hochwertige Produkte<br />

zu liefern, auf die sie sich verlassen<br />

können.


„Mit Obstkorb und gutem Kaffee bindet<br />

man keine jungen Fachkräfte mehr.“<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />

in Ihrem Unternehmen besonders<br />

wichtig?<br />

Alexander Wolf: Unsere MitarbeiterInnen<br />

wollen einen Sinn in der Tätigkeit erkennen,<br />

schätzen flexible Arbeitszeiten und die Verwendung<br />

von innovativen Technologien.<br />

<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-Konzepten<br />

auseinander? Wenn ja, inwiefern wirkt<br />

sich das auf Produktivität und Zufriedenheit<br />

der Mitarbeiter aus?<br />

Wolf: Mit Obstkorb und gutem Kaffee<br />

bindet man keine jungen Fachkräfte mehr.<br />

Unsere New-Work-Initiativen haben wir gemeinsam<br />

mit unseren MitarbeiterInnen entwickelt,<br />

prototypisch evaluiert, umgesetzt und<br />

jetzt gemonitort – ganz so wie wir es aus der<br />

Softwareentwicklung kennen. Damit können<br />

wir uns auf Maßnahmen konzentrieren, die<br />

wirklich motivieren, gleichzeitig aber auch<br />

wirtschaftlich sind.<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen Alltag<br />

finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />

bereits jetzt eine Rolle?<br />

Wolf: Als Softwareunternehmen steigern wir<br />

unsere Produktivität, indem wir Programmcode<br />

für Problemstellungen von der KI erzeugen<br />

lassen, statt jede Funktion manuell<br />

auszuprogrammieren. Neben der Codegenerierung<br />

nutzen wir KI-Funktionen auch<br />

in konkreten Anwendungen. Beispielsweise<br />

helfen wir großen Unternehmen dabei, dass<br />

MitarbeiterInnen im Kundenservice durch<br />

KI-Unterstützung schneller Anfragen beantworten<br />

können, was zu einen höheren Kundenzufriedenheit<br />

führt. Im Medizinbereich<br />

möchten wir die KI nutzen, um die Befundung<br />

zu unterstützen oder Krankheiten früh<br />

zu erkennen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />

Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />

von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />

diese angegangen?<br />

Wolf: Bei der Verwendung von KI-generiertem<br />

Programmcode ist die Quelle nicht<br />

mehr ersichtlich, welche die KI verwendet<br />

hat. <strong>Das</strong> kann dazu führen, dass man urheberrechtlich<br />

geschützte Codeteile in seine eigene<br />

Software holt. Zudem werden an die KI übermittelte<br />

Informationen unter Umständen als<br />

Trainingsdaten genutzt, meist auch außerhalb<br />

der EU. Wir erarbeiten gerade eine Unterneh-<br />

Alexander Wolf, Technischer<br />

Geschäftsführer, World Direct<br />

mensleitlinie, die definiert, welche Tools von<br />

unseren MitarbeiterInnen genutzt werden<br />

können und in welchem Umfang.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />

Sie auf Ihr Unternehmen zukommen?<br />

Wolf: Seit Jahren beobachten wir, dass wirtschaftliche<br />

Herausforderungen bei unseren<br />

Kunden erst mit einer gewissen Verzögerung<br />

bei uns spürbar werden. Müssen Unternehmen<br />

Kosten sparen, werden IT-Projekte<br />

manchmal verzögert gestartet oder auf Eis<br />

gelegt. Andererseits ergreifen viele Unternehmen<br />

speziell in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten die Chance, durch Automatisierungsund<br />

Digitalisierungslösungen Kosten zu senken,<br />

und investieren. Dabei unterstützen wir<br />

natürlich gerne.


am gipfel der<br />

kommunikation<br />

Ob beim Seminar oder gemeinsam im Team<br />

am Berg, in St. Anton am Arlberg erleben<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Flexibel & Neues denken<br />

Interview. Die CURA Beauty Labels Geschäftsführer Hannes Kohl und Clemens Kohl im<br />

Interview über die Notwendigkeit einer neuen Führung für eine neue<br />

Generation von MitarbeiterInnen, deren Basis Vertrauen und Eigenständigkeit ist.<br />

<strong>ECHO</strong>: Den Generationen x, y und z wird<br />

nachgesagt, weniger arbeiten zu wollen und<br />

die Freiheit hochzuhalten. Sie hätten ein anderes<br />

Verständnis von Karriere und andere<br />

Werte. Wie erleben Sie diese Generationen?<br />

Hannes Kohl: Ich empfinde unsere jungen<br />

MitarbeiterInnen bereits als andere<br />

Generation als mich selbst. Natürlich merken<br />

wir Veränderungen. Doch der Arbeitsmarkt<br />

ist, wie er ist, da hilft kein Jammern<br />

oder Schimpfen, man muss sich anpassen.<br />

Wenn es jemandem gelingt, mit den „alten“<br />

Stilmitteln die richtigen Arbeitskräfte für<br />

sein Unternehmen zu finden, ist das toll.<br />

Doch Fakt ist, der Arbeitsmarkt ändert sich,<br />

ArbeitnehmerInnen sind sich heute mehr<br />

wert bzw. haben veränderte Ansprüche.<br />

Mir gefällt es gut, wenn MitarbeiterInnen<br />

eine bessere Position im Machtgefüge eines<br />

Unternehmens einnehmen, als das früher<br />

der Fall war. Es ist unser Grundbedürfnis<br />

und ein ständiger Versuch, die Interessen<br />

des Unternehmens mit den Interessen der<br />

MitarbeiterInnen in Einklang zu bringen.<br />

Man muss genau analysieren, welche Maßnahmen<br />

sinnvoll sind und wie die Interessen<br />

des Unternehmens dennoch gewahrt<br />

bleiben. Man muss sehr flexibel denken<br />

und bereit sein, viele neue Dinge auszuprobieren,<br />

nicht nur, wenn einen Corona dazu<br />

zwingt, sondern darüber hinaus. Für mich<br />

ist es nachvollziehbar, dass junge Menschen<br />

nicht mit 25 in einen Beruf einsteigen und<br />

denselben mit 65 verlassen möchten, sondern<br />

dass sie etwas erleben wollen, z. B. zwischendurch<br />

ein Jahr Sabbatical machen wollen.<br />

<strong>Das</strong>s dies heute ohne schwerwiegenden<br />

Knick im Lebenslauf machbar ist, finde ich<br />

sehr gut. In der CURA bemühen wir uns, unseren<br />

High Potentials zu ermöglichen, nach<br />

solchen Phasen wieder in die CURA zurückzufinden,<br />

also nicht kündigen zu müssen, um<br />

Clemens Kohl und Hannes Kohl.<br />

sich diese und andere Lebensträume zu erfüllen.<br />

Wir möchten unsere MitarbeiterInnen in<br />

die Ziele des Unternehmens einbinden. Dazu<br />

streben wir ein tiefgehendes Vertrauensverhältnis<br />

an. Themen wie Kontrolle im Homeoffice<br />

verlieren so an Relevanz. Es ist aber ein<br />

anstrengender und langer Weg dorthin, dieses<br />

Vertrauensverhältnis aufzubauen.<br />

Clemens Kohl: Früher stand die Arbeit<br />

für viele Menschen im absoluten<br />

Zentrum des Lebens, der Rest wurde<br />

außenrum geplant. Heute definieren sich<br />

die Menschen nicht mehr so stark über<br />

ihre Arbeit, sondern über Freizeit, Hobbys,<br />

Familie etc. <strong>Das</strong> ist legitim. Irrelevant<br />

ist, wie wir persönlich das finden, als Unternehmen<br />

müssen wir damit umgehen<br />

können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Teilen Sie als junge Führungskräfte<br />

diese neuen Werte?<br />

Clemens Kohl: Grundsätzlich kann ich<br />

den Wunsch nach mehr Freizeit und einer<br />

besseren Vereinbarkeit zwischen Beruf und<br />

Privatleben gut nachvollziehen. Auch ich<br />

möchte neben meinem Beruf ein erfülltes<br />

Privatleben führen. Aus meiner Sicht ist<br />

der Ausgleich zur Arbeit auch ein wichtiger<br />

Faktor, um sich zu regenerieren und die<br />

Produktivität im Job dauerhaft zu erhalten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie definieren Sie gute Mitarbeiterführung?<br />

Hannes Kohl: Meiner Erfahrung nach<br />

fördert ein kooperativer Führungsstil, also<br />

die Miteinbeziehung der Mitarbeiter in<br />

Entscheidungen sowie die Zusammenarbeit<br />

auf Augenhöhe, die Motivation immens<br />

und führt zu besseren Ergebnissen.<br />

Dazu muss man aber in der Lage sein, die<br />

absolute Kontrolle abzugeben und den<br />

MitarbeiterInnen zutrauen, selbst gute<br />

Entscheidungen treffen zu können.<br />

Clemens Kohl: Wir haben Glück, weil<br />

diese Werte immer schon Kern unserer<br />

Unternehmens-DNA waren. Es war immer<br />

schon unser Ziel, dass MitarbeiterInnen nicht<br />

nur hier arbeiten, weil sie müssen, um ihr Gehalt<br />

zu verdienen, sondern weil sie sich hier<br />

wohlfühlen, hier gerne Zeit verbringen, sich<br />

Fotos: Vandory<br />

34<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


hier selbst verwirklichen und Unternehmensprozesse<br />

mitgestalten können. Unsere MitarbeiterInnen<br />

genießen einen anderen Stellenwert<br />

als in vielen anderen Unternehmen. Wir<br />

muten ihnen sehr viel Verantwortung zu und<br />

trauen ihnen sehr viel zu. <strong>Das</strong> wird wertgeschätzt,<br />

die Botschaft kommt an. Dieses Vertrauen<br />

wird belohnt, unsere MitarbeiterInnen<br />

leisten wirklich sehr gute Arbeit.<br />

<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen Konflikte<br />

zwischen den Generationen?<br />

Hannes Kohl: Konflikte entstehen immer,<br />

auch zwischen den Generationen, durch verschiedene<br />

Arbeitsweisen und Einstellungen.<br />

Es ist schon so, dass eine Führungskraft vielleicht<br />

nicht nachvollziehen kann, warum die<br />

erste Frage eines Mitarbeiters zu einem Teamevent<br />

ist, ob das denn zur Arbeitszeit zählt. Da<br />

muss man dann gut vermitteln. Wir wollen<br />

uns ja nicht nur der jungen Generation verpflichten,<br />

sondern jeder Mitarbeiter jeder Generation<br />

ist gleich wertvoll. Wir müssen also<br />

darauf achten, dass sich alle wohlfühlen und<br />

gerne hier arbeiten.<br />

Clemens Kohl: Mitunter fallen die Interessen<br />

auseinander. <strong>Das</strong> gilt für beide Seiten.<br />

Jede Seite muss die Interessen der anderen<br />

berücksichtigen. Der Arbeitgeber darf sich<br />

nicht beklagen über die Einstellungen der<br />

Arbeitnehmer. Wenn sich die gewandelt hat,<br />

ist das zu akzeptieren. Und zugleich muss sich<br />

natürlich ein Arbeitnehmer damit abfinden,<br />

dass ein Arbeitgeber gewisse Anforderungen<br />

stellt, die der Arbeitnehmer erfüllen muss,<br />

dass ein gewisser Einsatz für das Unternehmen<br />

verlangt wird. <strong>Das</strong> ist das Spannungsfeld,<br />

in dem wir täglich arbeiten. Einen Bruch, jung<br />

gegen alt, den gibt es aber nicht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie fördern Sie Austausch und Zusammenarbeit<br />

in der CURA?<br />

Clemens Kohl: Unsere Kantine ist ein<br />

Treffpunkt und Ort des Austauschs für alle<br />

MitarbeiterInnen aus den unterschiedlichen<br />

Abteilungen. Zusätzlich haben wir verschiedene<br />

Fixtermine zwischen den Abteilungen,<br />

im Rahmen derer sich die MitarbeiterInnen<br />

auch über Probleme abseits des Tagesgeschäfts<br />

austauschen können.<br />

Interview: Amata Steinlechner<br />

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einer ausgewogenen Säure-Tannin-Balance. Ein Chianti mit Nerv<br />

und Charakter der sich im Abgang angenehm frisch mit Mineralität<br />

und Lebendigkeit präsentiert.<br />

CHIANTI CLASSICO RISERVA AGOSTINO PETRI 2020 DOCG<br />

Eine perfekte Kombination aus Tradition und Innovation besticht<br />

durch die rubinrote Farbe und reifer Frucht mit Aromen von dunklen<br />

Kirschen. Ein komplexer und ausgewogener Chianti, der bereits die<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

„In Österreich wird der Faktor Arbeit sehr stark durch Steuern belastet.“<br />

Gabriele Pozzetti, Artifi cial Intelligence & Data<br />

Science Manager bei der Plansee Group.<br />

Thema: Künstliche Intelligenz<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen Alltagfinden.<br />

Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />

bereits jetzt eine Rolle?<br />

Gabriele Pozzetti: Auch in der Plansee<br />

Group kommt künstliche Intelligenz im<br />

Arbeitsalltag zum Einsatz. <strong>Das</strong> Hauptziel<br />

meines Teams ist es, komplexe Algorithmen<br />

in die Wertschöpfungskette für unsere KundInnen<br />

zu integrieren. Und wenn ich nur ein<br />

paar Jahre zurückblicke, freue ich mich zu<br />

sehen, wie weit wir dabei schon gekommen<br />

sind. Wir unterstützen die Produktion bei der<br />

Optimierung der Pulverherstellung oder dabei,<br />

Verformungen bei bestimmten Prozessschritten<br />

berechenbar zu machen. Indem wir<br />

die Vorschau auf Finanzkennzahlen schneller<br />

und genauer machen, unterstützen wir<br />

das Controlling. Sie sehen, die Zahl der KI-<br />

Assistenten, die unsere KollegInnen im Alltag<br />

unterstützen, nimmt zu. Dazu benötigen wir<br />

viele Daten, die wir an verschiedenen Stellen<br />

in der Unternehmensgruppe sammeln und<br />

als wertvollen „Treibstoff “ für das Training<br />

unserer Algorithmen nutzen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />

Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />

zu verbessern?<br />

Pozzetti: Ich nenne Ihnen ein praktisches<br />

Beispiel aus unserer Gruppe: Für jedes Unternehmen<br />

ist es von großem Vorteil, bereits<br />

vor dem Start der Produktion zu wissen,<br />

ob ein Produkt fehlerhaft sein könnte. In<br />

unserem Fall ist die Pulveraufbereitung ein<br />

entscheidender Schritt, der sich auf unseren<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck, unseren Ressourceneinsatz<br />

und auf Umsatz und Gewinn auswirkt.<br />

Hier haben wir einen Assistenten für unsere<br />

Produktion entwickelt, der die Qualität einer<br />

Charge auf der Grundlage ihrer Zusammensetzung<br />

vorhersagen kann. Der Vorteil:<br />

Wir können mit nur einem Klick fehlerhafte<br />

Chargen erkennen, noch bevor die Pulver<br />

gemischt werden. Und da wir in großem<br />

Maßstab produzieren, bedeutet ein Klick<br />

eine Tonne Material, die eingespart werden<br />

kann. Da die Algorithmen nun über diese<br />

Vorhersagefähigkeiten verfügen, können<br />

wir ihnen komplexere Aufgaben übertragen,<br />

um die Menge der recycelten Materialien zu<br />

optimieren, ohne unsere hohen Qualitätsstandards<br />

zu beeinträchtigen. Auf diese Weise<br />

können wir sowohl produktiver als auch<br />

umweltfreundlicher arbeiten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder<br />

Qualifikationen werden aufgrund der Einführung<br />

von KI in Ihrem Unternehmen benötigt?<br />

Wie bereiten Sie Ihre MitarbeiterInnen darauf<br />

Karlheinz Wex, Vorstandsvorsitzender der<br />

Plansee Group<br />

vor? Rechnen Sie mit hohem Umschulungsaufwand?<br />

Karlheinz Wex: Unser Ziel ist es, die weltbesten<br />

Prozesse in unserer Industrie zu etablieren<br />

– vor allem an der Schnittstelle zum<br />

Kunden, bei Bedarfsvorschauen und in der<br />

Produktionssteuerung. Dafür spielt künstliche<br />

Intelligenz eine immer größere Rolle. Für die<br />

Entwicklung dieser Kompetenzen brauchen<br />

wir noch viele kluge Köpfe – IT-Experten und<br />

Ingenieure –, um dieses Feld weiter voranzutreiben.<br />

Dabei liegt der Schlüssel zum Erfolg<br />

darin, Tools gemeinsam zu konzipieren. <strong>Das</strong><br />

Sammeln und Digitalisieren von Daten, das<br />

Testen von Algorithmen und Tools, das ist nur<br />

zusammen mit allen Kolleginnen und Kollegen<br />

an den Standorten möglich, die ihren<br />

Erfahrungsschatz in den entsprechenden Bereichen<br />

einbringen – sei es Pulvermetallurgie,<br />

Controlling oder Prozesstechnik.<br />

Thema: Konjunktur<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der Wirtschaftsentwicklung<br />

in Ihrem Unternehmen im<br />

heurigen Jahr?<br />

Karlheinz Wex: Die Wirtschaftsentwicklung<br />

in diesem Jahr ist herausfordernd. Die Plansee<br />

36 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Group ist in sehr unterschiedlichen Märkten<br />

tätig, die sich unterschiedlich entwickeln. So<br />

sehen wir z. B. in der Medizintechnik nach wie<br />

vor ein Wachstum, während die Nachfrage<br />

aus der Bauindustrie eingebrochen ist. Zudem<br />

spüren wir bei vielen KundInnen eine Verunsicherung,<br />

was die weitere wirtschaftliche Entwicklung<br />

angeht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie entwickelt sich die Wirtschaftslage<br />

in Ihrem Unternehmen? Wie ist Ihre<br />

Erwartung an die Konjunktur für das nächste<br />

Jahr?<br />

Wex: Wir haben gedämpfte Erwartungen für<br />

das nächste Jahr. Neben den wirtschaftlichen<br />

Problemen in Europa kommt es durch die<br />

globalen handelspolitischen Auseinandersetzungen<br />

zu einer weiteren Belastung der Konjunktur.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Rahmenbedingungen sind<br />

jetzt erforderlich? Welchen Einfluss kann<br />

und soll die Politik nehmen, im Bund und im<br />

Land?<br />

Wex: In Österreich wird der Faktor Arbeit sehr<br />

stark durch Steuern und Abgaben belastet. Hier<br />

liegt es an der Politik, Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen, damit sich Leistung wieder lohnt und<br />

vor allem die junge Generation wieder mehr<br />

Optimismus für die Zukunft hat.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den Lohnverhandlungen?<br />

Welche Notwendigkeiten sehen<br />

Sie seitens der ArbeitnehmerInnen und seitens<br />

der ArbeitgeberInnen?<br />

Wex: Die Lohnverhandlungen sind aufgrund<br />

der Rahmenbedingungen heuer besonders<br />

schwierig. Die Abschlüsse der letzten Jahre<br />

haben zu einer deutlichen Verschlechterung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich<br />

im Vergleich zu anderen europäischen<br />

Ländern geführt. Auf der einen Seite ist es<br />

wichtig, die Kaufkraft der Menschen im Land<br />

zu erhalten. Aber ebenso wichtig ist es, die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen<br />

Exportwirtschaft nicht zu stark zu beeinträchtigen.<br />

Die sogenannte Benya-Formel (Lohnerhöhung<br />

= Abgeltung der Inflation + Anteil am<br />

Produktivitätszuwachs) hat sich aus meiner<br />

Sicht überholt.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Respekt und Ehrlichkeit. Wir agieren als<br />

Team und schauen aufeinander.“<br />

Thema: Junge Führungskräfte<br />

Thema: Künstliche Intelligenz<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />

Patrick Kuen: Die junge Generation ist aus<br />

meiner Sicht zur Arbeitswelt anders eingestellt,<br />

als es vielleicht vor 20 oder 30 Jahren war. Es<br />

geht nicht mehr nur darum, gut zu verdienen,<br />

sondern der Spaß an der Arbeit und das Gesamtpaket<br />

stehen im Vordergrund. Ein großartiges<br />

Team in einer angenehmen, freundschaftlichen<br />

Arbeitsatmosphäre ist meinen MitarbeiterInnen<br />

wichtig. Trotzdem ist genügend Freizeit<br />

und Erholung sehr zentral und darf nicht<br />

zu kurz kommen. MitarbeiterInnen verzichten<br />

oft lieber auf mehr Geld, wenn sie stattdessen<br />

mehr Freiheiten oder Freizeit haben. Durch die<br />

neue, moderne Arbeitswelt gehört Homeoffice<br />

zu den Standardanforderungen der MitarbeiterInnen.<br />

Trotzdem möchte ich nicht alles nur auf<br />

die junge Generation beschränken. Auch erfahrenere<br />

MitarbeiterInnen nehmen die moderne<br />

Arbeitswelt immer mehr wahr und ändern ihre<br />

Anforderungen an einen guten Arbeitgeber.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie sind eine junge Führungskraft.<br />

Teilen Sie die Werte Ihrer jungen MitarbeiterInnen?<br />

Kuen: Als engagierte Führungskraft ist es meiner<br />

Meinung nach deutlich schwieriger, eine<br />

vernünftige Work-Life-Balance zu finden. Ein<br />

Mitarbeiter, der höchste Flexibilität wünscht,<br />

immer wieder im Homeoffice arbeiten möchte<br />

oder längere Auszeiten genießen möchte, kann<br />

meiner Meinung nach nur schwer Führungskraft<br />

sein. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre,<br />

positive Stimmung und ein gemeinsames, sinnvolles<br />

Ziel, an dem man mit Spaß arbeitet, sind<br />

jedoch auch mir als junge Führungskraft wichtig<br />

und sind die Grundvoraussetzungen für die<br />

tägliche Motivation im Team.<br />

<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen Konflikte<br />

zwischen den Generationen?<br />

Kuen: Ja, ich erkenne Konflikte dort, wenn<br />

erfahrenere MitarbeiterInnen eher vorsichtiger<br />

und überlegter agieren und junge MitarbeiterInnen<br />

voller Motivation gleich loslegen wollen.<br />

Hier ist meiner Meinung nach wichtig, die<br />

richtige Balance im Team zu finden und sich regelmäßig<br />

abzustimmen, um gemeinsam in eine<br />

Richtung zu arbeiten. Auf persönlicher Ebene<br />

stelle ich jedoch gegenseitigen Respekt und die<br />

Patrick Kuen, Leitung IT & Digitalisierung der<br />

BODNER Gruppe.<br />

Akzeptanz fest. Deshalb sind Konflikte meist<br />

auch schnell gelöst.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der Mitarbeiterführung<br />

besonders wichtig?<br />

Kuen: Respekt und Ehrlichkeit. Wir agieren<br />

als Team und schauen aufeinander. Ich bereite<br />

den Weg und gebe Ziele vor, Entscheidungen<br />

werden jedoch sehr oft gemeinsam getroffen.<br />

Entscheidungen sollen für alle nachvollziehbar<br />

und transparent gemacht werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Führung?<br />

Kuen: Ich messe den Erfolg meiner Führung,<br />

indem ich mir regelmäßig Feedback von den<br />

Mitarbeiterinnen einhole und nach Verbesserungsvorschlägen<br />

frage. Spüre ich Freude an der<br />

Tätigkeit, freue ich mich mit und weiß, dass ich<br />

etwas richtig gemacht habe.<br />

<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-Konzepten<br />

auseinander?<br />

Kuen: Wie schon beschrieben, gehört die moderne<br />

Arbeitswelt auch für konservativ geführte<br />

Unternehmen mittlerweile zum Alltag. Homeoffice<br />

und eine flexible Work-Life-Balance<br />

werden allen MitarbeiterInnen – nicht nur den<br />

jungen – immer wichtiger. Jedoch bin ich der<br />

Meinung, dass hier individuelle Lösungen gefunden<br />

werden können, da es auch heute noch<br />

Mitarbeiterinnen gibt, die gerne ins Büro fahren<br />

und auch gerne mal länger bleiben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen Alltagfinden.<br />

Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />

bereits jetzt eine Rolle?<br />

Kuen: KI spielt aktuell noch eine untergeordnete<br />

Rolle. Die Entwicklungen am Markt<br />

werden jedoch laufend beobachtet und die<br />

Zweckmäßigkeit für unser Unternehmen neu<br />

bewertet.<br />

<strong>ECHO</strong>: Glauben Sie, dass KI Jobs in Ihrer<br />

Branche verändern wird? Und wenn ja, welche<br />

und in welcher Hinsicht?<br />

Kuen: Die Baubranche liegt mit dem Einzug<br />

von neuen Technologien meist etwas hinter allen<br />

anderen Branchen, was jedoch nicht zwingend<br />

schlecht ist, da der Einstieg in der Hype-<br />

Phase oft ein riskantes Experiment darstellt und<br />

oft mit hohen Kosten verbunden ist. Trotzdem<br />

wird vor allem im Bereich der IT und Softwareentwicklung<br />

in KI-Projekte investiert und das<br />

wird den Alltag entsprechend ändern. Code<br />

kann von KI bereits entworfen werden. Mühsame<br />

Copy&Paste-Arbeiten in der Softwareentwicklung<br />

fallen weg. Rechnungen können<br />

durch eine KI analysiert und ausgelesen werden.<br />

KI-Vorschläge in der Baustellendokumentation<br />

erleichtern den Alltag von Bauleitern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />

könnten durch KI in Ihrer Branche entstehen?<br />

Kuen: Mittelfristig sehe ich wenig Berufe,<br />

die explizit durch KI entstehen werden, da die<br />

Technologie meiner Meinung nach noch zu<br />

frisch ist. Vor allem im Bereich der Rechnungsanalyse<br />

verlegen sich die benötigten Ressourcen<br />

jedoch mehr von einfachen Tipp arbeiten hin zu<br />

wichtigen Kontrollstellen nach der KI-Analyse.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die Effizienz<br />

und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />

zu verbessern?<br />

Kuen: Ich sehe sehr hohes Potenzial in der Erhöhung<br />

der Effizienz durch KI. Arbeitsprozesse,<br />

die immer ähnlich ablaufen, können effizienter<br />

und ohne händischen Aufwand gestaltet werden.<br />

Der einfache First Level Support könnte<br />

für alle Parteien optimiert werden. Baustellen<br />

könnten KI-unterstützt abgewickelt werden,<br />

um schwierige Probleme zu lösen. Es gibt hier<br />

38 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


viele Ideen, jedoch noch wenige ausgereifte<br />

Lösungen. Die nächsten Jahre werden hier<br />

aber sicherlich viele großartige Projekte mit sich<br />

bringen, davon bin ich überzeugt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder Qualifikationen<br />

werden aufgrund der Einführung<br />

von KI in Ihrem Unternehmen benötigt?<br />

Kuen: Mein Ansatz wäre, dass der Endanwender<br />

die KI gar nicht in der Tiefe verstehen<br />

muss. Ein tiefgreifenderes IT-Know-how wird<br />

aber bestimmt beim Implementieren solcher<br />

Systeme notwendig werden. Unseren internen<br />

IT-Entwicklungsbereich werden wir dahingehend<br />

rechtzeitig vorbereiten müssen. Mit<br />

einem hohen Umschulungsaufwand ist jedoch<br />

aus meiner Sicht nicht zu rechnen, da es viele<br />

Software-Produkte geben wird, die den Einsatz<br />

von KI erheblich vereinfachen werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie können Ihre ArbeitnehmerInnen<br />

von der Integration von KI in Ihr Unternehmen<br />

profitieren?<br />

Kuen: Meiner Meinung nach wird KI nur<br />

dann einen Einfluss auf die Work-Life-Balance<br />

haben, wenn man die MitarbeiterInnen zu bestimmten<br />

Zeiten durch KI zumindest zum Teil<br />

ersetzen könnte. Ich denke jedoch nicht, dass<br />

dieser Fall in den nächsten paar Jahren eintreten<br />

wird.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder Bedenken<br />

gibt es in Bezug auf die Einführung von<br />

KI in Ihrem Unternehmen?<br />

Kuen: Die größte Herausforderung bei der<br />

Implementierung von KI ist die richtige Balance<br />

zwischen Mensch und Maschine. Der Endanwender<br />

wird irgendwann aufgeben, wenn er<br />

beim mehrfachen Versuch mit der KI nicht zu<br />

einer Problemlösung kommt. Hier wird nach<br />

wie vor der menschliche Einfluss essenziell<br />

bleiben. Zudem gibt es die Herausforderung bei<br />

den sprachbasierten KI-Tools, dass klare Grenzen<br />

und Regeln existieren, um die Entwicklung<br />

der Antworten in die richtige Richtung lenken<br />

zu können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen könnte KI<br />

auf die Kreativität und Innovationsfähigkeit<br />

haben?<br />

Kuen: Man sieht bereits jetzt, bei den ersten<br />

sprachbasierten KI-Modellen, dass Menschen<br />

schnell zur KI greifen, bevor selbst überlegt<br />

wird, wie man ein Problem lösen könnte. Ich<br />

befürworte das einerseits, da man auf bereits<br />

vorhandenes Wissen zurückgreifen kann und<br />

man auf das bereits hart erarbeitete Wissen von<br />

anderen Quellen zurückgreifen kann. Andererseits<br />

wird dieses Wissen ohne neue Kreativität<br />

und Einfluss auch nicht wachsen können. Deshalb<br />

wird es, vor allem bei den Sprachmodellen,<br />

klare Regeln und Richtlinien zur Nutzung<br />

benötigen, um die eigene Innovation aufrechtzuerhalten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen) Regulierungen<br />

sind in Bezug auf KI Ihrer Meinung nach notwendig?<br />

Kuen: Abgesehen von internen Regeln zur<br />

Nutzung in Organisationen wäre es wichtig,<br />

übergeordnete Regeln zur Nutzung in Universitäten<br />

und Fachhochschulen aufzustellen. Ich<br />

bin der Meinung, man sollte die Systeme nicht<br />

vollständig verbieten dürfen, da sie immer mehr<br />

zum Alltag gehören, wie Google und Wikipedia,<br />

jedoch braucht es hier meiner Meinung<br />

nach österreichweite oder gar EU-weite Richtlinien<br />

für den Einsatz im Bildungsbereich.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Die Würde<br />

unterscheidet uns<br />

Interview. Walter Peer, Landesdirektor der Wiener Städtischen, über den Einsatz<br />

von künstlicher Intelligenz, die Herausforderungen für die Arbeitswelt und den<br />

ethischen Umgang mit KI.<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />

wird zunehmend in den betrieblichen<br />

Alltag integriert. Wie ist<br />

die aktuelle Rolle von KI in Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

Walter Peer: KI spielt bereits<br />

jetzt eine wichtige Rolle in unserem<br />

Unternehmen, und wir<br />

stehen vor der Aufgabe, damit umzugehen.<br />

In unserer Gesellschaft<br />

neigen wir dazu, das Unbekannte<br />

zu meiden oder abzulehnen.<br />

Dennoch ist es unerlässlich, dass<br />

wir uns mit KI auseinandersetzen<br />

und dabei stets kritisch bleiben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wo konkret kommt KI<br />

bei der Wiener Städtischen zum<br />

Einsatz?<br />

Peer: KI findet zum Beispiel Anwendung<br />

in der Versicherungsmathematik.<br />

Hier erfolgen Modellierungen,<br />

Bewertungen und Risikosteuerung<br />

mithilfe von Daten und<br />

Algorithmen. Wir arbeiten auch<br />

mit digitalen Programmen, die<br />

Modelle und Varianten vorschlagen<br />

und unsere Mitarbeiter:innen<br />

unterstützen. Zusätzlich wird KI<br />

auch bei unserer losleben-App verwendet,<br />

dadurch bekommen Kund:innen schneller<br />

ihr Geld überweisen, weil die KI Rechnungen<br />

erkennt. Persönlich nutze ich Tools wie<br />

ChatGPT oder Perplexity zur Unterstützung<br />

bei Ideensammlungen, Recherchen und Berechnungen.<br />

Meine Erfahrungen damit sind<br />

äußerst positiv, da sie Zeit sparen. Natürlich<br />

ist es wichtig, die Ergebnisse weiterhin kritisch<br />

zu prüfen und zu kontrollieren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Jobs werden Ihrer Meinung<br />

nach von KI betroffen sein?<br />

Peer: Ich denke, es werden alle Jobs betroffen<br />

sein, es wird überall zu Veränderungen<br />

kommen. Engagierte Menschen, die lernbereit<br />

sind, werden KI als effizientes<br />

Werkzeug nutzen. Für die Gesellschaft<br />

selbst ist es auch nicht<br />

schlecht, dass wir aufmerksam<br />

gemacht werden, was für Innovationen<br />

wir für eine prosperierende<br />

und zukunftsgerichtete Gesellschaft<br />

brauchen. Wir sollten nicht<br />

nur in bestehenden Strukturen<br />

verharren und sagen: <strong>Das</strong> haben<br />

wir noch nie so gemacht. <strong>Das</strong> ist<br />

eine Tonart, mit der ich generell<br />

nicht, aber schon gar nicht im<br />

Unternehmertum arbeiten will.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wir haben derzeit eine<br />

Arbeitszeitdebatte. Die Gewerkschaft<br />

sagt, wir sollten weniger<br />

Stunden arbeiten, weil die Produktivität<br />

gestiegen ist. Die Vertreter<br />

der Wirtschaft sagen, dass<br />

das unmöglich sei. Kann es sein,<br />

dass wir angesichts der Produktivitätssteigerung<br />

durch KI die<br />

falsche Diskussion führen?<br />

Peer: Die Fragen „Welche Funktion<br />

in der Wirtschaft hat die<br />

Produktivität? Welche Funktion<br />

hat die Arbeitsleistung, die<br />

ich einbringen muss, um den gewünschten<br />

Grad der Produktivität zu erreichen?“ sind<br />

nun wirklich nicht neu. Der Umgang mit<br />

der Frage übrigens auch nicht. Lassen Sie es<br />

mich an einem Beispiel erklären: Wenn ich<br />

für eine Recherche bislang zwischen drei<br />

und vier Stunden gebraucht habe, so kann ich<br />

diese Aufgabe mit KI-Tools in einer Stunde<br />

Fotos: Vandory<br />

40<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


erledigen. Ich habe mir also zwei bis<br />

drei Stunden Zeit gespart und damit<br />

die Produktivität pro Stunde erhöht.<br />

Wenn ich das einem Gewerkschafter<br />

erzähle, wird er sagen: „Bestens, so<br />

bekommt der Arbeitnehmer zwei bis<br />

drei Stunden mehr Freizeit.“ Wenn<br />

ich mit dem Unternehmer spreche,<br />

wird er antworten: „Bestens, dann<br />

kann der Mitarbeiter ja zwei bis drei<br />

Recherchen in der gleichen Zeit erstellen.“<br />

Die beiden sollten sich also<br />

zu einem konstruktiven Gespräch im<br />

Sinne eines gesunden Wirtschaftssystems<br />

treffen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie entwickelt sich hier unsere<br />

Gesellschaft?<br />

Peer: Wir sollten die Perspektive<br />

umdrehen: Nicht die Gesellschaft<br />

entwickelt uns, sondern wir entwickeln<br />

die Gesellschaft. Bleiben wir<br />

bei unserem Beispiel: Ich habe die<br />

Vision, dass es möglichst allen Menschen<br />

gut gehen soll und dass möglichst<br />

viele glücklich sein sollen. Im<br />

konkreten Beispiel bedeutet das, dass sich<br />

der Gewerkschafter mit dem Unternehmer<br />

zusammensetzen muss, um herauszufinden,<br />

welche Lösung für möglichst viele die beste<br />

ist. <strong>Das</strong> Schöne ist, dass es etwas zu verhandeln<br />

– und zu verteilen – gibt, weil der Mehrwert<br />

vorhanden ist. Im Tunnelblick wird<br />

nämlich oft genau das vergessen, dass man<br />

mehr zu verteilen hat, wenn der Mehrwert<br />

geschaffen wurde.<br />

<strong>ECHO</strong>: Werden durch KI Arbeitsplätze<br />

vernichtet?<br />

Peer: Wir werden die Arbeitswelt umgestalten<br />

müssen, wieder einmal. So wie das auch<br />

nach der klassischen Industrialisierung vor<br />

über 250 Jahren gemacht werden musste. Hat<br />

die industrielle Entwicklung Arbeitsplätze vernichtet?<br />

Ja, hat sie. Hat sie neue Arbeitsplätze<br />

gebracht? Ja, und zwar mehr als sie vernichtet<br />

hat. Und darum geht es auch jetzt in Bezug auf<br />

die KI und die sich verändernde Arbeitswelt.<br />

Wir müssen den Mehrwert, der durch die KI<br />

entsteht, gerecht und klug verteilen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Viele Menschen fürchten sich vor<br />

diesen Entwicklungen. Wie kann man diesen<br />

Ängsten begegnen?<br />

Peer: Die Menschen fürchten sich zumeist<br />

vor dem Unbekannten, dem Fremden, dem<br />

nicht Einschätzbaren. Deshalb fürchten sich die<br />

Menschen vor der unbekannten KI. Wichtig ist<br />

es jetzt, dass man Menschen, die sich fürchten,<br />

nicht als dumm oder unaufgeschlossen kritisiert,<br />

sondern dass man die Ängste thematisiert,<br />

ernst nimmt und herausfindet, ob die Ängste<br />

berechtigt sind oder nicht. Dann kann man<br />

schnell besser mit der Angst umgehen. Furcht<br />

ist nämlich auch wichtig. Wer auf den Berg<br />

geht und sich nicht im Sinne der begründeten<br />

Gefahrenerkennung fürchtet, läuft Gefahr, abzustürzen.<br />

Wer auf den Berg geht und sich vor<br />

jedem Stein und jedem Schritt fürchtet, wird<br />

wahrscheinlich nie auf den Gipfel kommen.<br />

Jene Menschen sind zu respektieren, die Angst<br />

vor der KI haben, aber ich erwarte auch den<br />

Respekt dieser Menschen, sich mit dem Neuen,<br />

dem Unbekannten zu beschäftigen und die<br />

eigene Angst zu prüfen. Da liegt es an uns, die<br />

Vor- und Nachteile herauszuarbeiten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wenn KI so viele Aufgaben von<br />

Menschen übernehmen kann, was unterscheidet<br />

irgendwann die Maschine vom<br />

Menschen?<br />

Peer: Ich denke, es ist die Empathie, die Fähigkeit,<br />

einen anderen Menschen würdevoll<br />

zu behandeln. Übrig bleibt die Würde,<br />

und die Würde ist das, was bei<br />

den Menschenrechten zuerst steht.<br />

<strong>Das</strong> heißt, überall wo ich Würde<br />

brauche, wird KI nicht zum Einsatz<br />

kommen. Und Würde brauche ich<br />

sehr oft. Da agiert der Mensch anders<br />

als die Maschine. Nicht immer<br />

besser, weil nicht alle Menschen würdevoll<br />

handeln.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Kompetenzen<br />

werden MitarbeiterInnen in Zukunft<br />

brauchen?<br />

Peer: Es hat sich ja bereits vieles geändert.<br />

Wer heute keine Bereitschaft<br />

hat, mit dem Computer zu arbeiten,<br />

der wird keine Zukunft in der Arbeitswelt<br />

haben. In der Generation<br />

der Babyboomer gibt es immer noch<br />

Leute, die kaum Berührung mit dem<br />

Computer haben und auch nicht haben<br />

wollen. Die waren in einer rein<br />

analogen Welt erfolgreich und haben<br />

auch Kompetenzen. Wir machen da<br />

gute Erfahrungen, indem wir Teams<br />

aus arrivierten und jungen Mitarbeiter:innen<br />

bilden. Der Junge kann von der Erfahrung des<br />

Arrivierten profitieren, die Ältere lernt von der<br />

Digitalkompetenz einer jungen Mitarbeiterin,<br />

lernt aber auch, dass junge Menschen viele<br />

Dinge auch anders sehen. <strong>Das</strong> hilft beiden.<br />

Wenn dann noch KI-Tools als Hilfsmittel<br />

genutzt werden, entstehen großartige Ergebnisse.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche ethischen Fragen und Herausforderungen<br />

ergeben sich aus der Integration<br />

von KI in die Arbeitswelt?<br />

Peer: Natürlich brauchen wir Spielregeln.<br />

Aber nicht: Wir dürfen gar nichts tun, außer …<br />

Sondern: Wir dürfen alles tun, außer … Und<br />

wieder fällt mir das Wort Würde ein. Wenn die<br />

KI nicht imstande ist, Würde zu haben, dann ist<br />

die Frage beantwortet.<br />

<strong>ECHO</strong>: Kann es sein, dass wir zu wenig über<br />

dieses Thema diskutieren?<br />

Peer: Ja, mit Sicherheit. Je offener wir mit dem<br />

Thema umgehen, desto mehr Szenarien und<br />

Möglichkeiten werden sich uns öffnen. Aber<br />

wir müssen intensiv darüber reden, um dann<br />

zu entscheiden, ob wir nichts oder alles regeln<br />

müssen.


| INTERVIEW<br />

„Bücher waren schon immer<br />

recht krisenresistent.“<br />

Thema: Junge Führungskräfte<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />

Markus Renk: Grundsätzlich finde ich<br />

einen Austausch mit jüngeren KollegInnen<br />

als befruchtend, gewinnbringend und erfrischend.<br />

Der Zugang zu gewissen Themen<br />

ist anders, aber somit nicht automatisch<br />

schlechter. Die Frage, wie man zum Ziel<br />

kommt, ist ja nicht wirklich entscheidend.<br />

Andererseits wird man im Laufe der Zeit in<br />

vielen Bereichen betriebsblind. Hier können<br />

neue Ansätze helfen, stärker über den Tellerrand<br />

zu schauen. Gerade der Buchhandel<br />

ist sehr schnelllebig. Mit jährlich rund einer<br />

Millionen Neuerscheinungen entstehen<br />

Trends sehr schnell und man muss ständig<br />

das Ohr bei seinen KundInnen haben. Junge<br />

KollegInnen helfen hier sehr. Wir haben<br />

in letzter Zeit viele Sortimentsbereiche neu<br />

aufgebaut, um diesem Umstand Rechnung<br />

zu tragen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Haben die neuen Werte junger<br />

MitarbeiterInnen den Umgang mit der Belegschaft<br />

verändert? Wenn ja, wie?<br />

Renk: Auf alle Fälle! Ich komme aus einer<br />

Generation, wo das Berufsleben sehr stark<br />

im Mittelpunkt steht. Junge Leute haben eine<br />

ganz andere Work-Life-Balance und das ist in<br />

vielen Bereich gut so! Gerade die letzten drei<br />

Jahre haben sehr viele Herausforderungen gebracht,<br />

Pandemie, Teuerung, Krieg usw. <strong>Das</strong><br />

bringt die MitarbeiterInnen an die Grenzen<br />

der Belastbarkeit. Hier ist mit Bedacht darauf<br />

zu achten und schonend mit den Energiereserven<br />

umzugehen. Hier hilft es, sich mit den<br />

Vorstellungen junger Leute auseinanderzusetzen.<br />

Thema: Künstliche<br />

Intelligenz<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />

Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />

zu verbessern?<br />

Renk: Wir beschäftigten uns sehr mit diesem<br />

Thema und arbeiten an Modellen, wo<br />

wir KI für eine weitere Verbesserung unserer<br />

Beratungstätigkeit verwenden können. KI<br />

wird irgendwann alle deutschsprachigen<br />

Bücher Wort für Wort kennen. Mithilfe der<br />

KI kann man dies für die Beratung nutzen.<br />

Sie können dann z. B. sagen, dieses Buch<br />

hat mir gefallen, weil… Dann kann die KI<br />

Bücher nennen, welche diese Eigenschaften<br />

ebenfalls bieten. Auch wird es irgendwann<br />

möglich sein, Bücher für Kunden nach deren<br />

Wünschen zu produzieren. Man gibt der KI<br />

ein Vorbild und fünf Stichwörter und die KI<br />

verfasst das Buch. <strong>Das</strong> ist erschreckend und<br />

faszinierend zugleich!<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />

Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />

von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />

diese angegangen?<br />

Renk: Ich denke, dass die Rechtesituation<br />

eine sehr komplexe sein wird. Wo liegen die<br />

Urheberrechte bzw. wie unterscheidet man<br />

in Zukunft Texte einer Autorin oder eines<br />

Autors mit den Texten der KI? Wir haben<br />

hier schon Versuche gestartet und haben uns<br />

Texte in der Art von bekannten Schriftstellern<br />

verfassen lassen. Eine Unterscheidung fällt<br />

hier jetzt schon sehr schwer! Hier sehe ich<br />

vor allem auch den Umgang mit Falschmeldungen<br />

als kritisch. Heute kann man jederzeit<br />

Videos produzieren, wo man nicht mehr sagen<br />

kann, ob die handelnde Person echt ist<br />

Markus Renk, Geschäftsführer und Gesellschafter<br />

der Wagnersche Buchhandlung in<br />

Innsbruck<br />

oder von einer KI animiert. <strong>Das</strong> wirft jede<br />

Menge Fragen und Befürchtungen auf und<br />

muss geregelt werden.<br />

Thema: Konjunktur<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />

Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />

im heurigen Jahr?<br />

Renk: Grundsätzlich freut es mich, dass<br />

auch in der derzeit schwierigen Situation<br />

bei Büchern nicht gespart wird. Bücher<br />

waren schon immer recht krisenresistent!<br />

In schwierigen Zeiten taucht man gerne<br />

in Fantasiewelten ab, lenkt sich gerne ab.<br />

Somit können wir auch heuer beim Umsatz<br />

zulegen. Auf der anderen Seite sind die<br />

Rahmenbedingungen deutlich schwieriger<br />

geworden! Die Teuerung in den Bereichen<br />

Personal, Miete, Energie, Transport und<br />

Verpackung ist enorm und belastet das Ergebnis.<br />

Um dies auszumerzen, muss man<br />

42 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


ei den Ausgaben massiv einsparen. Dies<br />

geht für ein bis maximal zwei Jahre, dann<br />

geht es zu sehr an die Substanz. Auch kann<br />

man die Servicequalität nur sehr schwer<br />

aufrechterhalten. Trotzdem würde ich behaupten,<br />

dass wir uns gut schlagen und die<br />

Kennzahlen im Griff haben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />

Sie auf Ihr Unternehmen zukommen? Insgesamt<br />

und speziell für Ihre Branche (Zinsentwicklung,<br />

Energie, Teuerung etc.)?<br />

Renk: Die Teuerung wirkt sich wohl nicht<br />

nur bei uns massiv aus und verhindert größere<br />

Investitionen. Gespart muss eigentlich<br />

bei jeder Ausgabenposition werden. Wir<br />

haben bereits sehr früh die Problematik erkannt<br />

und uns bereits im letzten Jahr intensiv<br />

damit beschäftigt, wie wir die Teuerung<br />

ausgleichen können. Die Planung war sehr<br />

ambitioniert, wir können diese aber halten<br />

und sind sogar über Plan. Andererseits<br />

blockiert das Anziehen der Handbremse<br />

bei den Investitionen aber neue innovative<br />

Konzepte, welche wir gerne umsetzen würden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den Lohnverhandlungen?<br />

Welche Notwendigkeiten<br />

sehen Sie seitens der ArbeitnehmerInnen<br />

und seitens der ArbeitgeberInnen?<br />

Renk: Ich gehe davon aus, dass die Kollektiverhöhung<br />

bei zehn Prozent liegen wird.<br />

Dies ist gut für die MitarbeiterInnen und<br />

auch dringend notwendig, um die Kaufkraft<br />

zu halten. Anderseits bedeutet dies, dass wir<br />

innerhalb von zwei Jahren 17,5 Prozent<br />

Erhöhung bei den Personalkosten haben.<br />

In der Praxis bedeutet dies, entweder man<br />

gleicht das mit dem Umsatz aus, was leider<br />

unrealistisch ist, oder man baut Personal ab.<br />

Was einerseits zulasten der verbleibenden<br />

Leute geht, da die Arbeitsbelastung größer<br />

wird, und anderseits nicht in meinem Sinne<br />

ist, da ich Unternehmer bin, um möglichst<br />

vielen Leuten einen Arbeitsplatz zu ermöglichen.<br />

<strong>Das</strong> treibt mich an!


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Stefan Defl orian, Geschäftsführer der tirol<br />

kliniken.<br />

Thema: Junge Führungskräfte<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erleben Sie die junge Generation?<br />

Stefan Deflorian: Der jüngeren Generation<br />

von (angehenden) Arbeitskräften ist die<br />

Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie<br />

zunehmend wichtig. Wobei wir diesen Wünschen<br />

mit quasi allen Arten von Teilzeitmodellen<br />

sehr entgegenkommen können. Auch<br />

der kürzlich eingeführte Flexipool, wo PflegemitarbeiterInnen<br />

ihren eigenen Dienstplan<br />

schreiben können, wird sehr gut angenommen.<br />

Wir sehen aber auch, dass Themen<br />

wie die Rolle der Nachhaltigkeit in unserem<br />

Unternehmen der jüngeren Generation sehr<br />

wichtig sind. Für uns zeugt das von einem<br />

großen Verantwortungsbewusstsein der neuen<br />

KollegInnen, das zu befürworten ist.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />

in Ihrem Unternehmen besonders<br />

wichtig?<br />

Deflorian: Neben der Nachhaltigkeit auf<br />

allen Ebenen sind auch Inklusion, Gleichberechtigung<br />

oder Gender Equality Werte, die<br />

jüngere ArbeitnehmerInnen durchaus schon<br />

in Bewerbungsgesprächen von ihrer/ihrem<br />

potenziellen zukünftigen ArbeitgeberIn einfordern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der Mitarbeiterführung<br />

besonders wichtig?<br />

„Gestalten und verbinden“<br />

Deflorian: Bei einem Unternehmen unserer<br />

Größe ist es nicht nur die oberste Führungsebene,<br />

die relevant ist. Es sind vor allem<br />

die direkten Führungskräfte, die jeden Tag<br />

gefordert sind. Unter dem Motto „gestalten<br />

und verbinden“ gibt es seit vielen Jahren<br />

regelmäßige Führungskräfte-Schulungen,<br />

genau zugeschnitten auf den jeweiligen Karriere-Abschnitt<br />

und den Bereich, in dem die<br />

Führungskraft tätig ist. Zusätzlich dazu haben<br />

wir eine eigene Abteilung für Coaching und<br />

Beratung, die Führungskräfte, aber auch alle<br />

anderen MitarbeiterInnen sehr niederschwellig<br />

für persönliche Beratung in Anspruch nehmen<br />

können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben auch viele junge Führungskräfte.<br />

Teilen sie die Werte Ihrer jungen<br />

MitarbeiterInnen?<br />

Deflorian: Wir haben in unserem Unternehmen<br />

eine eher junge MitarbeiterInnen-<br />

Struktur und demzufolge auch immer mehr<br />

junge Führungskräfte. Deshalb decken sich<br />

die Werte meist. Aber auch wenn sie nicht<br />

deckungsgleich sind, muss das Wertesystem<br />

von MitarbeiterInnen akzeptiert und ernstgenommen<br />

werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />

könnten durch KI in Ihrer Branche<br />

entstehen?<br />

Deflorian: Im Gesundheitswesen ist der<br />

Einsatz von KI natürlich etwas eingeschränkt,<br />

vor allem in den Kernbereichen, der PatientInnen-Versorgung.<br />

Aber auch hier gibt es<br />

bereits Anwendungen. Beispiele sind die<br />

Erkennung von Hautkrebs oder die Entdeckung<br />

von Auffälligkeiten auf radiologischen<br />

Bildern. Die endgültige Diagnose muss natürlich<br />

ein/e MedizinerIn stellen, aber KI kann<br />

dabei durchaus unterstützen.<br />

Thema: Konjunktur<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />

Sie auf Ihr Unternehmen zukommen?<br />

Deflorian: Herausforderungen sind für die<br />

meisten Unternehmen zu einem täglichen<br />

Begleiter geworden. <strong>Das</strong> ist auch im Gesundheitsbereich<br />

nicht anders. Derzeit steht<br />

natürlich der Fachkräftemangel im Vordergrund.<br />

Und obwohl dieser alle Unternehmen<br />

betrifft, ist er im Gesundheitsbereich<br />

verständlicherweise besonders sicht- und<br />

merkbar. Dazu kommen Herausforderungen<br />

im Bereich der Lieferketten, der Energiekosten<br />

und -verfügbarkeit und natürlich auch<br />

der Teuerung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen haben diese<br />

Herausforderungen auf unternehmerische<br />

Entscheidungen?<br />

Deflorian: Im Bereich der MitarbeiterInnen-Rekrutierung,<br />

aber natürlich auch<br />

Ausbildung darf nichts unversucht bleiben.<br />

Gerade der Pflegeberuf muss wieder als sehr<br />

erfüllende Tätigkeit mit ausgezeichneten<br />

Karrierechancen und guter Vereinbarkeit mit<br />

Familie und Privatleben in den Fokus rücken.<br />

Dazu gehören aber auch die passenden Rahmenbedingungen.<br />

Es wird allerdings auch<br />

ein gezieltes Recruiting aus dem Ausland<br />

notwendig werden, auch aus dem außereuropäischen,<br />

wobei gleichzeitig die Zulassungshürden<br />

überarbeitet werden müssen. Nicht<br />

zuletzt braucht es auch eine Anpassung des<br />

bestehenden Angebots der einzelnen Gesundheitseinrichtungen<br />

an die bestehenden<br />

Ressourcen.


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TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Eine gute Führungskraft<br />

versteht sich als<br />

TrainerIn ihrer<br />

MitarbeiterInnen.“<br />

Thema: Junge Führungskräfte<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen<br />

MitarbeiterInnen in Ihrem Unternehmen<br />

besonders wichtig?<br />

Isolde Stieg: Wir sehen, dass bei den Jungen<br />

Sicherheit und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung<br />

einen großen Stellenwert<br />

einnehmen. Sie möchten mitgestalten, mitbestimmen<br />

und wünschen sich eine sinnstiftende<br />

Tätigkeit. Die finden sie bei uns.<br />

Sie bevorzugen es, in Teams zu arbeiten.<br />

Auch deswegen schätzen sie unsere Unternehmenskultur.<br />

<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen<br />

Konflikte zwischen den Generationen?<br />

Stieg: Konflikte sehen wir nicht. Die Jungen<br />

lernen und profitieren sehr von unseren<br />

erfahrenen MitarbeiterInnen. Und diese<br />

wiederum schätzen die dynamischen Jungen.<br />

Die heutige Jugend hat wahrscheinlich<br />

einen schon sehr selbstverständlichen und<br />

entspannten Umgang mit Diversität. Uns ist<br />

wichtig, dass sich alle wertschätzend und<br />

auf Augenhöhe begegnen. Denn so arbeiten<br />

die unterschiedlichen Generationen am<br />

besten zusammen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie definieren Sie gute Mitarbeiterführung?<br />

Stieg: Eine gute Führungskraft zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass sie ein Umfeld<br />

schafft, in dem sich alle Teammitglieder<br />

mit ihren Stärken und Talenten bestmöglich<br />

einbringen können. Sie versteht sich<br />

als TrainerIn ihrer MitarbeiterInnen, gestaltet<br />

mit Begeisterung und ist lösungsorientiert.<br />

Außerdem bleibt sie stets auf<br />

dem Laufenden und pflegt eine gesunde<br />

Fehlerkultur. Nur wer Fehler als Chancen<br />

zur Weiterentwicklung sieht und mutig ein<br />

kalkuliertes Risiko eingeht, kann innovativ<br />

sein.<br />

Isolde Stieg, Vorstandsdirektorin Tiroler Versicherung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Setzen Sie sich mit New-Work-<br />

Konzepten?<br />

Stieg: Diese Konzepte setzen wir schon<br />

seit vielen Jahren um. Alle Stellen werden<br />

bei uns in Voll- und Teilzeit ausgeschrieben,<br />

auch Führungspositionen. Uns ist eine<br />

lebensphasengerechte Personalpolitik<br />

wichtig. Davon profitieren wir genauso wie<br />

unsere MitarbeiterInnen. Eine ausgewogene<br />

Work-Life-Balance macht gesündere,<br />

motiviertere und gewissenhaftere MitarbeiterInnen.<br />

<strong>Das</strong> spüren wir im Unternehmen<br />

jeden Tag.<br />

Thema: Konjunktur<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />

Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />

im heurigen Jahr?<br />

Stieg: Versicherungen haben sehr langfristige<br />

Geschäftsmodelle. Wir sprechen von<br />

zehnjährigen, hundertjährigen oder gar<br />

zweihundertjährigen Ereignissen. So viel<br />

lässt sich derzeit aber sagen: Trotz einiger Extremwetterereignisse<br />

verzeichnen wir einen<br />

durchschnittlichen Schadenverlauf. Vor dem<br />

31. 12. und den Auswirkungen der letzten<br />

Feierlichkeiten im Dezember geben wir nie<br />

eine Prognose ab.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />

Sie auf Ihr Unternehmen zukommen? Insgesamt<br />

und speziell für Ihre Branche?<br />

Stieg: Technologische Neuerungen sind für<br />

uns natürlich ein großes Thema, dem wir uns<br />

intensiv widmen. Auch der Generationenwechsel<br />

mit vielen Pensionierungen in den<br />

kommenden Jahren beschäftigt uns. Hier gilt<br />

es, frühzeitig geeignete MitarbeiterInnen zu<br />

gewinnen und einen lückenlosen Wissenstransfer<br />

sicherzustellen. Die TIROLER hat in<br />

den vergangenen 200 Jahren viele schwierige<br />

Zeiten miterlebt und sich immer an veränderte<br />

Rahmenbedingungen angepasst. <strong>Das</strong><br />

wird uns auch in den kommenden Jahren<br />

gelingen.


<strong>Das</strong> leistet die Industrie für<br />

Tirol und seine Bevölkerung<br />

43.123<br />

Euro durchschnittlicher<br />

Jahresbruttoverdienst<br />

2,1<br />

Milliarden Euro<br />

Steuern und Abgaben<br />

40.000<br />

gut bezahlte und stabile<br />

Ganzjahresarbeitsplätze<br />

Lehrlingsausbildungen<br />

in<br />

60<br />

verschiedenen,<br />

innovativen Berufen<br />

28 %<br />

der Tiroler<br />

Bruttowertschöpfung<br />

7,8<br />

Milliarden Euro an<br />

Direktexporten<br />

1.300<br />

Lehrstellen für junge<br />

Menschen in Tirol<br />

524<br />

Millionen Euro<br />

Ausgaben für Forschung<br />

& Entwicklung<br />

60<br />

Millionen Euro<br />

an Investitionen in<br />

den Klimaschutz<br />

Erzeugte Waren<br />

im Wert von<br />

14,28<br />

Milliarden Euro<br />

Quelle: Statistik WKO /WKT / IV / Statistik Austria


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Über Arbeit nachdenken<br />

Interview. Florian Achleitner, Geschäftsführer von Achleitner, über die gewandelte Arbeitseinstellung<br />

junger MitarbeiterInnen sowie Möglichkeiten, dieser gerecht zu werden,<br />

z. B. durch die Vereinfachung und Optimierung von Arbeitsprozessen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Über junge MitarbeiterInnen<br />

heißt es, sie wollen weniger Arbeit und<br />

mehr Freizeit, sie hätten ein anderes Verständnis<br />

von Karriere und andere Werte.<br />

Wie erleben Sie diese jüngeren Mitarbeiter-Generationen?<br />

Florian Achleitner: Die Einstellung jüngerer<br />

MitarbeiterInnen hat sich geändert.<br />

V. a. jüngere Menschen brauchen verstärkt<br />

einen Anreiz, um etwas bewegen zu wollen.<br />

Jeden Tag dieselbe Liste auszufüllen,<br />

das hält heute keinen mehr in einem Unternehmen.<br />

Arbeit muss Spaß machen, attraktiv<br />

und abwechslungsreich sein. Früher<br />

wurde über die Arbeit oder Qualität der<br />

Arbeit nicht so viel nachgedacht. Heute<br />

beschäftigen sich, v. a. jüngere, Mitarbeiter<br />

intensiv damit, wie sich welche Prozesse<br />

vereinfachen, optimieren, digitalisieren<br />

und automatisieren lassen, mit dem Ziel,<br />

repetitive Aufgaben loszuwerden oder auf<br />

ein Minimum zu reduzieren. Nur noch<br />

die Spezialfälle sollen von den MitarbeiterInnen<br />

selbst bearbeitet werden. Im Handel<br />

geht es darum, mehr Zeit für die Arbeit<br />

mit den Kunden freizuspielen. Es ist eine<br />

Herausforderung, die Bedürfnisse ernst zu<br />

nehmen, Änderungen umzusetzen und so<br />

ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.<br />

Doch dann kommt die Motivation ganz<br />

von alleine.<br />

<strong>ECHO</strong>: Teilen Sie die Werte Ihrer jungen<br />

Mitarbeiter? Ist Freizeit wichtiger als<br />

Arbeit?<br />

Achleitner: Jain. Ich genieße meine Freizeit<br />

mit meiner Familie sehr. Aber Arbeit<br />

kann erfüllend sein und sollte es auch.<br />

Florian Achleitner<br />

<strong>ECHO</strong>: Erleben Sie im Unternehmen<br />

Konflikte zwischen den Generationen?<br />

Achleitner: Ja, v. a. zwischen jener Generation,<br />

die kurz vor der Pension steht und<br />

jener, die frisch in die Arbeitswelt eingetreten<br />

ist. Junge wollen eher etwas bewirken<br />

und verändern, Ältere eher, dass ihre gewohnte<br />

Arbeitsweise erhalten bleibt. Wir<br />

versuchen Kompromisse zu finden, Prozesse<br />

schrittweise zu erneuern, viel miteinander<br />

zu reden und zu erklären, warum<br />

welche Veränderungen sinnvoll sind.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der MitarbeiterInnenführung<br />

besonders wichtig?<br />

Achleitner: Verständnis zu zeigen, im<br />

beruflichen Kontext sowie für manche<br />

privaten Situationen, die Auswirkungen<br />

auf die Arbeitsfähigkeit haben. Gleichzeitig<br />

aber, nicht alles durchgehen zu lassen,<br />

eine klare Struktur vorzugeben und selbst<br />

einzuhalten. Alle müssen ihre Leistung<br />

erbringen. Wir möchten auf Augenhöhe<br />

miteinander arbeiten, uns gemeinsam<br />

weiterentwickeln. Wir geben die Ziele vor,<br />

doch den Weg dorthin möchten wir gemeinschaftlich<br />

gestalten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Betrifft der Arbeitskräftemangel<br />

Ihr Unternehmen?<br />

Achleitner: V. a. die letzten Jahre waren<br />

sehr schwierig. Bei handwerklichen Aufgaben,<br />

z. B. der Reifenmontage, wird es etwas<br />

besser, wir bekommen viele Bewerbungen,<br />

vermutlich aufgrund der schwächelnden<br />

Wirtschaft in vielen Branchen. Vor allem<br />

Jobs, die höhere Qualifikationen erfordern,<br />

sind nach wie vor schwer zu besetzen, insbesondere<br />

mit guten Leuten. Die Lücke<br />

wird nur durch Automatisierung und Digitalisierung<br />

zu schließen sein.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie läuft die Konjunktur?<br />

Achleitner: Die vergangene Wintersaison<br />

war wetterbedingt quasi nicht vorhanden.<br />

Fotos: Steinlechner<br />

48<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Wir spüren die Inflation und, dass den privaten<br />

Haushalten das Geld fehlt. <strong>Das</strong> haben<br />

wir v. a. in der Sommersaison gemerkt. Wir<br />

hoffen, dass es allmählich besser wird. Doch<br />

nach den letzten drei Jahren gebe ich keine<br />

Prognose mehr über die Zukunft ab, niemand<br />

weiß, wann das nächste Chaos über uns hereinbricht.<br />

Wir versuchen, das beste daraus<br />

zu machen und mit der Situation zurechtzukommen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie gelingt es, Prozesse zu vereinfachen?<br />

Spielt dabei KI eine Rolle?<br />

Achleitner: Wir nutzen Produkte, bei denen<br />

im Hintergrund eine KI läuft. Selbst<br />

setzen wir keine KI ein, dafür sind unsere<br />

Daten und Abläufe nicht komplex genug.<br />

Anlass für eine Prozessoptimierung ist stets<br />

die Beschwerde über wiederkehrende Tätigkeiten,<br />

die langweilig und aufwendig sind.<br />

Dann sehen wir uns den Prozess im Detail<br />

an, überlegen, wo sich rasch Verbesserungen<br />

umsetzen lassen, z. B. durch eine Änderung<br />

des Ablaufs. Wir fragen uns: braucht es den<br />

Prozess überhaupt noch? Wir versuchen das<br />

Konstrukt logisch auszudefinieren und eine<br />

Lösung zu finden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wird über New-Work-Konzepte,<br />

wie eine 4-Tage-Woche, nachgedacht?<br />

Achleitner: Im Backoffice-Bereich und dem<br />

Telefonverkauf beschäftigen wir Teilzeitkräfte,<br />

Homeoffice ist möglich. Im Handel ist<br />

das nicht möglich, hier braucht es die direkte<br />

Kundenarbeit, das verstehen die Mitarbeiter<br />

auch großteils. Über eine 4-Tage-Woche haben<br />

wir nachgedacht, aber die Umsetzung<br />

wäre aufgrund unserer ausgedehnten Öffnungszeiten<br />

zu aufwendig gewesen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wird die berufliche Weiterentwicklung<br />

der MitarbeiterInnen gefördert? Welche<br />

Möglichkeiten haben sie, sich einzubringen?<br />

Achleitner: Gute MitarbeiterInnen hat<br />

nur, wer sie fortbildet und v. a. selbst ausbildet.<br />

Führungspositionen werden intern<br />

nachbesetzt, es kann nur etwas dauern, da<br />

wir sehr langjährige Mitarbeiter haben. Mitarbeiter<br />

sind gefragt sich lösungsorientiert<br />

einzubringen, sie wissen oft besser im Detail<br />

über bestimmte Prozesse Bescheid, als die<br />

Führungskräfte, die ja den Überblick behalten<br />

müssen.<br />

<strong>ECHO</strong>: 4 Generationen Achleitner - wie<br />

hat sich der Führungsstil in dieser Zeit verändert?<br />

Achleitner: Ich denke, die Unterschiede<br />

zwischen meinem Großvater und meinem<br />

Vater sind größer, als zwischen mir und<br />

meinem Vater. Ich kann aber nicht sagen,<br />

einer wäre viel strenger oder autoritärer als<br />

der andere. Interview: Amata Steinlechner<br />

Foto: Tirol Werbung / Herbig Hans<br />

TIROL WERBUNG | PROMOTION<br />

Nachhaltige Mobilität in Tirol nimmt weiter Fahrt auf<br />

Ob erst auf dem Weg dorthin oder bereits unterwegs<br />

in Tirols vielfältigen Regionen – ein<br />

attraktives Angebot an nachhaltiger Mobilität<br />

bereichert nicht nur das Urlaubserlebnis der<br />

Gäste, sondern auch die Lebensqualität der einheimischen<br />

Bevölkerung. Aus diesem Grund<br />

arbeiten Verkehr und Tourismus seit Jahren<br />

Hand in Hand, um immer mehr Menschen<br />

zum Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel<br />

zu bewegen. <strong>Das</strong>s Tirol hier schon auf einem<br />

guten Weg ist, zeigen zahlreiche Best-Practice-<br />

Beispiele.<br />

MOBILITÄT ALS WICHTIGSTER<br />

HEBEL<br />

Tirols Regionen gehen mit gutem Beispiel<br />

voran und setzen auf innovative und klimafreundliche<br />

Verkehrslösungen. Gleichzeitig<br />

gilt es, diverse Herausforderungen zu meistern<br />

– insbesondere bei der Frage nach der Anreise:<br />

Sowohl im Sommer 2022 als auch im Winter<br />

2022/23 reisten sieben Prozent von Tirols Gästen<br />

mit der Bahn an, womit das Auto nach<br />

wie vor das Verkehrsmittel Nummer eins ist.<br />

„Wir wissen, dass der größte CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

im Urlaub bei der Anreise entsteht. Somit ist<br />

Tirols Regionen setzen auf nachhaltige Mobilitätskonzepte,<br />

um Gäste wie Einheimische zu<br />

animieren, das Auto stehen zu lassen.<br />

klar, dass die Mobilität einen der wichtigsten<br />

Hebel zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus<br />

darstellt“, ist Karin Seiler, Geschäftsführerin<br />

der Tirol Werbung, überzeugt. Mit Veranstaltungen<br />

wie dem im September stattgefundenen<br />

Tourismus-Mobilitätstag will die Tirol<br />

Werbung zusammen mit Vertreter:innen aus<br />

Branche, Politik und Fachwelt noch mehr Bewusstsein<br />

für nachhaltige Mobilität schaffen<br />

und zum inspirierenden Austausch anregen.<br />

TIROLER REGIONEN<br />

MACHEN‘S VOR<br />

In den vergangenen Jahren konnte die Tirol<br />

Werbung mit ihren Mobilitätspartnern eine<br />

Vielzahl erfolgreicher Projekte umsetzen – sei es<br />

beim Ausbau der öffentlichen Anreise oder bei<br />

der Mobilität vor Ort. So wird im Rahmen der<br />

Initiative „Tirol auf Schiene“ seit über zehn Jahren<br />

der Ausbau von Verbindungen und Halten<br />

von Fernverkehrszügen in Tirol forciert. Jüngere<br />

Beispiele sind etwa das in Tirol entwickelte<br />

Anreise-Tool GRETA, das Gästen klimafreundliche<br />

Anreisemöglichkeiten von der Haustür zur<br />

Hoteltür vorschlägt. Oder die App NaturTrip,<br />

die eine bequeme Planung von Ausflügen mit<br />

Öffis ermöglicht. Weitere Informationen unter<br />

tirol.at/anreise und naturtrip.tirol.at.<br />

Darüber hinaus bieten viele Tourismusregionen<br />

in Tirol Gästekarten, die gleichzeitig als<br />

Fahrkarten dienen. Eine Vorreiterrolle unter<br />

den Tourismusdestinationen nimmt etwa die<br />

Region Seefeld ein: Mit der klimaschonenden<br />

Anreise-Aktion „Freifahrt ins Urlaubsglück“<br />

und einem neuen Mobilitätskonzept hat diese<br />

erst unlängst neue Weichen in Sachen umweltfreundlicher<br />

Mobilität gestellt.<br />

Bezahlte Anzeige


UNTERER | PROMOTION<br />

Die drei Truck-Center-Standorte in Kundl sowie in Pfaffenhofen bieten alles, was das Truckerherz begehrt.<br />

Aller guten Dinge sind 3<br />

An drei Standorten überzeugt das Truck Center mit höchster Kompetenz und umfassendem Kundenservice,<br />

von Reparatur und Service über Überprüfungen bis hin zum Abschleppdienst.<br />

Die Erfolgsgeschichte der heute an drei<br />

Standorten präsenten Truck Center<br />

GmbH begann im Jahr 2016 in<br />

Kundl. Zusammen mit 14 MAN-erfahrenen<br />

Mitarbeitern übernahm Martin Czermak<br />

damals den Betrieb. „Unsere Mitarbeiter verfügen<br />

über langjährige Erfahrung in der Reparatur<br />

und Wartung von LKW, Aufliegern<br />

und Kühlaggregaten. Weil es fast nichts gibt,<br />

was wir nicht in unseren Werkstätten selbst<br />

durchführen können, haben unsere Kunden<br />

mit nur einem Besuch im Truck Center ihr<br />

gesamtes Fahrzeug serviciert“, erklärt Czermak<br />

sein Erfolgskonzept „Eine Werkstatt –<br />

ein Termin“.<br />

HERAUSRAGENDER STANDORT<br />

– KUNDL 1<br />

Bis 2018 konzentrierte sich das erfahrene<br />

Unternehmen am Standort Kundl 1 auf die<br />

Betreuung von Fahrzeugen aus dem Fuhrpark<br />

der Firma Unterer sowie auf ausgewählte<br />

langjährige MAN-Kunden. 2018 kam es<br />

dann zum offiziellen Vertragsabschluss mit<br />

MAN. Seither repariert das Truck Center<br />

mit großer Fachkenntnis Nutzfahrzeuge aller<br />

Hersteller. „Darüber hinaus sind wir auch<br />

autorisierte Werkstätte für IVECO, FORD<br />

LKW, Solaris Busse und HMF Kräne“, ergänzt<br />

Czermak. Allein an diesem Standort<br />

sind 31 bestens geschulte Mitarbeiter tagtäglich<br />

im Einsatz. Bei voller Auslastung können<br />

hier gleichzeitig 18 LKW gewartet werden.<br />

Kundl 1 verfügt außerdem über eine eigene<br />

Prüfstraße. Aufgrund der Lage direkt an der<br />

Inntalautobahn ist dieser Standort besonders<br />

für Transitkunden ideal. „<strong>Das</strong> macht unseren<br />

Standort einzigartig“, weiß Czermak. Dank<br />

der angeschlossenen LKW-Großtankstelle<br />

mit sechs Tankspuren, einer Waschstraße,<br />

Bistrobetrieb und Sanitärbereich findet ein<br />

Berufskraftfahrer hier alles, was er und sein<br />

LKW während eines Stopps benötigen.<br />

„Während mein Team ihren LKW serviciert,<br />

können sie sich duschen, in unserer Kantine<br />

stärken und ihre Wäsche waschen lassen.“ Es<br />

war Czermak besonders wichtig, einen Ort zu<br />

schaffen, an dem sich die Fahrer wohlfühlen<br />

und erholen können.<br />

DOPPELT HÄLT BESSER –<br />

PFAFFENHOFEN<br />

Gemäß seiner Lebenseinstellung – wer rastet,<br />

der rostet – wurde Martin Czermak 2019 mit<br />

einer brandneuen Werkstatt auch im Gewerbepark<br />

Pfaffenhofen ansässig. Czermak berichtet:<br />

„Unsere erfahrenen Mitarbeiter widmen sich<br />

auch an unserem zweiten Standort der Wartung<br />

und Reparatur von LKW aller namhaften<br />

Marken, Bussen, Vans, Aufliegern und Anhängern.<br />

Sämtliche Komponenten wie Getriebe,<br />

Motoren oder Differentiale können repariert<br />

werden. Zur Verfügung stehen acht LKW-<br />

Serviceboxen, eine eigene Prüfhalle sowie ein<br />

Büroanbau.“ Auch der Truck-Center-Standort<br />

in Pfaffenhofen ist Vertragspartner von MAN<br />

Truck & Bus. Zudem wird hier an der Weiterentwicklung<br />

des Motoröls für renommierte<br />

Hersteller getüftelt. 16 Mitarbeiter sind ak-<br />

Fotos: Unterer, Steinlechner


Nr.22<br />

tuell in Pfaffenhofen beschäftigt und werden<br />

von Lehrlingen in KFZ-Technik NFZG/Systemelektronik<br />

tatkräftig unterstützt. Bei der<br />

Werkstatteinrichtung wurde mit regionalen<br />

Partnern zusammengearbeitet. Wie in Kundl<br />

werden in Pfaffenhofen sämtliche gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Überprüfungen (§57a,<br />

§24-Tachoüberprüfung, B3-T9-Gefahrengutund<br />

Tankdruckprüfungen sowie §8-Kranprüfungen<br />

bzw. Hebebühnenüberprüfungen und<br />

Ladebordwandüberprüfungen) fachmännisch<br />

durchgeführt. In Zusammenarbeit mit Service24<br />

wird von Pfaffenhofen aus auch ein<br />

Pannenservice betrieben. „Wir sind Experten<br />

für die Behebung von Unfallschäden, rund<br />

um die Uhr erreichbar und übernehmen für<br />

unsere Kunden selbstverständlich auch die Versicherungsabwicklung.<br />

Unsere modernen Pannenbusse<br />

ermöglichen noch vor Ort zahlreiche<br />

Reparaturen. Dank unseres umfangreichen<br />

Ersatzteillagers sind wir mit <strong>Original</strong>-, Ident-,<br />

oder Nachbauteilen bestens ausgestattet. Immer<br />

wieder veranstalten wir auch Aktionen für<br />

MAN-<strong>Original</strong>teile“, so Czermak. Last but not<br />

least sind ausgehend vom Truck Center auch<br />

moderne Abschlepptrucks im Gebiet zwischen<br />

Inntal- und Brennerautobahn (A13) sowie<br />

Fernpass und Zirlerberg im Dienst.<br />

ALLER GUTEN DINGE SIND 3 –<br />

TRAILERKLINIK KUNDL 2<br />

„Aufgrund der Vertriebsveränderungen bei<br />

unserem Fast-Nachbarn in Kundl, der Firma<br />

Hochstaffl, hat sich für uns die Chance<br />

ergeben, eine eigene Werkstatt für alles, was<br />

gezogen wird, zu integrieren, nur 500 Meter<br />

von unserem Hauptsitz entfernt“, blickt<br />

Czermak zurück. „Wir haben die komplette<br />

Infrastruktur samt Personal übernommen.<br />

Unsere fünf Mitarbeiter sind speziell für die<br />

Reparatur von Anhängern, Aufliegern und<br />

Kühlaggregaten ausgebildet“, berichtet<br />

Czermak. Neben fünf Stellplätzen, an denen<br />

gleichzeitig gearbeitet werden kann, ist auch<br />

die Firma Ledermair in der Werkstätte mit<br />

ihren Bussen für Reparaturen an ihren eigenen<br />

Fahrzeugen eingemietet. Außerdem ist<br />

der dritte Standort mit einer eigenen Prüfhalle<br />

sowie mit einer Lackierhalle für Großfahrzeuge<br />

ausgestattet. Partner sind u. a.<br />

Krone, Wielton und Kögel.<br />

TRUCK-CENTER-STANDORTE<br />

Truck Center GmbH Pfaffenhofen<br />

Gewerbepark 9, 6405 Pfaffenhofen<br />

+43 5262 22400<br />

office@truckcenter.cc<br />

Truck Center GmbH Kundl<br />

Luna 32, 6250 Kundl<br />

+43 5338 61106<br />

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Besondere neue Fahrzeuge erfüllen höchste Ansprüche.<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Zutrauen und Vertrauen<br />

Interview. Michael Zentner, UNIQA Landesdirektor in Tirol, über die Generation Z und<br />

deren Werte, seinen Führungsstil und wie das Unternehmen zum attraktivsten<br />

Arbeitgeber der Branche werden will.<br />

<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen x, y und z<br />

gibt es viele Zuschreibungen. Es wird ihnen<br />

nachgesagt, dass sie weniger arbeiten möchten<br />

und Freizeit einen besonders hohen Stellenwert<br />

habe. Sie hätten ein anderes Verständnis von<br />

Karriere und andere Werte. Wie erleben Sie<br />

die junge Generation?<br />

Michael Zentner: Wir leben in einer Zeit mit<br />

völlig anderen Optionen als früher. Heute ist<br />

das Thema Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit<br />

von Arbeit viel wichtiger und muss deutlicher<br />

erklärt werden. Die jungen Menschen haben<br />

sicherlich unterschiedliche Erwartungen im<br />

Vergleich zu früheren Generationen. Dennoch<br />

sehen wir als Unternehmen dies als Chance,<br />

unsere Arbeitsweise zu überdenken und zu<br />

verbessern, um attraktiver als Arbeitgeber zu<br />

werden. Außerdem bin ich zurückhaltend,<br />

Menschen in Schubladen zu stecken, da es immer<br />

auf die individuelle Person ankommt.<br />

Michael Zentner, Landesdirektor<br />

der UNIQA in Tirol.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Werte sind den jungen MitarbeiterInnen<br />

in Ihrem Unternehmen besonders<br />

wichtig?<br />

Zentner: Die Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />

ist zweifellos von großer Bedeutung. Unsere<br />

jungen KollegInnen wollen selbstbestimmt<br />

arbeiten, sie wollen für ihr Handeln Verantwortung<br />

übernehmen, wollen ihre Aufgaben<br />

mitbestimmen und auch zeitlich einteilen. Wir<br />

bieten unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und<br />

Homeoffice-Optionen an und machen damit<br />

gute Erfahrungen. Viele unserer Mitarbeitenden<br />

nutzen diese Möglichkeit und verbringen<br />

ausreichend Zeit im Unternehmen, um sich<br />

auszutauschen und ihre Bindung zum Unternehmen<br />

zu stärken. Um den Teamgeist zu<br />

fördern, haben wir ein Format namens „Come<br />

Together“ entwickelt. Völlig freiwillig und ohne<br />

formelle Agenda laden wir alle MitarbeiterInnen<br />

einmal monatlich zum informellen Austausch<br />

ein. Die ehrliche Freude am Treffen und<br />

Fotos: Vandory<br />

52<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Über 30 Jahre<br />

Erfahrung schaffen<br />

Sicherheit.<br />

der Kommunikation hat mich beeindruckt. Erfreulich<br />

ist auch, dass durch diesen informellen<br />

Austausch immer wieder Ideen entstehen, die<br />

wir dann umsetzen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Gibt es auch heute noch leistungsorientierte<br />

und leistungsbereite MitarbeiterInnen?<br />

Zentner: Ja, es gibt sie immer noch. Und ich<br />

glaube auch, dass es uns gut gelingt, sogenannte<br />

LeistungsträgerInnen für uns zu gewinnen.<br />

Dabei ist die Person, die den Auswahlprozess<br />

durchführt, entscheidend. Bei uns sind Führungskräfte<br />

stark in das Recruiting eingebunden.<br />

Sie begleiten neue Mitarbeitende vom Onboarding<br />

über die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

bis zur Entwicklung und Festlegung<br />

ihrer Aufgaben. Auf diese Weise können wir die<br />

Stärken jeder und jedes Einzelnen berücksichtigen,<br />

Potenziale erkennen und weiterentwickeln.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie verläuft dieser Recruitingprozess?<br />

Zentner: Heutzutage reicht ein Stelleninserat<br />

allein nicht mehr aus. Insbesondere für den<br />

Versicherungsvertrieb war es immer schon<br />

herausfordernd, die richtigen MitarbeiterInnen<br />

zu gewinnen. Unser Erfolgsrezept sind unsere<br />

bestehenden MitarbeiterInnen, die eine hohe<br />

Zufriedenheit haben und in der Folge auch<br />

eine hohe Weiterempfehlungsbereitschaft. Auf<br />

diese Weise kommen wir oft mit interessierten<br />

Personen ins Gespräch, die sich dann für uns<br />

entscheiden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erfolgt die Integration ins Unternehmen?<br />

Zentner: Es beginnt am ersten Arbeitstag,<br />

unserem Starttag, an dem wir die neuen KollegInnen<br />

zu einem Frühstück einladen, um<br />

sie kennenzulernen, ihnen das Unternehmen<br />

vorzustellen und erste Netzwerke zu knüpfen.<br />

Dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit<br />

der direkten Führungskraft, die von Anfang<br />

an involviert ist. Wir legen auch großen Wert<br />

auf Mentorenmodelle. <strong>Das</strong> bedeutet, dass wir<br />

jungen Mitarbeitenden erfahrene KollegInnen<br />

an die Seite stellen. Die jungen Mitarbeitenden<br />

profitieren von der Erfahrung und dem Wissen<br />

der Arrivierten. Und umgekehrt verlieren die erfahrenen<br />

Kollegen die Scheu davor, jemanden<br />

einzuarbeiten und ins Team zu integrieren. Sie<br />

lernen auch von der Sichtweise der jüngeren<br />

Generation. Wir haben festgestellt, dass der<br />

frische Blick von außen, den neue KollegInnen<br />

mitbringen, uns weiterbringt. Die Welt ist komplexer<br />

geworden. Daher ist ein einseitiger Blickwinkel<br />

nicht mehr ausreichend. Teamarbeit hat<br />

an Bedeutung gewonnen, und wir fördern sie<br />

auf verschiedenen Ebenen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die UNIQA wirbt in ihren Employer-Branding-Aktivitäten<br />

mit Diversität, Vielfalt,<br />

Zukunftsorientierung, Wertschätzung und<br />

Nachhaltigkeit. Wie schaut es mit Frauen in<br />

Führungspositionen und Diversität bei MitarbeiterInnen<br />

in Tirol aus?<br />

Zentner: Hier muss man zwischen Innenund<br />

Außendienst unterscheiden. Der Versicherungsvertrieb<br />

ist traditionell sehr männerdominiert.<br />

Wir wünschen uns viel mehr Frauen im<br />

Vertrieb, auch weil wir glauben, dass die Themen,<br />

für die wir stehen – allen voran Sicherheit<br />

und Gesundheit – sehr gut zu Frauen passen.<br />

Leider trauen sich viele Frauen diese Tätigkeit<br />

nicht zu. Wir versuchen, verschiedene Zielgruppen,<br />

wie zum Beispiel Lehrlinge, für diese<br />

Berufe zu begeistern. Wir sprechen längst nicht<br />

mehr von einem reinen Verkäuferjob, sondern<br />

von kompetenter Beratung, von Werten wie<br />

Verlässlichkeit und hoher Kompetenz. Wir<br />

haben viele erfolgreiche Frauen in unserem<br />

Betreuungsteam. Außerdem arbeiten wir kontinuierlich<br />

an unserer Diversität, nicht nur in<br />

Bezug auf Geschlecht, sondern auch in Bezug<br />

auf Altersgruppen. ➝<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

Vom Erstgespräch, über den Eingriff/die Behandlung bis<br />

zur letzten Kontrolle findet alles unter einem Dach statt.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet maximale Sicherheit und Diskretion. Ein<br />

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Team, sowie eine flexible und optimierte Organisation<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

<strong>ECHO</strong>: Was sind die wichtigsten Merkmale<br />

eines attraktiven Arbeitgebers?<br />

Zentner: UNIQA hat sich das Ziel gesetzt, bis<br />

2025 der attraktivste Arbeitgeber der Finanzdienstleistungsbranche<br />

zu werden. Dazu haben<br />

wir ein 5-Punkte Programm entwickelt. Erstens<br />

möchten wir HR-Prozesse in allen Bereichen<br />

verbessern und laufend Feedback der Mitarbeitenden<br />

einholen. Zweitens wollen wird die Unternehmenskultur<br />

entlang eines Strategieprogramms<br />

weiterentwickeln. Drittens setzen wir<br />

Schwerpunkte auf Aus- und Weiterbildung<br />

sowie auf die Entwicklung der Führungskräfte.<br />

Viertens digitalisieren wir die HR-Prozesse für<br />

eine zukunftsorientierte Planung. Und fünftens<br />

gestalten und flexibilisieren wir die Arbeitswelt<br />

in unserem Unternehmen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was meinen Sie mit Arbeitswelt?<br />

Zentner: In unseren Service-Centern haben<br />

wir bereits neue Arbeitsplatzkonzepte umgesetzt.<br />

Wir haben uns von Einzelbüros und Doppelbüros<br />

verabschiedet und stattdessen Arbeitsbereiche<br />

und Begegnungszonen geschaffen.<br />

Im Jahr 2024 werden wir die Landesdirektion<br />

entsprechend umbauen und neu gestalten und<br />

damit auch für unsere Mitarbeitenden attraktiver<br />

werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie würden Sie Ihren Führungsstil<br />

beschreiben? Welche Werte und Prinzipien leiten<br />

Sie bei der Führung Ihres Teams?<br />

Zentner: <strong>Das</strong> Wichtigste sind für mich Selbstführung,<br />

Selbstorganisation und Selbstverantwortung.<br />

Selbstführung ist die Voraussetzung,<br />

andere führen zu können. Ich muss diszipliniert<br />

meine eigene Entwicklung verfolgen, muss meine<br />

eigenen Lernfelder orten und bearbeiten. Es<br />

ist von entscheidender Bedeutung, sich der eigenen<br />

Stärken und Schwächen bewusst zu sein<br />

und bei Bedarf Unterstützung zur persönlichen<br />

Weiterentwicklung in Anspruch zu nehmen.<br />

Für mich ist es wichtig, ein Vorbild zu sein<br />

und die Bereitschaft mitzubringen, lebenslang<br />

zu lernen. Dies ist nicht nur meine Erwartung<br />

an mich selbst, sondern auch an unsere MitarbeiterInnen.<br />

Darüber hinaus unterstützt unser<br />

Unternehmen Führungskräfte mit speziellen<br />

Coaching-Programmen und Leadership-Ausbildungen.<br />

In meinen Augen ist Führung eng<br />

mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />

verknüpft, und dieser Prozess beginnt stets bei<br />

sich selbst.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Führung?<br />

Zentner: Es beginnt immer mit Vertrauen und<br />

auch Zutrauen, das heißt es geht um Fordern<br />

und Fördern. Wir interessieren uns für die MitarbeiterInnen<br />

und sorgen für Kommunikation<br />

und ständigen Austausch. <strong>Das</strong> ist nicht das jährliche<br />

Mitarbeitergespräch mit anschließender<br />

Bewertung. Nein, wir wollen und pflegen regelmäßigen<br />

Austausch mit unseren KollegInnen,<br />

um zu verstehen, wie es ihnen geht. Dabei spielt<br />

Vertrauen eine zentrale Rolle, indem wir Mitarbeitenden<br />

Verantwortung übertragen, gleichzeitig<br />

aber auch erwarten, dass sie uns Feedback<br />

darüber geben, wie Aufgaben erledigt wurden,<br />

wie es ihnen dabei ergangen ist und welche Gedanken<br />

sie dazu haben. <strong>Das</strong> hat mit ehrlichem<br />

Interesse zu tun.<br />

UNIQA will bis 2025<br />

attraktivster Arbeitgeber der<br />

Finanzdienstleistungsbranche<br />

werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie war Ihr Weg zum Landesdirektor<br />

von UNIQA?<br />

Zentner: Mein beruflicher Werdegang begann<br />

mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann.<br />

Nach meinem Zivildienst hatte ich erste Berührungspunkte<br />

mit UNIQA bei einer Leasinggesellschaft.<br />

Dort entwickelte ich ein Interesse<br />

für die Versicherungsbranche und absolvierte<br />

verschiedene Weiterbildungen. Ich erkannte<br />

meine Leidenschaft für die Zusammenarbeit<br />

mit Menschen, die Organisationsentwicklung<br />

und die Führung von Teams. 2011 bin ich in die<br />

Agenturbetreuung bei UNIQA eingestiegen.<br />

Ich fand es faszinierend, mit Partnern zusammenzuarbeiten,<br />

die exklusiv mit UNIQA kooperieren,<br />

und als Bindeglied zur Versicherung<br />

tätig zu sein. Während dieser Zeit absolvierte<br />

ich berufsbegleitend ein MBA-Studium im General<br />

Management, um ein besseres Verständnis<br />

für das Geschäft und Unternehmertum zu entwickeln<br />

und Lösungsansätze zu finden. Diese<br />

Phase war entscheidend für meine persönliche<br />

Weiterentwicklung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche waren die wichtigsten Lernerfahrungen<br />

in Ihrer beruflichen Laufbahn?<br />

Zentner: Ich hatte das Glück, Vorgesetzte zu<br />

haben, die mich gefördert, unterstützt und gefordert<br />

haben. Auch wenn man es in der Situation<br />

nicht so sehen mag, aber am meisten gelernt<br />

habe ich immer dort, wo ich mit den größten<br />

Herausforderungen konfrontiert war. Eine meiner<br />

wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre<br />

war die Fähigkeit, Dinge anzunehmen, wie sie<br />

sind, und dann Überlegungen anzustellen, wie<br />

ich die Situation verbessern und weiterentwickeln<br />

kann. Wenn man weiß, dass nichts in der<br />

Wirtschaft statisch ist und man selbst viel zur<br />

Veränderung beitragen kann, hat man auch eine<br />

positive Einstellung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Haben Sie für die nächsten Jahre ein<br />

klares Ziel?<br />

Zentner: Mein Ziel für die nächsten Jahre ist<br />

es, jeden Tag daran zu arbeiten, dass morgen<br />

besser wird als heute. Dies bedeutet nicht, dass<br />

ich ständig unzufrieden bin, sondern dass ich<br />

aktiv meinen Beitrag zur positiven Weiterentwicklung<br />

leisten möchte. Gerade in Zeiten des<br />

Wandels und der Dynamik ist es wichtig, daran<br />

mitzuarbeiten, dass unser Erfolg auch in fünf<br />

oder zehn Jahren fortbesteht.


Gemeinsam<br />

schaffen<br />

wir die<br />

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seine seine Kund:innen beim beim Übergang<br />

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ermöglichen eine eine resiliente Energieversorgung<br />

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Expertise, während wir wir gemeinsam<br />

die die Energiewende vorantreiben.<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Eine weltweite Regelung wäre<br />

wünschenswert, ist aber nicht realistisch.“<br />

Thema: Künstliche Intelligenz:<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen<br />

Alltag finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem<br />

Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />

Arno Wimmer: Im Dienstleistungsbereich<br />

ist zu bemerken, dass KI zunehmend in Verwendung<br />

kommt. Unser Unternehmen verwendet<br />

für einzelne Tätigkeiten ChatGPT<br />

und digitale Formulare für Kunden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Glauben Sie, dass KI Jobs in Ihrer<br />

Branche verändern wird? Und wenn ja, welche<br />

und in welcher Hinsicht? Werden Sie<br />

durch die Entwicklungen in der KI weniger<br />

MitarbeiterInnen brauchen? Kann also KI<br />

gegen den MitarbeiterInnenmangel helfen?<br />

Wimmer: KI wird insbesondere im administrativen<br />

Bereich zunehmend mehr in Nutzung<br />

kommen. Es wird allerdings auch das<br />

Aufgabengebiet zunehmend umfangreicher.<br />

Die Anforderungen an die MitarbeiterInnen<br />

werden sicherlich größer. Bei entsprechender<br />

Implementierung von Systemen kann dies<br />

helfen, den derzeitigen MitarbeiterInnenmangel<br />

etwas auszugleichen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Berufsbilder oder Tätigkeiten<br />

sind in Ihrem Unternehmen besonders<br />

von der Automatisierung durch KI betroffen?<br />

Wimmer: KI soll uns unterstützen, den Service<br />

zu verbessern. Die Prozesse sollen damit<br />

mehr digitalisiert werden und der Kundenservice<br />

verbessert werden. Im RE/MAX-Verbund<br />

haben wir ein Prop-up-Unternehmen, das laufend<br />

digitale Prozesse optimiert. Als Mitglied<br />

im IT-Beirat von RE/MAX kann ich beobachten,<br />

dass sehr viele neue Anwendungen auf den<br />

Markt kommen. Es gilt aber immer zu prüfen,<br />

ob und inwieweit dies für das jeweilige Unternehmen<br />

anwendbar ist und ob es einen klaren<br />

Nutzen für den Kunden bringt.<br />

Arno Wimmer, Geschäftsführer RE/Max<br />

Conterra Immobilien in Innsbruck.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />

könnten durch KI in Ihrer Branche<br />

entstehen?<br />

Wimmer: Wir sehen, dass in unserer Branche<br />

zunehmend auch IT-Spezialisten erforderlich<br />

sind, um neue Entwicklungen zu<br />

gestalten bzw. Dienstleistungsangebote von<br />

Dritten zu integrieren. Bei aller Digitalisierung<br />

wird es auch zukünftig den Immobilienmakler/die<br />

Immobilienmaklerin brauchen.<br />

Immobiliengeschäfte sind Vertrauensgeschäfte<br />

und im Privatimmobilienbereich<br />

sind auch sehr viele emotionale Momente<br />

im Spiel. In der Funktion als Doppelmakler<br />

haben wir einen Interessensausgleich zu wahren,<br />

der sehr viel soziale Kompetenz erfordert.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />

Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />

zu verbessern?<br />

Wimmer: KI hat das Potenzial, Prozesse<br />

rascher zu gestalten, Daten besser und effizienter<br />

zu interpretieren und den Kundenservice<br />

zu verbessern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder<br />

Qualifikationen werden aufgrund der Einführung<br />

von KI in Ihrem Unternehmen<br />

benötigt? Wie bereiten Sie Ihre MitarbeiterInnen<br />

darauf vor? Rechnen Sie mit hohem<br />

Umschulungsaufwand?<br />

Wimmer: Aufgrund der laufenden technischen<br />

Neuerungen im RE/MAX-Verbund<br />

werden sowohl MaklerInnen als auch die<br />

MitarbeiterInnen im Sekretariat geschult.<br />

Insbesondere die MitarbeiterInnen im Sekretariat<br />

sind vornehmlich mit den technischen<br />

Neuerungen befasst, da sie die Unterstützung<br />

für die MaklerInnen bieten. Neben den üblichen<br />

berufsspezifischen Schulungen werden<br />

auch spezifische Seminare für die digitale Anwendung<br />

angeboten. Die Schulungen finden<br />

vorwiegend online statt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />

Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />

von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />

diese angegangen?<br />

Wimmer: Mit KI ist stets die Frage der<br />

Datensicherheit und des Datenschutzes verbunden.<br />

Mithilfe der IT-Abteilung in der RE/<br />

MAX-Zentrale und unter Einbeziehung von<br />

Rechtsexperten werden entsprechende Lösungen<br />

erarbeitet.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen) Regulierungen<br />

sind in Bezug auf KI Ihrer Meinung<br />

nach notwendig?<br />

Wimmer: Die Regelungen müssen zumindest<br />

auf EU- Ebene erfolgen und in nationales<br />

Gesetz umgesetzt werden. Da die Anbieter allerdings<br />

vielfach außerhalb der EU stationiert<br />

sind, wäre eine „weltweite Regelung“ wünschenswert.<br />

Eine solche ist allerdings nicht<br />

realistisch. Es gilt weiters zu bedenken, dass<br />

die Entwicklung in der KI dermaßen rasant<br />

voranschreitet, dass der Gesetzgeber immer<br />

mit erheblicher Zeitverzögerung reagieren<br />

kann. Ergänzend sei noch zu bemerken, dass<br />

auch schon die weltweiten größten Tech-<br />

Unternehmen über mögliche Regelungen<br />

laut nachdenken. Daher ist zu vermuten, dass<br />

es mittlerweile Entwicklungen gibt, die offensichtlich<br />

nicht mehr kontrollierbar sind.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

„KI ist nicht intelligenter als Fachpersonal.“<br />

Thema: Künstliche Intelligenz<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen<br />

Alltag finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem<br />

Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />

Jan Grigor Schubert: KI unterstützt bereits<br />

heute unsere ExpertInnen routinemäßig<br />

bei der Verarbeitung großer Datenmengen,<br />

beispielsweise bei der Optimierung der<br />

Montagereihenfolge für Variantenprodukte<br />

oder automatischen Vorsortierung unseres<br />

Lagers nachts oder an Sonntagen, um zur<br />

Hauptarbeitszeit möglichst kurze Logistikzeiten<br />

zu erzielen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />

Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />

zu verbessern?<br />

Schubert: Gemeinsam mit Big Data ermöglicht<br />

KI, sowohl Unternehmensabläufe<br />

zu verbessern als auch diese besser zu<br />

verstehen und so noch bessere Entscheidungen<br />

treffen zu können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Unternehmensbereiche<br />

werden Ihrer Meinung nach voraussichtlich<br />

am stärksten von KI beeinflusst werden und<br />

warum?<br />

Schubert: KI ist nicht intelligenter als<br />

Fachpersonal, sie ist aber in der Lage, große<br />

Datenmengen viel schneller zu analysieren<br />

und in der Lösungsfindung zu berücksichtigen.<br />

Die Haupteinsatzbereiche sind also<br />

dort, wo entsprechend viele Daten erzeugt<br />

werden bzw. wo die Berücksichtigung von<br />

größeren Datenmengen zu besseren Ergebnissen<br />

führt. In einem produzierenden<br />

Unternehmen wie STIHL Tirol sind dies<br />

derzeit vor allem die Produktions- und Logistikplanung,<br />

in naher Zukunft auch die<br />

Qualitäts- und Vertriebsplanung. Texte und<br />

Präsentationen werden in Langkampfen<br />

jedoch noch per Hand generiert. Hierbei<br />

schätzen wir die Kreativität und <strong>Original</strong>ität<br />

unserer MitarbeiterInnen.<br />

STIHL-Tirol-Geschäftsführer Jan Grigor<br />

Schubert.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern könnte KI zu einer Veränderung<br />

der Hierarchien und Organisationsstrukturen<br />

in Unternehmen führen?<br />

Schubert: Die höhere Datendichte führt<br />

immer mehr zur Vernetzung von Funktionen<br />

im Rahmen von sogenannten Endto-end-Prozessen,<br />

wo zum Beispiel für die<br />

Beschaffung von Komponenten im Prozess<br />

Order-to-cash die Funktionen Vertrieb,<br />

Produktion, Logistik und auch Buchhaltung<br />

über Standorte und Hierarchien hinweg direkt<br />

kooperieren. Hier haben wir schon in<br />

der jüngsten Vergangenheit globale und lokale<br />

Prozessverantwortliche eingeführt, die<br />

diese Kooperationen definieren und in einer<br />

Matrix auch gemeinsam mit den beteiligten<br />

Funktionsverantwortlichen leiten.


Der schnellste<br />

Weg zu unseren<br />

Services.<br />

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Unternehmer:innen blicken nach vorne und sind voller Pläne.<br />

Bei der Umsetzung gilt es vieles zu beachten und abzuwägen.<br />

Bauen Sie dabei auf die Erfahrungen unserer Expert:innen.<br />

Sie unterstützen Sie gerne bei der Suche nach Lösungen und<br />

Entscheidungsgrundlagen.<br />

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LEOPOLDFRANZENSUNIVERSITÄT | PROMOTION<br />

Gemeinsam sind wir Uni<br />

Die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck ist die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung<br />

im Westen Österreichs und einer der größten Arbeitgeber Tirols.<br />

Von Klimaforschung und Quantenphysik<br />

bis zu Migration, Cybersicherheit und<br />

Digitalisierung beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler an der Universität<br />

Innsbruck mit den Fragen von Gegenwart<br />

und Zukunft. Sie liefern die Einsichten für<br />

die richtige Einschätzung von Problemen und<br />

schaffen die Grundlagen für Lösungen. Insgesamt<br />

arbeiten, forschen und lernen über 5.500<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rund<br />

28.000 Studierende aus mehr als 100 Ländern<br />

an der Universität Innsbruck. Viele Menschen<br />

haben an der größten Hochschule Westösterreichs<br />

ihre Berufung in Forschung und Lehre,<br />

aber auch in der Verwaltung gefunden. Theresa<br />

Monz und Georg Neuhauser sind zwei davon.<br />

„MÄDCHEN FÜR ALLES“ IN<br />

LANDECK<br />

Im Tiroler Oberland, genauer in Landeck, wird<br />

das Bachelorstudium Wirtschaft, Gesundheitsund<br />

Sporttourismus gelehrt – und an der dortigen<br />

Fakultäten Servicestelle arbeitet Theresa<br />

Georg Neuhauser<br />

Monz. Sie wollte nach ihrer Matura eigentlich<br />

Mitarbeiterin an der Rechtwissenschaftlichen<br />

Fakultät werden: „Mich hat das Thema Recht<br />

immer interessiert. Als ich klein war, wollte ich<br />

immer in diese Richtung was machen“, verrät<br />

sie. Ab 2012 war sie sieben Jahre lang Mitarbeiterin<br />

in der Personalabteilung, seit 2019 arbeitet<br />

sie in Landeck. Wie sie ihr Aufgabenfeld dort<br />

beschreiben würde? Diversität sei dabei wohl<br />

das beste Schlagwort, um ihren Arbeitsalltag<br />

zusammenzufassen: „<strong>Das</strong> ist wohl der abwechslungsreichste<br />

Job, den es auf der Uni gibt“,<br />

erklärt sie, „es gibt immer sehr viel zu tun, du<br />

bist Mädchen für alles.“ Nach ihrer Arbeit findet<br />

man Theresa Monz zumeist in der Natur<br />

wieder. Dort kann die passionierte Reiterin am<br />

besten abschalten. Sogar ein Pferd kann sie ihr<br />

Eigen nennen, eine Haflingerstute mit dem<br />

klingenden Namen Samuna.<br />

DER LETZTE RITTER<br />

Seit der vierjährige Georg Neuhauser zum ersten<br />

Mal mit seiner Tante auf einer Burg war,<br />

hatte er nur ein Ziel vor Augen – er wollte Ritter<br />

werden. Sechs Jahre später dann die große Ernüchterung:<br />

Den Beruf des Ritters gibt es gar<br />

nicht mehr. „Ein einschneidendes Erlebnis“,<br />

erinnert er sich. Danach hat sich schnell Soldat<br />

Theresa Monz<br />

als Berufswunsch herauskristallisiert – Soldaten<br />

sind schließlich die Ritter von heute. So ging<br />

Neuhauser nach seiner Matura an der AHS-<br />

BORG Schwaz zum Bundesheer, wo er immer<br />

noch im Milizstand tätig ist. Auch während seines<br />

Lehramtsstudiums für Geschichte, Geografie<br />

und Italienisch an der Universität Innsbruck<br />

diente er weiterhin für einige Wochen im Jahr<br />

beim Heer, um sich etwas dazuzuverdienen.<br />

Anschließend hängte er noch ein Studium der<br />

Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und<br />

Neuzeitarchäologie an. <strong>Das</strong> alles an der Universität<br />

Innsbruck, wo er 2009 auch eine Dissertationsstelle<br />

bekam, seit 2012 als Lehrbeauftragter<br />

tätig ist und 2021 eine Vollzeitstelle antrat. Die<br />

Schwerpunkte seiner Forschung an der Universität<br />

liegen im Bereich Ressourcennutzung im<br />

Mittelalter und in der Neuzeit. „Auch bei uns<br />

gab es in der Urgeschichte hoch entwickelte<br />

Zivilisationen. Von denen existieren aber kaum<br />

schriftliche Überlieferungen“, sagt der Wissenschaftler.<br />

Deswegen sei die Kombination der<br />

Historie mit Archäologie und Naturwissenschaften<br />

nötig, um ein Gesamtbild dieser Gesellschaften<br />

zu erhalten.<br />

Weitere Porträts von Mitarbeiter:innen und<br />

Karrieremöglichkeiten an der Universität Innsbruck<br />

gibt es unter: www.uibk.ac.at/karriere<br />

Foto.Target Group/Franz Oss


ZAHLEN<br />

UNIVERSITÄT<br />

INNSBRUCK<br />

International vernetzt:<br />

70 Prozent<br />

der wissenschaftlichen<br />

Publikationen entstehen<br />

gemeinsam mit internationalen<br />

Co-Autor:innen.<br />

Top Forschung beim<br />

renommierten Shanghai-Ranking in<br />

17 Fachbereichen<br />

Spitzenforschung in den Forschungsschwerpunkten<br />

Alpiner Raum und Physik.<br />

Über<br />

4200 Abschlüsse im<br />

Studienjahr 2021/22 Bachelor,<br />

Master, Diplom und Doktorat.<br />

Rang 1<br />

unter den beliebtesten<br />

Arbeitgebern in Tirol<br />

Dank spannender<br />

Arbeitsinhalte,<br />

familienfreundlicher<br />

Arbeitsbedingungen und<br />

einem internationalen<br />

Arbeitsumfeld.<br />

Beteiligung an<br />

Kooperation mit 9 europäischen Universitäten<br />

von Reykjavik bis Neapel in der Aurora European<br />

Universities Allianz. Von dieser Zusammenarbeit<br />

profitieren Studierende, Wissenschaftler:innen<br />

und Verwaltungsmitarbeiter:innen.<br />

3 FWF-Exzellenzclustern<br />

Die Universität Innsbruck koordiniert den<br />

Exzellenzcluster für Quantenwissenschaften und ist an<br />

zwei Exzellenzclustern zu politischen, sozialen und<br />

kulturellen Entwicklungen Eurasiens und zu Materialien<br />

für Energiekonversion und Speicherung beteiligt.<br />

Beste Spin-off-Strategie:<br />

Österreichweit führend mit aktuell<br />

21 Unternehmensbeteiligungen<br />

durch die 2008 gegründete<br />

Beteiligungsholding der Universität.<br />

51,5 Millionen Euro<br />

öffentlicher Forschungsmittel<br />

national und international<br />

eingeworben.<br />

Mehr als 25 Prozent Steigerung<br />

in 5 Jahren.<br />

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Wir arbeiten vernetzt.<br />

Seit 1669<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Der Einsatz von Robotik und KI wird in der neuen<br />

RIEDERBAU-Holztechnik in der Vorfertigung erprobt.<br />

Hilfreich, nicht weltrettend<br />

Interview. Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU, über die Veränderungen,<br />

die der Einsatz von KI in der Baubranche jetzt und in Zukunft mit sich bringt, sowie<br />

Herausforderungen für die Branche, mögliche Lösungen und die Konjunktur.<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />

wird zunehmend Einzug in den<br />

unternehmerischen Alltag halten.<br />

Welche Auswirkungen hat KI bereits<br />

jetzt in der Baubranche?<br />

Anton Rieder: Vor drei bis vier<br />

Jahren versuchten wir mit der<br />

Stanford University und Frau Dr.<br />

Buchinger, ein Projekt zu „Smart<br />

Construction“ umzusetzen. Daten<br />

von über hundert Baustellen<br />

waren erforderlich, um die KI zu<br />

trainieren. Leider mussten wir das<br />

Projekt abbrechen, da es nicht gelang,<br />

die entsprechende Datenstruktur<br />

bereitzustellen. Die KI<br />

hätte frühzeitig erkennen sollen,<br />

ob auf einer Baustelle Probleme<br />

auftreten, indem Finanzdaten,<br />

Mails u. a. ausgelesen werden.<br />

Bei Baustellen von kurzer Dauer<br />

ist die KI zu langsam. Bis ein Fehler<br />

erkannt wird, ist dieser bereits<br />

geschehen. Viel besser noch wären<br />

KI-Systeme, die noch früher<br />

eingreifen, wenn z. B. die Kalkulation<br />

nicht stimmt, die Risiken zu<br />

groß sind oder der Bauherr nicht<br />

stabil ist. Bisher ist der Einsatz von<br />

KI auf der Baustelle begrenzt. Es<br />

ist nicht so, dass die bisherigen<br />

Tools uns einen Quantensprung<br />

in der Produktivität ermöglichen<br />

würden. Natürlich verwenden<br />

wir ChatGPT für das Marketing.<br />

Unsere Architekten spielen mit<br />

Midjourney. Den neuen Copilot<br />

von Microsoft werde ich sicherlich<br />

ausprobieren. Gerade für<br />

Führungskräfte und in administrativen<br />

Prozessen bringt KI viele<br />

Erleichterungen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen<br />

wird KI in den nächsten Jahren auf<br />

die Branche haben?<br />

Rieder: Spannend sind Forschungen<br />

an „Auto-Architekten“.<br />

In diese Programme werden die<br />

Parameter eingegeben, die der<br />

Bau aufweisen soll, dann liefert<br />

das System optimierte Entwürfe<br />

für das Grundstück. Auch in<br />

unserer Designsoftware gibt es<br />

solche Ansätze. Eine solche KI<br />

müsste gefüttert werden mit allen<br />

Bauordnungen, technischen Vorschriften<br />

usw. Durch die integrale<br />

Planung könnte der beste Entwurf<br />

für alle Disziplinen entwickelt<br />

werden, der architektonisch beste,<br />

der statisch beste, der günstigste,<br />

der materialsparendste, der mit<br />

geringstem CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

usw. Für Design- und Planungsprozesse<br />

wäre das hilfreich. Auch<br />

in der Kalkulation ist der sinnvolle<br />

Einsatz von KI denkbar. Daten<br />

bisheriger Baustellen ließen sich<br />

für präzise Vorhersagen nutzen.<br />

Bislang bauen Kalkulationen<br />

häufig auf den Erfahrungen der<br />

Mitarbeiter auf. Auch in Bauvertragsprüfungen<br />

könnte KI<br />

wichtig werden, ebenso wie in<br />

der laufenden Unterstützung der<br />

Bauabwicklung durch KI. Weiters<br />

entfallen etwa zwölf bis 15 Prozent<br />

des Bauvolumens auf Fehlkalkulationen,<br />

Fehlbestellungen<br />

und Prozessmängelkosten. <strong>Das</strong><br />

könnte durch KI minimiert werden.<br />

Auch in der Baustellensicherheit<br />

könnte sich etwas tun.<br />

Die AUVA könnte in eine KI<br />

sämtliche Vorschriften und Daten<br />

zu den 60.000 Baustellenunfällen<br />

pro Jahr einspielen. Die KI<br />

könnte das Umfeld, in dem diese<br />

Unfälle passieren, analysieren und<br />

auf Gefahren hinweisen. Bevor es<br />

zum Durchbruch von KI auf der<br />

Fotos: RIEDERBAU<br />

62 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Baustelle kommt, sind aber noch<br />

einige Fragen zu klären.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche?<br />

Rieder: Die zentrale Frage ist,<br />

mit welchen Daten und mit<br />

welcher Datenmenge solche KI-<br />

Tools gefüttert werden müssten.<br />

Nur unsere Unternehmensdaten<br />

zu nutzen, könnte nicht ausreichend<br />

sein. Allgemeine Weltdaten<br />

sind dabei nicht hilfreich.<br />

Tiroler Baustellendaten sind<br />

nicht öffentlich zugänglich. Würden<br />

sich mehrere KMU zusammenschließen,<br />

wäre der Output<br />

entsprechend anders. Kreative<br />

Ideen und persönliches Knowhow<br />

müssen geschützt werden.<br />

Die Daten müssen Eigentum<br />

desjenigen bleiben, der sie zur<br />

Verfügung stellt. Und die Entscheidungen<br />

treffen muss nach<br />

wie vor der Mensch. Dann hätte<br />

ich wenig Bedenken.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie werden sich die<br />

Berufsbilder auf der Baustelle<br />

durch KI verändern?<br />

Rieder: Höhere Qualität oder<br />

mehr Volumen ist realistischer<br />

als Personalreduktion. Wenn<br />

auch KI Finanzbuchhaltung,<br />

Personalverrechnung, Einkauf<br />

usw. in Zukunft übernehmen<br />

könnte. Es sind nun Fähigkeiten<br />

„Der tief in uns Europäern<br />

verwurzelte Regulierungswahnsinn<br />

hemmt Innovation<br />

und Fortschritt“, meint<br />

Anton Rieder.<br />

„Die Aussichten sind schwierig, aber nicht<br />

hoffnungslos. Potenzial und Chancen sind<br />

reichlich vorhanden.“<br />

<br />

Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU


TOP 500 | INTERVIEW<br />

gefragt, die in anderen Branchen schon lange<br />

wichtig sind: IT, Datenanalysten, CNC-Programmierer,<br />

Logistiker usw. Auf der Baustelle<br />

selbst kann ich mir den Einsatz von KI schwer<br />

vorstellen, eher von Robotern bzw. Cobots.<br />

Den Maurer wird es noch lange geben. Außer<br />

die Bauweise ändert sich. Wird nicht mehr so<br />

individualisiert gebaut wie jetzt, weil vermehrt<br />

oder überwiegend im Werk vorgefertigt und<br />

vor Ort nur mehr aufgestellt wird, haben wir<br />

ein neues Spiel. In Deutschland entstehen<br />

große Werke, die 20.000 Wohneinheiten in<br />

Vorfertigung produzieren. In wenigen Jahren<br />

könnten es 100.000 sein. <strong>Das</strong> nehmen wir<br />

ernst. Unsere Holztechnik greift die Idee auf,<br />

nur nicht in dieser Dimension. Wir fertigen<br />

in Hybridbauweise (Holz+Stahlbeton) ganze<br />

Wände samt Fassade und Fenster vor.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie KI-fit ist Österreich?<br />

Rieder: Wir sind kein Vorreiterland. Es ist<br />

kaum möglich, solche Themen nationalstaatlich<br />

zu lösen. Zwar hat die EU bewiesen, dass<br />

sie als Friedensprojekt funktioniert, doch<br />

fehlt die europäische Integration, um Innovation<br />

voranzutreiben, das gilt auch für Quantencomputing<br />

u. Ä. Der nötige Intellekt ist<br />

in Europa vorhanden, die Zusammenarbeit<br />

nicht. Wir sind eher in die Gegenrichtung,<br />

Festung Österreich, unterwegs. Die USA haben<br />

50 Bundesstaaten und einen Präsidenten.<br />

Auch wir bräuchten eine politische Union.<br />

Doch womöglich haben wir<br />

den Moment dafür bereits<br />

verpasst. Vielleicht gelingt es<br />

nachfolgenden Generationen.<br />

Sonst werden wir eines Tages<br />

vielleicht zum Museum der<br />

Welt. Wesentliche Entwicklungen<br />

werden derzeit nicht<br />

rechtzeitig erkannt, immer<br />

wieder zeigt sich Europa überrumpelt.<br />

Zwar wird nun in<br />

Chip- und Batteriefabriken investiert,<br />

doch werden wir nun<br />

damit zum Nachahmer. Es<br />

gibt zwar die EU Cloud Gaia-<br />

X, doch braucht diese fremde<br />

Infrastrukturen. Es gibt nur<br />

wenige Hyperscaler, Amazon<br />

Web Services (AWS), Microsoft<br />

Azure, Google Cloud<br />

Plattform (GCP) und IBM,<br />

Alibaba, Meta. Keiner davon<br />

aus Europa. Unser einziger<br />

relevanter Softwarekonzern<br />

SAP muss sich anstrengen,<br />

up-to-date zu bleiben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie ist Ihre Erwartung<br />

an die Konjunktur im<br />

nächsten Jahr?<br />

Rieder: Wir befinden uns in einer 0-Wachstumsphase,<br />

aber die Rückmeldungen von den<br />

Unternehmen sind differenziert, von okay bis<br />

schlecht. Sicher ist, <strong>2023</strong> war schwieriger als<br />

2022 und 2024 wird schwieriger als <strong>2023</strong>.<br />

Im Hochbau bzw. Wohnbau rechnen wir mit<br />

einem Einbruch auf die Hälfte. Auch dauerhaft<br />

wird das Niveau etwa ein Drittel unterhalb<br />

der Vor-Covid-Zeit bleiben, aufgrund<br />

der Demografie und Marktüberhitzung. In<br />

der Branche gibt es Anpassungsbedarf. Es<br />

wird mehr saniert als neugebaut werden. Bei<br />

der Infrastruktur ist laufend viel zu tun. Der<br />

Tiefbau wird darum konstant bleiben. Mit<br />

einem Aufschwung ist nicht zu rechnen, dafür<br />

fehlen die öffentlichen Gelder. Der Wirtschaftsbau<br />

wird schwächeln, weil auch Industrie<br />

und Gewerbe Schwierigkeiten haben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen sehen<br />

Sie auf die Unternehmen zukommen?<br />

Rieder: Neben der Auslastung die Frage,<br />

ob das Personal gehalten werden kann. Es<br />

dauert Jahre, Personal in hoher Qualität aufzubauen<br />

und überhaupt zu finden. Und ob<br />

die nötigen Erträge erzielt werden können für<br />

Investitionen in Digitalisierung, Transformation,<br />

Vorfertigung und auch KI. Es könnte zu<br />

einer schleichenden Marktbereinigung kommen.<br />

Die Lohnverhandlungen für <strong>2023</strong> und<br />

2024 sind abgeschlossen. Faktisch hat sich in<br />

unserem Unternehmen der Lohn um elf und<br />

das Gehalt um 13 Prozent erhöht. 2024 sind<br />

es erneut sieben bis acht Prozent. Ich gönne es<br />

den Menschen, aber auch das ist eine Herausforderung,<br />

ein Grund, warum Bauen so teuer<br />

ist und wir als 0-Produktionszweig gelten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Rahmenbedingungen sind<br />

jetzt erforderlich?<br />

Rieder: Wir brauchen schnelle Verfahren<br />

und Hilfsbereitschaft seitens der Raumordnung.<br />

Wir brauchen differenzierte Baustandards<br />

für eine differenzierte Bevölkerung mit<br />

differenziertem Einkommen. Senken wir die<br />

Standards ein wenig, bauen wir noch immer<br />

auf hohem Niveau, nur einfacher, z. B. alle<br />

Bäder übereinander oder ohne Tiefgarage.<br />

Wir brauchen in Teilen der Branche mehr<br />

Vorfertigung und eine gewisse Standardisierung<br />

und Prozessoptimierung im Sinne des<br />

seriellen Bauens, einmal geplant, mehrfach<br />

gebaut, einmal bewilligt, mehrfach bewilligt<br />

usw. In der Autobranche funktioniert es auch<br />

so. Trotzdem sehen nicht alle Autos gleich<br />

aus. Wir müssen mit den Zinsen auf zwei<br />

Prozent runter und die KIM-Verordnung<br />

muss fallen. Beides führte zu einer Vollbremsung<br />

in der Branche, wenn auch die 0-Zinsen<br />

nicht richtig waren. <strong>Das</strong> Geld für die Wohnbauförderung<br />

muss in den Neubau gesteckt<br />

werden und zum Teil in Sanierungen. Es darf<br />

nicht irgendwo versickern. Wir brauchen ein<br />

Sonderbauprogramm, begrenzt auf ein paar<br />

Jahre. Wir bauen Eigentum, die Gemeinden<br />

Mietwohnungen. So würde die Bauwirtschaft<br />

wieder anspringen.<br />

<br />

Interview: Amata Steinlechner<br />

64<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Willkommen in<br />

einer neuen Ära:<br />

George<br />

Business<br />

ist da.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Veronika Sexl, neue Rektorin der<br />

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.<br />

„Mir sind<br />

Menschen<br />

wichtig“<br />

Interview. Veronika Sexl, Rektorin der Universität<br />

Innsbruck, über Nachhaltigkeit,<br />

Digitalisierung, bessere Rahmenbedingungen<br />

für Studierende, das Budgetloch<br />

und die Frage, warum sie selbst die Personalagenden<br />

übernommen hat.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie sind nun seit über<br />

einem halben Jahr Rektorin der<br />

Universität Innsbruck. Wie waren<br />

die ersten Monate als Rektorin<br />

und wie geht es Ihnen mit der<br />

neuen Herausforderung?<br />

Veronika Sexl: Ich bin hier<br />

sehr gut angekommen und<br />

glücklich. Die letzten Monate<br />

waren intensiv und spannend<br />

und ich durfte viel Neues erleben<br />

und erfahren. Ich habe sehr<br />

interessante wissenschaftliche<br />

Projekte, vor allem aber sehr<br />

viele unglaublich engagierte<br />

und motivierte Menschen kennengelernt.<br />

Unsere Universität<br />

ist so groß und vielfältig, dass<br />

diese Entdeckungsreise stetig<br />

weitergeht. Jeder Tag birgt eine<br />

neue Überraschung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben „Gemeinsam,<br />

freudvoll und mutig in die<br />

neuen Zeiten“ als Motto ausgegeben.<br />

Was bedeutet dieses<br />

Motto für Sie?<br />

Sexl: Für mich bedeutet das, genau<br />

dieses Engagement und die<br />

Motivation für die Wissenschaft,<br />

für die Lehre, für das Studium<br />

und die Organisation unserer<br />

Universität auch dann beizubehalten,<br />

wenn die Rahmenbedingungen<br />

möglicherweise etwas<br />

schwieriger werden. Und dass<br />

auf uns neue Zeiten mit ihren<br />

Herausforderungen zukommen,<br />

ist offensichtlich. Teuerung,<br />

Inflation, Arbeitskräftemangel<br />

oder die Erosionserscheinungen<br />

beim Demokratieverständnis<br />

sind nur einige Stichworte. Aber<br />

neue Zeiten bergen auch immer<br />

neue Chancen und neue Möglichkeiten.<br />

<strong>Das</strong> gilt gerade auch<br />

für eine Universität wie unsere,<br />

die dann auf der Basis ihrer<br />

Forschung und Kompetenzen<br />

Lösungsangebote machen kann.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben Ihre Schwerpunkte<br />

unter anderem auf Digitalisierung<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Fotos: Vandory<br />

66<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


gelegt? Was genau kann man<br />

darunter verstehen?<br />

Sexl: Auch das sind Stichworte<br />

im Zusammenhang mit dem<br />

Transformationsprozess, in dem<br />

wir uns derzeit befinden. Beides<br />

wird nicht nur die Entwicklung<br />

unserer Gesellschaft im<br />

Allgemeinen, sondern auch die<br />

unserer Universitäten, unserer<br />

Lehre und unserer Forschung<br />

beeinflussen. Aus diesem Grund<br />

haben wir dafür ein eigenes<br />

Ressort in unserem Rektorat<br />

geschaffen. Es geht darum, die<br />

Digitalisierung mitzuentwickeln,<br />

aber auch den Umgang mit den<br />

neuen digitalen Möglichkeiten<br />

wissenschaftlich zu begleiten<br />

und dazu beizutragen, diesen in<br />

produktiven Bahnen für eine Gesellschaft<br />

zu halten. Die Nachhaltigkeit<br />

hat ebenfalls zwei Aspekte,<br />

als Universität selbst nachhaltiger<br />

und ressourcenbewusst zu arbeiten,<br />

aber auch diese wichtige<br />

Frage unserer Zeit mit entsprechender<br />

Forschung und der daraus<br />

resultierenden Lehre in die<br />

Zukunft zu denken.<br />

<strong>ECHO</strong>: Zum Bereich der Digitalisierung<br />

gehört auch die<br />

künstliche Intelligenz. Wie – bitte<br />

möglichst konkret – verändert<br />

KI den Universitätsbetrieb?<br />

Sexl: Die KI wird uns aller<br />

Alltag ohne Zweifel verändern.<br />

An einer Uni heißt das konkret,<br />

dass wir daran arbeiten werden,<br />

dort, wo das sinnvoll ist, Verwaltungs-<br />

und Serviceangebote<br />

entsprechend zu adaptieren. Besonders<br />

wichtig ist es hier, Antworten<br />

auf die Fragen zu finden,<br />

die sich im Zusammenhang<br />

mit der KI bei der Lehre bzw.<br />

beim Studium ergeben. Wir<br />

werden die Verwendung von<br />

KI in der Lehre nicht verbieten,<br />

das erschiene mir absurd. Wir<br />

möchten KI für unsere Universität<br />

gut nützen! Wir arbeiten<br />

momentan an Rahmenbedingungen,<br />

an denen sich unsere<br />

Studierenden und Lehrenden<br />

orientieren können. <strong>Das</strong>, was<br />

bisher gute wissenschaftliche<br />

Praxis war, wird es auch in Zukunft<br />

sein. Wenn man etwas<br />

nicht selbst erdacht oder formuliert<br />

hat, dann muss man das<br />

auch sichtbar machen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche ethischen Fragen<br />

und Herausforderungen<br />

ergeben sich aus der Integration<br />

von KI im Universitätsbetrieb?<br />

Sexl: Forschung bedeutet immer,<br />

Grenzen zu überschreiten<br />

und Neuland zu betreten. Dabei<br />

bleibt der ethisch-moralische<br />

Kompass einer Gesellschaft<br />

zunächst einmal unbeeinflusst,<br />

und der gilt dann auch für die<br />

Forschung oder die Lehre. Wenn<br />

man an diesem Kompass etwas<br />

verändern will, dann geht das nur<br />

im Rahmen unserer demokratischen<br />

Spielregeln.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern könnte KI zu<br />

einer Veränderung der Hierarchien<br />

und Organisationsstrukturen<br />

an Universitäten bzw. Unternehmen<br />

führen?<br />

Sexl: Dafür bin ich keine Expertin.<br />

Möglicherweise werden<br />

sich Informationshierarchien<br />

noch weiter auflösen. Organisationsstrukturen<br />

haben sich in der<br />

Vergangenheit immer wieder geändert<br />

und den Gegebenheiten<br />

angepasst. Daran wird sich nichts<br />

ändern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen)<br />

Regulierungen sind in Bezug auf<br />

KI Ihrer Meinung nach notwendig?<br />

Sexl: Ich denke, dass sich die<br />

Urheberfragen bei von KI formulierten<br />

Texten oder von ihr<br />

produzierten Bildern stellen<br />

wird. Hier braucht es Transparenz<br />

und möglichst klare Regeln.<br />

Die Entwicklung ist in diesem<br />

Feld rasant. Der mögliche Regulierungsbedarf<br />

ist momentan<br />

in voller Breite noch nicht abschätzbar.<br />

<strong>ECHO</strong>: Einen weiteren Schwerpunkt<br />

haben Sie auf die bessere<br />

Eingliederung von StudienanfängerInnen<br />

gelegt. Was genau<br />

ist darunter zu verstehen?<br />

Sexl: Es geht mir bzw. uns im<br />

Rektorat darum, den Übergang<br />

von der Schule ins Studium für<br />

unsere StudienanfängerInnen<br />

möglichst einfach zu gestalten.<br />

<strong>Das</strong> beginnt bei einer guten Studienberatung<br />

im Vorfeld. Hier<br />

wurde in der Vergangenheit<br />

bereits einiges auf den Weg gebracht.<br />

Dann geht es darum, die<br />

Studieneingangsphase so barrierefrei<br />

wie nur möglich zu gestalten,<br />

und letztlich auch darum,<br />

unsere Studierenden auf ihrem<br />

Weg in eine akademische Laufbahn<br />

oder in den Arbeitsprozess<br />

zu begleiten. Für die erste Studienphase<br />

haben wir die Fakultäten<br />

gebeten, ein entsprechendes, zu<br />

ihnen passendes Betreuungssystem<br />

durch andere Studierende<br />

und Lehrende zu entwickeln.<br />

Wir werden uns die verschiedenen<br />

Zugänge dann ansehen<br />

und anschließend die besten<br />

Lösungen intern vorstellen und<br />

empfehlen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Als erste Rektorin der<br />

Universität Innsbruck ist Ihnen<br />

die Förderung von Frauen ein<br />

Anliegen. Durch welche Maßnahmen<br />

wollen Sie die vermehrte<br />

Präsenz konkret steigern?<br />

Sexl: Ich weiß aus eigener Erfahrung,<br />

dass es häufig nicht einfach<br />

ist, eine wissenschaftliche Karriere<br />

mit den Bedürfnissen einer<br />

Familie und insbesondere von<br />

Kindern in Einklang zu bringen.<br />

Es geht mir darum, im Rahmen<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

67


TOP 500 | INTERVIEW<br />

meiner Möglichkeiten alle Barrieren<br />

abzubauen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Als erste Rektorin haben<br />

Sie erstmals die Personalagenden<br />

übernommen, die bislang immer<br />

in einem Vizerektorat angesiedelt<br />

waren. Warum und mit welchen<br />

Zielen?<br />

Sexl: Mir sind Menschen wichtig.<br />

Sie stehen für mich im Mittelpunkt<br />

meiner Überlegungen.<br />

Denn es sind Menschen, die<br />

forschen, lehren oder unsere Uni<br />

am Laufen halten. Und daher<br />

sind die Personalauswahl und<br />

das Personalmanagement extrem<br />

wichtig für eine positive Entwicklung<br />

einer Universität. Damit ist<br />

für mich auch völlig logisch, dass<br />

dieser Bereich Chefinnensache<br />

sein muss.<br />

<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen<br />

X, Y und Z gibt es viele Zuschreibungen.<br />

Es wird ihnen nachgesagt,<br />

dass sie weniger arbeiten wollten,<br />

dass ihnen Freizeit besonders<br />

wichtig sei. Sie hätten ein anderes<br />

Verständnis von Karriere und andere<br />

Werte. Wie erleben die junge<br />

Generation?<br />

Sexl: Meine beiden Söhne sind<br />

Teil dieser sogenannten Generation<br />

Z und ich habe als Universitätslehrerin<br />

auch Studierende der<br />

Vorgängergenerationen erlebt. Generationen<br />

sind immer im Wandel<br />

und das ist gut so. Die Welt ist<br />

nicht schwarz oder weiß, sondern<br />

divers und bunt. Ich erlebe hier an<br />

der Uni unglaublich viele interessierte,<br />

engagierte und problembewusste<br />

junge Menschen. Daher<br />

bereitet es mir auch großen Spaß,<br />

möglichst gute Rahmenbedingungen<br />

für diese jungen Leute zu<br />

schaffen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der<br />

Mitarbeiterführung besonders<br />

wichtig? Wie würden Sie Ihren<br />

Führungsstil beschreiben? Welche<br />

Werte und Prinzipien leiten Sie bei<br />

der Führung Ihres Teams?<br />

Sexl: Ich war viele Jahre Wissenschaftlerin<br />

und habe immer mit<br />

anderen Menschen zusammengearbeitet,<br />

viele Jahre auch Forschungsgruppen<br />

geleitet. Da war<br />

es immer sinnvoll, Ziele zu definieren,<br />

dann aber auch den Raum für<br />

eigene Lösungsansätze zu schaffen.<br />

Am Ende müssen dann aber<br />

immer Ergebnisse stehen und man<br />

muss Entscheidungen treffen. Ich<br />

arbeite daher gerne mit Menschen<br />

zusammen, die etwas von Ihrem<br />

„Geschäft“ verstehen und das gerne<br />

machen. Ich höre zu und lasse<br />

mir Sachverhalte und Zusammenhänge<br />

erklären. Ich bilde mir eine<br />

Meinung und entscheide dann.<br />

Ich würde das wohl als partizipativ-konkret<br />

bezeichnen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben in den letzten<br />

Wochen von einer 30-Millionen-Euro-Lücke<br />

im Budget für<br />

2024 gesprochen. Wie laufen die<br />

Verhandlungen? Wie sieht der<br />

Bildungsminister die Sachlage<br />

und wie der Finanzminister? Wie<br />

zuversichtlich sind Sie, dass die<br />

Lücke geschlossen werden kann?<br />

Sexl: Ja, wenn es so bleibt, werden<br />

wir im kommenden Jahr eine Lücke<br />

von rund 30 Millionen Euro<br />

haben. Die Inflation, die hohen<br />

Energiekosten und die – aus diesen<br />

Rahmenbedingungen resultierenden<br />

– gestiegenen Personalkosten<br />

sind die Ursache dafür. Wir<br />

schließen als Universitäten mit<br />

dem Ministerium immer Verträge<br />

über eine Budgetperiode von drei<br />

Jahren ab. Beim letzten Mal waren<br />

die aktuellen Entwicklungen nicht<br />

abzusehen und daher fehlen uns<br />

die nötigen Mittel für das letzte<br />

Jahr dieser Budgetperiode. Darüber<br />

verhandeln wir als Gesamtheit<br />

der österreichischen Universitäten<br />

über unseren Dachverband, die<br />

Universitätenkonferenz, mit dem<br />

Bund. Wir sind aber auch in der<br />

Vorbereitung für die Verhandlungen<br />

für die folgende Budgetperiode<br />

und auch hier ist unser<br />

Ziel, die positiven Entwicklungen,<br />

die wir in unserer Hochschullandschaft<br />

haben, auch fortsetzen<br />

zu können. Denn eines muss klar<br />

sein: Investitionen in Bildung, in<br />

Wissenschaft und in Forschung<br />

sind Investitionen in die Zukunft<br />

und die werden wir brauchen, um<br />

uns als Gesellschaft auch künftig<br />

positiv weiterentwickeln zu können.<br />

Daher bin ich derzeit auch<br />

noch optimistisch, dass wir gemeinsam<br />

mit dem Ministerium zu<br />

einer Lösung kommen werden, für<br />

2024 und auch für die Folgejahre.<br />

<strong>ECHO</strong>: Ist diese Budgetlücke<br />

ausschließlich auf Teuerung und<br />

Inflation zurückzuführen?<br />

Sexl: Ja!<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben von einem<br />

Entwicklungsplan für 2025 bis<br />

2027 gesprochen. Was soll in diesem<br />

Plan stehen?<br />

Sexl: Diese Pläne werden alle drei<br />

Jahre erstellt und beschreiben den<br />

Weg, den unsere Universität nehmen<br />

soll. <strong>Das</strong> ist nicht jedes Mal<br />

komplett anders, sondern ein Entwicklungsprozess,<br />

den man von<br />

Zeit zu Zeit adaptiert und an neue<br />

Gegebenheiten oder Herausforderungen<br />

anpasst. Der Weg zu einem<br />

solchen Plan führt über viele Gespräche<br />

mit den Fakultäten und<br />

den universitären Gremien, ist also<br />

ein komplexer demokratischer<br />

Prozess. Schlussendlich bildet<br />

dieser Entwicklungsplan dann<br />

die Basis für die Leistungsvereinbarungen<br />

mit dem Ministerium,<br />

für unser Budget.<br />

<strong>ECHO</strong>: Vor Kurzem wurde<br />

eine neue Stiftungsprofessur für<br />

Eisenbahnbau vorgestellt. Wie<br />

wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit<br />

zwischen Universität und<br />

Wirtschaft und gibt es in diesem<br />

Bereich konkrete Pläne?<br />

Sexl: Die Zusammenarbeit mit<br />

der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />

ist wichtig für eine Universität.<br />

Diese Zusammenarbeit<br />

muss aber beiden etwas bringen.<br />

Die zentrale Aufgabe von Universitäten<br />

ist dabei die Grundlagenforschung<br />

und dann gilt das<br />

Prinzip der freien Zugänglichkeit<br />

zu den Ergebnissen, meist in der<br />

Form von wissenschaftlichen<br />

Publikationen. Wenn das die Arbeitsgrundlage<br />

ist, dann bin ich<br />

für jede Kooperation offen.


tirol kliniken<br />

universitätskliniken<br />

innsbruck<br />

8700 Mitarbeiter:innen<br />

172 Berufe<br />

4 Standorte<br />

1 Arbeitgeber<br />

Wir bieten eine Arbeit mit Sinn, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und<br />

Arbeitszeitmodelle sowie viele Benefits.<br />

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Vor mir meine Karriere, um mich die tirol kliniken


Standortagentur Tirol<br />

fördert Innovationstätigkeit<br />

von Unternehmen<br />

Innovationen gehören zu den wichtigsten Treibern des Erfolgs von Unternehmen. Als Innovationsagentur<br />

des Landes unterstützt die Standortagentur Tirol Unternehmen dabei, zu tragfähigen<br />

Innovationen zu kommen. Dafür stellt sie die nötigen Services und Tools bereit.<br />

Die Beiräte der 7 Cluster der Standortagentur Tirol trafen sich kürzlich in einer gemeinsamen Sitzung, um die Eckpunkte der kommenden Cluster- und<br />

Innovationsarbeit festzulegen.<br />

Wer nicht mit der Zeit geht, geht<br />

mit der Zeit“ – wenn Sie schon<br />

einmal an einer Veranstaltung<br />

zum Thema Innovation teilgenommen haben,<br />

kennen Sie diesen Spruch vermutlich.<br />

<strong>Das</strong> Traurige daran: Diese Aussage ist absolut<br />

zutreffend. Denken Sie nur an ehemalige<br />

Branchengrößen wie Nokia, Blackberry, Kodak<br />

oder Commodore. Diese einstigen Top-<br />

Unternehmen sind heute nicht mehr als eine<br />

Fußnote der Wirtschaftsgeschichte.<br />

Innovationen sind für Unternehmen von<br />

entscheidender Bedeutung. Sie stellen den<br />

einzigen Weg dar, um nachhaltig Wettbewerbsvorteile<br />

zu generieren und Erfolg am<br />

Markt zu haben. Innovative Firmen schaffen<br />

sich mit neuen Ideen, Produkten und Dienstleistungen<br />

einen Marktvorsprung. Dies führt<br />

zu stabilen, nicht selten sogar zu steigenden<br />

Umsätzen. Innovationen erhöhen zudem<br />

die Kundenbindung. Nicht zuletzt tragen sie<br />

oftmals dazu bei, Kosten im Unternehmen<br />

zu senken, was sich ebenfalls positiv auf den<br />

Unternehmenserfolg auswirkt.<br />

Doch wie schaffen es Unternehmen, langfristig<br />

innovativ zu bleiben? Dafür bedarf es<br />

einiger Voraussetzungen. Zum Ersten muss<br />

beantwortet werden, welches die wichtigsten<br />

Innovationsfelder der Zukunft sind, die für<br />

die jeweilige Branche Relevanz aufweisen.<br />

Zweitens gilt es, sich einen Überblick darüber<br />

zu verschaffen, welche Technologien und Innovationen<br />

es in diesem Bereich bereits gibt.<br />

Und drittens geht es darum, wertschöpfende<br />

Innovationen so schnell wie möglich zu entwickeln<br />

und zu vermarkten.<br />

Trendlabor beschleunigt<br />

Innovationsarbeit<br />

Mit einem zielgerichteten Innovationsmanagement<br />

schaffen es Unternehmen, Innovationen<br />

zu generieren und erfolgreich am<br />

Fotos: Standortagentur Tirol


STANDORTAGENTUR TIROL | PROMOTION<br />

<strong>Das</strong> Trendlabor hilft Cluster-Mitgliedern, ihre<br />

Innovationsarbeit zu beschleunigen – in der<br />

kommenden Version sogar mithilfe von KI.<br />

Cluster-Betriebe treiben<br />

Innovation und Wachstum in<br />

Tirol voran<br />

Die Cluster bilden eines der Herzstücke der<br />

Standortagentur Tirol. In den sieben Clustern<br />

Erneuerbare Energien, IT, kreativland.tirol, Life<br />

Sciences, Wellness & Wohlbefi nden, Mechatronik<br />

und Wasserstoff sind rund 500 Unternehmen<br />

versammelt. Diese bilden die Speerspitze des<br />

innovativen Unternehmertums im Land.<br />

Die Cluster servicieren ihre Mitglieder rund um<br />

die Themen Technologie, Innovation, Kooperation<br />

und Wachstum. Cluster-Mitglieder erhalten<br />

einen exklusiven Zugang zu einem Netz von<br />

Partnerfi rmen sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen.<br />

<strong>Das</strong> Clustermanagement<br />

stellt ihnen Informationen bereit, die ihr wirtschaftliches<br />

Wachstum beschleunigen. Außerdem<br />

werden Clustermitglieder dabei unterstützt, ihr<br />

Angebot zu vermarkten.<br />

Eine Übersicht über die Mitgliedsbetriebe der<br />

Tiroler Cluster fi ndet sich im Kompetenzatlas der<br />

Standortagentur Tirol. Dieser kann abgerufen<br />

werden unter www.standort-tirol.at/ka.<br />

Markt zu platzieren. Eine der wichtigsten<br />

Voraussetzungen, um überhaupt zu Innovationen<br />

zu kommen, sind Ideen. Denn am<br />

Beginn jeder bahnbrechenden Innovation<br />

steht eine vielversprechende Idee.<br />

Wie gelingt es Unternehmen, an prall gefüllten<br />

Ideenspeicher zu kommen? Nun, der<br />

Prozess ist aufwendig, lohnt sich aber. Es gilt,<br />

eine Kultur des Ideengenerierens im Betrieb<br />

zu schaffen. Besonders leicht haben es hier<br />

die Mitglieder der 7 Cluster der Standortagentur<br />

Tirol. Denn mit dem Trendlabor<br />

steht diesen ein Online-Tool zur Verfügung,<br />

das hilft, die richtigen Innovations- und Investitionsentscheidungen<br />

zu treffen.<br />

<strong>Das</strong> Trendlabor bietet eine Übersicht über<br />

die wichtigsten Innovationen aus vielen<br />

Branchen. Und das weltweit und abgeleitet<br />

von den Mega- und Makrotrends, welche<br />

die Wirtschaft in den kommenden Jahren<br />

beschäftigen werden. Zudem listet es<br />

Startups, Forschungspapiere, neue Patente<br />

usw. zu aktuellen Innovationen auf. Dies<br />

alles trägt dazu bei, schnell zu zahlreichen<br />

guten Innovationsideen zu gelangen. Und<br />

es ermöglicht festzustellen, ob diese Ideen<br />

bereits von jemand anderem bearbeitet<br />

werden.<br />

In der kommenden Version nutzt das<br />

Trendlabor die Möglichkeiten künstlicher<br />

Intelligenz, um noch schneller zu tragfähigen<br />

Innovationen zu gelangen. KI beschleunigt<br />

das Finden und Bewerten von<br />

Ideen. Zudem gelingt es damit einfacher<br />

denn je, große Mengen an Daten auszuwerten,<br />

um aktuelle Trends und Branchenentwicklungen<br />

zu identifizieren. Die KI<br />

kann zudem dazu verwendet werden, Geschäftsmodelle<br />

zu planen oder sie daraufhin<br />

abzuklopfen, wo Schwachstellen liegen. KI<br />

ersetzt die Rolle des Menschen im Innovationsmanagement<br />

natürlich nicht. Sie hilft<br />

aber entscheidend dabei mit, den Innovationsprozess<br />

zu beschleunigen und zu bereichern.<br />

Mehr Info zum Trendlabor unter<br />

https://trendlabor.tirol<br />

Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur<br />

Tirol, erläutert, wie innovative Unternehmen<br />

in Tirol unterstützt werden.<br />

3 Fragen an Marcus Hofer<br />

Marcus Hofer ist Geschäftsführer der Standortagentur<br />

Tirol. Im Kurz-Interview erläutert<br />

er, warum Innovationen so wichtig für<br />

den Standort Tirol sind und wie die Standortagentur<br />

Tirol diese unterstützt.<br />

Warum sind Innovationen so wichtig für Tirol?<br />

Innovationen sichern das Wachstum sowie<br />

die Resilienz des Wirtschaftsstandortes Tirol.<br />

Sie helfen mit, bestehende Arbeitsplätze<br />

zu sichern und neue zu schaffen. Dadurch<br />

tragen sie unmittelbar zum Wohlstand im<br />

Land bei.<br />

Welche Vorteile bietet der Standort Tirol innovativen<br />

Unternehmen?<br />

Unternehmen profitieren in Tirol vom etablierten<br />

Know-how-Transfer zwischen Forschung<br />

und Wirtschaft. Mit unserem Welcome<br />

Service helfen wir zudem beim Zuzug<br />

hochqualifizierter Mitarbeiter:innen. Nicht<br />

zuletzt gibt es in Tirol zahlreiche Fördermöglichkeiten,<br />

zu denen wir gern beraten.<br />

Wie unterstützt die Standortagentur Tirol innovative<br />

Unternehmen?<br />

Wir offerieren eine ganze Reihe von Services,<br />

angefangen von Förderberatung über<br />

Trendmonitoring bis hin zum Employer<br />

Branding des Standortes Tirol. Unternehmen<br />

haben zudem die Möglichkeit, in<br />

einem oder mehreren unserer 7 Innovationscluster<br />

mitzuwirken. In diesen erhalten<br />

sie zahlreiche Exklusivleistungen, die ihre<br />

Innovationskraft stärken.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

„In der Industrie denken<br />

wir positiv“<br />

Interview. Im Interview spricht Max Kloger, Spartenobmann Industrie, über Konjunktur,<br />

Exportentwicklung, Arbeitskräftemangel, Energiekosten, Zinsen, Inflation, Wettbwerbsfähigkeit<br />

und KI.<br />

Die Konjunktur trübt sich zunehmend<br />

ein. Von der Industrie<br />

hört man, dass sie sich<br />

schon in einer technischen Rezession<br />

befindet. Wie geht es den Unternehmen?<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung<br />

heuer und für 2024? Wie sieht der Best<br />

und der Worst Case aus? Wann denken<br />

Sie, wird sich die Wirtschaftslage wieder<br />

verbessern?<br />

Max Kloger: Die aktuellen Konjunkturindikatoren<br />

verheißen tatsächlich<br />

nichts Gutes. Doch die Tiroler Industrie<br />

hat in der Vergangenheit bewiesen,<br />

dass sie immer Wege aus der Krise<br />

findet. Dennoch, die Zahlen in einigen<br />

Branchen, etwa der Bauwirtschaft, sind<br />

ernüchternd. Daran ist auch der Gesetzgeber<br />

nicht ganz unschuldig, beispielsweise<br />

aufgrund der neuen Eigenkapitalvorschriften.<br />

Aber in der Industrie<br />

denken wir immer positiv und glauben<br />

an einen leichten Aufschwung im dritten<br />

oder vierten Quartal des nächsten<br />

Jahres.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie ist die Exportentwicklung<br />

im Speziellen (heuer und 2024)?<br />

Max Kloger: Die Tiroler Industriebetriebe<br />

halten nach wie vor eine beeindruckende<br />

Exportquote von fast 75<br />

Prozent. Deshalb ist es ja so wichtig,<br />

dass wir am Weltmarkt konkurrenzfähig<br />

bleiben. Dafür brauchen wir stabile<br />

Rahmenbedingungen, die in Tirol bis<br />

vor Kurzem mehrheitlich gut bis sehr<br />

gut waren. Doch im letzten Jahr hat<br />

sich einiges ins Negative gedreht, etwa<br />

bei den Themen Energie und Verkehr<br />

oder bei den Löhnen und Gehältern. Es<br />

ist unerlässlich, dass hier wieder mehr<br />

Planungssicherheit für die Betriebe geschaffen<br />

wird.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Industrie ist immer noch<br />

mit einem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel<br />

konfrontiert. Wird sich dies<br />

durch die Abschwächung der Konjunktur<br />

verändern? Rechnen Sie mit<br />

höheren Arbeitslosenquoten?<br />

Kloger: Grundsätzlich sehen wir die<br />

Abschwächung der Konjunktur als<br />

vor übergehend an. Deswegen haben<br />

wir auch in zahlreichen Gesprächen<br />

mit der Politik darauf gedrängt, eine<br />

Kurzarbeitsvariante einzuführen, die<br />

es den Betrieben ermöglicht, in einer<br />

Periode von höchstens drei Monaten<br />

ihre Fachkräfte zu behalten. Leider ist<br />

das nun vorliegende Modell für die<br />

Unternehmen keine echte Hilfe. Erstens,<br />

weil es von der Antragstellung bis<br />

zur Entscheidung viel zu lange dauert.<br />

Und zweitens, weil das Unternehmen<br />

das Risiko der Mehrkosten trägt, wenn<br />

der Antrag letztlich abgewiesen werden<br />

sollte. <strong>Das</strong> ist nicht praktikabel!<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Zinsen sind erheblich<br />

gestiegen. Sehen Sie bereits Auswirkungen<br />

auf die Industrieunternehmen<br />

in Tirol? Wenn ja, welche?<br />

Kloger: Natürlich waren die niedrigen<br />

Zinsen so etwas wie ein Turbo für In-<br />

Max Kloger,<br />

Spartenobmann<br />

Industrie.<br />

Fotos: die Fotografen, Adobe Stock<br />

72<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


523,8 Millionen<br />

Euro<br />

investierten Tiroler<br />

Industrieunternehmen<br />

2017 in Forschung und<br />

Entwicklung.<br />

12,54<br />

Milliarden Euro<br />

– so hoch war der Produktionswert<br />

der Tiroler Industrie.<br />

Ein kräftiges Plus von<br />

13,5 % gegenüber dem<br />

Vorjahr.<br />

43.123 Euro<br />

beträgt das durchschnittliche Bruttogehalt<br />

eines Industriebeschäftigten in<br />

Tirol, das damit weitaus höher ist<br />

als in fast allen anderen<br />

Branchen der Tiroler<br />

Wirtschaft.<br />

425<br />

Tiroler<br />

Industriebetriebe<br />

7,4<br />

Milliarden Euro<br />

an Direktexporten<br />

erzielte die Tiroler<br />

Industrie.<br />

1.288<br />

Lehrlinge<br />

wurden in 93 Lehrbetrieben der<br />

Tiroler Industrie in über<br />

60 verschiedenen Lehrberufen<br />

ausgebildet.<br />

40.000<br />

Mitarbeiter<br />

beschäftigten die<br />

Tiroler Industriebetriebe.<br />

28 %<br />

der Tiroler<br />

Bruttowertschöpfung<br />

werden von den<br />

produzierenden Betrieben<br />

(mit Bauwirtschaft)<br />

erbracht.<br />

Quelle: Statistik Austria/WK-Tirol<br />

vestitionen in unserem Land. Allerdings<br />

wusste man, dass der Tag kommen wird, an<br />

dem man den Weg der Negativzinspolitik<br />

verlassen wird müssen. Vor ca. 30 Jahren<br />

waren die Zinsen doppelt so hoch, wie sie<br />

heute am Markt angeboten werden. Diese<br />

Schwankungen wird es immer geben, und<br />

wir müssen lernen, damit umzugehen. Aktuell<br />

sehe ich die Volatilität der Energiekosten<br />

als ein größeres Problem für die Industrie<br />

als die Zinspolitik.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Lösungen braucht es angesichts<br />

der immer noch hohen Energiekosten?<br />

Brauchen wir einen Industriestrom,<br />

ähnlich wie in Deutschland?<br />

Kloger: Fest steht, dass wir in Österreich<br />

noch zu wenig erneuerbare Energie erzeugen,<br />

obwohl unser Land diesbezüglich viele<br />

Ressourcen hätte. Fest steht auch, dass man<br />

nicht gleichzeitig für den Ausstieg aus der<br />

fossilen Energiegewinnung und gegen den<br />

Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie<br />

der Wasserkraft sein kann. Um von fossilen<br />

Brennstoffen unabhängig zu werden, brauchen<br />

wir mehr erneuerbare Energien und<br />

vor allem Speichermöglichkeiten. Eine breit<br />

geführte, sachliche Diskussion rund um den<br />

richtigen Mix wäre hier wünschenswert. Und<br />

zum Industriestrom: Ja, wir brauchen neue<br />

intelligente Tarife. Da sind wir uns alle einig.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die hohe Inflation in Europa und<br />

die noch höhere in Österreich beschäftigt<br />

die Wirtschaft. Ist sie ein Standortnachteil<br />

für die Wirtschaft? Welche Maßnahmen<br />

soll die Politik setzen?<br />

Kloger: Die aktuell hohe Inflation, angefacht<br />

durch den Energiepreis und andere<br />

Faktoren, ist besorgniserregend. Um dies zu<br />

bekämpfen, sollten schnelle Genehmigungsverfahren<br />

und gezielte wirtschaftsfreundliche<br />

Maßnahmen priorisiert werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie wettbewerbsfähig ist die österreichische<br />

Industrie international gesehen?<br />

Welche Maßnahmen braucht es, um<br />

sie zu stärken?<br />

Kloger: Obwohl Österreich in einigen Segmenten<br />

nach wie vor weltweit führend ist, gibt<br />

es Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen.<br />

Besonders in Bezug auf Energie, Lohnnebenkosten<br />

und Infrastruktur. Es ist essenziell,<br />

hier eine nachhaltige Strategie zu entwickeln.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie ändert KI die Branche schon<br />

jetzt? Wie wird KI die Unternehmen in den<br />

kommenden Jahren verändern? Welche<br />

Auswirkungen wird KI auf die Berufe in der<br />

Industrie haben? Was bedeutet das für das Bildungssystem<br />

und die Lehrlingsausbildung bzw.<br />

Lehrberufe?<br />

Kloger: In einigen Teilen der Welt, insbesondere<br />

in Asien, ist KI weit fortgeschritten.<br />

In Österreich sind wir noch in der Anfangsphase.<br />

Aber bereits jetzt erkennen wir das<br />

Potenzial von KI zur Effizienzsteigerung.<br />

Während ich derzeit keine unmittelbaren<br />

Veränderungen in der Lehrausbildung sehe,<br />

glaube ich, dass KI in der Zukunft die Ausbildung<br />

und die Arbeitsweise in vielen Branchen<br />

beeinflussen wird.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Wir leben Diversität in<br />

allen Bereichen“<br />

Interview. Karin Svoboda und Patrick Götz, Vorstandsteam der Tiroler Sparkasse, im<br />

Interview über die Konjunkturaussichten, die Werte junger MitarbeiterInnen und den<br />

spannenden Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bankensektor.<br />

<strong>ECHO</strong> Welche Erwartungen haben Sie an<br />

das nächste Jahr?<br />

Svoboda: Unsere makroökonomische Meinung<br />

ist, dass wir den Plafond beim Zinsniveau<br />

erreicht haben. Die Inflation geht ein<br />

bisschen zurück. Deshalb rechnen wir damit,<br />

dass die EZB im zweiten Halbjahr 2024<br />

beginnen wird, die Zinsen wieder langsam<br />

zu senken. Jeder muss sich aber darauf einstellen,<br />

dass die Inflation die nächsten zwei<br />

Jahre noch über den von der EZB anvisierten<br />

zwei Prozent liegen wird und damit auch die<br />

Zinsen noch höher bleiben werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />

Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />

im heurigen Jahr?<br />

Karin Svoboda: Wenn man sich unsere<br />

Ergebnisentwicklung anschaut, sind wir<br />

natürlich sehr zufrieden. Beim Zinsergebnis<br />

helfen uns steigende Zinsen auf der Aktivseite,<br />

kosten aber natürlich auch mehr auf<br />

der Einlagenseite. Bei den PrivatkundInnen<br />

haben die regulatorischen Vorgaben, aber<br />

auch die Inflation dazu beigetragen, dass wir<br />

mehr Zurückhaltung spüren. In erster Linie,<br />

was Investitionen in Immobilien betrifft.<br />

Auf der Firmenkundenseite ist es ein bisschen<br />

verhaltener als im Vorjahr, weil viele<br />

Unternehmen bei Investitionen bremsen.<br />

Im ersten Halbjahr sahen wir einen Anstieg<br />

bei den vorzeitigen Tilgungen. Vor allem<br />

KundInnen, die auf variabel verzinste Kredite<br />

setzten, haben diese verstärkt vorzeitig<br />

getilgt. Dieser Trend ist im zweiten Halbjahr<br />

wieder zurückgegangen.<br />

Patrick Götz: Bei den Zinsen kehren wir<br />

nach einer untypischen Negativzinsphase zu einer<br />

Normalisierung zurück. Überraschend war<br />

die Geschwindigkeit der Zinswende – bedingt<br />

durch die sprunghaft angestiegene Inflation.<br />

Natürlich haben die Eingriffe der Zentralbanken<br />

einen abkühlenden Effekt auf die Wirtschaft.<br />

Aber die Inflation muss sinken – und<br />

dann wird sich auch das Zinsgefüge wieder<br />

stabilisieren. Seit der letzten Bankenkrise im<br />

Jahr 2008 ist die Wirtschaft wesentlich resilienter<br />

geworden. Die Eigenkapitalquoten<br />

sind seither sowohl bei den Unternehmen<br />

als auch bei den Banken gestiegen. Dort, wo<br />

die Gewinne in den Unternehmen geblieben<br />

sind, sollte genügend Substanz da sein, um<br />

auch ein paar schwierigere Quartale zu verkraften.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Branchen werden vermehrt<br />

mit Problemen zu kämpfen haben?<br />

Svoboda: Wir schauen uns auf der Risikoseite<br />

an, welche Branchen besonders gefährdet sind,<br />

Fotos: Vandory<br />

74<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


und bilden Kreditvorsorgen. Bisher<br />

waren vor allem die zyklischen Industrien<br />

wie Baugewerbe, Handel,<br />

Tourismus und Transport davon<br />

betroffen. Wir sehen, dass diese<br />

Sparten empfindlicher auf wirtschaftliche<br />

Abschwünge reagieren<br />

und dass bei einigen die Liquidität<br />

knapper wird, da die Verwertung<br />

von Immobilien langsamer voranschreitet<br />

als in den letzten Jahren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Viele Bauträger werden<br />

mehr Zeit für den Verkauf benötigen.<br />

Den Banken wird dadurch<br />

eine wichtige Rolle zukommen.<br />

Wie gehen Sie damit um?<br />

Götz: Panik ist grundsätzlich kein<br />

guter Ratgeber. Allerdings wird es<br />

aufgrund höherer Finanzierungskosten<br />

und geringerer Liquidität<br />

auch Situationen geben, in denen<br />

Immobilien zu niedrigeren Preisen<br />

als vor der Zinswende den<br />

Eigentümer wechseln. Es gibt vor allem hier in<br />

Tirol keinen Grund zur Annahme, dass es zu<br />

errodierenden Immobilienpreisen kommen<br />

wird. Wir haben hier immer ein limitiertes Angebot<br />

und eine gute Nachfrage. Es wird sich<br />

nicht mehr jede Lage zu Höchstpreisen verkaufen.<br />

Objekte mit schlechten Energiestandards<br />

werden es auch schwieriger haben. Die<br />

letzten zehn bis 15 Jahre waren für gewerbliche<br />

Bauträger sehr vorteilhaft. Wir sehen aber, dass<br />

die Nachfrage und damit die Preise derzeit sinken.<br />

Diesbezüglich versuchen wir, gemeinsam<br />

mit unseren KundInnen Lösungen zu finden.<br />

Dort, wo es möglich ist, möchten wir auch die<br />

notwendige Zeit geben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Offenbar sind es nicht nur die Zinsen,<br />

die das Bauträgergeschäft schwächen,<br />

sondern auch neue Regularien, wie die KIM-<br />

Verordnung.<br />

Karin Svoboda ist seit Mai <strong>2023</strong> Vorständin der Tiroler Sparkasse.<br />

Svoboda: Die Vorgaben in dieser Verordnung<br />

sind ja im Grunde nicht unvernünftig.<br />

Auf die Verschuldungsquote zu achten, ist sicherlich<br />

klug. <strong>Das</strong> geschah ja auch schon vor<br />

dieser Verordnung. Dennoch müssen wir<br />

eine Situation schaffen, die es auch jungen<br />

Familien ermöglicht, Eigentum zu schaffen.<br />

<strong>ECHO</strong>: In letzter Zeit standen die Banken in<br />

der Kritik, schnell die Zinsen auf der Aktivseite<br />

angepasst zu haben, aber nur schleppend<br />

auf der Passivseite. Wie sehen Sie das?<br />

Götz: Es ist richtig, dass die Einlagen im<br />

Rahmen der Zinserhöhungen erst mit einer<br />

gewissen Verzögerung gestiegen sind. Mittlerweile<br />

sind die Sparzinsen jedoch ebenfalls<br />

deutlich erhöht. Es ist davon auszugehen,<br />

dass sich die Zinsspannen auch hier wieder<br />

normalisieren – so wie es vor der Negativzinsphase<br />

üblich war.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen<br />

sehen Sie auf den Finanzsektor<br />

zukommen?<br />

Svoboda: Wir werden mit den<br />

Veränderungen, die es gibt, umgehen<br />

müssen. <strong>Das</strong> wichtigste<br />

Thema wird aber sicherlich das<br />

Mitarbeiterthema sein, gute Leute<br />

zu finden und zu halten. Wir<br />

sehen, dass es in verschiedenen<br />

Bereichen schwierig ist, Leute mit<br />

speziellem Know-how, beispielsweise<br />

Mathematiker für den Risikobereich<br />

oder auch VertriebsmitarbeiterInnen,<br />

zu finden. Die MitarbeiterInnen<br />

gut auszubilden und<br />

länger im Unternehmen zu halten,<br />

ist auch herausfordernd. Gerade<br />

die junge Generation möchte sich<br />

auf ihrem Karriereweg rascher verändern<br />

und das müssen wir bieten<br />

können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen x, y<br />

und z gibt es viele Zuschreibungen. Es wird<br />

ihnen nachgesagt, dass sie weniger arbeiten<br />

wollen, weil ihnen Freizeit besonders wichtig<br />

sei. Sie hätten ein anderes Verständnis von<br />

Karriere und andere Werte. Wie erleben Sie<br />

das?<br />

Götz: Die Werte haben sich sicherlich verändert.<br />

<strong>Das</strong> war aber auch bei den früheren Generationen<br />

so. Jede Generation hat ihre Werte<br />

und ihre Themen. Frei nach dem Spruch: <strong>Das</strong><br />

einzige Problem der heutigen Jugend ist, dass<br />

man selbst nicht mehr dazugehört. Ich sehe<br />

die Jugend sehr positiv. Für die Gen Z stehen<br />

die Themen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit<br />

noch mehr im Fokus ihres Denkens.<br />

Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Sachen<br />

Digitalisierung werden Unternehmen sehr<br />

positiv beeinflussen. Die Gen Z möchte, dass<br />

Menschen die Möglichkeit zur individuellen<br />

Entwicklung haben. Sie fordern Diversität in<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

75


TOP 500 | INTERVIEW<br />

allen Lebenslagen – auch im Job. Es ist mehr<br />

Flexibilität notwendig, man muss andere<br />

Arbeitszeitmodelle andenken. Es gibt auch<br />

andere Ausbildungsbedürfnisse. <strong>Das</strong> Nutzungsverhalten<br />

ist nicht nur bei MitarbeiterInnen,<br />

sondern auch bei KundInnen anders.<br />

Wir haben als Bank die Herausforderung, für<br />

alle da zu sein, für die PensionistInnen, die<br />

bei den Geschlechtern, sondern auch in der<br />

Altersstruktur, ist wichtig.<br />

Götz: Empowerment ist wichtig, das Umfeld<br />

so zu gestalten, dass man sich einbringen<br />

kann. Wir wollen unternehmerisch<br />

denkende MitarbeiterInnen, die keine BefehlsempfängerInnen<br />

sind, bestärken, ihre<br />

Meinung zu äußern. Natürlich ist ein Unternehmen<br />

keine Basisdemokratie, sondern<br />

braucht Entscheidungen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Warum sollte sich jemand für einen<br />

Job in der Tiroler Sparkasse entscheiden?<br />

Svoboda: Kurz gesagt, weil wir ein interessantes<br />

Aufgabengebiet und ein attraktives<br />

Arbeitsumfeld bieten. Sowohl im Konzern<br />

als auch in der Tiroler Sparkasse setzen wir<br />

auf flexible Arbeitszeitmodelle mit Gleitzeitregelungen.<br />

Mobiles Arbeiten gehört<br />

schon lange zu unserem beruflichen Alltag.<br />

So können unsere MitarbeiterInnen bis zu<br />

40 Prozent im Homeoffice arbeiten. Und<br />

auch alle gängigen digitalen Zusammenarbeitsplattformen<br />

haben sich inzwischen bei<br />

uns etabliert.<br />

Patrick Götz ist seit November 2022 Vorstand der Tiroler Sparkasse.<br />

wenig mit der digitalen Welt anfangen können<br />

und persönliche Ansprache wollen, und<br />

für Junge, die seltener eine Filiale betreten<br />

und fast alles online erledigen. Die Kunst ist<br />

es, einen Konsens zu finden zwischen den<br />

Leuten, die seit 35 Jahren in der Sparkasse<br />

sind, viel geleistet und viel Erfahrung haben,<br />

und jungen MitarbeiterInnen, die sie beraten.<br />

Der gute Mix, die Diversität, nicht nur<br />

<strong>ECHO</strong>: Welches Führungsverständnis haben<br />

Sie?<br />

Svoboda: Ich denke, in der Führung hat sich<br />

sehr viel verändert. Der Führungsstil war früher<br />

viel hierarchischer, man durfte nicht dagegenreden,<br />

eine eigene Meinung war nicht<br />

immer erwünscht. Es ist gut, dass sich das geändert<br />

hat. Unser Führungsstil ist ein partizipativer.<br />

Wir binden die KollegInnen ein. Wir<br />

wollen auf das gemeinsame Wissen aufbauen<br />

und das Beste herausholen. Wir sind dazu da,<br />

die roten Linien vorzugeben, zu zeigen, wo<br />

wir uns außerhalb des Bereichs, in dem wir<br />

agieren möchten, bewegen.<br />

Götz: Ich kann das am besten für mich<br />

selbst beantworten. Letztes Jahr haben wir<br />

200 Jahre Tiroler Sparkasse gefeiert. Da gibt<br />

es also eine gewisse Genesis und Wertehaltung<br />

aus dem Stiftungsgedanken heraus,<br />

für die wir immer noch glaubhaft stehen.<br />

Gleichzeitig sind wir ein Tochterunternehmen<br />

eines börsenorientierten Konzerns, wir<br />

haben InvestorInnen und StakeholderInnen<br />

und sind ein hochmodernes Unternehmen.<br />

Diesen Balanceakt zu leben, gelingt uns<br />

gut. Wir sind ein moderner, spannender<br />

Arbeitgeber, der finanzielle Gesundheit für<br />

uns selbst, unsere PartnerInnen und KundInnen<br />

in den Mittelpunkt stellt. Wir sind<br />

ein Unternehmen mit viel Innovationskraft<br />

und Mut, auch neue Wege zu gehen. Und<br />

schließlich finde ich den Bankenberuf so<br />

attraktiv, weil man mit so vielen verschiedenen<br />

Menschen zu tun hat. Wir leben die<br />

Diversität in allen Bereichen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie schaut es mit Frauen in Führungsfunktionen<br />

aus?<br />

Svoboda: Wir haben derzeit 26 Prozent<br />

Frauen in Führungspositionen. Unser Ziel<br />

ist, mittelfristig 40 Prozent zu erreichen.<br />

Hoffentlich brauchen wir irgendwann keine<br />

Quote mehr.<br />

76<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


<strong>ECHO</strong>: Kommen wir zu einem ganz anderen<br />

Thema. Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen<br />

Alltag finden. Inwieweit spielt KI in der Tiroler<br />

Sparkasse bereits jetzt eine Rolle?<br />

Svoboda: Wir haben auf der Risikoseite<br />

schon vor Jahren begonnen, bei Geldwäsche<br />

und Betrugsanalysen KI einzusetzen.<br />

Da werden Transaktionen angeschaut und<br />

es werden in der riesigen Menge von Transaktionen<br />

Verdachtsfälle herausgefiltert, um<br />

dann nur noch eine kleinere Menge bearbeiten<br />

zu müssen. <strong>Das</strong> geht über statistische<br />

Datenmodelle, die selbstlernend sind. <strong>Das</strong><br />

funktioniert sehr gut. In einem Pilotprojekt<br />

arbeiten wir daran, aus der großen Menge an<br />

Arbeitsanweisungen und Vorschriften immer<br />

jene herauszufiltern, die gerade relevant<br />

sind. Ein Beispiel: Ich möchte einen Kredit<br />

in der Baubranche vergeben. <strong>Das</strong> Modell<br />

soll mir nun sagen, welche Vorgaben für<br />

mich relevant sind. <strong>Das</strong> erleichtert die Arbeit.<br />

Ganz neu ist, dass wir unseren MitarbeiterInnen<br />

ChatGPT zugänglich machen.<br />

Dafür haben wir ChatGPT auf ein sicheres<br />

Environment gehoben, damit die Daten auf<br />

unserer Cloud gespeichert werden können.<br />

Unsere MitarbeiterInnen sind eingeladen,<br />

das auszuprobieren und zu lernen, wie man<br />

richtig promptet, also die richtigen Fragen<br />

stellt.<br />

Götz: Wir versuchen bei diesem Thema,<br />

ständig zu lernen. Wir schauen uns an, für<br />

welche Zwecke wir KI einsetzen können,<br />

und entmystifizieren dieses Thema damit<br />

auch. Als erstes österreichisches Finanzunternehmen<br />

haben wir auch das erste Finanz-<br />

KI Österreichs gestartet. Zum Einsatz kommt<br />

ein hoch entwickelter, textbasierter Chatbot,<br />

der natürliche Sprache nutzt. Als Basis dienen<br />

200 Jahre Finanzwissen der Erste Bank,<br />

die mit KI-Technologie von OpenAI und<br />

ChatGPT einfach zugänglich gemacht werden.<br />

KI gibt einfache Antworten auf komplexe<br />

Fragen. Insgesamt werden wir Effizienzsteigerungen<br />

erreichen können und viele<br />

repetitive Arbeiten automatisieren. Dadurch<br />

können wir unsere MitarbeiterInnen für den<br />

direkten Kundenkontakt und andere Aufgaben<br />

freispielen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Berufsbilder oder Tätigkeiten<br />

sind in der Bankenbranche besonders<br />

von der Automatisierung durch KI betroffen?<br />

Svoboda: KI wird uns in allen Bereichen<br />

viel Arbeit abnehmen können, wird aber<br />

meiner Meinung nach keine Leute ersetzen.<br />

Auch eine repräsentative Integral-Studie zu<br />

KI und Banken, die die Erste Bank beauftragt<br />

hat, zeigt, dass ChatGPT Vorteile bringt, die<br />

persönliche Beratung aber weiterhin wichtig<br />

bleibt. Und es entstehen neue Jobs. So wird<br />

es IT-MitarbeiterInnen geben, die sich hauptsächlich<br />

mit dem sogenannten „Prompten“<br />

auseinandersetzen.<br />

Götz: Unsere IT-KollegInnen werden sehr<br />

von KI betroffen sein, was aber gleichzeitig<br />

auch eine große Chance darstellt. Ein großer<br />

Prozentsatz von dem, was früher gecodet<br />

wurde, kann jetzt die KI erledigen. <strong>Das</strong> bedeutet<br />

eine enorme Produktivitätssteigerung.<br />

Insgesamt wird es jeden betreffen, Berufsbilder<br />

und Inhalte werden sich verändern.<br />

Den Menschen wird es aber immer brauchen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Regulierungen sind in Bezug<br />

auf KI Ihrer Meinung nach notwendig?<br />

Götz: In Brüssel wird ja bereits an einem<br />

europäischen Regulierungsansatz für künstliche<br />

Intelligenz gearbeitet. <strong>Das</strong> ist wichtig,<br />

weil KI ein mächtiges Tool sein kann. Was<br />

es braucht, sind regulatorische Leitplanken.<br />

Man kann mit diesen Werkzeugen viel Gutes<br />

machen. Jedoch werden wir auch mit einigen<br />

Herausforderungen konfrontiert sein, gerade<br />

im Sicherheitsbereich. Bei Banken ist das ein<br />

großes Thema.


TOP 500 | INTERVIEW<br />

E-Mobilität spart Steuer,<br />

Sachbezug und bringt Prämie<br />

Interview. E-Mobilität als Chance: Umweltbelange und deren Umsetzung im Betrieb<br />

fordern derzeit alle Branchen – zusätzlich zu aktuellen wirtschaftlichen Themen. Die<br />

Steuerberater Markus und Stefan Erharter geben einen Überblick über Vorteile in<br />

Sachen E-Mobilität für Betriebe.<br />

Mit der E-Mobilitätsoffensive hat das Bundesministerium<br />

für Klimaschutz, Umwelt,<br />

Energie, Mobilität, Innovation und Technologie<br />

(BMK) eine Förderaktion für klimafreundliche<br />

Mobilität initiiert, um den Verkehr in Österreich effizienter<br />

und umweltfreundlicher zu gestalten. Zudem wurde<br />

auch die „Bezugsumwandlung“ geregelt, nämlich wie<br />

vom Arbeitgeber gegen finanzielle Beteiligung überlassene<br />

emissionsfreie Fahrzeuge – also neben Elektroautos<br />

auch e-Bikes, Jobräder, etc. – die Bemessungsgrundlage<br />

für Lohnsteuer, Sozialversicherung sowie Dienstgeberabgaben<br />

reduzieren.<br />

Markus und Stefan Erharter.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche grundlegenden Voraussetzungen gelten<br />

im Zusammenhang mit der E-Mobilitätsoffensive<br />

und welche Maßnahmen gibt es hier bzw. was wird gefördert?<br />

Stefan: Die Förderaktion läuft, solange Budget vorhanden<br />

ist, längstens jedoch bis 31. März 2024. Voraussetzung<br />

für die Förderung ist der Einsatz von hundert<br />

Prozent Strom bzw. Wasserstoff aus erneuerbaren Energieträgern.<br />

Die Anträge für Einzelmaßnahmen von<br />

Förderanträgen für Ladeinfrastruktur können nach der<br />

Umsetzung der Maßnahme gestellt werden. Weitere Anträge<br />

für schwere E-Nutzfahrzeuge, E-Sonderfahrzeuge,<br />

E-Leichtfahrzeuge, E-Zweiräder und Ladeinfrastruktur<br />

müssen vor Umsetzung der Maßnahme gestellt werden.<br />

Bei Unternehmern werden Einzelmaßnahmen gefördert.<br />

Allerdings gibt es im Jahr <strong>2023</strong> grundsätzlich keine e-Mobilitätsprämie<br />

für E-PKWs mehr. Stattdessen reduziert der<br />

Investitionsfreibetrag von 15 Prozent der Anschaffungskosten<br />

neben der Abschreibung nochmals die Steuerlast.<br />

Ersichtlich sind die Förderungen auf der Webseite des<br />

Klimafonds www.klimafonds.gv.at. Separate Förderungen<br />

gibt es beim Kauf von Privatfahrzeugen.<br />

Fotos: Gerhard Groger<br />

78<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


<strong>ECHO</strong>: Gibt es weitere Fördermöglichkeiten<br />

oder Prämien?<br />

Markus: Für eingespartes CO 2<br />

gibt es die<br />

sogenannte „ePrämie“. Wer ein Elektrofahrzeug<br />

besitzt, kann sich registrieren und den<br />

für das Fahrzeug genutzten Strom einmal<br />

pro Jahr an ein bestimmtes Unternehmen<br />

übertragen. Die finanzielle Abgeltung, die Begünstigte<br />

von den Antragsberechtigten dafür<br />

erhalten, wird ePrämie, E-Quote oder THG-<br />

Quote genannt. Aktuell gibt es bereits einige<br />

Unternehmen am österreichischen Markt, die<br />

Haltern von Elektrofahrzeugen ePrämien als<br />

Abgeltung für deren Strommengen anbieten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />

können Sie uns sicher auch steuerliche<br />

Vorteile nennen: Wie wird Elektromobilität<br />

derzeit vom Finanzamt gefördert?<br />

Markus: Wir sehen zwei wesentliche Vorteile:<br />

Erstens die Umsatzsteuer (Vorsteuerabzug)<br />

und zweitens den Sachbezug. Bei der<br />

Anschaffung eines E-Fahrzeugs kann – im<br />

Gegensatz zu einem PKW mit herkömmlichem<br />

Antrieb – die Vorsteuer geltend<br />

gemacht werden. Neben einer mindestens<br />

zehnprozentigen unternehmerischen Nutzung<br />

ist zu beachten, dass der Vorsteuerabzug<br />

bei Anschaffungskosten zwischen 40.000 und<br />

80.000 Euro eingeschliffen wird und über<br />

80.000 Euro kein Vorsteuerabzug geltend gemacht<br />

werden kann. Der zweite wesentliche<br />

Vorteil ist die Ersparnis beim Sachbezug.<br />

Denn anders als bei normalen PKWs wird<br />

bei E-KFZ ein Sachbezugswert von null angesetzt.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet, dass der Sachbezug zu<br />

hundert Prozent wegfällt. Diese Regelung gilt<br />

auch für Gesellschafter-Geschäftsführer mit<br />

einer Beteiligung von über 25 Prozent, allerdings<br />

nicht bei Einzelunternehmern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wer ein E-Auto hat, muss dieses<br />

auch tanken. Welche Begünstigungen gibt es<br />

für das Aufladen von Elektroautos ab <strong>2023</strong>?<br />

Hat sich hier was getan?<br />

Stefan: Eine Änderung der Sachbezugswerteverordnung<br />

regelt die Kosten für das<br />

Aufladen emissionsfreier Fahrzeugen wie<br />

folgt: <strong>Das</strong> Aufladen emissionsfreier Fahrzeuge,<br />

wie beispielsweise E-Autos und E-Bikes,<br />

beim Arbeitgeber ist kein abgabepflichtiger<br />

Vorteil aus einem Dienstverhältnis – und<br />

somit kosten- und abgabenneutral. Dies gilt<br />

sowohl für Firmen- als auch für Privatfahrzeuge.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie ist es, wenn der Arbeitgeber<br />

das Aufladen von arbeitereigenen Elektroautos<br />

außerhalb des Betriebs ersetzt?<br />

Stefan: Auch hier gilt die Abgabenfreiheit,<br />

wenn das E-Fahrzeug an einer öffentlichen<br />

Ladeeinrichtung geladen wird und die Ladekosten<br />

durch einen Beleg nachgewiesen<br />

werden. Beim Aufladen an einer privaten Ladeeinrichtung<br />

(Wallbox) des Arbeitnehmers<br />

muss technisch eine Zuordnung der Lademenge<br />

zum Fahrzeug sichergestellt werden.<br />

Wenn der Arbeitgeber einen Kostenersatz<br />

auf Basis des vom BMF veröffentlichten<br />

Durchschnitts-Strompreises leistet, ist dieser<br />

ebenso steuerfrei. Für das Kalenderjahr <strong>2023</strong><br />

beträgt dieser Kostenersatz 22,247 Cent/<br />

kWh. Sollte technisch noch keine Zuordnung<br />

der Lademenge möglich sein, ist ein pauschal<br />

bezahlter Kostenersatz von maximal 30 Euro<br />

pro Kalendermonat abgabenfrei möglich.<br />

Diese Übergangsregel gilt für die Jahre <strong>2023</strong><br />

bis 2025 und der Kostenersatz ist auf dem<br />

Lohnkonto anzuführen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Und wie sieht es steuerlich aus,<br />

wenn der Arbeitnehmer selbst eine Ladeeinrichtung<br />

anschafft? Können diese Kosten<br />

vom Arbeitgeber getragen werden?<br />

Markus: Viele Arbeitnehmer schaffen sich<br />

zu Hause eine Wallbox an. Wenn der Arbeitgeber<br />

diese Kosten der Anschaffung der Ladeeinrichtung<br />

ersetzt, dann ist bis zu einem<br />

Betrag von 2.000 Euro kein abgabenpflichtiger<br />

Vorteil aus einem Dienstverhältnis anzusetzen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Und wenn die Wallbox mehr kostetet?<br />

Markus: Dann sind „nur“ die übersteigenden<br />

Anschaffungskosten abgabenpflichtig.<br />

Laut Verordnung muss zum Zeitpunkt<br />

der Anschaffung der Wallbox bereits ein E-<br />

Auto überlassen worden bzw. vorhanden sein.<br />

<strong>ECHO</strong>: Warum ist das Thema emissionsfreie<br />

Fahrzeuge bzw. Fahrräder derzeit so viel<br />

in den Medien?<br />

Stefan: Die eingangs genannte Bezugsumwandlung<br />

bei emissionsfreien Fahrzeugen<br />

führt zu spürbaren Entlastungen für Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer. Stellt der Arbeitgeber<br />

seinen Mitarbeitern gegen eine finanzielle Kostenbeteiligung<br />

ein E-Fahrzeug zur Verfügung,<br />

führt dies zu einer Reduktion der Bemessungsgrundlage<br />

für Lohnsteuer, Sozialversicherung,<br />

Dienstgeberbeitrag, Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag,<br />

Kommunalsteuer und betriebliche<br />

Vorsorge. Vereinfacht ausgedrückt handelt es<br />

sich um eine vertragliche Vereinbarung, die<br />

Bruttobezüge zu reduzieren, und im Gegenzug<br />

dafür gibt es ein E-Rad bzw. E-KFZ. Ein<br />

bloßer Nettoabzug, wie zum Beispiel eine Benützungsgebühr,<br />

die vom Nettolohn abgezogen<br />

wird, reicht für eine Bezugsumwandlung<br />

nicht aus.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist, wenn der Arbeitgeber least<br />

oder kauft?<br />

Markus: Beide Varianten sind möglich. Es<br />

gibt viele Anbieter, die Leasingvarianten anbieten<br />

und sich dann um die komplette Abwicklung<br />

kümmern. Die Kaufvariante ist durch<br />

den Investitionsfreibetrag und im Hinblick auf<br />

hohe variable Zinsen beim Leasing oft die günstigere<br />

Option.<br />

<strong>ECHO</strong>: Ich habe von einigen Unternehmern<br />

gehört, dass die Bezugsumwandlung auch zu<br />

Themen bzw. Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern<br />

geführt hat. Wie kommt dies bzw. was<br />

war hier der Grund?<br />

Markus: In der Vergangenheit hat die Österreichische<br />

Gebietskrankenkasse als Zusatzvoraussetzung<br />

vorgesehen, dass sich die<br />

Reduktion der Bruttobezüge auf alle „Folgeansprüche“<br />

durchschlagen muss. Dadurch haben<br />

sich natürlich auch die Sonderzahlungen, die<br />

Basis für Überstundenentlohnungen, IST-<br />

Lohnerhöhungen etc. reduziert. Dies wird<br />

nun nicht mehr gefordert – was einen großen<br />

Unterschied macht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was gibt es bei der Bezugsumwandlung<br />

zu beachten?<br />

Stefan: Wichtig ist eine schriftliche Vereinbarung<br />

mit den Mitarbeitern, damit die<br />

Bruttoreduktion und die Folge für weitere<br />

Ansprüche und Bezüge geregelt werden. Oft<br />

kommen in einer Vereinbarung Schutzklauseln<br />

zum Einsatz. Gerne helfen Ihnen unsere<br />

Expertinnen dabei, die Lohnvereinbarungen<br />

mit den entsprechenden Schutzklauseln vorzubereiten.<br />


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Engagement lohnt sich<br />

Interview. Alexander Gessler, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, über aktuelle<br />

Themen, von Zinsen und Inflation über Digitalisierung bis Lobbyismus, Bargeld<br />

und nötiges Engagement für die Zukunft.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie ist die aktuelle Stimmung bei<br />

den Unternehmen?<br />

Alexander Gessler: Die Stimmung ist<br />

abwartend, wie sich die Situation weiterentwickelt.<br />

Der Kostendruck ist enorm. Die<br />

Situation ist branchenabhängig sehr unterschiedlich.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sind Investitionsanreize wie<br />

der Investitionsfreibetrag zu sehen?<br />

Gessler: Der Investitionsfreibetrag sollte<br />

auf 20 Prozent erhöht werden, die vorzeitige<br />

Abschreibung auf 40 Prozent. Auch sollte<br />

eine Investitionsprämie zehn Prozent eingeführt<br />

werden, damit Betriebe, die nicht liquide<br />

sind, aber positiv in die Zukunft blicken,<br />

besser investieren können. Die Regierung<br />

könnte auf alte Gesetze zurückgreifen und<br />

diese Maßnahmen rasch umsetzen. Zudem<br />

wären Anreize für Jungunternehmen wichtig,<br />

z. B. zinslose Kredite, die mit zukünftigen<br />

Gewinnen beglichen werden können.<br />

Geld sollte mit Förderungen in junge Unternehmen<br />

investiert werden. So entstünde<br />

eine moderne, junge und zukunftsfähige<br />

Wirtschaft in Österreich.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sehen Sie positive Aspekte der<br />

Zinserhöhungen?<br />

Gessler: Die Inflation kann nur langsam<br />

sinken. Nötig ist eine restriktive Geldpolitik.<br />

Zwar könnten sich die Gewerkschaften mit<br />

Lohnforderungen zurückhalten. <strong>Das</strong> würde<br />

gegen die Inflation helfen. Es ist jedoch<br />

schwer vermittelbar, warum Mitarbeiter<br />

verzichten müssen, während Betriebe versuchen,<br />

ihre Teuerungen weiterzugeben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wäre es eine Lösung, die Lohnnebenkosten<br />

zu senken?<br />

Gessler: <strong>Das</strong> wäre ein schönes Ziel. Es ist<br />

nur nicht umsetzbar, weil das Geld fehlt.<br />

Zuerst muss in der Verwaltung eingespart<br />

werden, dann könnten die Lohnnebenkosten<br />

und die Steuern gesenkt werden. Der<br />

Steuertarif sollte erst ab einem Jahreseinkommen<br />

von 20.000 Euro ansetzen. Ob in<br />

der Verwaltung eingespart wird, hängt von<br />

der kommenden Regierung ab.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie verändert die Digitalisierung<br />

die Steuerberatungsbranche?<br />

Gessler: Unsere Branche wird durch die<br />

Digitalisierung seit Jahrzehnten permanent<br />

verändert. KI-Technologien werden den<br />

Wandel weiter vorantreiben. Auch wir nutzen<br />

bereits ein System zum automatischen<br />

Einlesen und Verbuchen von Belegen. Doch<br />

ist dieses noch fehleranfällig und eine Nachkontrolle<br />

wichtig.<br />

<strong>ECHO</strong>: Kann die Digitalisierung fehlende<br />

Arbeitskräfte ersetzen?<br />

Gessler: KI-Technologien können fehlende<br />

Arbeitskräfte ersetzen und zu Personalreduktion<br />

führen, z. B. in der Verwaltung,<br />

aber auch in unserer Branche. Hingegen ist<br />

dies in sozialen Berufen schwer möglich.<br />

Auch der Handel ließe sich digitalisieren.<br />

Doch wäre es schade, wenn es in den Gemeinden<br />

keine Geschäfte mehr gäbe. Es<br />

ist nicht förderlich für das Allgemeinwohl,<br />

wenn der Mensch nicht mehr mit dem<br />

Menschen in persönlichem Kontakt steht.<br />

Fotos: Steinlechner<br />

80<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Für internationale Unternehmen ergeben<br />

sich durch die Digitalisierung Vorteile. Es<br />

ist nicht mehr nötig, für einzelne Meetings<br />

zu fliegen. <strong>Das</strong> spart Zeit, Kosten und ist gut<br />

für das Klima.<br />

<strong>ECHO</strong>: Über eine Milliarde Euro verliert<br />

Österreich durch Korruption. Wird zu wenig<br />

hingeschaut?<br />

Gessler: Seit Jahren werden die entsprechenden<br />

Gesetze stetig verschärft. Es wird viel<br />

getan und Korruption ist in Österreich ohnehin<br />

nur in kleinem Rahmen möglich. In Asien<br />

oder östlichen Ländern zeigt sich ein völlig<br />

anderes Bild. <strong>Das</strong> Problem ist der Lobbyismus.<br />

Konzerne diktieren die Politik, Politiker<br />

machen Politik für Konzerne und nicht für<br />

die Gesellschaft, sie lassen sich kaufen, auch<br />

linke Politiker. <strong>Das</strong> ist Korruption, aber trotzdem<br />

legal. So ist es nicht möglich, die Klimakrise<br />

zu bewältigen und gute Politik zu machen.<br />

Konzerne haben so große Macht, dass<br />

sie es z. B. verhindern, dass krebserregende<br />

Produkte vom Markt genommen werden, z.<br />

B. Glyphosat von Monsanto. Nachweislich<br />

wurde in gewissen Ländern gutes Leitungswasser<br />

derart ver chlort, dass es untrinkbar<br />

wurde und die Menschen nun Wasser in<br />

Plastikflaschen kaufen müssen. Früher gab<br />

es für Konzerne strenge Einschränkungen.<br />

In den USA wurde ein Konzern zerschlagen,<br />

sobald er eine gewisse Größe erreicht hatte,<br />

um Übermacht zu verhindern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie gut ist Österreichs Steuersystem<br />

im internationalen Vergleich?<br />

Gessler: Mittelgut, mit Tendenz nach unten.<br />

Gut ist, dass es keine Erbschafts- und<br />

Vermögenssteuern gibt, denn das lockt Unternehmen<br />

und Holdings nach Österreich.<br />

Mit einer Körperschaftssteuer von 20 Prozent<br />

wären wir in Europa konkurrenzfähig.<br />

Bei den Sozialabgaben und den Steuern gehören<br />

wir in Europa zu den Hochsteuerländern.<br />

<strong>Das</strong> gilt für alle Steuerklassen, sowohl<br />

für den Höchststeuersatz von 55 Prozent<br />

als auch alle anderen Tarifstufen. Siedeln<br />

„Sich nicht zu engagieren<br />

und nicht zu arbeiten, ist<br />

die schlechteste Lösung.“<br />

Alexander Gessler,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />

sich mehr Unternehmen in Österreich an,<br />

steigen auch die Steuereinnahmen. Ein<br />

großes Vorbild ist die Schweiz, doch ist es<br />

eine Illusion, dieses Ziel zu erreichen. Auch<br />

die Niederlande hat<br />

ein gutes Niedrigsteuersystem,<br />

ohne<br />

Steuerdumping zu<br />

betreiben, und sollte<br />

ein Vorbild sein.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was muss<br />

getan werden?<br />

Gessler: Klimaschädliche<br />

Produkte sowie Transit und<br />

Fliegen sollten höher besteuert werden.<br />

Auch gesundheitsschädliche Tätigkeiten<br />

wie Extremsportarten oder Rauchen sollten<br />

mit einer Pflichtversicherung versehen werden.<br />

Produkte mit positiven Auswirkungen<br />

sollten entlastet werden, wie z. B. Solar- und<br />

Windkraft oder Grundlagenforschung und<br />

Wissenschaft (z. B. Wasserstoffproduktion).<br />

Man müsste schrittweise Maßnahmen setzen<br />

und die Auswirkungen beobachten. Dafür<br />

bräuchte es eine langfristige Denkweise der<br />

Politik. Den etablierten Parteien gelingt es<br />

„Nur wenn eine wirtschaftliche,<br />

soziale und ökologische<br />

Balance gegeben ist,<br />

kann sich ein Staat gut entwickeln.“<br />

nicht, junge Wähler anzusprechen und generationengerecht<br />

zu handeln. Neue Parteien<br />

könnten Druck auf die etablierten Parteien<br />

ausüben, um ihre Denke zu ändern. Damit<br />

würde auch dem Trend der Zeit und der<br />

depressiven Stimmung bei den Menschen,<br />

sich lieber eine schöne Zeit zu machen, als<br />

sich zu engagieren, lieber wenig zu arbeiten,<br />

als etwas aufzubauen, etwas engegengesetzt<br />

werden, nämlich, dass sich Engagement lohnt<br />

und langfristige Lösungen möglich sind. Zu<br />

wenige Arbeitskräfte bedeuten auch zu wenig<br />

Geld im Sozialsystem und v. a. im Pensionssystem.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sehen Sie die Bargeld-Debatte?<br />

Sollte das Bargeld abgeschafft werden?<br />

Gessler: <strong>Das</strong> Bargeld sollte nicht abgeschafft<br />

werden, denn es verschafft Freiheit.<br />

Kein Bargeld heißt Totalkontrolle, der<br />

Mensch wäre völlig gläsern. Alle Aktivitäten<br />

würden dokumentiert werden, was gekauft<br />

wird und wohin man fährt. Niemand hat das<br />

Vertrauen, dass diese Daten nicht gespeichert<br />

werden und an<br />

Alexander Gessler,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />

internationale Konzerne<br />

weitergegeben<br />

werden, um personalisierte<br />

Werbung<br />

zu platzieren. Gegen<br />

die Korruption kann<br />

die Abschaffung des<br />

Bargelds nichts bewirken,<br />

diese läuft<br />

ohnehin über Kryptowährungen. Kritisch<br />

zu hinterfragen ist auch, wo die Daten gespeichert<br />

werden. Stehen die Server in den<br />

USA und China, ist das für Europa nicht<br />

gut. Europa müsste aufrüsten, eigene Serverlandschaften<br />

betreiben und nicht alle Daten<br />

nach Übersee weiterlenken. Die Kontrolle<br />

der Richtigkeit bei digitalen Zahlungen ist<br />

mühsamer als bei Bargeld. Eine Abschaffung<br />

des Bargelds würde große Unruhe in der Bevölkerung<br />

hervorrufen. Daher hält sich die<br />

Politik bei der Umsetzung zurück.<br />

Interview: Amata Steinlechner<br />

82<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Ohne Tourismus weniger<br />

Lebensqualität<br />

Interview. Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung,<br />

über die Zukunft des Skifahrens, den Mitarbeitermangel<br />

im Tourismus und die schlechte Tourismusgesinnung in Tirol.<br />

Fotos: blcikfang<br />

84<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


<strong>ECHO</strong>: Der heurige Sommer ist – wieder –<br />

geprägt von dramatischen Wetterereignissen<br />

auch in Österreich (Hitze, Starkregen, Überflutungen,<br />

Bröckeln der Berge usw.). Welche Auswirkungen<br />

solcher Wetterphänomene sehen<br />

Sie auf den Tourismus in Tirol zukommen?<br />

Karin Seiler: Generell wird es für alle, die im<br />

touristischen Kontext arbeiten, zunehmend<br />

komplexer, sich auf die Gegebenheiten einzustellen.<br />

Kärnten oder die Steiermark hat es<br />

im heurigen Sommer mitten in der Saison getroffen.<br />

<strong>Das</strong> ist herausfordernd – die Staus, die<br />

damit verbunden sind, weil Gäste schnell weg<br />

wollen, Gäste, die stornieren oder nicht mehr<br />

kommen können. Sowohl die Unternehmen<br />

als auch die Tirol Werbung müssen dem Krisenmanagement<br />

daher viel mehr Bedeutung<br />

geben als früher. Laut einer aktuellen Studie<br />

der Europäischen Kommission, die sich mit<br />

Szenarien bis 2100 auseinandersetzt, werden<br />

der Alpenraum und der Norden Europas durch<br />

die klimatischen Veränderungen im Sommer<br />

an Attraktivität gewinnen. Für den Süden wird<br />

es herausfordernder. Die Menschen werden in<br />

den Hitzemonaten den Sommerurlaub in den<br />

Alpen suchen und die Sommerfrische wird<br />

an Attraktivität gewinnen. <strong>Das</strong> haben wir zum<br />

Beispiel auch im letzten Sommer gemerkt, als<br />

das Flugchaos dazu führte, dass viele Kurzentschlossene<br />

den Weg in die Berge gefunden<br />

haben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Werden die heutigen Nebensaisonen<br />

wichtiger?<br />

Seiler: Ja, mit Sicherheit. Damit verbunden ist<br />

aber auch eine notwendige Veränderung der<br />

Schulferien. Es wäre sinnvoll, wenn die Sommerferien<br />

um zum Beispiel ein Monat verkürzt<br />

würden und dafür im Frühling und im Herbst<br />

längere Ferien möglich wären. <strong>Das</strong> wäre nicht<br />

nur wegen des Klimas sinnvoll, sondern auch<br />

in Bezug auf den Verkehr. Und übrigens nicht<br />

nur für uns in den Alpen, sondern auch für<br />

den Süden hätte das nur Vorteile. Ich denke,<br />

es wäre an der Zeit, dass man die Ferien an die<br />

veränderten Gegebenheiten anpassen würde.<br />

Immerhin kommt der derzeitige Ferienplan<br />

aus einer Zeit, in der es schon aus finanziellen<br />

Gründen nur einen Urlaub im Jahr gegeben hat.<br />

In jenen Orten, die internationale Gäste haben,<br />

„Der Alpenraum und der<br />

Norden Europas werden<br />

durch die klimatischen Veränderungen<br />

im Sommer an<br />

Attraktivität gewinnen. Für<br />

den Süden wird es herausfordernd.“<br />

<br />

Karin Seiler<br />

wie zum Beispiel Innsbruck oder der Achensee,<br />

sind jetzt schon die Vor- und Nachsaison<br />

gut gebucht und viele Betriebe tragen dieser<br />

Entwicklung Rechnung. So gibt es zunehmend<br />

mehr Top-Wellnesshotels, die im Herbst ihr<br />

Hotel offenhalten. Noch kämpfen wir damit,<br />

dass auch andere Bereiche, wie die Bergbahnen,<br />

Hütten usw., auch länger offenhalten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Der Winter ist für Tirol ja nach wie<br />

vor sehr wichtig. Wie lange werden wir noch Ski<br />

fahren können? Welche alternativen Angebote<br />

sehen Sie?<br />

Seiler: Wir selbst und die Generation unserer<br />

Kinder werden noch lange Ski fahren können,<br />

aber vorwiegend in höheren Lagen. Vor allem<br />

für niedriger gelegene Gebiete werden wir uns<br />

Zusatzangebote überlegen müssen. Unter dem<br />

Titel „Skifahren plus“ investiert der Tourismus<br />

schon seit Längerem in den Ausbau von Angeboten<br />

abseits der Piste, wie z. B. Winterwandern,<br />

Wellness, Kultur oder Kulinarik. Regionen wie<br />

Seefeld oder der Achensee bieten bereits jetzt<br />

verstärkt Winterwanderungen an, die sehr gut<br />

ankommen. Wir wissen, dass 43 Prozent der<br />

Gäste im letzten jahr gesagt haben, dass sie in<br />

ihrem Urlaub auch Winterwanderungen unternehmen,<br />

und 22 Prozent sagen, dass das<br />

das Haupturlaubsmotiv ist. Aber wir wissen<br />

natürlich auch, dass – was die Wertschöpfung<br />

betrifft – das Skifahren das Wichtigste ist. Und<br />

gerade deshalb beschäftigt sich das Future<br />

Lab der Tirol Werbung mit der Frage, wie wir<br />

der klimawandelbedingten Verknappung von<br />

Schnee begegnen. Selbst wenn die Deutschen<br />

in Zukunft allein schon aufgrund der Demografie<br />

weniger Ski fahren werden, beginnen die<br />

Chinesen erst damit und wir müssen uns mit<br />

der Frage beschäftigen, wie wir mit kürzeren<br />

Saisonen, weniger Schnee bei gleichbleibender<br />

Nachfrage umgehen. Da braucht es Modelle, an<br />

die wir heute noch gar nicht denken.<br />

<strong>ECHO</strong>: Zum Beispiel?<br />

Seiler: Vielleicht wird es irgendwann einmal<br />

Slots zum Skifahren geben, so wie es sie heute<br />

schon in Museen gibt, wer weiß. Wichtig ist,<br />

dass wir über neue Modelle nachdenken und<br />

das machen wir im Future Lab gemeinsam mit<br />

unseren Partnern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Angenommen, der Sommertourismus<br />

gewinnt weiter an Bedeutung. Wie schaut<br />

es mit der Wertschöpfung im Sommer aus?<br />

Seiler: Die Stärkung der Sommersaison und<br />

die Steigerung der Wertschöpfung im Sommer<br />

gehören zu unseren strategischen Zielen. Aktuell<br />

liegen laut unserer Gästebefragung T-Mona<br />

die durchschnittlichen Tagesausgaben im Sommer<br />

ohne Anreise bei 154 Euro am Tag, im Vergleich<br />

dazu im Winter bei 188 Euro, ebenfalls<br />

ohne Anreise. Verbunden mit dem Ausbau des<br />

Sommertourismus ist folgerichtig der Fokus auf<br />

den Ganzjahrestourismus, der auch im „Tiroler<br />

Weg“ festgehalten ist. Ganzjahrestourismus ist<br />

zum einen ökonomisch nachhaltiger, weil Infrastrukturen<br />

besser ausgelastet werden, zum<br />

anderen ist er auch sozial nachhaltiger, weil<br />

attraktive Ganzjahres-Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Damit sind wir beim Fachkräfte- und<br />

Arbeitskräftemangel angelangt. Warum ist es für<br />

den Tourismus so schwer, die benötigten MitarbeiterInnen<br />

zu finden?<br />

Seiler: <strong>Das</strong> Problem ist komplex. Jeder<br />

Zweite, der in Tirol im Tourismus arbeitet, ist<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

85


TOP 500 | INTERVIEW<br />

kein Österreicher. Nach wie vor gibt es viele<br />

Saisonbetriebe. Aufgrund der Werte junger<br />

Menschen hat sich vieles verschoben. Die<br />

Saisonarbeit ist nicht mehr so attraktiv. Hinzu<br />

kommt der demografische Wandel, der einer<br />

der Hauptgründe für die herausfordernde<br />

Situation ist. Haben wir noch vor wenigen<br />

Jahren viele MitarbeiterInnen aus Ungarn,<br />

Tschechien, Rumänien usw. bekommen, leiden<br />

diese Länder selbst unter dem Arbeitskräftemangel.<br />

So berichtet uns zum Beispiel<br />

das AMS, dass sie auf diversen Jobmessen im<br />

Osten oder auch in Deutschland keine Ausstellungsmöglichkeiten<br />

mehr bekommen,<br />

weil der Mitarbeitermangel vor Ort groß ist.<br />

<strong>Das</strong> heißt, dass wir Menschen aus Ländern<br />

außerhalb Europas brauchen. Und wenn wir<br />

uns da nicht öffnen, werden die Probleme<br />

massiv bleiben und noch massiver werden.<br />

Es wird aber auch Initiativen brauchen, um<br />

zum Beispiel Pensionisten stunden- und tageweise<br />

beschäftigen zu können. <strong>Das</strong> wird<br />

aber nur gehen, wenn es dafür attraktive steuerliche<br />

Modelle gibt. Gleichzeitig versuchen<br />

wir gemeinsam mit dem AMS Tirol und der<br />

Wirtschaftskammer, junge Menschen für den<br />

Tourismus zu begeistern. Auch hier gibt es<br />

spannende Projekte, zum Beispiel den Campus<br />

Zillertal, wo sich touristische MitarbeiterInnen<br />

berufsbegleitend weiterbilden können,<br />

oder die Genussbotschafter im Ötztal, wo<br />

Besonderheiten der Genussregion Ötztal an<br />

Lehrlinge vermittelt werden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Der Tourismus leidet immer noch an<br />

einem schlechten Image als Arbeitgeber. Wie<br />

gut sind die Tourismusbetriebe als Arbeitgeber<br />

wirklich?<br />

Seiler: Die überwiegende Anzahl der Betriebe,<br />

ich würde von fast 90 Prozent ausgehen, pflegen<br />

einen sehr guten und wertschätzenden<br />

Umgang mit ihren MitarbeiterInnen. Sobald<br />

die Betriebe MitarbeiterInnen gefunden haben,<br />

läuft es eigentlich sehr gut. Es gibt viele<br />

Initiativen, um die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

zu stärken. Beispielsweise Job-Life-Achensee<br />

oder Paunaun-Ischgl Crew Card, die bereits<br />

seit 2018 intensives Mitarbeiter-Marketing betreiben.<br />

Es wird den MitarbeiterInnen viel geboten,<br />

abseits von Mitarbeiterquartieren und<br />

attraktiven Arbeitszeitmodellen. <strong>Das</strong> geht von<br />

der Nutzung der Einrichtungen in den Hotels<br />

über Skipässe bis zu Kinderbetreuungsangeboten<br />

in den Hotels. <strong>Das</strong> wird nicht immer<br />

genutzt, aber die Angebote sind vielfältig und<br />

interessant. <strong>Das</strong> Wichtigste ist aber sicherlich,<br />

die MitarbeiterInnen zu finden. <strong>Das</strong> ist die<br />

Herausforderung, auch wenn wir seit Kurzem<br />

eine Entspannung am Markt sehen und wieder<br />

mehr Bewerbungen kommen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Modelle gibt es, ausreichend<br />

MitarbeiterInnen zu finden? Welche Rolle<br />

spielt dabei die Tirol Werbung?<br />

Seiler: Auch wenn es nicht zu den Kernaufgaben<br />

der Tirol Werbung gehört, haben wir uns<br />

dieses Themas angenommen, weil ich nicht<br />

darauf warten möchte, dass die Betriebe uns<br />

rückmelden, sie benötigen mehr Personal, nicht<br />

mehr Gäste. Deshalb wird es zeitnah die zweisprachige<br />

App „Tirol Tourism Jobs“ geben, die<br />

Arbeitskräfte sehr niederschwellig mit Jobangeboten<br />

im Tourismus und der Gastronomie zusammenbringt.<br />

Ähnlich wie bei Tinder erfolgt<br />

das über Matches, wie gesagt, niederschwellig<br />

und sehr schnell. Dazu wird es auch eine Onlinekampagne<br />

geben, die die App im In- und<br />

Ausland bewerben soll. Wir haben uns aber<br />

auch mit dem AMS, der Wirtschaftskammer<br />

und der Standortagentur vernetzt, es passiert<br />

viel im Bereich der Aus- und Weiterbildung,<br />

aber auch Themen wie das Einstellen und den<br />

Austritt bearbeiten wir gemeinsam mit den Betrieben.<br />

Beim Einstellungsprozess ist schon viel<br />

passiert, das Ausscheiden und die Erkenntnisse<br />

daraus werden noch viel zu wenig genutzt. Es<br />

gibt aber auch Projekte, die die Abläufe und<br />

Prozesse in den Betrieben optimieren, um<br />

möglichst effizient zu arbeiten. <strong>Das</strong> zeigen uns<br />

andere Branchen, was möglich ist. Die Airlines<br />

haben schon vor 20 Jahren damit begonnen,<br />

dass KundInnen selbst ein- und auschecken<br />

können und sollen. Und dennoch fliegen wir<br />

alle noch.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie sprechen hier die Digitalisierung<br />

an. Wie wird sich diese auf den Tourismus auswirken?<br />

Seiler: Die Digitalisierung hilft uns in vielerei<br />

Hinsicht. Es werden derzeit Buchung<br />

und Planung immer mehr online, mobil und<br />

virtuell abgewickelt, Prozesse und Abläufe<br />

werden zunehmend digitalisiert, was MitarbeiterInnen<br />

entlastet. Und bei der Besucherlenkung<br />

erwarten wir uns viel durch die Digitalisierung.<br />

Es gibt bereits viele Daten, z. B. von<br />

den Mobilfunkunternehmen, die helfen, den<br />

öffentlichen Verkehr und die Auslastung von<br />

Infrastrukturen auszuwerten und damit auch<br />

zu lenken. Auch im Marketingbereich, vor<br />

allem im B2B-Bereich, sind auch die VR-Brillen<br />

ein wichtiges Tool, z. B. beim Verkauf von<br />

Räumen im MICE Bereich oder für Hochzeiten.<br />

Aber auch Themen wir E-Gaming und<br />

E-Sports beschäftigen uns in diesem Bereich.<br />

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Menschen verreisen, um sich zum Gaming zu<br />

treffen. Viele TVBs wissen das, haben jedoch<br />

selbst nicht die Ressourcen, sich um diese<br />

übergeordneten Themen zu kümmern. Daher<br />

machen wir als Tirol Werbung das.<br />

<strong>ECHO</strong>: Kommen wir noch zu einem anderen<br />

Thema. Die Tourismusgesinnung in Tirol<br />

ist schlecht. Sehen Sie eine Mitverantwortung<br />

der Tirol Werbung, diese zu verbessern? Und<br />

wenn ja, wie?<br />

Seiler: Zum ersten Mal gibt es<br />

in der Tirol Werbung eine eigene<br />

Stelle, die sich ausschließlich um<br />

die Tourismusgesinnung kümmert.<br />

Es zeigt sich nämlich folgende<br />

Situation: Laut einer Umfrage<br />

des MCI aus dem Jahr 2019<br />

sind sich die Einheimischen der<br />

Bedeutung es Tiroler Tourismus<br />

durchaus bewusst. Der Großteil<br />

der Befragten schätzt die Infrastruktur<br />

und die hohe Freizeitqualität,<br />

auch wenn vielen Einheimischen<br />

gar nicht bewusst ist, wie<br />

hoch der Anteil des Tourismus an<br />

der hohen Lebensqualität in Tirol<br />

ist und vieles als selbstverständlich<br />

angesehen wird. Gleichzeitig werden<br />

auch die negativen Entwicklungen<br />

des Tourismus gesehen<br />

und hier allen voran im Verkehr.<br />

Deshalb haben wir uns entschieden,<br />

uns des Themas Verkehr<br />

anzunehmen und arbeiten an der<br />

Strategie „Tirol auf Schiene“, mit<br />

der wir das Ziel verfolgen, den<br />

Anteil an Anreisen mit der Bahn<br />

von fünf auf zehn Prozent zu verdoppeln.<br />

Im Netzwerk „Tirol auf<br />

Schiene“ sind verschiedene Mobilitätsanbieter<br />

vertreten, weil es ja nicht nur um die<br />

Bahn geht, sondern um die letzte Meile, das<br />

Bahnhofsshuttle usw. Mit dem Mobilitätscoaching<br />

werden Betriebe und TVBs auf Anreisemöglichkeiten<br />

ohne Auto sensibilisiert und<br />

das Online-Tool „GRETA“ zeigt dem Gast<br />

Möglichkeiten für eine nachhaltige Anreise<br />

auf. Viele dieser Investitionen werden vom<br />

Tourismus zumindest mitgetragen und bringen<br />

den Einheimischen auch deutlich höhere<br />

Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Im neu eingerichteten Kompetenzzentrum<br />

Nachhaltigkeit setzen wir auch Schwerpunkte<br />

zum Thema Tourismusgesinnung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Lassen Sie mich zum Abschluss noch<br />

die Tirol Werbung selbst in den Mittelpunkt<br />

stellen. Sie haben den Ruf, überall dort, wo Sie<br />

tätig sind, Strukturen genau zu durchleuchten<br />

und zu verändern. Welche – konkreten – Veränderungen<br />

gibt es bereits oder soll es in der<br />

Tirol Werbung geben?<br />

Seiler: Wir haben einiges geändert. Der Tiroler<br />

Weg ist ein langfristiges Strategiepapier mit 16<br />

Handlungsfeldern, die nicht alle von der TW<br />

„Gerade der Verkehr ist ein kritischer Punkt,<br />

wenn es um die Einstellung der Bevölkerung<br />

zum Tourismus geht.“ <br />

Karin Seiler<br />

bearbeitet werden können. Darauf aufbauend<br />

und aufgrund der Entwicklungen und Trends<br />

(Digitalisierung, Nachhaltigkeit etc.) haben wir<br />

eine neue Strategie entwickelt und darauf aufbauend<br />

eine neue Struktur. Wir haben zwei neue<br />

Teams installiert, zum einen das Future Lab und<br />

zum anderen das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit.<br />

Diese sind im Zusammenspiel mit den<br />

TVB entstanden, die aufgrund der Fülle ihrer<br />

Aufgaben den Mehrwert der Tirol Werbung<br />

auch darin sehen, sich mit Zukunftsthemen für<br />

ganz Tirol auseinanderzusetzen. Dort beschäftigen<br />

wir uns mit Fragen wie der Zukunft des<br />

Skifahrens oder der Bekämpfung des Gastrosterbens<br />

und entwickeln konkrete Projekte. Wir<br />

haben aber auch in anderen Bereichen, wie zum<br />

Beispiel dem Sponsoring, vieles verändert. Wir<br />

setzen auf maximale Transparenz und hinterfragen<br />

jedes Sponsoring, auch wenn es schon lange<br />

besteht. Und wir haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass das auch verstanden wird, wenn man es<br />

transparent und mit nachvollziebaren Argumenten<br />

erklärt. Und schließlich haben wir auch<br />

im Marketingbereich alte Pfade verlassen. Wir<br />

arbeiten nicht mehr nur mit Märkten oder Sinus-Milieus,<br />

sondern mit Zielgruppen.<br />

Wir haben sieben Zielgruppen<br />

definiert, von denen wir in der Tirol<br />

Werbung drei wirklich bearbeiten.<br />

Wir reagieren auf Urlaubsmotive<br />

und diese können bei der gleichen<br />

Person sehr unterschiedlich sein.<br />

Es ist möglich, dass ich im Sommer<br />

mit der Familie zum Wandern<br />

fahre, im Herbst mit Freundinnen<br />

einen Shoppingausflug mache und<br />

danach mit einem befreundeten<br />

Pärchen zum Wellnessen fahre. Immer<br />

handelt es sich um die gleiche<br />

Person und dennoch sind es drei<br />

völlig verschiedene Urlaubsmotive.<br />

Oft höre ich Kritik, wenn jemand<br />

beispielsweise Werbung für Kärnten<br />

sieht und mir dann kommuniziert,<br />

dass Tirol nicht sichtbar ist und wir<br />

zu wenig Marketing machen. Meine<br />

Antwort ist dann immer, dass das<br />

gut ist, weil wir maximale Werbewirksamkeit<br />

bei unseren Zielgruppen<br />

erreichen wollen. Wir können<br />

belegen, dass wir mit dieser Strategie<br />

im Vergleich zum Mitbewerb werbewirksamer<br />

sind. <strong>Das</strong> Zielgruppenmodell<br />

wird zunehmend von anderen<br />

Institutionen interessiert verfolgt,<br />

zum Beispiel von der Österreich Werbung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie schaut die Struktur nun in der<br />

Tirol Werbung aus und welche Zielgruppen<br />

werden beworben.<br />

Seiler: Drei Unternehmensbereiche bilden<br />

die neue Struktur – Forschung und Innovation,<br />

Nachhaltigkeit und Partnerschaften und<br />

Marketing und Kommunikation. Die drei Zielgruppen<br />

sind „der anspruchsvolle Reisefan“,<br />

der sich vor allem für den Qualitätstourismus<br />

interessiert, „die erholungssuchende Familie“<br />

und „die verbundenen Energiebündel“, d. h.<br />

die sportlichen Jungen, die natürlich besonders<br />

wichtig sind für die Marke.


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und warum das Thema künstliche Intelligenz ihn nachdenklich macht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Viele Unternehmen berichten,<br />

dass die junge Generation andere Werte<br />

habe. Wie erleben Sie das?<br />

Christian Steinmayr: Die jungen<br />

Leute von heute haben zweifellos andere<br />

Lebensmodelle als frühere Generationen.<br />

Allein die Tatsache, dass selbst fleißige Arbeit<br />

heutzutage in Tirol kaum noch den<br />

Erwerb von Eigentum ermöglicht, hat<br />

erhebliche Auswirkungen. Warum sollte<br />

man 60 Stunden pro Woche auf ein Ziel<br />

hinarbeiten, das man nie erlangen kann?<br />

Es ist daher naheliegend, dass sich viele<br />

für mehr Freizeit entscheiden, insbesondere<br />

in Tirol, wo Freizeitmöglichkeiten<br />

im Überfluss vorhanden sind. Zudem<br />

stehen jungen Menschen heutzutage viel<br />

mehr Optionen zur Verfügung. In den<br />

letzten Jahren gab es eine lange Phase<br />

mit niedrigen Zinsen, die die Wirtschaft<br />

verzerrt hat und in einigen Bereichen zu<br />

einem regelrechten Boom geführt hat,<br />

nicht zuletzt aufgrund der günstigen<br />

Geldbeschaffung. Diese Unternehmen<br />

haben natürlich auch Arbeitskräfte aus<br />

anderen Bereichen abgezogen. Es scheint<br />

jedoch, dass sich dieser Trend allmählich<br />

ändert.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sieht es mit der MitarbeiterInnensituation<br />

in Ihrem Unternehmen<br />

aus?<br />

Steinmayr: Ähnlich wie in vielen anderen<br />

Unternehmen hatten wir in den<br />

letzten Jahren Schwierigkeiten, qualifizierte<br />

Fachkräfte zu finden. Wir bemerken<br />

zwar eine Entspannung, aber wir<br />

suchen oft schon spezialisierte MitarbeiterInnen,<br />

von denen es nicht sehr viele<br />

gibt. Wir betreuen eine große Bandbreite<br />

an Unternehmen mit komplexen<br />

Aufgabenstellungen. Dafür brauchen wir<br />

MitarbeiterInnen mit Vorkenntnissen im<br />

Firmenkundenbereich, von denen es in<br />

Tirol kaum welche gibt, weil auch die<br />

Versicherer diese Aufgaben an ihre Zentralen<br />

ausgelagert haben. Deshalb suchen<br />

wir mittlerweile österreichweit und überlegen<br />

Prozesse, wie wir MitarbeiterInnen<br />

beispielsweise aus Wien bei uns in Innsbruck<br />

anbinden. Neue Arbeitsmethoden<br />

machen es möglich, dass wir so kompetente<br />

Fachleute finden, die uns vor allem<br />

bei großen Ausschreibungen unterstützen<br />

sollen. Auf diese Weise können wir<br />

unsere MitarbeiterInnen hier entlasten,<br />

sodass sie mehr Zeit für die Kundenbetreuung<br />

haben. Hier haben wir in der<br />

nächsten Zeit einiges vor.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie läuft der Rekrutierungsprozess?<br />

Steinmayr: Um gute Leute zu bekommen,<br />

brauchen wir natürlich einen<br />

guten Ruf, damit Fachleute sich für uns<br />

entscheiden. Ich war selbst überrascht,<br />

wie bekannt unser Name auch im Osten<br />

Österreichs in der Branche ist. Wir bekommen<br />

hervorragende Initiativbewerbungen<br />

und es sieht so aus, als könnten<br />

wir auch in Zukunft hochkompetente<br />

MitarbeiterInnen gewinnen.<br />

Fotos: Vandory<br />

90<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


<strong>ECHO</strong>: Sie sind selbst ein junger Geschäftsführer.<br />

Wie unterscheidet sich Ihr Führungsstil<br />

von dem älterer Generationen?<br />

Steinmayr: Ich denke, der Führungsstil hat<br />

sich sehr verändert, ist viel weniger autoritär<br />

und viel partizipativer. Die Welt ist aber heute<br />

auch eine andere als vor 50 Jahren, daher muss<br />

das ja auch so sein. Ich lasse sehr viel Freiraum,<br />

gebe viel Kompetenz ab und akzeptiere damit<br />

auch, dass Mitarbeiter mal etwas anders lösen<br />

und auch mal Fehler machen. Allerdings halte<br />

ich meinen Kopf hin und stehe zur Verfügung,<br />

wenn Entscheidungen anstehen. Um<br />

Verantwortung abzugeben, braucht es aber<br />

auch MitarbeiterInnen, die bereit sind, Verantwortung<br />

zu übernehmen. Hier haben wir<br />

Glück. Wir – mein Partner und ich – können<br />

uns zu hundert Prozent auf unsere Mitarbeiter<br />

verlassen und sie sich auf uns. Ich persönlich<br />

könnte vieles, was ich sonst noch mache, nicht<br />

machen, wenn ich einen anderen Führungsstil<br />

hätte. Dies betrifft nicht nur Aktivitäten außerhalb<br />

des Unternehmens, sondern auch die<br />

strategische Ausrichtung der Unternehmensentwicklung.<br />

Neben dem Alltagsgeschäft<br />

braucht man als Unternehmer auch einen<br />

Freiraum zur strategischen Planung – und den<br />

muss man sich schaffen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie messen Sie den Erfolg Ihrer<br />

Führung?<br />

Steinmayr: Unser Erfolg ist die Zufriedenheit<br />

der Kunden, messbar über die Client<br />

Retention Rate, die bei uns immer über 99<br />

Prozent liegt. Wenn ich MitarbeiterInnen<br />

habe, die gute Arbeit machen, integer und<br />

fleißig sind, dann sind die Kunden zufrieden<br />

und bleiben bei uns. Wir haben keinen<br />

enormen Druck, ständig zu wachsen, weil<br />

unsere Kunden wachsen und wir mit ihnen.<br />

Daher ist es für uns von größter Bedeutung,<br />

unseren bestehenden Kundenstamm zu erhalten.<br />

Dafür tun wir viel. Wir haben zum<br />

Beispiel eine Schadensabteilung mit sechs<br />

Mitarbeitenden, was für unsere Betriebsgröße<br />

überdurchschnittlich groß ist. Für den Kunden<br />

ist es aber spielentscheidend, wie wir im<br />

Schadensfall reagieren und was wir in der Lage<br />

sind, für ihn zu erreichen. Wir wissen, dass<br />

die Schadensabteilung unsere Visitenkarte<br />

ist. Je besser wir im Schadensfall performen,<br />

desto höher ist die Zufriedenheit. Der Fokus<br />

liegt bei uns auf der Qualität aller Prozesse.<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz hält zunehmend<br />

Einzug in den unternehmerischen Alltag.<br />

Inwieweit spielt KI in Ihrem Unternehmen<br />

bereits jetzt eine Rolle?<br />

Steinmayr: KI ist sicherlich noch am Anfang<br />

und wir können teilweise noch gar nicht<br />

abschätzen, was sich in den nächsten Jahren<br />

entwickeln wird. Es wird schon seit Jahren an<br />

der Automatisierung von Anfragen gearbeitet,<br />

es gibt Algorithmen für die Preisfindung.<br />

Aber die Branche ist sicherlich nicht Vorreiter<br />

bei diesem Thema. Versicherungskonzerne<br />

sind träge, große Gebilde, teilweise mit<br />

veralteter IT-Landschaft. Man würde nicht<br />

glauben, wie viel in diesem Bereich immer<br />

noch handgestrickt ist. Gleichzeitig steckt in<br />

diesen Unternehmen sehr viel Geld und der<br />

mögliche Produktivitätsgewinn wird sicherlich<br />

so manche KI-Entwicklung vorantreiben.<br />

<strong>Das</strong> Grundwesen der Versicherung ist die<br />

Datenanalyse und daraus ableitend die Preisfindung.<br />

Wo man früher teure Versicherungsmathematiker<br />

gebraucht at, werden hinkünftig<br />

Datenmodelle helfen und vielleicht die<br />

Preisfindung punktegenauer und vielleicht<br />

auch gerechter machen. <strong>Das</strong> wäre ja eine begrüßenswerte<br />

Entwicklung.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sehr wird das Ihr Geschäftsmodell<br />

betreffen?<br />

Steinmayr: ChatGPT4 hat gerade die Anwaltsprüfung<br />

in den USA bestanden und ist<br />

drauf und dran, der beste Anwalt der USA zu<br />

werden. Insofern muss man schon auch für<br />

uns in Betracht ziehen, dass künstliche Intelligenz<br />

nicht nur bei alltäglichen und repetitiven<br />

Anfragen, sondern auch bei komplexen Problemstellungen<br />

leistungsfähig wäre. Bis ein<br />

Kunde oder ein Versicherer sich jedoch zu<br />

hundert Prozent auf einen künstlich generierten<br />

Vertrag einlässt, kann noch viel Zeit<br />

vergehen. Wenn die Automatisierung von<br />

Standardanforderungen dazu führt, dass die<br />

Versicherungen mehr Zeit haben für unsere<br />

komplexen Anforderungen, dann soll mich<br />

das freuen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />

Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />

von KI?<br />

Steinmayr: Es handelt sich um Systeme, die<br />

selbstlernend sind und selber Entscheidungen<br />

treffen können. KI braucht unser Zutun irgendwann<br />

nicht mehr. <strong>Das</strong> kann sich in eine<br />

Richtung entwickeln, dass vieles von dem, was<br />

wir gewohnt sind, obsolet wird. Wenn alles,<br />

was wir präsentiert bekommen, ein Film, ein<br />

Bild, ein Buch usw., künstlich generiert wird,<br />

weil die Ergebnisse schneller, besser und günstiger<br />

sind, kann der menschliche Faktor daran<br />

zerbrechen. Es ist ein großes gesellschaftliches<br />

Thema, über das wir einen viel intensiveren<br />

Diskurs führen müssten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Kommen wir noch kurz zur Konjunktur.<br />

Wie schätzen Sie die wirschaftliche<br />

Entwicklung ein?<br />

Steinmayr: Für uns selbst bin ich recht<br />

zuversichtlich. Zum einen, weil wir in vielen<br />

verschiedenen Branchen tätig sind, aber<br />

auch, weil wir in allen Branchen mit die besten<br />

Unternehmen zu unseren Kunden zählen<br />

dürfen. <strong>Das</strong> Inflationsthema verzerrt aber<br />

insgesamt vieles. Wir hören von Rekordumsätzen,<br />

was nichts über die Gewinne aussagt.<br />

Sowohl das Zinsthema als auch die hohe<br />

Inflation sind politische Fehler der Vergangenheit.<br />

Ich hoffe einfach, dass der Schaden<br />

dieser verfehlten Politik nicht zu groß ist und<br />

wir auch dafür Lösungen finden. Ich bleibe<br />

optimistisch.


TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />

Die hypervernetzte<br />

Arbeitswelt der Zukunft<br />

IT/Consulting. Gerald Pichler, CEO von BE-terna, über die Bedeutung einer hypervernetzten<br />

Arbeitswelt, die digitale Transformation, KI und Automatisierung sowie über die<br />

Frage, wie das Tiroler Unternehmen sich selbst als moderner Arbeitsplatz versteht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was verstehen Sie unter einer hypervernetzten<br />

Welt?<br />

Gerald Pichler: Hyperkonnektivität spielt<br />

in unserer Branche schon lange eine zentrale<br />

Rolle. Mittels Technologie sind heute Menschen,<br />

Daten und Geräte vernetzt wie nie<br />

zuvor. Dies prägt die Art und Weise, wie wir<br />

arbeiten und leben, und eröffnet auch Unternehmen<br />

unendlich viele neue Möglichkeiten.<br />

Wir unterstützen Unternehmen dabei, die<br />

Potenziale dieser Konnektivität optimal zu<br />

nutzen, sei es durch industriespezifische<br />

Business-Software-Lösungen oder weiterführende<br />

Technologien zum Beispiel im Bereich<br />

der künstlichen Intelligenz. Von dieser<br />

Entwicklung stark geprägt ist die Zukunft<br />

der Arbeit, wenn auch nicht klar ist, wie sich<br />

dort Hyperkonnektivität genau äußert. Wir<br />

können zwar nicht mit der Glaskugel in die<br />

Zukunft blicken, aber BE-terna ist bei diesen<br />

Entwicklungen einen kleinen Schritt weiter<br />

als andere, d. h. wir können besser einschätzen,<br />

welche Technologien gekommen sind,<br />

um zu bleiben, und welche schnell wieder<br />

verschwinden.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie erleichtert BE-terna die digitale<br />

Transformation für Kunden?<br />

Pichler: Mit Standorten in zehn Ländern<br />

und über 1.100 Mitarbeitenden sind wir<br />

darauf spezialisiert, Unternehmens-Software-Lösungen<br />

und Beratungsleistungen<br />

anzubieten, die perfekt auf die individuellen<br />

Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten<br />

sind. Dabei begleiten wir mittelständische<br />

Unternehmen sowie globale Konzerne in<br />

ganz Europa, von Serbien bis Norwegen.<br />

Unsere maßgeschneiderten Lösungen ermöglichen<br />

es Unternehmen, die Vorteile der<br />

hypervernetzten Welt optimal zu nutzen und<br />

gleichzeitig die damit verbundenen Risiken<br />

zu managen. Wir helfen ihnen dabei, von<br />

gängigen Anwendungen wie ERP und CRM<br />

bis zu innovativen Technologien wie Big Data<br />

und künstlicher Intelligenz das volle Potenzial<br />

auszuschöpfen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen hat die Hyperkonnektivität<br />

auf die Geschäftswelt?<br />

Pichler: Diese starke digitale Vernetzung hat<br />

die Geschäftswelt grundlegend verändert.<br />

Unternehmen haben heute Zugang zu unermesslichen<br />

Datenmengen und Technologien,<br />

die es in der Vergangenheit nicht gab. Um<br />

Gerald Pichler, CEO BE-terna.<br />

diese Daten für sich nutzen zu können, müssen<br />

sie ihnen mit der richtigen Technologie<br />

einen Sinn verleihen. So sind Unternehmen<br />

in der Lage, auf ihrer Basis Entscheidungen<br />

zu treffen. Konnektivität ist die Voraussetzung<br />

dafür. Dadurch können sie effizienter<br />

arbeiten, innovativere Lösungen finden und<br />

ihre Reichweite erweitern. Allerdings müssen<br />

wir uns auch den Herausforderungen stellen,<br />

die diese Vernetzung mit sich bringt, etwa im<br />

Bereich der Cybersicherheit und des Datenschutzes.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sichert BE-terna die Cybersicherheit<br />

in dieser Umgebung?<br />

Pichler: Bedrohungen im Bereich der Cyber<br />

Security nehmen zu, und es ist unerlässlich,<br />

Fotos: BE-terna<br />

92 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Maßnahmen zu ergreifen, um<br />

sensible Informationen und Systeme<br />

vor Angriffen zu schützen.<br />

Datenschutz und die Wahrung<br />

der Privatsphäre sind ebenfalls<br />

von großer Bedeutung, da persönliche<br />

Informationen zunehmend<br />

Dritten zugänglich sind.<br />

Wir können unsere jahrzehntelange Erfahrung<br />

mit Business-Software, mit der Cyber-<br />

Security-Expertise unseres Mutterkonzerns,<br />

Telefónica Tech, kombinieren. Dieses Knowhow<br />

nutzen wir bei BE-terna, um unseren<br />

Kunden dabei zu helfen, ihre Daten und<br />

Systeme vor Bedrohungen zu schützen. Gemeinsam<br />

können wir so eine umfassende Sicherheitsstrategie<br />

entwickeln und die Risiken<br />

in dieser vernetzten Umgebung minimieren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Rolle werden künstliche<br />

Intelligenz und Automatisierung in dieser<br />

vernetzten Arbeitswelt spielen?<br />

Pichler: Künstliche Intelligenz und Automatisierung<br />

spielen längst eine bedeutende<br />

Rolle in der vernetzten Arbeitswelt. Die Kosten<br />

für menschliche Arbeitskräfte steigen, die<br />

Verfügbarkeit sinkt. Unternehmen lösen dies,<br />

indem sie in neue Technologien, wie KI-Anwendungen<br />

und Automatisierung, investieren.<br />

Dadurch verlagern sie einfach repetitive<br />

Aufgaben vom Menschen auf Maschinen, die<br />

gerade bei solchen Aufgaben weniger Fehler<br />

machen. Der Mensch wird so frei für andere<br />

Tätigkeiten und kann seine Kompetenzen<br />

besser einsetzen. Auch für BE-terna ist dieses<br />

Geschäftsfeld relativ neu. Ende 2021 haben<br />

wir ein Unternehmen akquiriert, das sich der<br />

Prozessautomatisierung widmet. Dieses Thema<br />

ist derzeit in aller Munde. Fakt ist, dass KI<br />

gekommen ist, um zu bleiben. KI wird noch<br />

stark an Bedeutung gewinnen, im privaten<br />

ebenso wie im beruflichen Kontext, um Entscheidungen<br />

zu treffen bzw. vorzubereiten.<br />

Gegenwärtig ist noch niemand in der Lage,<br />

die bahnbrechende Veränderung zu Ende zu<br />

denken, die durch KI initiiert wurde. Klar ist,<br />

künstliche Intelligenz wird die Ausgestaltung<br />

der Arbeitswelt grundlegend verändern.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie gestaltet sich die Führungsrolle<br />

in einer hypervernetzten Arbeitsumgebung?<br />

Pichler: In einer hypervernetzten Arbeitsumgebung<br />

verändert sich die Führungsrolle auf<br />

„Gegenwärtig ist niemand<br />

in der Lage, die durch<br />

KI initiierten Veränderungen,<br />

die neue Ausgestaltung<br />

der Arbeitswelt,<br />

zu Ende zu denken.“<br />

<br />

Gerald Pichler, CEO BE-terna<br />

interessante Weise. Traditionelle Hierarchien<br />

weichen agileren und flexibleren Strukturen.<br />

Führungskräfte agieren weniger als alleinige<br />

Entscheidungsträger, sondern vielmehr als<br />

Mentoren und Wegweiser. Sie müssen in der<br />

Lage sein, Teams zu inspirieren, zu coachen<br />

und zu befähigen, eigenverantwortlich zu<br />

handeln. Es geht darum, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern zu vertrauen und ihnen<br />

Verantwortung zu übertragen. <strong>Das</strong> ist die<br />

wichtigste Voraussetzung, um gemeinsam<br />

erfolgreich sein zu können. Informationen<br />

an Mitarbeiter müssen offen und transparent<br />

sein und jederzeit fließen. Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bei BE-terna vereinen extrem<br />

viel Wissen, sie sollen möglichst alle Informationen<br />

über das Unternehmen zur Verfügung<br />

gestellt bekommen. Zudem geben wir ihnen<br />

die Freiheit und Verantwortung, ihre eigenen<br />

Ideen einzubringen. Nur so können meiner<br />

Meinung nach neue Erkenntnisse in einem<br />

Unternehmen generiert werden, nur so kann<br />

die Kraft des Unternehmens für Innovation<br />

genutzt werden. In vielen Unternehmen verkümmern<br />

gute Ideen. Natürlich ist nicht jede<br />

Idee genial, doch jene, die es sind, müssen<br />

genutzt werden. BE-terna hat darum einen<br />

Thinktank ins Leben gerufen, um Mitarbeitern<br />

Gelegenheit zu geben, ihre Ideen zu<br />

kommunizieren. In manchen Fällen wird daraus<br />

ein marktreifes Produkt entstehen. Die<br />

Führungsrolle wird somit mehr zur Unterstützung<br />

und Ermächtigung der Mitarbeiter,<br />

um gemeinsam die Herausforderungen der<br />

hypervernetzten Arbeitsumgebung zu meistern<br />

und Innovation voranzutreiben.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sieht der moderne Arbeitsplatz<br />

bei BE-terna aus?<br />

Pichler: Optisch kaum anders als anderswo.<br />

Der moderne Arbeitsplatz bei BE-terna reflektiert<br />

die Anforderungen der hypervernetzten<br />

Welt. Der individualisierte Arbeitsplatz als<br />

geografisch feste Institution hat an Wert verloren.<br />

Mitarbeiter wollen die Freiheit, selbst<br />

zu entscheiden, wo, wie, wann<br />

und wie lange sie arbeiten. Wir<br />

möchten diese Flexibilität bieten.<br />

Und bei dieser Gelegenheit ist<br />

anzumerken, dass die geltenden<br />

Arbeitszeitgesetze nicht mehr zu<br />

den Lebenswirklichkeiten vieler<br />

unserer Mitarbeiter passen. Ich<br />

bin der Meinung, dass die Gesetzgeber zukünftig<br />

sehr viel schneller auf diese Entwicklungen<br />

eingehen müssen, ansonsten werden wir Gefahr<br />

laufen, an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.<br />

Wir sind überzeugt, dass Menschen am<br />

produktivsten und glücklichsten sind, wenn<br />

sie die Möglichkeit haben, authentisch zu sein<br />

und ihre Arbeit um ihr Leben herum zu gestalten.<br />

Daher ermöglichen wir es unseren Mitarbeitern,<br />

ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort<br />

flexibel zu wählen. <strong>Das</strong> unterstützt nicht nur<br />

eine gesunde Work-Life-Balance, sondern<br />

fördert auch die Eigenverantwortung und das<br />

Vertrauen in unsere Teams. Wir ermutigen sie,<br />

eigenständig an Projekten zu arbeiten, innovative<br />

Lösungen zu finden und auch Risiken<br />

einzugehen. Bei BE-terna steht die Freiheit,<br />

man selbst zu sein und eine Arbeitsumgebung<br />

zu haben, die dies unterstützt, an erster Stelle.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />

und Gemeinschaft bei BE-terna?<br />

Pichler: BE-terna begann als Start-up. Wir<br />

wuchsen schnell durch den Zukauf neuer Firmen<br />

und die Ausweitung auf neue Technologien<br />

und Kundensegmente. Vor vier Jahren<br />

erfolgte der Schritt in die Internationalisierung,<br />

zunächst in Richtung Süden durch unsere<br />

Expansion nach Slowenien, Serbien und<br />

Kroatien. Dann unmittelbar darauf folgte die<br />

Expansion in Richtung Norden, mit neuen<br />

Gruppenunternehmen in Dänemark, Schweden,<br />

Norwegen und den Niederlanden. Aus<br />

dieser Vielfalt an Kulturen und Historien ist<br />

es unsere Aufgabe, eine gemeinsame Identität<br />

und Kultur als europäisches Unternehmen<br />

zu finden und auszuprägen. Wesentlich ist jedenfalls,<br />

dass unsere Mitarbeiter das Wissen,<br />

mit dem sie arbeiten, nutzen und austauschen<br />

können und eben voneinander lernen können.<br />

Wir müssen unseren Kunden zählbaren<br />

Mehrwert bieten und das funktioniert in unserer<br />

Industrie nur mit enger Zusammenarbeit<br />

und funktionierender Gemeinschaft.<br />

Interview: Amata Steinlechner<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

93


TOP 500 | INTERVIEW<br />

Die Bilanz der neuen Landesregierung<br />

ist verheerend<br />

Interview. Dominik Oberhofer, NEOS-Klubobmann und Landtagsabgeordneter, über<br />

aktuelle Fragen wie Kinderbetreuung, Klimaschutz, ein zu teures ineffizientes Gesundheitssystem<br />

und warum die ÖVP längst nicht mehr die Wirtschaftspartei ist.<br />

<strong>ECHO</strong>: In den letzten Wochen haben Sie<br />

gesagt, die ÖVP sei nicht mehr die Partei der<br />

Wirtschaft. Was haben Sie damit gemeint?<br />

Dominik Oberhofer: Es gibt keinen größeren<br />

Unterschied zwischen dem, was die Volkspartei<br />

im Wahlkampf plakatiert, und dem, was<br />

sie in der Regierung umsetzt. Eine Partei, die<br />

seit gefühlt 30 Jahren schreit: „Leistung muss<br />

sich lohnen!“, muss sich selbstkritisch fragen,<br />

was sie in diesem Land angerichtet hat. Besonders<br />

zynisch, dass der Herr Bundeskanzler Nehammer,<br />

ehemaliger Kommunikationstrainer<br />

beim Bundesheer, von „uns Leistungsträgern“<br />

spricht. Gleichzeitig hart arbeitende Frauen,<br />

die in die Teilzeit gezwungen werden, als faul<br />

hinstellt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Herausforderungen für die Tiroler<br />

Wirtschaft sind groß. Teuerung, Energiekosten,<br />

eine drohende Rezession und erwartbare<br />

weitere Erhöhungen der Kosten für Löhne und<br />

Gehälter sind nur einige davon. Was könnte Ihrer<br />

Meinung nach die Tiroler Landesregierung<br />

tun, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken?<br />

Oberhofer: Seit unserem Einzug in den<br />

Landtag stehen wir bei jeder Sitzung mit konstruktiven<br />

Vorschlägen zum Thema Entlastung<br />

vor der Haustür. Gerade erst haben wir eine<br />

Entrümpelung der Gewerbeordnung gefordert.<br />

Von der Landesregierung abgeschmettert. Die<br />

harte Realität: Seitdem ich im Landtag bin, hat<br />

die Landesregierung vier neue Abgaben eingeführt<br />

und nichts dafür getan, um die Betriebe zu<br />

entlasten. <strong>Das</strong> größte Problem ist der massive<br />

Arbeitskräftemangel. Ohne Arbeitskräfte kein<br />

Wirtschaftswachstum! Die Landesregierung<br />

jubelt aber über Vollbeschäftigung. Über diese<br />

Fehlinterpretation kann ich nur den Kopf schütteln.<br />

Wir befinden uns in einer Pensionierungswelle.<br />

In den kommenden zehn Jahren wird<br />

die Babyboomer-Generation der 1960/70er<br />

Jahre in Pension gehen. Der aktuelle Arbeitskräftemangel<br />

ist nur die Spitze des Eisbergs.<br />

Wir haben in Tirol immer weniger LeistungsträgerInnen,<br />

die das System aufrechterhalten.<br />

Und genau in dieser Situation verbieten wir<br />

leistungswilligen AsylwerberInnen in Tirol den<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt. Absurd!<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben in den letzten Monaten<br />

immer wieder die TIWAG kritisiert. Was läuft<br />

beim Landesenergieversorger schief ?<br />

Oberhofer: Die Energiepreiserhöhungen, die<br />

vor allem die Tiroler Wirtschaft von Anfang an<br />

ertragen mussten, entbehren jeglicher rechtlichen<br />

Grundlage. Die Stromerzeugungskosten<br />

der TIWAG sind gleichgeblieben, aber analog<br />

zum internationalen Börsenpreis gestiegen.<br />

Hier bereichert sich ein Landesunternehmen<br />

schamlos. Während das Management mit<br />

Bonuszahlungen belohnt wird, freut sich der<br />

Landeshauptmann über fette Renditen fürs<br />

Landesbudget. Unfassbar!<br />

<strong>ECHO</strong>: Ein Credo der NEOS ist, Wirtschaft<br />

und Umwelt zu verbinden. Was bedeutet das<br />

konkret für Tirol?<br />

Oberhofer: Die Wirtschaft ist da wesentlich<br />

weiter als die Politik. Ein Beispiel: Wir könnten<br />

die Leistung der Wasserkraft in Tirol schlagartig<br />

mit dem Austausch von uralten Turbinen<br />

um 30 bis 40 Prozent erhöhen. Tatsache ist<br />

aber, dass mit einem Austausch von solchen<br />

Turbinen ein höchst bürokratisches Anlagengenehmigungsverfahren<br />

verbunden ist, das<br />

sich viele Kraftwerksbetreiber nicht antun wollen.<br />

<strong>Das</strong> ist schlecht für das Klima und schlecht<br />

für den Wirtschaftsstandort. Tirol könnte ein<br />

Eldorado für erneuerbare Energie sein. Wind,<br />

Sonne, Wasser – alles da! Die Landesregierung<br />

hält beim Ausbau aber die Füße still und fürchtet<br />

sich vor Innovation.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Tiroler Landesregierung hat<br />

Verbesserungen in der Kinderbetreuung angekündigt.<br />

Reicht das? Braucht es einen Rechtsanspruch?<br />

Woher kommt das Personal?<br />

Oberhofer: Von einem Rechtsanspruch<br />

kann keine Rede sein. Was angeboten wird,<br />

ist nicht mehr als eine Vermittlungsbörse.<br />

Wieviel Geld tatsächlich zur Verfügung steht,<br />

kann niemand abschätzen. Auch gibt es keine<br />

realistischen Einschätzungen darüber, wie viel<br />

Fotos: Reyer<br />

94<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Personal benötigt wird. Faktum ist,<br />

dass es ohne eine massive finanzielle<br />

Aufwertung des Berufs der<br />

ElementarpädagogIinnen nicht<br />

gehen wird. Hier macht meine<br />

Kollegin im Landtag, Birgit Obermüller,<br />

Druck. Positiv ist, dass die<br />

neue Landesrätin Hagele zumindest<br />

Handlungsbedarf bei dem<br />

Thema sieht.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Tiroler Landeskliniken<br />

müssen rund 200 Betten<br />

stilllegen, weil sie zu wenig Personal<br />

haben. Ist dieses Problem<br />

hausgemacht? Was kann das Land<br />

Tirol dagegen tun?<br />

Oberhofer: Wir haben das teuerste<br />

Gesundheitssystem in Europa.<br />

Während das beste in Schweden<br />

nur sieben Prozent vom BIP<br />

kostet, geben wir knapp zwölf<br />

Prozent aus. Mit den aktuellen<br />

Problemen schreit jeder nur nach<br />

mehr Geld. <strong>Das</strong> System ist nicht<br />

effizient und deshalb nicht leistungsfähig.<br />

Es braucht eine Totalreform,<br />

die den niedergelassenen<br />

Bereich und die Vorsorge stärkt<br />

und die Klinikbetten geografisch<br />

zentriert.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie gelten als Kritiker der<br />

Liftförderungen in Tirol. Gleichzeitig<br />

haben Sie die Erhöhung der<br />

Liftkartenpreise heftig kritisiert.<br />

Warum?<br />

Oberhofer: Die Liftkaiser holen<br />

sich Millionen an Energieförderungen<br />

und Investitionsprämien<br />

ab und erhöhen gleichzeitig die<br />

Liftpreise und schreiben Gewinne<br />

wie nie zuvor. Während die Beherbergungsbetriebe<br />

die komplette<br />

Werbung und den Vertrieb der<br />

Gästenächtigungen finanzieren,<br />

schöpft die Seilbahnwirtschaft die<br />

Sahne ab. Wenn eine vierköpfige<br />

Familie im Durchschnitt für einen<br />

6-Tage-Skipass über 1.000 Euro<br />

zahlt, dann stimmen die Verhältnisse<br />

zwischen Liftpreisen und<br />

den restlichen Urlaubskosten nicht<br />

mehr. Wenn die Gastronomie die<br />

Preise so erhöht hätte wie die Liftbetreiber,<br />

würde ein Schnitzel 55<br />

Euro kosten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Wirtschaftskammer<br />

verfügt über hohe Rücklagen.<br />

Was soll – gerade in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten – damit passieren?<br />

Oberhofer: Ganz sicher nicht<br />

mit schwindligen Immobilien-<br />

Deals, wie beim Medicent in<br />

Inns bruck, René Benko Gewerbeimmobilien<br />

abkaufen! Die<br />

Kammern sind die Hauptnutznießer<br />

der Inflation. Ihre Beitragszahlungen<br />

steigen um Hunderte Millionen<br />

Euro und Präsident Mahrer<br />

schmückt sich damit, dass er für<br />

2025 (!) eine Beitragsreduktion<br />

von 35 Millionen Euro ankündigt.<br />

Bei so viel Dreistigkeit kann man<br />

nur mehr fordern: Die Zwangsmitgliedschaft<br />

gehört eliminiert!<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Tiroler Landesregierung<br />

ist nunmehr fast ein Jahr<br />

im Amt. Wie ist Ihre erste Bilanz?<br />

Auch im Vergleich mit Schwarz-<br />

Grün.<br />

Oberhofer: In der größten<br />

Krise der zweiten Republik hört<br />

man von unserer Landesregierung<br />

wenig Konkretes, außer<br />

beim Thema Postenschacher und<br />

Freunderlwirtschaft. Die erblüht<br />

in alter schwarzer/roter Pracht!<br />

Die Bilanz, wenn man GemNova-<br />

Insolvenz, Matrei-Pleite und MCI-<br />

Neubau anschaut, ist verheerend,<br />

vor allem für eine Regierung, die<br />

neu am Start ist. Schlimm, aber da<br />

waren wir unter Schwarz-Grün<br />

tatsächlich schon weiter.


TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />

Verantwortung für die<br />

Zukunft tragen<br />

Technologie. <strong>Das</strong> innovative Tiroler IT-Unternehmen World Direct lebt die Verantwortung<br />

für die Zukunft auf vielfältige Weise in Projekten und Initiativen.<br />

Als einer der größten Software-Dienstleister<br />

Westösterreichs kann World<br />

Direct wirklich etwas bewegen –<br />

und tut das auch. Mit seinem Engagement<br />

möchte World Direct mithilfe der Digitalisierung<br />

eine bessere Zukunft gestalten und<br />

Projekte verwirklichen, die positiven Einfluss<br />

auf die Gesellschaft und kommende Generationen<br />

nehmen. Beispielsweise fördert World<br />

Direct Bildungsinitiativen, um jungen Menschen<br />

digitale Kompetenzen zu vermitteln.<br />

Auch arbeitet das Unternehmen mit Schulen<br />

und Universitäten zusammen. Darüber<br />

hinaus entwickelt World Direct New-Work-<br />

Konzepte, um eine moderne Arbeitskultur<br />

zu schaffen. Gelebte Verantwortung zeigt sich<br />

auch in den Projekten des Unternehmens,<br />

vom Energie- bis zum Gesundheitswesen. An<br />

vielen wichtigen Digitalisierungsinitiativen<br />

Österreichs ist World Direct beteiligt. „Wir<br />

sind davon überzeugt, an etwas ganz Großem<br />

zu arbeiten. <strong>Das</strong> Engagement jedes Einzelnen<br />

macht den entscheidenden Unterschied“, ist<br />

sich Alexander Wolf, Technischer Geschäftsführer<br />

von World Direct, sicher.<br />

New Work in der Praxis<br />

Für dieses Thema war es der Geschäftsführung<br />

und der Personalabteilung sehr wichtig,<br />

alle MitarbeiterInnen von Anfang an mit ins<br />

Boot zu holen. Seit zwei Jahren befasst sich<br />

eine Arbeitsgruppe, bestehend aus MitarbeiterInnen<br />

und Führungskräften, mit der Frage,<br />

welche Rahmenbedingungen das Unternehmen<br />

bieten muss, um als Arbeitgeber attraktiv<br />

zu bleiben. Dabei sind in erster Linie Ideen<br />

und Vorstellungen der MitarbeiterInnen<br />

gefragt, die in regelmäßigen Abständen gemeinsam<br />

in der Arbeitsgruppe diskutiert und<br />

auf Umsetzbarkeit überprüft werden. Viele<br />

Wünsche wurden bereits berücksichtigt.<br />

„Am allerwichtigsten ist die Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit. MitarbeiterInnen möchten<br />

innerhalb gewisser Rahmenbedingungen<br />

mitentscheiden, wann und wo sie arbeiten.<br />

Wir haben die Möglichkeit geschaffen, dass<br />

unsere MitarbeiterInnen grundsätzlich die<br />

Wahl haben, fünf Tage in der Woche entweder<br />

im Büro oder im Homeoffice zu arbeiten“,<br />

erzählt Sonja Platzer, HR-Managerin und Initiatorin<br />

des Projekts. <strong>Das</strong> trendige Workation-Modell<br />

wurde ebenfalls umgesetzt und<br />

wird auch aktiv genutzt. Wer z. B. den Sommer<br />

in Barcelona, auf Santorin oder in Skan-<br />

Alexander Wolf, Technischer Geschäftsführer (li.), und<br />

Mario Raunig, Leiter Marketing und Innovations.<br />

Fotos: Thomas Steinlechner<br />

96 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN 2017


<strong>Das</strong> Ferienprogramm Coding4Kids begeistert Kinder für die Welt der Programmierung.<br />

dinavien verbringen möchte, kann für drei<br />

Monate am Stück im Ausland arbeiten. Nachhaltigkeit<br />

ist für World Direct ein sehr wichtiges<br />

Thema, sowohl<br />

in Kundenprojekten<br />

als auch intern an den<br />

Unternehmensstandorten.<br />

Auch dabei<br />

werden alle MitarbeiterInnen<br />

miteinbezogen<br />

und über<br />

Ideenwettbewerbe<br />

Nachhaltigkeitsinitiativen<br />

realisiert.<br />

Diese aktiv gelebte<br />

„Wir sind davon überzeugt,<br />

an etwas ganz Großem zu<br />

arbeiten, und leben unsere<br />

Verantwortung für die Zukunft<br />

auf allen Ebenen.“<br />

<br />

<br />

Inklusion, kombiniert mit einem sehr guten<br />

Betriebsklima, einem freundschaftlichen Miteinander<br />

und spannenden Projekten, schlägt<br />

sich in einer sehr niedrigen Fluktuationsrate<br />

bei den MitarbeiterInnen nieder. Verlässt jemand<br />

trotzdem das Unternehmen, kommt<br />

es immer wieder vor, dass diese Person nach<br />

einiger Zeit wieder zu World Direct zurückkehrt.<br />

Mitarbeiterzufriedenheit entsteht auch<br />

durch individuelle Förderung. „Unsere Arbeit<br />

ist so spezifisch und komplex, dass nur eine<br />

maßgeschneiderte Fortbildung diesem Anspruch<br />

gerecht wird“, meint Platzer. MitarbeiterInnen,<br />

die sich beruflich verändern oder<br />

gar neu erfinden möchten, bekommen die<br />

Möglichkeit dazu. Selbst inmitten der spannendsten<br />

Projekte braucht es manchmal eine<br />

Abwechslung und gerade im technischen Bereich<br />

möchten sich SoftwareentwicklerInnen<br />

immer wieder mit neuen Technologien und<br />

Themen auseinandersetzen. Alexander Wolf<br />

erzählt: „Natürlich freut sich kein Abteilungsleiter<br />

unmittelbar darüber, wenn kluge Köpfe<br />

die Abteilung wechseln, aber jeder ist sich<br />

des großen Potenzials für das Unternehmen<br />

Alexander Wolf,<br />

Technischer Geschäftsführer<br />

bewusst. Wir bieten<br />

unseren KollegInnen<br />

diese Wechselmöglichkeiten<br />

innerhalb<br />

des Unternehmens.<br />

Die MitarbeiterInnen<br />

sind unser Kapital<br />

und so verbleibt das<br />

Know-how im Unternehmen,<br />

anstatt abzuwandern.<br />

Für echte<br />

Innovationen braucht<br />

es Weitblick und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

der Abteilungen. Wir arbeiten<br />

vernetzt und zukunftsorientiert, auch was die<br />

Entwicklung unserer MitarbeiterInnen angeht.“<br />

Kinder sind die Zukunft<br />

Verantwortung für die Zukunft zu tragen,<br />

spiegelt sich auch im Engagement für die<br />

Kleinsten wider. Auf spielerische Art erlernen<br />

Kinder zwischen zehn und 14 Jahren<br />

im Rahmen des einwöchigen Ferienkurses<br />

Coding4Kids das Programmieren. Bereits<br />

zum dritten Mal fand diese Initiative in den<br />

modernen Räumlichkeiten des World Direct<br />

Campus in Sistrans statt und wurde aktiv von<br />

MitarbeiterInnen des Unternehmens betreut.<br />

„Solche Projekte sind für uns keine Marketingaktion,<br />

sondern sie liegen der gesamten<br />

World-Direct-Familie wirklich am Herzen“,<br />

freut sich Mario Raunig, Marketing- und<br />

Innovationsleiter. „Kurzfristig bieten wir den<br />

Besonders wichtig: freundschaftliches Miteinander<br />

und optimales Betriebsklima.<br />

Live-Schaltungen ins Klassenzimmer vermitteln<br />

die Praxisrelevanz von Lehrinhalten.<br />

Kids eine spannende Herausforderung in<br />

den Schulferien und machen sie von Konsumenten<br />

digitaler Inhalte zu Machern. Mittelfristig<br />

ist diese Frühförderung entscheidend<br />

dafür, den Entdeckergeist der Kinder zu stärken<br />

und sie für Digitalisierung und Programmierung<br />

zu begeistern. Langfristig sehen wir<br />

unsere Verantwortung als Unternehmen darin,<br />

die Arbeitskräfte der Zukunft zu formen<br />

und sicherzustellen, dass es genügend qualifizierte<br />

Fachkräfte für dieses immer wichtiger<br />

werdende Berufsbild gibt“, ergänzt Alexander<br />

Wolf, Geschäftsführer von World Direct. In<br />

dieser Mission arbeitet das Unternehmen im<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

97


TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />

Nachhaltige Energieinnovationen werden auch an den eigenen Standorten eingesetzt.<br />

Hochqualifizierte ExpertInnen schaffen<br />

Mehrwert für viele Menschen.<br />

Rahmen des Mentorenprogramms auch mit<br />

höheren Schulen wie verschiedenen HTLs<br />

zusammen. Denn neben einem spannenden<br />

Lehrplan zählt vor allem die Praxisrelevanz,<br />

wie weitgefächert das Thema IT ist und welche<br />

interessanten Berufsbilder es gibt. „Wir<br />

möchten vermitteln, wie das Gelernte unmittelbar<br />

in die Praxis umgesetzt werden kann.<br />

Dazu schalten wir uns z. B. live in eine Unterrichtsstunde<br />

zu, halten Fachvorträge oder<br />

laden Schulklassen zu uns nach Sistrans ein“,<br />

erläutert Mario Raunig.<br />

Vom Praktikanten zur<br />

Führungskraft<br />

Über zehn PraktikantInnen arbeiteten dieses<br />

Jahr bei World Direct aktiv an Projekten mit.<br />

Viele möchten auch nach Ende des Praktikums<br />

weiterarbeiten und bleiben. Einige<br />

Führungskräfte des Unternehmens haben<br />

selbst als Praktikanten begonnen und leiten<br />

nun ihre eigenen Abteilungen. StudentInnen<br />

schreiben ihre Bachelor- und Masterarbeiten<br />

in Kooperation mit World Direct oder bringen<br />

parallel zum Studium ihr Fachwissen in<br />

realen Kundenprojekten ein. Alexander Wolf<br />

führt voll Stolz aus: „Die Projekte, die wir<br />

umsetzen, bieten echten Mehrwert für die<br />

Gesellschaft. <strong>Das</strong> motiviert alle. Wir beweisen,<br />

dass Jobs im Bereich der Digitalisierung<br />

erstrebenswert sind, weil sie Wirkungskraft<br />

haben. Am WD-Campus in Sistrans merkt<br />

man sofort den besonderen Spirit, die Dynamik,<br />

Sportlichkeit und Naturverbundenheit,<br />

die so gar nicht dem Stereotyp des Programmierers<br />

entsprechen. Diese positive Energie<br />

an einer coolen Location machen uns als Arbeitgeber<br />

so interessant.“<br />

Projekte für eine<br />

bessere Zukunft<br />

Viele Projekte, die von World Direct umgesetzt<br />

werden, dienen dem Ziel, die Welt ein<br />

Stück besser zu machen, sei es im Gesundheitswesen,<br />

im Energiebereich oder auch im<br />

Sektor Banken und Finanzwesen. Als Tochterunternehmen<br />

der A1 Telekom Austria nutzt<br />

World Direct die Infrastruktur des Konzerns,<br />

um mithilfe der Digitalisierung echten Nutzen<br />

für die Menschen und Unternehmen zu<br />

stiften. Beispielsweise entwickelte das Unternehmen<br />

smartSpeicher für die nachhaltige<br />

Energiezukunft, mittels derer Schwankungen<br />

im Energienetz ausgeglichen werden können.<br />

Neben praktischen Anwendungen für PV-<br />

Anlagen und E-Mobilität hat World Direct<br />

den smartBoiler für private Haushalte erfunden,<br />

der erlaubt, 50 Prozent der Energiekosten<br />

einzusparen. „In kurzer Zeit ist der smartBoiler<br />

sehr relevant geworden. 50 Prozent weniger<br />

Energiekosten können im Licht der aktuellen<br />

Kostenexplosionen für viele Menschen existenzentscheidend<br />

sein“, betont Raunig. World<br />

Direct belässt es aber nicht bei der Entwicklung<br />

neuer Technologien, sondern sieht sich<br />

auch verantwortlich dafür, anderen Unternehmen,<br />

die im Gesamtprozess involviert sind,<br />

Lösungen bereitzustellen. Im Fall der Energieinnovationen<br />

geht es verstärkt darum, Energieversorgern<br />

zu helfen, ihre Prozesse richtig<br />

aufzusetzen und zu digitalisieren, um den<br />

Endkonsumenten diese zukunftsweisenden<br />

Produkte überhaupt anbieten zu können.<br />

Immer wieder wird World Direct für seine innovativen<br />

Projekte mit Preisen ausgezeichnet.<br />

So auch mit dem Austrian Blockchain Award<br />

für eine zukunftsweisende Anwendung für<br />

Klimadaten. Blockchain-Technologie ist in<br />

erster Linie im Zusammenhang mit Kryptowährungen<br />

bekannt. World Direct hat sie<br />

sich aber auch für andere Anwendungen nutzbar<br />

gemacht. Unserer Erde geht die Zeit aus.<br />

Wir können nicht mehr wie bisher Monate<br />

warten, um die Effektivität von Klimaschutzmaßnahmen<br />

zu überprüfen. In Chainlink<br />

Nodes werden Klimadaten in einem Bruchteil<br />

der bisherigen Zeit aggregiert, validiert und<br />

sichergestellt, dass diese vor Fehlern und Manipulationen<br />

geschützt sind. Die innovative<br />

Lösung liefert nicht nur die Basis gesicherter<br />

Daten für CO₂-Zertifikate, sondern eröffnet<br />

auch weitere nutzbringende Anwendungsfälle<br />

für Klimadaten – Inflationsberechnung unter<br />

Einbezug von Umweltereignissen, datenbasierte<br />

Evaluierung von Umweltschutzmaßnahmen<br />

oder Kalkulation der volkswirtschaftlichen<br />

Kosten von Umweltverschmutzung.<br />

Gelebte Verantwortung für<br />

die nächste Generation<br />

Alexander Wolf blickt positiv in die Zukunft:<br />

„Digitalisierung hat heute bereits alle Bereiche<br />

unserer Gesellschaft und Wirtschaft durchdrungen.<br />

Diese Entwicklung wird sich sogar<br />

noch beschleunigen und vertiefen. Als Drehund<br />

Angelpunkt dieser Technologien arbeiten<br />

wir täglich daran, Produkte und Dienstleistungen<br />

zu entwickeln, die sehr vielen Menschen<br />

einen Mehrwert bieten. Wir fühlen uns<br />

aber auch dazu verpflichtet, die nächste Generation<br />

optimal an die Herausforderungen der<br />

digitalen Welt heranzuführen und das geeignete<br />

Know-how zu vermitteln, um in der Arbeitswelt<br />

der Zukunft erfolgreich zu sein.“<br />

Amata Steinlechner<br />

98<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


Besseres Studium,<br />

bessere Chancen.<br />

Studium.<br />

Chance.<br />

Kompetenz.<br />

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Lehre auf höchstem Niveau, international anerkannte Professoren, Gastprofessoren und Lehrende<br />

und modernste Infrastruktur bieten ideale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium.<br />

Bachelor-Studien Psychologie, Mechatronik, Elektrotechnik, Pflegewissenschaft, Wirtschaft,<br />

Sport- und Gesundheitstourismus.<br />

Master-Studien Psychologie, Mechatronik, Gesundheitswissenschaften, Public Health,<br />

Advanced Nursing Practice, Pflege- und Gesundheitsmanagement, Pflege- und Gesundheitspädagogik,<br />

Nachhaltige Regional- und Destinationsentwicklung, Medizinische Informatik (Online-Studium).<br />

Universitätslehrgänge Dyskalkulie-Therapeut/in, Legasthenie-Therapeut/in, Führungs aufgaben/<br />

Lehraufgaben in der Gesundheits- und Krankenpflege, Health Information Management (Online-Studium).<br />

Doktoratsstudien Gesundheitsinformationssysteme, Psychologie, Health Technology Assessment,<br />

Management und Ökonomie im Gesundheitswesen, Public Health, Pflegewissenschaft,<br />

Technische Wissenschaften, Sportmedizin, Gesundheitstourismus und Freizeitwissenschaften.<br />

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TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />

Alles wird möglich<br />

Wirtschaft & Technologie. ematric digitalisiert Betriebe von A bis Z, im Bereich der<br />

Softwareentwicklung, des Anlagenbaus und der Automatisierung.<br />

letzten Jahren hat ematric einen verstärkten<br />

Fokus auf die Softwareentwicklung im Bereich<br />

der Hochsprachenprogrammierung<br />

gelegt. Wo früher mit Papier gearbeitet<br />

wurde, kommen heute mobile Endgeräte<br />

(Tablets, Handy etc.) zum Einsatz. Die<br />

Auftragsinformationen werden digital auf<br />

die Geräte gespielt, die Mitarbeiter durch<br />

die Arbeitsabläufe geführt, Auftragsdaten<br />

mit Betriebs- und Produktionsdaten angereichert<br />

und am Ende der Produktion wieder<br />

an das Managementsystem gesendet.<br />

„Wir implementieren Systeme, die unsere<br />

Kunden bei der Produktion und dem Datenhandling<br />

unterstützen“, erklärt Rainer<br />

Haag, Gründer und Geschäftsführender<br />

Gesellschafter von ematric.<br />

Alle Lösungen, die ein produzierender Betrieb benötigt, ob in Sachen Automatisierung, Anlagenbau,<br />

Softwarelösungen oder Leitsysteme, bietet ematric aus einer Hand.<br />

Begonnen hat ematric 2007 als<br />

Dienstleister im Bereich der Softwareentwicklung<br />

für industrielle<br />

Automatisierung. Mit Spezialisierung auf<br />

Steuerungs- und Regelungstechnik deckt<br />

ematric sämtliche Themen der Anlagenautomatisierung,<br />

SPS-Programmierung und<br />

Anlagenvisualisierung ab. Um die Automatisierungspyramide<br />

abdecken zu können,<br />

erfolgt auch die Integration in übergeordnete<br />

Systeme, vom SCADA-System (übergeordnete<br />

Anlagensteuerung) über MES<br />

(Fertigungsmanagement) bis zum ERP System<br />

(Unternehmensmanagement). 2013<br />

wurde durch die individuelle Fertigung<br />

mechatronischer Anlagen, wie Roboterzellen,<br />

Förderanlagen, Verpackungsanlagen<br />

uvm., ein weiteres Kompetenzfeld erschlossen.<br />

Mittlerweile bietet das Unternehmen<br />

ganzheitliche Lösungen von der Konzeptionierung/Konstruktion<br />

über die Montage,<br />

Elektrifizierung und Softwareentwicklung<br />

bis hin zur Lieferung und Inbetriebnahme,<br />

d. h. die gesamte Palette der Industrieautomatisierung,<br />

an. Aufgrund der steigenden<br />

Notwendigkeit der Digitalisierung in den<br />

MASSGESCHNEIDERTE<br />

LÖSUNGEN FÜR DIE<br />

PRODUKTIONSEBENE<br />

Klaus Schröder, Mitbegründer von ematric,<br />

weist darauf hin, dass der Begriff Machine<br />

Execution System (MES) ein großer<br />

Überbegriff ist. Da viele Fertigungsprozesse<br />

menschliche Eingriffe erfordern, würde er<br />

Jobfloor Assistance Systems vorschlagen,<br />

um ihre Funktion genauer zu beschreiben.<br />

Diese Lösungen unterstützen und entlasten<br />

Mitarbeiter bei ihren Aufgaben innerhalb<br />

spezifischer Produktions- oder Kundenprozesse.<br />

Da standardisierte Lösungen<br />

aufgrund unterschiedlicher Prozesse meist<br />

nicht praktikabel sind, verbessern die kundenspezifischen<br />

Lösungen von ematric den<br />

Betrieb, die Produktqualität und die präzise<br />

Fehlerdokumentation.<br />

FEHLERVERMEIDUNG,<br />

ZEIT- & KOSTENERSPARNIS<br />

ematric entwickelte gemeinsam mit seinen<br />

Kunden ein innovatives und kundenspezifisches<br />

Kommissioniersystem. Haag erklärt,<br />

100 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


190 Jahre Schoellerbank:<br />

Vermögensmanagement<br />

aus Überzeugung<br />

ZUKUNFTSFIT. Die 1833 gegründete<br />

Schoellerbank hat sich als Österreichs<br />

führendes Kompetenzzentrum für<br />

vermögende Menschen etabliert und<br />

schafft mit Tradition und Innovation<br />

neuen Mehrwert. In der Innsbrucker<br />

Innenstadt – und überall dort, wo<br />

es die Kund:innen wünschen – berät<br />

ein erfahrenes Team unter der<br />

Leitung von Direktorin Burgi Vrba in<br />

sämtlichen Vermögensfragen.<br />

<strong>Das</strong> Jahr <strong>2023</strong> steht im Zeichen zweier bemerkenswerter<br />

Jubiläen: einerseits des<br />

190-jährigen Bestehens der Schoellerbank<br />

und andererseits des 30-jährigen Jubiläums<br />

der Schoellerbank Vermögensverwaltung.<br />

<strong>Das</strong>s sich ein Bankhaus über einen so<br />

langen Zeitraum auf dem Finanzmarkt erfolgreich<br />

etabliert, ist keineswegs selbstverständlich.<br />

Die Vermögensmanager:innen<br />

der Schoellerbank sind fest davon<br />

überzeugt, dass der Grund für diesen anhaltenden<br />

Erfolg in ihrer nachhaltigen,<br />

über viele Jahre hinweg bewährten Expertise<br />

und den vertrauensvollen Kundenbeziehungen<br />

liegt. <strong>Das</strong> Managen von Vermögen<br />

ist dabei für sie nicht nur eine<br />

Dienstleistung, sondern eine Berufung,<br />

der sie durch alle Höhen und Tiefen der<br />

Märkte seit Generationen aus Überzeugung<br />

folgen.<br />

Mehrwert durch Innovationen<br />

Bei ihrer Zukunftsstrategie setzt die<br />

Schoellerbank auf die Kombination aus<br />

Tradition und Innovation. Hierfür wurde<br />

das traditionelle Bankgeschäft mit modernen<br />

Technologien und innovativen<br />

Dienstleistungen zur Verbesserung des<br />

Kundenerlebnisses erweitert. So wurde<br />

<strong>Das</strong> Schoellerbank Team für Tirol mit Leiterin Burgi Vrba (Mitte).<br />

jüngst u. a. der hauseigene Podcast unter<br />

dem Titel „mehr vermögen“ gestartet.<br />

Die Schoellerbank arbeitet zudem laufend<br />

an der Weiterentwicklung ihrer<br />

eigenen digitalen Plattformen, um noch<br />

individuellere Services zu ermöglichen.<br />

Die Digitalisierung kommt nicht zuletzt<br />

der Umwelt zugute, da immer mehr Prozesse<br />

papierlos ablaufen.<br />

Auch die Investmentlösungen und gesamtheitlichen<br />

Services werden kontinuierlich<br />

verfeinert: Etwa mit neuen nachhaltigen<br />

Anlagemöglichkeiten, individueller Finanz-<br />

Traditionell (Portfolio<br />

mit bis zu 1/3 Aktien)<br />

planung, maßgeschneiderten Anlagekonzepten,<br />

Generationengesprächen zur Orientierung<br />

bei der geregelten Vermögensweitergabe,<br />

Unterstützung bei Immobilientransaktionen,<br />

einem eigenen Stiftungskompetenzzentrum<br />

oder umfassenden Investmentlösungen<br />

der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaft<br />

Schoellerbank Invest.<br />

In sehr komplexen Vermögensfragen kommen<br />

außerdem spezialisierte Investment<br />

Advisors zum Einsatz. Bei allen Aktivitäten<br />

hat die Kundenzufriedenheit in der<br />

Schoellerbank höchste Priorität und<br />

schafft nachhaltig Werte.<br />

Mit der Schoellerbank Vermögensverwaltung erfolgreich „Investieren statt Spekulieren“!<br />

Dynamisch (Portfolio<br />

mit bis zu 2/3 Aktien)<br />

Reines<br />

Aktienportfolio<br />

5-Jahres-Performance * 1,21 % p. a. 2,93 % p. a. 5,52 % p. a.<br />

10-Jahres-Performance ** 2,08 % p. a. 3,82 % p. a. 7,25 % p. a.<br />

Seit Beginn (31.12.1992) *** 4,09 % p. a. 4,81 % p. a. 6,42 % p. a.<br />

Marketingmitteilung: Die Performance der Schoellerbank Vermögensverwaltung „Klassik mit Einzeltitel“ bezieht sich auf die Perioden<br />

*) 30.09.2018 bis 30.09.<strong>2023</strong>, **) 30.09.2013 bis 30.09.<strong>2023</strong> sowie ***) 31.12.1992 bis 30.09.<strong>2023</strong>. Ausgabekosten/Abschlussgebühr,<br />

Vermögensverwaltungsgebühr, Depotgebühr und steuerliche Aufwendungen sind nicht enthalten und können die dargestellten<br />

Performancezahlen reduzieren. Performanceergebnisse der Vergangenheit dienen zu Ihrer Information, lassen jedoch<br />

keine Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen zu.<br />

© Die Fotografen<br />

Schoellerbank Innsbruck<br />

Museumstraße 5, 6020 Innsbruck<br />

Tel.: +43 512 582 817 0<br />

www.schoellerbank.at


TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />

dass digitale Auftragsdaten an mobile Geräte<br />

gesendet werden. Die Mitarbeiter erhalten<br />

eine digitale To-do-Liste, die sie zu den Rohstoffen<br />

im Lagerort führen. Mittels Scanfunktion<br />

wird die Richtigkeit der Rohstoffe überprüft.<br />

<strong>Das</strong> integrierte Wiegesystem verfolgt<br />

entnommene Mengen, benachrichtigt die<br />

Mitarbeiter und aktualisiert den Lagerbestand.<br />

Nach Abschluss wird der Auftrag mit<br />

allen gesammelten Daten digital an die nächste<br />

Abteilung weitergegeben, um eine präzise<br />

Ausführung sicherzustellen. Diese Digitalisierung<br />

minimiert Fehler, reduziert Kosten<br />

und spart Zeit. Eine klare Identifikation und<br />

Integration in Überwachungssysteme optimieren<br />

die Abläufe zusätzlich. Die digitalen<br />

Lösungen von ematric erfüllen auch strenge<br />

Dokumentationsanforderungen, insbesondere<br />

in Branchen wie der Lebensmittelindustrie,<br />

und ermöglichen die nahtlose Aufzeichnung<br />

von Qualitätsparametern und Umgebungsbedingungen.<br />

GF Rainer Haag, Thomas Weiskopf, Klaus Schröder.<br />

STÄRKUNG DER<br />

BELEGSCHAFT UND<br />

DATENNUTZUNG<br />

Digitalisierung und KI-Tools entlasten oder<br />

ersetzen verschiedene Aufgabenbereiche<br />

und ermöglichen Mitarbeitern, sich auf<br />

nicht automatisierbare Arbeiten zu konzentrieren,<br />

welche für das Unternehmen<br />

viel wertvoller sind. ematric unterstützt<br />

beispielsweise Unternehmen bei der Digitalisierung<br />

des Lagermanagements, der<br />

Kundendatenerfassung und der Integration<br />

in MES- und ERP-Systeme. Benutzerfreundliche<br />

Tools, wie Apps für mobile<br />

Endgeräte, vereinfachen Aufgaben und gewährleisten<br />

Datenkonsistenz. Die Herausforderung<br />

der Zusammenführung verteilter<br />

Daten wird umgesetzt, und Planungstools<br />

optimieren Produktionsprozesse, Ressourcenzuweisung<br />

und mehr. Die durch Digitalisierung<br />

generierten Daten können für<br />

Unternehmenserkenntnisse, Entwicklung<br />

und Prozessoptimierung genutzt werden,<br />

z. B. zur Optimierung von Arbeitsabläufen,<br />

Ressourcen, bis hin zum Energieverbrauch.<br />

NAHTLOSE INTEGRATION<br />

FÜR EFFEKTIVITÄT<br />

ematric betont die Bedeutung von Schnittstellen<br />

zwischen Abteilungen, Systemen,<br />

Anlagen, Maschinen und Mitarbeitern.<br />

Diese Schnittstellen fördern transformative<br />

Möglichkeiten und steigern Effizienz und<br />

Innovation, wie Schröder ergänzt. Durch<br />

die Vernetzung vieler verschiedener Themenbereiche<br />

entstehen im Unternehmen<br />

enorme Möglichkeiten. Wer die Schnittstellenthematik<br />

in Angriff nimmt, erkennt<br />

bald, dass es nahezu keine Grenzen für die<br />

Digitalisierung und den Mehrwert im Unternehmen<br />

gibt.<br />

24/7-ENTSORGUNG VON<br />

ABFÄLLEN<br />

Ein weiteres innovatives Beispiel ist die<br />

Kooperation mit Wiegon. ematric entwickelt<br />

hierfür intelligente, cloudbasierte<br />

Hardwarelösungen (Bedienterminals) für<br />

Abfallwirtschaftszentren, die dank Personalmangel<br />

jetzt auch rund um die Uhr<br />

zugänglich sind. Durch verschiedenste<br />

Authentifizierungs- und Zutrittssysteme,<br />

wie Smartphones, Nummernschilder oder<br />

Bürgerkarten, können Benutzer die Anlage<br />

betreten, die zusätzlich mit einem zentralen<br />

Überwachungssystem verknüpft sind.<br />

Wiegeterminals erfassen eingeworfene<br />

Materialien und Mengen und übermitteln<br />

die Daten den Behörden bzw. Gemeinden.<br />

Dieses System fördert die dezentrale Abfallentsorgung.<br />

ALLROUNDER DER<br />

DIGITALISIERUNG:<br />

EMATRIC<br />

Zusammenfassend bietet ematric als umfassender<br />

Partner alle notwendigen Lösungen<br />

für Unternehmen an – von Automatisierung<br />

und Steuerungstechnik über Anlagenbau bis<br />

hin zu Softwarelösungen für die Digitalisierung<br />

des gesamten Unternehmens.


STADT INNSBRUCK | PROMOTION<br />

Standort Rossau entwickelt sich<br />

zum Quartier der Zukunft<br />

Aktuell bereitet die Stadt Innsbruck das Gewerbe- und Industriegebiet Rossau für ein Quartiersmanagement<br />

vor. Der Prozess wird von einem externen Team rund um das Wiener Planungsbüro<br />

RAUMPOSITION betreut und fachlich begleitet.<br />

Die Innsbrucker Rossau entwickelt sich<br />

zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte<br />

der Zukunft – dieses Ziel<br />

hat sich die Stadt Innsbruck vor knapp einem<br />

Jahr gesetzt. Seither wurden mehrere Beteiligungsformate<br />

durchgeführt, damit die UnternehmerInnen<br />

vor Ort direkt mitreden können.<br />

<strong>Das</strong> Planungsbüro „RAUMPOSITION“<br />

zeichnet sich im Auftrag der Stadt Innsbruck<br />

für das Entwicklungskonzept verantwortlich.<br />

Fotos: IKM/Darmann.<br />

VERSCHIEDENE INTERESSEN<br />

IM EINKLANG<br />

Im Frühjahr dieses Jahres begann nach einer<br />

zuvor durchgeführten Bestandsanalyse die<br />

zweite Phase, bei der von UnternehmerInnen<br />

vor allem der Bedarf einer zentralen Anlauf-,<br />

Koordinations- und Vernetzungsstelle genannt<br />

wurde. „In der Rossau arbeiten rund 13.000<br />

Menschen. <strong>Das</strong> Gebiet umfasst knapp 1100<br />

Betriebs-, Geschäfts- und Produktionsräume.<br />

Damit wird in etwa ein Viertel des städtischen<br />

Kommunalsteueraufkommens dort erwirtschaftet<br />

und die Rossau ist ein finanziell enorm<br />

wichtiges Gebiet für die Stadt Innsbruck“, erklärt<br />

Bürgermeister Georg Willi. Daher wird<br />

nun in der dritten Phase des Prozesses ein Entwicklungskonzept<br />

für die „Standortoffensiv<br />

Rossau“ ausgearbeitet. „Wir wollen das größte<br />

städtische Wirtschaftsgebiet zum attraktivsten<br />

Standort Westösterreichs weiterentwickeln und<br />

gemeinsam wird uns das auch gelingen. Es gilt<br />

die Bedürfnisse der verschiedenen Betriebe mit<br />

Wolfgang Andexlinger (Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration), Gerhard Hofer (Immobilien,<br />

Wirtschaft und Tourismus), Stadträtin Christine Oppitz-Plörer, Philipp Resl (Businesspark<br />

Innsbruck), Daniela Allmeier (Raumposition), Markus Dax (GF STEKA Werke, Wirtschaftskammer-<br />

Bezirksausschuss Innsbruck-Stadt und Sprecher der Rossau) und Franz Jirka (Bezirksstellenobmann<br />

WK Tirol; v.l.n.r.) an einem der vier Themen-Planungstische.<br />

dem bestehenden und zukünftigem Freizeitangebot<br />

in dem Gebiet zu verbinden und in Einklang<br />

zu bringen – je mehr Personengruppen<br />

vor Ort dafür eingebunden sind, desto besser“,<br />

betont die für Wirtschaft zuständige Stadträtin,<br />

Mag.a Christine Oppitz-Plörer.<br />

INTENSIVER AUSTAUSCH<br />

Gestartet wurde der Planungsprozess für die<br />

„Standortoffensive Rossau“ im Juni 2022.<br />

Mit dem öffentlichen Standortforum damals<br />

im Juni, einer Online-Umfrage im folgenden<br />

Herbst und dem Stakeholder-Workshop im<br />

November des Vorjahres wurden in der ersten<br />

Phase die größten Herausforderungen und<br />

Handlungsbedarfe erhoben. Außerdem holte<br />

das Planungsbüro umfassende Daten und<br />

Informationen ein, die wichtige Erkenntnisse<br />

für die nächsten Planungsschritte lieferten. Die<br />

zweite Phase war geprägt von Stakeholder-Gesprächen.<br />

Werkstatt-vor-Ort-Veranstaltungen<br />

und ersten Überlegungen für das Entwicklungskonzept.<br />

In der jetzigen 3. Phase wird das<br />

Entwicklungskonzepts erstellt. Dieses Konzept<br />

wird die zukünftige Grundlage für die weiteren<br />

Entwicklungen in der Rossau sein. Zwischenstände<br />

der Strategie werden laufend mit den zuständigen<br />

Abteilungen der Stadtverwaltung, der<br />

Politik sowie AkteurInnen aus der Rossau besprochen.<br />

Grün- und Freiräume, Verkehr und<br />

Mobilität, technische und soziale Infrastruktur<br />

sowie Entwicklungsschwerpunkte und -voraussetzungen<br />

sind nur einige Punkte des Konzepts.<br />

PROZESSENDE 2024<br />

Für Jahresende ist geplant, dass die Rohfassung<br />

des Entwicklungskonzepts fertiggestellt und<br />

mit den zentralen AkteurInnen vor Ort abgestimmt<br />

wird. Im kommenden Frühjahr/Sommer<br />

werden die Ergebnisse bei einem zweiten<br />

Standortforum präsentiert. „Damit haben wir<br />

dann den Grundstein für eine langfristige Entwicklung<br />

hin zu einem Gewerbe- und Industriestandort<br />

der Zukunft in der Rossau gelegt“,<br />

ist Oppitz-Plörer überzeugt.<br />

Weitere Informationen zum<br />

aktuellen Projektstand und den<br />

Zwischenergebnissen sind online unter<br />

www.ibkinfo.at/standortoffensive-rossau-1<br />

abrufbar.<br />

Foto: M. Freinhofer


Verfeinern Sie DAS Getränk<br />

wellwasser® still und perlend<br />

mit frischen Früchten und<br />

Kräutern der Saison.<br />

www.wellwasser.com


Foto: Gerhard Berger<br />

Seit 1267 in Eppan / Südtirol und seit 1944<br />

in Nordtirol bestens etabliert.<br />

1944 Gründung durch Peter Meraner sen. (Winzer aus Südtirol)<br />

1956 Übernahme des Betriebes durch seine Söhne Peter und Edi<br />

1988 Erwerb der Linherr GmbH und Übersiedelung<br />

zum Rennweg 16 in Innsbruck<br />

1995 Übernahme der Geschäftsleitung durch Dietmar Meraner<br />

1995 Projektstart „Hamburger Fischmarkt“,<br />

jetziges 28. Fischvergnügen am Inn <strong>2023</strong><br />

1997 Kauf der Geschäftsanteile Weinkellerei P. Meraner GmbH<br />

und Linherr GmbH durch Dietmar Meraner-Pfurtscheller<br />

2005 Projektstart wellwasser ® - „aus Leitungswasser wird<br />

DAS Getränk wellwasser ® “<br />

2021 Verein Weinwerbung TIROL – der Tiroler Weinfachhandel -<br />

übersiedelt zum Rennweg 16 in Innsbruck<br />

über 750 Jahre Weinerfahrung<br />

zum guten Wein<br />

das beste Wasser<br />

aus Leitungswasser wird<br />

DAS Getränk wellwasser ®<br />

still oder perlend<br />

Die Wellwasser Technology GmbH<br />

wurde als Finalist beim Energy<br />

Globe Austria in der Kategorie<br />

WASSER ausgezeichnet.<br />

Der Energy Globe Award ist der<br />

weltweit bedeutendste Umweltpreis<br />

und zeichnet jährlich, auf regionaler,<br />

nationaler und internationaler<br />

Ebene, herausragende nachhaltige<br />

Projekte aus.<br />

Foto: © www.guentheregger.at<br />

ohne Plastik, ohne Transportwege und Abgase, direkt aus der Leitung,<br />

keimfrei gefiltert mit natürlichem Mineralstoffgehalt


<strong>Das</strong> Team der conSALT Personalmanagement GmbH.<br />

conSALT Personalmanagement GmbH<br />

Erfahrung und Expertise<br />

Fotos: Vandory<br />

Die conSALT Personalmanagement GmbH<br />

ist eines der erfolgreichsten Personalberatungsunternehmen<br />

in Westösterreich. Was<br />

sind Ihrer Meinung nach die Gründe für<br />

diesen Erfolg?<br />

Mario Angerer: Die conSALT Personalmanagement<br />

GmbH wurde im Jahr 2006<br />

in Innsbruck gegründet. Unsere Geschichte<br />

begann als eine kleine Personalberatungsfirma,<br />

aber seitdem haben wir stetiges und<br />

beeindruckendes Wachstum erfahren. Unser<br />

Fokus lag immer darauf, die richtigen Talente<br />

mit den richtigen Unternehmen zu verbinden.<br />

Und das hat uns geholfen, uns auf dem<br />

Markt zu etablieren.<br />

Armin Schwarz: Wir haben ein dynamisches<br />

Team aus jungen, engagierten sowie<br />

auch aus erfahrenen Persönlichkeiten, und das<br />

macht unseren Erfolg aus. Wir sind spezialisiert<br />

auf Personalberatung und Karriereberatung<br />

und bieten unseren Kunden und Kandidaten<br />

ein umfassendes Serviceangebot, da wir überzeugt<br />

sind, dass der Erfolg eines Unternehmens<br />

von den Menschen abhängt, die darin arbeiten.<br />

Viktoria Moosmayr: Wir legen großen<br />

Wert auf eine persönliche und individuelle<br />

Betreuung unserer Kunden und Kandidaten.<br />

Wir verstehen uns als Partner und Berater<br />

und wollen dazu beitragen, dass unsere Kunden<br />

und Kandidaten ihre beruflichen Ziele<br />

erreichen.<br />

<strong>Das</strong> klingt nach einer großartigen Entwicklung.<br />

Welches sind die Schlüsselbereiche, in<br />

denen sich conSALT Personalmanagement<br />

spezialisiert hat?<br />

Schwarz: Bei conSALT Personalmanagement<br />

sind wir breit aufgestellt und bieten<br />

Dienstleistungen in den Bereichen Executive<br />

Search, Personalvermittlung, HR-Consulting<br />

und Talentmanagement an. Unser Ziel ist es,<br />

für Unternehmen aller Größenordnungen die<br />

besten Fachkräfte zu finden und sie dabei zu unterstützen,<br />

ihr volles Potenzial auszuschöpfen.<br />

Die Personalberatungsbranche hat sich in<br />

den letzten Jahren stark gewandelt, und die<br />

Nachfrage nach Talenten ist gestiegen. Wie<br />

hat sich Ihr Unternehmen den veränderten<br />

Marktbedingungen angepasst?<br />

Angerer: Ja, die Personalberatungsbranche<br />

hat sich zweifellos verändert. Wir haben diese<br />

Veränderungen als Chancen wahrgenommen<br />

und sind positiv darauf eingegangen.<br />

Zum einen haben wir unser Dienstleistungsportfolio<br />

erweitert, um den sich ändernden<br />

Bedürfnissen unserer Kunden und dem Arbeitsmarkt<br />

gerecht zu werden. Und wir sind<br />

flexibel genug, uns auf jene Branchen und<br />

Dienstleistungen zu konzentrieren, die gerade<br />

gefragt sind. Zum anderen sind wir offen<br />

für neue Technologien, um unsere Suche und<br />

Auswahlprozesse zu optimieren. Heutzutage<br />

verwenden wir fortschrittliche Tools und<br />

Datenanalysen, um die besten Kandidaten<br />

für unsere Kunden zu finden.<br />

Apropos neue Technologien, welche Auswirkungen<br />

hat die künstliche Intelligenz<br />

auf den Beruf des Personalberaters und den<br />

Recruiting-Prozess?<br />

Moosmayr: Die KI hat den Beruf des Personalberaters<br />

insofern beeinflusst, als dass sie<br />

den Recruiting-Prozess effizienter und datengesteuerter<br />

gestaltet. Sie ermöglicht es, Kandidaten<br />

schneller zu identifizieren und besser<br />

auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen.<br />

Wir nutzen derzeit KI am meisten im Active


CONSALT | PROMOTION<br />

Viktoria Moosmayr<br />

Sourcing für die Identifizierung von Talentpools<br />

und die Analyse von Kandidatendaten,<br />

um bessere Matching-Ergebnisse zu erzielen<br />

und die Qualität der Vorschläge für unsere<br />

Kunden zu verbessern.<br />

Welche Vorteile sehen Sie im Einsatz von KI<br />

im Recruiting für Personalberatungsunternehmen?<br />

Schwarz: Unsere Branche steht erst am<br />

Anfang, was KI betrifft. <strong>Das</strong> wird aber sicher<br />

auch unsere Branche verändern. KI verbessert<br />

in Zukunft die Effizienz, Genauigkeit und Geschwindigkeit<br />

des Recruitings. <strong>Das</strong> wird uns<br />

ermöglichen, mehr Kandidaten zu finden und<br />

bessere Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen.<br />

Außerdem können wir uns stärker auf<br />

strategische Aspekte konzentrieren.<br />

Wie wird sich die Rolle des Personalberaters<br />

durch den Einsatz von KI verändert?<br />

Angerer: Die Rolle des Personalberaters<br />

wird sich von der manuellen Suche nach<br />

Kandidaten hin zu einer strategischeren<br />

Rolle verschieben. Wir werden dann stärker<br />

in die Datenanalyse und die Gestaltung von<br />

KI-geprägten Recruiting-Strategien involviert<br />

sein. Zudem können Personalberater<br />

durch KI neue Aufgaben übernehmen. So<br />

können wir dann zum Beispiel KI-Tools nutzen,<br />

um die Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitern<br />

zu messen oder um neue Talente zu<br />

identifizieren. Insgesamt wird der Einsatz<br />

von KI die Rolle des Personalberaters verändern,<br />

aber nicht ersetzen. Personalberater<br />

werden weiterhin eine wichtige Rolle in der<br />

Personalarbeit spielen, indem sie ihre Expertise<br />

und ihre menschlichen Fähigkeiten<br />

einsetzen.<br />

<strong>Das</strong> wäre dann schon die nächste Frage.<br />

Welche Rolle spielt die menschliche Interaktion<br />

im Recruiting trotz des Einsatzes<br />

von KI?<br />

Moosmayr: Die menschliche Interaktion<br />

bleibt von entscheidender Bedeutung. KI<br />

kann den Auswahlprozess optimieren, aber<br />

die persönliche Verbindung und das Verständnis<br />

der individuellen Bedürfnisse und<br />

Kulturen sind nach wie vor Aufgaben, die<br />

Personalberater am besten erfüllen können.<br />

Aber wie können Personalberatungsunternehmen<br />

sicherstellen, dass sie die richtige<br />

Balance zwischen KI und menschlicher Expertise<br />

finden?<br />

Moosmayr: Die richtige Balance zwischen<br />

KI und menschlicher Expertise wird durch<br />

Armin Schwarz<br />

klare Prozesse und Schulungen erreicht<br />

werden. Wir alle müssen verstehen, wie wir<br />

KI-Tools effektiv nutzen können, um den<br />

Mehrwert für Kunden und Kandidaten zu<br />

maximieren.<br />

Welche Trends und Entwicklungen im Bereich<br />

KI und Recruiting sehen Sie in den<br />

kommenden Jahren?<br />

Schwarz: In den kommenden Jahren werden<br />

wir voraussichtlich eine verstärkte Integration<br />

von KI in die Talentakquise und -bindung sowie<br />

eine weiterentwickelte Nutzung von Predictive<br />

Analytics zur Vorhersage von Anforderungen<br />

und Trends im HR-Bereich sehen.<br />

Wie wird Predictive Analytics eingesetzt?<br />

Schwarz: Prädiktive Analysen sind durch<br />

hohe Komplexität geprägt und fundieren auf<br />

historischen sowie aktuellen Datensätzen. Die<br />

Analysen geben Auskunft darüber, wie sich<br />

ein Faktor X innerhalb eines Szenarios in Zukunft<br />

verändern wird. Einige HR-Teams setzen<br />

heute daher vermehrt auf Predictive Analytics.<br />

Anhand der zur Verfügung stehenden Daten<br />

können Trends sowie mögliche Szenarien bzw.<br />

Verhaltensweisen identifiziert werden. Für Personalabteilungen<br />

garantiert dies eine bessere<br />

Planungssicherheit sowie das Treffen von Entscheidungen<br />

auf Basis fundierter evidenzbasierter<br />

Daten.<br />

Mario Angerer<br />

Wie kann conSALT sicherstellen, dass es auf<br />

dem neuesten Stand bleibt und die besten KI-<br />

Tools und -Technologien nutzt?<br />

Angerer: Wir tauschen uns laufend mit<br />

Branchenkollegen speziell aus Wien aus, um<br />

diesbezüglich am neuesten Stand zu sein. Aber<br />

auch die Zusammenarbeit mit KI-Experten ist<br />

entscheidend. Es ist wichtig, die Entwicklungen<br />

in der Branche zu verfolgen und in die besten<br />

verfügbaren Tools zu investieren. Erfolg in der<br />

Personalberatungsbranche erfordert langfristige<br />

Planung, exzellente Dienstleistung und<br />

eine starke Unternehmenskultur. Kundenorientierung<br />

und die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

der eigenen Fähigkeiten bleiben entscheidend.<br />

Es ist wichtig, Trends in der Branche<br />

zu verfolgen und flexibel auf Veränderungen<br />

zu reagieren. Letztendlich geht es darum, eine<br />

vertrauensvolle Beziehung zu Kunden und<br />

Kandidaten aufzubauen und stets höchste Professionalität<br />

zu gewährleisten.


TOP 500 | WIRTSCHAFT<br />

Trends & Skintellectuals<br />

Kosmetik. Gerhard Kaiser und Hannes Kohl sowie Clemens Kohl, Geschäftsführer<br />

der CURA Beauty Labels, und Anna Danzer, Corporate Communications Managerin,<br />

über Mitarbeiter, Celebrities, neue Marken, Nachhaltigkeit und Trends.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was wollen die CURA-Mitarbeiter?<br />

Gerhard Kaiser: Wir haben dazu mehrere<br />

Umfragen durchgeführt, da es uns wichtig ist,<br />

die Meinung der MitarbeiterInnen zu kennen<br />

und zu berücksichtigen. Auf dieser Basis haben<br />

wir eine Vision entwickelt und gemeinsam<br />

mit MitarbeiterInnen und Führungskräften<br />

die Werte ausgearbeitet, die unser Miteinander<br />

definieren sollen. Diese vier Dimensionen<br />

lauten: together, joyful, responsible und innovative.<br />

Schon länger befassen wir uns mit New<br />

Work. Wir haben darum in unser Gebäude<br />

und seine Ausstattung investiert. Wir haben die<br />

Kernarbeitszeiten ersatzlos abgeschafft. CURA-<br />

MitarbeiterInnen entscheiden nun selbst, wann<br />

sie arbeiten. Wir haben das Modell „Homebase-<br />

Buddys“ eingeführt, das vier Tage Homeoffice<br />

pro Woche vorsieht. Von etwa 200 MitarbeiterInnen<br />

nutzen es ca. 40. <strong>Das</strong> spielt zugleich<br />

Bürokapazitäten für neue MitarbeiterInnen frei<br />

und ist insofern eine Win-win-Situation.<br />

Anna Danzer: Wichtig ist uns, jene Benefits<br />

auszubauen, die MitarbeiterInnen besonders<br />

wertschätzen, z. B. betriebliche Gesundheitsförderung.<br />

Dazu läuft gerade ein groß angelegtes<br />

Projekt an, das all unsere Bemühungen,<br />

wie eine Partnerschaft mit einem Fitnessstudio,<br />

Firmen-Yoga, einen Arbeitsmediziner im Haus,<br />

Angebote zur mentalen Gesundheitsförderung<br />

und vieles mehr, im Rahmen einer Mitarbeitendenbefragung<br />

evaluiert und bündelt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die CURA erlebbar machen, was<br />

bedeutet das?<br />

Anna Danzer: In der CURA steckt so viel<br />

Know-how. Es ist faszinierend, was hinter den<br />

einzelnen ganz unterschiedlichen Bereichen<br />

steckt. <strong>Das</strong> möchten wir Interessenten und<br />

potenziellen Bewerbern zeigen. Darum veranstalteten<br />

wir auf der Career & Competence<br />

einen Workshop zu Produktmanagement und<br />

-entwicklung. Mit dem Open House Day in der<br />

Von links: Gerhard Kaiser, Anna Danzer,<br />

Clemens Kohl, Hannes Kohl.<br />

CURA wollten wir zusätzlich weitere Interessensgruppen<br />

ansprechen, KundInnen unserer<br />

Beauty World, ProbandInnen, die schon lange<br />

in unserem Skin-Research-Institut Produktneuheiten<br />

testen, und alle möglichen Interessenten.<br />

Dazu erarbeiteten wir ein vielfältiges Programm,<br />

das den Besuchern unser Haus zeigen sollte, mit<br />

Aktionen in der Beauty World, diversen Vorträgen<br />

und Workshops, z. B. zum Thema Nachhaltigkeit,<br />

E-Commerce und Parfumherstellung,<br />

sowie unter anderem Hausführungen und Laborbesichtigungen.<br />

<strong>ECHO</strong>: CURA arbeitet immer wieder mit<br />

bekannten Persönlichkeiten zusammen?<br />

Hannes Kohl: Unser Principal Partner ist<br />

Judith Williams. Mit Celebrities zu arbeiten,<br />

authentische Markenkonzepte aufzubauen,<br />

die dadurch Mehrwert besitzen, ist in unserer<br />

DNA. Wesentlich ist, jene Vorstellungen und<br />

Wünsche, die der Celebrity von seiner Marke<br />

hat, damit zu vereinen, was am Markt Erfolg<br />

hat. Dafür sind wir Spezialisten, ebenso wie für<br />

Produkte, Konzepte und Vertriebskanäle. Unsere<br />

Vision ist es, Anspruch und Zeitgeist in den<br />

Mass Market zu bringen. Für viele berühmte<br />

Persönlichkeiten ist der Mass Market ein rotes<br />

Tuch. Sie möchten ihr Produkt nicht in der<br />

Drogerie stehen sehen. Unsere Reputation<br />

ermöglicht uns einen gewissen Vertrauensvorschuss.<br />

Wir erklären, welche Benefits es mit sich<br />

bringt, wenn ein innovatives, hochwertiges Produkt<br />

nicht nur einer kleinen Elite, sondern der<br />

breiten Masse zugänglich ist. Ist das Verständnis<br />

dafür gewonnen, können tolle Konzepte erarbeitet<br />

werden. Uns bringt die Kooperation die<br />

Aufwertung der Marke durch den Namen der<br />

Celebrities sowie Bekanntheit durch Follower<br />

und Freundeskreise der Celebrities. So entsteht<br />

bereits beim Launch eines Produkts ein Hype,<br />

eine Zielgruppe, die um die neue Linie und ihre<br />

Eigenschaften Bescheid weiß.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was hat es mit den neuen Marken<br />

The Skinimalist und Lovemore auf sich?<br />

Hannes Kohl: The Skinimalist ist eine reine<br />

Solid-Face-Care-Linie. Nachhaltigkeitsbedingt<br />

zeigt sich der Solid-Product-Trend in der gesamten<br />

Kosmetik- und Lebensmittelbranche. Eine<br />

Gesichtscreme im 200-ml-Tiegel lässt sich z. B.<br />

auf einen 30-g-Stick zusammenpressen. Dieser<br />

ist nachhaltiger und komfortabler auf Reisen.<br />

Fotos: CURA, MArtin Vandory<br />

108 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>


The Skinimalist steht für Minimalismus, d. h. eine<br />

unkomplizierte Anwendung. Unsere Solid-<br />

Heilerde-Maske muss z. B. nicht erst mühsam<br />

angemischt und aufgestrichen werden, sondern<br />

kommt easy-to-use als Stick daher. Ein Produkt,<br />

das Nachhaltigkeitsvorteile mit Anwendungsvorteilen<br />

kombiniert, hat gute Chancen, sich<br />

am Markt durchzusetzen. Die Produkte der<br />

Marke The Skinimalist haben wir mit Sophia<br />

Thiel entwickelt, die sich Simple Skin Care immer<br />

gewünscht hat. Es war viel Research- und<br />