ECHO Top500 2023 - Das Original.
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Die Würde<br />
unterscheidet uns<br />
Interview. Walter Peer, Landesdirektor der Wiener Städtischen, über den Einsatz<br />
von künstlicher Intelligenz, die Herausforderungen für die Arbeitswelt und den<br />
ethischen Umgang mit KI.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />
wird zunehmend in den betrieblichen<br />
Alltag integriert. Wie ist<br />
die aktuelle Rolle von KI in Ihrem<br />
Unternehmen?<br />
Walter Peer: KI spielt bereits<br />
jetzt eine wichtige Rolle in unserem<br />
Unternehmen, und wir<br />
stehen vor der Aufgabe, damit umzugehen.<br />
In unserer Gesellschaft<br />
neigen wir dazu, das Unbekannte<br />
zu meiden oder abzulehnen.<br />
Dennoch ist es unerlässlich, dass<br />
wir uns mit KI auseinandersetzen<br />
und dabei stets kritisch bleiben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wo konkret kommt KI<br />
bei der Wiener Städtischen zum<br />
Einsatz?<br />
Peer: KI findet zum Beispiel Anwendung<br />
in der Versicherungsmathematik.<br />
Hier erfolgen Modellierungen,<br />
Bewertungen und Risikosteuerung<br />
mithilfe von Daten und<br />
Algorithmen. Wir arbeiten auch<br />
mit digitalen Programmen, die<br />
Modelle und Varianten vorschlagen<br />
und unsere Mitarbeiter:innen<br />
unterstützen. Zusätzlich wird KI<br />
auch bei unserer losleben-App verwendet,<br />
dadurch bekommen Kund:innen schneller<br />
ihr Geld überweisen, weil die KI Rechnungen<br />
erkennt. Persönlich nutze ich Tools wie<br />
ChatGPT oder Perplexity zur Unterstützung<br />
bei Ideensammlungen, Recherchen und Berechnungen.<br />
Meine Erfahrungen damit sind<br />
äußerst positiv, da sie Zeit sparen. Natürlich<br />
ist es wichtig, die Ergebnisse weiterhin kritisch<br />
zu prüfen und zu kontrollieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Jobs werden Ihrer Meinung<br />
nach von KI betroffen sein?<br />
Peer: Ich denke, es werden alle Jobs betroffen<br />
sein, es wird überall zu Veränderungen<br />
kommen. Engagierte Menschen, die lernbereit<br />
sind, werden KI als effizientes<br />
Werkzeug nutzen. Für die Gesellschaft<br />
selbst ist es auch nicht<br />
schlecht, dass wir aufmerksam<br />
gemacht werden, was für Innovationen<br />
wir für eine prosperierende<br />
und zukunftsgerichtete Gesellschaft<br />
brauchen. Wir sollten nicht<br />
nur in bestehenden Strukturen<br />
verharren und sagen: <strong>Das</strong> haben<br />
wir noch nie so gemacht. <strong>Das</strong> ist<br />
eine Tonart, mit der ich generell<br />
nicht, aber schon gar nicht im<br />
Unternehmertum arbeiten will.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wir haben derzeit eine<br />
Arbeitszeitdebatte. Die Gewerkschaft<br />
sagt, wir sollten weniger<br />
Stunden arbeiten, weil die Produktivität<br />
gestiegen ist. Die Vertreter<br />
der Wirtschaft sagen, dass<br />
das unmöglich sei. Kann es sein,<br />
dass wir angesichts der Produktivitätssteigerung<br />
durch KI die<br />
falsche Diskussion führen?<br />
Peer: Die Fragen „Welche Funktion<br />
in der Wirtschaft hat die<br />
Produktivität? Welche Funktion<br />
hat die Arbeitsleistung, die<br />
ich einbringen muss, um den gewünschten<br />
Grad der Produktivität zu erreichen?“ sind<br />
nun wirklich nicht neu. Der Umgang mit<br />
der Frage übrigens auch nicht. Lassen Sie es<br />
mich an einem Beispiel erklären: Wenn ich<br />
für eine Recherche bislang zwischen drei<br />
und vier Stunden gebraucht habe, so kann ich<br />
diese Aufgabe mit KI-Tools in einer Stunde<br />
Fotos: Vandory<br />
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<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>