ECHO Top500 2023 - Das Original.

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TOP 500 | IMMOBILIEN „Büros immer komplexer“ Immobilien. Andreas Gstrein, Geschäftsführer der IVG, über die Preisentwicklung bei Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Trends von Digitalisierung bis Nachhaltigkeit. ECHO: Wie entwickeln sich Preise und Nachfrage im Bereich Wohnen? Andreas Gstrein : Bewusst wurde mit Einführung der KIM-Verordnung die Nachfrage fast auf null gedrosselt, um zu sehen, wie sich die Preise entwickeln würden. Bislang ist im Neubau kein Preisrückgang feststellbar. Was feststeht ist, dass junge Familien bzw. Menschen sich die Investition in Immobilien nicht mehr leisten können und zur Miete wohnen müssen. Wer in einer späteren Lebensphase kauft, kann die lange Kreditlaufzeit oft nicht mehr bedienen. Viele Studien belegen, dass Wohnungseigentum der beste Schutz vor Altersarmut ist. Die Betriebskosten können mit einer Pension meist bezahlt werden, bei einer vollindexierten Miete und steigenden Betriebsund Lebenserhaltungskosten ist das oft anders. Die Regierung und die EZB hatten Angst vor einer Immobilienblase. Doch hätte man bei Einführung der KIM-Verordnung beachten müssen, wie viel Geld die Haushalte wo für das Wohnen bezahlen. In Tirol liegen wir bei 50 Prozent oder mehr des Einkommens. Wer Vollzeit arbeitet und das möchte, muss sich Eigentum erarbeiten können, wenn auch nicht jeder z. B. in Hötting wohnen kann. ECHO: Werden die Preise denn sinken? Gstrein: 0,43 Prozent der Fläche Tirols sind bebaubar. Damit sind wir national wie international Schlusslicht. Z. B. in Ober österreich sind es 1, 3 Prozent, 15 Prozent beispielsweise in Baden-Württemberg. In den letzten Jahren orientierte sich der Markt daran, was Käufer maximal bezahlen konnten. Der Preis ergab sich aus Grundstückspreis, Baukosten und Bauträgeraufschlag. Ein Rückgang ist wenn nur bei den Baukosten realistisch. Bei Neubauten gibt es hohe Kosten durch Normierungen, Erdwärmepumpe, Photovoltaik, Akustik, Schallisolierung, Wärmedämmung usw. Gebrauchtimmobilien müssen deutlich günstiger sein. Ein Unterschied von 2.000 Euro pro Quadratmeter ist jedenfalls angemessen, selbst wenn der Altbau gut saniert ist. ECHO: Wie sind die Preisentwicklung und die Nachfrage bei Gewerbeimmobilien? Gstrein: Hier gab es nie eine so extreme Preisentwicklung. Der Markt funktioniert für beide Seiten gut. Die Mieten stiegen und steigen moderat, meist unter der Inflation. Bei den Betriebskosten bzw. Energiekosten verzeichnen wir starke Anstiege, jedoch nicht so starke, wie im Herbst 2022 befürchtet wurde. Strom und Gas werden nie wieder so günstig sein wie vor dem Krieg. Zugleich zeigt sich ein Schub bei erneuerbaren Energien, v. a. bei Photovoltaik. Erdwärme- oder Luftwärmepumpen sind nach wie vor teuer bzw. Gas günstiger. Auch Strom- und Infrarotheizungen werden öfter nachgefragt. Viele Bauträger haben sich in den vergangenen Jahren auf Wohnobjekte fokussiert, im gewerblichen Bereich wurde sehr wenig gebaut. Die Nachfrage ist gut bzw. größer als das Angebot. Im TWI haben wir derzeit 62.000 Quadratmeter Büro- und Geschäftsfläche und sind fast voll ausgelastet. So ist es auch bei unserem Standort in Thaur, den wir ausbauen möchten. Gründe für die Auslastung sind die Konjunktur und dass nur wenige Flächen zur Verfügung stehen, die über die nötigen Infrastrukturen, wie Verkehrsanbindung, Stellplätze, Kinderbetreuung und EDV, verfügen. Dringend nötig wäre die Anbindung des Gewerbegebiets durch Radwege. ECHO:Wirken sich die höheren Zinsen aus? Gstrein: Insgesamt sinken die Investitionsfreudigkeit und die Volatilität der Betriebe. Im Gewerbebereich ist mit sinkenden Anmietungen zu rechnen, weniger Rückstellungen und weniger Neubezügen. Da wir nur moderate Preiserhöhungen vornehmen und gute Infrastrukturen bieten, rechnen wir eher mit einem Zulauf. ECHO:Welche Trends zeigen sich? Gstrein: Büroimmobilien werden immer komplexer. Nicht mehr nur die Fläche (acht Quadratmeter für den ersten Mitarbeiter, fünf für jeden weiteren), sondern auch die Belichtung, Belüftung, Stühle, Arbeitsplatzausstattung, höhenverstellbare Schreibtische, Akustik, Farben, Luftfeuchtigkeit usw. rücken in den Fokus. Laufend werden Bestimmungen und Kontrollen strenger. Der Wert eines Mitarbeiters und die Wertschätzung der Arbeit steigen. Unternehmen wollen optimale Arbeitsbedingungen schaffen, damit Mitarbeiter leistungsfähig sein können. Bei der Belichtung wurde z. B. lange manipulativ gearbeitet. Helles Licht mit hohem Blauanteil, das die Morgensonne nachahmt, sollte zu mehr Produktivität führen. Heute weiß man, das ist ungesund, und konzentriert sich auf das Wohlbefinden. Digitalisierung und Automation werden immer wichtiger, z. B. Überwachungs- und Brandschutzsysteme, automatisch schließende Türen, Elektroinstallationen u. v. m. Auch zunehmend wichtig sind Nachhaltigkeitszertifizierungen. Interview: Amata Steinlechner Foto: Thomas Steinlechner 2023 138 ECHO TOP 500 UNTERNEHMEN 2023
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