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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Eine weltweite Regelung wäre<br />
wünschenswert, ist aber nicht realistisch.“<br />
Thema: Künstliche Intelligenz:<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz wird zunehmend<br />
Einzug in den unternehmerischen<br />
Alltag finden. Inwieweit spielt KI in Ihrem<br />
Unternehmen bereits jetzt eine Rolle?<br />
Arno Wimmer: Im Dienstleistungsbereich<br />
ist zu bemerken, dass KI zunehmend in Verwendung<br />
kommt. Unser Unternehmen verwendet<br />
für einzelne Tätigkeiten ChatGPT<br />
und digitale Formulare für Kunden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Glauben Sie, dass KI Jobs in Ihrer<br />
Branche verändern wird? Und wenn ja, welche<br />
und in welcher Hinsicht? Werden Sie<br />
durch die Entwicklungen in der KI weniger<br />
MitarbeiterInnen brauchen? Kann also KI<br />
gegen den MitarbeiterInnenmangel helfen?<br />
Wimmer: KI wird insbesondere im administrativen<br />
Bereich zunehmend mehr in Nutzung<br />
kommen. Es wird allerdings auch das<br />
Aufgabengebiet zunehmend umfangreicher.<br />
Die Anforderungen an die MitarbeiterInnen<br />
werden sicherlich größer. Bei entsprechender<br />
Implementierung von Systemen kann dies<br />
helfen, den derzeitigen MitarbeiterInnenmangel<br />
etwas auszugleichen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Berufsbilder oder Tätigkeiten<br />
sind in Ihrem Unternehmen besonders<br />
von der Automatisierung durch KI betroffen?<br />
Wimmer: KI soll uns unterstützen, den Service<br />
zu verbessern. Die Prozesse sollen damit<br />
mehr digitalisiert werden und der Kundenservice<br />
verbessert werden. Im RE/MAX-Verbund<br />
haben wir ein Prop-up-Unternehmen, das laufend<br />
digitale Prozesse optimiert. Als Mitglied<br />
im IT-Beirat von RE/MAX kann ich beobachten,<br />
dass sehr viele neue Anwendungen auf den<br />
Markt kommen. Es gilt aber immer zu prüfen,<br />
ob und inwieweit dies für das jeweilige Unternehmen<br />
anwendbar ist und ob es einen klaren<br />
Nutzen für den Kunden bringt.<br />
Arno Wimmer, Geschäftsführer RE/Max<br />
Conterra Immobilien in Innsbruck.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Berufe oder Tätigkeiten<br />
könnten durch KI in Ihrer Branche<br />
entstehen?<br />
Wimmer: Wir sehen, dass in unserer Branche<br />
zunehmend auch IT-Spezialisten erforderlich<br />
sind, um neue Entwicklungen zu<br />
gestalten bzw. Dienstleistungsangebote von<br />
Dritten zu integrieren. Bei aller Digitalisierung<br />
wird es auch zukünftig den Immobilienmakler/die<br />
Immobilienmaklerin brauchen.<br />
Immobiliengeschäfte sind Vertrauensgeschäfte<br />
und im Privatimmobilienbereich<br />
sind auch sehr viele emotionale Momente<br />
im Spiel. In der Funktion als Doppelmakler<br />
haben wir einen Interessensausgleich zu wahren,<br />
der sehr viel soziale Kompetenz erfordert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat KI das Potenzial, die<br />
Effizienz und Produktivität in Ihrem Unternehmen<br />
zu verbessern?<br />
Wimmer: KI hat das Potenzial, Prozesse<br />
rascher zu gestalten, Daten besser und effizienter<br />
zu interpretieren und den Kundenservice<br />
zu verbessern.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche neuen Fähigkeiten oder<br />
Qualifikationen werden aufgrund der Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen<br />
benötigt? Wie bereiten Sie Ihre MitarbeiterInnen<br />
darauf vor? Rechnen Sie mit hohem<br />
Umschulungsaufwand?<br />
Wimmer: Aufgrund der laufenden technischen<br />
Neuerungen im RE/MAX-Verbund<br />
werden sowohl MaklerInnen als auch die<br />
MitarbeiterInnen im Sekretariat geschult.<br />
Insbesondere die MitarbeiterInnen im Sekretariat<br />
sind vornehmlich mit den technischen<br />
Neuerungen befasst, da sie die Unterstützung<br />
für die MaklerInnen bieten. Neben den üblichen<br />
berufsspezifischen Schulungen werden<br />
auch spezifische Seminare für die digitale Anwendung<br />
angeboten. Die Schulungen finden<br />
vorwiegend online statt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Herausforderungen oder<br />
Bedenken gibt es in Bezug auf die Einführung<br />
von KI in Ihrem Unternehmen? Wie werden<br />
diese angegangen?<br />
Wimmer: Mit KI ist stets die Frage der<br />
Datensicherheit und des Datenschutzes verbunden.<br />
Mithilfe der IT-Abteilung in der RE/<br />
MAX-Zentrale und unter Einbeziehung von<br />
Rechtsexperten werden entsprechende Lösungen<br />
erarbeitet.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche (politischen) Regulierungen<br />
sind in Bezug auf KI Ihrer Meinung<br />
nach notwendig?<br />
Wimmer: Die Regelungen müssen zumindest<br />
auf EU- Ebene erfolgen und in nationales<br />
Gesetz umgesetzt werden. Da die Anbieter allerdings<br />
vielfach außerhalb der EU stationiert<br />
sind, wäre eine „weltweite Regelung“ wünschenswert.<br />
Eine solche ist allerdings nicht<br />
realistisch. Es gilt weiters zu bedenken, dass<br />
die Entwicklung in der KI dermaßen rasant<br />
voranschreitet, dass der Gesetzgeber immer<br />
mit erheblicher Zeitverzögerung reagieren<br />
kann. Ergänzend sei noch zu bemerken, dass<br />
auch schon die weltweiten größten Tech-<br />
Unternehmen über mögliche Regelungen<br />
laut nachdenken. Daher ist zu vermuten, dass<br />
es mittlerweile Entwicklungen gibt, die offensichtlich<br />
nicht mehr kontrollierbar sind.