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ECHO Top500 2023 - Das Original.

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Der Einsatz von Robotik und KI wird in der neuen<br />

RIEDERBAU-Holztechnik in der Vorfertigung erprobt.<br />

Hilfreich, nicht weltrettend<br />

Interview. Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU, über die Veränderungen,<br />

die der Einsatz von KI in der Baubranche jetzt und in Zukunft mit sich bringt, sowie<br />

Herausforderungen für die Branche, mögliche Lösungen und die Konjunktur.<br />

<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />

wird zunehmend Einzug in den<br />

unternehmerischen Alltag halten.<br />

Welche Auswirkungen hat KI bereits<br />

jetzt in der Baubranche?<br />

Anton Rieder: Vor drei bis vier<br />

Jahren versuchten wir mit der<br />

Stanford University und Frau Dr.<br />

Buchinger, ein Projekt zu „Smart<br />

Construction“ umzusetzen. Daten<br />

von über hundert Baustellen<br />

waren erforderlich, um die KI zu<br />

trainieren. Leider mussten wir das<br />

Projekt abbrechen, da es nicht gelang,<br />

die entsprechende Datenstruktur<br />

bereitzustellen. Die KI<br />

hätte frühzeitig erkennen sollen,<br />

ob auf einer Baustelle Probleme<br />

auftreten, indem Finanzdaten,<br />

Mails u. a. ausgelesen werden.<br />

Bei Baustellen von kurzer Dauer<br />

ist die KI zu langsam. Bis ein Fehler<br />

erkannt wird, ist dieser bereits<br />

geschehen. Viel besser noch wären<br />

KI-Systeme, die noch früher<br />

eingreifen, wenn z. B. die Kalkulation<br />

nicht stimmt, die Risiken zu<br />

groß sind oder der Bauherr nicht<br />

stabil ist. Bisher ist der Einsatz von<br />

KI auf der Baustelle begrenzt. Es<br />

ist nicht so, dass die bisherigen<br />

Tools uns einen Quantensprung<br />

in der Produktivität ermöglichen<br />

würden. Natürlich verwenden<br />

wir ChatGPT für das Marketing.<br />

Unsere Architekten spielen mit<br />

Midjourney. Den neuen Copilot<br />

von Microsoft werde ich sicherlich<br />

ausprobieren. Gerade für<br />

Führungskräfte und in administrativen<br />

Prozessen bringt KI viele<br />

Erleichterungen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen<br />

wird KI in den nächsten Jahren auf<br />

die Branche haben?<br />

Rieder: Spannend sind Forschungen<br />

an „Auto-Architekten“.<br />

In diese Programme werden die<br />

Parameter eingegeben, die der<br />

Bau aufweisen soll, dann liefert<br />

das System optimierte Entwürfe<br />

für das Grundstück. Auch in<br />

unserer Designsoftware gibt es<br />

solche Ansätze. Eine solche KI<br />

müsste gefüttert werden mit allen<br />

Bauordnungen, technischen Vorschriften<br />

usw. Durch die integrale<br />

Planung könnte der beste Entwurf<br />

für alle Disziplinen entwickelt<br />

werden, der architektonisch beste,<br />

der statisch beste, der günstigste,<br />

der materialsparendste, der mit<br />

geringstem CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

usw. Für Design- und Planungsprozesse<br />

wäre das hilfreich. Auch<br />

in der Kalkulation ist der sinnvolle<br />

Einsatz von KI denkbar. Daten<br />

bisheriger Baustellen ließen sich<br />

für präzise Vorhersagen nutzen.<br />

Bislang bauen Kalkulationen<br />

häufig auf den Erfahrungen der<br />

Mitarbeiter auf. Auch in Bauvertragsprüfungen<br />

könnte KI<br />

wichtig werden, ebenso wie in<br />

der laufenden Unterstützung der<br />

Bauabwicklung durch KI. Weiters<br />

entfallen etwa zwölf bis 15 Prozent<br />

des Bauvolumens auf Fehlkalkulationen,<br />

Fehlbestellungen<br />

und Prozessmängelkosten. <strong>Das</strong><br />

könnte durch KI minimiert werden.<br />

Auch in der Baustellensicherheit<br />

könnte sich etwas tun.<br />

Die AUVA könnte in eine KI<br />

sämtliche Vorschriften und Daten<br />

zu den 60.000 Baustellenunfällen<br />

pro Jahr einspielen. Die KI<br />

könnte das Umfeld, in dem diese<br />

Unfälle passieren, analysieren und<br />

auf Gefahren hinweisen. Bevor es<br />

zum Durchbruch von KI auf der<br />

Fotos: RIEDERBAU<br />

62 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>

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