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TOP 500 | INTERVIEW<br />
Der Einsatz von Robotik und KI wird in der neuen<br />
RIEDERBAU-Holztechnik in der Vorfertigung erprobt.<br />
Hilfreich, nicht weltrettend<br />
Interview. Anton Rieder, Geschäftsführer von RIEDERBAU, über die Veränderungen,<br />
die der Einsatz von KI in der Baubranche jetzt und in Zukunft mit sich bringt, sowie<br />
Herausforderungen für die Branche, mögliche Lösungen und die Konjunktur.<br />
<strong>ECHO</strong>: Künstliche Intelligenz<br />
wird zunehmend Einzug in den<br />
unternehmerischen Alltag halten.<br />
Welche Auswirkungen hat KI bereits<br />
jetzt in der Baubranche?<br />
Anton Rieder: Vor drei bis vier<br />
Jahren versuchten wir mit der<br />
Stanford University und Frau Dr.<br />
Buchinger, ein Projekt zu „Smart<br />
Construction“ umzusetzen. Daten<br />
von über hundert Baustellen<br />
waren erforderlich, um die KI zu<br />
trainieren. Leider mussten wir das<br />
Projekt abbrechen, da es nicht gelang,<br />
die entsprechende Datenstruktur<br />
bereitzustellen. Die KI<br />
hätte frühzeitig erkennen sollen,<br />
ob auf einer Baustelle Probleme<br />
auftreten, indem Finanzdaten,<br />
Mails u. a. ausgelesen werden.<br />
Bei Baustellen von kurzer Dauer<br />
ist die KI zu langsam. Bis ein Fehler<br />
erkannt wird, ist dieser bereits<br />
geschehen. Viel besser noch wären<br />
KI-Systeme, die noch früher<br />
eingreifen, wenn z. B. die Kalkulation<br />
nicht stimmt, die Risiken zu<br />
groß sind oder der Bauherr nicht<br />
stabil ist. Bisher ist der Einsatz von<br />
KI auf der Baustelle begrenzt. Es<br />
ist nicht so, dass die bisherigen<br />
Tools uns einen Quantensprung<br />
in der Produktivität ermöglichen<br />
würden. Natürlich verwenden<br />
wir ChatGPT für das Marketing.<br />
Unsere Architekten spielen mit<br />
Midjourney. Den neuen Copilot<br />
von Microsoft werde ich sicherlich<br />
ausprobieren. Gerade für<br />
Führungskräfte und in administrativen<br />
Prozessen bringt KI viele<br />
Erleichterungen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Auswirkungen<br />
wird KI in den nächsten Jahren auf<br />
die Branche haben?<br />
Rieder: Spannend sind Forschungen<br />
an „Auto-Architekten“.<br />
In diese Programme werden die<br />
Parameter eingegeben, die der<br />
Bau aufweisen soll, dann liefert<br />
das System optimierte Entwürfe<br />
für das Grundstück. Auch in<br />
unserer Designsoftware gibt es<br />
solche Ansätze. Eine solche KI<br />
müsste gefüttert werden mit allen<br />
Bauordnungen, technischen Vorschriften<br />
usw. Durch die integrale<br />
Planung könnte der beste Entwurf<br />
für alle Disziplinen entwickelt<br />
werden, der architektonisch beste,<br />
der statisch beste, der günstigste,<br />
der materialsparendste, der mit<br />
geringstem CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
usw. Für Design- und Planungsprozesse<br />
wäre das hilfreich. Auch<br />
in der Kalkulation ist der sinnvolle<br />
Einsatz von KI denkbar. Daten<br />
bisheriger Baustellen ließen sich<br />
für präzise Vorhersagen nutzen.<br />
Bislang bauen Kalkulationen<br />
häufig auf den Erfahrungen der<br />
Mitarbeiter auf. Auch in Bauvertragsprüfungen<br />
könnte KI<br />
wichtig werden, ebenso wie in<br />
der laufenden Unterstützung der<br />
Bauabwicklung durch KI. Weiters<br />
entfallen etwa zwölf bis 15 Prozent<br />
des Bauvolumens auf Fehlkalkulationen,<br />
Fehlbestellungen<br />
und Prozessmängelkosten. <strong>Das</strong><br />
könnte durch KI minimiert werden.<br />
Auch in der Baustellensicherheit<br />
könnte sich etwas tun.<br />
Die AUVA könnte in eine KI<br />
sämtliche Vorschriften und Daten<br />
zu den 60.000 Baustellenunfällen<br />
pro Jahr einspielen. Die KI<br />
könnte das Umfeld, in dem diese<br />
Unfälle passieren, analysieren und<br />
auf Gefahren hinweisen. Bevor es<br />
zum Durchbruch von KI auf der<br />
Fotos: RIEDERBAU<br />
62 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>