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TOP 500 | AUTO<br />
gut vorzubereiten und ihnen Sicherheit zu geben.<br />
Ich rate allen Mitstreitern, denen die Umstellung<br />
bevorsteht, die Mitarbeiter abzuholen,<br />
die Prozesse zu strukturieren und gemeinsam<br />
danach arbeiten zu lernen.<br />
Benedikt Kapferer: Wir arbeiten bereits in<br />
gewissen Teilbereichen als „unechte Vollagentur“.<br />
D. h. die Vorführ- und Serviceersatzwagen<br />
gehören uns, Neuwagen-Lagerfahrzeuge<br />
gehören dem Importeur. Bei Mercedes wird<br />
mit einer Vollagentur gearbeitet, d. h. hier<br />
gehören sogar die Vorführwagen nicht mehr<br />
dem jeweiligen Händler. Ich sehe das Agenturmodell<br />
als Fluch und Segen zugleich.<br />
Einerseits gibt es keine Rabattschlachten<br />
mehr, andererseits sind meines Erachtens die<br />
Provisionen zu niedrig, als dass man hiermit<br />
wirtschaftlich erfolgreich sein kann, bedenkt<br />
man den stetig steigenden Aufwand, den man<br />
mittlerweile betreiben muss, um ein einziges<br />
Auto zu verkaufen.<br />
Benjamin Hauser: Bei Kia und ISUZU<br />
gelten nach wie vor klassische Handelsverträge.<br />
Eine Umstellung ist nicht geplant. Bei<br />
Opel sind wir am 4. September mit dem<br />
Agenturmodell gestartet. <strong>Das</strong> ist der Pilotmarkt<br />
für Österreich. Andere deutsche Hersteller<br />
werden bald aufspringen. Der Start war<br />
holprig, auch in der EDV-Technik. Wie das<br />
Modell von den Kunden angenommen wird,<br />
werden wir erst in einem Jahr hinreichend<br />
beurteilen können. Klar ist: Österreichweit<br />
kostet dasselbe Modell nun gleich viel. <strong>Das</strong><br />
klassische Ost-West-Gefälle, dass dasselbe<br />
Modell in Wien 1.000 Euro weniger kostet als<br />
in Tirol, gibt es damit nicht mehr. <strong>Das</strong> ist für<br />
Kunden ein Vorteil. Für uns als Unternehmen<br />
Der Mercedes-Benz EQC – der Beginn<br />
von etwas ganz Großem.<br />
„KI wird v. a. in der Verwaltung große Effi zienzsteigerungen<br />
mit sich bringen, denkt man z. B. an eine automatisierte<br />
Terminvergabe, die Mechanikereinteilung, das<br />
Lagermanagement oder die Buchhaltung.“<br />
Benedikt & Dominic Kapferer, Geschäftsführung<br />
Autohaus Kapferer & Kapferer<br />
kann ein gut durchdachtes Agenturmodell<br />
Vorteile bieten. Die Belastungen sinken, das<br />
Risiko sinkt gegen null. Wir müssen keine Lagerhaltung<br />
mehr finanzieren, zugleich steigen<br />
die Zinsen. <strong>Das</strong> bedeutet, es wird Liquidität<br />
frei. Die Planung wird viel einfacher. Es gibt<br />
große Hersteller, die machen vor, dass das<br />
Agenturmodell funktionieren kann. Der Big<br />
Player im E-Auto-Business macht es nur so.<br />
Auf lange Sicht wird es darum nicht mehr anders<br />
gehen. Es ist eine Herausforderung, auch<br />
für die Mitarbeiter, in den Kopf zu bekommen,<br />
dass es keine Zulagen und Nachlässe<br />
mehr geben wird. Wir werden sehen, ob die<br />
Wirtschaftlichkeit gegeben bleibt. Der Trend<br />
geht sicher dahin, dass Kunden ihre Autos im<br />
Internet kaufen. Wir werden nur mehr ausliefern.<br />
<strong>Das</strong> gibt es ja bereits, nur nicht bei Mainstream-Marken.<br />
Auch die Hersteller kämpfen<br />
derzeit mit der Umstellung. Letztlich haben<br />
sie uns etwas weggenommen, was sie gerne<br />
haben wollten.<br />
Michael Mayr: Bei Suzuki gibt es aktuell<br />
keine Pläne, in ein Agenturmodell zu gehen.<br />
Bei Ford gibt es nun eine Zwischenlösung.<br />
Sollte das Agenturmodell bei Volvo kommen,<br />
wird dies in Österreich nicht vor 2029 der Fall<br />
sein. Hier werden die Testmärkte England<br />
und Schweden entsprechende Erfahrungen<br />
liefern. Mit dem echten Agenturmodell übernimmt<br />
der Hersteller den Vertrieb, das Autohaus<br />
vermittelt nur noch. Für den Hersteller<br />
bedeutet das eine Milliardeninvestition in<br />
Lagerhaltung, Mitarbeiter, EDV-Strukturen<br />
usw. Jene Marken, die bereits umgestellt haben,<br />
verspüren gewaltige Anlaufschwierigkeiten.<br />
Unter Umständen gibt es einen Trend<br />
zurück zum klassischen Vertriebssystem. Seit<br />
Jahrzehnten erfolgreich fungiert hier der regionale<br />
Händler als Schnittstelle zwischen Hersteller<br />
und Kunden und betreut individuell<br />
den lokalen Markt. ■<br />
Interviews: Amata Steinlechner<br />
Foto: Kapferer & Kapferer, Pappas Salzburg