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TOP 500 | INTERVIEW<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Regierung hat eine Mietpreisbremse<br />
beschlossen. Welche konkreten Auswirkungen<br />
hat dies für Mieter?<br />
Wimmer: Aus politischer Sicht mag diese<br />
Entscheidung verständlich sein, wirtschaftlich<br />
haben solche Entscheidungen mittel- und<br />
langfristig erhebliche Nachteile. Die Kosten<br />
für die Instandhaltung der Mietimmobilien<br />
sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen.<br />
Darüber hinaus werden auf die gesamte Immobilienwirtschaft,<br />
insbesondere auf Vermieter,<br />
in den kommenden Jahren durch<br />
gesetzliche Maßnahmen wie das geplante<br />
Erneuerbare-Wärme-Gesetz erhebliche Belastungen<br />
zukommen. Wenn sich aufgrund<br />
gedeckelter Mietpreise Investitionen nicht<br />
mehr lohnen, wird die Wohnqualität zwangsläufig<br />
abnehmen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sind die ersten Erfahrungen mit<br />
dem Bestellerprinzip bei Immobilien?<br />
Wimmer: Die Einführung des Bestellerprinzips<br />
hat dazu geführt, dass die Mieter mit<br />
wenigen Ausnahmen wohl keine Provision<br />
mehr bezahlen, aber auch nicht mehr den<br />
umfangreichen Service erwarten können.<br />
Die Interessen des Mieters können daher<br />
nur mehr eingeschränkt wahrgenommen<br />
werden. Vielfach sind die Vermieter nunmehr<br />
bereit, eine höhere Provision als früher<br />
an den Immobilienmakler zu bezahlen, insbesondere<br />
dann, wenn sie die Erfahrungen<br />
gemacht haben, welche umfangreichen<br />
Dienstleistungen der Immobilienmakler<br />
bei einer Wohnungsvermietung erbringt.<br />
Bei jenen Vermietern, die keinen Immobilienmakler<br />
beauftragen, aber die Vermietung<br />
auch nicht selbst erledigen wollen, zeigt sich<br />
vielfach, dass der bestehende Mieter einen<br />
Nachmieter suchen darf. Diesbezüglich ist<br />
leider schon festzustellen, dass hier nicht<br />
gerechtfertigte Ablösen vom Mieter zu erbringen<br />
sind. Weiters zeigt sich auch, dass<br />
weniger Mietwohnungen auf dem Markt<br />
sichtbar sind und der Markt für den Mieter<br />
weniger transparent ist. Darüber hinaus ist<br />
auch festzustellen, dass mittlerweile vereinzelt<br />
Anbieter auftreten, die nicht Immobilienmakler<br />
sind, aber mehr oder weniger<br />
seriöse Dienstleistungen über Plattformen<br />
anbieten. Leider sind bei derartigen Anbietern<br />
mittlerweile vereinzelt schon betrügerische<br />
Handlungen zu beklagen. Dies sind<br />
alles erhebliche Nachteile für den Mieter. In<br />
den Verhandlungen mit der Politik haben wir<br />
auf diese nachteiligen Auswirkungen nachdrücklich<br />
hingewiesen. Für die Immobilienmakler<br />
bedeutet dies, dass das Segment der<br />
Wohnungsvermietung zunehmend strukturiert<br />
wird und vermehrt digitale Prozesse<br />
in Verwendung kommen. Vereinzelt haben<br />
sich Immobilienmakler aus diesem Marktsegment<br />
auch zurückgezogen.