03.11.2023 Aufrufe

ECHO Top500 2023 - Das Original.

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Entlastung Ende2024<br />

oder Anfang 2025“<br />

Interview. Reinhard Mayr, Spartenobmann der WKT Banken, über die Wirtschaftslage<br />

der Banken, Zinsen und Kreditverordnungen, Bargeld, KI und Klimawandel.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie entwickelt sich die Wirtschaftslage<br />

in den Banken? Wie ist Ihre Erwartung<br />

an die Konjunktur für das nächste<br />

Jahr? Wie schätzen Sie die Auswirkungen auf<br />

die Kunden ein?<br />

Reinhard Mayr: Trotz des angespannten<br />

wirtschaftlichen Umfelds sind die Tiroler<br />

Banken gut aufgestellt. Bei den heimischen<br />

Unternehmen erleben wir, dass sie ihre Investitionen<br />

zum Teil aufschieben. <strong>Das</strong> liegt<br />

am aktuell hohen Kostendruck und an der<br />

gedämpften Konjunktur. So lassen die Prognosen<br />

für heuer eine Stagnation oder milde<br />

Rezession erwarten. Schon im nächsten Jahr<br />

wird die Wirtschaft aber wieder leicht wachsen.<br />

Die wichtigsten Impulse kommen dann<br />

vom Konsum – mit den stark steigenden Realeinkommen<br />

erholt sich die Kaufkraft – und<br />

vom anziehenden Welthandel.<br />

<strong>ECHO</strong>: Nach vielen Jahren der Niedrigzinspolitik<br />

sind die Zinsen kräftig gestiegen. Für<br />

die Banken bietet das die Möglichkeit besserer<br />

Erträge. Gleichzeitig werden die Banken<br />

auch stark dafür kritisiert, dass Sie bei den Habenzinsen<br />

nach wie vor sehr zurückhaltend<br />

sind. Welche Zinsentwicklung erwarten Sie?<br />

Mayr: Insbesondere sieben Jahre Negativzinsen<br />

waren ein Ausnahmephänomen, das<br />

die Ergebnisse der Banken sehr belastet hat.<br />

In der jetzigen Phase der Normalisierung stabilisieren<br />

sich die Erträge der Banken wieder.<br />

Eine Zurückhaltung der Tiroler Banken bei<br />

den Habenzinsen sehe ich nicht. Vielmehr<br />

passen diese die Zinssätze für gebundene Einlagen<br />

sogar sehr aktiv an. Für Sparprodukte<br />

mit einer Bindung für zwölf Monate werden<br />

aktuell Einlagezinsen bis zu 3,25 Prozent p.<br />

Reinhard Mayr, Spartenobmann der WKT<br />

Banken.<br />

a. bezahlt, bei einer Kapitalbindung von 24<br />

Monaten bis zu 3,5 Prozent p. a. Insgesamt<br />

sind die Sparzinsen in Österreich seit der<br />

Zinswende sogar etwas stärker gestiegen als<br />

die Kreditzinssätze beim Neugeschäft.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Zinsentwicklung stellt gleichzeitig<br />

für viele Unternehmen eine Herausforderung<br />

dar. Spüren Sie bereits Auswirkungen?<br />

Mayr: Eine Blitzumfrage im Tiroler Bankensektor<br />

hat ergeben, dass es aktuell keine<br />

auffällige Häufung von Insolvenzen und auch<br />

keine vermehrten Kreditausfälle gibt. <strong>Das</strong>,<br />

was die Tiroler Betriebe gemäß Konjunkturbarometer<br />

der Wirtschaftskammer Tirol<br />

gerade am meisten sorgt, sind der Arbeitsund<br />

Fachkräftemangel, die Energie- bzw.<br />

Rohstoffpreise, die Arbeitskosten und die Inflation.<br />

Finanzierungskonditionen folgen erst<br />

danach. Vorerst sieht diese ein Viertel der befragten<br />

Unternehmen als besondere Herausforderung.<br />

Auf dieser Seite könnte eine erste<br />

Zinssenkung der Europäischen Zentralbank<br />

im zweiten Halbjahr 2024 oder Anfang 2025<br />

Entlastung bringen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie begegnen Sie diesen Entwicklungen?<br />

(Z. B. der Bau könnte in der nächsten<br />

Zeit besonnene Banken brauchen?)<br />

Mayr: Wir haben bei der Einführung der<br />

KIM-Verordnung davor gewarnt, dass der<br />

Traum vom Eigenheim mit den Vorschriften<br />

betreffend Eigenmittelanteil und Schuldendienstquote<br />

für viele Tirolerinnen und Tiroler<br />

nicht mehr zu realisieren ist. Insbesondere<br />

sind auch unsere Befürchtungen hinsichtlich<br />

der Bauwirtschaft eingetroffen, die nun bedingt<br />

durch die „doppelte“ Regulierung aus<br />

KIM-Verordnung und Zinswende in einer<br />

rezessiven Entwicklung ist. Dabei wäre allein<br />

die Zinspolitik der EZB ein vollkommen<br />

ausreichendes Korrektiv gewesen. Sollte<br />

es in der Bauwirtschaft – bei anhaltend bri-<br />

Fotos: die Fotografen, Adobe Stock<br />

110<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!