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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Wir leben Diversität in<br />
allen Bereichen“<br />
Interview. Karin Svoboda und Patrick Götz, Vorstandsteam der Tiroler Sparkasse, im<br />
Interview über die Konjunkturaussichten, die Werte junger MitarbeiterInnen und den<br />
spannenden Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bankensektor.<br />
<strong>ECHO</strong> Welche Erwartungen haben Sie an<br />
das nächste Jahr?<br />
Svoboda: Unsere makroökonomische Meinung<br />
ist, dass wir den Plafond beim Zinsniveau<br />
erreicht haben. Die Inflation geht ein<br />
bisschen zurück. Deshalb rechnen wir damit,<br />
dass die EZB im zweiten Halbjahr 2024<br />
beginnen wird, die Zinsen wieder langsam<br />
zu senken. Jeder muss sich aber darauf einstellen,<br />
dass die Inflation die nächsten zwei<br />
Jahre noch über den von der EZB anvisierten<br />
zwei Prozent liegen wird und damit auch die<br />
Zinsen noch höher bleiben werden.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie zufrieden sind Sie mit der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Ihrem Unternehmen<br />
im heurigen Jahr?<br />
Karin Svoboda: Wenn man sich unsere<br />
Ergebnisentwicklung anschaut, sind wir<br />
natürlich sehr zufrieden. Beim Zinsergebnis<br />
helfen uns steigende Zinsen auf der Aktivseite,<br />
kosten aber natürlich auch mehr auf<br />
der Einlagenseite. Bei den PrivatkundInnen<br />
haben die regulatorischen Vorgaben, aber<br />
auch die Inflation dazu beigetragen, dass wir<br />
mehr Zurückhaltung spüren. In erster Linie,<br />
was Investitionen in Immobilien betrifft.<br />
Auf der Firmenkundenseite ist es ein bisschen<br />
verhaltener als im Vorjahr, weil viele<br />
Unternehmen bei Investitionen bremsen.<br />
Im ersten Halbjahr sahen wir einen Anstieg<br />
bei den vorzeitigen Tilgungen. Vor allem<br />
KundInnen, die auf variabel verzinste Kredite<br />
setzten, haben diese verstärkt vorzeitig<br />
getilgt. Dieser Trend ist im zweiten Halbjahr<br />
wieder zurückgegangen.<br />
Patrick Götz: Bei den Zinsen kehren wir<br />
nach einer untypischen Negativzinsphase zu einer<br />
Normalisierung zurück. Überraschend war<br />
die Geschwindigkeit der Zinswende – bedingt<br />
durch die sprunghaft angestiegene Inflation.<br />
Natürlich haben die Eingriffe der Zentralbanken<br />
einen abkühlenden Effekt auf die Wirtschaft.<br />
Aber die Inflation muss sinken – und<br />
dann wird sich auch das Zinsgefüge wieder<br />
stabilisieren. Seit der letzten Bankenkrise im<br />
Jahr 2008 ist die Wirtschaft wesentlich resilienter<br />
geworden. Die Eigenkapitalquoten<br />
sind seither sowohl bei den Unternehmen<br />
als auch bei den Banken gestiegen. Dort, wo<br />
die Gewinne in den Unternehmen geblieben<br />
sind, sollte genügend Substanz da sein, um<br />
auch ein paar schwierigere Quartale zu verkraften.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Branchen werden vermehrt<br />
mit Problemen zu kämpfen haben?<br />
Svoboda: Wir schauen uns auf der Risikoseite<br />
an, welche Branchen besonders gefährdet sind,<br />
Fotos: Vandory<br />
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<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>