03.11.2023 Aufrufe

ECHO Top500 2023 - Das Original.

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TOP 500 | INTERVIEW<br />

meiner Möglichkeiten alle Barrieren<br />

abzubauen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Als erste Rektorin haben<br />

Sie erstmals die Personalagenden<br />

übernommen, die bislang immer<br />

in einem Vizerektorat angesiedelt<br />

waren. Warum und mit welchen<br />

Zielen?<br />

Sexl: Mir sind Menschen wichtig.<br />

Sie stehen für mich im Mittelpunkt<br />

meiner Überlegungen.<br />

Denn es sind Menschen, die<br />

forschen, lehren oder unsere Uni<br />

am Laufen halten. Und daher<br />

sind die Personalauswahl und<br />

das Personalmanagement extrem<br />

wichtig für eine positive Entwicklung<br />

einer Universität. Damit ist<br />

für mich auch völlig logisch, dass<br />

dieser Bereich Chefinnensache<br />

sein muss.<br />

<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen<br />

X, Y und Z gibt es viele Zuschreibungen.<br />

Es wird ihnen nachgesagt,<br />

dass sie weniger arbeiten wollten,<br />

dass ihnen Freizeit besonders<br />

wichtig sei. Sie hätten ein anderes<br />

Verständnis von Karriere und andere<br />

Werte. Wie erleben die junge<br />

Generation?<br />

Sexl: Meine beiden Söhne sind<br />

Teil dieser sogenannten Generation<br />

Z und ich habe als Universitätslehrerin<br />

auch Studierende der<br />

Vorgängergenerationen erlebt. Generationen<br />

sind immer im Wandel<br />

und das ist gut so. Die Welt ist<br />

nicht schwarz oder weiß, sondern<br />

divers und bunt. Ich erlebe hier an<br />

der Uni unglaublich viele interessierte,<br />

engagierte und problembewusste<br />

junge Menschen. Daher<br />

bereitet es mir auch großen Spaß,<br />

möglichst gute Rahmenbedingungen<br />

für diese jungen Leute zu<br />

schaffen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der<br />

Mitarbeiterführung besonders<br />

wichtig? Wie würden Sie Ihren<br />

Führungsstil beschreiben? Welche<br />

Werte und Prinzipien leiten Sie bei<br />

der Führung Ihres Teams?<br />

Sexl: Ich war viele Jahre Wissenschaftlerin<br />

und habe immer mit<br />

anderen Menschen zusammengearbeitet,<br />

viele Jahre auch Forschungsgruppen<br />

geleitet. Da war<br />

es immer sinnvoll, Ziele zu definieren,<br />

dann aber auch den Raum für<br />

eigene Lösungsansätze zu schaffen.<br />

Am Ende müssen dann aber<br />

immer Ergebnisse stehen und man<br />

muss Entscheidungen treffen. Ich<br />

arbeite daher gerne mit Menschen<br />

zusammen, die etwas von Ihrem<br />

„Geschäft“ verstehen und das gerne<br />

machen. Ich höre zu und lasse<br />

mir Sachverhalte und Zusammenhänge<br />

erklären. Ich bilde mir eine<br />

Meinung und entscheide dann.<br />

Ich würde das wohl als partizipativ-konkret<br />

bezeichnen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben in den letzten<br />

Wochen von einer 30-Millionen-Euro-Lücke<br />

im Budget für<br />

2024 gesprochen. Wie laufen die<br />

Verhandlungen? Wie sieht der<br />

Bildungsminister die Sachlage<br />

und wie der Finanzminister? Wie<br />

zuversichtlich sind Sie, dass die<br />

Lücke geschlossen werden kann?<br />

Sexl: Ja, wenn es so bleibt, werden<br />

wir im kommenden Jahr eine Lücke<br />

von rund 30 Millionen Euro<br />

haben. Die Inflation, die hohen<br />

Energiekosten und die – aus diesen<br />

Rahmenbedingungen resultierenden<br />

– gestiegenen Personalkosten<br />

sind die Ursache dafür. Wir<br />

schließen als Universitäten mit<br />

dem Ministerium immer Verträge<br />

über eine Budgetperiode von drei<br />

Jahren ab. Beim letzten Mal waren<br />

die aktuellen Entwicklungen nicht<br />

abzusehen und daher fehlen uns<br />

die nötigen Mittel für das letzte<br />

Jahr dieser Budgetperiode. Darüber<br />

verhandeln wir als Gesamtheit<br />

der österreichischen Universitäten<br />

über unseren Dachverband, die<br />

Universitätenkonferenz, mit dem<br />

Bund. Wir sind aber auch in der<br />

Vorbereitung für die Verhandlungen<br />

für die folgende Budgetperiode<br />

und auch hier ist unser<br />

Ziel, die positiven Entwicklungen,<br />

die wir in unserer Hochschullandschaft<br />

haben, auch fortsetzen<br />

zu können. Denn eines muss klar<br />

sein: Investitionen in Bildung, in<br />

Wissenschaft und in Forschung<br />

sind Investitionen in die Zukunft<br />

und die werden wir brauchen, um<br />

uns als Gesellschaft auch künftig<br />

positiv weiterentwickeln zu können.<br />

Daher bin ich derzeit auch<br />

noch optimistisch, dass wir gemeinsam<br />

mit dem Ministerium zu<br />

einer Lösung kommen werden, für<br />

2024 und auch für die Folgejahre.<br />

<strong>ECHO</strong>: Ist diese Budgetlücke<br />

ausschließlich auf Teuerung und<br />

Inflation zurückzuführen?<br />

Sexl: Ja!<br />

<strong>ECHO</strong>: Sie haben von einem<br />

Entwicklungsplan für 2025 bis<br />

2027 gesprochen. Was soll in diesem<br />

Plan stehen?<br />

Sexl: Diese Pläne werden alle drei<br />

Jahre erstellt und beschreiben den<br />

Weg, den unsere Universität nehmen<br />

soll. <strong>Das</strong> ist nicht jedes Mal<br />

komplett anders, sondern ein Entwicklungsprozess,<br />

den man von<br />

Zeit zu Zeit adaptiert und an neue<br />

Gegebenheiten oder Herausforderungen<br />

anpasst. Der Weg zu einem<br />

solchen Plan führt über viele Gespräche<br />

mit den Fakultäten und<br />

den universitären Gremien, ist also<br />

ein komplexer demokratischer<br />

Prozess. Schlussendlich bildet<br />

dieser Entwicklungsplan dann<br />

die Basis für die Leistungsvereinbarungen<br />

mit dem Ministerium,<br />

für unser Budget.<br />

<strong>ECHO</strong>: Vor Kurzem wurde<br />

eine neue Stiftungsprofessur für<br />

Eisenbahnbau vorgestellt. Wie<br />

wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit<br />

zwischen Universität und<br />

Wirtschaft und gibt es in diesem<br />

Bereich konkrete Pläne?<br />

Sexl: Die Zusammenarbeit mit<br />

der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />

ist wichtig für eine Universität.<br />

Diese Zusammenarbeit<br />

muss aber beiden etwas bringen.<br />

Die zentrale Aufgabe von Universitäten<br />

ist dabei die Grundlagenforschung<br />

und dann gilt das<br />

Prinzip der freien Zugänglichkeit<br />

zu den Ergebnissen, meist in der<br />

Form von wissenschaftlichen<br />

Publikationen. Wenn das die Arbeitsgrundlage<br />

ist, dann bin ich<br />

für jede Kooperation offen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!