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TOP 500 | INTERVIEW<br />
meiner Möglichkeiten alle Barrieren<br />
abzubauen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Als erste Rektorin haben<br />
Sie erstmals die Personalagenden<br />
übernommen, die bislang immer<br />
in einem Vizerektorat angesiedelt<br />
waren. Warum und mit welchen<br />
Zielen?<br />
Sexl: Mir sind Menschen wichtig.<br />
Sie stehen für mich im Mittelpunkt<br />
meiner Überlegungen.<br />
Denn es sind Menschen, die<br />
forschen, lehren oder unsere Uni<br />
am Laufen halten. Und daher<br />
sind die Personalauswahl und<br />
das Personalmanagement extrem<br />
wichtig für eine positive Entwicklung<br />
einer Universität. Damit ist<br />
für mich auch völlig logisch, dass<br />
dieser Bereich Chefinnensache<br />
sein muss.<br />
<strong>ECHO</strong>: Über die Generationen<br />
X, Y und Z gibt es viele Zuschreibungen.<br />
Es wird ihnen nachgesagt,<br />
dass sie weniger arbeiten wollten,<br />
dass ihnen Freizeit besonders<br />
wichtig sei. Sie hätten ein anderes<br />
Verständnis von Karriere und andere<br />
Werte. Wie erleben die junge<br />
Generation?<br />
Sexl: Meine beiden Söhne sind<br />
Teil dieser sogenannten Generation<br />
Z und ich habe als Universitätslehrerin<br />
auch Studierende der<br />
Vorgängergenerationen erlebt. Generationen<br />
sind immer im Wandel<br />
und das ist gut so. Die Welt ist<br />
nicht schwarz oder weiß, sondern<br />
divers und bunt. Ich erlebe hier an<br />
der Uni unglaublich viele interessierte,<br />
engagierte und problembewusste<br />
junge Menschen. Daher<br />
bereitet es mir auch großen Spaß,<br />
möglichst gute Rahmenbedingungen<br />
für diese jungen Leute zu<br />
schaffen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was ist Ihnen bei der<br />
Mitarbeiterführung besonders<br />
wichtig? Wie würden Sie Ihren<br />
Führungsstil beschreiben? Welche<br />
Werte und Prinzipien leiten Sie bei<br />
der Führung Ihres Teams?<br />
Sexl: Ich war viele Jahre Wissenschaftlerin<br />
und habe immer mit<br />
anderen Menschen zusammengearbeitet,<br />
viele Jahre auch Forschungsgruppen<br />
geleitet. Da war<br />
es immer sinnvoll, Ziele zu definieren,<br />
dann aber auch den Raum für<br />
eigene Lösungsansätze zu schaffen.<br />
Am Ende müssen dann aber<br />
immer Ergebnisse stehen und man<br />
muss Entscheidungen treffen. Ich<br />
arbeite daher gerne mit Menschen<br />
zusammen, die etwas von Ihrem<br />
„Geschäft“ verstehen und das gerne<br />
machen. Ich höre zu und lasse<br />
mir Sachverhalte und Zusammenhänge<br />
erklären. Ich bilde mir eine<br />
Meinung und entscheide dann.<br />
Ich würde das wohl als partizipativ-konkret<br />
bezeichnen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben in den letzten<br />
Wochen von einer 30-Millionen-Euro-Lücke<br />
im Budget für<br />
2024 gesprochen. Wie laufen die<br />
Verhandlungen? Wie sieht der<br />
Bildungsminister die Sachlage<br />
und wie der Finanzminister? Wie<br />
zuversichtlich sind Sie, dass die<br />
Lücke geschlossen werden kann?<br />
Sexl: Ja, wenn es so bleibt, werden<br />
wir im kommenden Jahr eine Lücke<br />
von rund 30 Millionen Euro<br />
haben. Die Inflation, die hohen<br />
Energiekosten und die – aus diesen<br />
Rahmenbedingungen resultierenden<br />
– gestiegenen Personalkosten<br />
sind die Ursache dafür. Wir<br />
schließen als Universitäten mit<br />
dem Ministerium immer Verträge<br />
über eine Budgetperiode von drei<br />
Jahren ab. Beim letzten Mal waren<br />
die aktuellen Entwicklungen nicht<br />
abzusehen und daher fehlen uns<br />
die nötigen Mittel für das letzte<br />
Jahr dieser Budgetperiode. Darüber<br />
verhandeln wir als Gesamtheit<br />
der österreichischen Universitäten<br />
über unseren Dachverband, die<br />
Universitätenkonferenz, mit dem<br />
Bund. Wir sind aber auch in der<br />
Vorbereitung für die Verhandlungen<br />
für die folgende Budgetperiode<br />
und auch hier ist unser<br />
Ziel, die positiven Entwicklungen,<br />
die wir in unserer Hochschullandschaft<br />
haben, auch fortsetzen<br />
zu können. Denn eines muss klar<br />
sein: Investitionen in Bildung, in<br />
Wissenschaft und in Forschung<br />
sind Investitionen in die Zukunft<br />
und die werden wir brauchen, um<br />
uns als Gesellschaft auch künftig<br />
positiv weiterentwickeln zu können.<br />
Daher bin ich derzeit auch<br />
noch optimistisch, dass wir gemeinsam<br />
mit dem Ministerium zu<br />
einer Lösung kommen werden, für<br />
2024 und auch für die Folgejahre.<br />
<strong>ECHO</strong>: Ist diese Budgetlücke<br />
ausschließlich auf Teuerung und<br />
Inflation zurückzuführen?<br />
Sexl: Ja!<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie haben von einem<br />
Entwicklungsplan für 2025 bis<br />
2027 gesprochen. Was soll in diesem<br />
Plan stehen?<br />
Sexl: Diese Pläne werden alle drei<br />
Jahre erstellt und beschreiben den<br />
Weg, den unsere Universität nehmen<br />
soll. <strong>Das</strong> ist nicht jedes Mal<br />
komplett anders, sondern ein Entwicklungsprozess,<br />
den man von<br />
Zeit zu Zeit adaptiert und an neue<br />
Gegebenheiten oder Herausforderungen<br />
anpasst. Der Weg zu einem<br />
solchen Plan führt über viele Gespräche<br />
mit den Fakultäten und<br />
den universitären Gremien, ist also<br />
ein komplexer demokratischer<br />
Prozess. Schlussendlich bildet<br />
dieser Entwicklungsplan dann<br />
die Basis für die Leistungsvereinbarungen<br />
mit dem Ministerium,<br />
für unser Budget.<br />
<strong>ECHO</strong>: Vor Kurzem wurde<br />
eine neue Stiftungsprofessur für<br />
Eisenbahnbau vorgestellt. Wie<br />
wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit<br />
zwischen Universität und<br />
Wirtschaft und gibt es in diesem<br />
Bereich konkrete Pläne?<br />
Sexl: Die Zusammenarbeit mit<br />
der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />
ist wichtig für eine Universität.<br />
Diese Zusammenarbeit<br />
muss aber beiden etwas bringen.<br />
Die zentrale Aufgabe von Universitäten<br />
ist dabei die Grundlagenforschung<br />
und dann gilt das<br />
Prinzip der freien Zugänglichkeit<br />
zu den Ergebnissen, meist in der<br />
Form von wissenschaftlichen<br />
Publikationen. Wenn das die Arbeitsgrundlage<br />
ist, dann bin ich<br />
für jede Kooperation offen.