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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„In der Industrie denken<br />
wir positiv“<br />
Interview. Im Interview spricht Max Kloger, Spartenobmann Industrie, über Konjunktur,<br />
Exportentwicklung, Arbeitskräftemangel, Energiekosten, Zinsen, Inflation, Wettbwerbsfähigkeit<br />
und KI.<br />
Die Konjunktur trübt sich zunehmend<br />
ein. Von der Industrie<br />
hört man, dass sie sich<br />
schon in einer technischen Rezession<br />
befindet. Wie geht es den Unternehmen?<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung<br />
heuer und für 2024? Wie sieht der Best<br />
und der Worst Case aus? Wann denken<br />
Sie, wird sich die Wirtschaftslage wieder<br />
verbessern?<br />
Max Kloger: Die aktuellen Konjunkturindikatoren<br />
verheißen tatsächlich<br />
nichts Gutes. Doch die Tiroler Industrie<br />
hat in der Vergangenheit bewiesen,<br />
dass sie immer Wege aus der Krise<br />
findet. Dennoch, die Zahlen in einigen<br />
Branchen, etwa der Bauwirtschaft, sind<br />
ernüchternd. Daran ist auch der Gesetzgeber<br />
nicht ganz unschuldig, beispielsweise<br />
aufgrund der neuen Eigenkapitalvorschriften.<br />
Aber in der Industrie<br />
denken wir immer positiv und glauben<br />
an einen leichten Aufschwung im dritten<br />
oder vierten Quartal des nächsten<br />
Jahres.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist die Exportentwicklung<br />
im Speziellen (heuer und 2024)?<br />
Max Kloger: Die Tiroler Industriebetriebe<br />
halten nach wie vor eine beeindruckende<br />
Exportquote von fast 75<br />
Prozent. Deshalb ist es ja so wichtig,<br />
dass wir am Weltmarkt konkurrenzfähig<br />
bleiben. Dafür brauchen wir stabile<br />
Rahmenbedingungen, die in Tirol bis<br />
vor Kurzem mehrheitlich gut bis sehr<br />
gut waren. Doch im letzten Jahr hat<br />
sich einiges ins Negative gedreht, etwa<br />
bei den Themen Energie und Verkehr<br />
oder bei den Löhnen und Gehältern. Es<br />
ist unerlässlich, dass hier wieder mehr<br />
Planungssicherheit für die Betriebe geschaffen<br />
wird.<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Industrie ist immer noch<br />
mit einem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel<br />
konfrontiert. Wird sich dies<br />
durch die Abschwächung der Konjunktur<br />
verändern? Rechnen Sie mit<br />
höheren Arbeitslosenquoten?<br />
Kloger: Grundsätzlich sehen wir die<br />
Abschwächung der Konjunktur als<br />
vor übergehend an. Deswegen haben<br />
wir auch in zahlreichen Gesprächen<br />
mit der Politik darauf gedrängt, eine<br />
Kurzarbeitsvariante einzuführen, die<br />
es den Betrieben ermöglicht, in einer<br />
Periode von höchstens drei Monaten<br />
ihre Fachkräfte zu behalten. Leider ist<br />
das nun vorliegende Modell für die<br />
Unternehmen keine echte Hilfe. Erstens,<br />
weil es von der Antragstellung bis<br />
zur Entscheidung viel zu lange dauert.<br />
Und zweitens, weil das Unternehmen<br />
das Risiko der Mehrkosten trägt, wenn<br />
der Antrag letztlich abgewiesen werden<br />
sollte. <strong>Das</strong> ist nicht praktikabel!<br />
<strong>ECHO</strong>: Die Zinsen sind erheblich<br />
gestiegen. Sehen Sie bereits Auswirkungen<br />
auf die Industrieunternehmen<br />
in Tirol? Wenn ja, welche?<br />
Kloger: Natürlich waren die niedrigen<br />
Zinsen so etwas wie ein Turbo für In-<br />
Max Kloger,<br />
Spartenobmann<br />
Industrie.<br />
Fotos: die Fotografen, Adobe Stock<br />
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<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong>