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WZB-Mitteilungen 123: Chancen und Risiken im Lebensverlauf

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Marc Torka studierte Soziologie<br />

<strong>und</strong> Politikwissenschaft an der Universitåt<br />

Tçbingen. Als Stipendiat<br />

des Graduiertenkollegs „Auf dem<br />

Weg in die Wissensgesellschaft“<br />

des Instituts fçr Wissenschafts- <strong>und</strong><br />

Technikforschung an der Universitåt<br />

Bielefeld verfasste er seine Promotion<br />

„Die Projektfærmigkeit der<br />

Forschung“. Seit April 2007 ist er<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter in<br />

der Forschungsgruppe „Wissenschaftspolitik“<br />

am <strong>WZB</strong>.<br />

[Foto: Wiebke Peters]<br />

torka@wzb.eu<br />

Akademische Grenzgånger<br />

Wissenschaftsunternehmer haben noch keine feste Rolle gef<strong>und</strong>en<br />

Von Anke Borcherding <strong>und</strong> Marc Torka<br />

26 <strong>WZB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> Heft <strong>123</strong> Mårz 2009<br />

Die Wissenschaft steht zunehmend unter dem Druck, wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

in ækonomisch verwertbare Produkte zu çberfçhren. Die B<strong>und</strong>esministerien<br />

fçr Bildung <strong>und</strong> Forschung <strong>und</strong> fçr Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

oder auch die Europåische Union mæchten den Transfer von Forschung in die<br />

wirtschaftliche Praxis durch Unternehmensgrçndungen aus der Wissenschaft<br />

neu beleben. Damit stehen auch die Ausgrçnder <strong>und</strong> -grçnderinnen <strong>im</strong> Zentrum<br />

zahlreicher hochschul- <strong>und</strong> wissenschaftspolitischer Programme. In dem<br />

vom B<strong>und</strong>esministerium fçr Bildung <strong>und</strong> Forschung gefærderten <strong>WZB</strong>-Forschungsprojekt<br />

„Wissenschaftsunternehmer: Typus, Merkmale <strong>und</strong> Erfolgsbedingungen<br />

von akademischen Grenzgångern“ wurden die Bedingungen<br />

dieser Wissenschaftsunternehmer mit Hilfe von 17 Interviews mit Nachwuchswissenschaftlern,<br />

Ausgrçndern <strong>und</strong> unterstçtzenden Professoren an<br />

universitåren <strong>und</strong> außeruniversitåren Forschungseinrichtungen untersucht<br />

<strong>und</strong> wissenschaftspolitische Schlussfolgerungen fçr die Entwicklung einer<br />

neuen Berufsrolle als Wissenschaftsunternehmer abgeleitet.<br />

Die Entwicklung einer neuen Berufsrolle ist ein schwieriges Unterfangen. Berufsrollen<br />

werden nicht einfach çbernommen, sondern in langen Sozialisationsprozessen<br />

erlernt <strong>und</strong> eingeçbt. Einen stabilen Typus <strong>und</strong> eine stabile Berufsrolle<br />

des Wissenschaftsunternehmers gibt es bisher nicht. Die sozialwissenschaftliche<br />

Forschung hat versucht, den Wissenschaftsunternehmer in<br />

verschiedene Typen zu fassen. Zwei dieser Typenbegriffe, der „academic<br />

entrepreneur“ <strong>und</strong> der „entrepreneurial academic“, lassen sich fçr die Beschreibung<br />

der Rolle von Ausgrçndern aus der Wissenschaft verwenden. Der<br />

„academic entrepreneur“ als ausgrçndender Nachwuchswissenschaftler verlåsst<br />

die Wissenschaft <strong>und</strong> wechselt in die Wirtschaft. Die Wissenschaft stellt<br />

die Gr<strong>und</strong>lage zur Unternehmensgrçndung bereit. Der „entrepreneurial academic“,<br />

der initiierende Professor, ist pr<strong>im</strong>år <strong>im</strong> Wissenschaftssystem verankert<br />

<strong>und</strong> nutzt das ækonomische System zur Finanzierung <strong>und</strong> Validierung<br />

von Forschung oder zur Unterbringung von Doktoranden. Aber selbst bei diesen<br />

beiden auf die Vermittlung von Wissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaft ausgerichteten<br />

Typen bleibt die Differenz zwischen wissenschaftlicher <strong>und</strong> ækonomischer<br />

Orientierung erhalten. Beide Orientierungen zeichnen sich durch<br />

jeweils eigene Zielsetzungen aus: Geld versus Erkenntnis, Schnelligkeit versus<br />

Grçndlichkeit. Ein interviewter Ausgrçnder beschreibt den Unterschied zwischen<br />

dem Wissenschaftler <strong>und</strong> dem Unternehmer so: „Weil ein Wissenschaftler<br />

ganz anders tickt. Er arbeitet wegen der Erkenntnis <strong>und</strong> nicht wegen<br />

des Strebens nach Profit.“<br />

Kaum Vorbilder fçr Wissenschaftsunternehmer<br />

Der Wissenschaftsunternehmer mçsste solche Differenzen in einem Modell<br />

integrieren. Dafçr gibt es jedoch kaum Vorbilder. Beståndige Rollenwechsel,<br />

Rollendoppelungen <strong>und</strong> sogar Rollenkonflikte fçhren stetig zu neuen Handlungsproblemen.<br />

Eine Integration ist (bislang) nicht gelungen. Diese mçsste<br />

auf drei D<strong>im</strong>ensionen zielen.<br />

Erstens entfaltet sich unternehmerisches Handeln nicht voraussetzungslos.<br />

Gr<strong>und</strong>såtzlich bedarf es einer Produktorientierung in der Wissenschaft, die<br />

aber selbst in wissenschaftlichen Bereichen mit starker Ausgrçndungsaktivitåt<br />

(wie der Biotechnologie) nicht selbstverståndlich ist. Die Entwicklung<br />

von Medikamenten bis zur Marktreife ist beispielsweise ein langwieriger<br />

Prozess, der Techniken, Verfahren <strong>und</strong> Infrastrukturen benætigt, die mit wissenschaftlicher<br />

Laborarbeit nur wenig zu tun haben. Dazu bedarf es in biographischer<br />

Hinsicht einer praktischen Umorientierung der Wissenschaftler.

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