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PERSOnews Ausgabe 1|2017

Motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter sind heute für ein Unternehmen wertvoller denn je. In Zeiten des demographischen Wandels und internationalen Wettbewerbs hat häufig derjenige die Nase vorn, der den sogenannten „War for Talents“ gewinnt. Eine Schlüsselfunktion kommt dabei den Prozessen der Personalauswahl und Personalentwicklung zu. In kurzer Zeit unter mehreren – nicht immer perfekten Bewerbern – den Richtigen für eine Position auszuwählen, ist eine hohe Verantwortung. Mit unserem Personaldiagnostik-System PERSOscreen® unterstützen wir Personalverantwortliche und Führungskräfte bei dieser anspruchsvollen Aufgabe. Unser Magazin PERSOnews bietet in dieser Ausgabe Personalentscheidern und Trainern darüber hinaus Hintergründe, Studien und Erfolgsgeschichten rund um die Themen Recruiting, Onboarding und den Glücksfaktor Mitarbeiter.

Motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter sind heute für ein Unternehmen wertvoller denn je. In Zeiten des demographischen Wandels und internationalen Wettbewerbs hat häufig derjenige die Nase vorn, der den sogenannten „War for Talents“ gewinnt.

Eine Schlüsselfunktion kommt dabei den Prozessen der Personalauswahl
und Personalentwicklung zu. In kurzer Zeit unter mehreren – nicht immer perfekten Bewerbern – den Richtigen für eine Position auszuwählen, ist eine hohe Verantwortung. Mit unserem Personaldiagnostik-System PERSOscreen® unterstützen wir Personalverantwortliche und Führungskräfte bei dieser anspruchsvollen Aufgabe.

Unser Magazin PERSOnews bietet in dieser Ausgabe Personalentscheidern
und Trainern darüber hinaus Hintergründe, Studien und
Erfolgsgeschichten rund um die Themen Recruiting, Onboarding und den Glücksfaktor Mitarbeiter.

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>1|2017</strong><br />

GLÜCKSFAKTOR<br />

MITARBEITER<br />

Was erwarten Bewerber von Unternehmen?<br />

Wie gelingen Recruiting und Onboarding?<br />

Stress oder Chance? Arbeiten im Homeoffice


2 |<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

Dr. Verena Schraner hat das Tool<br />

PERSOscreen® gemeinsam mit einem<br />

Wirtschaftspsychologen und weiteren<br />

Experten entwickelt.<br />

wenn Sie mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen Sie auf<br />

einer Wellenlänge sind, sind das sehr gute Voraussetzungen<br />

dafür, dass Sie den Erfolg Ihres Unternehmens gemeinsam voranbringen<br />

und dabei beide Seiten glücklich sind – Sie und Ihre Mitarbeiter.<br />

Das erhöht auch deutlich die Chancen, dass Ihnen gute<br />

Mitarbeiter lange erhalten bleiben.<br />

Den Grundstein für ein erfolgreiches Miteinander legen Sie aber<br />

schon, wenn Sie sich mit der Einstellung eines neuen Mitarbeiters<br />

befassen. Denn eine gute Verbindung zu Ihren potenziellen Mitarbeitern<br />

bauen Sie schon mit einer aussagekräftigen Stellenausschreibung<br />

und einer informativen Website auf, die einem Bewerber<br />

ein Gefühl dafür vermittelt, welche Unternehmenskultur er bei<br />

Ihnen antrifft. Gewusst wie, wenn man es dabei mit der Generation<br />

Y zu tun hat, den so genannten Digital Natives (heute zwischen 17<br />

und etwa 37 Jahre alt).<br />

Hat man dann den idealen Mitarbeiter gefunden, sollte man ihn<br />

durch einen gelungenen Onboardingprozess gut ins Unternehmen<br />

einführen und damit den Grundstein legen, um ihn langfristig zu<br />

binden.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />

LESEN SIE IN DIESER AUSGABE:<br />

03 | Wie viele Chefs braucht ein Unternehmen?<br />

04 | Kommunikation & Kultur kommen an<br />

08 | Onboarding: Sinnfindung statt Suche<br />

12 | Punktgenau zum richtigen Mitarbeiter<br />

14 | Die Generation Y am Start<br />

16 | Stress oder Chance: Arbeiten im Homeoffice<br />

19 | Vorstellungsgespräch: Wie entlarve ich Psychopathen?


| 3<br />

WIE VIELE CHEFS BRAUCHT<br />

EIN UNTERNEHMEN?<br />

Die Zahl der Mitarbeiter pro Vorgesetztem variiert<br />

im internationalen Vergleich stark<br />

Auch in Zeiten flacher werdender Hierarchien kommen Unternehmen nicht ohne<br />

Chefs aus. Es passiert viel auf Teamebene, Mitbestimmung und Eigenverantwortung<br />

werden immer wichtiger. Dennoch hat es sich bewährt, eine Führungspersönlichkeit<br />

zu haben. Sie gibt die Richtung vor, verteilt Aufgaben und hat den Gesamtüberblick.<br />

Dass es nur mit Führung funktioniert, zeigt sich bei den verschiedensten organisatorischen<br />

Systemen: von der Fußballmannschaft über die Schulklasse bis zum<br />

Konzern. Für wieviele Mitarbeiter ein Chef zuständig ist, das unterscheidet sich<br />

international deutlich, zeigt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung.<br />

Demnach gibt es in Deutschland<br />

deutlich weniger Führungskräfte<br />

als in anderen Ländern. Die Wissenschaftler<br />

der Universitäten Zürich<br />

und Cambridge haben für die Studie<br />

22 Maschinenbauunternehmen<br />

in Deutschland, Großbritannien, der<br />

Schweiz und den USA verglichen,<br />

die mindestens 50 Beschäftigte haben<br />

und mit vergleichbaren Technologien<br />

arbeiten. Es wurden die Personalverantwortlichen<br />

befragt, die Fertigungsstätten<br />

besichtigt und Unternehmensdaten<br />

ausgewertet.<br />

Durchschnittliche Mitarbeiterzahl<br />

pro Vorgesetzten in Maschinenbaufirmen<br />

USA Großbritannien Schweiz Deutschland<br />

7,1 10,3 13,6 26<br />

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung, http://bit.do/impuls0594<br />

Dabei kam heraus, dass ein deutscher<br />

Vorgesetzter im Schnitt 26<br />

Mitarbeiter hat, während es bei seinem<br />

Kollegen in den USA durchschnittlich<br />

7,1 Mitarbeiter sind. Hintergrund<br />

ist, dass Deutschland eine<br />

andere Form der Wirtschaftsorganisation<br />

hat. Laut der Studie entspricht<br />

Deutschland "dem Prototyp einer<br />

‚koordinierten Marktwirtschaft‘<br />

mit kooperativen Arbeitsbeziehungen,<br />

Flächentarif, wirksamem<br />

Kündigungsschutz, systematischer<br />

Berufsausbildung und beruflicher<br />

Weiterbildung. Das US-amerikanische<br />

Modell steht dagegen für<br />

‚liberale Marktwirtschaft‘ in Reinform:<br />

wenig Kooperation, starkes<br />

Management, kaum Tarifbindung,<br />

schwacher Kündigungsschutz, Investitionen<br />

vor allem in akademische<br />

Bildung. Großbritannien und<br />

insbesondere die Schweiz stellen<br />

eher Mischformen dar.“


4 |<br />

KOMMUNIKATION & KULTUR KOMMEN AN<br />

Wie Unternehmen bei Bewerbern punkten können<br />

„Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ heißt es. Dieses Prinzip sollten<br />

auch Firmen berücksichtigen, die nach neuen Mitarbeitern suchen. Anders als früher<br />

ist es nämlich nicht nur so, dass Bewerber sich möglichst gut präsentieren müssen,<br />

um im Wettbewerb mit anderen eine Chance zu haben. Vielmehr müssen heute in<br />

manchen Branchen Firmen um die Gunst der wenigen Fachkräfte buhlen.<br />

Erwartungshaltung von Bewerber/innen<br />

Erwarte ich Erwarte ich NICHT, würde mich aber freuen Erwarte ich NICHT<br />

Jobanforderungen<br />

an Bewerber sind<br />

klar formuliert.<br />

Jobbeschreibungen sind<br />

ohne Fachsprache<br />

und Abkürzungen.<br />

Einblicke in den Betriebsalltag<br />

durch Bilder/Texte/Videos<br />

auf einem Arbeitgeberportal.<br />

Digitale Bewerbungseinreichung<br />

ist mit weniger als 10<br />

Minuten Aufwand möglich.<br />

Ein Ansprechpartner<br />

für Bewerber/innen ist<br />

namentlich genannt.<br />

1 %<br />

5 %<br />

10 %<br />

10 %<br />

18 %<br />

15 %<br />

26 %<br />

38 %<br />

31 %<br />

33 %<br />

44 %<br />

54 %<br />

65 %<br />

62 %<br />

89 %<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Quelle: Candidate Journey Studie, S. 18, Abb. 11<br />

Der Grundstein für eine erfolgreiche<br />

Mitarbeiterbeziehung wird<br />

schon im Bewerbungsprozess gelegt.<br />

Dies zeigt die Candidate Journey<br />

Studie von Prof. Peter M. Wald<br />

(HTWK Leipzig) und Christoph Athanas<br />

(meta HR), die 2017 zum zweiten<br />

Mal erschienen ist. Sie untersucht<br />

die Erfahrungen von Bewerbern und<br />

neu eingestellten Mitarbeitern. Daraus<br />

lassen sich viele Hinweise ableiten,<br />

die Recruiter bei der Personalsuche<br />

umsetzen können. Welches<br />

Image ein Unternehmen als Arbeitgeber<br />

hat, ist stark davon abhängig,<br />

wie es sich im Bewerbungsprozess<br />

verhält. „Eine positive Candidate<br />

und Onboarding Experience bildet<br />

den Start einer positiven Employee<br />

Experience; aus einem zufriedenen<br />

Kandidaten kann so ein loyaler Mitarbeiter<br />

werden.“ ist das Fazit der<br />

Studie.<br />

Klare Jobtitel und konkrete Aufgabenbezeichnungen<br />

sind gefragt<br />

An erster Stelle auf der Wunschliste<br />

der Bewerber stehen nach wie vor genaue<br />

Informationen zu den Anforderungen<br />

und zum Aufgabenprofil der<br />

Stelle. Auch ein verständlicher Jobtitel<br />

ist entscheidend. 40 Prozent der Kandidaten<br />

würden sich nicht bewerben,<br />

wenn die Stelle einen unklaren Titel<br />

hat. Was zunimmt, ist das Interesse,<br />

mehr über die Unternehmenskultur<br />

und Firmenphilosophie zu erfahren<br />

(71%). Was den technischen Ablauf<br />

des Bewerbungsverfahrens betrifft,<br />

so ist die Bereitschaft, Online-Bewerbungsformulare<br />

auszufüllen, gesunken.<br />

Bewerbungen per E-Mail dagegen<br />

stehen durchaus hoch im Kurs, so<br />

die Studie. Es ist anzunehmen, dass<br />

viele hier die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

gegenüber einem<br />

starren Formular zu schätzen wissen.


| 5<br />

Die one-click-Bewerbung hingegen ist<br />

durchaus beliebt (50 % aller Bewerber,<br />

bei den unter 30-Jährigen steht sie<br />

noch höher im Kurs). Dabei werden<br />

mit einem Fingertipp die Daten beispielsweise<br />

aus einem Profil in einem<br />

Business-Netzwerk (z.B. Xing) in das<br />

Bewerberformular des Unternehmens<br />

übertragen. Das erspart das mühselige<br />

Ausfüllen von Online-Formularen.<br />

Insbesondere Bewerber, die viele<br />

Stationen in ihrem Lebenslauf haben,<br />

können diese hier schnell hinterlegen.<br />

Besonders komfortabel ist die<br />

one-click-Bewerbung, wenn man am<br />

Smartphone auf Stellensuche geht.<br />

Schnelle und unkomplizierte Kommunikation<br />

ist angesagt<br />

Ist die Bewerbung abgeschickt, sind<br />

die Bewerber gespannt auf die Rückmeldung.<br />

Eine Eingangsbestätigung<br />

binnen 24 Stunden erwarten 51,5%<br />

Prozent der Bewerber. Dies ist eine<br />

gute Gelegenheit für Unternehmen,<br />

mit schneller Kommunikation zu<br />

punkten. Um sich ein positives Arbeitgeberimage<br />

zu sichern, sollten<br />

insgesamt nicht mehr als 6 Wochen<br />

von der Einreichung der Unterlagen<br />

vergehen, bis das Unternehmen<br />

kommuniziert, für welchen Kandidaten<br />

es sich entschieden hat. Dies<br />

hat die erste Studie 2014 gezeigt und<br />

die zweite in 2017 bestätigt. Auch bei<br />

der Studie der Arbeitgeberbewertungsplattform<br />

Kununu von 2016 ist<br />

das Kriterium „schnelle Antwort“<br />

auf Platz 1.<br />

Wenn Bewerber ihr erstes Etappenziel<br />

erreicht haben - das Vorstellungsgespräch<br />

- sind ihnen vor allem<br />

drei Dinge wichtig: eine wertschätzende<br />

Atmosphäre sowie eine hohe<br />

emotionale und sachliche Qualität.<br />

Neu ist der vermehrte Wunsch der<br />

Bewerber (67%), das künftige Team<br />

schon im Rahmen des Vorstellungsgesprächs<br />

kennenzulernen. Nachdem<br />

der Erfolg im Zusammenarbeiten<br />

wesentlich davon abhängt, wie<br />

gut der Mitarbeiter ins Team passt,


6 |<br />

Dieser Wandel der Prioritäten zeigt,<br />

wie wichtig eine gute Zusammenarbeit<br />

von Führungskräften und Mitarist<br />

das durchaus eine sinnvolle Idee.<br />

So bekommen der Bewerber und seine<br />

potenziellen künftigen Kollegen<br />

vielleicht schon mal ein gewisses Gespür<br />

dafür, ob sie auf einer Wellenlänge<br />

sind.<br />

Unternehmenskultur und Arbeitsklima<br />

sind Top-Kriterien<br />

Bei der Entscheidung für eine Stelle<br />

ist den Bewerbern die Aufgabe an<br />

sich am wichtigsten, gefolgt von dem<br />

Kriterium, an welchem Ort sich der<br />

Arbeitsplatz befindet. Die Unternehmenskultur<br />

und -atmosphäre stehen<br />

an dritter Stelle (siehe Grafik). Die<br />

Unternehmenskultur gehört zu den<br />

Aspekten, die die Entscheidung des<br />

Bewerbers, die Stelle anzunehmen,<br />

stärker als früher beeinflussen. Viele<br />

Bewerber wünschen sich, auf der<br />

Website des Unternehmens Informationen<br />

hierzu zu finden. Manche<br />

Firmen bieten kleine Imagefilme auf<br />

ihrer Homepage oder im Firmenprofil<br />

auf Xing.<br />

Die Studie „Bewerbungspraxis 2015“<br />

der Universität Bamberg zeigt, dass<br />

ein gutes Arbeitsklima einen Arbeitgeber<br />

besonders attraktiv macht. Für<br />

94,3 Prozent der Befragten ist das<br />

ein wichtiges Kriterium, gefolgt von<br />

flexiblen Arbeitszeitmodellen (85,9<br />

Prozent), guten Karrieremöglichkeiten<br />

(84,5 Prozent), Weiterbildung<br />

und Wissensaustausch (83,7 Prozent)<br />

und Work-Life-Balance (81,7<br />

Prozent). Das Gehalt hingegen ist<br />

nur für die Hälfte der Bewerber ein<br />

wichtiger Punkt.<br />

Die Universität Bamberg hat interessanterweise<br />

festgestellt, dass sich<br />

die Gewichtung der Kriterien im<br />

10-Jahres-Vergleich verändert hat.<br />

So legten Stellensuchende und Karriereinteressierte<br />

im Jahr 2004 noch<br />

den größten Wert auf den Inhalt der<br />

Tätigkeit (68 Prozent), das Gehalt (64<br />

Prozent), das Betriebsklima (53 Prozent)<br />

und die Sicherheit des Arbeitsplatzes<br />

(47 Prozent).


| 7<br />

beitern ist. Denn wenn es grundsätzliche<br />

Reibungspunkte zwischen den<br />

Menschen im Team gibt, kann das<br />

Betriebsklima nicht gut sein. Hier<br />

gilt es bei der Auswahl neuer Mitarbeiter<br />

ein besonderes Gespür dafür<br />

zu haben, wer gut zum Vorgesetzten<br />

und zu den Kollegen passt. PERSOscreen®<br />

bringt die soft skills eines<br />

Bewerbers auf den Punkt und zeigt,<br />

wie gut er zu den Erwartungen der<br />

Führungskraft sowie zum bereits<br />

vorhandenen Stellenumfeld passt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Candidate Journey Studie von Prof.<br />

Peter M. Wald (Hochschule für Technik,<br />

Wirtschaftund Kultur, HTWK<br />

Leipzig) und Christoph Athanas<br />

(meta HR), www.metahr.de<br />

„Bewerbungspraxis 2015“, Studie<br />

der Universität Bamberg/Centre of<br />

Human Resources Information Systems<br />

(CHRIS), Prof. Dr. Tim Weitzel<br />

u.a., www.uni-bamberg<br />

„Kompass Neue Arbeitswelt 2015“<br />

des Karrierenetzwerks Xing und<br />

der Martktforschungsfirma Statista,<br />

www.spielraum.xing.com<br />

Sodexo-Studie über die Generation<br />

Y: bit.ly/haufe-sodexo-studie<br />

bit.ly/kununu-studie-bewerber-bewertungen<br />

Certo, Magzin für Sicherheit und<br />

Gesundheit, <strong>Ausgabe</strong> 4/2016,<br />

„Weiterbildung motiviert“, S. 10<br />

TIPPS FÜR DIE RECRUITING-PHASE<br />

lieber Bewerbungen per E-Mail statt über<br />

Bewerbungsformulare anbieten<br />

klaren Job-Titel und konkrete Stellendefinition erstellen<br />

Ansprechpartner nennen<br />

Informationen zur Unternehmenskultur bereithalten<br />

(z.B. auf der Unternehmens-Website)<br />

zeitnahe Kommunikation mit dem Bewerber<br />

(Eingangsbestätigung binnen 24 Stunden)<br />

Bewerbungsprozess insgesamt auf<br />

max. 6 Wochen beschränken


8 |<br />

ONBOARDING: SINNFINDUNG STATT SUCHE<br />

Das erste Jahr entscheidet über<br />

die Unternehmensbindung des Mitarbeiters<br />

Das erste Jahr, das ein Mitarbeiter in einem Unternehmen verbringt, ist besonders<br />

prägend für seine Bindung, belegt die Candidate Journey Studie von Prof.<br />

Peter M. Wald (HTWK Leipzig) und Christoph Athanas (meta HR). Es entscheidet<br />

darüber, ob er seinem Arbeitgeber gegenüber loyal ist oder schnell den Gedanken<br />

entwickelt, erneut den Arbeitsplatz zu wechseln. Die Kommunikation mit seinem<br />

Vorgesetzten, Rückmeldung zu seinen Leistungen, die Möglichkeit, sich inhaltlich<br />

einzubringen sowie Weiterentwicklungs- und Karrieremöglichkeiten sind hierbei<br />

die entscheidenden Punkte.<br />

Am Anfang ist alles neu und ungewohnt.<br />

Je schneller der neue<br />

Mitarbeiter sich auskennt, desto<br />

schneller kann er eigenständig produktiv<br />

arbeiten. Wenn der Bewerber<br />

die neue Stelle antritt, legt er<br />

daher vor allem großen Wert darauf,<br />

dass es einen Ansprechpartner<br />

aus der Personal- oder Fachabteilung<br />

gibt, auf den er mit seinen Anliegen<br />

und Fragen zugehen kann.<br />

Ideal ist es, wenn ihm der Arbeitgeber<br />

Informationsmaterial zum Unternehmen<br />

und zu seiner Stelle an<br />

die Hand gibt. Hier klaffen laut der<br />

Candidate Journey Studie Wunsch<br />

und Wirklichkeit jedoch oft weit<br />

auseinander: viele müssen sich die<br />

Fakten, die sie benötigen, erst mühsam<br />

zusammensuchen.<br />

Wenig Geld und unbefriedigende<br />

Aufgaben sorgen für baldigen<br />

Jobwechsel<br />

Ob Mitarbeiter sich nach relativ kurzer<br />

Zeit wieder nach einem neuen<br />

Arbeitsplatz umsehen, hängt erst<br />

nachrangig (Platz 5 in der Auswertung)<br />

von der Unternehmenskultur<br />

ab, obwohl diese bei der Stellenauswahl<br />

stark im Fokus ist. Wer wechseln<br />

will, ist vor allem unzufrieden<br />

mit seinen Verdienstmöglichkeiten,<br />

hat Aufgaben, die anders ausfallen<br />

als erwartet, kommt in der Zusammenarbeit<br />

mit seiner Führungskraft<br />

nicht zurecht oder sieht keine Karrieremöglichkeiten.<br />

Vor allem für die<br />

Gruppe der unter 30-Jährigen sowie<br />

für Akademiker ist eine fehlende<br />

Perspektive für den Aufstieg im<br />

Unternehmen ein dickes Minus und<br />

motiviert sie, sich erneut nach einem<br />

anderen Job umzusehen.


| 9<br />

Die Topwechselgründe folgender Gruppen:<br />

GRUPPEN<br />

GRÜNDE<br />

Männer<br />

Frauen<br />

U30<br />

Ü30<br />

Akademiker<br />

Nicht-Akademiker<br />

Aufgaben nicht wie erwartet<br />

Fehlende Karrieremöglichkeiten<br />

Unzufrieden mit Verdiensmöglichkeiten<br />

Zusammenarbeit mit Führungskraft<br />

Fehlende Karrieremöglichkeiten<br />

Zusammenarbeit mit Führungskraft<br />

Aufgaben nicht wie erwartet<br />

Unzufrieden mit Verdienstmöglichkeiten<br />

Fehlende Karrieremöglichkeiten<br />

Zusammenarbeit mit Führungskraft<br />

Aufgaben nicht wie erwartet<br />

Unzufrieden mit Verdienstmöglichkeiten<br />

44,8 %<br />

42,9 %<br />

45 %<br />

43,5 %<br />

51,4 %<br />

41,9 %<br />

44,7 %<br />

43,2 %<br />

43,6 %<br />

40,6 %<br />

47,2 %<br />

44,7 %<br />

Quelle: Candidate Journey Studie, S. 32, Tab. 3<br />

Betriebsklima spielt große Rolle bei<br />

der Arbeitszufriedenheit<br />

Andere Studien sehen Arbeitsinhalte<br />

und Firmenkultur noch viel<br />

mehr als Kernthema. Im „Kompass<br />

Neue Arbeitswelt 2015“ des Karrierenetzwerks<br />

Xing und der Marktforschungsfirma<br />

Statista heißt es:<br />

„Angestellte mit akademischem<br />

Abschluss sind weniger auf die Optimierung<br />

ihres Gehalts fokussiert.<br />

Sie legen eine höhere Priorität auf<br />

autonomes Arbeiten, Flexibilität<br />

und Arbeitsatmosphäre. Gehaltserhöhungen<br />

und Sicherheitsbedürfnis<br />

sind ihnen weniger wichtig als anderen<br />

Arbeitnehmern.“<br />

Zu ähnlichen Schlüssen kommt die<br />

Studie von Sodexo. Sie stellt heraus,<br />

dass sich die Prioritäten verschoben<br />

haben – insbesondere seit die Vertreter<br />

der Generation Y am Arbeitsmarkt<br />

präsent sind (die Generation<br />

der zwischen 1980 und 2000 Geborenen),<br />

„für die sinnhaftes Arbeiten,<br />

Freiräume und Selbstverwirklichung<br />

im Beruf wichtiger sind als<br />

bloßes Geldverdienen“. Ein gutes<br />

Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis<br />

sei für diese jüngere Generation<br />

entscheidend.<br />

Auch Prof. Dr. Sabine Remdisch,<br />

Personalpsychologin an der Leuphana<br />

Universität Lüneburg, sagt,<br />

dass Gehaltserhöhungen als Anreiz<br />

für Mitarbeiter heute nicht mehr<br />

so entscheidend sind. „Heute sind<br />

weiche Faktoren wesentlich wichtiger<br />

als finanzielle Anreize“, so die<br />

Wissenschaftlerin. „Arbeitnehmer<br />

erwarten von ihrem Arbeitgeber ein<br />

positives Betriebsklima und Entfaltungsmöglichkeiten<br />

für ihre beruflichen<br />

Potenziale“.


10 |<br />

Flexible Arbeitszeiten sind bei allen<br />

sehr gefragt<br />

Männer, über 30-Jährige und<br />

Nicht-Akademiker wollen sich vor<br />

allem dann verändern, wenn die<br />

Aufgaben nicht wie erwartet sind.<br />

Für Frauen hingegen spielen vor<br />

allem fehlende Verdienstmöglichkeiten<br />

und ein schlechtes Verhältnis<br />

zur Führungskraft eine Rolle. Bei<br />

den wechselbereiten Mitarbeitern<br />

wurde in genau diesen Punkten im<br />

Bewerbungsverfahren etwas anderes<br />

kommuniziert, so dass ihre Erwartungen<br />

im Arbeitsalltag nicht<br />

erfüllt werden konnten.<br />

Es gibt einiges, mit dem Arbeitgeber<br />

zusätzlich bei ihren Mitarbeitern<br />

punkten können. Quer durch<br />

alle Gruppen der Studienteilnehmer<br />

(Männer, Frauen, unter 30-Jährige,<br />

über 30-Jährige) kommen vor<br />

allem flexible Arbeitszeiten gut bei<br />

den Mitarbeitern an. Auch betrieblich<br />

geförderte Weiterbildungsmaßnahmen<br />

stehen in der Hitliste ganz<br />

weit oben. Betriebliche Altersvorsorge<br />

und die Möglichkeit, im Homeoffice<br />

zu arbeiten, sind ebenfalls<br />

sehr gefragt.<br />

Regelmäßige Personalgespräche von<br />

Anfang an<br />

Damit Vorgesetzte im Blick haben,<br />

wie nah Wunsch und Wirklichkeit<br />

zusammenliegen – sowohl aus ihrer<br />

Perspektive als auch aus dem<br />

Blickwinkel des neuen Mitarbeiters,<br />

ist es vor allem am Anfang wichtig,<br />

regelmäßig im Gespräch zu bleiben.<br />

Wer in der Onboarding-Phase<br />

gleich PERSOtalk ® einsetzt, hat die<br />

Stellenbeschreibung als Grundlage<br />

für den Soll-Ist-Vergleich. Die Analyse<br />

zeigt auf, wie gut der neue Mitarbeiter<br />

den Stellenanforderungen<br />

entspricht und wie nah die Mitarbeiterbewertung<br />

der Führungskraft<br />

und das Selbstbild des Mitarbeiters<br />

zusammenliegen. So ergibt sich<br />

eine transparente und objektive Gesprächsgrundlage.<br />

Ein erstes PERSOtalk ® -Onboarding-Gespräch<br />

empfiehlt sich, wenn<br />

der Mitarbeiter sich in seine Aufgaben<br />

eingefunden hat und erste<br />

selbstständige Arbeitsergebnisse<br />

greifbar sind. Etwa 6-8 Wochen<br />

nach Arbeitsbeginn sind hierfür erfahrungsgemäß<br />

ein guter Zeitraum.<br />

Diese erste Zwischenbilanz bietet


| 11<br />

auch die Gelegenheit, zu erkennen,<br />

wo der Neuling noch mehr fachliche<br />

Unterstützung braucht bzw. inwieweit<br />

sich die Führungskraft und/<br />

oder die Kollegen mehr einbringen<br />

sollten. Ein weiterer PERSOtalk®<br />

empfiehlt sich dann spätestens am<br />

Ende der Probezeit, in der Regel<br />

also nach einem halben Jahr. Die<br />

jährlich stattfindenden Personalgespräche<br />

können dann sehr gut auf<br />

diese Onboardinggespräche aufbauen.<br />

Nachdem die Ergebnisse der<br />

vorangegangenen Analysen im Auswertungsbogen<br />

dokumentiert sind,<br />

hat die Führungskraft auf Anhieb<br />

im Blick, wie sich der Mitarbeiter<br />

weiterentwickelt hat.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Candidate Journey Studie von Prof.<br />

Peter M. Wald (Hochschule für Technik,<br />

Wirtschaftund Kultur, HTWK Leipzig)<br />

und Christoph Athanas (meta HR), www.<br />

metahr.de<br />

„Bewerbungspraxis 2015“, Studie der<br />

Universität Bamberg/Centre of Human<br />

Resources Information Systems (CHRIS),<br />

Prof. Dr. Tim Weitzel u.a., www.uni-bamberg<br />

„Kompass Neue Arbeitswelt 2015“ des<br />

Karrierenetzwerks Xing und der Martktforschungsfirma<br />

Statista, www.spielraum.<br />

xing.com<br />

Sodexo-Studie über die Generation Y:<br />

bit.ly/haufe-sodexo-studie<br />

bit.ly/kununu-studie-bewerber-bewertungen<br />

Certo, Magazin für Sicherheit und Gesundheit,<br />

<strong>Ausgabe</strong> 4/2016,<br />

„Weiterbildung motiviert“, S. 10<br />

TIPPS FÜR DIE ONBOARDING-PHASE<br />

Arbeitsvertrag zeitnah vorlegen<br />

Ansprechpartner aus der Personal- oder Fachabteilung<br />

für Fragen zur Seite stellen<br />

Informationen zum Unternehmen und zur Stelle<br />

an die Hand geben<br />

neuen Mitarbeiter offiziell im Unternehmen begrüßen<br />

Arbeitsabläufe und Tätigkeiten ausreichend erklären<br />

regelmäßige Gespräche zwischen Führungskraft und<br />

Mitarbeiter über Erwartungen und Ziele<br />

FAKTOREN DER MITARBEITERBINDUNG<br />

Beziehung zur Führungskraft<br />

Feedback-Kultur<br />

Raum für Eigeninitiative<br />

Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten<br />

>> Fortbildungsangebote<br />

Karrierechancen<br />

Unternehmensstrategien und -ziele vermitteln


12 |<br />

PUNKTGENAU ZUM RICHTIGEN MITARBEITER<br />

Interview mit dem Unternehmensberater Gregor Heilmaier<br />

Gregor Heilmaier ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Heilmaier &<br />

Heilmaier in Nürnberg. Er ist in den Bereichen Geschäftsmodelle, Prozessinnovationen<br />

und Organisationsentwicklung tätig und beschäftigt sich vor allem damit,<br />

wie sich die zunehmende Digitalisierung auf Unternehmen auswirkt und wie diese<br />

damit optimal umgehen können.<br />

Gregor Heilmaier,<br />

Geschäftsführer des<br />

Beratungsunternehmens<br />

Heilmaier & Heilmaier in<br />

Nürnberg (Ideen und Impulse<br />

– Beratung für Menschen<br />

und Unternehmen).<br />

Wie sind Sie zu PERSOscreen ® gekommen?<br />

Gregor Heilmaier: Durch die zunehmende<br />

Digitalisierung des Wirtschaftslebens<br />

stellt sich die Frage,<br />

mit wem und in welcher Organisationsform<br />

Unternehmen am besten<br />

funktionieren. Hierarchische Systeme<br />

passen nicht mehr zu den heutigen<br />

Herausforderungen. HR 4.0 ist<br />

gefragt. Dabei kommt es immer mehr<br />

auf die Kompetenzen von immer<br />

weniger Leuten an. Als Lehrbeauftragter<br />

für Wirtschaftspsychologie<br />

bin ich mit eignungsdiagnostischen<br />

Tools vertraut. Klassische Instrumente<br />

liefern zahlreiche Informationen<br />

zu den Eigenschaften von Bewerbern.<br />

Das Testergebnis sagt aber<br />

häufig nichts darüber aus, wie die<br />

Person zu dem passt, was sie im Job<br />

tun soll. Daher ist PERSOscreen ® die<br />

richtige Lösung, um ein Matching<br />

aus Stellenumfeld und Bewerber zu<br />

haben, denn die Zusammenarbeit<br />

kann nur ein Erfolg werden, wenn<br />

die Chemie stimmt.<br />

Welche Vorteile bietet PERSOscreen ®<br />

Ihnen als Berater für Ihr Portfolio?<br />

Heilmaier: PERSOscreen ® überzeugt<br />

mich schon allein von den<br />

praktischen Aspekten her. Während<br />

man bei anderen Tools teilweise eine<br />

Dreiviertelstunde verbringt, um 200<br />

Fragen zu beantworten, lassen sich<br />

die 21 Fragen in ein paar Minuten<br />

beantworten. Damit wird ein sehr<br />

ausführliches Soll-Profil erstellt.<br />

Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Unternehmen<br />

bei der Besetzung einer Stelle<br />

beraten?<br />

Heilmaier: Das passt genau zu unserem<br />

Thema Organisationsentwicklung.<br />

Um die Stelle anhand des<br />

Fragebogens definieren zu können,<br />

erarbeiten wir mit unserem Kunden<br />

sehr genau, was ihm bei seinem<br />

künftigen Mitarbeiter wichtig<br />

ist – und zwar nicht nur fachlich,<br />

sondern auch von den soft skills<br />

her. Anhand dieses Profils kommen<br />

wir durch das Matching mit<br />

dem Bewerberfragebogen schnell<br />

zu den drei am besten geeigneten<br />

Kandidaten.<br />

Wie ist nach dem Matching das weitere<br />

Vorgehen für Sie als Berater?<br />

Heilmaier: Ehe sich unser Auftraggeber<br />

mit den Bewerbern befasst,<br />

übernehmen wir die Phase der genauen<br />

Vorauswahl. Aus den Bewerbungsunterlagen<br />

ergeben sich in<br />

der Regel fünf bis sechs geeignete<br />

Kandidaten, mit denen wir dann<br />

am Telefon ein Vorgespräch führen.<br />

Dabei kristallisieren sich meist<br />

drei Top-Kandidaten heraus, die<br />

wir zum PERSOscreen ® -Fragebogen<br />

einladen. Wir führen mit den


| 13<br />

am besten geeigneten Kandidaten<br />

dann persönlich ein ausführliches<br />

Gespräch. Dabei werten wir mit<br />

den Bewerbern auch ihre PERSOscreen<br />

® -Analyse aus. Die meisten<br />

sind sehr interessiert daran, zu erfahren,<br />

welche Erkenntnisse sich<br />

anhand ihrer Antworten ergeben.<br />

Nach diesen Gesprächen haben<br />

wir nicht nur hard facts in Form<br />

der Auswertung mit ihren Prozentzahlen,<br />

sondern auch ein Gespür<br />

dafür, welche der Persönlichkeiten<br />

gut zum Unternehmen und der suchenden<br />

Führungspersönlichkeit<br />

passen würde. Wir empfehlen unserem<br />

Auftraggeber, diese ein oder<br />

zwei Favoriten, die sich ergeben,<br />

zum Vorstellungsgespräch einzuladen.<br />

Das sind ja erst mal einige Schritte<br />

von Ihrer Seite, ehe das Unternehmen<br />

überhaupt selbst mit dem Bewerber in<br />

Kontakt kommt. Macht das den Prozess<br />

der Stellenbesetzung nicht aufwändiger?<br />

Heilmaier: Wenn man auf den ersten<br />

Blick nur den aktuellen Aufwand<br />

betrachtet, erscheint das als<br />

ziemlich lange Kette von Schritten<br />

ehe ein neuer Mitarbeiter eingestellt<br />

wird. Auf die Dauer ist es<br />

aber günstiger, wenn Unternehmen<br />

in einen guten Auswahlprozess<br />

investieren und gleich den<br />

Richtigen einstellen. Der Aufwand<br />

in punkto Zeit, Nerven und Geld<br />

wäre mit dem falschen Kandidaten<br />

ungleich größer. Das gilt erst recht<br />

für die Besetzung von Fach- und<br />

Führungspositionen, bei denen wir<br />

meist eingeschaltet werden. Hier<br />

gilt wieder das Prinzip, dass immer<br />

weniger Menschen immer wichtiger<br />

werden im Unternehmen. Der<br />

Erfolg eines Unternehmens hängt<br />

ganz wesentlich von einer kleinen<br />

Zahl von Personen ab, die das Ruder<br />

in der Hand haben.<br />

Haben Sie mal erlebt, dass ein Kunde<br />

eine Fehlentscheidung getroffen hat?<br />

Heilmaier: Wir hatten bei einem Unternehmen<br />

zwei Kandidatinnen in<br />

der Endauswahl. Bei der Bewerberin,<br />

die die Firma eingestellt hat, gab<br />

es von unserer Seite Bedenken. Sie<br />

passte zwar insgesamt gut, aber wir<br />

haben aus der PERSOscreen ® -Analyse<br />

herausgelesen, dass sie eigentlich<br />

mehr will als die Stelle ihr bietet. Das<br />

haben wir auch im persönlichen Gespräch<br />

gespürt. Letztlich hat sich das<br />

bewahrheitet: die junge Frau hat das<br />

Unternehmen nach gut drei Monaten<br />

wieder verlassen. Zum Glück war die<br />

zweite Top-Kandidatin - unsere Favoritin<br />

- noch greifbar und konnte eingestellt<br />

werden. Sie arbeitet bis heute<br />

froh und glücklich in dem Unternehmen<br />

und der Arbeitgeber ist sehr zufrieden<br />

mit ihr.<br />

Wie verteilt sich die Nachfrage Ihrer<br />

Kunden auf die einzelnen Tools der<br />

PERSOscreen ® -Familie?<br />

Heilmaier: Die Nachfrage nach der<br />

Personalauswahl mit PERSOscreen ®<br />

ist bei unserer Tätigkeit größer als für<br />

die anderen Tools. Speziell der Einsatz<br />

von Mentaltests ist noch nicht so<br />

verbreitet. Unternehmer gehen davon<br />

aus, dass ihre Mitarbeiter funktionieren.<br />

Hier ist noch ein deutlicher Bewusstseinswandel<br />

notwendig – gerade<br />

weil es in einem funktionierenden<br />

System immer mehr auf wenige einzelne<br />

Personen ankommt.


14 |<br />

DIE GENERATION Y IST AM START<br />

Wertewandel auf dem Arbeitsmarkt<br />

Generation Y ist ein Schlagwort für die Gruppe derer, mit der heute viele Personalchefs<br />

und Führungskräfte zu tun haben, wenn es um die Suche nach neuen Mitarbeitern<br />

geht. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Generation der in den Jahren<br />

zwischen 1980 bis 2000 geborenen jungen Leute. Die also, die sich heute vielfach<br />

bewerben – vom Azubi über den Hochschulabsolventen bis zum Jung-Manager<br />

auf dem Karrieresprung. Sie unterscheiden sich deutlich von der Generation vor<br />

ihnen: weil sie die erste Generation sind, die als „Digital Natives“ aufgewachsen<br />

sind, aber auch, weil sie andere Ziele für ihr (Arbeits-)Leben haben als die Generation<br />

ihrer Eltern. Was muss man als Führungskraft beachten, um diese oft hoch<br />

qualifizierten jungen Leute für das Unternehmen zu gewinnen und erfolgreich<br />

mit ihnen zusammenzuarbeiten?<br />

Der Ruf der Generation Y, die laut<br />

Aussage von Diplom-Kauffrau<br />

Constanze Buchheim nach dem „yolo-Prinzip“<br />

(„you only live once“)<br />

lebt, ist berühmt-berüchtigt: verwöhnt,<br />

wählerisch, faul sagen die einen<br />

- fleißig, intelligent und begeisterungsfähig<br />

die anderen. Dass sie die<br />

neuen Medien im Schlaf beherrschen<br />

und Wert auf ihre Karriere legen, aber<br />

auch das Freizeitleben einen hohen<br />

Stellenwert für sie hat.<br />

Gute Work-Life-Balance ist gefragt<br />

Sie suchen einen Job, der Spaß und<br />

Sinn macht, gleichzeitig muss die<br />

Work-Life-Balance stimmen. Im Gegensatz<br />

zur vorherigen Generation X<br />

opfern die Digital Natives ihre Freizeit<br />

nicht für die eigene Karriere. Sie<br />

empfinden Arbeitszeit als Lebenszeit<br />

und wünschen sich, dass der Arbeitgeber<br />

das respektiert und sie auf<br />

Augenhöhe behandelt. Neben Teilzeitmodellen,<br />

flexiblen Arbeitszeiten<br />

und größtmöglicher Unabhängigkeit<br />

sollte aber auch das Gehalt stimmen.<br />

Fit mit allen Medien<br />

Bei Arbeitgebern stehen die jungen<br />

Mitarbeiter der Generation Y vor allem<br />

hoch im Kurs, weil sie kreativ,<br />

gut qualifiziert und fit mit der neuesten<br />

Technik sind. „Die Digital Natives<br />

sind in einem Umfeld von Computern<br />

und mobilen Endgeräten wie Smartphones<br />

und Tablets aufgewachsen.<br />

Den Umgang mit diesen beherrschen<br />

sie im Gegensatz zu den Baby Boomers<br />

[geburtenstarke Jahrgänge nach<br />

dem zweiten Weltkrieg] im Schlaf“,<br />

heißt es in einer Studie des Marktforschungsinsitutes<br />

facit research.<br />

Selbstbestimmt und kreativ<br />

Die Generation Y engagiert sich gerne,<br />

wenn sie eigene Ideen umsetzen<br />

kann. Dank ihrer liberalen Erziehung<br />

sind die Digital Natives tolerant und<br />

offen für Neues. Die Millennials sind<br />

behütet aufgewachsen, haben oft viel<br />

Aufmerksamkeit und Lob von ihren<br />

Eltern bekommen und wurden<br />

durch Diskussionen mit Lehrern und


| 15<br />

Professoren zu selbstbewussten Individuen<br />

erzogen. Sie sind es gewohnt,<br />

mit Autoritäten auf Augenhöhe zu<br />

sprechen. Das frühere Prinzip „Lehrjahre<br />

sind keine Herrenjahre“ wäre<br />

nichts für sie.<br />

Teamarbeit hoch im Kurs<br />

Dank ihrer liberalen Erziehung sind<br />

die Digital Natives tolerant und offen<br />

für Neues, was für ein stark wachsendes<br />

oder innovatives Arbeitsumfeld<br />

ideal sein kann. Die sofortige Rückmeldung<br />

durch moderne Technologien<br />

gewohnt, erwartet die Generation<br />

Y auch im beruflichen Kontext<br />

schnelle Erfolge. Richtig und gerade<br />

bei kurzfristigen Zielen eingesetzt,<br />

kann diese Eigenschaft zu einer extrem<br />

hohen Produktivität führen. Auf<br />

regelmäßiges Feedback und positive<br />

Rückmeldungen reagiert die Generation<br />

Y sehr gut. Zudem arbeitet die<br />

Generation besser in Teams als auf<br />

sich allein gestellt.<br />

Gute Unternehmenskultur gefragt<br />

Bei der Auswahl des Arbeitgebers ist<br />

der Generation Y die Unternehmenskultur<br />

sehr wichtig. Kultur, Werte<br />

und Zukunftsorientierung sind ihr<br />

wichtiger als Umsatzrekorde, Prestige<br />

oder Tradition. Und sie wünscht<br />

sich Arbeit, die Spaß macht. Vor allem<br />

Arbeit in Teams ist gefragt. Ein<br />

Job, mit dem man sich identifizieren<br />

kann, steht für viele an erster Stelle.<br />

Erst danach kommt der Wunsch nach<br />

permanenter Weiterentwicklung.<br />

Rund die Hälfte möchte viel leisten<br />

und beruflich Erfolg haben. Das heißt<br />

nicht automatisch, dass sie in die Führungsspitze<br />

streben. Dorthin zieht es<br />

nicht einmal 30 Prozent der Befragten,<br />

hat das Marktforschungsinsitutes<br />

facit research herausgefunden. Insgesamt<br />

sind die Digital Natives also eine<br />

Generation kompetenter, engagierter<br />

junger Menschen. Wenn man sich<br />

nur ein wenig mit ihren Besonderheiten<br />

beschäftigt<br />

und diese<br />

bestmöglich<br />

berücksichtigt,<br />

sind sie eine<br />

Bereicherung<br />

für jedes Unternehmen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Dipl.-Kauffrau Constanze Buchheim, Recruiting-Trends<br />

"Bewerber sind keine Bittsteller":<br />

bit.ly/generation-y-recruiting-tipps<br />

Studie des Marktforschungsinsitutes facit<br />

research: bit.ly/karriere-genaration-y<br />

bit.ly/sinus-akademie-jugendstudie


16 |<br />

STRESS ODER CHANCE?<br />

ARBEITEN IM HOMEOFFICE<br />

Ines Hein über die Vor- und Nachteile des Pendelns<br />

zwischen Homeoffice und Firma<br />

12 Prozent der deutschen Beschäftigten arbeiten ganz oder teilweise im Homeoffice.<br />

Damit liegt die Bundesrepublik unter dem EU-Durchschnitt. In Schweden zum Beispiel<br />

liegt der Anteil der Telearbeitsplätze bei 32 Prozent. Unter Homeoffice stellen<br />

sich viele entspanntes Arbeiten auf der Couch vor, maximale Arbeitseffizienz und<br />

null Aufwand für den Weg zum Arbeitsplatz. Dass es längst nicht so stressfrei ist,<br />

belegen neueste Studien. Demnach sind Telearbeiter anfälliger für Krankheiten und<br />

Unwohlsein als diejenigen, die ohne Ausnahme vom Büro aus arbeiten. Wir haben<br />

mit Ines Hein gesprochen. Als Mutter von zwei Schulkindern ist sie eine typische Arbeitnehmerin<br />

für die Konstellation Homeoffice. Sie wohnt mit ihrer Familie in einem<br />

kleinen Dorf am Rande der Fränkischen Schweiz – idyllisch gelegen, aber 70 km entfernt<br />

von ihrem Arbeitgeber in Nürnberg.<br />

Wie hat es sich ergeben, dass Sie einen<br />

Heimarbeitsplatz haben?<br />

Ines Hein: Ich bin seit 17 Jahren bei<br />

meinem Arbeitgeber. Nach der Elternzeit<br />

bin ich mit 10 Stunden wieder<br />

eingestiegen und habe die nach<br />

und nach auf 20 Stunden erweitert.<br />

Nachdem ich mehr als eine Stunde<br />

unterwegs bin zum Arbeitsplatz,<br />

habe ich darum gebeten, zwei meiner<br />

vier Arbeitstage im Homeoffice<br />

zu verbringen. Durch meine Tätigkeit<br />

im Bereich Systemrechte der<br />

IT-Abteilung ist das von der Tätigkeit<br />

her gut möglich.<br />

Wie verteilen sich die Arbeitsstunden?<br />

Hein: Ich arbeite montags und mittwochs<br />

je vier Stunden von zu Hause<br />

aus. Dienstags und donnerstags pendle<br />

ich 15 km zum nächsten gut erreichbaren<br />

Park & Ride-Parkplatz und fahre<br />

von dort 40 Minuten mit dem Zug<br />

zur Arbeit. An den beiden Tagen bin<br />

ich dann jeweils 6 Stunden vor Ort.<br />

Wie sind Sie technisch im Homeoffice<br />

ausgestattet?<br />

Hein: Ich habe einen Laptop, mit<br />

dem ich problemlos zwischen Büround<br />

Homeoffice-Arbeitsplatz wechseln<br />

kann. Über ein Firmenhandy<br />

und per Skype bin ich erreichbar.<br />

Voraussetzung ist natürlich eine<br />

gute Internetleitung. Ich habe Kollegen,<br />

da klappt das gar nicht, das<br />

muss man natürlich vorher prüfen.<br />

Was sind für Sie die Vorteile am<br />

Homeoffice?<br />

Hein: Ich spare die ganze Fahrzeit,<br />

das macht pro Woche fast 5 Stunden<br />

aus, und natürlich auch die<br />

Fahrtkosten. Außerdem bin ich zu<br />

Hause bei den Kindern, wenn sie<br />

Ferien haben oder mal einer krank<br />

zu Hause ist. Natürlich ist es auch<br />

schön, dass ich da arbeiten kann,<br />

wo ich gerade möchte. Bei schönem<br />

Wetter setze ich mich auch mal mit<br />

dem Laptop auf die Terrasse.


| 17<br />

Bedeutet diese Flexibilität auch zu arbeiten,<br />

wann Sie wollen?<br />

Hein: Nein. Ich habe mir angewöhnt,<br />

feste Arbeitszeiten einzuhalten. Sobald<br />

die Kinder morgens aus dem<br />

Haus sind, gehe ich an die Arbeit<br />

und bleibe die nächsten Stunden<br />

dran. Abends zu arbeiten, wenn die<br />

Kinder im Bett sind, das wäre mir zu<br />

anstrengend.<br />

Ist die Verlockung nicht zu groß, zwischendurch<br />

mal schnell eine Waschmaschine<br />

anzuwerfen oder ein privates Telefonat<br />

zu erledigen?<br />

Hein: Nein, wenn ich angefangen<br />

habe, bleibe ich über meiner Arbeit<br />

und vergesse alles um mich herum.<br />

Manchmal komme ich noch nicht mal<br />

auf die Idee, mir zwischendurch einen<br />

Tee zu kochen. Lediglich an den Ferientagen,<br />

wenn die Kinder zu Hause<br />

sind, ist es etwas unruhiger und ich<br />

muss mich gezielt zurückziehen, um<br />

konzentriert arbeiten zu können.<br />

An den Homeoffice-Tagen ist ja nicht nur<br />

der Beginn, sondern auch das Ende offen.<br />

Sie sind nicht unter Zeitdruck, den<br />

nächsten Zug nach Hause zu erwischen.<br />

Wie finden Sie da den Schlusspunkt?<br />

Hein: Das ist manchmal schwierig.<br />

Ich muss mich eher zusammenreißen,<br />

dass ich rechtzeitig aufhöre zu arbeiten.<br />

Ich glaube, ich arbeite manchmal<br />

mehr als vorgesehen.<br />

Spielt da auch das Gefühl mit rein, etwas<br />

leisten zu müssen – zu zeigen, dass man<br />

produktiv ist, auch wenn man nicht vor<br />

Ort in der Firma ist?<br />

Hein: Am Anfang hatte ich das tatsächlich.<br />

Im IT-Bereich sind oft Aufträge<br />

als so genannte Tickets abzuarbeiten.<br />

Ich habe mich dann immer<br />

angestrengt, noch einige Tickets zu<br />

schaffen, damit man sieht, dass ich<br />

etwas geleistet habe. Meine Vorgesetzten<br />

stärken mir aber hier voll und<br />

ganz den Rücken und zeigen mir,<br />

dass sie mir vertrauen.


18 |<br />

Wie bleiben Sie an den Homeoffice-<br />

Tagen auf dem Laufenden?<br />

Was ist der Pluspunkt an Ihren Arbeitstagen<br />

in der Firma?<br />

Hein: Das Gute ist, dass man mehr<br />

mitbekommt, wenn man vor Ort ist.<br />

Man nimmt an allen Besprechungen<br />

teil, die anstehen und tauscht sich<br />

zwischendurch zu fachlichen Fragen<br />

aus. Aber natürlich spielt auch der<br />

kleine Plausch zwischendurch in der<br />

Kaffeeküche eine Rolle. Das wollte ich<br />

nicht missen. Jeden Tag zu Hause zu<br />

arbeiten, wäre mir zu einsam.<br />

28 Prozent der Befragten<br />

gehen am liebsten jeden Tag ins Büro<br />

Anzahl der Befragten<br />

50 %<br />

40 %<br />

40 %<br />

Hein: Ich melde mich im Chat bei<br />

meinen Kollegen morgens an, sobald<br />

ich anfange zu arbeiten. Dann<br />

wissen sie, dass ich erreichbar bin.<br />

Wir haben auch jeden Tag 10 Minuten<br />

Besprechung per Skype, wo<br />

kurz alles durchgegangen wird,<br />

was gerade ansteht. So habe ich<br />

schon mal das Gefühl, ich bin im<br />

Büro angekommen. Kollegen, die<br />

mich anrufen, merken durch die<br />

Umleitung aufs Firmenhandy gar<br />

nicht, dass ich nicht in Nürnberg<br />

sitze, sondern zu Hause.<br />

Wo können Sie effektiver arbeiten, im<br />

Homeoffice oder im Büro?<br />

Hein: Konzentrierter arbeite ich auf<br />

jeden Fall zu Hause. Wenn kein Kollege<br />

mit einer Frage kommt und kein<br />

Plausch im Gang lockt, kann man sich<br />

einfach in eine Sache vertiefen und<br />

kommt effektiver voran.<br />

Wenn Sie die Wahl hätten zwischen der<br />

jetzigen Situation und einer Tätigkeit<br />

nur vor Ort im Büro, was würden Sie<br />

dann wählen?<br />

Hein: Wenn die Anfahrt zum Arbeitsplatz<br />

nicht zu lang wäre, würde<br />

ich auf jeden Fall lieber jeden Tag im<br />

Büro arbeiten wollen, um unter Leuten<br />

zu sein. Da ich so weit weg wohne,<br />

ist die Mischung aus Büro und<br />

Homeoffice ideal für mich.<br />

30 %<br />

Weiterführende Literatur:<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

Einige Tage in der<br />

Woche zu Hause<br />

28 %<br />

21 %<br />

10 %<br />

Büro Zu Hause Arbeite bereits<br />

zu Hause<br />

„Working anytime, anywhere: The effects<br />

on the world of work“, Arbeitsorganisation<br />

ILO der Vereinten Nationen und<br />

der Europäischen Stiftung Eurofound,<br />

www.ilo.org,<br />

Bewerbungspraxis 2015, Studie des Centre<br />

of Human Resources Information Systems<br />

(CHRIS) der Universität Bamberg<br />

und der Monster Worldwide Deutschland<br />

GmbH, www.uni-bamberg.de<br />

Quelle: Bitkom


| 19<br />

VORSTELLUNGSGESPRÄCH:<br />

WIE ENTLARVE ICH PSYCHOPATHEN?<br />

Petar Atanasov, Wirtschaftspsychologe, im Interview<br />

Der Bewerber ist gut qualifiziert, ambitioniert und macht auf dem Foto einen sympathischen<br />

Eindruck. Jetzt ist es für Personalchefs und Führungskräfte spannend,<br />

ob der Kandidat auch beim Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck hinterlässt.<br />

Der Wirtschaftspsychologe Petar Atanasov hat viel Erfahrung mit der Selbstvermarktung<br />

von Bewerbern.<br />

Papier ist bekanntlich geduldig. Wie<br />

häufig kommt es vor, dass der Kandidat,<br />

der in den Bewerbungsunterlagen<br />

einen sehr guten Eindruck hinterlassen<br />

hat, sich im persönlichen Kontakt<br />

als völlig ungeeignet zeigt?<br />

Petar Atanasov: Mir passiert es inzwischen<br />

kaum, denn ich habe im<br />

Laufe der Zeit gelernt, durch was sich<br />

Personalentscheider selbst in die Irre<br />

führen. Viele machen sich nicht die<br />

Mühe, sozialpsychologisch gereifte<br />

Kriterien aufzustellen, die definieren,<br />

was den Kandidat passend oder<br />

unpassend macht. Ich meine, sie berücksichtigen<br />

bei ihren Überlegungen<br />

nur oberflächlich das spezifische<br />

Betriebsklima und die Führungskultur<br />

in einer Abteilung. Um aber<br />

einen für dieses Betriebsklima und<br />

diese Führungskraft passenden Kandidaten<br />

herauszufiltern, bedarf es einer<br />

ausgereiften Analyse. Im Grunde<br />

macht PERSOscreen ® nichts anderes<br />

als diese gereifte Analyse in Zahlen<br />

darzustellen, um die Vorselektion<br />

zu erleichtern. Es hilft mir schon in<br />

diesem Schritt im Recruiting-Prozess<br />

den richtigen Kandidaten oder die<br />

richtige Kandidatin herauszufiltern.<br />

Der nächste Punkt ist: Ich verlasse<br />

mich nicht auf Bilder. Viele Kollegen<br />

bewaffnen eine junge Praktikantin<br />

mit einer K.O.-Liste und überlassen<br />

ihr die Vorselektion. Wenn<br />

alle K.O.-Kriterien stimmen, bleibt<br />

dann nur noch das Bewerbungsfoto<br />

als Unterscheidungsmerkmal. Und<br />

sie, Facebook-geübt, macht es wie<br />

gewohnt: „Gefällt mir“ oder „Gefälllt<br />

mir nicht“. Die erste Fehlerquote<br />

schon am Anfang des Prozesses.<br />

Ein gestandener Personalleiter,<br />

den ich sehr schätze, hatte die Gewohnheit,<br />

nach der Vorselektion<br />

die abgelehnten Kandidaten genau<br />

durchzusehen. Und so kam er des<br />

Öfteren zum richtigen Kandidaten<br />

oder zur richtigen Kandidatin.<br />

Bilder täuschen, weil wir nur einen<br />

kleinen Anteil des Persönlichkeitsprofils<br />

im Bild sehen. Wer annimmt,<br />

dass er anhand eines Fotos<br />

die Eignung einer Persons erkennt,<br />

macht sich unweigerlich etwas vor.<br />

Es kann sein, dass der freundlich<br />

lächelnde, sympathische Mensch,<br />

der auf dem Bewerbungsfoto zu<br />

sehen ist, auch in unserer Controlling-Abteilung<br />

genauso freundlich<br />

und sympathisch mit seinen<br />

Kollegen umgehen wird. Aber es<br />

ist keineswegs garantiert. Wie ein<br />

Mensch auf einem Foto wirkt, hängt<br />

von vielen Faktoren ab: von seiner<br />

Stimmung im Moment der Aufnah-<br />

Petar Atanasov<br />

Der Wirtschaftspsychologe<br />

hat die PERSOscreen ® -Toolfamilie<br />

gemeinsam mit<br />

dem Schraner Erfolgslabor<br />

entwickelt und ist u.a. als<br />

Coach tätig.


20 |<br />

me, vom Geschick des Fotografen,<br />

davon, ob er sich gerne fotografieren<br />

lässt oder die Prozedur angespannt<br />

hinter sich bringt. Man sollte den Bewerbungsfotos<br />

daher keine zu große<br />

Bedeutung zukommen lassen.<br />

Schlimmer als zu merken, dass der vorgesehene<br />

Kandidat nicht zu einem passt, ist<br />

die Erfahrung, dass man vom glanzvollen<br />

Auftritt eines Bewerbers geblendet wird,<br />

ihm begeistert die Stelle gibt und später<br />

feststellen muss, dass man an einen Soziopathen,<br />

Hypochonder oder Choleriker<br />

geraten ist, der ein Störfaktor im Team<br />

ist. Wie kann man verhindern, auf gute<br />

Schauspieler hereinzufallen?<br />

Atanasov: Mit PERSOscreen ® . Allerdings<br />

nach einen Seminar für Fortgeschrittene.<br />

PERSOscreen ® liefert insgesamt 58<br />

verschiedene Softskills-Parameter.<br />

Eigenschaften wie Pflichtbewusstsein,<br />

Einsatzfähigkeit, Anpassungsfähigkeit,<br />

Toleranz, Teamfähigkeit,<br />

Begeisterungsfähigkeit und Loyalität,<br />

Durchsetzungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit,<br />

Kommunikationsbereitschaft<br />

und Kontaktfreude. Einige davon, in<br />

Kombination betrachtet, geben Auskunft<br />

über eine wahrscheinlich vorhandene<br />

Tendenz zu einer psychischen<br />

Störung.<br />

Wer die Bewerber einen PERSOscreen<br />

® -Test ausfüllen lässt, kann anhand<br />

der Analyse die soft skills bis<br />

ins Detail beleuchten. Die Auswertung<br />

zeigt genau auf, wie ausgeprägt<br />

soft skills wie soziale Eignung, emotionale<br />

Kompetenz und soziale Kompetenz<br />

sind, wie intensiv der Wunsch<br />

nach Geborgenheit in der Gruppe ist,<br />

welches Verhältnis zur Führungskraft<br />

ein Bewerber anstrebt, was seine<br />

emotionale Antriebskraft ist und<br />

was für ein Persönlichkeitstyp er<br />

ist. Ebenso werden Handlungsstrategien<br />

ausgiebig untersucht und der<br />

in sieben Bereiche eingeteilte Softskill-Spiegel<br />

analysiert.<br />

Das klingt ja ganz nach einem psychologischen<br />

Test.<br />

Atanasov: Ja, stimmt, doch PER-<br />

SOscreen ® ist kein psychologischer<br />

Test im herkömmlichen Sinne. Es<br />

liefert jedoch treffsichere psychologische<br />

Befunde. Die Zielsetzung


| 21<br />

bei PERSOscreen ® ist eine andere<br />

als bei anderen klassisch psychologischen<br />

Testverfahren. Das Ziel<br />

des PERSOscreen ® -Tests ist es, nicht<br />

nur ein Persönlichkeitsprofil zu beschreiben,<br />

sondern darüber hinaus<br />

im Voraus zu diagnostizieren, wie<br />

dieses Profil sich in dem speziellen<br />

Stellenumfeld sowie gegenüber<br />

dem Führungsstil des Vorgesetzten<br />

auswirkt.<br />

Es geht also nicht darum, zu untersuchen,<br />

ob eine bestimmte Eigenschaft<br />

vorhanden ist, um eine<br />

mögliche Eignung dahinter zu vermuten,<br />

sondern wie intensiv spezifische<br />

Eigenschaften gegenüber<br />

der Stellenanforderung ausgeprägt<br />

sind. Nämlich solche, die im „Arbeits-Verhaltensmuster“<br />

einer Person<br />

von sich aus natürlich aktiv<br />

wirken, um bestimmten Jobanforderungen<br />

auch ohne Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zu genügen.<br />

Wie macht PERSOscreen ® dies möglich?<br />

Atanasov: PERSOscreen ® ist ein<br />

probabilistischer Test. Keine Frage<br />

der PERSOscreen ® -Fragebögen bezieht<br />

sich ausschließlich und direkt<br />

auf ein Ergebnis. Alle Fragen punkten<br />

in allen Ergebnisse. Das leistet<br />

die Probabilistik. Genauer gesagt<br />

die „Latent-Class-Analyse“ nach<br />

Lazarsfeld (LCA) sowie die Multidimensionale<br />

Skalierung (MDS). Diese<br />

statistischen Verfahren decken<br />

viele verborgene Zusammenhänge<br />

auf und beugen möglichen Selbsttäuschungen<br />

auf beiden Seiten vor.<br />

Deshalb kann es auch weder durch<br />

den Mitarbeiter noch durch die Führungskraft<br />

manipuliert werden, was<br />

bei herkömmlichen psychologischen<br />

Tests oft der Fall sein kann.<br />

Wenn ich beim Vorstellungsgespräch<br />

einen Kandidaten sehr überzeugend<br />

finde, laut der PERSOscreen ® -Auswertung<br />

aber ein anderer Kandidat<br />

der Favorit wäre, mache ich mir inzwischen<br />

nicht lang Gedanken darüber.<br />

Ich gehe auf Nummer sicher.<br />

Deshalb kommt es sehr selten vor,<br />

dass ich den falschen Kandidaten<br />

zum Gespräch einlade.


22 |<br />

EMPLOYEE LIFECYCLE<br />

Das PERSOscreen®-System begleitet Sie als Unternehmer,<br />

Führungskraft oder HR-Experte über die gesamte Verweildauer<br />

der Mitarbeiter im Unternehmen<br />

für Personalauswahl<br />

als Frühwarnsys<br />

Mitarbeiter im Unternehmen<br />

zur Führung von<br />

Personalgesprächen<br />

Personalauswahl<br />

PERSOscreen® unterstützt Personalverantwortliche<br />

als objektives Eignungsdiagnostik-Instrument<br />

bei der Mitarbeiterauswahl.<br />

Die Führungskraft definiert die fachlichen<br />

und persönlichen Anforderungen für die Stelle.<br />

Diese werden onlinebasiert mit den Eigenschaften<br />

des Bewerbers abgeglichen.<br />

Die PERSOscreen®-Auswertung ist eine schnell<br />

verfügbare und präzise Entscheidungshilfe, die<br />

aufzeigt, wer am besten zu der Position passt.<br />

Personalgespräch<br />

PERSOtalk® ist die konsequente Fortsetzung<br />

der Personalauswahl mit PERSOscreen®. Als<br />

Ausgangsbasis für Personalgespräche analysiert<br />

es onlinebasiert die Stellendefinition und<br />

Mitarbeitereinschätzung der Führungskraft im<br />

Abgleich mit dem Selbstbild des Mitarbeiters.<br />

Die Auswertung liefert Führungskraft und Mitarbeiter<br />

eine praktische, objektive Gesprächsgrundlage,<br />

die Entwicklungsbedarf und gemeinsame<br />

Ziele aufzeigt.<br />

Stresstest<br />

Der MENTALindicator<br />

ist ein Schnelltest, der<br />

als Stress-Frühwarnsystem<br />

das Belastungspotenzial<br />

anzeigt.<br />

So können Sie<br />

auf den ersten Blick<br />

erkennen, ob bei<br />

einem Mitarbeiter<br />

aufgrund beruflicher<br />

oder privater Ursachen<br />

eine Stressge-


| 23<br />

für Personalentwicklung<br />

tem zur Stresserkennung<br />

zur Einschätzung der Burnout -Gefährdung<br />

und Identifikation der Risikofaktoren<br />

fährdung vorliegt und<br />

gezielt gegensteuern,<br />

bevor es zu dauerhafter<br />

Leistungsminderung<br />

oder längeren<br />

krankheitsbedingten<br />

Ausfällen kommt.<br />

Der MENTALindicator<br />

ist damit auch für den<br />

Einsatz im Rahmen<br />

des BGM geeignet.<br />

Personalentwicklung<br />

PERSOscreen® ist ein effizientes Instrument,<br />

um die Talente und Potenziale von Mitarbeitern<br />

zu erkennen und zielgerichtet zu fördern.<br />

Bei geplanten Umstrukturierungen oder der<br />

Besetzung von Führungspositionen kann genau<br />

analysiert werden, welcher Mitarbeiter<br />

für welche Aufgabe gut geeignet ist.<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen lassen sich<br />

anhand der PERSOscreen®-Auswertung individuell<br />

auf den Mitarbeiter abstimmen, um<br />

seine Fähigkeiten für bestehende oder neue<br />

Aufgaben gezielt weiterzuentwickeln.<br />

Burnout-Prävention<br />

Ein dauerhaft hoher Stresspegel erhöht die<br />

Gefahr eines Burnouts, der lange Fehlzeiten<br />

am Arbeitsplatz nach sich zieht. MENTALscreen<br />

analysiert zielgerichtet die Burnout-Gefährdung,<br />

indem er aufzeigt, wo berufliche<br />

und private Belastungsfaktoren, aber auch<br />

ausgleichende Stressresistenzen vorhanden<br />

sind. Damit kann er als ausführliche Variante<br />

des MENTALindicators hinzugezogen werden,<br />

um Ansatzpunkte für individuelle Lösungen<br />

zur Stressbewältigung aufzuzeigen.


Schraner Erfolgslabor GmbH<br />

Marquardsenstraße 11<br />

91054 Erlangen<br />

Tel. +49 9131 924506-0<br />

info@erfolgslabor.com<br />

www.erfolgslabor.com<br />

www.persoscreen.de

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