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2017 MAI / LEBENSHILFE FREISING / TAUSENDFÜSSLER-MAGAZIN

Das Magazin der Lebenshilfe Freising e.V. für Mitglieder, MitarbeiterInnen, Freunde und Förderer.

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Bundestags-Präsident Norbert Lammert bei seiner Rede zum Gedenktag<br />

(Foto: Deutscher Bundestag/Achim Mende)<br />

BUNDESTAGSPRÄSIDENT:<br />

„DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST ANTASTBAR“<br />

In der Holocaust-Gedenkfeier erinnerte Bundestagspräsident<br />

Prof. Dr. Norbert Lammert an die Besonderheit <strong>2017</strong>:<br />

„Wir gedenken in diesem Jahr besonders der Kranken,<br />

Hilflosen und aus Sicht der NS-Machthaber „Lebensunwerten“,<br />

die im sogenannten „Euthanasie“-Programm<br />

ermordet wurden: 300.000 Menschen, die meisten<br />

zuvor zwangssterilisiert und auf andere Weise gequält.<br />

Die „Euthanasie“ begann mit der denunziatorischen<br />

Entmenschlichung ihrer Opfer, die als „nutzlose Esser“,<br />

„seelenlose menschliche Hüllen“ verunglimpft wurden<br />

und – in den Worten der Täter – der „Ausmerzung“ bedurften.“<br />

Aus den Worten seien leider Taten geworden,<br />

so Lammert, und zitierte aus dem „Wörterbuch des<br />

Unmenschen“ von Dolf Sternberger: „Die Barbarei der<br />

Sprache ist die Barbarei des Geistes“.<br />

Zwischen „Euthanasie“ und dem Völkermord an den<br />

europäischen Juden habe ein enger Zusammenhang<br />

bestanden, als „Probelauf zum Holocaust“, so der<br />

Bundestagspräsident. „Aufbegehren gegen die systematische<br />

Tötung vermeintlich „lebensunwerten“ Lebens<br />

gab es wenig. Wohl auch deshalb, weil Angst und Scham<br />

gegenüber vermeintlicher „Abnormität“ verbreitet<br />

waren und von der bequemen Schutzbehauptung unterstützt<br />

wurden, die Betroffenen empfänden ihr Dasein<br />

selbst als Qual und man täte ihnen einen Gefallen, ihr<br />

behauptetes Leid zu beenden. Wer so dachte, brauchte<br />

kein Mitgefühl und machte sich uneingestanden zum<br />

Komplizen der Täter. Nennenswerter Widerstand ging<br />

allein von Menschen aus, deren Mitgefühl stärker war<br />

als ihre Berührungsangst gegenüber Menschen mit<br />

Behinderungen.“ Lammert erinnerte an Vertreter der<br />

christlichen Kirchen: den Bischof von Münster Clemens<br />

Graf von Galen oder den evangelischen Landesbischofs<br />

von Württemberg Theophil Wurm. „Sie stehen für all<br />

jene, die aus Nächstenliebe handelten und den Mut<br />

hatten, sich dem inhumanen Zeitgeist zu widersetzen.<br />

Widerstand war gefährlich, aber möglich! Und er blieb<br />

nicht ohne Erfolg. Direkt nach Galens Predigten wurde<br />

die „Aktion T4“ – die offizielle erste Phase der Tötungen –<br />

im August 1941 eingestellt. Dennoch bleibt die quälende<br />

HAUPTSACHE – DAS THEMA // 11

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