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Hallo, ich wollte hier mal mein Leben<br />
erzählen, das sich 1992 drastisch verändert<br />
hat. Bis dahin war ich der Liebling<br />
meines Frauchens (möchte ich aber<br />
namentlich nicht erwähnen). Dann<br />
plötzlich wurde ich auf den Hänger verladen,<br />
Frauchen gab mir noch viele<br />
Möhren, Tränen sah ich auch …<br />
Der Pferdemetzger Bobenrieth fuhr<br />
mich durch das <strong>Saar</strong>land nach Haustadt<br />
auf den Ilsenhof, dort wurde ich mit<br />
herzlichem Gelächter und Streicheleinheiten<br />
ausgeladen und durfte auch<br />
gleich in der Herde mit auf die 16 ha<br />
großen Weiden. Meine Kumpels lernte<br />
ich auch bald alle kennen, Negro der<br />
Anglo-Araber der genauso alt ist wie<br />
ich und heute Chef der Fohlen auf dem<br />
Ilsenhof ist, Moppes, Antje, Flicka,<br />
Paule, Lady, Merry und Max der kleine<br />
Shetty der immer irgendwas ausfrisst …<br />
Hier war ich nicht mehr das dickbäuchige<br />
langhaarige Freizeitpony, sondern<br />
einfach nur Felix, einer von vielen braven<br />
Gefährten. Alle Pferde, ohne Ausnahme,<br />
bekommen täglich Weidegang.<br />
Ich drehte brav meine Runden und ging<br />
auch ins Gelände. So wurde ich bald<br />
das Lieblingsschulpferd der Kids. Aber<br />
auch wir Schulpferde durften unsere<br />
Schüler auf Turnieren in der Umgebung<br />
stolz durch diverse Prüfungen tragen.<br />
So wurde Angelina Lehnert auf meinem<br />
Rücken in den <strong>Saar</strong>ländischen Förderkreis<br />
der Ponyspringreiter berufen.<br />
Ebenso trug ich bestimmt 20 Kinder<br />
durch die E Springen fürs kleine Reitabzeichen.<br />
Lisa Labouvie nahm mit mir am Pony<br />
Cup teil und belegte mit mir (denkt<br />
dran ich bin ein Norweger) mehrere<br />
vordere Plätze und im Finale Platz 5.<br />
Am erfolgreichsten war ich aber einige<br />
Jahre zuvor mit Tamara Gall, die mich<br />
in Dressur und Springen, aber auch in<br />
Vielseitigkeiten der Klasse E oft platzierte<br />
aber auch so manche Goldene<br />
Schleife mit nach Hause nehmen<br />
konnte. Bei den Vereinsturnieren haben<br />
wir auch mal ein A-Springen bezwungen,<br />
aber am schönsten war es in Zweibrücken<br />
auf der Rennwiese beim<br />
Geländetraining, da war so viel lecker<br />
Gras …<br />
Aber ich wurde ja nicht jünger, nicht<br />
dass ich jemals krank gewesen wäre in<br />
meinen nun 31 Jahren. Aber meine<br />
Besitzer, Familie Keith, muteten mir<br />
dann mit 26 Jahren nicht mehr zu, jeden<br />
Tag drei Mal verschiedene Schüler zu<br />
tragen und so wurde ich an Maria Leidinger<br />
privatisiert.<br />
Es war mit Maria eine wirklich schöne<br />
Zeit, vor allem, da sich für mich in meinem<br />
Umfeld nichts änderte; ich war mit<br />
all meinen Kollegen weiterhin im gleichen<br />
Stall und auf der Koppel – nur<br />
müssen die wesentlich mehr arbeiten<br />
als ich, aber die sind ja auch noch jung.<br />
Mit Maria zog ich über die saarländischen<br />
Turnierplätze und von einer<br />
Schleife zur nächsten. Doch leider kam<br />
die Zeit, dass sie auch mal E Springen<br />
reiten wollte, und das muss man in meinem<br />
Alter von mittlerweile 27,5 nicht<br />
mehr. So bekam Maria von Angela<br />
Bungee Jumper zur Verfügung gestellt.<br />
Ich musste nicht lange suchen, da lernte<br />
ich Familie Koch aus Düppenweiler<br />
kennen. Die Mama Tanja und ihre<br />
damals 5-jährige Tochter Hanna und<br />
deren 7 Jahre alter Bruder Mark verliebten<br />
sich gleich in meine kleinen,<br />
blauen Augen und das furchtbar lange,<br />
wuschelige, hellbraune Fell, von dem<br />
es im Winter wirklich genügend gibt.<br />
So wurde ich also auch von ihnen pri-<br />
SAARLÄNDISCHE RENTNER<br />
Gestatten:<br />
Felix, Norweger Wallach geb. 1980<br />
vatisiert und werde von den beiden<br />
Kids jeweils eine Stunde in der Woche<br />
in der Halle geritten und auch ab und<br />
zu noch so eine kleine Jugendreiterprüfung<br />
Schritt und Trab.<br />
Aber am liebsten mag ich Tanja, die<br />
schneidet mir stundenlang meine<br />
schöne Stehmähne bis alles gerade ist,<br />
die bringt Salzlecksteine und so viele<br />
Streicheleinheiten fürs Nichtstun, sie<br />
kommt und knuddelt mich einfach, nur<br />
weil es mich gibt. Aber das Beste an<br />
ihr ist, dass sie am Liebsten ins<br />
Gelände reitet und dann im Herbst auf<br />
den Stoppelfeldern. Ja, dann bin ich<br />
nicht mehr diese Lebensversicherung<br />
auf vier Beinen, sondern selbstverständlich<br />
als erstes am anderen Ende<br />
der Wiese.<br />
Ja gut, das kostet Tanja die ein- oder<br />
andere Blase an den Händen, aber sie<br />
verzeiht mir diese gerne und freut sich,<br />
dass ich fit genug bin, um an Streckenritten<br />
wie Happy-Heide-Ritt oder<br />
Ponyexpress-Ritt teilnehmen zu können.<br />
Aktuell bringe ich gerade der heute<br />
9-jährigen Hanna das Springen bei, so<br />
40 cm schafft sie schon, aber ich muss<br />
mich etwas bremsen – sie ist ja noch<br />
klein …<br />
Ich hoffe, ich kann euch mit 40 auch<br />
noch ein paar tolle Geschichten von<br />
meinen Freunden und mir erzählen.<br />
Bis dahin – euer Felix.<br />
Im Dezember 2010, A. Keith<br />
Sehe ich nicht gut aus?<br />
Maria und ich<br />
Fotos: Keith<br />
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