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Reiter Spektrum Saar Ausgabe 1-2011

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Hallo, ich wollte hier mal mein Leben<br />

erzählen, das sich 1992 drastisch verändert<br />

hat. Bis dahin war ich der Liebling<br />

meines Frauchens (möchte ich aber<br />

namentlich nicht erwähnen). Dann<br />

plötzlich wurde ich auf den Hänger verladen,<br />

Frauchen gab mir noch viele<br />

Möhren, Tränen sah ich auch …<br />

Der Pferdemetzger Bobenrieth fuhr<br />

mich durch das <strong>Saar</strong>land nach Haustadt<br />

auf den Ilsenhof, dort wurde ich mit<br />

herzlichem Gelächter und Streicheleinheiten<br />

ausgeladen und durfte auch<br />

gleich in der Herde mit auf die 16 ha<br />

großen Weiden. Meine Kumpels lernte<br />

ich auch bald alle kennen, Negro der<br />

Anglo-Araber der genauso alt ist wie<br />

ich und heute Chef der Fohlen auf dem<br />

Ilsenhof ist, Moppes, Antje, Flicka,<br />

Paule, Lady, Merry und Max der kleine<br />

Shetty der immer irgendwas ausfrisst …<br />

Hier war ich nicht mehr das dickbäuchige<br />

langhaarige Freizeitpony, sondern<br />

einfach nur Felix, einer von vielen braven<br />

Gefährten. Alle Pferde, ohne Ausnahme,<br />

bekommen täglich Weidegang.<br />

Ich drehte brav meine Runden und ging<br />

auch ins Gelände. So wurde ich bald<br />

das Lieblingsschulpferd der Kids. Aber<br />

auch wir Schulpferde durften unsere<br />

Schüler auf Turnieren in der Umgebung<br />

stolz durch diverse Prüfungen tragen.<br />

So wurde Angelina Lehnert auf meinem<br />

Rücken in den <strong>Saar</strong>ländischen Förderkreis<br />

der Ponyspringreiter berufen.<br />

Ebenso trug ich bestimmt 20 Kinder<br />

durch die E Springen fürs kleine Reitabzeichen.<br />

Lisa Labouvie nahm mit mir am Pony<br />

Cup teil und belegte mit mir (denkt<br />

dran ich bin ein Norweger) mehrere<br />

vordere Plätze und im Finale Platz 5.<br />

Am erfolgreichsten war ich aber einige<br />

Jahre zuvor mit Tamara Gall, die mich<br />

in Dressur und Springen, aber auch in<br />

Vielseitigkeiten der Klasse E oft platzierte<br />

aber auch so manche Goldene<br />

Schleife mit nach Hause nehmen<br />

konnte. Bei den Vereinsturnieren haben<br />

wir auch mal ein A-Springen bezwungen,<br />

aber am schönsten war es in Zweibrücken<br />

auf der Rennwiese beim<br />

Geländetraining, da war so viel lecker<br />

Gras …<br />

Aber ich wurde ja nicht jünger, nicht<br />

dass ich jemals krank gewesen wäre in<br />

meinen nun 31 Jahren. Aber meine<br />

Besitzer, Familie Keith, muteten mir<br />

dann mit 26 Jahren nicht mehr zu, jeden<br />

Tag drei Mal verschiedene Schüler zu<br />

tragen und so wurde ich an Maria Leidinger<br />

privatisiert.<br />

Es war mit Maria eine wirklich schöne<br />

Zeit, vor allem, da sich für mich in meinem<br />

Umfeld nichts änderte; ich war mit<br />

all meinen Kollegen weiterhin im gleichen<br />

Stall und auf der Koppel – nur<br />

müssen die wesentlich mehr arbeiten<br />

als ich, aber die sind ja auch noch jung.<br />

Mit Maria zog ich über die saarländischen<br />

Turnierplätze und von einer<br />

Schleife zur nächsten. Doch leider kam<br />

die Zeit, dass sie auch mal E Springen<br />

reiten wollte, und das muss man in meinem<br />

Alter von mittlerweile 27,5 nicht<br />

mehr. So bekam Maria von Angela<br />

Bungee Jumper zur Verfügung gestellt.<br />

Ich musste nicht lange suchen, da lernte<br />

ich Familie Koch aus Düppenweiler<br />

kennen. Die Mama Tanja und ihre<br />

damals 5-jährige Tochter Hanna und<br />

deren 7 Jahre alter Bruder Mark verliebten<br />

sich gleich in meine kleinen,<br />

blauen Augen und das furchtbar lange,<br />

wuschelige, hellbraune Fell, von dem<br />

es im Winter wirklich genügend gibt.<br />

So wurde ich also auch von ihnen pri-<br />

SAARLÄNDISCHE RENTNER<br />

Gestatten:<br />

Felix, Norweger Wallach geb. 1980<br />

vatisiert und werde von den beiden<br />

Kids jeweils eine Stunde in der Woche<br />

in der Halle geritten und auch ab und<br />

zu noch so eine kleine Jugendreiterprüfung<br />

Schritt und Trab.<br />

Aber am liebsten mag ich Tanja, die<br />

schneidet mir stundenlang meine<br />

schöne Stehmähne bis alles gerade ist,<br />

die bringt Salzlecksteine und so viele<br />

Streicheleinheiten fürs Nichtstun, sie<br />

kommt und knuddelt mich einfach, nur<br />

weil es mich gibt. Aber das Beste an<br />

ihr ist, dass sie am Liebsten ins<br />

Gelände reitet und dann im Herbst auf<br />

den Stoppelfeldern. Ja, dann bin ich<br />

nicht mehr diese Lebensversicherung<br />

auf vier Beinen, sondern selbstverständlich<br />

als erstes am anderen Ende<br />

der Wiese.<br />

Ja gut, das kostet Tanja die ein- oder<br />

andere Blase an den Händen, aber sie<br />

verzeiht mir diese gerne und freut sich,<br />

dass ich fit genug bin, um an Streckenritten<br />

wie Happy-Heide-Ritt oder<br />

Ponyexpress-Ritt teilnehmen zu können.<br />

Aktuell bringe ich gerade der heute<br />

9-jährigen Hanna das Springen bei, so<br />

40 cm schafft sie schon, aber ich muss<br />

mich etwas bremsen – sie ist ja noch<br />

klein …<br />

Ich hoffe, ich kann euch mit 40 auch<br />

noch ein paar tolle Geschichten von<br />

meinen Freunden und mir erzählen.<br />

Bis dahin – euer Felix.<br />

Im Dezember 2010, A. Keith<br />

Sehe ich nicht gut aus?<br />

Maria und ich<br />

Fotos: Keith<br />

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