Gemeindebote Juni-August 2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 gemeinsam evangelisch<br />
gemeinsam evangelisch 5<br />
Carsten Merker-Bojarra:<br />
Was heißt hier: Evangelisch?<br />
Liebe Leser, setzen wir unsere Reise zu den Grundlagen des<br />
christlichen Glaubens und damit auch zu den Wurzeln der<br />
Evangelischen Kirche fort.<br />
Freiheit<br />
Wozu sind wir da?<br />
Freiheit wird heute meist mit Ungebundenheit<br />
gleichgesetzt. Jeder<br />
hat eine Idee davon, wovon er frei<br />
sein will. Das führt leider oft zu Beliebig-<br />
und Verantwortungslosigkeit.<br />
„Ich nehme mir die Freiheit ...“ – auch<br />
wenn es die Freiheit meiner Mitmenschen<br />
einschränkt!!??<br />
In der Bibel wird Freiheit als ein<br />
Geschenk gesehen. Gott zerbricht<br />
Ketten. So holte<br />
er die Israeliten<br />
aus der Sklaverei<br />
in Ägypten. So befreit<br />
er aus der lebenslangen<br />
Sklaverei<br />
von Schuld<br />
und Rebellion.<br />
Gott befreit<br />
durch seine Liebe,<br />
die er in Jesus<br />
Christus allen<br />
Menschen anbietet. Jesus stirbt aus<br />
Liebe zu Gott, seinem Vater und uns<br />
den Tod, den wir uns verdient haben<br />
und schenkt uns im Gegenzug, im<br />
Tausch, sein Auferstehungsleben, das<br />
uns niemand mehr wegnehmen oder<br />
madig machen kann.<br />
Indem Gott uns liebevoll entgegenkommt,<br />
befreit er uns von aller Angst,<br />
auch von der Angst, ihm alles recht<br />
machen zu müssen. Gott befreit uns<br />
von einem nichtigen, todbringenden<br />
Dasein voller Angst zu einem Leben<br />
in Liebe für IHN selbst. Als Christ lebe<br />
ich nicht mehr für mich selbst (egoistisch),<br />
sondern für Gott. Ich werde<br />
befreit von der Bindung an mich selbst<br />
zu einer Bindung an Gott, das Leben,<br />
die Liebe!<br />
Der Mensch erhält eine „Freiheit<br />
zu ...“. Damit ist die Freiheit in Verantwortung<br />
gemeint. Ich habe den<br />
Rücken frei und kann nach vorne<br />
schauen, um selbst Verantwortung<br />
für meine Umwelt, für meine Mitmenschen<br />
zu übernehmen. Das traut uns<br />
Gott zu! Diese Freiheit in Verantwortung<br />
achtet die Freiheit des Anderen,<br />
der genauso von Gott geliebt ist wie<br />
ich.<br />
In der Schrift „Von der Freiheit eines<br />
Christenmenschen“ (1520) entwickelte<br />
Martin Luther eine doppelte<br />
Freiheitslehre. Die Liebe und Gnade<br />
Gottes befreit den Menschen von<br />
Angst. Im Glauben ist er daher ein<br />
freier Herr. Auf der anderen Seite ist<br />
er ein dienstbarer Knecht, wenn es<br />
darum geht, sich für die Gesellschaft,<br />
für den Nächsten oder für die Schöpfung<br />
einzusetzen, auch dann, wenn<br />
es für ihn selbst Einschränkungen im<br />
Leben bedeuten oder gar das Leben<br />
selber kosten sollte.<br />
„Wir sind entkommen wie ein Vogel<br />
aus dem Netz des Fängers; das<br />
Netz ist zerrissen und wir sind frei!“<br />
(Psalm 124,7)<br />
Christus hat uns befreit; er will,<br />
dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht<br />
also fest und lasst euch nicht wieder<br />
ins Sklavenjoch einspannen. (Galater<br />
5,1) O<br />
Der Kurprinz Johann Friedrich überreichte<br />
Martin Luther auf der Feste Coburg 1530<br />
einen Siegelring mit einem Wappen. Dieses<br />
Wappen – die so genannte Lutherrose –<br />
versteht der Reformator selbst als: „Ein<br />
Merkzeichen meiner Theologie. Das erste<br />
sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen,<br />
das seine natürliche Farbe hätte, damit ich<br />
mir selbst Erinnerung gäbe, dass der Glaube<br />
an den Gekreuzigten mich selig macht. Denn<br />
so man von Herzen glaubt, wird man gerecht. Solch<br />
Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der<br />
Glaube Freude, Trost und Friede gibt. Darum soll die Rose weiß und nicht<br />
rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche<br />
Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und<br />
Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukünftig. Und um solch<br />
Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währet<br />
und kein Ende hat und auch köstlich ist über alle Freude und Güter, wie<br />
das Gold das edelste, köstlichste Erz ist.“<br />
Quelle: WA, Luthers Briefwechsel, 5. Band, S. 444f (Nr. 1628)<br />
Luther nutzt dieses Wappen, um Schriften und Schreiben als von ihm<br />
verfasst kenntlich zu machen. Später wird die ursprüngliche Lutherrose<br />
mit dem Zusatz „VIVIT“ versehen als Hinweis auf den auferstandenen<br />
Christus („er lebt“). Die Lutherrose wird heute als Symbol von lutherischen<br />
Kirchen verwendet und findet sich auch im Wappen einiger Orte.