Buchprogramm Midas Collection F17
Neuerscheinungen Midas Collection Frühling / Sommer 2017
Neuerscheinungen Midas Collection Frühling / Sommer 2017
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Alberto Giacometti<br />
1901 Borgonovo / Stampa – 1966 Chur<br />
90<br />
Sean Scully<br />
1945 Dublin – lebt und arbeitet in New York und Barcelona<br />
118<br />
Bronze<br />
Inv.-Nr.: S54T<br />
(Guss: Susse Fondeur / Paris 1973)<br />
Erworben 2012<br />
Verso sign. und num.: Alberto Giacometti 6/8<br />
57,7 × 36,5 × 25 cm<br />
AS<br />
Öl auf Leinwand<br />
Verso bet., sign. und dat.:<br />
Dreamland /Sean Scully/1987<br />
228 × 296,5 × 14 cm<br />
UW<br />
Inv.-Nr.: P215M<br />
Erworben 2009<br />
laskugel<br />
26 Alberto Giacometti<br />
Buste d’homme (Eli Lotar II)<br />
1964/65<br />
Dem Fotografen und Filmemacher Eli Lotar war<br />
Giacometti im Pariser Nachtleben begegnet. Der<br />
talentierte Sohn eines rumänischen Dichters verschwendete<br />
seine Zeit als Habitué in den Bars von<br />
Montparnasse. Er war, wenn wir James Lord, dem<br />
Biografen Giacomettis, folgen, zum Inbegriff des<br />
künstlerischen Scheiterns und der Unfähigkeit zum<br />
Schaffen geworden, Themen, die auch Giacometti<br />
Die 57,7 cm hohe Büste von Eli Lotar II gipfelt in<br />
dem klar gestalteten, runden Kopf, während der<br />
Oberkörper mit den herabsinkenden Schultern und<br />
den herunterhängenden Armen zu einer amorphen<br />
Masse gerät, die an fließende Lava oder Geröllhalden<br />
in den Bergen erinnert. Sie trägt die Spuren<br />
von Giacomettis modellierenden Händen, deren<br />
Kraft die Materie lebendig werden lässt. Aus dieser<br />
lebenslang beunruhigt haben.<br />
Masse erhebt sich der Kopf wie eine Frucht. In ihm<br />
sammelt sich alle Energie, in seinem Mund, der<br />
lerischen Lebens, 19. August 1947, emigrierte er schließlich nach<br />
Von Eli Lotar hat Giacometti in seinen beiden letzten Nase und vor allem im Blick. Dieser die Realität<br />
Lebensjahren, 1964/65, drei Plastiken geschaffen. durchdringende Blick ist mit höchster Konzentration<br />
Als der Künstler im Januar 1966 starb, war die letzte, in die Ferne gerichtet und fixiert ein im Unendlichen<br />
Max Beckmann Amerika.<br />
Eli Lotar III, in seinem Pariser Atelier in Montparnasse liegendes, nicht benennbares Ziel. Im Unterschied<br />
noch aufgebockt. Die zuvor entstandenen Gipsfassungen,<br />
Eli Lotar I und Eli Lotar II, wurden noch 1965 wird, überlebt der schauende Geist, der sich in<br />
zu dem vergänglichen Körper, der wieder zu Materie<br />
ins Bild gesetzt,<br />
vollendet. Alle Bronzegüsse sind posthum zwischen diesem Kopf konkretisiert.<br />
1968 und 1981 ausgeführt worden.<br />
rei und Plastik. Wie Diese kurzen biografischen Angaben lassen erahnen,<br />
vor welchem Lebenshintergrund Max Beck-<br />
Atelierfotos von Giorgio Soavi zeigen die intensive<br />
Spannung, die Giacometti zu seinem Modell hergestellt<br />
hatte. Während des ganzen Jahres 1964<br />
r Künstler zeugen<br />
arbeitete er fast täglich an den beiden Büsten, Eli<br />
Lotar I und Eli Lotar II, die in unendlich vielen Sitzungen<br />
langsam und mühevoll Gestalt annahmen.<br />
en Erscheinung mann sein Selbstbildnis mit Glaskugel gemalt hat.<br />
Denn Giacometti wollte jeden lebendigen Augenblick<br />
seines Gegenübers in der Plastik repräsentieren,<br />
ein scheinbar unlösbares Unterfangen.<br />
chöpferischen Welche Zukunft drohte einer mehr als trostlosen<br />
n wechselnder Gegenwart? Zu ihrer Ergründung benutzt der Künstler<br />
im Bild eine Glaskugel, ein Instrument der Mantik,<br />
Umständen, geowie<br />
privater und das ihn zum Seher und Wahrsager macht. Früh<br />
weit mehr noch schon hatte sich Beckmann, epochen- und kulturübergreifend,<br />
für alles aufgeschlossen gezeigt,<br />
sverbot, Exil und<br />
eckmann in höchst was der geistigen Erkenntnis und dem Blick hinter<br />
bstbewusst oder die Erscheinungen der Wirklichkeit diente. Er las<br />
, streitbar oder religiöse, philosophische, mythologische und belletristische<br />
Literatur. Auch Esoterik und Okkultismus<br />
üster. Doch wie<br />
oßem, ewig wech- fesselten ihn. Alles Bedeutungsvolle konnte ihm<br />
Leidenschaften 34 Sean und Scully zum Gegenstand der Kunst werden. Ruhig liegt die<br />
und Nöten verhielt, DreamlandGlaskugel in seiner Hand, behutsam gegen die Brust<br />
1987<br />
s Daseins«, das ihn gedrückt. Helles Licht erfasst das Gesicht und die<br />
Die additive Bildgestalt, die Sean Scully dem kleinformatigen<br />
Gemälde Plum (Kat. 33) gegeben hat, Werkes aber ist die Farbe. Sie erst verleiht ihm Prä-<br />
Das eigentliche Gestaltungselement des dreiteiligen<br />
mindert stark. hohe Stirn. Tief verschattet sind indes die Augen.<br />
ist bei Dreamland in ein rechteckiges und geradezu senz und Gewicht und bestimmt seine Architektonik.<br />
architektonisch anmutendes Großformat gesteigert. Entfiele sie, bliebe allein das knapp skizzierte<br />
Sinnend geht sein ernster Blick zugleich nach innen<br />
Bereits Werke der frühen 1970er Jahre reflektieren Liniengerüst übrig, das ihm zugrunde liegt. Farbe<br />
architektonische Strukturen von Brücken und Verkehrswegen<br />
sowie von Industrieanlagen und Gebäude-<br />
ästhetischen Eigenwert und ihren Gestaltungswert.<br />
also konstituiert das Bild als Bild – durch ihren<br />
laskugel entstand,<br />
hinaus in den dunklen Raum, der sich jenseits<br />
fassaden, die Scully in seinem damaligen Wohnort Im Unterschied zur Symmetrie der dreiteiligen Bildkonstruktion<br />
ist sie asymmetrisch verteilt, wodurch<br />
Newcastle-upon-Tyne im Norden Englands täglich<br />
vor Augen hatte und seine Seherfahrungen prägten. die Komposition des Bildes in ein prekäres, wenn<br />
rlin, die Emigration des mächtigen Körpers und einer offenen Tür, die<br />
auch haltbares Gleichgewicht gerät. Gerade aber<br />
Für die großformatigen Werke der 1980er Jahre das Abweichen der Farbe von der Symmetrie der<br />
bedeutet »architektonisch« freilich nicht, dass sie Bildkonstruktion veranschaulicht ihre ästhetische<br />
nach der Machtland,<br />
wurde er liche und Ungewisse verliert. Durch den Verzicht auf<br />
seinen Kopf wie ein Nimbus hinterfängt, ins Unend-<br />
begehbar sind. Wie alle seine Gemälde ist auch und gestalterische Autonomie.<br />
Dreamland ganz auf die Wand bezogen und dient<br />
allein der Anschauung. Die architektonische Anmutung<br />
resultiert jedoch aus der physischen<br />
Addition seiner drei Einzelteile zu einer kompakten<br />
Bildkonstruktion, ebenso aus der strikten Gliederung<br />
ter Städelschule jedes erzählerische Detail erscheint Beckmann, der<br />
in vertikale und horizontale Bildfelder, welche sowohl<br />
die Vorstellung von tragenden und lastenden Teilen<br />
als auch von Mauerwerk erzeugen, und nicht zuletzt<br />
en ihn und sein nur mit dem Attribut des Wahr-Sehens und -Sagens<br />
aus dem Duktus der Malerei, der bewusst und<br />
systematisch der jeweiligen Längsausrichtung der<br />
Bildfelder und somit der Grundstruktur des Bildes<br />
onprinzenpalais, ausgestattet ist, den realen Zeitumständen enthoben.<br />
folgt.<br />
ie für moderne und So ist hier der mit leiblichen und geistigen Augen<br />
eine Gemälde von der Wahrheit zugewandte Mensch das alleinige und<br />
reise in die USA überzeitliche Bildthema. Es tritt mit hohem Anspruch<br />
irekt nach Hitlers auf und verleiht dem Künstler eine geradezu prophetische<br />
Aura. Hölderlin, der zu Max Beckmanns<br />
fnung der Großen<br />
Beckmann mit Lektüre gehörte, schrieb einst: »Aber es wohnet auch<br />
h in Amsterdam ein Gott in dem Menschen, daß er Vergangenes<br />
ruppen besetzt und Zukünftiges sieht«. Was es über dieses zu sagen<br />
kendem Exil, am gibt, das offenbart sich in Beckmanns Bildern.<br />
UW<br />
»Kunst wäscht den staub des Alltags von der seele.« Pablo Picasso<br />
21<br />
Max Beckmanns »Selbstbildnis mit Glaskugel«, Fernand Légers »La<br />
Danseuse« und Pablo Picassos »Femme dans un fauteuil« sind nur drei<br />
Beispiele großartiger Kunstwerke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation,<br />
die derzeit rund 250 Gemälde, Skulpturen, Plastiken, Objekte und<br />
Fotografien von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart umschließt.<br />
Dieses großzügig gestaltete Buch zeigt in 80 zumeist ganzseitigen<br />
Abbildungen alle Kunstwerke, die vom Dezember 2016 bis Oktober<br />
2017 im Kunst museum Liechtenstein zu sehen sind. Weit mehr als ein<br />
Ausstellungs katalog vermittelt es dem Leser die Vielfalt der Kunst vom<br />
späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart; Werke einer Kunst epoche,<br />
deren ästhetische und inhaltliche Fragen vor dem Hintergrund eines sich<br />
radikal verändernden Welt- und Wirklichkeitsverständnisses ständig<br />
neu gestellt werden. Die Facetten dieser Epoche und die Entstehungsgeschichte<br />
der ausgestellten Kunstwerke werden in ausführlichen<br />
Begleittexten vom Kurator Uwe Wieczorek und der Kunsthistorikerin<br />
Angela Schneider beleuchtet.<br />
Einen Schwerpunkt in Katalog und Ausstellung bilden die Werke von<br />
Max Beckmann. Neben dem »Selbstbildnis« aus dem Jahr 1936 werden<br />
auch »Bücklinge« (1928), »Strand mit Booten an der Riviera« (1938),<br />
»Traum des Soldaten« (1942/43), »Frau mit Zigarette in Blauviolett« (1944)<br />
sowie »Mann im Dunkeln« (1934) gezeigt. Weitere mit mehreren Werken<br />
vertretene Künstler sind Alberto Giacometti, Ernst Ludwig Kirchner, Paul<br />
Klee, Jean Dubuffet, Imi Knoebel, Gotthard Graubner und Sean Scully.<br />
Hilti Art Foundation<br />
Kirchner, Léger, Scully & mehr<br />
Werke aus der Sammlung<br />
156 seiten, hardcover mit leinenüberzug und sU<br />
Fadenheftung, Format 23 x 30 cm, € 39.– | sFr. 39.–<br />
IsBn: 978-3-03876-113-6 (dt. ausgabe) | jan 17<br />
IsBn: 978-3-03876-114-3 (engl. ausgabe)