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Depression - Medizin Akademie

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16<br />

besondere Sorgfalt im therapeutischen<br />

Vorgehen wegen veränderter<br />

pharmakodynamischer und pharmakokinetischer<br />

Situationen geboten<br />

ist, die sich auf Nebenwirkungen<br />

und Interaktionen auswirken können<br />

(siehe Tabelle 10).<br />

3.4.13 Auswahl des Psychopharmakons<br />

bei Komorbidität<br />

Viele Patienten zeigen gleichzeitig<br />

mehrere psychiatrische Störungen<br />

(Komorbidität). So leiden z.B. viele<br />

depressive Patienten auch unter einer<br />

Abhängigkeitserkrankung bzw. umgekehrt<br />

viele Suchtpatienten unter<br />

einer affektiven Störung. Werden<br />

nicht beide Störungen diagnostiziert<br />

und behandelt, was leider häufig der<br />

Fall ist, besteht die Gefahr der Chronifizierung<br />

und einer ungünstigeren<br />

Prognose.<br />

3.4.14 Auswahl des Psychopharmakons<br />

bei Schwangerschaft<br />

Eine Indikation für die Einnahme von<br />

Antidepressiva in der Schwangerschaft<br />

kann bestehen bei:<br />

• Entwicklung einer schweren <strong>Depression</strong><br />

während der Schwangerschaft,<br />

• unbedingt notwendiger Erhaltungstherapie<br />

wegen Rückfällen<br />

nach Absetzen in der Anamnese (eine Dauermedikation<br />

sollte nicht unterbrochen werden) (siehe Tabelle 11).<br />

Antidepressiva während der Schwangerschaft:<br />

• In den ersten 20 Tagen besteht keine pharmakologische<br />

Beeinflussung des Embryo durch die Medikamenteneinnahme<br />

der Mutter.<br />

• Auf eine Medikation im 1. Trimenon sollte möglichst<br />

verzichtet werden.<br />

Tabelle 11:<br />

Auswirkungen von <strong>Depression</strong> bei werdenden<br />

Müttern<br />

clinicum sonderausgabe<br />

<strong>Depression</strong> der Mutter führt zu<br />

Intrauterin<br />

• Ev. direkter Einfluss auf<br />

die Kindesentwicklung<br />

in utero<br />

• Versäumen von Mutter-<br />

Kind-Pass-Untersuchungen<br />

• Vernachlässigung der<br />

persönlichen Pflege<br />

• Suizidalität<br />

Postpartum<br />

• Gestörte Mutter-Kindbeziehung<br />

• Vernachlässigung<br />

• Geringe Förderung des<br />

Kindes<br />

Univ.-Doz. Dr. Christian<br />

Geretsegger<br />

1. Psychiatrische<br />

Abt.,Landes-Nervenklinik,<br />

Salzburg<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.<br />

Christian Haring<br />

Psychiatrisches<br />

Krankenhaus des<br />

Landes Tirol,<br />

Hall<br />

Prim. Dr. Manfred<br />

Haushofer<br />

Psychiatrische Abt.,<br />

Donauspital im<br />

SMZ-Ost,<br />

Wien<br />

Prim. Dr. Marion<br />

Kalousek<br />

3. Psych. Abt., Psychiatrisches<br />

KH<br />

Baumgartner Höhe,<br />

Wien<br />

Univ.-Doz. Dr.<br />

Gernot Langs<br />

Kurklinik Bad<br />

Bramstedt,<br />

Deutschland<br />

• Es sollten keine neu auf dem Markt<br />

befindlichen Pharmaka eingesetzt<br />

werden.<br />

• Im dritten Trimenon sind höhere<br />

Dosen erforderlich (Induktion des<br />

Cytochrom P-450-2D6-Isoenzyms,<br />

größere Volumsverteilung, veränderte<br />

Proteinbindung und gastrointestinale<br />

Resorption, Erhöhung der<br />

glomerulären Filtrationsrate).<br />

• 14 Tage vor der Geburt sollte die<br />

Medikamentendosis um 50% reduziert<br />

werden (sonst Ileus und Harnverhaltung<br />

bei TCAs, die Kapazität<br />

der Medikamentenelimination ist<br />

vermindert und eine Akkumulation<br />

ist möglich).<br />

Antidepressiva während der<br />

Stillperiode:<br />

Es besteht keine absolute Kontraindikation<br />

gegen die Einnahme von Antidepressiva<br />

während des Stillens. Alle<br />

Antidepressiva treten zwar in die<br />

Muttermilch über, wobei aber zu bedenken<br />

ist, dass der Säugling nur geringe<br />

Milchmengen aufnimmt und<br />

die darin enthaltenen Medikamente<br />

noch resorbieren muss. Die pharmakologische<br />

Belastung ist daher wesentlich<br />

geringer als intrauterin!<br />

Unter oben angeführten Prämissen<br />

ist im Einzelfall individuell zu entscheiden, ob das Antidepressivum<br />

während des Stillens weiter verabreicht<br />

werden soll oder das Abstillen für Mutter und Kind die<br />

zweckmäßigere Lösung darstellt.<br />

Welche Präparate sind in der Schwangerschaft und Stillperiode<br />

zu bevorzugen?<br />

• Generell stellen die SSRI die Mittel der ersten Wahl dar,<br />

wobei über Fluoxetin die meisten Daten vorliegen. Auch<br />

von den anderen SSRI liegen bis jetzt keine negativen<br />

Daten vor.<br />

• Als Mittel der zweiten Wahl gelten TCA und die Elektroheilkrampftherapie.<br />

• Auf Antidepressiva, die erst seit kurzem am Markt sind,<br />

sollte wegen fehlender Daten vorläufig verzichtet werden.<br />

• Kontraindiziert sind weiters Valproinsäure, Lithium,<br />

Carbamazepin (Spina bifida in 1%) und Benzodiazepine<br />

(Lippenspalten, kontroversiell diskutiert).<br />

3.4.15 Auswahl des Psychopharmakons bei Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

Insgesamt liegen wenig Untersuchungen zur antidepressiven<br />

Therapie bei Kindern und Jugendlichen vor.<br />

Die wenigen durchgeführten Untersuchungen ergeben,<br />

dass die Antidepressiva auch bei dieser Gruppe einen

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