Depression - Medizin Akademie
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1. Einleitung<br />
1.1 Bedeutung der <strong>Depression</strong> im Spektrum<br />
der Diagnosen der heutigen <strong>Medizin</strong><br />
<strong>Depression</strong>en zählen gemeinsam mit kardiovaskulären<br />
Erkrankungen zu den häufigsten Erkrankungen. Auf<br />
Grund epidemiologischer Studien weist die WHO darauf<br />
hin, dass sie in Zukunft die am häufigsten gestellte Diagnose<br />
sein werden. Depressive Erkrankungen stellen daher<br />
ein großes Gesundheitsproblem der heutigen Gesellschaft<br />
dar.<br />
In Tabelle 1 sind die häufigsten Ursachen von Erwerbsunfähigkeit<br />
dargestellt, woraus hervorgeht, dass psychiatrische<br />
Erkrankungen die häufigsten Ursachen von<br />
Erwerbsunfähigkeit weltweit sind (siehe Tabelle 1).<br />
Tabelle 1:<br />
Die häufigsten Ursachen von<br />
Erwerbsunfähigkeit weltweit 1990<br />
Fälle in Millionen in %<br />
Alle Fälle 472,7<br />
1 Unipolare Major <strong>Depression</strong> 50,8 10,7<br />
2 Eisenmangel-Anämie 22,0 4,7<br />
3 Stürze 22,0 4,6<br />
4 Alkoholmissbrauch 15,8 3,3<br />
5 COPD 14,7 3,1<br />
6 Bipolare Störungen 14,1 3,0<br />
7 Kongenitale Anomalien 13,5 2,9<br />
8 Osteoarthritis 13,3 2,8<br />
9 Schizophrenie 12,1 2,6<br />
10 Zwangserkrankungen 10,2 2,2<br />
(Murray CJL, Lopez AD eds.; The global burden of disease. Summary.<br />
Cambridge, Massachusetts, USA: Harvard School of Public Health, 1996: 20–6)<br />
Verglichen mit anderen häufigen medizinischen<br />
Erkrankungen wie Hypertonie,<br />
Diabetes, Herzerkrankungen, Arthritis<br />
bzw. Lungenerkrankungen weisen Patienten,<br />
die an einer <strong>Depression</strong> erkrankt<br />
sind, einen größeren Grad an Behinderung<br />
auf. Sie haben mehr Krankheitstage<br />
als Patienten mit Arthritis, Hypertension<br />
und Diabetes (siehe Abbildung 1). <strong>Depression</strong>en<br />
stellen die Hauptursache von<br />
Suiziden dar, und im Vergleich zu den<br />
Todesfällen mit Aids bzw. Malaria kann<br />
festgehalten werden, dass weltweit etwa<br />
dreimal so häufig Menschen an Suiziden<br />
versterben wie an Aids und etwa achtmal<br />
so häufig wie an Malaria.<br />
Innerhalb der<br />
psychiatrischen Erkrankungen<br />
nehmen<br />
<strong>Depression</strong>en einen<br />
großen Anteil ein.<br />
Wie aus Tabelle 1<br />
clinicum sonderausgabe<br />
Hypertonie<br />
Diabetes<br />
Herzkrankung<br />
Arthritis<br />
Lungenerkrankung<br />
Keine<br />
auch entnommen werden kann, gehören <strong>Depression</strong>en<br />
zu den häufigsten psychiatrischen Störungen, und in der<br />
allgemeinmedizinischen Praxis sind sie wahrscheinlich<br />
jene Krankheit, mit welcher der Hausarzt am häufigsten<br />
konfrontiert ist. Epidemiologische Studien in verschiedenen<br />
Ländern haben gezeigt, dass im Verlaufe ihres Lebens<br />
(Lebenszeit-Prävalenz) etwa 17% der Gesamtbevölkerung<br />
an einer <strong>Depression</strong> erkranken. Etwa ein Drittel<br />
davon, also ca. sechs Prozent, leiden an einer <strong>Depression</strong>,<br />
die zwar gering ausgeprägt, aber immerhin noch klinisch<br />
relevant ist (siehe Abbildung 2).<br />
Abbildung 2:<br />
Epidemiologie depressiver Erkrankungen<br />
Noch höher ist die Prävalenz von <strong>Depression</strong>en bei Patienten,<br />
die den praktischen Arzt aufsuchen. Verschiedene<br />
Fragebogenstudien haben gezeigt, dass zwischen 12%<br />
und 25% dieser Patienten an einer <strong>Depression</strong> unterschiedlichen<br />
Schweregrades leiden. Mehrere Untersuchungen<br />
haben darauf hingewiesen, dass bei einem<br />
Großteil der depressiven Patienten, die den Hausarzt<br />
aufsuchen, das Krankheitsbild der <strong>Depression</strong> unerkannt<br />
bleibt.<br />
Abbildung 1:<br />
Einschränkung der Lebensqualität<br />
(Allgemeinbevölkerung)<br />
<strong>Depression</strong> in %<br />
82,9% keine<br />
5,6% leichte<br />
7,3% mittelgradige<br />
4,2% schwere<br />
<strong>Depression</strong> im Vergleich mit anderen chronischen Erkrankungen<br />
„Physical” „Social” „Role” „Bed days”<br />
<strong>Depression</strong> hat größere Einschränkung der Lebensqualität (p < 0,05)<br />
<strong>Depression</strong> führt zu kleinerer Einschränkung der Lebensqualität (p < 0,001)<br />
Kein Unterschied (p > 0,05)<br />
Wells et al 1989