Depression - Medizin Akademie
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e des synthetischen Kortikoids Dexamethason nicht erniedrigt (der physiologische,<br />
negative Feedback-Mechanismus ist unterbrochen).<br />
2 Bei 20–40% der depressiven Patienten führt die Gabe von TRH (thyroid releasing<br />
hormone) nicht zu einem TSH- bzw. Schilddrüsenhormon-Anstieg. Dies wurde<br />
allerdings auch bei schizophrenen und alkoholkranken Patienten beschrieben.<br />
3 Verminderung der Konzentration des Serotonin-Metaboliten 5-Hydroxy-<br />
Indolessigsäure (5-HIES) im Liquor depressiver, vor allem suizidaler und impulsiver<br />
Patienten als Ausdruck eines reduzierten Serotonin-Turnovers im<br />
ZNS.<br />
4 Reduktion der Zeit (im Vergleich zum Gesunden) bis zum Auftreten der ersten<br />
REM-Phase im Schlaf-EEG depressiver Patienten.<br />
5 Ein reduzierter Glucose-Umsatz in bestimmten Hirnarealen könnte ein Hinweis<br />
auf eine verminderte metabolische neuronale Aktivität sein.<br />
6 Die Befunde bezüglich des Cholesterinspiegels bei <strong>Depression</strong> sind äußerst<br />
kontroversiell; die in mehreren Studien gefundenen erniedrigten Cholesterinwerte<br />
könnten Ausdruck reduzierter Nahrungszufuhr sein.<br />
7 Nach Absenkung zentraler Neurotransmitter (5-HT, NA) kommt es bei remittierten<br />
depressiven Patienten zu einer subklinisch-ausgeprägten Symptomatik<br />
(vgl. Ergometrie in der Inneren <strong>Medizin</strong>).<br />
Insgesamt sind alle neurobiologischen Befunde bei depressiven<br />
Patienten zu wenig robust, um als valide biologische<br />
Marker für die klinische Beurteilung in der Diagnostik<br />
der <strong>Depression</strong> herangezogen zu werden, geschweige<br />
denn diese ersetzen zu können. Für die Grundlagenforschung<br />
stellen diese Befunde jedoch wesentliche<br />
Ausgangspunkte für weitere wissenschaftliche Untersuchungen<br />
dar.<br />
3. Behandlung<br />
Tabelle 3:<br />
Von den (psychopathologischen) Symptomen zum Syndrom<br />
Verhaltensbeobachtung:<br />
Mimikarmes, angsterfülltes, „leeres“<br />
Gesicht, hängender Kopf, hängende<br />
Schultern, seufzende, stöhnende,<br />
langsame Sprache, ratloses Erzählen,<br />
verlangsamter Bewegungsablauf, Bewegungsunruhe,<br />
verhaltene oder offen<br />
gezeigte Aggressivität.<br />
Subjektive Beschwerdeschilderung<br />
des Patienten:<br />
Organisch anmutende Symptome:<br />
Schwindel, Sensibilitätsstörung, Kopfschmerzen,<br />
Kreuzschmerzen, Gelenksschmerzen,<br />
Müdigkeit, allgemeine<br />
Schwäche, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.<br />
Psychische Symptome: Antriebs-, Lust-,<br />
Rat-, Mut-, Hoffnungs-, Perspektivenlosigkeit,<br />
Weinerlichkeit, Grübeltendenzen,<br />
innere Leere, innere Unruhe,<br />
ungerichtete Angst, Einengung des<br />
Denkens, Fühlens und Handelns, Biorhythmusstörungen.<br />
Vegetative Symptome: Diese Symptome<br />
erfordern sowohl eine organische<br />
Abklärung wie auch eine Exploration.<br />
3.1 Das stufenweise Vorgehen in der Behandlung<br />
von depressiven Patienten<br />
Grundlage der <strong>Depression</strong>sbehandlung ist die Diagnostik<br />
und das verständnisvolle, stützende ärztliche Gespräch<br />
mit Erstellung eines Behandlungsplanes. Der<br />
Schwerpunkt der Therapiemaßnahmen orientiert sich<br />
zum einen am klinischen Zustandsbild, zum anderen an<br />
den anzunehmenden Bedingungskonstellationen der Erkrankung.<br />
Nach korrekter Diagnosestellung sollte nach<br />
dem in Abbildung 6 (siehe Seite 8) dargestellten Diagramm<br />
vorgegangen werden.<br />
Wenn auf zwei Antidepressiva mit unterschiedlichem<br />
Wirkmechanismus keine Effizienz zu erzielen ist: siehe<br />
Kapitel 4 „Therapieresistenz“.<br />
Nach der Akutbehandlung einer ersten depressiven Episode<br />
sollte die weitere medikamentöse Behandlungsdauer<br />
im Sinne einer Erhaltungstherapie vier bis sechs Monate<br />
betragen, danach kann man die Medikation eventuell<br />
langsam ausschleichen.<br />
Ab drei Krankheitsphasen (bereits nach zwei Phasen bei Vorliegen<br />
von spezifischen Risikofaktoren) innerhalb von fünf<br />
Jahren ist eine Langzeitmedikation im Sinne einer prophy-<br />
Fremdanamnese:<br />
Sollte möglichst durchgeführt werden.<br />
Syndrom: Es ist wichtig, bei der Exploration trotz der Mannigfaltigkeit der geschilderten Symptomatik unbedingt nach<br />
den Kernsymptomen der <strong>Depression</strong> zu fragen. Eine <strong>Depression</strong> ohne depressive Symptomatik ist selten (sog. larvierte <strong>Depression</strong>).<br />
Durch die einfache Frage, ob der Patient diesen Zustand schon von früher her kennt, oder ob es in der Familie jemanden<br />
gibt, der an einem ähnlichen Beschwerdebild gelitten hat, bekommt man relativ rasch einen Hinweis darauf, ob es sich um<br />
eine wiederkehrende <strong>Depression</strong> handelt, beziehungsweise ob eine positive Familienanamnese vorliegt.<br />
7<br />
sonderausgabe clinicum