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Barftgaans 6/7 2017

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FEUERLILIEN UND MENSCHEN<br />

Eine Suche in der Natur und in alten Gärten<br />

Während die Lilien-Ausstellung am Samstagnachmittag, 1. Juli, geöffnet<br />

bleibt, werden die Mitglieder der ELG das Feuerlilienfeld in<br />

Govelin/Göhrde besichtigen. Auch für Lilienkenner ist dieses Feld eine Besonderheit.<br />

Es ist einzigartig, denn nirgendwo sonst findet man noch einen<br />

so großen Feldbestand dieser Lilie inmitten selten gewordener Wildkräuter,<br />

die früher auf unseren Äckern heimisch waren. Es steht übrigens<br />

generell für Besucher offen (mehr Infos www.lilienpfad.de). Schon in der<br />

Mitte des letzten Jahrhunderts sind die Feldbestände der einzigen einheimischen<br />

Lilie der norddeutschen Tiefebene selten geworden. Bereits<br />

damals begann sie eine neue Karriere als Gartenpflanze, die sie vorerst<br />

rettete. In der Landschaft ist sie vermutlich im Westen Niedersachsens<br />

gänzlich ausgestorben, während sie im Osten, mit dem Landkreis Uelzen<br />

als Mittelpunkt, in einer besonders vitalen Form noch als Einzelstück herumgeistert.<br />

„Im letzten Jahr besichtigte ich einige Gärten in Niedersachsen.<br />

Die Besitzer waren meist ältere Semester, die mir mit Stolz ihre oft<br />

uralten Bestände (von der Schwiegermutter geerbt oder irgendwann mal<br />

aufgetaucht) zeigten. In den Nachbargärten war meist nichts zu sehen.<br />

Wenn diese Besitzergeneration einmal ihre Gärten verlässt, werden es<br />

vermutlich auch ihre Lilien.“<br />

Es sei damit zu rechnen, dass mit diesen Lilien nicht nur ein Naturschatz,<br />

sondern auch ein Kulturgut der immer weniger werdenden bäuerlichen<br />

Gesellschaft verschwindet. Es steht zu befürchten, dass diese<br />

Wildart keinen Platz in einem Naturpark oder einem dicht geschlossenen<br />

Urwald findet, denn hier würde sie verdrängt werden. „Wie wir Menschen<br />

liebt sie die offene Kulturlandschaft mit ihrer vielfältigen Gliederung. Sie<br />

braucht den Menschen, der die Landschaft offenhält so sehr, wie sie von<br />

ihm in der immer intensiver genutzten Landschaft verdrängt wird“, erläutert<br />

Koch. In den bäuerlichen Gärten kommt sie aber ebenfalls gut zurecht,<br />

wenn man sich nur ein wenig auf ihre nicht allzu hohen Ansprüche<br />

einlässt. Ein flacher Mulch und horstig wachsende Begleitstauden helfen<br />

ihr, den Wurzelraum schattig und feucht zu halten, ohne den Schnecken<br />

Verstecke zu geben. „Die hier vorkommende Feuerlilie ist eine besondere<br />

Form, die in der Literatur nicht weiter beschrieben wird,“ berichtet Koch<br />

über eine weitere Besonderheit der hiesigen Lilienvorkommen, die er „Typ<br />

3“ nennt. Alle Feuerlilien vermehren sich durch Brutzwiebeln. Typ 3 bildet<br />

sie nur im Blütenstand, „Bulbiferum“ am ganzen Stängel und „Croceum“<br />

nur unterirdisch. Beim Typ 3 sind die Brutzwiebeln in der Blüte noch klein,<br />

doch einige Wochen später abgenommen, sind sie schon so groß, dass<br />

sie zunächst in einem kleinen Blumentopf und später im eigenen Garten<br />

problemlos weiterwachsen.<br />

Jürgen Koch ist übrigens nicht nur Lilienliebhaber und -schützer, sondern<br />

Pflanzenzüchter von Beruf. Seit 1986 lebt er mit seiner Familie im<br />

Landkreis Uelzen. Seine Liebe zu den Lilien begann bereits zu Studienzeiten,<br />

wo er über einen kleinen Umweg von der Orchidee zur Lilie kam.<br />

Erzählt er über seine blumigen Freunde, gerät der sonst recht sachlich<br />

erzählende Mann, richtig ins Schwärmen. „Sie haben ein bisschen was<br />

Menschliches an sich“, erklärt er und vergleicht die Anatomie der Pflanze<br />

mit unserem Körperaufbau. „… und die Blüten sind ihre Gesichter, die<br />

uns beim Betrachten anschauen.“ Zum einen sind es die Blüten, die ihn<br />

faszinieren, zum anderen der Geruch, der sich bei vielen Arten und ihren<br />

Hybriden sehr vielfältig und nuanciert darstellt.<br />

Feuerlilien gesucht<br />

Die Leserinnen und Leser der <strong>Barftgaans</strong> können dazu beitragen,<br />

diese Lilie in unserem Kreis zu erhalten. Doch dürfen<br />

Sie niemals eine Feuerlilie in der Flur ausgraben, sie sind streng<br />

geschützt. Außerdem sitzen sie so tief im Wurzelfilz, dass dabei<br />

die Zwiebel verletzt werden würde. Bitte melden Sie sich bei mir,<br />

wenn Sie alte Bestände der Feuerlilien im Garten haben. Ich besuche<br />

Sie gerne und dokumentiere Ihre Lilie. Falls Sie selbst hier<br />

leben und in Ihrem Garten Feuerlilien der Region einen Platz geben<br />

möchten, bemühe ich mich gerne, Ihnen einige wenige Stängelbulben<br />

aus Gärten im Kreis zu vermitteln.<br />

Dr. Jürgen Koch, Koppelring 16, 29574 Ebstorf<br />

Telefon 05822 2545, Email: rj.koch@gmx.de<br />

www.barftgaans.de | Juni/Juli <strong>2017</strong><br />

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