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FEUERLILIEN UND MENSCHEN<br />
Eine Suche in der Natur und in alten Gärten<br />
Während die Lilien-Ausstellung am Samstagnachmittag, 1. Juli, geöffnet<br />
bleibt, werden die Mitglieder der ELG das Feuerlilienfeld in<br />
Govelin/Göhrde besichtigen. Auch für Lilienkenner ist dieses Feld eine Besonderheit.<br />
Es ist einzigartig, denn nirgendwo sonst findet man noch einen<br />
so großen Feldbestand dieser Lilie inmitten selten gewordener Wildkräuter,<br />
die früher auf unseren Äckern heimisch waren. Es steht übrigens<br />
generell für Besucher offen (mehr Infos www.lilienpfad.de). Schon in der<br />
Mitte des letzten Jahrhunderts sind die Feldbestände der einzigen einheimischen<br />
Lilie der norddeutschen Tiefebene selten geworden. Bereits<br />
damals begann sie eine neue Karriere als Gartenpflanze, die sie vorerst<br />
rettete. In der Landschaft ist sie vermutlich im Westen Niedersachsens<br />
gänzlich ausgestorben, während sie im Osten, mit dem Landkreis Uelzen<br />
als Mittelpunkt, in einer besonders vitalen Form noch als Einzelstück herumgeistert.<br />
„Im letzten Jahr besichtigte ich einige Gärten in Niedersachsen.<br />
Die Besitzer waren meist ältere Semester, die mir mit Stolz ihre oft<br />
uralten Bestände (von der Schwiegermutter geerbt oder irgendwann mal<br />
aufgetaucht) zeigten. In den Nachbargärten war meist nichts zu sehen.<br />
Wenn diese Besitzergeneration einmal ihre Gärten verlässt, werden es<br />
vermutlich auch ihre Lilien.“<br />
Es sei damit zu rechnen, dass mit diesen Lilien nicht nur ein Naturschatz,<br />
sondern auch ein Kulturgut der immer weniger werdenden bäuerlichen<br />
Gesellschaft verschwindet. Es steht zu befürchten, dass diese<br />
Wildart keinen Platz in einem Naturpark oder einem dicht geschlossenen<br />
Urwald findet, denn hier würde sie verdrängt werden. „Wie wir Menschen<br />
liebt sie die offene Kulturlandschaft mit ihrer vielfältigen Gliederung. Sie<br />
braucht den Menschen, der die Landschaft offenhält so sehr, wie sie von<br />
ihm in der immer intensiver genutzten Landschaft verdrängt wird“, erläutert<br />
Koch. In den bäuerlichen Gärten kommt sie aber ebenfalls gut zurecht,<br />
wenn man sich nur ein wenig auf ihre nicht allzu hohen Ansprüche<br />
einlässt. Ein flacher Mulch und horstig wachsende Begleitstauden helfen<br />
ihr, den Wurzelraum schattig und feucht zu halten, ohne den Schnecken<br />
Verstecke zu geben. „Die hier vorkommende Feuerlilie ist eine besondere<br />
Form, die in der Literatur nicht weiter beschrieben wird,“ berichtet Koch<br />
über eine weitere Besonderheit der hiesigen Lilienvorkommen, die er „Typ<br />
3“ nennt. Alle Feuerlilien vermehren sich durch Brutzwiebeln. Typ 3 bildet<br />
sie nur im Blütenstand, „Bulbiferum“ am ganzen Stängel und „Croceum“<br />
nur unterirdisch. Beim Typ 3 sind die Brutzwiebeln in der Blüte noch klein,<br />
doch einige Wochen später abgenommen, sind sie schon so groß, dass<br />
sie zunächst in einem kleinen Blumentopf und später im eigenen Garten<br />
problemlos weiterwachsen.<br />
Jürgen Koch ist übrigens nicht nur Lilienliebhaber und -schützer, sondern<br />
Pflanzenzüchter von Beruf. Seit 1986 lebt er mit seiner Familie im<br />
Landkreis Uelzen. Seine Liebe zu den Lilien begann bereits zu Studienzeiten,<br />
wo er über einen kleinen Umweg von der Orchidee zur Lilie kam.<br />
Erzählt er über seine blumigen Freunde, gerät der sonst recht sachlich<br />
erzählende Mann, richtig ins Schwärmen. „Sie haben ein bisschen was<br />
Menschliches an sich“, erklärt er und vergleicht die Anatomie der Pflanze<br />
mit unserem Körperaufbau. „… und die Blüten sind ihre Gesichter, die<br />
uns beim Betrachten anschauen.“ Zum einen sind es die Blüten, die ihn<br />
faszinieren, zum anderen der Geruch, der sich bei vielen Arten und ihren<br />
Hybriden sehr vielfältig und nuanciert darstellt.<br />
Feuerlilien gesucht<br />
Die Leserinnen und Leser der <strong>Barftgaans</strong> können dazu beitragen,<br />
diese Lilie in unserem Kreis zu erhalten. Doch dürfen<br />
Sie niemals eine Feuerlilie in der Flur ausgraben, sie sind streng<br />
geschützt. Außerdem sitzen sie so tief im Wurzelfilz, dass dabei<br />
die Zwiebel verletzt werden würde. Bitte melden Sie sich bei mir,<br />
wenn Sie alte Bestände der Feuerlilien im Garten haben. Ich besuche<br />
Sie gerne und dokumentiere Ihre Lilie. Falls Sie selbst hier<br />
leben und in Ihrem Garten Feuerlilien der Region einen Platz geben<br />
möchten, bemühe ich mich gerne, Ihnen einige wenige Stängelbulben<br />
aus Gärten im Kreis zu vermitteln.<br />
Dr. Jürgen Koch, Koppelring 16, 29574 Ebstorf<br />
Telefon 05822 2545, Email: rj.koch@gmx.de<br />
www.barftgaans.de | Juni/Juli <strong>2017</strong><br />
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